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Des Engels Tagebuch

Rrazpharroth
von

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Die weiße Schwalbe wird niemals sterben

Ich sitze auf dem bett im Hotelzimmer. Blicke stumm durch den Raum. Gabriel ist im Badezimmer. Ich höre leise das Rauschen der Dusche. Die Bilder des vergangenen Tages laufen vor meinem inneren Auge. Ich fühle mich komisch. Weder sonderlich bedrückt, noch glücklich. Einfach undefinierbar. Als wäre das geschehene eine Illusion gewesen. Ein Traum aus dem ich gerade erwacht wäre. Ich zweifle sogar daran, dass Mapharran wirklich existiert. Was kann ich in meiner Situation überhaupt noch glauben? Auch der Moment an dem Gabriel und ich uns so nah wie noch nie standen. War das nicht alles nur ein Traum? Ein Wunsch den ich mir im Kopf vorgestellt habe? Ich lege meinen Kopf in die Hände. Die Gedanken scheinen so schwer… geradezu untragbar.
 

Ich höre Gabriel aus dem Bad kommen. Sie bringt eine feuchte Frische mit sich. Eingehüllt im Bademantel setzt sie sich an die Bettkante. Ich sehe sie an. Sie selbst sitzt mit dem Rücken zu mir und lässt den Kopf hängen als sei er genauso schwer wie meiner. Ihr Haar ist feucht und hängt wild über die Schultern und den Rücken. Es wirkt matt. Gabriel selbst sieht erbärmlich aus. So hart es auch klingen mag. Etwas scheint sie schwer zu beschäftigen. Ich kann aber nicht erkennen was, da sie mich nicht anschaut.

„Es tut mir Leid.“ Flüstert sie kaum hörbar.

„Was denn?“ Sie hebt die Schultern:

„Ich weiß nicht. Alles.“ Sie schweigt eine Weile. „Du hast dir das sicher alles anders vorgestellt…“

„Ich habe damit gerechnet, dass mich keinen freundlichen Empfang erwartet. Auch wenn ich gehofft hatte, dass man mich etwas offener aufnimmt, als es im Endeffekt der Fall war.“

„Das muss doch grausam für dich sein…“ Ihre Stimme klingt weinerlich. „Das du aus deinem Zuhause verstoßen wirst, nur weil du zum teil Mensch bist.“ Sie weint. Wenn auch stumm. Ihr Mitgefühl zieht mich mit runter. Gewissermaßen hat sie Recht. Ich bleibe stumm. Ich weiß darauf nichts zu sagen. Doch. Ich weiß etwas. Ich rücke nah zu ihr, lege meine Hände achtsam auf ihre Schultern und lege meinen Kopf auf ihr nasses Haar:

„Du bist mein Zuhause. Und ich bin mir sicher, dass ich von dort niemals verstoßen werde.“ Auf meine Worte bringt sie nur ein Schluchzen heraus. Sie dreht sich zu mir um und umgreift mich fest mit ihren Armen. Ihren Kopf drückt sie gegen meine Brust. Ich erwidere ihre Umarmung. Es fühlt sich so gut an. Die Berührungen trösten mich. Und sie scheinbar auch. Sie Atmet wieder ruhiger.
 

Eine Ewigkeit lagen wir uns so in den Armen. Bis sich ihr griff langsam lockerte. Sie schläft ein. Sinkt langsam in sich zusammen. Behutsam lege ich meine hand auf ihre Schulter um sie wach zu machen. Denn in dieser Position sollte sie nicht schlafen. Mit kleinen Augen blinzelt sie mich an. Ihr Geist ist schon fern von ihrem Körper. Benommen steht sie auf und legt ihren Bademantel ab. Sie trägt ein Oberteil mit sehr schmalen trägern und eine kurze Hose. Schwächlich legt sie sich unter die Decke und macht es sich gemütlich. Mit ihrer Hand klopft sie neben sich und schaut mich an. Ich verberge meine Flügel und lege mich zu ihr unter die Decke. Sie schmiegt sich dicht an mich. Im Halbschlaf sagt sie:

„Morgen beginnt das Fest der Götter.“

„Ja.“

„Gehen wir da zusammen hin? Du und ich.“

„Gern. Es würde mich freuen.“

Zusammen schlafen wir friedlich ein.
 

Ich wache auf. Etwas umfasst sanft meine Schulter. Ich öffne meine Augen und blicke in das strahlende Gesicht von Gabriel:

„Guten Morgen du Schlafmütze. Wir wollten doch auf das Fest.“ Sie klang wie immer. Freundlich und gut Gelaunt. Schon wieder steht sie wie geleckt vor mir. Sie hat es mit allem so eilig. Erfüllt von Vorfreude drängt sie mich zur Eile. Ich stütze mich auf meine Arme und merke dass ich vom letzten Tag noch ganz schön entkräftet bin.

Aber jetzt, wo eine schlafende Stadt erwacht, ist es wohl etwas unsicher sich auf einem der Dächer zu sonnen. Wenn nichts Anstrengendes ansteht, sollte ich den Tag auch noch durchhalten können.
 

Bevor wir das Hotel verlassen baue ich meine Illusion auf. Auf der Straße ist mehr los als gestern. Die Sonne scheint wieder auf voller Kraft und zeichnet den Himmel blau. Als würde sie sich Freuen dass die Bewohner den Göttern ein Fest widmen. Auf den Gehwegen Bahnen sich vor allem Familien und Paare den Weg zur Stadtmitte, zu der es auch immer dichter wird. Gabriel nimmt mich bei der Hand. Ich blicke sie an. Sie lächelt mir glücklich zu:

„Jetzt sehen wir aus wie ein Paar.“ Ich währe fast gestolpert, so sehr brachte mich ihre Aussage aus dem Konzept. Es ist schon irgendwie ein schönes Gefühl. Ich könnte es als Stolz bezeichnen, wären wir wirklich ein Paar.
 

Die Straßen sind für Autos nun gesperrt. Auf der Festmeile in der Innenstadt laufen die Menschen sorglos lachend auf der Straße. Es sind auch viele Besucher aus anderen Städten des Kontinents und vereinzelt auch von anderen Kontinenten. Dabei werden nicht mit Souvenirs gelockt. Es sind verschiedene Stände mit diversen Spielen bei denen man kleine Preise gewinnen kann und Stände, die kleinere Mahlzeiten verkaufen. Es herrscht eine friedliche und angenehme Stimmung in der Luft. Ein Fest das den Rrouharran würdig ist, wie ich finde. Ein Mann hält uns ein kleines Heft entgegen und sagt es sei das Programmheft und eine Karte darin. Die Karte betonte er. Er sprach in gebrochenen Merakianisch. Aber freundlich. Sehr nett, dieser Mann. Wir stellen uns an die Seite und blättern das Heft durch. ‚Es werden auch einige Theateraufführungen stattfinden und Musikgruppen werden für Stimmung sorgen’. Ich weiß nicht warum. Aber ich muss lächeln.
 

„Gehen wir zum Marktplatz. Dort steht die Bühne und es gibt Sitzgelegenheiten.“ Gabriel deutet auf den Fleck in der Karte, der sich zentral von allem befand. „Ich möchte heute Abend auch unbedingt das Feuerwerk sehen. Sie wollen damit die Schönheit der Götter ehren. Am besten gehen wir jeden einzelnen stand durch!!“ Gabriel ist total zappelig. Fast schon kindlich.

Nun aber gehen wir zu erst zum Marktplatz. Die Menschen tummeln hier wie Armeisen auf ihrem Haufen. Man könnte meinen man wäre in einer Großstadt. Gabriel kauft sich nur Süßigkeiten. Mit Schokolade überzogene Früchte, süßes Gebäck und Dinge bei denen meine Kreativität aufhört. Damit setzen wir uns an eine Bank. Gabriel lässt es sich schmecken. Ich beobachte die Menschen. Keinem scheint es heute schlecht zu gehen. Alle Augen strahlen. Das ist schön. Sehr angenehm für mich. Mein Blick schweift zum Himmel. Wie klein ich doch bin.
 

Irgendwo dort oben, existiert der letzte Rrouharran, Mapharran. Ich hatte das Volk anders in Erinnerung. Er wirkt so distanziert und scheint kein Verständnis für mich zu haben. Nicht für mich und nicht für mein Schicksal. Und das einfach nur, weil er keine Gefühle hat. Wenn ich so darüber nachdenke, die unklaren Erinnerungen als Rrouharran mit meinen Erfahrungen als Mensch. So wirkt mein voriges Leben wie ein Traum. Eine Illusion, ein Wunsch. Und das hier wie das Leben.

„Zero?“ Reißt mich ihre Stimme aus den Gedanken. Etwas verstört muss ich sie glaube ich anblicken. „Geht’s?“ Ihre frage verwundert mich. Sie schaut mich besorgt an. Ich schüttele mit dem Kopf:

„nein, es ist alles in Ordnung. Danke.“ Ich glaube ich habe ihr dabei nicht in die Augen gesehen. Wieder schweift mein Blick über den Platz. Es wird schöne Musik gespielt. Vor allem alte Volkslieder, die über die Sagen und Legenden der Der Wolke erzählen. Da ist es schade, dass die Menschheit unser Geheimnis gelüftet hat, wenn sich die Menschen so schöne Geschichten dazu ausdenken können. Und selbst in der Moderne, in der die Religion nicht mehr hauptsächlich ist, ist ausgerechnet dieses Land so loyal geblieben. Eigentlich sollten wir uns geehrt fühlen, so verehrt zu werden. Aber man scheint sich die negativen Dinge besser merken zu können, als die positiven. Aus Selbstschutz? Oder Pessimismus. Vielleicht auch beides.
 

Gabriel hört gespannt den Sängern zu. Die Aufmerksamkeit gilt nur ihnen. Die Sänger scheinen sich geehrt zu fühlen, diese Lieder neu Interpretieren zu dürfen. Denn es steckt viel Leidenschaft in ihren Auftritten. Das Lied ist vorüber. Alle Leute klatschen in die Hände um ihren Respekt zu erweißen, so auch Gabriel. Sie dreht sich zu mir als wäre sie gerade aus einem Traum erwacht:

„Aaah, schön.“ Seufzt sie zufrieden und hat ihr sonniges Lächeln auf den Lippen, „Ich hab kein Wort verstanden.“ Diese Aussage kommt sehr plötzlich. Und passt so gar nicht zu dem davor gesagten. Sie scheint zu erkennen, dass ich überrascht bin: „Was ist denn los, Zero?“

„Nichts. Ich habe eben etwas nicht ganz verstanden. Aber das hat sich erübrigt.“ Ich lächelte ihr zu. Sie ist Goldwert.
 

Nun wird ein Theaterstück vorgeführt. Es handelt von einer sehr alten Legende. Ein junges Mädchen fand eine weiße Schwalbe verletzt am Boden. Sie nahm sie mit nach Hause und pflegte sie gesund. Von da an wich die Schwalbe dem Mädchen nicht mehr von der Seite. Sie wanderten gemeinsam viel über wie weiten Wiesen Dansuls. Die Schwalbe lernte ihre Sprache zu sprechen, so konnten sich beide besser verständigen. Allerdings konnte nur das Mädchen die Schwalbe verstehen. Das ging so weit, dass ihre Mitmenschen glaubten sie sei verrückt geworden. Denn sie gab sich fast nur noch mit der Schwalbe ab. Eines Morgens war die Schwalbe verschwunden. Das Mädchen konnte sie nirgends finden. Schließlich gab sie ihren Mitmenschen die Schuld am Verschwinden ihres Freundes. Sie lief davon. Wollte ihren Freund wieder sehen. Es wurde Winter und es wurde Frühling. Das Mädchen hatte sich nicht einen Tag lang ausgeruht. Total erschöpft brach es zusammen, da löste sich ein Schimmer aus der Wolke der Tausend Diamanten und flog auf sie zu. Es war ihr Freund, die Schwalbe. Die Schwalbe versorgte, das Mädchen, doch leider kam alle Hilfe zu spät. Sie lag im sterben. Die Schwalbe war sehr traurig, aber das Mädchen meinte, das sie sehr Glücklich sei, dass ihr Freund doch noch zu ihr zurückgekehrt ist. Die Schwalbe weinte und verwandelte sich in eine grazile Lichtgestalt. „Dies ist meine wahre Form. Ich bin vom Himmel gefallen und konnte nur in Form einer Schwalbe meine wahre Identität verbergen. Mein Zuhause ist die Wolke. Ich konnte dorthin zurückkehren weil du dich so liebevoll um mich gekümmert hast. Ich möchte, dass du für immer an meiner Seite bleibst. Wenn deine Seele von deiner sterblichen Hülle gelöst ist, so möchte ich dich mit zu mir nach hause nehmen.“ Das Mädchen stimmte zu. Schließlich starb sie und ihre Seele sollte nun für immer an der Seite des Lichtwesens bestehen. Eine Freundschaft die auf Ewig bestehen wird.
 

Die Darsteller beenden ihr Stück. Aber es dauert eine Weile bis der Applaus eintritt. In diesem kurzen Moment herrscht eine behagliche Stille. Gabriel hat sie emotional ergriffen. Sie weint nicht, aber sie ist noch immer still und lässt sich die Geschichte noch einmal durch den Kopf gehen. Aber auch ich finde es wunderschön. Und es ärgert mich zutiefst, dass diese widerwärtigen Wissenschaftler und Forscher die Illusionen und Träume der Dansulaner zerstört haben!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-09-13T21:11:33+00:00 13.09.2010 23:11
hey c:
schönes Kapitel.
Die Geschichte am Ende ist echt süß. <3
Als ich den Titel des Kapitels gelesen habe, dachte ich "eeeh?? Was soll das denn heißen?"... aber es macht Sinn :D
Das nächste Kapitel möcht ich mir noch aufbehalten, jetzt hab ich schon fast alles nachgelesen. Das heißt, du musst schnell weiterschreiben! ;)
viele liebe grüße
hiromi.
Von: abgemeldet
2010-06-06T19:28:08+00:00 06.06.2010 21:28
Tora, Tora, Tora!!!!!
Nach gefühlten 10 Monaten ein neues Kapitel!
Ist mal wieder erfrischend, dass Zero auch positive Gedanken hat ;)
Und im nächsten Kapitel marschieren sie gegen die Wissenschaftler und vernichten sie vollständig aus, ja? :D

Weiter so, Tora, Tora, Tora!
Ich verbleibe als treuer Leser dieser Reihe!
Piep-piep-piep-hat-die-Gab-lieb-Jezal!


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