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Des Engels Tagebuch

Rrazpharroth
von

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Ein Tag klingt entspannt aus

„Wen denn?“

„Dich, Gabriel.“ Sie hört kurz auf zu Streicheln.

„Echt? Nee, komm. Ich doch nicht.“

„Warum nicht? Gibt es da etwas, was ich nicht gesehen habe?“

„Weiß nicht. Du warst doch enttäuscht von mir, weil ich Samsa ausgeschlossen habe.“

„Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Aber du hast es nicht aus Boshaftigkeit getan.“ Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Hier mit ihr zu sitzen. Zu reden. Es kommt mir so vor, als würde ich sie nicht kennen. Mit einem Menschen zu sprechen, offenbart viele Dinge, die man in einer Seele gar nicht lesen kann. Gabriel ist still. Das verunsichert mich ein wenig. Ob ich sie vielleicht verletzt habe? Sie spielt nervös mit meinen Fingern. Ich wollte gerade etwas sagen, da spricht Gabriel:

„Weißt du? Manchmal habe ich das Gefühl, dass du mir was Wichtiges verheimlichst.“ Ihre Aussage schockiert mich. Ich werde auch nervös. Sie hat ja so Recht. Ich muss mir eingestehen, dass ich ein sehr schlechter Lügner bin. Es ist schon eine Frechheit die Intelligenz von Gabriel in Frage zu stellen. „Warum sagst du nichts, Zero?“ Hör auf mir ein schlechtes Gewissen zu machen… Ich habe es doch schon schwer genug…

„Wie meinst du das?“ Sich unwissend stellen ist momentan das einzige, das ich machen kann. Sie dreht sich zu mir um.

„Es kommt mir so vor, als willst du mir eine Seite von dir nicht zeigen. Auch die Person, die immer bei dir hinten im Auto sitzt verheimlichst du mir.“ Ihr Blick zerreist mich innerlich. Ich weiche aus. „Ich bin dir nicht böse, Zero. Ich finde es nur traurig, dass du mir nicht alles sagen willst.“ Ihr Blick sinkt. „Komme ich die nicht Vertrauenswürdig vor?“

„Gabriel.“ Ich nehme ihre Hand. Halte sie fest. Sie hebt den Kopf. „Es gibt manche Dinge, die Zeit brauchen. Manche Dinge bedürfen eines richtigen Zeitpunkts. Ich werde dir nichts vorenthalten. Das will ich gar nicht. Aber momentan kann ich dir einiges nicht sagen.“ Ich hoffe sie versteht es. Doch ihr Blick wirkt noch viel schmerzlicher. Ich wollte es gerade verdeutlichen. Da fällt sie mir in die Arme. Ich lege meine Arme um sie. Ich nehme an, dass sie mir vertraut. Eine ganze Weile liegen wir uns in den Armen.
 

Elmar, Felea und Jimbo kommen.

„Nicht kuscheln! Das ist verboten.“ Gabriel lässt von mir Ab. Ich blicke Elmar an. Wie kann man nur so eifersüchtig sein? Ich rümpfe die Nase. Da fällt mir auf; ich war heute Morgen auch eifersüchtig. Ich bin viel zu menschlich geworden. Wir haben dreiundzwanzig Uhr Abends. In zwei Stunden geht die Sonne unter.

„Ich freue mich schon aufs Feuerwerk. Von hier soll das ja voll gut zu sehen sein.“ Sagt Felea.

„Feuerwerk?“ Was soll das sein? Ich blicke Gabriel fragend an.

„Du weißt nicht was ein Feuerwerk ist?“ spottet Elmar höhnisch.

„Nein weiß ich nicht! Deshalb frage ich, oder etwa nicht?“ antworte ich genauso bissig.

„Bei einem Feuerwerk, werden Raketen in den Himmel geschossen. Wenn sie explodieren verbrennen die verschiedenen Schießpulver und zeichnen schöne, bunte Bilder in den Himmel. Wenn’s dunkel ist, sieht es am schönsten aus. So was wird nur zu großen Feiern veranstaltet.“ Gabriel ist auch verwundert, dass ich es nicht weiß.

„Ah, und was wird gefeiert?“ Alle schauen mich an. Für eine Weile ist es ruhig.

„Heute ist Sommeranfang. Jedes Jahr wird in Merakia das Sommerfest gefeiert.“ Sommerfest. Die Menschen rechnen die Jahreszeiten nach dem Lauf der Sonne. Und heute hat die Sonne auf dem nördlichen Wendekreis ihren Zenit erreicht. Das heißt die Tage werden wieder kürzer.

„Heute ist also die kürzeste Nacht des Jahres.“

„Genau.“ Gabriel stimmt zu.
 

Sie Essen die letzten Kleinigkeiten. Lachen über die Bilder, die Felea die Zeit über gemacht hat. Ich spüre wie der Wind sich dreht. Am Tag weht er vom Innland über den See. Jetzt schwächt er ab.

„Warum sind alle Bilder, auf denen Zero mit drauf ist so milchig?“ Gabriel wundert sich das. Ich werde hellhörig. „Guck doch. Als ob Zero leuchten würde und die Linse blendet!“ Alle sehen mich an. Als ob ich was verbrochen hätte.

„Erwartet ihr von mir jetzt eine Erklärung?“

„In gewisser Weise, ja“ antwortet Felea. „So was habe ich noch nie gesehen. Wenn das einmal passiert, weil irgendetwas die Linse trübt, ist das normal. Aber jedes Bild mit dir ist überlichtet.“ Ich versuche mit Desinteresse auszuweichen. Es liegt sicher daran, dass ich aus Licht bestehe. Aber das kann ich ihr schlecht sagen.

„Ich weiß nicht warum. Vielleicht mag mich die Kamera nicht.“ Jetzt werde ich schon sarkastisch.

„Ich schieße ein Testfoto.“ Sie hält die Kamera hoch und schießt ein Foto. „Schon wieder.“

„liegt es vielleicht an seiner hellen Haut? Er hat ja schon ungewöhnlich helle Haut für einen Schwarzhaarigen.“ Gabriel versucht eine Erklärung zu finden.

„Auf dem Bild sieht es eher so aus als hätte er helles Haar.“ Korrigiert Felea.

„Ist doch egal…“ sagen ich und Elmar zur selben Zeit. Er sieht mich kurz an.

„Vielleicht ist die Kamera kaputt. Kann man jetzt nicht ändern.“ Elmar mag es gar nicht wenn es nur um mich geht. Ich übrigens auch nicht.
 

Das Thema ist schnell wieder vergessen. Die Sonne ist fast unter gegangen. Gabriel und Felea haben sich umgezogen, da ihnen kalt wurde. Auch ich habe mich im laufe der Zeit umgezogen. Fühle mich auch schon viel wohler. Elmar hat sich nur sein Hemd angezogen. Der Stand ist leer geworden. Nur noch ein paar wenige Menschen neben uns halten sich hier auf.

Wir spazieren den Strand entlang. Elmar und Jimbo treiben Schabernack. Gabriel und Felea unterhalten sich wieder über alle möglichen Themen. Die Lichter der Stadt spiegeln sich im See. Es hat etwas Fesselndes. Obwohl ich künstliches Licht eigentlich gar nicht leiden mag. Plötzlich sprüht ein goldener Funkenregen kreisförmig in den Himmel. Darauf ein dumpfer Schlag.

„Oh, das Feuerwerk beginnt! Guck, Zero!“ Gabriel ist ganz außer sich vor Freude. Auch Elmar und Jimbo werden auf das Feuerwerk aufmerksam. Noch einmal explodiert ein goldener Funkenregen. Erwartungsvoll beobachte ich den Himmel über der Stadt.

Dann folgen viele bunte Farbspektakel in der Luft. Meist kreisförmig. Ab und zu spritzen aber auch Fontänen in die Luft. Das sollen Menschen erfunden haben? Scheint mir eher wie Magie. Aber ich verstehe was die Menschen daran so bannt. Ein Lichterregen wie es sonst nur die Sonne zu erschaffen vermag. Ganz banal nachgeahmt mit chemischen Elementen. Die Beschreibung ‚wunderschön’ fasst dieses Phänomen gut zusammen. Es zieht mich ganz in seinen Bann.
 

Gabriel kommt zu mir. Hakt sich bei mir ein und legt ihren Kopf auf meine Schulter. Wie soll ich mich auf das Feuerwerk konzentrieren wenn sie mir mit ihrer Schönheit die Sicht nimmt. Aber ich fühle mich gut. Auf gewisse Weise frei. Unbelassen. Ja. Ich könnte die Welt umarmen!

„Gefällt es dir, Zero?“ Fragt Gabriel.

„Ja. Sehr.“ Ich merke, sie mustert mich.

„Du siehst glücklich aus. So habe ich dich noch nie gesehen.“ Darauf sage ich nichts. Muss ich auch nicht. Zu manchen Dingen muss man nichts sagen.
 

Das Feuerwerk klingt langsam aus. Es war ein tolles Erlebnis. Gabriel gähnt beherzt. Es war auch wirklich ein anstrengender Tag. Myke behält Recht wenn sie sagt, dass auch ein freier Tag sehr anstrengend sein kann.

Wir packen unsere Sachen zusammen. Am Bahnhof warten wir auf den Zug. Schade dass der Tag schon vorbei ist. Wir erzählen auch nicht viel. Gabriel und Felea diskutieren, welche Bilder in ihr Album kommen sollen. Elmar tippt auf einem Mobiltelefon herum.

Nach einer Weile kommt der Zug angefahren. Er ist ziemlich voll. Viele verlassen das Sommerfest. Der Zug pendelt zwischen Yeron und der anderen Stadt. Wir steigen ein. Einen Sitzplatz bekommen wir nicht mehr. Gabriel und Felea lehnen sich an eine Glaswand, die die Sitzbereiche voneinander trennt. Elmar und Jimbo halten sich an den Stangen fest. Ich suche mir eine freie Stelle. Aber die Menschen wollen keinen Platz machen. Also bleibe ich stehen ohne mich festhalten zu können. In diesem Gedränge kann man ohnehin nicht umfallen.
 

Alle reden durcheinander. Ich verstehe immer nur einzelne Wörter. Teilnahmslos stehe ich im Gang. Ich höre wie sich jemand den weg durch den Gang erkämpft.

„Hey, Zero!“ Ich hebe meinen Kopf.

„Samsa?! Wie schön dich zu sehen.“ Eben noch war ich müde. Bin nun aber hell wach. Er zwängt sich auch am letzten Menschen vorbei und umarmt mich. Ich erwidere sie.

„Ich habe dich vermisst, Zero. Ich habe dir so viel zu verdanken.“ Er sieht mich glücklich an.

„lass dich ansehen.“ Ich nehme sein Gesicht in meine Hände. Ich sehe keinen Kummer mehr in seiner Seele. „Du sieht gut aus, Samsa. Richtig gesund.“

„Danke. Aber nur wegen dir.“ Dann verschwindet sein lächeln. „Aber du siehst nicht gut aus.“

„Ich bin müde.“

„Nein. Irgendwas beschäftigt dich.“ Bin ich etwa lesbar, wie ein offenes Buch? Das ärgert mich.

„Die letzte Zeit war nur sehr anstrengend für mich. Nichts, worüber du dich sorgen müsstest, Samsa.“ Samsa schaut misstrauisch. Ich wechsle das Thema. Es ist mir unangenehm über mich zu strechen. „Warst du auf dem Sommerfest?“

„Ja. Du nicht?“

„Nein. Gabriel und ihre Freunde haben mich mit an den Strand genommen.“

„Dann wirst du wohl nicht mit mir noch in die Spielewelt gehen, oder? Wir wollten da noch hin. Meine Freunde und ich. Wir hätten dich mitgenommen.“

„Ich bin froh, wenn ich gleich zu Hause in mein Bett fallen darf.“ Ein wages Schmunzeln fährt mir über die Lippen. „Aber das können wir gerne nachholen. Darauf freue ich mich schon.“

„Na gut.“ Kurzes Schweigen. Ich sehe aus dem Fenster. Wir fahren gerade Yeron ein. „Weißt du. Das habe ich dir noch gar nicht erzählt…“ Samsa wird ganz verlegen. Was er mir wohl sagen möchte? „…Ich habe ein Mädchen kennen gelernt…“ Sein Gesicht wird rot. „…Sie mag mich.“ Er lächelt beschämt. „Das freut mich für dich. Das ist so schön, dass du ein neues, besseres Leben anfangen konntest.“

„Wir gehen oft zusammen aus. Sie ist eine Klasse niedriger, aber das macht nichts. Ich helfe ihr immer bei den Hausaufgaben. Ich habe ihr meine Gefühle noch nicht gestanden… aber ich habe vor es zu tun!“

„Viel Erfolg, Samsa. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt.“ Ich lächle ihn an.
 

Der Zug hält am Hauptbahnhof von Yeron. Alle steigen aus, denn der Zug endet hier. Samsa und Gabriel entdecken sich und grüßen sich freundlich. Das freut mich. Dann verabschieden wir uns voneinander.

„Machs Gut, Zero. Wir hören uns die Tage! Ciao!“ Er winkt mir zu, während er mit deinen Freunden ihrer Wege gehen. Ich winke ihm nach. Ich habe ein unwohles Gefühl. Ich wende mich Gabriel zu. Elmar ist schon gegangen. Solch ein unfreundlicher Schuft! Jimbo reicht mir seine Hand.

„War nett mit dir. Man sieht sich, Zero.“ Er lächelt mir freundlich zu und geht das Gleis wechseln.

Felea, Gabriel und ich machen uns auf den Weg nach Hause.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-12-31T18:20:53+00:00 31.12.2009 19:20
yay~ Samsa :D

Der Anfang gefällt mir sehr gut. Gabriel kommt der Wahrheit immer näher. Ich bin schon so gespannt auf den Moment, an dem sie es erfährt. Falls es den Moment geben wird...^^
Dass Zero sich über seine Menschlichkeit ärgert lässt ihn noch menschlicher wirken. Ich musste lachen, als ich das gelesen habe. :)
Die Idee mit den Fotos macht das Kapitel spannend.

Ist dir sehr gut gelungen ;)
Schreib bald weiter, ich hab in den nächsten Tagen nämlich ein wenig mehr Zeit zu lesen!^-^

viele liebe grüße
hiromi.


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