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Des Engels Tagebuch

Rrazpharroth
von

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Samsa der Einsame

Aus unerklärlichen Gründen haben wir täglich Sport. Also sitze ich mal wieder am Rand. Gabriel assistiert ihrer Lehrerin. So habe ich diesmal keinen an meiner Seite. Verträumt beobachte ich Gabriel. Ich frage mich warum sie Samsa gegenüber so unfair ist. Ich hoffe sie hat einen Grund.

Plötzlich trifft mich ein harter Schlag auf den Kopf. Meine Sinne lassen nach. Ich hab das Gefühl zu taumeln. Dann ein dumpfer Schmerz im ganzen Kopf. Ich höre hämisches Gelächter:

„Uuups. Da hab ich wohl eben nicht aufgepasst, haha“ Ich blicke hoch. Erkenne dieses Charakterschwein das sich Mokta nennt.

„Was schaust du denn so böse? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich das mit Absicht getan habe?“ Sein grinsen verrät doch alles. Er nimmt den Ball wieder in die Hand. Dann wirft er ihn mir mit wucht entgegen. Er trifft mich hart:

Das war Absicht.“ Das wiederholt er.

„Und das auch.“ Er lacht. Seine Freunde lachen. Ich fühle mich gedemütigt. Das schmerzt schlimmer als der Ball. Das wiederholt sich noch einige male. Ich werde zornig. Zu meiner Überraschung fange ich den nächsten Ball. Hole mit ihm aus und schleudere ihn direkt in Moktas Gesicht. Der Ball trifft ihn so heftig, dass er umgeworfen wird. Ich wusste gar nicht, dass ich über solche physischen Kräfte verfüge. Ein angenehmes Erfolgserlebnis. Mokta jammert. Klagt über eine schmerzende Nase. Seine Freunde blicken mich erschocken an und rennen zum Lehrer. Einer hilft Mokta auf.
 

Moktas Nase blutet. Nach dem Erfolgsgefühl kommt die Panik. Alle kommen angerannt und schauen den Verletzten an. Mir werfen sie vorwurfsvolle Blicke zu. Dann kommt der Lehrer. Er sieht bei Mokta nach dem Rechten. Schickt ihn dann in Begleitung eines Schülers ins Krankenzimmer. Er wendet sich mir zu:

„Was war passiert, Zero?“ Sein Blick beschuldigt mich schon, trotz der objektiven Frage.

„Mokta hat mich absichtlich mit dem Ball beworfen. Sollte ich mir das etwa gefallen lassen?!“

„Das kann man auch mit weniger Gewalt lösen, Zero.“ In dem Punkt muss ich ihm Recht geben. Es war falsch ihn zu verletzen.

„Verzeihung.“ Ich verneige mich respektvoll vor dem Lehrer.

„Entschuldige dich bei Mokta, nicht bei mir.“ Mit diesen Worten wendet er sich von mir ab.

„Hört auf zu Gaffen und macht weiter!“
 

Noch immer schäme ich mich in Grund und Boden. Zu setzen traue ich mich nicht. Ich hoffe ich habe vor Gabriel nicht das Gesicht verloren. Jemand von den Jungen kommt auf mich zu. Ich hebe meinen Blick. Es ist Samsa. Mitleid entnehme ich seinen betrübten Augen. Vor mir bleibt er stehen:

„Es tut mir so Leid. Wäre ich nicht gewesen…“

„Es ist in Ordnung. Das habe ich dir gesagt. Oder nicht?“

„Ja…“ Er schweigt. Es liegt ihm etwas auf der Seele. Er verhält sich so. sehen kann ich es nicht. Er schaut zu Boden.

„Möchtest du mir etwas sagen?“ er schaut um sich.

„Na ja… ich wollte sagen… dass ich dich bewundere. Erst hilfst du mir ohne Angst vor denen zu haben und dann kannst du dich gegen sie durchsetzen…“ Er schaut mich dabei an. Er überrascht mich. Es ehrt mich.

„Naja… ich muss jetzt auch wieder…“ flüchtig geht er wieder zu den anderen.
 

In der Umkleide gesellt sich Samsa zu mir. Fragend Blicke ich ihn an.

„Bei dir fühle ich mich wohler…“ Seine Stimme klingt leise und beschämt.

„Das ehrt mich.“ Ich habe überlegt wie man Samsa mehr Selbstbewusstsein geben kann. Aber es ist sicher schwer für ihn. Probleme in der Familie kommen noch dazu.

Was ich mich frage. Er setzt sich neben mich und wartet. Noch immer hat er seine Sportklamotten an.

„Fehlt dir etwas, Samsa?“

„Nein. Ich warte nur.“ Er schaut vorsichtig zu den Klassenkameraden. Einige von ihnen schauen ehrfürchtig zu uns. Ob sie nun Angst vor mir haben?
 

Als nun auch der letzte gegangen ist fängt Samsa an sich umzukleiden. Darum ging es ihm also.

„Ich habe Angst vor meinem Vater. Er ist so oft schlecht gelaunt und ab und zu schmeißt er mich aus dem Haus. Er schlägt auch meine Mutter.“

„Es gibt nichts was du dagegen tun kannst?“ Es überrascht mich, dass er mir seine Sorgen erzählt.

„Ich traue mich nicht zum Vertrauenslehrer. Der hetzt meiner Familie doch gleich das Kinderschutzgericht auf den Hals.“

„Ist das denn schlimm?“

„Mein Vater reißt mir den Kopf ab, wenn ich jemandem davon erzähle…“

„Du kannst dich doch nicht deine Kindheit lang prügeln lassen. Eltern sind da um dir Zuneigung und Zuflucht zu geben. Willst du denn ewig unterdrückt werden?“ Er schweigt den Boden an.

„Samsa, hebe den Kopf. Im Himmel hast du mehr zu sehen.“

„Zero?“ Er schaut mich angsterfüllt an.

„Ja?“

„Würdest du mit mir zum Vertrauenslehrer gehen? Ich habe Angst allein.“

„Natürlich. Wann möchtest du zu ihm gehen?“

„Morgen in der Mittagspause.“

„In Ordnung.“ Er fällt mir in die Arme. Beginnt zu weinen. Fürsorglich lege ich meine Arme um den Jungen. Er tut mir so unglaublich Leid. Wie kann es nur solche Eltern geben?

„Ich habe keine Freunde… nur weil Mokta und seine Freunde mich tyrannisieren… Ich traue mich morgens nicht zur Schule und abends nicht nach Hause… meine Mutter ignoriert mich mittlerweile auch nur noch… Keiner will etwas mit mir zu tun haben… ich darf keine schlechten Noten mit nach Hause bringen… aber lernen kann ich nicht wenn mich mein Vater fast täglich schlägt…“ Er schluchzt unaufhörlich.

„Ich werde versuchen Mokta und sein Anhängsel zur Vernunft zu bringen. Morgen gehen wir auch zum Vertrauenslehrer und kümmern uns um die Probleme mit deinem Vater."
 

Er beruhigt sich langsam. Samsa weint nicht mehr. Schluchzt aber noch immer. Ich höre Schritte. Da steht auch schon Gabriel in der Tür:

“Zero, wo bleibst du so lange? Wir wollten in die Stadt.“ Noch während sie spricht verändert sich ihr Gesichtsausdruck beim Anblick von Samsa.

„Ich habe Samsa getröstet. Ist das etwa ein Fehler?“

„Durch ihn gerätst du noch in große Schwierigkeiten.“ Mit einer Geste bitte ich Samsa sich an die Seite zu setzen. Ich stehe auf und gehe auf Gabriel zu:

„Was hast du gegen Samsa?“

„Ich mag ihn nicht. Reicht doch.“ Ihr Ton spitzt sich unangenehm.

„Warum? Grundlos akzeptiere ich das nicht.“ Sie weicht meinem Blick aus.

„Ich muss nicht jeden mögen…“ Ich packe sie an beiden Oberarmen:

„Gabriel! Was stört dich an ihm?“ Sie schaut mich erschrocken an. Sie fühlt sich bedrängt. Aber es ist wichtig für mich.

„Ich will wegen ihm nicht auch zum Opfer werden, okay? Mokta freut sich doch über jeden neuen Schüler den er piesacken kann! Meinst du etwa ich bin scharf drauf?!“

„Du strotzt doch vor Selbstvertrauen. Warum hast du trotzdem so eine Angst? Als Klasse sollte man zusammenhalten. Nicht andere ausschließen. Du enttäuschst mich. Willst du mich jetzt auch nicht mehr kennen nur weil ich Samsas Freund bin? Du hast doch vorhin mitbekommen was Mokta mit mir gemacht hat. Dann sage du mir jetzt ins Gesicht, dass du mich nicht leiden kannst!“ Sie schubst mich.

„Du bist etwas ganz anderes!“ Sie will wegrennen. Aber ich halte sie fest. Nehme sie in meinen Arm.

„Ich verurteile keinen. Ich verstehe das alles nur nicht.“
 

Samsa kommt auf uns zu. Seine Sachen in den Händen. Bereit zu gehen.

„Ich will deine Freundschaft mit Gabriel nicht aufs spiel setzen, Zero.“

„Das tust du nicht, Samsa. Du und ich werden morgen zum Vertrauenslehrer gehen. Gabriel. Du sagst ihm jetzt auf Wiedersehen und bis morgen.“ Sie schaut mich entsetzt an.

„Das ist nicht nötig. Ich erwarte nichts von ihr.“ Ich halte ihn fest.

„Ihr vertragt euch jetzt! Ihr müsst keine Freundschaft schließen. Aber akzeptiert euch wenigstens.“ Gabriel wird einsichtig. Sie wendet sich Samsa zu:

„Es tut mir Leid. Ich hätte nicht so feige sein dürfen.“

„Ist okay. Du hast mir ja auch nie etwas gemacht. Also bis morgen, Zero und Gabriel.“

„Tschüss...“

„Samsa, habe mehr Selbstvertrauen. Dann schaffst du alles.“ Ich streichle ihm zum Abschied über die Schulter und schenke ihm ein freundschaftliches Lächeln. Dank entnehme ich seinen Augen. Auch er lächelt und verlässt die Umkleide.
 

Gabriel steht da als wäre sie bei einer Untat erwischt worden. Ich habe in gewisser Hinsicht Verständnis für sie. Aber nicht, dass sie Menschen deshalb ausgrenzt.

„Ich hoffe du hast heute etwas dazu gelernt, Gabriel.“ Ich habe auf jeden Fall gelernt, dass auch Menschen, die von Grund auf eine freundliche Seele haben, nicht immer gerecht sind.

„Ich habe ihn dafür ja in Ruhe gelassen.“

„Dass ist keine Entschuldigung.“ Jeder Mensch macht Fehler. Der eine mehr. Der andere weniger. Man kann Menschen nicht unterscheiden. Keine Seele gleicht der anderen.
 

Gabriel und ich machen uns auf den Weg in die Stadt. Die Schule liegt am Rande der Stadt. Das ist zum Lernen besser.

Ich mache mir Sorgen um Samsa. Ob sein Vater ihn heute wieder schlagen wird? Am liebsten hätte ich ihn nicht nach Hause gehen lassen. Ich hätte ihn mitnehmen sollen. Aber ob es Gabriel gefallen hätte?

„Vielleicht kann ich ihn ja näher kennen lernen. Nett ist er bestimmt. Irgendwie.“ Gabriels Entscheidung überrascht mich. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sie ihn doch näher kennen lernen mag.

„Es wird ihn sicher freuen.“ Hoffe ich doch.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  YumithelovelessAngel
2009-07-27T20:49:50+00:00 27.07.2009 22:49
Dieses kapitel bringt einem zum nachdenken...es ist häftig wie einsam samsa ist...er tut mir leid...er hat keine kraft sich zu wehren...er tut mir echt leid...das kapitel löst gefühle aus ^^
es gefällt mir total gut wie alles erklärt wird wie anch und nach gescichte dazu kommt...
ich bin stolz auf gabriel das sie sich drauf eingelassen hat und ihn näher kennenlernen möchte ^^
echt spannend ich wünsche samsa viel glück ^^
hdgdl



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