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Des Engels Tagebuch

Rrazpharroth
von

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Das Licht der Welt

Etwas reißt mich aus einem langen Schlaf. Eine Substanz umgibt meinen müden Körper. Meine Augen sind zu schwer, als dass ich sie öffnen könnte. Dumpfe Stimmen sind zu vernehmen. Es ist aber zu leise und undeutlich um zu verstehen was sie sagen. Dann ein schrilles Piepen. Meine Ohren schmerzen. Etwas schiebt sich an meinen Rücken. Es drückt mich aus der Substanz. Die Stimmen sind auf einmal so laut und Ohrenbetäubend.

„Trocknet ihn ab und legt ihn unter das Rotlicht.“

„Okay. Aber was ist mit der Rehabilitation?“

„Er hat überhaupt keine Muskeln, du Schwachkopf! “

„Entschuldigt… Professor.“

Sie müssen über mich sprechen. Aber die Müdigkeit erlaubt mir nicht zu verstehen was sie meinen.

Langsam falle ich wieder in den Schlaf aus Erschöpfung.
 

Nach scheinbar kurzer Zeit werde ich wieder Wach. Habe ich etwa das Verlangen nach etwas? Nach was? Licht. Ich brauche Licht.

„Sonne…“ Ich höre mich selbst flüstern.

„Was sagst du? Bist du etwa aufgewacht?“ Diese Stimme, sie schmerzt in meinen Ohren. Aber ich möchte ans Licht.

„Sonne…Ich brauche… Licht…“

„Wozu das denn? Reichen dir die Halogenleuchten nicht aus?“

„Du kapierst auch gar nichts, du Holzkopf! Er Braucht Sonnenlicht um zu überleben und keine Halogenleuchten in einem stinkenden Labor. Genauso wie er zu 99% nur aus Licht besteht, du Einfallspinsel!“
 

Die Menschen, die sich dort unterhalten, scheinen mich auf einen Stuhl zu heben. Ich kann nichts sehen. Aus Müdigkeit bekomme ich meine Augen nicht geöffnet. Schieben sie mich? Auf einmal höre ich viele Stimmen. Zu viele Stimmen. Zu laute Stimmen. Aber mit einmal werden sie leise; ja verstummen fast. Zeigen sie Demut vor dem Mann der die ganze Zeit beleidigt?

„Geht wieder an eure Arbeit, ihr Gaffer!“

Dann weht mir ein lauer Wind entgegen. Langsam werde ich munter.

„Wieso kann ich mich nicht entfalten?“ Halte meine Augen noch immer stets geschlossen.

„Ich will das Risiko nicht eingehen dass du uns davonfliegst.“

„Wenn meine Schwingen ausgebreitet sind kann ich mehr Licht einfangen.“

„Klingt plausibel. Ausnahmsweise.“
 

Irgendetwas nimmt den Druck von meinen Schwingen. Ich fühle? Erleichterung. Engel fühlen doch nicht. Ich kenne es zumindest nicht anders. Ich weite meine Schwingen und neige den Kopf gen Himmel. Meine Kraft kehrt zurück.

„Überdimensionale Flügel hast du. Kein Vogel der Welt hat so eine Spannweite wie du.“

Wovon redet er? Spannweite. So etwas ist doch uninteressant. Menschen müssen immer so wissbegierig sein. Ich bin im glauben, schon länger zu leben. Viel länger. Zu lange. Während ich geduldig in der Sonne stehe. Ich besitze Erinnerungen die mir Fremd sind.

Lange durchfährt mich eine Leere. Mein Sinn von keinem Gedanken betrübt. Nur das Fließen der Energie in meinem Körper. Es wird immer kräftiger.
 

Langsam öffne ich die Augen. Licht. Meinen Blick instinktiv auf die Sonne gerichtet. Das ist der Himmel, so wie ich ihn in meinen Erinnerungen sehe.

„Glücklich“ das Wort rollt mir nur schwerfällig über die Lippen.

Denn; ich dürfte keine Emotionen kennen. Was macht mich nur so Menschlich?

„Bist du nun wieder bei Kräften Zero?“

„Zero.“ Ich wende mich dem Menschen zu der mich ‚Zero’ nennt. Ein Mann. Er ist achtundfünfzig Jahre alt. Woher ich das weiß ist mir schleierhaft. Weißes Haar das sehr lichtern geworden ist, über die Jahre.

„Das ist deine Seriennummer ‚ PA2010ZERO’. Aber um nicht alles nennen zu müssen, heißt zu im normalen Sprachgebrauch einfach Zero.“

Mein Ausdruck verändert sich kein bisschen. Nichts spiegelt sich in meinen Augen wider. Der Mann tritt näher. Neugierig starrt er mir in die Augen. Ich sehe Einsamkeit und Schmerz in seinem Blick. Der Mann ist grausam zu anderen Menschen, weil er mit sich selbst nie zufrieden war. Er verletzt sie, weil er im Glauben ist, das sie ihn verletzen.
 

„Du hast keine Pupillen? Siehst du mich denn?“

„Ja. Aber nicht so wie du dich siehst, oder wie andere dich sehen.“

„Sondern? Als rosa Kaninchen?“

„Du willst nicht hören was ich sehe. Es wäre nämlich die nackte Wahrheit.“

„Dann müsstest du einen zufriedenen und erfolgreichen Professor sehen.“ Wenn ich es könnte würde ich ihm mit mehr Gefühl sagen was ich sehe. Aber ich habe nur eine monotone Art zu sprechen.

„Du bist nicht mit dir zufrieden. Du strebst nach Mehr. Immer Mehr. Deshalb wirst du niemals zufrieden sein. Du bist traurig und einsam. Du wünschst dir eine Familie. Du wünschst dir Freun…“

Halt's Maul! Keinen Ton mehr!“

Seine Reaktion bestätigt mich. Ich könnte ihm die Lösung seines Problems nennen. Aber er will gar keine. Sichtlich getroffen fesselt er mir die Schwingen in ein Eisengestell. Ich folge ihm zurück ins Gebäude.
 

Dort übergibt er mich seinen Mitarbeitern. Zornig verlässt er den Raum. Ich hätte es nicht sagen dürfen. Ich habe alte Wunden aufgerissen.

„Was ist in den gefahren?“ Ich schaue die Frau an. Sie ist Blond. Ihr Haar hat sie zusammengebunden.

„Folge mir, Zero.“

Ich sage nichts. In einem Raum bittet sie mich auf die Liege zu setzen.

„Mach bitte deinen Oberkörper frei.“ Ich öffne den Knoten der Kordel. Und ziehe mir das blasslila Gewand von den Schultern. Ganz ausziehen kann ich es nicht. Die Schwingen erlauben es nicht.

„Das kann ich nicht ausziehen.“

„Mh? Warum nicht?“ Diese Frage kann sie sich selbst beantworten.

„Flügel.“

„Oh. Ja dann…“ In dem Moment stürzt der Mann die Tür rein. Mit dem ich gesprochen habe.

„bist du von Sinnen? Du willst nicht wirklich seinen Herzschlag hören?“

„Doch Professor…“ Ich sehe Angst in ihren Augen. Er reist ihr aggressiv das Stethoskop aus der Hand.

„Du Nichtsnutz! Es hat gar kein Herz. Gar nichts von all dem! Bin ich denn nur von Idioten umgeben!?“

„T-tut mir Leid, Professor…“

„Halt deine Klappe und verschwinde. Und du, zieh dich wieder an und folge mir.“
 

Er führt mich in einen weiteren Versuchsraum mit diversen Geräten und Computern. Eine Wand ist vollkommen verglast. So kann man gut in den Nebenraum sehen. Dieser ist vollkommen leer.

„Zieh dir das hier auf den Kopf und gehe in den Simulationsraum.“

Der Professor hält mir eine Kopfbedeckung entgegen. Da wo die Gläser sind sollen bestimmt die Augen sein. Behutsam ziehe ich mir den Helm über. Meine sicht ist dadurch sehr eingeschränkt. Nur mit Mühe finde ich die Tür zum ‚Simulationsraum’. Im Helm ertönt Professors Stimme.

„Kannst du mich gut hören?“

„Ja.“

„Gut. Ich werde nun eine Landschaft Simulieren und du machst genau das, was ich dir sage, verstanden?“

„Ja.“
 

Aus vielen geometrischen Formen entsteht eine Landschaft. Der Helm ist verschwunden. Sogar Wind weht mir ins Gesicht. Aber was unerklärlich ist, dass ich trotz Sonnenschein keine Energie aufnehmen kann.

„Warum könnt ihr meine Sinne täuschen? Das ist unmöglich.“

„Du vergisst dass du menschliche Gene in dir trägst. Du bist kein reiner Engel, das ist der Grund weshalb seine Sinne getäuscht werden können.“

Daran habe ich wirklich nicht gedacht. Wer denkt auch schon über seine Existenz nach.

„Du wirst jetzt fliegen, hast du verstanden?“

„Ja.“

Ich breite meine Flügel aus und stoße mich mit kräftigen Schlägen vom Boden ab. Noch bin ich unsicher. Gewöhne mich aber schnell daran. Instinktiv gleite ich auf einer Windströmung. Das spart Kraft. Denn ich muss nicht so oft mit den Flügeln schlagen. Es treibt mich über die Wolken. Schon wieder ein …Gefühl. Als ob ich hier zuhause wäre.
 

„Er fliegt schnell. Dreihundert Km/h. Wie hält das sein Körper aus, so ganz ohne Druckausgleich? Professor?“

„Ich bin mir nicht ganz sicher. Aber ich schätze er benutzt eine Art Schutzschild.“

„Magie?“

„Nein. Aura. Die Energie, die ihn umgibt. Es ist erstaunlich. Seine Flügel sind für weite Flüge geeignet, wie die einer Schwalbe. Schmal und lang. Damit segelt er über Luftströme wie ein Segelflieger, ganz ohne Kraftaufwand. Ich will wissen wie schnell er noch fliegen kann. Zero, fliegt schneller.“

„Ja.“

Paar mal schlage ich mit den Flügeln.

„450 Km/h.“

„Flieg so schnell wie möglich, Zero.“

„Ja.“

Das ist schon fast unverschämt was er verlangt. Aber ich mache es. Ich habe keine Erklärung für meinen Gehorsam. Also stecke ich viel Energie in meinen Flügelschlag.

„600, Km/h.“

„In der Geschwindigkeit kann er einen Airbus überholen.“

„750 Km/h.“

„Er beschleunigt sehr schnell. Und seine Werte sind Noch immer normal, nein; nur leicht erhöht.“

„850 Km/h, Professor. 150 Km/h und er durchbricht die Schallmauer.“

„Hält das sein Körper aus?“

„knapp 900 Km/h.“

„Seine Werte steigen Rapide an. Das scheint wohl sein Limit zu sein. Zero brems ab.“
 

Ich schlage einen engen Haken und fliege gegen den Wind.

„Professor, meine kraft schwindet.“

Meine kraft ist fast aufgebraucht. Lange halte ich es nicht mehr durch.

„Du kannst landen.“

Das Lasse ich mich nicht zweimal sagen. Stufenweise reduziere ich die Höhe. Bis ich wieder am Bonden stehe. Die Landschaft löst sich so auf, wie sie entstanden ist. Alles scheint um mich rum zu schwimmen. Mir wird Schwarz vor Augen. Den Sturz bekomme ich schon nicht mehr mit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-05-02T17:30:35+00:00 02.05.2009 19:30
die idee gefällt mir.
auch dein stil und die art, wie du zero beschreibst.
bloß das ende ist ziemlich abrupt. aber das machts ja nur spannender :)
meldest du dich bei mir, wenn das nächste kapitel on ist?
lg
hiromi.



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