Augenblicke von Kim_Seokjin (Für mein Wichtel Asaliah) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Mit einem lauten Knall ließ Darren die Wohnungstür zu schlagen, da er keine Lust mehr auf Madelines Geschrei hatte. Er hatte seinen Standpunkt deutlich ausgedrückt. Sie hatte bis heute Abend Zeit seine Wohnung zu räumen und den Wohnungsschlüssel in den Briefkasten zu werfen. Eigentlich eine ganz einfache Kiste, wobei er sich nicht vorstellen konnte, dass seine Ex, zumindest war sie das nun, so einfach hin nehmen würde. Immer noch aufgewühlt durch den Streit ließ er auch die Haustür hinter sich etwas lauter zu knallen, wodurch einige Menschen auf der Straße erschreckt zu dem schwarzhaarigen jungen Mann sahen. Er seufzte genervt und sattelte hievte seine Tasche für die Arbeit auf seine Schulter. Super! Jetzt hast du mal wieder für Aufsehen und neuen Tratsch in der Gegend gesorgt , waren seine grimmigen Gedanken, als er schnellen Schrittes weiter ging. Doch hatte er jetzt keine Zeit sich weiter um seine Nachbarn zu kümmern, die gerade jetzt ihr Unkraut entfernten, Straße kehrten oder sonstige Gartenarbeit taten an einem Samstagnachmittag. Darren wollte nach seinem Urlaub wenigstens den ersten Tag pünktlich an der Arbeit erscheinen. Es war eine Menge los auf dem Flughafen Heathrow, aber so etwas war ja eigentlich zu erwarten. Shane ging ruhigen Schrittes an den sich entweder freudig begrüßenden oder aber zumeist traurig abschiednehmenden Personen vorbei. Natürlich gab es auch Menschen, die alle oder gingen. Zu diesen gehörte er und er musste sich eingestehen, dass er nicht traurig darum war. Wenn er sich vorstellte, dass sein Liebster ihn hier abholen würde und ihn stürmisch begrüßte. Ein kleines Schmunzeln erschien auf den schmalen blassen Lippen und ließen den Rotschopf ein bisschen menschlicher erscheinen. Nicht, dass er wie ein Monster aussah. Nein, er fand, dass er eigentlich ganz gut aussah. Er war groß, hatte breite Schultern, sonnengebräunte Haut, eisblaue Augen und kupferrotes kinnlanges Haare und über sein Nasenbein verteilten sich kleine Sommersprossen. Eigentlich nichts was Menschen abschrecken sollte. Wäre da nicht seine Ausstrahlung. Er wirkte auf andere kühl, abweisend und meist auch ziemlich arrogant, was viele abschreckte. Für ihn ein Problem? Nein, eher das Gegenteil. Shane hatte einfach gerne seine Ruhe und tat seinen Job. Deswegen war er überhaupt in London. Sonst hätte der gebürtige Schotte lieber einen Bogen um die Weltmetrople gemacht. Er mochte die Engländer nicht und sie ihn nicht. Das war aber ein anderes Thema. Erstmal musste er schnellstmöglich zu dem kleinen Café in einer Nebenstraße vom Piccadilly Circus. Die Schritte des Schotten beschleunigten sich, wodurch er beinahe in eine Familie rein gelaufen wäre, sie schienen zu einem der anderen Gates zu wollen. Wütend funkelte er die Personen an und ging weiter. Bis er endlich aus dem Gebäudekomplex draußen war. Als erstes glitt sein Blick nach oben. Der Himmel war bedeckt, graue Wolken hingen, wie so oft hier vor der Sonne. Shane zog seinen Mantelkragen hoch und sah dann zu den wartenden Taxifahrern. Ihm war es egal, welches er nahm und meist, zog er denjenigen vor,der ihm am nächsten stand, sowie auch heute. „Shaftesbury Avenue D 10“, sagte er knapp und mit tonloser dunkler Stimme, als er in den Wagen hinten einstieg. Er hörte das Klicken, als der Zähler eingestellt wurde und sah den misstrauischen Blick des Fahrers im Rückspiegel, als dieser los fuhr. „Na, wie war der Liebesurlaub in Kroatien?“, fragte ein breit grinsender Arbeitskollege von Darren, der sich gerade umgezogen hatte und auf dem Weg in den Spa-Bereichs war. „Bestimmt viel zu schön und romantisch um dir alles bis ins kleinste Detail zu erzählen, James.“, rief Karen dazwischen, die gerade voll gepackt mit frischen Saunahandtüchern aus dem Lagerraum kam, bevor er Antworten konnte. Trotzdem musste er Schmunzeln bei den Beiden. Sie waren manchmal wie ein altes Ehepaar, dabei lief zwischen ihnen nichts. Angeblich. „Wenn man dich so hört, könnte man denken, dass du neidisch bist.“ James lehnte sich an die Wand an und sah zu, wie Karren versuchte die schwere Sicherheitstür zu öffnen. „Ich habe keinen Grund dafür.“, erwiderte die Brünette einen Tick zu zickig. „Aber könnte der Herr sich den einmal dazu herab lassen, mir die Tür..Danke, Darren.“ „Kein Problem.“, lächelte auf sie hinab. „Allerdings hatte ich keinen schönen Urlaub, wir ihr dachtet.“ Er ließ sie vorgehen, ebenso wie James, ehe er ihnen folgte, bzw. hatte er nun ihre Neugierde geweckt und sie würden nicht eher gehen, bis sie wussten, was ihm den widerfahren war. Eigentlich hatte er nicht vor gehabt, so schnell darüber zu reden, aber andererseits wollte er seine zwei Kollegen auch nicht anlügen. „Madeline hatte Spaß mit dem Animateur und dem Kellner, leider nur nicht mit mir.“, begann er zu erzählen. „Aber ich durfte mir anhören, wie sehr sie mich doch lieben würde.“ Das war zumindest die Kurzfassung dessen ganzen. Zu mehr hatte er keine Lust und außerdem musste er sich gleich erstmal um den ersten Aufguss kümmern. Darren zwang sich zu einem aufgesetzten Lächeln und verabschiedete sich von seinen zwei sehr verdutzen Kollegen um in dem Saunabereich zu verschwinden. Heute Morgen um 08:45 Uhr wurde ein Attentat auf den Premierminister Tony Blair verübt. Tony Blair wurde verletzt ins Krankenhaus gebracht, während der Attentäter von der Polizei erschossen wurde.“, begann die kratzige Stimme aus dem Radio zu sprechen. Shanes Augen weiteten sich kurz erschrocken und er drehte am Lautstärkeregeln von Adams Autoradio. Sie hatten sich nach einem kurzen Gespräch in dem kleinen Café, darauf geeinigt, dass sie alles weitere in dem Hotel klären wollten. Shane kam sein Kollege gleich komisch vor und nun wusste er auch warum. Der Attentäter im Alter von ca. 23 Jahren, war auf einmal vor dem Wagen des Premierministers aufgetaucht und hatte den Fahrer erschossen, ehe er sich an das Steuer setzte. Tony Blair hatte über einen Knopfdruck die Polizei verständigt, die das Fahrzeug schnell aufspürten und eine wilde Verfolgungsjagd durch London begann. Sie endet schließlich vor der Westminster Abbey, wo der Attentäter gezwungen wurde aus dem Auto aus zu steigen und sich zu ergeben. Es kam zum Schusswechsel, wo bei der Attentäter tödlich getroffen wurde. Der Bericht ging noch weiter, aber Shane hatte das Radio ausgestellt. Es herrschte eine angespannte Stille in dem Wagen. Shane sah stur gerade aus. Sein Gesicht war kreideweiß und er presste seine Lippen hart aufeinander, so dass sie nur ein schmaler blasser Strich waren. Adam versuchte sich verkrampft auf den Verkehr zu konzentrieren, was ihm deutlich schwer viel, da er befürchtete, dass Shane jeden Moment aus rasten würde. Der Braunhaarige hatte schon vor dem Radiobericht gewusst, was mit Tyler passiert war, es aber noch nicht für den richtigen Zeitpunkt gehalten Shane zu sagen, dass sein Geliebter Tod war. Er musste sich auch gestehen, dass wahrscheinlich für so eine Nachricht nie der richtige Zeitpunkt war. „Du wusstest es nicht wahr?“ Die Stimme von Shane war leise, nur ein Flüstern, doch durch die Stille im Auto, so deutlich und klar zu hören, dass der Angesprochene fast zusammen zuckte. Trotz dessen, dass sein Partner so leise sprach, konnte er die Wut und den Schmerz deutlich heraus hören. „Ja... aber ich..“, begann Adam und wollte es erklären, doch der Schotte machte eine unwirsche Handbewegung und so schwiegen sie wieder. Adam setzte den Blicker nach rechts. Es war die letzte Ecke und dann wären sie an ihrem Zielort angekommen. Mit großen gelbroten Lettern wurde auf das 5 Sternehotel aufmerksam gemacht. Er fuhr wie ausgewiesen in die Tiefgarage und suchte sich einen freien Platz. Es war nicht ganz so einfach, weil an dem Hotel gleich das Messegelände grenzte und momentan eine Süßigkeitenmesse abgehalten wurde. Adam hatte sich gründlich informiert. Es gehörte ja auch zu seinem Job als Auftragskiller. Als er endlich einen Parkplatz gefunden hatte, stellte er den Motor ab und sah zu Shane. Dieser schien immer noch nicht reden zu wollen und wandte sich ab, um auszusteigen. Adam seufzte. Er hätte es ihm wirklich besser gleich sagen sollen. Aber wie? Klar, sie brachten ziemlich oft Menschen um, aber selber mussten sie keine Todesnachricht überbringen. Adam hatte darin keine Erfahrung und wahrscheinlich hätte er es sogar noch gebracht und Shane mehr verletzt oder rasend vor Wut gemacht. Nach einigen Minuten stieg auch Adam aus und ging um das Auto herum, zum Kofferraum, wo sich Shane schon am Gepäck zu schaffen machen. „Ich hätte den Auftrag annehmen sollen, dann wäre Tyler noch am Leben.“, knurrte der Schotte bissig und nahm seine Sachen. „Natürlich und was hätte es geändert? Ich hätte jetzt den Auftrag mit Tyler gemacht und wir hätten die Nachricht aus dem Radio gehört?“, gab Adam sarkastisch zurück, schloss das Auto ab und versuchte dem Shane Schritt zu halten. Was sich als leichter erwies, als er dachte, denn der Schotte blieb auf einmal stehen. „MIR wäre so etwas niemals passiert, verstanden?“, knurrte Shane nun wirklich wütend und griff Adam dabei an dem Kragen seines Hemdes. Dieser seufzte wieder nur und schüttelte den Kopf. Seiner Meinung nach hätten sie niemals so einen Auftrag annehmen sollen, aber nun war es zu spät. „Ich werde nun noch ein letztes Mal aufgießen und danach Eis verteilen.“, erklärte Darren den Saunagästen in der kleinen japanischen Holzhütte,während er sich den Scheiß aus dem Gesicht wischte. Er trug während der Aufgüsse eine Badeshorts, nicht wie einige seine Kollegen nur ein Handtuch um die Hüften. „Sie können danach noch so lange hier drinne bleiben wie sie möchten. Bitte duschen Sie sich danach bevor sie in das Schwimmbecken gehen.“ Es waren die typischen Erklärungen, die er zu machen hatten und schon ganz automatisch aus ihm heraus sprudelten. Er wandte sich von seinen Gästen ab und hob den Holzeimer mit der Wasserkelle an. Der Duft von Eukalyptos und Minze stieg ihm in die Nase, als er die Kelle anhob und über die heißen Steine kippte. Diesen Vorgang wiederholte er bis sein Eimer leer war. Darren genoss die Hitze, die von den heißen Steinen ausging. Kurz blieb er an der Stelle stehen, ehe er sich vor die Stelle setzte und darauf wartete das die Hitze weit genug nach oben wanderte. Dabei lehnte er sich an die Glaswand an und schloss für einige Sekunden seine Augen. Es herrschte eine angenehme Stille in der Sauna. Nur das schwere Atmen von einigen Gästen war zu hören. Auch sein Atem ging schwerer. Er spürte genau, wie sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn, Schultern, Rücken und Bauch bildeten und schnell weiter wanderten. Er griff nach seinem Schweißhandtuch und fuhr sich damit über das Gesicht und die Arme, ehe er sich wieder erhob und seinen Arm gen Decke streckte. Es war heiß genug. „Bitte atmen sie tief durch.“, bat er seine Gäste und fing an mit dem zweiten Handtuch über seinen Kopf die Luft in den Raum zu wedeln. Erst blieb er an einer Stelle stehen, ehe er sich zu erst den Gästen an der Tür zu wandte und dann alle durch ging, bis alle angewedelt wurden. Danach ging er wieder zu den Steinen und holte den zweiten Eimer hervor, der gefühlt war mit winzigen Eiswürfeln. Er nahm zwei händevoll davon und legte es den Gästen auf den Rücken. Zum Schluss sammelte er seine Utensilien ein und ging zur Tür, wo er sich noch einmal um wandte. „Ich hoffe, der Aufguss hat ihnen gefallen und wir sehen uns in einer Stunde wieder.“ Wieder erschien ein kleines Lächeln auf den verschwitzen Zügen von Darren. Seine Gäste applaudierten ihm. An der frischen Luft blieb er kurz stehen um sich zu sammeln und den frischen Abendwind zu genießen. Allerdings hatte er nicht viel Zeit, weswegen er schnell nach drinnen ging. Einmal musste er seine Handtuch zum trocknen hin hängen und die Eimer abstellen und dann wollte er sich noch in aller Ruhe duschen, ehe er wieder mithelfen musste, die Gäste vorne am Eingang des Spa-Bereichs zu bedienen. Mittlerweile deutlich genervt beobachtet Adam, wie Shane seit einer geschlagenen Stunde im Zimmer hin und her lief. Nachdem er unten in der Tiefgarage nach gegeben hatte, war Shane wieder ins Schweigen verfallen. Wollte Adam ihn ansprechen, wurde er angepflaumt und somit, hatte er sich um andere Dinge gekümmert, wie zum Beispiel, sich in das Sicherheitssystem versuchen einzuhacken. Keine leichte Angelegenheit, wie er sich eingestehen musste und wenn man dann einen Kollegen bei sich hatte, der nicht still stehen bleiben konnte, war das ganze noch eine Sache verzwickter machte. „Verdammt! Shane, entweder du beschäftigst dich ohne mich zu nerven oder aber du verschwindest aus dem Zimmer.“, knurrte Adam genervt und hatte den Laptop beiseite gelegt. Er versuchte nun ein letztes Mal bevor der Zimmerservice kommen würde, das Passwort zu knacken und langsam reichte es wirklich. Der Angesprochene war stehen geblieben und funkelte ihn wütend aus den eisblauen Augen an. Adam war ja froh, dass Shane sich nicht in eine Ecke verkroch und heulte, wie ein Schlosshund, aber konnte er nicht wenigstens ein bisschen ruhiger sein. Nur ein bisschen, war das etwa zu viel verlangt. Der Schotte öffnete gerade seinen Mund um etwas zu erwidern, da klopfte es an der Tür. Erschrocken fuhren Beide zusammen, ehe Adam sich wieder an seinen letzten Gedanken mit dem Zimmerservice erinnerte. „Nur unser Abendessen.“, knurrte er und ging zur Tür um sie zu öffnen. Ein junges Mädchen stand vor dieser und hatte zwei Tabletts in der Hand. Adam lächelte freundlich. „Einen schönen guten Tag. Ich bringe Ihnen die Bestellung.“, murmelte sie freundlich, wenn auch etwas zurückhaltend. Vielleicht hatte sie nicht damit gerechnet, dass Adam so groß war. Immerhin knackte er fast die zwei Metergrenze. Aber auch nur fast. Vielleicht wirkte aber sein Lächeln auch nur aufgesetzt und er konnte den genervten und leicht säuerlichen Ausdruck aus seinen markanten Gesichtszügen nicht wirklich damit überdecken. „Vielen Dank!“, erwiderte betont freundlich und nahm ihr ein Tablett ab um ihr mit der freien Hand Trinkgeld zu geben, was sie immer noch zurückhaltend lächelnd annahm, ehe sie auch das zweite Tablett los wurde und die Tür sich wieder schloss. „Ich hoffe, dass sich deine Laune nun ein bisschen bessert, wenn du etwas im Magen hast.“, hörte Adam, Shane direkt hinter sich knurren. Innerlich zählte der Angesprochene bis 10, um nicht doch noch auszurasten. Er hasste es, wenn sich der Schotte anschlich. „Lass den Mist!“, erwiderte er bissig zurück und drehte sich um. Shane hatte sich nicht bewegt, wie er gehofft hatte und so standen die zwei nun direkt voreinander. Es sprach keine Sympathie aus den Gesichtern, die sich mit kühlen Blicken musterten. Adam zwang sich ruhig zu bleiben, was ihm nicht wirklich gelang. Shane und er konnten sich noch nie richtig leiden, akzeptierten einander aber. Nur manchmal, wenn sie sich Beide abreagieren mussten, trafen sie sich. Es war nie etwas romantisches oder zärtliches bei ihren Aufeinander treffen. Nein, sie brauchten es einfach um ihre Wut loszuwerden, die sie bei ihren Partner nicht einfach so los werden konnten. Keiner von Beiden traute es sich. An diese Treffen musste Adam unweigerlich denken, als Shane ihm so nahe war. Jetzt gerade in diesem Moment wünschte er sich fast, dass der Schotte einfach über ihn herfallen würde und seine Trauer und Wut an ihm auslassen würde. Dann konnte er sich sicher sein, dass er bei ihrem Auftrag ruhig an die Sache ran ging. „Mahlzeit.“, grinste Shane nun süffisant und nahm eines der Tablette an sich, um sich auf dem großen Bett bequem zu machen. Es dauerte einige Sekunden, bis sich auch Adam auf dem Bett bequem machte. Er war noch angespannt, wegen eben. Was sollte das? Fragend blickte er kurz zu seinem Gegenüber, doch dieser konzentrierte sich ganz auf sein Rumsteak, somit versuchte sich Adam ebenfalls auf sein Essen zu konzentrieren. Sein Magen forderte es auch lautstark und so verschwanden die ersten Bissen sehr schnell in seinem Mund. Ein leises Piepen ließ ihn wieder aufhorchen und er drehte den Laptop zu sich um. „Endlich,“, murmelte er mit halb vollen Mund. „Wir sind drinne.“ Sofort machte er sich daran, bestimmte Informationen über die Person aus Zimmer 613 zu bekommen. Der Juniorsuite des Hauses. „Nichts besonderes.“, murmelte Adam weiter. „Also haben wir wahrscheinlich heute abend frei.“ „Hmh.. gut.“, erwiderte Shane, der ihn stumm beobachtet hatte. Sein Teller war schon fast leer. „Dann werde ich mich nachher mal auf den Weg in den Spa-Bereich machen und die Saunalandschaft kennen lernen. Willst du mit?“ Adam musterte den Rotschopf und schüttelte schließlich seinen Kopf. „Nö, geh du mal.“ Er wollte lieber hier an seinem Laptop sitzen und aufpassen, dass auch keine Daten an ihm vorbei gingen. Außerdem war er ganz froh, wenn Shane erstmal verschwand, so konnte er sich beruhigen und vor allem seine Hormone wieder in Griff kriegen, die gerade reichlich aufgewühlt waren. „Darren, du darfst heute gleich Überstunden machen.“, rief Karen ihm zu. Überrascht blieb er stehen. „Warum?“ „Ganz einfach. Mr. Doyle aus Zimmer 613 hat gerade eine Ganzkörpermassage gebucht und zwar für 22.30 Uhr.“, erklärte die Brünette weiter, während Darren seufzte, ehe er ergeben seufzte und nickte. „Geht klar, aber jetzt bin ich erstmal weg zum Hönigaufguss.“ Er ging wieder in den kleinen Raum, um seine Eimer für die Aufgüsse vorzubereiten. Als Erstes füllte er einen halben Liter Wasser in einen Eimer und danach den Duftstoff. Er entschied für Orange. Danach ging er aus dem Raum um den zweiten Holzkübel mit Eis aufzufüllen. Seine Handtücher hatte er sich schon über die Schulter geschmissen, als er in den kleinen Japangarten ging um den Gong zu schlagen, damit jeder wusste, dass der Aufguss gleich begann. Leise vor sich hinpfeiffend öffnete er die Holztür und ließ die heiße Luft aus der Sauna herausströmen. Er trat mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen hinein. „Hallo!“, begrüßte er die Gäste, die schon auf den Holzbänken saßen oder lagen. Darren stellte seine Eimer ab und legte seine Handtücher an die Seite. Dann ließ er seinen Blick gesenkt über die Menschen gleiten. Einige kannte er schon, da sie bei seinen vorrigen Aufgüssen an diesem Tag dabei waren oder aber weil es Stammgäste waren. Nicht nur Hotelgäste durften den Saunabereich hier nutzen. Sein Blick blieb allerdings an einem rothaarigen Mann hängen. Er saß auf der obersten Holzbank, obwohl er eigentlich eher an der Wand anlehnte. Seine Augen waren geschlossen, zumindest nahm er das an. Seine roten Haare hingen ihm leicht im Gesicht. Aber das interessierte ihn auch weniger. Es waren mehr die Narben an seinem Oberkörper, die seine Neugier weckten und zu allem Übel auch sein Penis. Er saß breitbeinig und somit hatte er freie Sicht darauf. Dennoch zwang sich Darren dazu weiter nach oben zu sehen, falls seine Augen doch nicht ganz geschlossen waren. Der Fremde hatte drei Narben am Oberkörper. Eine direkt über dem Herz, die war bestimmt gefährlich gewesen, schätzte Darren die Narbe ein. Zwei weitere waren auf der rechten Seiten, wie ein X in Höhe der Rippen. Sie zogen sich in feinen weißen Linien über die sonnengebräunte Haut. Darren musste sich, wie schon so oft eingestehen, dass Narben ihn faszinierten, denn sie erzählten Geschichten. Aber wahrscheinlich würde ihm der Fremde nicht wirklich darüber aufklären, wenn es überhaupt zu einem Gespräch kommen würde. Dadurch das weitere Gäste die Sauna betraten war er gezwungen seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten. Er begrüßte alle höflich und nach einem prüfenden Blick auf die Uhr, nahm er sich sein Saunahandtuch und ging nach draußen. Von dort fing er an die Luft in die Holzhütte zu wedeln. Nachdem er genug hineingefächert hatte, ging er rein und wedelte drinnen weiter, bis er sicher war, dass alle eine kühle Brise abbekommen hatten. „Herzlich willkommen zum Honigaufguss.“, begrüßte er nochmals seine Gäste. „Ist hier jemand der noch keinen Aufguss hier mit gemach hat?“ Eine ältere Dame hob ihre Hand nach einigen Sekunden und Darren lächelte freundlich, wie eh und je zurück. „Ich werde einmal aufgiessen, danach die heiße Luft in den Raum wedeln und zum Schluss jeden einzelnen. Als nächstes bekommen Sie von mir ein wenig Honig, mit dem Sie sich einreiben können, sobald Sie richtig schön schwitzen. Bitte probieren Sie ihn nicht, zwar ist Honig enthalten, aber auch eine Art Peeling. Danach kommt der nächste Aufguss und schließlich der Dritte , nach diesem kann jeder von Ihnen ein bisschen Eis von mir bekommen. Sollte es Ihnen zu heiß werden, bitte ich sie, sich aufzurichten oder aber sich eine Etage tiefer zu legen. Wenn Ihnen schwindlig wird, sagen sie mir bitte Bescheid oder geben mir ein Zeichen. Natürlich können Sie auch jederzeit den Aufguss verlassen, aber bitte kommen Sie danach erst wieder herein.“, erklärte er in aller Ruhe, als er die Tür schloss und sich dann vor die Erhöhung mit den heißen Steinen stellte. „So dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Aufguss.“ Wie Darren es eben seinen Gästen erklärt hatte, tat er es schließlich auch, wobei er immer wieder den Fremden mit den roten Haaren beobachtet, der sich nicht einmal rührte. Er nahm keinen Honig und auch kein Eis. Als er endlich unter der Dusche stand, stellte er diese erstmal auf eiskalt. Klar, duschte man sich nach einem Saunagang kalt ab, aber so kalt, musste es dann auch nicht sein, zumindest für ihn. Noch zwei Aufgüsse und dann wäre er fertig. Nun ja, nicht ganz, aber eine Massage würde er schon noch hinkriegen. „Na, ausgeschwitzt?“, fragte Adam, nun um einiges besser gelaunt immer noch vom Bett aus, als Shane mit feuchten Haaren und nur mit einem Bademantel bekleidet den Raum betrat. Dieser grinste nur dreckig, ehe er sich von dem weißen Mantel befreite und sich durch die Haare fuhr. „Ja, hast du den schön, selbst Hand angelegt oder nicht?“, beantwortete er die gestellte Frage und stellte er gleich die nächste, die Adam die Röte in die Wangen schieß und Shane zum Lachen brachte. Es schien, als wirkte es befreiend auf ihn und Adam entspannte es nochmals um einiges. Nachdem sich Shane wieder beruhigt hatte, kramte er aus seiner Tasche eine blau-karierte Boxershorts, die er überstreifte um es sich dann neben Adam bequem zu machen. „So, und nun sag mir, ob wir heute Abend noch was zu tun haben oder nicht?“, grinste Shane noch immer, als er sich doch dazu entschied sich hinzulegen und die Arme unter seinen Kopf legte. „Ja, haben wir.“, begann der Braunhaarige und hatte somit die gesamte Aufmerksamkeit von Shane. „Mr. Doyle hat in ca. einer Stunde einen Massagetermin in seinem Zimmer. Die perfekte Gelegenheit für uns oder?“ Shane grinste boshaft und nickte. „Wenn dieser job getan ist, Adam, werde ich mir mal eine Pause gönnen, kommst du mit?“ Erstaunt sah der Angesprochene zu dem Schotten und zuckte mit den Schultern. „Kommt drauf an, wo du deine Pause verbringen willst.“ Adam glaubte zwar nicht wirklich daran, dass es ernst gemeint war, aber mal schauen, ob er antworten würde. „Keine Ahnung. Irgendwohin, wo es warm ist. Aber nicht irgendwo in Europa, dass ist ja langweilig. Lieber so ein bisschen nach Asien.“, erklärte Shane weiter bereitwillig. „Weil du da nicht gesucht wirst?“, stellte Adam die spöttische Frage und bekam probt einen Seitenhieb von seinem Kollegen. Darren betrat wieder einmal pfeiffenderweise den Fahrstuhl und drückte auf die 6. Etage. Er hatte zwei verschiedene Massageöle bei sich, sowie ein Handtuch, welches sich der Gast unter den Kopf legen konnte, wenn er wollte. Eigentlich ist es keine große Sache, trotzdem spürte Darren, die Müdigkeit in seinen Gliedern und er sehnte sich wie so oft in sein Bett. Überrascht klingelte der Fahrstuhl schon früher und ließ die Tür im vierten Stock öffnen. Neugierig sah Darren auf. Immerhin war es schon ein bisschen später und der Aufzug wurde eigentlich nur für den Spa-Bereich genutzt. Er blinzelte einige Mal, als der rothaarige Fremde vor ihm stand und ein anderer Mann. Er war größer, hatte braune Haare und markantere Gesichtszüge. Momentan als sie in den schmalen Fahrstuhl traten, befiel Darren ein ungutes Gefühl. „Guten Abend.“, begrüßte er die Beiden, doch kein Ton kam von Ihnen. Er wollte wieder etwas sagen, doch sah er auf einmal in den Lauf einer Pistole. „Du bist doch der, der den Auguss vorhin gemacht hat,nicht wahr?“, redete der Rothaarige fast schon freundlich auf ihn ein, als er die Pistole entwaffnete. Darren nickte knapp. „Gut, dann halt dich genau an das, was wir dir jetzt sagen.“ Kurz und knapp erklärten die beiden Auftragskiller ihm, dass alle Kameras gecappt waren und ältere Bilder gezeigt wurden. Ebenso wie der Feueralarm, den sie würden nachdem sie Mr. Doyle getötet hatten die Juniorsuite brennen lassen. Darren liefen andauernd kalte Schauer über den Rücken. Er konnte nicht glauben, was ihm gerade passierte. Er war wahrscheinlich einfach nur total übermüdet oder aber er lag schon schlafend in seinem Bett. Doch als er sich in den Arm kniff, wurde er nicht wach. „Junge, in Filmen wird man davon auch nicht wach oder?“, verspottete Adam ihn schon fast, als es wieder klingelte und die Tür aufging. Sie standen am Eingang der Juniorsuite. „Geh!“ Darren trat aus dem Fahrstuhl gefolgt von den Beiden. „Gu- Guten Abend Mr. Doyle.“, rief er in den großen Raum. Ein kleiner etwas dickerer Mann mit grauen Schnurrbart und Halbglatze trat auf ihn zu. Er lächelte freundlich, doch gefror sein Lächeln, als er die zwei Männer mit den Waffen in der Hand. Darren blieb einfach starr gerade stehen, als die zwei abfeuerten und den untersätzen Mann trafen. Er wusste nicht einmal warum er sterben musste, dennoch musste er mit ansehen, wie er zu Boden ging, das Blut aus zwei offenen Wunden im Brustkorb quoll. Ihm wurde schlecht und er wandte sich ab. Zu Darren drang nicht wirklich mehr etwas durch, zwar hörte er wie die zwei Männer sich streiteten, aber nicht, worum. Es war auf einmal alles irgendwie unwirklich. Noch immer spürte er den Würgereiz und schluckte schwer. Auf einmal spürte er zwei Hände an seinen Schultern, die ihn mit sich zogen. Verwirrt sah er auf und in das versteinerte Gesicht des Braunhaarigen. Der Rothaarige hatte sich in die Mitte des Raumes gestellt und lächelte sie Beide an, als sie in den Fahrstuhl stiegen. „Was? Warum bleibt er hier?“, fragte Darren mit kratziger und rauer Stimme. Adam schüttelte nur mit dem Kopf und drückte auf die vierte Etage. Die Fahrt verging schnell, wie so vieles, was nach dem Mord geschah, wie Darren fand. Er war verwirrt und verängstigt. Konnte aber nichts tun. Adam zog ihn mit in das Zimmer der Beiden, wo die Sachen gepackt waren. Zwei Taschen sollte Darren nehmen, wie eine Maschine, tat er es und wurde wieder mitgezogen zu einem anderen Aufzug. Diesmal ging es in die Tiefgarage und zu einem schwarzen Audi A3, in den er rein geschoben wurde. Danach spürte er nur noch einen dumpfen Schlag am Kopf, ehe er das Bewusstsein verlor. Adam sah auf den bewusstlosen jungen Mann neben sich, als er an einem Parkplatz außerhalb von London anhielt. Bald würde er wieder aufwachen und wahrscheinlich verzweifeln, toben oder aber durchdrehen. Wie sollte er ihm erklären, warum er ihn mitgenommen hatte. Shane wollte sich opfern ja, ok. Nun gut, eigentlich war es nicht ok. Sie hätten sicherlich auch eine andere Lösung gefunden und dann wären sie Beide noch am Leben. Aber was hätte er tun sollen, als Shane ihm sagte, dass er, so komisch es sich auch anhörte, lieber genauso Tod war wie Tyler. Er hatte ihm diesen Wunsch nicht abschlagen können, also hatte er sich den Jüngeren geschnappt und war mit ihm geflüchtet. Doch was sollte er mit ihm tun. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen und stieg aus dem Auto aus um bei der Beifahrertür stehen zu bleiben. Wieder betrachtete er Darren. Er hatte sicherlich eine asiatische Verwandte in seiner Familie, schoss es ihm durch den Kopf. Wieder fielen ihm die Worte von Shane ein. Er wollte sich zurück ziehen und irgendwohin wo es warm war und in Asien lag. Nun, vielleicht konnte der Junge ihm ja eine Auszeit verschaffen. Gehen lassen konnte er ihn schlecht. Immerhin wusste er ja, was sie getan hatten. Also musste er vorerst bei ihm bleiben. Das würde nicht einfach werden. Darren würde sich sicherlich nie an ihn gewöhnen. Immer würde er die Bilder vor Augen haben, als sie sich kennen gelernt haben. „Warum ist der Rothaarige in dem Zimmer geblieben?“, hörte er auf einmal die verängstigte Stimme von Darren und wandte sich um. Er hatte sich weiter zusammen gekrümmt und sah ihn aus ängstlichen und verwirrten Augen an. Noch immer hatte er den Schockzustand nicht überwunden, was erwartete Adam auch. „Weil .. weil er nicht leben wollte.“, erklärte er dann langsam. „Weißt du, auch unter uns Auftragskillern gibt es Gefühle und er hat jemanden verloren, der zu wichtig für ihn war, aber das erzähl ich dir ein anderes Mal. 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