Can't breathe easy von abgemeldet (harry x draco <33) ================================================================================ Kapitel 9: Die Todesnachricht ----------------------------- Aber als die beiden kurz darauf wieder in Dracos Bett lagen, war Harry gar nicht mehr so romantisch zumute. Sein Nacken tat ihm immer noch weh und auch sein Kopf hatte begonnen, schmerzhaft zu pochen. „Draco~?“, flüsterte er etwas schwach in den Kuss. „Hm?“, fragte dieser und sah ihn fragend an. „Ich…“ Harry seufzte. „Ich glaube ich… verschieben wir das, ok? Ich hab’ schreckliche Kopfschmerzen~“ Draco grinste belustigt. „Was für eine banale Ausrede!“, lachte er und küsste Harry erneut. Dieser erwiderte den Kuss zwar, löste ihn aber recht schnell wieder. „Das ist keine Ausrede… sorry~“, hauchte er. Er hatte fast schon erwartet, dass Draco wütend werden würde, dieser blickte ihn jedoch beunruhigt an und erinnerte ihn einen Moment lang beinahe an Hermine. „Was ist denn los? Stimmt etwas nicht mit dir?“ Er legte sich neben Harry und zog ihn in seine Arme. „Keine Ahnung, es geht mir einfach nicht so gut in letzter Zeit, aber das muss doch nicht gleich heißen, dass…“ Er verstummte und lehnte sich an Draco an, schloss die Augen. „Dass was?“, fragte dieser ängstlich nach. „Ach nichts, Hermine hat nur zu viel gelesen und bildet sich nun ein, dass mich dieser Vampir wirklich gebissen hat!“, meinte Harry abwertend. Doch sobald er die Augen wieder öffnete, ließ der Ausdruck, der sich auf Dracos Gesicht ausbreitete, erneut Wut in ihm aufflammen. „Was?!“, fragte er genervt. „Naja, ich meine… deine Kopfschmerzen, und die Sache beim Quidditch… und…“ Harry riss sich aus Dracos Umarmung los und stand auf. „Oh nein, ich brauch mir das nicht auch noch von dir anzuhören. Von allen anderen hättest du am ehesten eine Bisswunde an meinem Hals bemerkt, findest du nicht?“ Er knöpfte langsam sein Hemd wieder zu, kehrte Draco dabei den Rücken. Dieser stand schnell auf, ging um das Bett herum und legte seine Arme wieder um Harry. „Hey, ich mach mir doch nur Sorgen um dich!“ „Ach hör mir auf damit, das hör ich von Ron und Hermine schon seit Tagen, und um ehrlich zu sein habe ich es mittlerweile wirklich mehr als satt! Ich kann auf mich selber aufpassen verdammt!“ Wieder drückte er Draco von sich und band sich hastig seine Krawatte. „Du hast keinen Grund beleidigt zu sein ok?“, fuhr Draco ihn daraufhin an. „Warum schreist du mich an, was hab ich dir getan? Ich will doch nur, dass-“ „Erspar mir das, ausgerechnet von dir hätte ich erwartet, dass du zu mir hältst! Seit wann verbündest du dich mit meinen Freunden, ich dachte du kannst sie nicht ausstehen?!“ „Ich halte zu dir, sonst würde ich mir keine Sorgen um dich machen!“, erwiderte Draco immer wütender. „Natürlich, schönen Dank auch! Wie ich schon gesagt habe, ich brauche niemanden, der sich Sorgen um mich macht! Und wenn überhaupt, dann hättest du dir Sorgen machen müssen, als du kreischend abgehauen bist, während der Vampir hinter mir her war!!!“ Und ohne eine Antwort von Draco abzuwarten verließ er wütend den Raum und ließ den Blonden mit seinem Schock, seinen Sorgen und Schuldgefühlen alleine zurück. Doch es dauerte nicht lange, bis er auf dem Gang wieder Ron und Hermine über den Weg lief. „Harry…“, begann Hermine, doch er starrte sie nur sauer an und wollte schon an den beiden vorbeigehen, als Ron einen Arm ausstreckte, ihm den Weg versperrte und ihn festhielt. „Was soll das?!“, fauchte Harry zornig, doch Ron packte ihn nur am Handgelenk und meinte: „Du kommst mit uns in den Krankenflügel!“ „Nein, ich denke nicht daran! Warum habt ihr euch alle gegen mich verschworen verdammt?! Es geht mir gut! Ich brauche keinen gottverdammten Krankenflügel, ich brauche keinen, der sich Sorgen um mich macht, ich wurde nicht von diesem widerlichen Vampir gebissen, was wollt ihr noch von mir?!“ „Einen Beweis.“, sagte Ron todernst. „Madam Pomfrey hat euch doch gesagt, dass ich nicht gebissen wurde, was wollt ihr noch für einen Beweis?!“ „Lass dich noch einmal untersuchen, bitte Harry!“, flehte Hermine. „Na gut, schön!“ Er riss sich von Ron los und marschierte auf den Krankenflügel zu. „Lasst ihr mich dann endlich in Ruhe?!“ „Harry verdammt, beruhig dich doch endlich, das ist ’ne ernste Angelegenheit, wie kann dich das so kalt lassen?!“, fragte Hermine verständnislos. „Es lässt mich nicht im Geringsten kalt, im Gegenteil, wenn du’s genau wissen willst geht es mir gewaltig auf die Nerven! Als ob es nicht ausreichen würde, dass ich mich wegen dem vermaledeiten Vieh mit meinen zwei besten Freunden streite, nein, ich muss auch noch-“ Und gerade noch rechtzeitig biss er sich im letzten Moment auf die Zunge, als die drei den Krankenflügel betraten. „Auch noch…?“, fragte Hermine vorsichtig. Harry seufzte, als er Professor Devine aus Madam Pomfreys Zimmer kommen sah. „Was machen sie denn hier, haben sie sich verletzt?“, bemerkte der Schwarzhaarige zynisch. „Nein~“, antwortete Jericho mit einem milden Lächeln. „Aber anscheinend hat Madam Pomfrey keine Lust darauf, sie noch einmal unter die Augen zu bekommen… Warum bloß?“ Er kicherte verhalten, was Harry nur noch mehr anstachelte. Er hatte auf alles andere Lust, aber sicher nicht auf irgendwelche dummen Scherze. „Na so ein Pech aber auch, ich habe auch nicht die Absicht ihr unter die Augen zu treten, sie können ihr das ausrichten wenn sie wollen, sie kann beruhigt wieder ihrer Arbeit nachgehen, ich werde nie wieder einen Fuß in ihren Krankenflügel-“ Er wandte sich schon zum Gehen, doch wieder versperrte ihm Ron den Weg. „Und was ist mit dem Beweis?“ „Welchem Beweis, Mr. Weasley?“, fragte der Professor interessiert nach. Harry drehte sich entnervt wieder um. „Meine Freunde haben sich irgendwas zusammenphantasiert und ich muss ihnen nun das Gegenteil beweisen, aber zu dumm, dass Madam Pomfrey nicht vor hat mir dabei zu helfen, blöd gelaufen~“ „Professor“, unterbrach ihn Hermine mit zittriger Stimme. „Ich glaube, dass Harry wirklich von diesem Vampir gebissen wurde!“ „Schwachsinn~!“, warf Harry ein und verschränkte die Arme mit einem Augenrollen. „Können sie ihn nicht vielleicht bitte untersuchen?“ „Oh phantastisch, jetzt haben wir mein ’auch noch’ Hermine: nein, ich muss auch noch vor unserem Verteidigungslehrer strippen und mich von ihm betatschen lassen! Ist das nicht traumhaft? Bist du jetzt zufrieden?!“ Achtlos lockerte Harry seine Krawatte und zog sie sich über den Kopf aus. Aber der Professor fand seine Bemerkung anscheinend gar nicht amüsant. „Harry, setzt du dich bitte?“, verlangte er ernst. „Natürlich, Doktor~“, fauchte Harry, setzte sich auf das nächstgelegene Bett und knöpfte sein Hemd auf. Der Lehrer seufzte. „Meinte Madam Pomfrey nicht, sie habe dich auf Vampirbisse untersucht?“ „Na das sag ich doch!!!“, zischte Harry. „Hmmm…“, der Professor überlegte eine Weile. „Es ist ungewöhnlich, dass Vampire an anderen Stellen zubeißen als am Hals, aber… es ist nicht ausgeschlossen…“ Vorsichtig strich er über Harrys Hals und Schultern. Dieser seufzte nur und funkelte seine Freunde wütend an. ’Jetzt fehlt nur noch, dass Draco hier reinstürmt und sieht, wie mich dieser Devine abtastet, dann ist mein Glück perfekt~’, dachte er sich, als er die Finger seines Lehrers wieder an seinem Hals und an seinem Nacken spürte. Und dann zischte er plötzlich auf. „Aua~!“ Er drehte den Kopf um und sah seinen Lehrer mit gehobenen Augenbrauen an. „Was sollte das?“ „Was? Hat das… wehgetan?“ „Natürlich, sie haben mich gezwickt!!!“, schrie Harry wütend und wollte schon wieder aufstehen, aber der Professor legte seine Hände auf Harrys Schultern und drückte ihn wieder runter. Langsam wurde ihm das Ganze zu blöd, zumindest, bis Professor Devine steinern verkündete. „Ich habe dich nicht gezwickt, Harry!“ Hermine zog scharf die Luft ein. Ganz langsam und vorsichtig strich der Lehrer wieder Harrys Nacken hinauf und – „Hey!“ Harry lehnte sich vor und presste eine Hand auf seinen Nacken, durch den ein markdurchfahrender Schmerz gezuckt war. „W~was soll das?!“, fragte er und spürte gleichzeitig, wie die Angst vor der Antwort in ihm aufstieg. Als er sich umdrehte, sah sein Lehrer ihn zuerst nicht an. Dann, als er ihm in die Augen blickte, spürte Harry, wie ihm augenblicklich kalt wurde. „Harry, du hast einen Biss im Nacken.“ „Nein!“, riefen er, Ron und Hermine gleichzeitig. „Das kann nicht sein, Madam Pomfrey hat mich doch untersucht, gleich als ich gefunden wurde, das kann nicht sein!!!“ Harry merkte, wie verzweifelt seine Stimme klang, genauso verzweifelt, wie er versuchte, diesen absurden Gedanken abzuwimmeln. Er konnte einfach nicht gebissen worden sein, das war unmöglich! „Harry, weißt du noch, Madam Pomfrey hat gesagt du hattest dir den Hinterkopf aufgeschlagen!“, kreischte Hermine. „Genau, das muss es sein…“ Professor Devine schob Harrys Hand sanft zur Seite und strich die Haare von seinem Nacken. Wieder zischte Harry auf. „Hören sie auf damit!!!“, schrie er angsterfüllt. „Natürlich… Du hast sicher geblutet, der Vampir hat sich nicht mehr die Mühe gemacht dir in den Hals zu beißen, er hat sich gleich an der Quelle bedient… und… als Madam Pomfrey deine Wunde geheilt hat muss sie damit auch den Vampirbiss für kurze Zeit überdeckt haben… Lang genug, dass wir ihn nicht mehr entdeckt haben. Wie konnte ich das nur übersehen?!“ „Ich habe gesagt sie sollen aufhören! Halten sie den Mund!“ Harry sprang auf wie vom Donner gerührt und sah die anderen drei panisch an. „Das ist doch Unsinn, ich habe keinen Biss, ich-“ Doch auf einmal blieben ihm die Worte im Hals stecken, denn er hatte die Hand wieder auf den Nacken gelegt und mit den Fingern plötzlich zwei kleine Erhebungen in seiner Haut, versteckt unter seinen Haaren, erfühlt. Die ganze Zeit als er die Stellen berührte, schoss ein zerreißender Schmerz durch seine Wirbelsäule, aber er konnte einfach nicht loslassen. Vielleicht hoffte er, dass sie einfach wieder verschwinden würden als sei nichts gewesen, wenn er sie nur lange genug festhielt, dass plötzlich jemand „reingelegt“ rufen würde… Aber die zwei kleinen Löcher waren immer noch da, blieben dort, bis der Schmerz unerträglich wurde und seinen Kopf zu sprengen drohte. Harry ließ los und fühlte gleichzeitig, wie seine Augen sich mit Tränen füllten. Nicht vor Schmerz, sondern aus Angst. Eiskalt rannen die bitteren Tränen über seine Wangen, die ihm komplett taub erschienen. „Harry… s~sag doch was!“, flehte Hermine leise. Aber Harry konnte nicht, so sehr er auch wollte. Seine Kehle war zugeschnürt, schmerzte, immer wieder flossen die Tränen über seine feuchten Wangen. Warum hatte er nur nicht auf sie gehört? Warum war ihm nicht früher aufgefallen, dass er diese ganzen Symptome hatte? Warum hatte er sie und Ron so angeschrien? Und Draco auch? Aber selbst wenn er es früher bemerkt hätte, was hätte es schon gebracht? Es gab kein Heilmittel. Wie Feuer flammten die Worte aus dem Buch, aus dem Hermine vorgelesen hatte, in seinem Kopf auf: ’Wenn der Vampir nun kein Blut trinkt, wird er noch vier bis zehn Tage zu leben haben, falls man dies noch als Leben einstufen kann, da es mit außerordentlichen Schmerzen und bedrückender Atemnot verbunden ist. Sollte der Vampir bis dahin kein Opfer gefunden und dadurch seine Verwandlung abgeschlossen haben, tritt der Exitus ein’ Und erschreckend, unerträglich, schmerzhaft langsam begann er zu begreifen. „Ich werde sterben.“, sagte er tonlos, irgendwie heiser, unnatürlich ruhig, als würde er sein eigenes Todesurteil über sich verhängen. Er klang gar nicht mehr nach sich selbst, fast so, als ob irgendeine schreckliche, unsichtbare Kreatur ihm die Worte vorgeflüstert hätte, sie ihm in den Mund gelegt hätte, damit er nur endlich verstehen würde. Einzig und allein seine Stimme zitterte, denn sein Körper verweigerte ihm vor Angst sogar diesen Dienst. Kraftlos ließ er sich wieder auf das Bett fallen und vergrub das Gesicht in den Händen, weinte still. Er hörte Hermine schluchzen und auch Ron schien zu weinen. So plötzlich war alles in tausend Scherben zerbrochen, sein perfektes Leben, seine heile Welt, seine besten Freunde, seine heimliche Liebe, alles schien in unerreichbare Ferne gerückt zu sein und er war allein, niemand mehr bei ihm, der ihn verstand, niemand, der ihn trösten konnte, niemand da, um ihn auf das Kommende vorzubereiten oder sein Schicksal gar umzuwenden. Und das Schlimmste war, dass eben dieses Schicksal so unwiderruflich war. Es gab nichts, womit man es hätte rückgängig machen oder verhindern können. Absolut gar nichts. Warum nur? Klirrend ging ein Glas, das auf dem Nachttisch neben ihm gestanden hatte zu Bruch und riss Harry aus seiner Verzweiflung. Er drehte sich um und sah, dass Professor Devine das Glas zerschlagen hatte. „P… Professor?“, fragte Hermine zögerlich mit tränenerstickter Stimme. Eine Sekunde später zerriss das Geschrei des Lehrers die Stille im Krankenflügel: „Wie kann man nur so DUMM sein?! Ich hatte alle Schüler gewarnt, es sei verboten nachts nach draußen zu gehen, ich wusste niemand würde den Artikel ernst nehmen, aber warum verdammt noch mal habt ihr mir nicht vertraut?! Warum habt ihr mir nicht geglaubt, WARUM HABT IHR NICHT AUF MICH GEHÖRT?!!! Warum musstet ihr nur den selben, dummen, unnötigen Fehler machen…?!“ Und zu seinem großem Erstaunen stellte Harry fest, dass sogar dem Professor Tränen in den kühlen Augen standen. Aber es war etwas anderes, was ihn wieder zu ’Bewusstsein’ gerufen hatte. Ein kleines, unscheinbares Wort, das Professor Devine so selbstverständlich ausgesprochen hatte, erweckte tief in Harrys Herz einen Schmerz, der noch viel stärker zu sein schien, als der seiner Wunde. Ein so starkes Schuldgefühl, dass es ihn zu überwältigen drohte. Ausgelöst durch das kleine Wörtchen ’ihr’. „Draco…“, flüsterte er tonlos. „Was?“, hakte Ron sofort nach, doch Harry handelte nur noch nach dem Impuls. Sofort sprang er auf und wollte aus dem Krankenflügel rennen, doch seine Freunde hielten ihn zurück. „Harry, bitte, bleib hier, leg dich hin, du musst-“, redete Hermine immer wieder auf ihn ein, während Ron ihn zurückdrängte. „Lasst mich los!“, rief er verzweifelt, als sie ihn wieder auf dem Bett zum Sitzen gebracht hatten. „Ich… ich muss zu Draco! Ich muss ihm etwas sagen…“ „Was? Warum?!“, fragte Hermine entrüstet, doch Ron stellte sich zwischen sie und Harry und meinte nur ruhig: „Ok. Ich hole ihn, und du bleibst hier und wartest. Einverstanden?“ Harry sah in das Gesicht seines besten Freundes und begriff, dass sein Geheimnis keines mehr war. Er hätte nie gedacht, dass Ron ihn so gut kannte, dass er so schnell begreifen würde, dass er… das ganze Spiel durchschaut hatte. Dankbar nickte er seinem Freund zu, wobei erneut ein ziehender Schmerz durch seinen Nacken schoss und er die Augen zukneifen musste. Der Rothaarige lief los und verschwand schnell aus dem Krankenflügel. Es dauerte eine Weile, bis er einen wütend vor sich hinmurmelnden Draco in einem der Gänge ausfindig machen konnte. „Malfoy!“, rief er, und der Blonde drehte sich um. „Weasley? Was willst du?!“, fauchte er Ron an. Nach seinem Streit mit Harry war er von noch größerer Sorge… und einem immensen Schuldgefühl geplagt. Denn das, was Harry gesagt hatte, war hundertprozentig richtig gewesen: wenn Harry in dieser Nacht wirklich irgendetwas zugestoßen sein sollte, dann war das einzig und allein seine Schuld. Und das würde er sich nie verzeihen können. Aber es war alles in Ordnung, Harry ging es gut, und er selbst hatte diesen Hals doch mit zärtlichen Küssen bedeckt… hätte er dabei einen Vampirbiss übersehen können? Einfach unmöglich. Das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war ein nerviges Wiesel um seine Laune endgültig in den Keller zu treiben. „Verzieh dich und lass mich in Ruhe, ich habe im Moment ganz andere Probleme als dich!“, rief er Ron wütend zu, wollte sich schon umdrehen und weitergehen, doch der Rotschopf ging schnurstracks auf ihn zu und packte ihn hart an der Schulter. „Deine Probleme gehen mich im Augenblick weniger als gar nichts an!“, fauchte er ungeduldig zurück. „Au, was erlaubst du dir?! Fass mich gefälligst nicht an, du Mistkröte!“ Doch Ron ließ nicht locker. „Halt gefälligst die Klappe, ich versuche gerade mit aller Kraft die Tatsache, dass ich dich wie die Pest hasse, für meinen besten Freund zu vergessen!“ Er atmete einmal tief durch, um sich zu beruhigen. ’Seinen besten Freund?’ In Draco wuchs ein übles Gefühl heran. Eine Mischung vieler schrecklicher Vorahnungen ballte sich in dieser einen Sekunde in seinem Kopf zusammen und explodierte beinahe, als Ron nun gefasster sagte: „Harry will unbedingt mit dir Reden. Er ist im Krankenflügel.“ Ohne überhaupt zu fragen was passiert war, ob Harry noch auf ihn sauer war sprintete Draco wie vom Blitz getroffen in den Krankenflügel, Ron dicht an seinen Fersen. „Harry, was… Was hat das zu bedeuten?“, fragte Hermine zögernd nach, wobei sie eine Hand behutsam auf Harrys Schulter zu legen versuchte, doch er zuckte erschrocken zurück. „Harry, du bist nicht ansteckend~“, beruhigte ihn Professor Devine. Er schien sich wieder gefasst zu haben. „Mach dir… keine Gedanken.“ „Ich soll mir keine Gedanken machen?“, wiederholte Harry ungläubig und irgendwie gekünstelt, während er sich vorsichtig umdrehte und den Professor anstarrte. „Wie soll ich mir keine Gedanken machen? In wenigen Tagen werde ich-“ Doch im selben Moment sprang die Tür zum Krankenflügel auf. „Harry!“, rief Draco, ohne auch nur einen Gedanken an ihren vorherigen Streit oder ihr ’Geheimnis’ zu verschwenden. Denn als er Harry auf dem Bett sitzend erblickte, mit geröteten Augen und von Tränen feucht schimmernden Wangen, flehte er innerlich nur noch: ’Bitte, mach dass es ihm gut geht! Lass das alles nur ein böser Traum sein!’ Ron ging auf Hermine zu, legte ihr die Hände auf die Schultern und flüsterte ihr zu: „Wir sollten sie alleine lassen~“ Hermine sah ihm in die Augen und nickte nur stumm, senkte ihren Blick wieder. „Wir warten draußen.“, sagte Ron daraufhin, und Harry war ihm so unendlich dankbar für die heilende Ruhe in seiner Stimme, auch wenn er genau wusste, dass sie Ron unsäglich schwer fiel. „Professor?“ Gemeinsam mit ihrem Lehrer verließen die beiden das Zimmer und Harry und Draco waren allein. Beide lauschten in die Stille hinein und keiner von ihnen traute sich etwas zu sagen. Aber schließlich hielt Draco die Spannung nicht mehr aus. Obwohl Harry den Kopf gesenkt hatte und ihn nicht anblickte, setzte er sich neben ihn aufs Bett und entschuldigte sich: „Harry, es tut mir so leid, ich wollte mich nicht mit dir streiten, ich wollte doch nur… ich habe mir wirklich… Harry, du bist mir einfach nur so unglaublich wichtig~!“ Und als er seine vor Ungewissheit zitternden Hände an Harrys Wangen legte und sein Gesicht anhob, um ihm in die Augen sehen zu könnten, bemerkte er, dass Harry weinte. „Mir tut es leid…“, flüsterte er so leise, dass Draco es kaum hören konnte. „Ich habe so viele… gemeine Sachen gesagt… aber… nie das, was ich eigentlich die ganze Zeit sagen wollte… aber…“ Er sah dem Blonden tief in die Augen und schloss seine eigenen dann, schmiegte seine Wange hilfesuchend an die blasse, zitternde Hand seines Freundes. Und die Worte, die er sagte, flossen ihm direkt aus der Seele: „Ich… bin eigentlich sogar froh, dass es so gekommen ist… Ich… bin glücklich darüber… denn… es hätte schlimmer kommen können… und ich… muss letztendlich doch nicht den höchsten Preis zahlen… einen hohen vielleicht… aber nicht den höchsten~“ Während Harry sprach, spürte Draco, wie sein Hals trocken wurde und seine Augen zu brennen begannen. „Harry… w~was redest du da?“ Und obwohl er wusste, worauf der Gryffindor hinauswollte, so wehrte sich einfach alles in ihm verzweifelt dagegen, diese Tatsache zur Kenntnis zu nehmen. „Das ist nicht wahr… das kann nicht sein, Harry…!“ „Es… ist nicht deine Schuld, bitte glaub mir~ ich… ich will nicht, dass du dich schuldig fühlst… mein Gott, ich hätte so etwas nie sagen dürfen… ich habe es nicht so gemeint, wirklich nicht… bitte glaub mir, ich bin so froh, dass es gekommen ist, wie es ist…“ Er nahm Dracos Hand von seiner Wange, legte sie behutsam in seine eigene und führte sie an seinen Nacken, so dass Dracos Finger leicht die Bisswunde berührten. Er kniff kurz die Augen zu, als erneut ein paralysierender Schmerz durch seinen Körper zuckte, doch gleich darauf lächelte er wieder und hielt Dracos Hand so fest er konnte in seiner eigenen. Er spürte, dass er nicht allein war. Obwohl er bald sterben würde, war Draco bei ihm. Er gab ihm Kraft, sich mit seinem Schicksal abzufinden. Er war sein glücklicher Gedanke… von jetzt an und für immer. „Ich… bin so froh, dass es mich erwischt hat~“, flüsterte er, während er sah, wie winzig kleine, durchsichtige Tränen sich heimlich aus den kristallblauen Augen flüchteten. „Denn es wäre für mich der höchste Preis gewesen… dich zu verlieren…! Lieber… sterbe ich selbst~“ Draco wollte schreien, wollte weinen, fluchen, wollte lieber selbst tausendmal sterben, nur um nie diese Wunde an Harrys Nacken berührt zu haben. Um diesen kurzen Augenblick ungeschehen zu machen, in dem er den Gedanken, dass der Mensch, der ihm auf dieser Welt am meisten bedeutete, sterben würde, hatte akzeptieren müssen. Den Moment, in dem er Harry nachts aus dem Schloss gelockt hatte. Diese tödliche Minute, in der er gelacht hatte, als der Vampir, der seinen Liebsten nun zum Tode verurteilt hatte, so dicht hinter ihm gestanden hatte. Diese ihm nun endlos erscheinende Flucht zurück ins Schloss, in der er um sein Leben gerannt war und wie ein kleines Kind geschrien hatte, während Harry das Monster von ihm abgelenkt und weggelotst hatte. Und er konnte einfach nicht entscheiden, welcher dieser Augenblicke der größte, folgenschwerste Fehler seines Lebens gewesen war. Aber er wusste, dass er sich keines dieser Dinge je wieder würde verzeihen können. „Bitte, sag mir, dass das nicht wahr ist!“, flehte er nur verzweifelt, während er das erste Mal in seinem Leben ehrlich weinte. Harry biss sich auf die Unterlippe, während die Tränen ihm erneut die Kehle zuschnürten. „Ich will nicht sterben, Draco…“, flüsterte er, und seine Stimme war die Angst, die sein Herz vollständig eingenommen hatte. Die Angst, alles zu verlieren, was ihm so endlos wichtig war und was er nie hätte aufgeben wollen oder können. Und nun musste er es. „Aber… jetzt ist es zu spät, und wenn ich es schon muss… dann kann ich nicht gehen, ohne dir zu sagen, was ich… dir schon so lange hätte sagen sollen…“ Er lehnte sich vor, kuschelte sich eng an Draco, wollte spüren, wie seine Wärme ihn durchflutete, ihn umhüllte, denn seit er die Wunde an seinem Nacken zum ersten Mal berührt hatte war ihm so unendlich kalt. Schützend legte der Blonde seine Arme um ihn, zog ihn an sich, als müsse der Todesengel Harry erst aus seinen Armen reißen, um ihn mit sich zu nehmen. „Harry…“, flüsterte er tränenerstickt. „Draco… ich kann es dir nicht sagen…“ „Was? Warum nicht?“ Er wollte Harry in die Augen sehen, aber er konnte ihn nicht loslassen. Er spürte, dass er ihn nun ganz fest in seinen Armen halten musste, um ihnen beiden die Kraft zu schenken, um sich irgendwann wieder in die Augen sehen zu können, um weiterzusprechen, um weiter… leben zu können. „Du bist doch jetzt an der Reihe… ich habe meinen Zug bereits gemacht~“, wisperte Harry, bevor er sich wieder aufrichtete und seine Lippen auf Dracos legte. Ihr Kuss war lange, zärtlich und sanft, und keiner der beiden wollte ihn lösen, als sei dies gleichbedeutend mit einem Abschied für immer. „Also bitte…“, hauchte Harry gegen die weichen Lippen seines Liebsten, das einzige, was ihm jetzt noch Zuflucht bot. „Bitte, gib mir eine eindeutige Antwort…“ Er sah dem Slytherin tief in die Augen und schmiegte sich dabei so nah an ihn wie das nur möglich war um den Blickkontakt nicht abbrechen zu müssen. „Sag mir, was du für mich fühlst… bitte, ich will diese Worte nur ein Mal aus deinem Mund hören~“ „Ich liebe dich, Harry! Das weißt du doch!“ Es war der einzige Gedanke, den Draco noch in seiner Seele finden konnte. „Ich sage es dir noch hundert, noch tausendmal wenn du es willst: ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich, ICH LIEBE DICH, ICH LIEBE DICH! Aber du darfst nicht vorher gehen! Du darfst nicht!“ Er zog Harry eng an sich, presste ihn gegen seinen zitternden Körper, schluchzte bitter. „Lass mich nicht allein! Was bringt es mir, dass du mein Leben gerettet hast? Es ist wertlos ohne dich! Was soll ich denn nur ohne dich machen?! Ich will dich auch nicht verlieren!“ „Es tut mir leid…“, flüsterte Harry leise und schmiegte sich wieder an die zitternde Brust des Slytherin. Und wieder rannen heiße Tränen seine kalten Wangen hinab als er Draco so schmerzhaft schluchzen hörte. Lange Zeit saßen sie so da, still schweigend, leidend, aber auch Kraft schöpfend, bis schließlich die Tür aufging und Professor Devine eintrat. „Draco…?“, fragte er sanft. Der Blonde blickte auf, und Harry tat es ihm gleich. „Ich denke… wir sollten Harry jetzt vielleicht eine Weile allein lassen, meinst du nicht?“ Man merkte seiner Stimme genau an, wie schwer diese Situation auch ihn getroffen hatte. „NEIN! Ich lasse ihn nicht allein!“, rief Draco empört, doch Harry lehnte sich vor und küsste ihn zärtlich, sah ihm vielsagend in die Augen und zwang sich zu einem milden Lächeln. Schweren Herzens umarmte Draco seinen Liebsten noch einmal, bevor er langsam aufstand und mit dem Professor den Raum verließ. Der Klang der ins Schloss fallenden Tür hallte noch lange durch die Stille der anbrechenden Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)