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Can't breathe easy

harry x draco <33
von

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Eine überaus deutliche Antwort

Doch Professor Devine war unerbittlich. Wenige Tage später rief er die beiden wieder zu sich. Als sie den Raum betraten, stand auf seinem Schreibtisch ein großer Blumentopf. „Guten Abend, meine Herren. Bitte, setzt euch.“ Er deutete auf zwei Stühle vor seinem Pult, und sie nahmen Platz. „Nun, zu aller erst, das mit ihrem Sonnenstich tut mir überaus Leid, Mr. Potter, wirklich, ich glaube ich hatte ihren Zustand doch etwas schlecht eingeschätzt.“ „Macht nichts, es geht mir wieder gut.“, erwiderte Harry nur kurz.
 

„Nun gut, das freut mich zu hören, denn sie werden heute Abend ihre Nacharbeit fortsetzen…“ „WAS?!“, rief Draco entsetzt. „Fortsetzen?? Ich glaub ich HÖRE nicht RICHTIG! Wir haben 4 verflixte Stunden diese vermaledeiten Wolfsmilchteile umgetopft!!!“ „Ach ja, genau… gut, dass sie mich daran erinnern…“ Der Professor griff nach dem Topf, der vor ihm auf dem Tisch stand und hielt ihn Draco unter die Nase. „Kommt ihnen das bekannt vor, Mr. Malfoy?“ In dem Topf lag, unter einem Häufchen Erde begraben, der trockene Überrest einer zerrupften Wolfsmilch. Draco schluckte.
 

„Nun…“, der Lehrer stellte den Topf wieder weg. „Professor Sprout war nicht gerade begeistert, als sie das gesehen hat, und auch ich bin unzufrieden. Deswegen wird ihre Arbeit heute von einem viel kritischeren Publikum bewertet werden… An ihrer Stelle würde ich mir wirklich Mühe geben.“ „Publikum, Professor?“, fragte Harry verwirrt. „Naja… sie werden heute den Hauselfen beim zubereiten des Abendessens ein Bisschen unter die Arme greifen. In der Küche. Das trifft sich gut, da ein paar von ihnen erkrankt sind und der Schulleiter sie unbedingt davon abbringen muss, trotz ihres schlechten Zustands zu arbeiten.“
 

Harry fand, dass das eine gute Idee war. Diese Nacharbeit erschien ihm viel angenehmer als die mühsamen Stunden, die er im Gewächshaus verbracht hatte. Außerdem wusste er genau, wie selbstzerstörerisch Hauselfen sich oft aufführten, es war also gut, wenn sie sich ausruhen konnten. Draco hingegen stand der blanke Horror ins Gesicht geschrieben. „Was soll das heißen? Wollen sie, dass wir kochen?! Wir sollen doch nicht etwa kochen, oder???“ „Also…“ Professor Devine erlaubte sich wieder ein schadenfrohes Grinsen. „Die Zutaten vorbereiten, kochen, anrichten, abwaschen, aufräumen, all das, was in der Küche eben jeden Tag erledigt werden muss, Mr. Malfoy.“
 

Draco biss sich auf die Unterlippe. Und auch Harry musste grinsen. Er stellte sich gerade vor, wie Draco in eine fürchterlich befleckte Schürze gekleidet verzweifelt durch die Küche taumelte, während alles anbrannte, überkochte und klirrend zu Boden fiel. „Hey, das ist doch auch kaum was anderes als Zaubertränke.“, sagte er beruhigend. „Und darin bist du doch gut.“ Draco seufzte. Er sah den Lehrer noch einmal zornig an, bevor die beiden das Zimmer verließen und sich auf den Weg in die Küche machten.
 

„Der hat Nerven!“, zischte Draco wütend, als sie die Treppen hinabstiegen.

„Ich finde das gar nicht so schlimm, auf jeden Fall besser als die Sache mit dem Gewächshaus…“

„Ja, für dich vielleicht!“

„Was soll denn das jetzt bitte heißen?“

„Ach nichts… hast du überhaupt ne Ahnung wo hier die Küche ist?“

„Ja. Genau hier.“ Harry blieb vor einem Gemälde, auf dem eine Obstschale zu sehen war, stehen. Draco sah ihn schief an. „Äh… Ja, klar… natürlich~“
 

Harry sah ihn triumphierend an. „Sieh her~“ Er streckte seinen Zeigefinger aus und ließ ihn über die Birne auf dem Bild streichen. Er kitzelte sie eine Weile, bis sie verhalten kicherte und sich dann mit einem leisen ’Plopp’ in einen grünen Türknauf verwandelte. „Wow, woher wusstest du das?!“, fragte Draco begeistert, doch Harry grinste nur. „Hereinspaziert.“, sagte er und öffnete die Tür.
 

Als die beiden die Küche betraten, hielt das beschäftigte Treiben der Hauselfen sofort inne. Alle großen Tennisballaugen der kleinen Wesen waren stumm auf sie gerichtet. „Ähm... wir sind zur… Nacharbeit hier…“, murmelte Draco unzufrieden. „Mr. Harry Potter, Sir!“, hörte Harry plötzlich eine hohe, piepsige Stimme in der Menge quiekseln. Winky kam, immer noch in ihrem alten Kleid, das nun jedoch geflickt und frisch gewaschen war, auf ihn zugewatschelt. „Oh, hallo Winky.“, sagte er freundlich. „Wie geht es dir?“ „Winky geht es gut, Sir. Viel besser, Sir. Professor Devine hat Winky gesagt Winky soll Mr. Potter und Mr. Malfoy helfen, Sir. Aber sie müssen nicht arbeiten, Sir, Winky schafft das alleine Sir. Ganz bestimmt, Sir!“ Die kleine Hauselfe nickte eifrig.
 

Harry musste kichern. „Das ist schon ok Winky, wir helfen dir gerne.“ Und heimlich warf er Draco einen drohenden Blick zu, damit er auch ja nicht protestierte. „Ja… sehr gerne…“, murrte dieser und verzog das Gesicht hinter Winkys Rücken. „Oh, Mr. Harry Potter ist so großzügig Sir! Dobby hatte Recht, Sir!“ „Oh, wo ist er denn überhaupt?“ Harry sah sich um und konnte ihn nicht erblicken. Es hatte ihn sowieso gewundert, dass Dobby nicht sofort auf ihn zugestürmt war. Winkys Gesicht verfinsterte sich. „Dobby… ist in Urlaub, Sir. Es ist furchtbar! Er hat eine Woche frei! Eine ganze Woche!“ Sie schüttelte entsetzt den Kopf und ging auf einen riesigen Berg Kartoffeln zu.
 

„Die sollen wir jetzt aber nicht alle schälen, oder?!“, rief Draco entsetzt, der aussah, als hätte er noch nie im Leben auch nur eine ungeschälte Kartoffel in den Händen gehalten, geschweige denn sie selbst gepellt. Harry stieß Draco zur Strafe unsanft den Ellbogen in die Rippen, und dieser zischte leise auf und blickte ihn wütend an, doch zu spät, Winky schüttelte den Kopf, sodass ihre Fledermausohren wild durch die Luft flatterten. „Nein, nein nein nein Sir! Winky macht das alleine, sie müssen Winky nicht helfen! Winky arbeitet fleißig, Winky schafft es rechtzeitig zum Abendessen!“ Und sofort griff die Elfe nach einer großen Schüssel und einem Messer, das auf einem der Tische lag, setzte sich auf den Boden neben den riesigen Kartoffelberg, der einem im Kontrast zu ihrer kleinen, dürren Figur noch gigantischer erschien und begann eifrig, eine Kartoffel nach der anderen zu Schälen und in die Schüssel zu werfen, fast so, als ob sie Angst hatte, dass die Beiden ihr zu viel Arbeit abnehmen würden, wenn sie sich nicht beeilte.
 

Harry seufzte. „Winky, wir sind doch hier um dir zu helfen.“ Er griff nach einem anderen Messer und setzte sich neben sie auf den Boden. „Ich darf dir doch helfen, oder?“, fragte er vorsichtig, während er nach einer Kartoffel griff. Winky nickte heftig. „Natürlich, wenn Mr. Potter es will, Sir, aber Mr. Potter muss keine Kartoffeln schälen Sir! Dafür sind Hauselfen da, Sir, und Winky ist fleißig, Sir, Winky will ein guter Hauself sein!“ Das glaubte ihr Harry nur allzu gerne. „Aber Hilfe anzunehmen ist doch keine Schande~“, sagte er mit einem warmen Lächeln und machte sich an die Arbeit, was bewirkte, dass Winky ihr Messer noch hastiger über ihrer Kartoffel bewegte. „Keine Angst Winky, es sind genug Kartoffeln für uns drei da“, sagte er beschwichtigend, während er Draco wieder einen vorwurfsvollen Blick zuwarf. „Ehrlich gesagt wäre ich glücklich, wenn wir überhaupt rechtzeitig fertig werden!“, kicherte er, doch die Elfe machte keine Anstalten, ihr Arbeitstempo zu drosseln.
 

Zögernd griff Draco nach dem dritten Messer und sah Harry an. Er beobachtete ihn zwei Kartoffeln lang eindringlich, bevor er sich auch auf den Boden setzte und selbst eine in die Hand nahm. Harry blickte auf. „Sowas hast du wohl noch nie gemacht, hm?“ Er grinste frech. „Mach dich nicht über mich lustig Potter, wir hatten für so was Personal!“ Harry senkte seinen Blick wieder. „Ja, einen Hauselfen, oder?“ Und Draco biss sich auf die Zunge. Als Harry vorher nach Dobby gefragt hatte, war ihm gar nicht aufgefallen, dass er vom ehemaligen Hauselfen seiner Familie sprach. Vorsichtig versuchte er, seine Kartoffel ihrer Haut zu entledigen, was aber nicht wirklich funktionieren wollte. Harry sah ihn wieder an und musste lachen. „Du hältst das Messer verkehrt herum!“
 

Draco errötete intensiv und drehte das Messer schnell um, sodass nun die scharfe Seite der Klinge die Kartoffel berührte. „Stell dich doch nicht so an, in Zaubertränke machen wir doch ähnliches…“ „Das ist was ganz anderes!“, meckerte Draco, immer noch rot im Gesicht, während er an seiner Kartoffel herumwerkelte. „Hast du überhaupt in deinem Leben je schon mal etwas gekocht?“, fragte Harry belustigt. Er konnte sich Draco in der Küche einfach nicht vorstellen. „Nein, seh’ ich so aus?! Ich hab dir doch gesagt, dass wir dafür-“ Diesmal brach er jedoch ab und sah Winky an, die aber gerade damit beschäftigt war in rasantem Tempo eine zweite Schüssel mit gepellten Kartoffeln zu füllen.
 

„Ja…“, seufzte Harry leise. „Bei uns war ich eher das Personal für so was…“ Gleich darauf merkte er, wie er rot anlief. Warum erzählte er Malfoy so etwas? Damit dieser ihn damit aufziehen konnte? Er konnte seinen neuen Spitznamen schon Dracos Lippen entweichen hören: Harry der Hauself. Seine Wangen wurden noch heißer. Doch Draco reagierte komplett unerwartet. „Du? Warum?“, seine Stimme klang irgendwie… empört. Warum? „Warum nicht? Die Dursleys sind Muggel, was erwartest du von denen? Für die bin ich als Zauberer ungefähr wie Ungeziefer. Und da sie keinen anderen Nutzen aus mir ziehen konnten, haben sie mich als ’Hauself’ eingespannt.“
 

„Ach, deshalb sympathisierst du so mit diesen Teilen?“ Obwohl Harry von dem Begriff ’Teil’ in diesem Zusammenhang nicht gerade begeistert war, vor allem in einer Küche voller dieser ’Teile’, musste er trotzdem mitlachen. Erstaunlich schnell hatten sie den Kartoffelberg bezwungen, auch wenn Dracos Einsatz dabei bei gerade mal fünfeinhalb Kartoffeln lag, bei der Sechsten war sein Messer nämlich abgerutscht und hatte sie halbiert, wobei die andere Hälfte in den Kamin gekullert war und er sich ungeschickterweise auch noch in den Finger geschnitten hatte. „Zeig mal her…“ Harry nahm Dracos Hand, während dieser leise fluchte. Der Schnitt war nicht sonderlich groß, sah aber tief aus. Harry kannte diesen Schmerz, solche Wunden konnten übel brennen, er hatte als Küchenhilfe der Dursleys damit genug Erfahrungen gemacht.
 

Mit einem Schwung seines Zauberstabs verwandelte er ein rumliegendes Stück Kartoffelpelle in ein Pflaster, welches er vorsichtig über den Schnitt klebte. „So.“ Er lächelte, und auch Draco zwang sich zu einem Lächeln, obwohl er anscheinend immer noch Schmerzen hatte. Er wollte wahrscheinlich nur nicht, dass Harry ihn für wehleidig hielt, aber das tat er auch so nicht. Ok, vielleicht doch ein kleines Bisschen… Als nächstes, was ungefähr 10 Minuten später war, da sie Winky beide lange hatten überreden müssen, ihnen die Arbeit zu überlassen, schnitten sie die Kartoffeln: Harry in dünne Scheiben und Draco in Hälften zum kochen. Harry hatte die Scheiben auf sich genommen, um Draco nicht zu überfordern. Dieser tat sich schwer genug mit seinem verletzen Finger.
 

Winky stand neben Harry und bereitete einen großen Rollbraten vor. Während Harry seine Kartoffeln schnitt, spürte er, wie ihn etwas schwummrig wurde. Er blickte Winky an, die sehr lustig aussah, wie sie so auf einem Hocker stand, damit sie an den Tisch rankam um ein großes Bündel Kräuter klein zu schneiden. „Was kochst du denn da schönes Winky?“ Naja, schönes… Harry musste sich eingestehen, dass der Geruch des Gerichts ihm offen gesagt Übelkeit bescherte. Irgendetwas… störte ihn daran. Und vielleicht wollte er mit der Frage ja nur herausfinden, woran es lag.
 

Winky errötete und grinste ihn breit an. „Das ist Winkys Familienrezept Sir. Ist seeeeehr sehr lecker, Sir! Kräuterrollbraten ist das, Sir, mit Rosinen, gemahlenem Knoblauch und frischem Koreander verfeinert, Sir! Schmeckt am besten mit Süßkartoffeln!“ Sie hatte seine Frage wohl für ein ausgesprochen ehrendes Kompliment gehalten, denn sie machte sich noch eifriger an die Arbeit. Harry war froh, als er mit seinen Kartoffeln fertig war und sie zur Pfanne tragen konnte, weg von Winkys Rollbraten.
 

Dann entdeckte er ein kleines Fenster am anderen Ende des Raumes. Er ging hin, öffnete es einen Spalt breit und atmete die frische Abendluft tief ein. Das schwummerige Gefühl und auch die Übelkeit verschwanden. ’Ich muss mir merken, das Zeug nie zu probieren…’, dachte er sich, auch wenn er den Gedanken als irgendwie gemein empfand. Aber es war nun mal die Wahrheit. Er ging wieder zurück zu seiner Pfanne. „Kannst du so was überhaupt, Potter?“, fragte Draco skeptisch, der neben ihm einen großen Topf auf den Herd hievte. Harry grinste. „Natürlich.“
 


 

Der Abend in der Küche zog sich lange hin, und während die anderen schon in ihren Gemeinschaftsräumen saßen und sich erholten, waren Harry und Draco noch bei den Hauselfen und erledigten den Abwasch oder räumten die vielen goldenen Teller und Becher wieder in ihre Schränke ein. Als die Arbeit endlich getan war, bedankten sich alle Elfen herzlich mit tiefen Verbeugungen, wobei ihre Fledermausohren über den Boden schleiften und ihre Nasenspitzen fast ihre Füße berührten. Dann machten sich die beiden Jungen auf den Weg zu ihren Türmen.
 

„Aaaargh, meine Hände sind ganz verschrumpelt von diesem widerlichen Abwasch!“, stellte Draco entsetzt fest, als er seine schlanken Finger im Licht der Fackeln betrachtete. Harry lachte lauthals. „Oh man, du hörst dich an wie ein Mädchen~“ „Halt die Klappe!“, zischte Draco, aber auch er musste lachen. Dann seufzte er jedoch. „Sag mal…“, begann er. „Hm?“ „Findest du nicht… dass wir uns ziemlich gut verstehen?“ Er blickte Harry von der Seite fragend an. „Naja, hängt davon ab was du damit meinst…“, erwiderte dieser ausweichend.
 

„Ich meine, dass wir uns nicht mehr Streiten, sondern eher… rumscherzen und uns auch nicht mehr beleidigen… naja ok, fast nicht“, meinte er, als er Harrys ironisch-skeptischen Blick bemerkte. „Aber… wir haben Spaß zusammen, oder etwa nicht? Ich hatte heute Spaß, das heißt mehr oder weniger… auch trotz dem hier!“ Und er hielt Harry seinen mit einem Kartoffelpflaster versehenen Finger unter die Nase. „Tja, selber schuld wenn du so ein Tollpatsch bist!“, kicherte dieser.
 

„Ja…“ Draco ließ seinen Blick in die Ferne abschweifen. „Sag… kommt dieses ’andermal’ eigentlich noch irgendwann, oder… war das nur eine Ausrede?“ Sie gingen eine Treppe hinauf. „Wovon redest du?“, fragte Harry verwirrt. „Was für ein ’andermal’?“ „Na, dieses ’andermal’, an dem du mir endlich meine Frage beantworten wolltest.“ Und Harry wurde rot im Gesicht. Draco hatte sich das doch tatsächlich gemerkt. Er hielt es für besser, den Unwissenden zu spielen, auch wenn er sich sicher war, dass Draco nicht übersehen hatte, wie rot er geworden war.
 

„Welche frage denn?“, murmelte er, und seine Stimme verriet alles. „Verkauf mich nicht für dumm, du weißt ganz genau was ich meine…“ Er blieb stehen. Harry schaute ihn an, und Draco sah ihm wieder so tief in die Augen, als ob er direkt in seine Seele blicken könnte. „Ich habe dich gefragt, ob du auf mich stehst.“ „Warum sollte ich dir darauf antworten?“, meinte Harry, um das Thema möglichst schnell abzuschieben und ging weiter. Weil er in Wirklichkeit nicht wusste, was er antworten sollte. Weil er Angst vor seiner Antwort… und den Konsequenzen hatte. Am meisten verunsicherte ihn jedoch, wie Draco auf seine Antwort reagieren würde. War das nicht schon eine Antwort in sich?
 

Doch Draco gab nicht auf. „Du musst mir antworten, du bist dran.“
 

„Was meinst du mit ’ich bin dran’?“
 

„Na, du bist am Zug.“
 

„Das ist also nur ein Spiel für dich?“
 

„Ja, so ungefähr, und ich habe den ersten Schritt gemacht, also bist demnach jetzt du an der Reihe.“
 

„Wann willst du denn bitte den ersten Schritt gemacht haben?“, fragte Harry, als sie um die Ecke bogen.
 

„Na, ich habe dich gefragt, und das schon zwei mal. Und nun musst du mir antworten.“
 

„Ich muss gar nichts. Und außerdem war ich es, der den ersten Zug gemacht hat, weißt du nicht mehr?“
 

„Ach ja?“
 

„Ja, ich habe das Wort gesagt…“
 

„’Liebe’ meinst du? Darauf wärst du doch nichtmal gekommen, wenn ich dich davor nicht gefragt hätte, was jenseits vom Hass auf uns wartet. Und ich habe dich auch daran erinnert, dass du mich beim Vornamen genannt hast.“ Draco grinste triumphierend.
 

Und Harry tat es ihm gleich. „Aber ich habe dich erst beim Vornamen genannt.“
 

„Na und? Das habe ich auch getan!“
 

„Ja, aber erst danach. Und ich habe mein Leben für dich riskiert, du bist nur abgehauen. Das kannst du nicht toppen.“
 

Draco mochte es nicht zu verlieren, das konnte man ihm deutlich ansehen. „Trotzdem werde ich nicht den nächsten Zug machen.“
 

Harry lachte. „Ist das nicht irgendwie albern? Wir benehmen uns wie Kinder…“
 

Draco blieb wieder stehen und grinste ihn herausfordernd an. „Das sagst du doch nur, weil du zu feige bist, den nächsten Schritt zu tun!“
 

Harry blickte ihn an. „Ich bin nicht feige. Aber du hast auch keinen eindeutigen Schritt gemacht!“
 

„Ach, und was ist mit alldem, was ich gerade aufgezählt habe, ist dir das immer noch nicht genug?“
 

„Das war doch alles nicht beabsichtigt gewesen. Es hat nichts zu bedeuten.“
 

„Und wer wollte sich nachts mit dir treffen? Das war noch lange bevor du überhaupt daran gedacht hast, mir das Leben zu retten!“
 

„Aber das hast du nur gemacht, um mich zu erschrecken.“
 

„Woher willst du das wissen? Du hast doch nur nicht genug Mut, mir eine deutliche Antwort zu geben…“
 

Und Harrys Wangen flammten auf. Denn genau das war der Grund, warum er versuchte, Draco auszustechen. Um einen Grund zu haben, keine eindeutige Antwort geben zu müssen. Aber wenn er das Gespräch so durchging, kam es ihm immer seltsamer vor. Weder er noch Draco hatten doch all die Dinge, die sie gerade aufgezählt haben, mit dem Ziel getan, den anderen für sich zu gewinnen. Und doch stellten sie es nun beide so dar. Was machte das für einen Sinn? Und was sollte er nur antworten, wenn es hart auf hart kommen würde? Stand er auf Draco? Er sah ihn auf jeden Fall seit einiger Zeit in einem völlig anderen Licht… und… „Also, wenn du was von mir willst, dann ist das deine letzte Chance“, sagte Draco gespielt kühl. Nur um ihn wieder zu provozieren, das wusste Harry. Und doch wusste er gleichzeitig auch, dass er darauf eingehen würde. „Stehst du auf mich oder nicht, Harry Potter? Ich will eine eindeutige Antwort.“
 

’Wie du willst, du wirst sie bekommen…!’, dachte Harry, bevor er Draco an den Schultern packte und gegen die Wand drückte. Seine Wangen hatten sich noch nie so heiß angefühlt wie in diesem Moment, und er nahm seinen schnellen Herzschlag und unregelmäßig gehenden Atem viel intensiver wahr als sonst. Langsam schloss er die Augen und legte seine Lippen sanft auf Dracos.
 

Es war das schönste Gefühl, das er sich hätte vorstellen können. Die Lippen des Slytherin waren einfach nur so unendlich weich. Sie waren wie zum Küssen geschaffen. Er öffnete seine eigenen Lippen leicht und strich mit ihnen sanft über die des anderen. Und Draco erwiderte den Kuss. Er spürte, wie die warmen Lippen des Blonden sich um seine legten, sie zärtlich liebkosten. Er war überglücklich in diesem kurzen Moment. Vergessen waren all die Jahre Feindschaft, all die Beleidigungen, die hasserfüllten Blicke. Alles geriet in Vergessenheit durch diesen einen, süßen Kuss.
 

Dracos Lippen umschlossen Harrys Unterlippe, und so fing er Dracos Oberlippe ein. Er spürte, wie der heiße Atem des Slytherin seine Haut streifte und ein Schauer durchfuhr seinen gesamten Körper. Noch immer hielt er Dracos Schultern umklammert, fast so, als hätte er Angst der andere würde den Kuss nicht länger erwidern wenn er ihn loslassen würde. Als ob er instinktiv nicht zulassen wollte, dass Draco weglief. Doch dann lösten beide den Kuss, und Harry ließ den Blonden los.
 

Eine Zeit lang sagten sie nichts, standen nur mit gesenkten Blicken und rot glühenden Wangen im halbdunkel und schwiegen, genossen die Erinnerung an ihren ersten gemeinsamen Kuss. Und es war Harry, der zuerst wieder sprach. „Ist dir das… Antwort genug? Oder soll ich noch deutlicher werden?“ Er lächelte Draco an, und dieser grinste zufrieden. „Naja, wenn du mich so fragst glaube ich fast ich brauche noch etwas Absicherung… aber ich hätte nicht gedacht, dass du so gut küssen kannst~“ Er leckte sich demonstrativ genüsslich über die noch feucht schimmernden Lippen.
 


 

„Und Harry, wie war’s?“, fragte Hermine neugierig. „Ich habe natürlich sofort davon erfahren~!!!“ Sie sah Harry, der gerade bis über beide Ohren glücklich lächelnd in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors gekommen war, gespannt an. „Oh nein, Harry, du machst mir Angst! Das ist doch kein Grund so zu strahlen!“, meinte Ron dagegen entsetzt. „Und ob es das ist, Ron! Das ist eine wundervolle Erfahrung! Ich beneide Harry!“, schwärmte Hermine. Der junge Gryffindor sah seine Freunde verwirrt an. „Was… wovon redet ihr da?!“, fragte er etwas unruhig. Konnte es sein, dass sie etwas rausbekommen hatten? Aber dann hätten sie doch anders reagiert, oder nicht? Und außerdem, woher sollten sie denn bitte wissen, dass er und Draco sich… geküsst hatten?
 

„Na von deiner Nacharbeit, was dachtest du denn?“, sagte Ron. Harry atmete auf. „Es… war ganz ok. Ich bin Küchenarbeit noch von den Dursleys gewohnt.“ Er setzte sich neben Ron auf das Sofa. „Das muss wirklich interessant gewesen sein, zusammen mit Hauselfen zu Arbeiten!“, rief Hermine fasziniert. „Ach Gott, kommst du wieder mit deinem Belfer–Unsinn?“ „Ron, es heißt B.ELFE.R, und es ist kein Unsinn, das ist wichtig! Jemand muss sich für die Rechte der Hauselfen einsetzen wenn sie es nicht selber tun!“ „Du meintest wohl wenn sie es nicht selber wollen!“
 

Harry stand wieder auf. Er war gerade viel zu gut gelaunt, um sich das von einer Streiterei zwischen seinen besten Freunden vermasseln zu lassen. „Ich bin ziemlich müde Leute, ich geh ins Bett. Wir sehen uns morgen!“ Und schnell stieg er die Wendeltreppe zum Schlafsaal nach oben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ReinaDoreen
2008-12-06T16:21:57+00:00 06.12.2008 17:21
Draco und Harry sind sich näher gekommen. Wie lange wird Harry das vor Ron und Hermine geheim halten können. Es wird doch nicht bei diesem einzigen Kuss bleiben.
Erschreckend ist das Harry keinen Knoblauch riechen kann. Wird er sich in einen Vampir verwandeln. Das scheint schleichend zu gehen.
Reni


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