Broken
I. Prolog: Broken
Die Kälte kroch an ihren Gliedmaßen empor und drohte sie zu verschlingen. Es kümmerte sie nicht.
Ihr Blut tropfte langsam aus der Wunde in ihrem Rücken und durchtränkte ihre Kleidung. Sie ignorierte es. Langsam versuchte sie zu gehen, den stechenden Schmerz nicht beachtend.
Sie vernahm nichts als ihren Herzschlag der schwach und regelmäßig ihr Ende einläutete. Es war ihr egal. Nichts war ihr geblieben. Weiter schleppte sie sich durch den dunklen Wald. Wie Recht er doch gehabt hatte. Seine Worte, die sie so verletzten hatten sich als wahr erwiesen.
Stumme Tränen quollen unaufhörlich aus ihren grünen Augen, in denen sich nichts als Leere widerspiegelte. Die kalte Leere die sie im Herzen fühlte.
Immer hatte sie an ihn geglaubt. Nie hatte sie wahrhaben wollen, dass er sich der Dunkelheit hingegeben hatte. Wie naiv sie doch gewesen war. Schwach und naiv.
So oft hatte man ihr gesagt, dass er nicht wieder kommen würde. Und sie hatte es ignoriert.
Es durchzuckte sie eine Welle von Schmerzen und sie sank auf die Knie, unfähig sich zu bewegen.
Sie kniff die Augen zusammen und ihre Hand ballte sich zu einer Faust.
Er hatte Recht gehabt. Alles was er vor Jahren gesagt hatte, alles war wahr.
„Du bist schwach.“
Wie wahr. Sie war schwach. Zu schwach um ihre Freunde zu beschützen, zu schwach um irgendjemanden zu helfen. Sogar zu schwach um sich selbst zu beschützen.
Und nun...hatte er sie besiegt.
Die Tränen tropften auf den ohnehin schon nassen Boden und sie begann zu schluchzen.
~ „Sasuke! Warum? Komm zurück zu uns! Zurück zu mir! Orochimaru benutzt dich nur!“
Ihre Stimme zitterte als sie den Uchiha anschrie. Sie flehte ihn an Orochimaru zu verlassen und mit ihr nach Konoha zu kommen. Der schwarz haarige sah sie ausdruckslos an, stumm beobachtete er ihre Tränen.
„Immer noch schwach.“
Sakuras Herz zerbrach in tausend Stücke. Erschrocken sah sie ihren ehemaligen Teamkamaraden an und vergaß ganz, ihre Deckung aufrecht zu halten. Nicht, dass es etwas genutzt hätte. Sie starrte Sasuke leer an und nahm nichts um sich herum wahr. Dieser formte schnell einige Fingerzeichen und sprach ohne jegliche Emotionen die Worte: „Katon: Gokakyou no Jutsu.“
Sakura, die durch den Kampf schon einiges an Blut verloren hatte, starrte gebannt auf den Feuerball welchen mit einer ungeheuerlichen Geschwindigkeit auf sie zuraste. Als sie aufschrie und nach hinten geschleudert wurde, zerbrach ihre Welt endgültig. Als sie kurz danach die Augen öffnete, war Sasuke verschwunden. Leise flüsterte sie seinen Namen. „Sasuke...“~
Sie schüttelte den Kopf und versuchte sich wieder aufzurichten. Nicht mehr weit. In Konoha würde man ihr helfen. Obwohl es sie nicht kümmerte. Sollte der Tod doch kommen. Ihr war es gleich. Schleppend bewegte sich die rosa haarige voran.
So schwach.
Kurz vor dem Tor des Dorfes, sank sie abermals auf die Knie. Alles verschwamm vor ihren Augen und sie fiel nach vorne. Sie machte sich nicht die Mühe wieder aufstehen zu wollen. Zu welchem Zwecke auch? Sie brachte noch ein Flüstern über ihre salzigen Lippen ehe sie von einer angenehmen Schwärze empfangen wurde.
„Sasuke...Warum?“
Kapitel I
Dunkelheit. Nichts als eine angenehme, stille Schwärze umhüllte sie. Kein Geräusch, keine Wärme.
Sie stand auf und blickte in den schwarze Leere.
Sie stellte sich die Frage nicht, wo sie wohl war. Es war ihr vollkommen gleich wo sie sich befand.
Nichts hatte einen Sinn. Sie schaute an sich herab, ihren nackten Körper zierte keine Wunde, keinen Kratzer. Sie runzelte die Stirn und hob den Kopf.
Hinter spürte sie plötzlich eine Präsenz und drehte sich um.
Sie weitete die Augen in Erstaunen als sie die Person identifizierte. Sie sah sich ihrem Ebenbild gegenüber. Sie war in einem langen, weißen Kleid gekleidet welches sich wie ein Windhauch an ihren Körper schmiegte. Ihre Haare waren lang und ihre Augen glänzten hoffnungsvoll.
Sakura, gepackt von einer Welle der Neugierde konnte sich die Frage nicht verkneifen.
„Wer bist du?“
Ihre gegenüber lächelte und beantwortete die Frage, ihre Stimme sanft.
„Ich bin du.“
Die Antwort kam nicht unerwartet. Sie hatte ihr Spiegelbild erkannt. Ihr inneres Ich. Ihr altes Ich.
„Und was willst du von mir?“, fragte sie nun genervt. Sie hatte den Nerv für eine Unterhaltung mit ihrem Gewissen in diesem Moment nicht.
Die andere lächelte nur. Dann aber sprach sie, ihre Miene ernst.
„Ich will dir einiges erzählen. Hör mir gut zu, es bleibt uns nur wenig Zeit.“
Sakura schwieg. Dann nickte sie jedoch und deutete ihrem Spiegelbild zu sprechen.
„Du bist am sterben. Dein Körper leidet unter dem hohen Chakraverlust, ebenso wie unter deinen physischen Verletzungen. Ich sollte wohl besser sagen: wir sterben. Wenn du dich nicht zusammen reißt, gehen wir unter.“
Sakura stieß ein bitteres, abfälliges Lachen aus und zuckte die Schultern.
„Ist mir gleich.“
„Ich dachte schon,dass du das sagst. Dennoch will ich dich bitten, diese Entscheidung zu überdenken. Was werden deine Freunde sagen?“
Sie stockte. Ihre Freunde? Hatte sie solche?
Ihr Spiegelbild beschwor ein Bild auf. Naruto stand über sie gebeugt und weinte. Tränen kullerten über sein sonst so freudiges Gesicht und ließen Sakura die Augen weiten. Er weinte? Er weinte um sie?
Was würde der Blondschopf wohl sagen oder tun, wenn sie sterben sollte?
Sakura sah ihr Gewissen an und nickte.
Eine einzelne Träne lief ihrer Wange hinab. Sie hatte recht. Sasuke mochte sie allein gelassen haben aber war sie besser als er, wenn sie einem Freund das gleiche antat?
Sie schüttelte den Kopf. Nein. Auf keinem Fall.
Trotzig ballte sie die Faust. Sasuke mochte sie fallen lassen haben, doch sie würde es nicht aufgeben. Schon allein um Narutos Willen.
Ihr alter Ego sah sie lächelnd an. Dann ließ sie das Bild verschwinden.
„Ich werde gehen.“
Sakura nickte und schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, war die andere verschwunden.
Vor ihren Augen schwebte eine leuchtende, weiße Kugel welche aus Licht zu bestehen schien.
Die Medic-Nin griff danach und wurde von einem warmen Gefühl erfasst. Die Kugel explodierte und sie schloss instinktiv die Augen.
„Sakura-chan! Wach auf!“
Wenige Sekunden später wurde ihr Körper von Schmerzen durchflutet. Sie versuchte die Augen zu öffnen, welches ihr mit Mühe gelang. Das erste was sie sag war die Decke eines Zimmers, vermutlich im Krankenhaus. Sie versuchte sich zu bewegen doch ihr Vorhaben scheiterte kläglich.
Ihre Kehle war wie ausgetrocknet, ihre Lippen spröde. Sie versuchte zu sprechen, brachte aber nur ein Krächzen raus.
Ihre Augen erblickten die besorgten Gesichter ihres Mentors und das ihres Freundes. Auf Narutos Wangen waren Tränenspuren deutlich erkennbar. Sie versuchte abermals etwas zu sagen, ihr Versuch wurde allerdings vom anwesenden Blondschopf jäh unterbrochen da dieser sich über sie beugte und sie freudig ansah.
„Sakura!“
Sie brachte ein kleines Lächeln zustande und zuckte dann zusammen als sie eine Welle Schmerzen erneut durchflutete. Sie stöhnte leise um ihren Qualen Ausdruck zu verleihen.
Tsunade beugte sich ebenfalls über ihre Schülerin und platzierte ihre linke Hand über dem Bauch des Mädchens. Grün leuchtete sie auf und versuchte zu lindern was man lindern konnte.
Sakura kämpfte der weilen darum bei Bewusstsein zu bleiben. Die Dunkelheit rief sie und es fiel ihr immer schwerer der lockenden Schwärze zu widerstehen.
Schweißperlen traten auf ihrer Stirn hervor und sie zitterte wie Espenlaub.
//Ich will nicht...Ich will nicht sterben...Noch nicht...//
Ihr Atem ging schwer und unregelmäßig und sie hörte kaum noch wie die Hokage den Jinchuuriki ansprach als dieser fast den Verstand verlor.
„Sie ist im kritischsten Stadium. Noch besteht die Chance, dass wir sie verlieren. Wenn sie nicht schnell genug ihr Chakra regeneriert, ist es vorbei.“
Die rosa haarige hustete. Die einst weißen Laken waren schon lange nicht mehr sauber. Nach einigen Minuten des Kampfes gab sie auf. Sie gab sich der angenehmen Stille der Ohnmacht hin und ihr Körper erschlaffte.
Ihr Puls ging von unregelmäßig zu schwach und das Zittern fand ein Ende.
Endlich Ruhe.
