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Junk

Ich bin doch nur Abfall
von

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Abhauen

Kapitel 7 - Abhauen
 

Michaels PoV
 

Stunde um Stunde verstrich. Immer wieder rollte ich mich hin und her. Sollte ich oder sollte ich nicht? So recht konnte ich keine Entscheidung treffen. Aber was hätte es für einen Sinn noch länger hier zu bleiben? Ich würde doch nur Probleme machen.
 

Mühsam raffte ich mich hoch. Er würde mich schon nicht vermissen. Was hatte er auch mit mir zu tun? Nur weil er mich durch Zufall auf dieser Parkbank aufgegabelt hatte? Wenn er da nicht vorbei gekommen wäre, dann hätte ich mir die Radieschen jetzt wohl schon längst von unten anschauen können.
 

Einfach abhauen würde ich. Hier gehörte ich ohnehin nicht her. Und wenn ich noch länger bleiben würde, dann wäre es nur sicher, dass ich durchdrehen würde.
 

Ich schnappte mir meine Jeans, die vor dem Bett lag und streifte sie mir nur schnell über, bevor ich ihn den Gang hinaus tapste. Für einen Moment blieb ich vor dem kleinen Schuhschrank stehen. Es würde ihm schon nichts ausmachen wenn ich mir ein paar Schuhe mitnehmen würde. Zumindest hätte er mich doch los. Und vielleicht könnte ich sie ihm irgendwann einmal zurückbringen.
 

So suchte ich mir ein Paar heraus, das mir möglicherweise passen könnte. War doch ohnehin egal welche.
 

Als ich schon an der Wohnungstür stand, fiel mir erst auf, dass ich immer noch eins seiner Shirts anhatte. Wenn ich es hier lassen würde, dann holte ich mir draußen sicherlich den Tod. Müsste ich es wohl oder übel auch irgendwann einmal zurückbringen.
 

Ich drückte die Klinke hinunter. Hielt dann aber noch einen Moment inne. Vielleicht sollte ich zumindest einen Zettel schreiben, damit er wüsste was los ist?
 

Nein!

Der würde nur auf die dumme Idee kommen mich deswegen zu suchen. Das er mich gestern Nacht mitgenommen hatte war doch eigentlich schon ein verdammt blöder Plan von ihm gewesen, da käme er auf so etwas sicherlich auch noch.
 

Binnen weniger Minuten stand ich vor dem Haus. Ein eisiger Wind schlug mir entgegen und ließ mich erzittern. Ich war mir doch wirklich nicht im Klaren darüber gewesen, dass es so kalt war. Aber wie hätte es anders sein sollen. Mitte November konnte es doch gar nicht mehr warm sein. Und um diese Uhrzeit erst recht nicht.
 

Es wäre jetzt ein Fehler einfach nach Hause zu gehen. Patrick war nicht so dumm. Sicherlich hatte er vorausgeplant, dass mich irgendjemand gefunden hatte. Nur das derjenige mich auch noch pflegen würde, hätte er sicher nicht gedacht.
 

Ich glitt mit den Fingern über meinen rechten Arm. Der Verband war immer noch stramm. Eigentlich hätte man ihn wohl wechseln müssen. Könnte ich sicherlich auch selbst machen. Nur nicht so gut.
 

Ich war Richtung Santa Monica Boulevard marschiert, den ich jetzt auch schon entlang ging. Das übliche Gedränge. Wie jeden Tag. Ich spürte einige herablassende Blickte. Den feinen Damen, die hier einkaufen gingen, passte wohl der kleine heruntergekommene Kerl mit dem roten Haar nicht. Ich passte ihnen nicht.
 

Da schlangen sich auf einmal zwei Arme um mich. "Hey, Kleines. Kennen wir uns nicht?", raunte es mir ins Ohr. Ich schluckte. So eine verdammt sexy Stimme hätte ich doch im Leben nicht mehr vergessen. Doch da löste sich die Umarmung schlagartig wieder.
 

"Ups. 'Tschuldigung. Hab dich mit jemanden verwechselt." Verlegen kratzte sich der Kerl am Hinterkopf und grinste dabei auch noch dämlich.
 

Ich ging ohne eine Erwiderung einfach weiter. Es war mir eigentlich gänzlich egal, ob es jetzt wirklich ein Versehen war oder der Kerl mich nur befummeln wollte. Ich war es ja im Grunde gewohnt. So viele Kerle hatten mich schon mit ihren dreckigen Finger begrabscht. Zu viele.
 

Hätte ich es nur von Anfang an gar nicht zugelassen. Hätte ich nur damals diesem Kerl gesagt, dass ich nicht zu diesen kleinen Nutten gehörte. Dann wäre ich gar nicht erst in diese Szene abgerutscht.
 

Zumindest hatte es aber einen Vorteil: Ich konnte nicht mehr tiefer sinken. Weiter unten in der Gesellschaft konnte man gar nicht mehr sein. Nicht einmal ein verdammter Penner konnte wohl noch unter einem Prostituierten sein.
 

Ich lehnte mich an eine Hausmauer und sah gelangweilt dabei zu, wie die Masse an Leuten an mir vorbei zog. Genügend mit voll gepackten Einkaufstaschen. Ich könnte mir wohl in einem der Läden hier nie etwas leisten. Zumindest nicht in diesem Leben.
 

Leicht stieß ich mich von der Wand ab und marschierte den Boulevard weiter nach unten. Irgendwo am Ende würde sich die Masse schon einmal lichten. Dort, wo sich üblicherweise die Nutten und Stricher herumtrieben. Selbst um diese Tageszeit schon. Da wäre ich ohnehin besser aufgehoben. Und nicht unter diesen Schickimicki-Tussen.
 

Von weiten konnte man die meisten schon erkennen. Jede einzelne in ihren knappen Röcken, den Shirts mit den Ausschnitten, als ob man ihnen bis zum Bauchnabel hinunter schauen könnte. Und diese ekligen Strapse. Für mich wirkten die Mädchen dadurch auch nicht sexyer.
 

"Hey Süßer." - Lange Finger legen sich um mein Handgelenk, das ich schon zurückziehen will. - "Du siehst so aus, als ob du eine kleine Sklavin brauchen könntest." Ich blickte die Blonde etwas herablassend an. "Nein, danke. Bin im gleichen Geschäft", erwiderte ich nur knapp und abrupt ließ sie mich los. Der Ekel war ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
 

"Verzieh dich aus meinem Revier, Schlampe!", fauchte mich das Mädel, das wohl sogar noch zwei oder drei Jahre jünger ist als ich, an. Ich hob nur leicht eine Augenbraue und sah mich kurz um. Ihr Revier? Das Teile sie sich dann aber auch mit mindestens vier anderen.
 

Ich zuckte nur mit den Schultern und tapste weiter ohne sie auch nur noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Mein Stammplatz war auch noch ein Stück weiter.
 

"Hey! Schlampe!", rief mir da aber auf einmal das blonde Mädel noch hinterher. Doch ich verschränkte nur die Arme hinter dem Kopf und ignorierte sie. War mir doch egal, was die noch wollte.
 

"Tobi sucht dich!" Ich blieb abrupt stehen. "Tobi?", fragte ich und wendete mich noch einmal zu ihr um. "Tobi Bishop. ... Du bist doch Mike Valentine?" Ich nickte nur langsam. "Was will er denn?", wollte ich schließlich auch wissen. Doch da zuckte sie nur mit den Schultern. "Hat nur was davon gefaselt, dass er sich um dich Sorgen macht."
 

Jetzt machte der sich auch noch Sorgen. Wie doof konnte man mit 18 eigentlich sein. Im Grunde müsste ich es wissen. Immerhin war ich doch auch einmal so alt.
 

Nur jetzt interessierte es mich nicht wirklich. Und Tobi würde schon irgendwann selbst bei mir aufkreuzen, da müsste ich mich nicht um den auch noch kümmern oder sogar finden. Der Kleine trieb sich ohnehin nur bei seinen Freiern herum.
 

Es war irgendwie ungewöhnlich, wie wir uns damals kennen gelernt hatten. Oft kam es aber auch wirklich nicht vor, dass man für einen Kunden miteinander ins Bett stieg, nur damit der sich dabei einen runter holen konnte. Die Einzigen, die daran auch wirklich Spaß hatten, waren doch ich und Tobi. Einmal endlich wieder richtig schönen Sex. Eigentlich hätten wir das längst wiederholen können. Nur ohne einen Zuschauer.
 

Ich sank auf eine Bank und ließ den Blick hin und her schweifen. Ein paar Jungs liefen immer wieder am Straßenrand auf und ab. Eine ganze Weile sah ich dabei zu. Heute müsste ich mich da ohnehin nicht mit hinstellen.
 

Benjamins Pulli reichte mir bis weit über die Fingerspitzen und genauso wie über den Po. Dafür aber hielt er zumindest etwas warm.
 

Ich zog die Beine mit auf die Sitzfläche der Bank und schlang die Arme darum. Ich könnte genauso gut weiter zu mir nach Hause gehen. Aber ich hatte verfluchte Angst davor, dass Patrick da auf mich warten würde. Da hätte er mich dann auch alleine. Hier könnte ich immer noch darauf hoffen, dass mir irgendjemand half.
 

Doch wäre es für mich nicht vielleicht doch besser gewesen, wenn ich einfach gestorben wäre? Mein Leben hatte doch sowieso keinen Sinn mehr. Immer nur hier auf und ab zulaufen und mich den Kerlen hinzugeben. Nur damit die mal wieder eine ordentliche Portion Sex abbekamen.
 

Ich ließ den Kopf auf die Knie sinken.
 

War es denn überhaupt je anders gewesen? Vielleicht als mein Vater noch bei uns gewohnt hatte. Aber auch wirklich nur vielleicht. Er hatte mich immer bei so viel unterstützt. Bei einem kleinen Jungen, der ich damals noch war, aber auch nicht schwer. Es gab so viel mit dem man mich glücklich machen konnte. Und wenn es nur etwas Süßes gewesen war. Ich hatte mich immer gefreut.
 

Leicht seufzte ich. Es war schon viel zu lange her, dass ich einmal wirklich aus Freude heraus gelacht hatte oder das ich so etwas wie Glück empfunden hätte. Ich ging doch langsam aber sicher komplett den Bach runter. Dass ich doch eigentlich wirklich noch leben wollte. Von mir selbst aus.
 

Leicht streckte ich mich. Im Grunde könnte ich wirklich einfach wieder zurück zu Patrick. Sollte er mir doch einfach den Rest geben. Aber was sollte mir das schon groß helfen? Nur damit ich mich von meinem Leben drücken könnte? Das wäre erniedrigend.
 

Das Hupen eines Autos riss mich aus meinen Gedanken. Verschreckt blickte ich auf. Ein roter Audi A8 stand mit heruntergelassenem Beifahrerfenster direkt vor mir auf der Straße. Etwas verwirrt blickte ich erst drein, bevor ich aufstand und etwas zaghaft darauf zuging.
 

"Wollen sie etwas von mir?", fragte ich und lehnte mich leicht gegen das Fahrzeug. "Sieht wohl so aus, Kleiner", meinte nur der brünette Fahrer. "Wie viel würdest du denn kosten?", wollte er aber auch gleich noch wissen. Der Preis war schon mit das wichtigste Thema.
 

"Momentan", meinte ich und machte eine kurze Pause, "hm ... sagen wir mal $ 80." Eigentlich für meine Verhältnisse noch recht wenig. Manchmal zog mich meinen Freiern schon um die $ 200 aus der Tasche und sie zahlten sogar.
 

"Spring rein." Das ging doch sogar einmal richtig einfach. Doch gerade, als ich die Beifahrertür öffnen wollte, wurde ich zu Boden gerissen. Vor Schmerz, da ich wohl etwas unsanft auf meinem Steißbein gelandet war, ächzte ich auf.
 

"Du verfluchter Idiot!" Ich konnte gar nicht glauben, wer da halb auf mir lag.

"Ben", flüsterte ich nur, als mich der auch schon hochzog, "was ... was treibst du denn hier?" Wieso hatte der denn so einen wütenden Blick aufgelegt. Er hatte doch selbst gesagt, dass mein Leben ihn eigentlich nichts anging. Wieso regte er sich dann jetzt so auf?
 

Gerade als der Blonde mich noch einmal anbrüllen wollte, flog die Fahrertür des roten Audis zu. "Du Freak! Verzieh dich! Er gehört mir!" Da löste auch Benjamin seine Finger um mein Handgelenk. Er blickte mich völlig geschockt an. Woran das wohl lag? Wusste er nicht, was ich machte? Wenn es so wäre, dann hätte er doch hier als aller letztes nach mir gesucht.
 

Wieso hatte er das überhaupt gemacht? Wir kannten uns doch gar nicht. Wer versuchte denn schon einen Wildfremden zu finden? Im Grunde wäre das doch, wie wenn man eine Nadel in einem Heuhaufen suchen würde.
 

"Kommst du jetzt, Kleiner, oder willst du deinen Kumpel noch lange anstarren?" Ich wendete meinen Blick zu dem Brünetten und nickte nur langsam.
 

"Du bist ein verdammter Idiot", fauchte Benjamin, als ich gerade - ein weiteres Mal - die Beifahrertür des Audis öffnen wollte. Noch einmal wendete ich mich zu dem Blonden. "In welcher Straße wohnst du?", wollte ich mit ruhiger Stimme von Benjamin wissen.
 

Erst blickte mich Ben etwas verwirrt an. Antwortete dann aber: "In der 54. Wieso fragst du?" Auf einmal klang er so ruhig. Doch ich lächelte ihm nur kurz zu, statt zu antworten. Er würde schon verstehen. Dumm war er ja eigentlich auch nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Paris-1443
2009-01-23T12:34:56+00:00 23.01.2009 13:34
Sehr tolle Geschichte!
Ich bin wirklich gespannt wie es weiter geht!
Das Thema Drogen ist ja eh ein sehr schweres und hartes Thema, aber bis jetzt finde ich es sehr gzt geschrieben
Auch die Entzugserscheinungen waren gut dargestellt.
Ich würde gerne eine ENS bekommen wenn es weiter geht!

LG
Von: abgemeldet
2009-01-13T19:11:21+00:00 13.01.2009 20:11
Das war wieder mal ein sehr gutes Kapi! (Wie immer halt)
Warm hat Ben Michael denn gesucht?
Es war total süß von ihm, dass er Mike versucht hat von seinem Freier zu "retten".
Ich freu mich schon wenn Tobi auftauchen wird!
Mit herzallerliebsten Grüßen

Laa
Von: abgemeldet
2009-01-13T18:24:45+00:00 13.01.2009 19:24
Wieder ein tolles kappi!
Man wieso haut Michael denn ab?
...Idiot ;)
Ooh! Das ist soo süß wie Ben ihn
sucht und vor dem Freier `retten` will!
Freu mich schon auf Tobi XD
Bin gespannt wie es weitergeht.
Glg
Rhy
Von:  midoriyuki
2009-01-12T23:35:10+00:00 13.01.2009 00:35
Mh also entweder er will wirklich zurück gehen oder aber er will Ben nur in Sicherheit wiegen...Ach das ist doch wirklich nicht schön sowas:(
Nja...Freu mich aber trotzdem drauf wies weitergeht:)

Liebe Grüße
Yuki
Von: abgemeldet
2009-01-12T22:59:26+00:00 12.01.2009 23:59
ohoh das gibt doch wieder ärger
kann dem nich mal jemand den hintern versohlen!
na ja jedenfalls hört es sich ja so an als ob er nach der nummer wieder zurück möchte'?
na mal sehen was ben davon hällt.
bin ja schon soooooooooooo gespannt wie es weitergeht.
*durchgeknuddelt,umflauscht,angeschnurrt*
lg bulma72
Von:  chrishe
2009-01-12T22:51:52+00:00 12.01.2009 23:51
Danke für deine ENS. Hätte sonst glatt verpasst, dass es weiter geht.
Sieht ja fast so aus, als wenn Michael nach seiner "Nummer" zu Ben zurück geht. War schon traurig darüber, dass er abgehauen ist.
Freue mich auf das nächste Kapitel. LG
Von: abgemeldet
2009-01-12T22:17:21+00:00 12.01.2009 23:17
Oh je, wie lieb, dass Ben ihn gesucht hat...*knuddel*...
Da gibts aber schon wieder viiiel Ärger...o.o...hoffentlich schaltet Ben schnell und lässt Mike nicht mit fahren!...ahh, Michael ist wirklich ein Trottel!
Jetzt bin ich aber wirklich gespannt, wie die Situation nun ausgeht, freue mich schon aufs nächste Kapitel!..^^
GlG
Aidou
Von:  Marge91
2009-01-12T21:43:10+00:00 12.01.2009 22:43
das ist wieder mal ein gutes
kapi
ärger über ärger naja
möchte mal wissen was da noch kommt
freu mich schon auf das nächste kapi
schreib schnell wieder
mfg Marge91
Von:  Xai
2009-01-12T21:20:52+00:00 12.01.2009 22:20
ach ja.. schreib schnell weiter.. :)
Von:  Xai
2009-01-12T21:20:35+00:00 12.01.2009 22:20
gut, jetzt kapier ich nciht, was er meint.. Oo
aber tobi kommt bald vor.. XDXDXD
und michael ist ein trottel!


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