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Junk

Ich bin doch nur Abfall
von

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Nähe

Kapitel 4 - Nähe
 

Benjamin's PoV
 

Wie konnte er denn nur so ein Idiot sein? So ein riesen Vollidiot? Was würde er denn noch alles tun? Und vor allem wieso? Waren denn die Einstichstellen an seinem Arm wirklich von Drogenkonsum? Von welchen? Das einzige was mir gerade in den Sinn kam, war Heroin. So hartes Zeug könnte aber doch nicht einer, wie er, nehmen. Das war für mich unvorstellbar. Doch weswegen sollte er denn sonst als Stricher 'arbeiten'. Oft hatten die doch gar keinen anderen Grund, dass die so etwas machten. Oder der Straßenstrich war einfach ihre letzte Hoffnung. Schulden waren in dem Milieu nicht gerade ungewöhnlich. Und wie viele ließen sich nicht auch einfach dazu zwingen. Die Jüngeren, die sich nicht wehren konnten oder wollten. Aber zu der Sorte gehörte Michael wohl nicht mehr. Zumindest sah er dann so auch nicht aus.
 

Behutsam legte ich ihn aufs Bett. Warf auch gleich wieder die Decke über ihn. Für einen Moment setzte ich mich auf die Bettkante neben Michael. Es wirkte eher, als ob er die Augen krampfhaft zusammen drücken würde, statt das er schliefe. Vielleicht war es aber auch einfach nur ein nicht so schöner Traum.
 

Ich beugte mich zaghaft über ihn. Strich ihm eine der roten Strähnen aus dem Gesicht. Eigentlich war er ja richtig hübsch. Nur die blasse Haut störte etwas. Aber die Zeit sich in die Sonne zu legen, hatte er wohl nie. Mehr als den ganzen Tag den Santa Monica Boulevard auf und ab zu laufen würde er wohl kaum zu tun haben. Auch wenn da bei Tageslicht kaum etwas los war, was ihm Arbeit beschaffen könnte. Erst nachts trauten sich dort die Freier hin. Erst wenn die Straßenlaternen angingen konnte man die Stricher auch überhaupt von den Touristen und normalen Arbeiter richtig unterscheiden. Zumindest im Sommer. Jetzt waren sie in ihren kurzen Klamotten schon eher auffällig. Kaum jemand traute sich noch ohne zumindest eine lange Hose raus. Es wurde einfach zu kalt.
 

Ich kroch schließlich auch unter die Decke. Machte auch gleich das Nachttischlicht aus. Das einzige, was den Raum noch erhellte. Jeder Zentimeter wurde jetzt von einem hässlichen Grau bedeckt. Gerade so aus jeder Faser die Farbe entzogen worden wäre.
 

Und um ins Wohnzimmer zum Schlafen zu gehen, hatte ich einfach keine Lust mehr und da würde ich es auch nicht mitbekommen, wenn noch irgendetwas mit ihm wäre. Gerade jetzt. Ich wusste nicht so sicher einmal, was er genommen hatte. So viel wie er auf dem Badezimmerboden verteilt hatte. Verpackungen lagen zumindest genügend herum. Das würde ich wohl morgen früh alles wegräumen müssen. Am besten auch alles andere. Von Putzmitteln bis zu jedem Tropfen Alkohol. Ich konnte ja nicht wissen mit was er sich noch zudröhnen wollte.
 

Aber irgendwie konnte ich mir doch schon vorstellen, was er sich gekrallt hatte von meiner kleinen Medikamentensammlung. Sicher die 'Dormicum'. Die waren noch von meiner Mutter da. Mindestens drei Schachteln. Sie litt unter epileptischen Anfällen. Irgendwas von 'Status epilepticus' hatte mal ein Arzt gefaselt. Deswegen sollte ich ihr das Zeug geben. Irgendwann hat es aber nicht mehr geholfen. Das Ende konnte man sich wohl vorstellen. Das 'Dormicum' war davon noch da. Da davon eigentlich das meiste hatte, musste er wohl gerade das erwischt haben.
 

Ich legte vorsichtig die Arme um Michael. Schon lange hatte ich das bei niemanden mehr gemacht. Für eine Beziehung hatte ich aber meistens einfach keine Zeit. Nicht einmal für meine Verwandtschaft. Da lebten aber auch die meisten in irgendwelchen Vororten. Wann sollte ich da schon hinkommen? Wenn ich mir mal einen freien Tag genehmigen konnte? Das würde wohl erst vorkommen, wenn ich eine Million Doller auf der Straße finden würde. Also wohl nie. Vielleicht war das auch besser.
 

Ich spürte, wie sich etwas in den Stoff meine Shirts krallte und leicht daran zog. War er doch wach? "Ben", flüsterte er. Es war wohl nur zu hören, weil es einmal wirklich ruhig war. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Vielleicht der etwas falsche Moment, aber 'Ben' hatte mich einfach schon so lange niemand mehr genannt. Und es klang sogar gut. Richtig angenehm.
 

Über die Frage, ob er schlief oder nicht, war ich mir in dem Moment im Klaren, als er in mein Shirt biss. Zu meinem Glück nur in den Stoff. Vorsichtig befreite ich mich wieder von ihm. Nicht gerade einfach, wenn ich ihn nicht wecken wollte.
 

Ich nahm ihn nur locker in den Arm. Wie er darauf reagieren würde, dass ich überhaupt mit ihm in einem Bett schlief, konnte ich ja nicht einschätzen. Stricher hin oder her, etwas Privatsphäre wollte er wohl trotzdem. Obwohl. Anfassen ließ er sich wohl auch von jedem x-beliebigen Kerl. Es ging ihm doch nur ums Geld. Sonst interessierte ihn doch sicher nichts an den Männern mit denen er ins Bett stieg.
 

Ich zog die Augenbrauen zusammen, als er sich auf einmal an mich kuschelte. Irgendwie kam es mir so vor, als ob ich im falschen Film wäre. Mir wurde warm. Oder wohl eher heiß. Dabei war doch die Temperatur nicht gerade hoch. Wieso hatte ich mich denn nicht doch lieber gleich ins Wohnzimmer wieder verzogen?
 

Weil ich da vielleicht überhaupt nicht schlafen hätte können? Wie idiotisch konnte man eigentlich sein, dass man sich um jeden Sorgen machte. Egal, wie lange man ihn kannte. Aber genau so ein Typ Mensch war ich. Sorgte mich um jeden. Manchmal völlig grundlos.
 

Bei Michael war das gar nicht anders. Nur das ich bei ihm einen Grund für die Besorgnis hatte. Er könnte ja sonst noch etwas anstellen. Dinge, die ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht einmal vorstellen könnten. Nicht vorstellen wollte.
 

"Bennie." Mir stieg die Hitze ins Gesicht. Verdammt. Was redete der denn im Schlaf? Nie wieder würde ich einen Prostituierten mit aufgeschlitzen Arm von einer Parkbank aufsammeln. Zumindest nicht, wenn es ein solcher wären.
 

Doch ich konnte meinen Gedanken gar nicht mehr ganz ausführen, da krallte er schon wieder die Finger in mein Shirt. Drückte sich noch enger an mich. Ich hätte wirklich gleich gehen sollen. Obwohl es viel zu gefährlich war. Er hätte sonst noch etwas anstellen können. Und über die Gefahren von 'Dormicum' war ich mir wohl auch im Klaren.
 

Leise seufzte ich. Ich war mir darüber wirklich bewusst. Eigentlich hätte ich die Tabletten schon längst wegschaffen sollen. Brauchen tat ich sie sowieso nicht. Und jetzt hatte ich ja gesehen, was passieren konnte. Ich wusste zwar nicht, wie viele er genommen hatte, aber wenn es zu viele gewesen wären, würde er wohl nicht mehr neben mir liegen. Auf alle Fälle nicht so lebendig.
 

Auf einmal raffte sich Michael hoch. "Du bist ja wach", meinte ich. Knapp blickte er zu mir. Nickte auch gleich langsam. Es dauerte keine Minute, da sank er schon wieder aufs Bett. Schmiegte sich sofort wieder an mich. Wie ein kleiner, einsamer Welpe, denn man immer wieder am Straßenrand auflesen konnte. Kaum wurden sie den Leuten zu lästig, setzten sie sie einfach aus.
 

Einen großen Sinn, ihm jetzt Vorwürfe zu machen, hätte es wohl nicht. Und ich war zu müde dafür. Aufregen wollte ich mich da schon gar nicht erst.
 

Ganz leicht zitterte der Rothaarige. "Frierst du?", flüsterte ich. Zaghaft sah Michael zu mir auf und schüttelte schließlich auch langsam den Kopf. Drückte den aber sofort wieder gegen meine Brust. Unbedingt wollte ich ihn so nahe gar nicht an mich ran lassen. Beim letzten Mal hatte man doch schon gesehen auf was für dumme Gedanken er kommen konnte. Jetzt könnte ich ihn wohl auch ganz leicht wieder so weit bringen.
 

"Mir ist schlecht." Das ging fast in der Stille unter, so leise hatte er es gesagt. Mit zitternder Stimme. Er drückte sich noch etwas mehr an mich. "Musst du ..." Ich kam nicht einmal dazu meinen Satz zu vollenden, da stieß er schon ein 'Nein' aus. Kaum lauter, als das, was er davor gesagt hatte. Aber es klang schon sicherer. Etwas fester.
 

"Ist schon gut." Ich wollte etwas von ihm weg rutschen, aber er klammerte sich regelrecht an mich. "Bleib bitte hier." Etwas Weinerliches lag in seiner Stimme. Ob es daran lag - oder an etwas anderem -, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief?
 

"Wenn du willst", murmelte ich nur. Versuchte mich etwas zu entspannen. Kam sogar irgendwann so weit, dass ich wirklich kurz vorm Einschlafen war. Doch dann hob ich leicht wieder ein Lid. So nah neben einem Stricher, der wohl alles für ein paar Doller tun würde. Ich schluckte.
 

Langsam strich ich über Michaels Oberschenkel. Mit einem leisen Zischen sog er die Luft ein. Stieß sie aber im nächsten Moment wieder aus. "Lass das", flehte er. Jetzt rückte er von mir weg. Hatte er Angst? Vor mir?
 

Er drehte sich von mir weg. Kauerte sich zusammen. Ein paar Minuten blickte ich nur auf seinen Rücken. Rote Schrammen zeichneten sich dort ab. Ganz vorsichtig glitt ich mit den Fingern darüber. "Woher sind die?", fragte ich. Auch wenn es mich wohl gar nichts anging. "Ein Freier." Mehr erwiderte er gar nicht.
 

"Soll ich dir da Morgen vielleicht auch irgendwas drauf tun. Vielleicht zumindest eine Salbe. Am Ende entzündet es sich noch." Ich konnte es regelrecht sehen, wie er zusammen zuckte. Sich dann für eine schier endlose Sekunde nicht rührte. Schließlich drehte er sich wieder zu mir herum. "Das würdest du machen?", fragte er. Blickte mich so verwirrt aus seinen braunen Augen an. Auch wenn man die Farbe in der Dunkelheit fast nur erraten konnte.
 

"Wieso denn nicht?" Ein sanftes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, das würde er aber wohl nicht erkennen können. "Danke." Er kuschelte sich abrupt wieder an mich. Für einen Augenblick zwinkerte ich nur etwas verwirrt. Schüttelte dann langsam den Kopf.
 

Als ich ihm über das rote Haar strich, bemerkte ich, dass er wohl jetzt wirklich eingeschlafen war. Wäre vielleicht auch für mich gut.
 

Ich legte wieder die Arme vorsichtig um Michael. Hoffentlich konnte er die Nacht über zumindest ruhig schlafen. Noch mal so eine Aktion mit dem Tabletten musste er zumindest nicht mehr hinlegen. Das würde er wohl auch kaum überstehen.
 

Mir wurden langsam die Lider schwer. Behutsam drückte ich Michael noch etwas an mich, bevor ich einschlief. Etwas Nähe brauchte doch jeder, dann würde es ihn schon nicht stören. Und mich sowieso nicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von: abgemeldet
2008-12-08T19:44:17+00:00 08.12.2008 20:44
Ich finde Bennie echt Klasse!
Nur ich frage mich was weiter mit Mike
passieren wird.
Schließlich kann er, wie Deamon_Rhy,
schon gesagt hat schlecht wieder zurück
nach Hause.
Ich freue mich schon auf das nächste Kapi
Von: abgemeldet
2008-12-01T15:22:53+00:00 01.12.2008 16:22
Jaaaaa!!!Mach ganz schnell weiter!!!
Eine echt geniale story!
Bennie ist echt süß und knuffig..
Aber was wird Mike jetzt weiter machen?
Er muss doch irgendwo wohnen und zurück
kann er ja schlecht...wird er jetzt
einfach bei Bennie bleiben?Wäre süß..
Mach weiter so!
GLG
Rhy
Von: abgemeldet
2008-12-01T10:40:54+00:00 01.12.2008 11:40
mensch schreib bloß schnell weiter !
Ich sterbe ja vor neugierde!
Die is ja soooooooo genial die Story ich lese
die echt immer wieder von vorne wenn du ein
neues Kappi stellst
die beiden sind so knuffig,aber trotzdem sollte dem lieben
Michael jemand gehörig den Arsch versohlen,so einfach irgendwelche
medi's zu nehmen die er nichmal kennt!
*Wenigstens gehörig ausgeschimpft,damit er ein richtig schlechtes Gewissen bekommt*
freu mich aufs nächste Kappi
lg bulma72
Von: abgemeldet
2008-11-30T00:59:02+00:00 30.11.2008 01:59
oooh, das ist ja eine schöööne Ff...^^...
Freue mich schon aufs nächste Kapitel...^^
GlG
Von:  Flippi
2008-11-27T19:25:54+00:00 27.11.2008 20:25
Oh ja, ich finde das kapi auch soooo Klasse!
Ich mag es!
Hust: leider bis heute warten müssen du arme.....
Ja, aber das Kapi ist einfach genial!
Ja und Bennie mag ich auch!
Der scheint wirklich nett zu sein!
So, dann bin ich mal gespannt wie es sonst noch weiter geht!
Lg

Flippi
Von:  Xai
2008-11-26T21:39:56+00:00 26.11.2008 22:39
süß..
udn ja, ich hau dich.. weil es so kurz ist.. *heuuul*
schreibst du gaaanz schnell weiter??
das wär toll :)
Von:  Marge91
2008-11-26T21:15:35+00:00 26.11.2008 22:15
voll cool freu mich schon auf das nächtse
wird immer besser vom kapi zu kapi
mfg Marge91
Von:  midoriyuki
2008-11-26T18:46:35+00:00 26.11.2008 19:46
Mh Bennie mag ich :)
Der hat so einen richtigen Kuschelcharakter:P
Warum auch immer aber ist so^^
Jedenfalls find ich die Entwicklung der Story bis dahin sehr interessant und werde dieses jenes interessiert weiterverfolgen^^



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