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Junk

Ich bin doch nur Abfall
von

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Hilfe

Kapitel 2 - Hilfe
 

Benjamin's PoV
 

Vor Schreck war ich zurückgestolpert. Wäre sogar fast gefallen und hätte mir vielleicht noch weg getan. Aber ich konnte mich schnell genug wieder fassen. Auch wenn der Anblick nicht gerade schön war. Auf der Bank vor mir saß - oder lag schon fast - ein junger Mann. Ich war mir fast sicher, dass ich ihn schon einmal gesehen hätte. Doch ich war mir nicht so sicher wo.
 

Vorsichtig trat ich auf den Rothaarigen zu. Sein Atem raste und an seinem rechten Arm lief eine tiefrote Flüssigkeit hinunter. Verteilte sich auf dem Weg des Parks und auf der Bank, auf der er saß. Mein Blick schweifte von ihm ab. Er musste wohl schon eine ganze Weile eine rote Spur hinter sich herziehen. Zumindest führte eine von ihm weg in Richtung Nordeingang.
 

Ich ging langsam einen Schritt näher auf ihn zu.
 

"Ähm, geht es dir gut?"

Abrupt riss der Rothaarige den Kopf hoch. Blickte mich verschreckt aus zwei großen, braunen Augen an und rückte noch im selben Moment ein Stück von mir weg.
 

"Ich tu' dir doch nichts!" Ich trat noch einen Schritt näher auf ihn zu. Sein Atem wurde dadurch nur noch schneller. Und er begann sogar zu zittern.
 

Vorsichtig nahm ich seine Hand. Doch die zog er auch gleich weg. Sah mich an, als ob ich ihm sonst etwas antun wollen würde. Die Panik war ihm ins Gesicht geschrieben.
 

"Ich will mir nur deinen Arm einmal ansehen." Ich versuchte so ruhig wie möglich zu klingen. Doch selbst das machte ihm scheinbar Angst. "Beruhig dich", flüsterte ich. Schob eine Strähne meines blonden Haares hinter das linke Ohr, da mir die sowieso schon die ganzen Zeit über die blauen Augen ging.
 

Zaghaft hielt er mir seinen Arm wieder hin. Vorsichtig schob ich den Ärmel des tiefschwarzen Shirts zurück. Am Unterarm war noch nichts. Nur eine Menge schon langsam trocknendes Blut. Es klebte immer wieder etwas am Stoff fest.
 

Doch kaum war ich über den Ellenbogen, jaulte der Rothaarige auf. Riss sich von mir los. "Lass mich in Ruhe", flüsterte er. Aber das würde ich jetzt sicher nicht mehr machen.
 

"Ich will dir doch nur helfen." Mehr wollte ich wirklich nicht. "Lass... mich... in... Ruhe!", wiederholte er. Raffte sich mühsam hoch. Jetzt, da er stand und das Licht einer der Parklampen auf ihn viel, erkannte ich ihn.
 

~Flashback~
 

Vor gut drei Wochen hatte ich ihn schon einmal in diesem Park gesehen. Wie er auf einer Bank lag und scheinbar in den trüben Nachthimmel starrte. Zumindest hatte ich das zuerst gedacht.
 

Erschöpft von der Arbeit hatte ich mich neben ihn sinken lassen. "Schöner Tag. Nicht?" Ich wollte eigentlich nur einen Smalltalk anfangen. Wenn ich mir nur zuvor seine Klamotten angesehen hätte.
 

"Eine ganz schüchterne Maus", hatte er nur knapp erwidert und mir einem etwas zweideutigen Blick zugeworfen.
 

Verwirrt hatte ich ihn angesehen. Nicht ganz verstanden, was er eigentlich von mir wollte. Da fiel mir aber erst das kaum bis zum Bauch gehend Shirt auf und die hauch enge Jeans. Genauso wie der verwischte Kajal unter seinen Augen.
 

"Äh... was willst du?", fragte ich dennoch perplex. Da bildete sich auf seinen Lippen aber auch nur ein breites Grinsen. "Du willst doch poppen. Wieso fragst du denn noch so dumm?"
 

Meine Augen weiteten sich. Ganz sicher wollte ich das nicht. Nur einen Smalltalk mehr nicht. Sonst gar nichts.
 

"Bist wohl wirklich schüchtern." Er strich mir eine Strähne meines blonden Haars aus dem Gesicht. Verschreckt rutschte ich ein Stück zurück. "Spinner!", fauchte ich. "Stricher", verbesserte er mich aber nur. Lächelte dabei. Fast schon etwas zu nett.
 

"Du musst doch keine Angst haben, wenn du dich nicht traust, Kerle anzusprechen und dir deswegen einen kaufen musst."
 

Er kam mir beängstigend nahe. Fuhr langsam mit den Fingern über meinen Schenkel. Leckte sich lustvoll über die Lippen.
 

Ich rutschte ein Stück von ihm weg. Nur noch ein paar Zentimeter der Bank hatte ich. Wieso geriet ich gerade an so einen. Gerade jetzt. Eigentlich wollte ich mich nur einen Moment hier ausruhen. Andere Leute gingen ja auch einer harten Arbeit nach und ließen sich nicht nur durchvögeln, wie so ein kleiner Stricher. Ich wollte schon gar nicht wissen, für was der das machte. Viel konnte es da ja nicht geben.
 

Der stützte sich neben mir auf der Bank ab. Erst jetzt bemerkte ich den leicht glasigen Blick. "Du willst also nicht vögeln?" - Leicht hob er eine Augenbraue. - "Wieso quatschst du mich dann überhaupt an?"
 

Langsam sank er wieder zurück. Ließ den Kopf in den Nacken fallen. Er erwartete wohl gar keine Antwort. Verschränkte nur etwas missmutig die Arme. So wirkte es zu erst für mich. Doch dann merkte ich, wie er zitterte. Immer wieder schielte er kurz zu mir herüber. Wollte wohl gar nicht zu mir sehen.
 

Auf einmal raffte er sich einfach hoch. Warf mir noch einen knappen Blick zu. "Man sieht sich", murmelte er. Ich schluckte nur, als er wegging.
 

Das er mit den kurzen Klamotten nicht fror. Es war schon Ende Oktober. Gelegentlicher Nieselregen war nicht ungewöhnlich. Da war mir manchmal in meiner warmen Jacke schon kalt. Aber er lief doch nur in so einem kurzen Shirt herum und die Jeans würde wohl auch nicht mehr lange so warm halten.
 

Es dauerte gar nicht lange, da war er schon um die nächste Wegbiegung gebogen und aus meinem Blickfeld. Ich blieb noch eine ganze Weile auf der Bank sitzen, bis ich in die genau andere Richtung, wie er ging. Nach Hause in meine warme Wohnung.
 

~Flashback/Ende~
 

Und jetzt stand er vor mir. Mit einem blutverschmierten, rechten Arm. Vorsichtig versuchte ich ihm zu stützen. Doch er wehrte sich regelrecht gegen meine Hilfe. Wollte mich sogar von sich wegstoßen.
 

"Lass mich ihn Ruhe", fauchte er. Sank wieder zurück auf die Bank. Sein Atem raste.
 

"Ich will dir doch nur helfen!"
 

Für einen Moment sah er mich mit großen Augen an. Er war sich wohl nicht ganz so sicher, ob er das wirklich gehört hatte. Doch schon in der nächsten Sekunde wendete er den Blick wieder von mir ab. Blickte starr auf den Boden, als ob es dort etwas sehr Interessantes geben würde.
 

Zaghaft stand er auf. Stützte sich an mir ab. Etwas unsicher sah er schließlich zu mir auf. Ich war schon fast einen Kopf größer, als er.
 

Da sank er aber auf einmal zusammen. Ich konnte ihn gerade noch so auffangen, sonst wäre er wohl auf den kalten Betonweg gefallen. Ich blickte mich irritiert um. Es war sonst niemand mehr hier im Park. Helfen könnte ihm sonst niemand. So nahm ich ihn vorsichtig hoch. Sein Kopf ruhte an meiner Brust und vorsichtig drückte ich ihn noch etwas an mich. Es war so schon kalt genug. Und wie es mir jetzt auffiel, hatte er nicht einmal Schuhe an.
 

Einmal atmete ich tief durch. Eigentlich wäre ich schon längst zu Hause, wenn ich nicht für einen Kumpel die Schicht in der Bar an der 34. Straße übernommen hätte. Eigentlich wäre ich also hier gar nicht mehr vorbei gekommen. Würde wohl sogar bei Normalbedingungen schon längst im Bett liegen und schlafen. Hatte es also doch etwas Gutes, dass ich länger gearbeitet hatte.
 

Kurz sah ich noch einmal auf den Rothaarigen. Jetzt wusste ich doch nicht einmal seinen Namen. Aber vielleicht hatte er ja seinen Pass dabei. Nach dem könnte ich bei mir zu Hause einmal schauen. Aber erst einmal ins traute Heim. In der Wärme wäre er auch besser aufgehoben. Da könnte ich mich auch um seinen Arm kümmern, der gerade nur schlaff an seiner rechten Seite herunterhing. Der musste wirklich versorgt werden.
 

Mit schnellen Schritten bewegte ich mich aus dem Park hinaus. Ab dann würde ich nur noch gute 20 Minuten haben. Das wäre ja nicht so schlimm. Doch auf einmal begann es aus Strömen zu regnen. Ich beschleunigte meinen Schritt. Und schon wenige Meter weiter lief ich. So schaffte ich es sogar in 10 Minuten. Setzte den Rothaarigen für einen Moment ab um die Tür des Mehrfamilienhauses aufzuschließen. Als ich dann auch wieder mit ihm auf dem Arm an der Treppe nach oben stand, merkte ich einmal mehr, dass es eine verdammt blöde Idee war in so einem Haus mit 12 Stockwerke in den obersten Stock ziehen. Und dann auch noch ohne einen Aufzug.
 

In meiner kleinen 2-Zimmerwohnung angekommen, legte ihn erst einmal in meinem Schlafzimmer aufs Bett und zog ihm das Shirt aus. Konnte mir das erste Mal unterm Licht seinen Arm anschauen. Er war wirklich ganz schön zugerichtet. Aber scheinbar blutete es nicht mehr. Reinigen sollte man es aber trotzdem.
 

Ich lief schnell ins Bad und holte etwas zum Desinfizieren. Etwas Sterillium müsste ich ja noch haben. Das hatte ich mir vor einigen Monaten einfach einmal aus Sicherheit bestellt. Man könnte es ja immer einmal brauchen.
 

Als ich mit dem Fläschchen, einem Handtuch und einem Verband zurück ins Schlafzimmer kam, hatte sich der Rothaarige aufgesetzt. War er zum Glück wieder zu sich gekommen. Etwas verwirrt blickte er sich um. Bis er mich bemerkte.
 

"Wo bin ich?", fragte er. Legte leicht den Kopf schief. Es interessierte ihn wohl gar nicht, wer ich war.
 

"Sag mir doch erst einmal, wie du heißt." Ich lächelte leicht. Da schweifte sein Blick aber schon ab. "Michael Bullet", meinte er nur.
 

"Ok, Mike. Ich bin Benjamin. ... Ich hab dich im Park an der 34. Straße aufgegabelt", meinte ich schließlich, "und da du verletzt bist, hab ich dich mitgenommen."
 

Ich setzte mich auf die Bettkante und nahm Vorsichtig seinen Arm. Er zog ihn nicht einmal zurück. Sah mir nur interessiert dabei zu, wie ich die Wunde versorgte. Keinen Zucker tat er. Jeder andere hätte wohl zumindest einmal aufgewimmert. Doch er gab nicht den kleinsten Ton von sich.
 

Ich blickte zu ihm auf, als ich fertig war. "Geht's?", fragte ich und er nickte nur. So konnte ich ihn mir für einen Moment einmal genauer anschauen. Seine linke Armbeuge war von Einstichstellen übersät. Etwas verwirrt sah ich ihn an. Da legte er aber schon die rechte Hand auf die Stelle. Zuckte aber schon knapp zusammen.
 

Ich schob einfach seine Finger weg. "Was hast du da gemacht?" Es war eigentlich nicht meine Art Fremde über so etwas auszuquetschen.
 

"Was denkst du denn?", erwiderte er schroff. Die Schüchternheit, die er zuerst gezeigt hatte, war auf einmal völlig verflogen.
 

"Das du dir irgendetwas gespritzt hast. ... Drogen?" Ich zog einfach meine Schlüsse aus seiner Reaktion. Doch jetzt wollte er wohl nichts mehr erwidern. Wendete den Blick ab.
 

"Würde dich wohl einen feuchten Dreck angehen", zischte er. Ich hob nur eine Augenbraue. Drehte seinen Kopf wieder zu mir und zwang ihn so mich anzusehen. Einmal atmete ich tief durch. "Schlaf lieber."
 

Ich erhob mich wieder. Sah mich noch einen kurzen Moment um, bevor ich mich noch einmal zu ihm wendete. Ich schlaf ihm Wohnzimmer, direkt gegenüber. ... Das Bad ist die linke Tür neben der Wohnungstür. Etwas verlegen nickte er. Rollte sich dann auch schon im Bett zusammen.
 

Schon zwei Minuten später lag ich auf der Couch. Eigentlich war ich mir nicht so sicher, ob er schlafen würde. Aber so viel Verstand, dass das gut für ihn sein würde, könnte er ja haben. Und für mich wäre es wohl auch besser einfach etwas zu schlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Lingo
2010-01-03T21:14:05+00:00 03.01.2010 22:14
Der Michael hat wirklich Glück, dass er gerade bei so einem netten Typen gelandet ist, das muss man schon sagen o.o
Der Benjamin ist unglaublich hilfsbereit, ich glaube die meisten würden so jemanden höchstens zum Krankenhaus bringen, ber nicht in die eigene Wohnung...
ich wüsste nicht einmal wie man so eine Wunde desinfiziert x'D
Mir hat das Kapi jedenfalls sehr gut gefallen^^
Was mir an deinem Schreibstil hier auffällt, ist dass es viele kurze Sätze gibt. Das passt irgendwie richtig gut zu der Geschichte. Das Lesen war jedenfalls angenehm :)
Ich lese dann auch schon weiter....;)
Von:  Marge91
2008-10-31T22:11:34+00:00 31.10.2008 23:11
Das ist ein sehr schönes Kapi.
freu mich schon auf das nächste
mfg Marge91
Von:  midoriyuki
2008-10-31T21:41:57+00:00 31.10.2008 22:41
Glaube auch wie Reina, dass er damit nicht umgehen kann^^
Zumindest gehe ich wirklich sehr sehr stark davon aus x3
Aber ansonsten gefällt mir das wirklich gut*_*
Und möchte mal kurz anmerken, dass sich dein Schreibstil wesentlich verbessert hat^^

Von:  ReinaDoreen
2008-10-31T20:46:48+00:00 31.10.2008 21:46
Mike spürt wohl zum ersten Mal menschliche Anteilnahme, obwohl ich mir fast sicher bin, das er damit nicht umgehen kann. Von Vertrauen will ich gar nicht erst reden, das hat er nicht, woher auch, dazu ist sein Leben gar nicht ausgelegt.
Ich hoffe mal das er wirklich die Nacht bei Benjamin verbringt. Ich glaube aber, das er wohl bald wieder fort ist, denn er wird wohl bald wieder seine Drogen brauchen.
Reni
Von:  Flippi
2008-10-31T19:25:21+00:00 31.10.2008 20:25
Oh, schönes kapi!
Aber bin wirklich mal so gespannt wie es jetzt noch weiter geht!
Bin heute bisschen kurz angebunden....
Können zum ersten mal nach sooo langer zeit wieder Sims spielen!!!
Muss jetzt leider schluss machen!!!!
Freue mich aber gaaaanz doll auf das neue kapi!
Lg

Flippi


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