Spectaculum Insaniae von abgemeldet ================================================================================ Prolog: Auftakt zum Spectaculum Insaniae. ----------------------------------------- Willkommen! Willkommen im Spectaculum Insaniae! Ein Schauspiel der besonderen Art. Sie werden Dinge sehen, von denen Sie nicht im Traum geglaubt hätten, dass sie möglich wären! Willkommen! Willkommen im Spectaculum Insaniae! Wir entführen Sie in eine Welt der Wunder, der Träume, der Mystik und der Romantik. Dramatik und große Gefühle ebenso wie Zauberrei und Tricks! Willkommen! Willkommen im Spectaculum Insaniae! Blut und Verzweiflung ebenso wie Blumen und allerlei andere Dinge. Der Eintritt kostet nur eine Kleinigkeit… den Verstand. Willkommen! Flammen schlagen hoch, verschlingen die Academy, alle Gebäude brennen lichterloh. Das Knistern des Feuers geht unter bei den Schreien, in die sie einstimmt, hoch und schrill, der Himmel flackert rötlich und taucht alles in dieses unheimliche, rot lodernde, glühende Licht, beleuchtet Umgebung und ihr Gesicht. Alles in Flammen. Sie spürt die Hitze auf ihrer Haut, aber in ihrer Verzweiflung, ihrer Angst bemerkt sie es nicht. Das Feuer… sind denn alle noch dort drin? Ist sie etwa die einzige…? Nein! Das darf nicht sein! Es muss noch andere geben… Sie musste ihnen helfen! Aber wie… Wie? Sie war versteinert, konnte sich nicht rühren und wusste ohnehin nicht was, wie, wo… Sie hatte solche Angst. Und zugleich… Nein! Ihre Gedanken durften nicht in diese Richtung abdriften! Sie musste Hilfe holen! Aber woher? Wenn noch niemand bemerkt hatte, dass die Academy brannte, war ohnehin alles verloren… Die Flammen tanzten in ihren Haaren, leckten über ihre Arme und die Beine hoch. Sie bemerkte es nicht… …sondern wachte schwer atmend auf. Yukis Herz raste, als sie sich aufsetzte. Das Mädchen bebte am ganzen Körper. Wieder einer dieser Alpträume. Langsam fingen sie an, ihr Angst zu bereiten… Kapitel 1: Lied 1. Die Ruhe vor dem Sturm (Zero) ------------------------------------------------ Wow! Kommentare! Ganz ehrlich, hab ich nicht mit gerechnet. Danke! Ich widme dieses (längere) Kapitel meiner RPG-Gruppe, aber auch den anderen (hoffentlich) viel Spaß… Ach ja. Jedes Kapitel hat jetzt einen „Erzähler“ (auf den Titel schauen), es wird nur auf seine Gedanken und Gefühle eingegangen – zumindest ist es so beabsichtigt. Davon ist nur einer Ich-Erzähler. ------------------- Wie immer hatte er keine wirkliche Lust, im Gegenteil.Warum erlaubte man denen denn überhaupt, frei herumzulaufen?! Einsperren sollte man die, wenn man sie schon nicht ausrottete! Kurz lehnte sich Zero gegen eine Wand, er wollte nur einen ganz kurzen Moment Pause. Schließlich war er schon die ganze Zeit unterwegs. Yuki würde wohl ein paar Augenblicke allein klar kommen, länger als ein paar Sekunden konnte er die Vampirbestien ja wohl kaum aus den Augen lassen. Hatte er auch gar nicht vor. Der junge Guardian schloss die Augen. Natürlich nur, um sich besser auf die Geräuschkulisse und die Gerüche zu konzentrieren. Nicht, dass er auch nur einen einzigen Moment lang in seiner Aufmerksamkeit nachlassen würde. Das konnte er ja kaum verantworten. Warum war er nur so entsetzlich müde, vor allem jetzt? Auf einmal! Zero sank ein wenig in sich zusammen, blinzelte. Er konnte doch nicht jetzt an Schlafen denken! Auch wenn es so langsam mal wieder Zeit wurde… „Guuu-teen Moooorgen! Willst du nicht auch mal langsam aufwachen, hm?“ Zero stöhnte leise, ehe er die Augen wieder öffnete. Vor ihm eine gutgelaunte Yuki. Es war hell. Sehr hell. Er war doch eingeschlafen? Hier, an das Gebäude der Night Class gelehnt?! Auf dem Gelände der verdammten Vampire?! „Ah, geht doch“, plapperte die Brünette munter weiter. „Ich versuch dich schon seit zehn Minuten wach zu kriegen.“ „Wie spät ist es?“, unterbrach er sie, höflich wie immer. Yuki stockte kurz. „Halb zwölf etwa.“ So lange? Er fasste es nicht. Wie hatte er so lange schlafen können? Vor allem hier?! Gut, es war Samstag. Aber der Unterricht war ihm ohnehin herzlichst egal. Es ging hier ums Prinzip. „Warum hast du mich denn nicht schon eher geweckt?!“ „Ich musste dich doch erst suchen. Bei deiner chronischen Unpünkltichkeit hab ich es ja auch nicht sofort gemerkt, und hier hab ich dich nun wirklich zuletzt erwartet…“ Yukis Laune sank sichtlich. Zeros auch, soweit das überhaupt noch möglich war. Musste sie ihn jetzt denn noch extra daran erinnern? War so schon schlimm genug. Und sie hatte jetzt schlechte Laune? Verstand einer die Frauen! „Und weiter?“, fragte er dann entnervt, als sie weiterhin schwieg und nicht so aussah, als wollte sie das in nächster Zeit ändern. „Oh!“, machte sie und hob den zuvor zu Boden gerichteten Blick wieder zu ihm. „Eigentlich sollten wir ja zum Rektor!“ „Schon wieder? Warum?“ Zero verdrehte die Augen. „Keine Ahnung.“ Yuki zuckte mit den Schultern. „Müssen wir dann wohl herausfinden, hm?“ Mit diesen Worten griff sie nach seiner Hand und zog ihn, der er zu verwirrt und überrascht war, um Widerstand zu leisten, einfach hinter sich her. „Meine geliebten Kinder!“ „Ich bin immer noch nicht ihr Kind“, widersprach Zero kalt und zum wiederholten Male. Was den Rektor gleich wieder ein paar Stufen tiefer, Richtung Wirklichkeit, brachte. Yuki aber verhinderte eine Katastrophe, indem sie sich zwischen die beiden schob. „Wollten Sie nicht etwas von uns?“ „Jaaa, also… wir kriegen eine neue Night Class-Schülerin!“, gab der, plötzlich wesentlich ruhiger, zur Antwort. „Noch mehr?“ Zero verdrehte erneut die Augen. Als reichten die nicht schon…! „Du solltest auch endlich wechseln…“ Yuki versuchte angestrengt, Zero davon abzuhalten, dem Rektor an die Kehle zu springen. „Beruhig dich doch, bitte…“, murmelte sie. „Eh, wer ist denn die neue, Herr Rektor?“, versuchte sie dann abzulenken. „Hm?“ Der sah sie erstmal einen Moment lang verwirrt an. „Ach so… sie heißt Hanabusa Tsukiko.“ Automatisch ließ der junge Hunter jeden Widerstand fallen. „WIE heißt sie?!“ Dann erinnerte er sich an die „Veranstaltung“, die er vor nicht allzu langer Zeit überwacht hatte [vgl. Nacht 25 – Die Abendgesellschaft der Vampire], und an das junge Mädchen, das eben so gerufen worden war. „Bald haben wir die ganze Familie am Hals. Das ist schon die dritte!“, knurrte er leise. „Ist doch gut zu sehen, dass sie so offensichtlich für Frieden zwischen unseren Rassen ist!“ Schon sprang der Schulleiter wieder gut gelaunt durchs Zimmer. Yuki dagegen schwieg, den Blick nach innen gerichtet. Er würde sich später um sie kümmern. „Ich denke eher, sie haben was anderes vor“, murrte er stattdessen. „Warum erzählen Sie uns das jetzt eigentlich?“ Der Direktor hielt inne. „Ist das nicht offensichtlich? Ihr sollt ihr zumindest am Anfang ein bisschen helfen!“ „Wäre das nicht Aufgabe ihres Bruders?“ Mittlerweile verschwand auch sein letztes bisschen Geduld. Nun war es an Yuki, die ihm mit einem flüchtigen Lächeln in den Rücken fiel. „Aber Zero, willst du wirklich, dass der erste Eindruck, den sie von der Schule bekommt, von Aido kommt?“ „Ist mir doch egal, was so eine verdammte Vampirin denkt! Kümmer du dich doch um sie.“ Ohne ein weiteres Wort drehte der Silberhaarige sich um und verließ das Zimmer. Kapitel 2: Lied 2. Gesänge von Einsamkeit (Tsukiko) --------------------------------------------------- Verzeihung für die wirklich LANGE Verzögerung. Die ganzen Notizen gingen verloren und die Lust, um es noch einmal neu zu schreiben, bestand nicht. Ironischerweise tauchten sie nun wieder auf und – wer hat’s erwartet? – gefallen überhaupt nicht mehr, sodass das Spectaculum nun eine etwas andere Richtung einschlagen wird, als anfangs vorgesehen. Außerdem ist das Kapitel nun auch recht kurz… Aber trotzdem viel Spaß. Lied 2. Gesänge von Einsamkeit (Tsukiko) Der eigene Wille war ein Traum, dem sich sehr viele hingaben. Ein Wunschdenken, dass sie ihn besitzen würden. Vielleicht taten einige das auch. Aber es dürften die wenigsten sein. Und seinen es nur die eigenen Dämonen, die einen in ihre Rolle zwangen. Ihr Dämon hörte auf den Namen O-Too-Sama. Wobei allein schon diese Bezeichnung… Matt schüttelte die Blonde den Kopf. Sie würde weiterhin schweigend ihren Hass in ihrem Herzen pflegen. Früher oder später würde es endlich vorbei sein. Hoffentlich früher. Im Moment allerdings hatte sie ihm zu verdanken, dass sie jetzt hier war. Missmutig betrachtete sie die Academy. Grauenvoll. Sie hatte keine Lust zur Schule zu gehen. Und noch viel weniger Lust hatte sie auf ihre werten Mitschüler. Tsukiko war schon immer eine Einzelgängerin gewesen. Vielleicht auch eine Außenseiterin. So ganz genau vermochte sie es nicht zu sagen, doch es war ihr genau so recht. Wahrscheinlich würde sie im ganzen Schuljahr keine zehn Sätze von sich geben ohne gefragt zu werden. Ob Kain und Aido wohl schon von ihrer Ankunft wussten? Hoffentlich nicht. Der geschockte Gesichtsausdruck ihres Bruders war das einzige, auf das sie sich im Moment mit beinah boshafter Schadenfreude freute. Allerdings war der Service hier ja wirklich unter aller Würde, bemerkte sie mit einem düsteren Blick zu ihren Taschen hin. Für einen kurzen Augenblick erwog sie, sich einfach darauf niederzulassen und darauf zu warten, dass irgendjemand endlich mal auftauchte und ihr half. Allerdings war es Winter und es schneite ein wenig. Darauf, hier die ganze Nacht vergebens zu warten, hatte Tsuki noch viel weniger Lust. Schließlich seufzte sie schicksalsergeben und lud sich irgendwie ihr Gepäck auf. Wie sie damit aussah, wollte sie lieber gar nicht erst wissen. Eitelkeit lag in der Familie. Während sie sich wie ein armseeliger Gepäckträger vorkam, machte sie sich auf, das richtige Gebäude zu finden. Gebäude hatte sie gefunden, und zwar in der Mehrzahl. In welches musste sie denn jetzt? Unschlüssig blieb sie neben einem Säulengang unter einer Laterne stehen, die die Schneeflocken in ihrem Haar in Kristalle verwandelte. Dafür hatte Tsukiko aber jetzt keinen Blick. Verdammt. Lief hier im Winter eigentlich niemand anderes herum? Einen Moment später fiel ihr wieder ein, dass an dieser Schule zum größten Teil Menschenkinder unterrichtet wurden und die ohnehin selten mitten in der Nacht herumrannten. Und was machte sie nun? „Heey!“ Überrascht fuhr sie herum. Also doch jemand da. Und zwar doch ein Mensch? Die Brünette kam stolpernd ein kleines Stück vor ihr zum Stehen, schnappte nach Luft und begann kurz darauf zu plappern. „Du bist bestimmt Tsukiko, oder? Ich hab mich schon gewundert, warum du nicht am Tor bist, jetzt musste ich dich erst noch suchen. Ach ja, ich bin übrigens Yuki. Ich bin eine von den Vertrauensschülerinnen hier.“ Und offensichtlich hörst du dich gerne reden, fügte Tsu in Gedanken hinzu. „Wo muss ich hier hin?“, unterbrach sie schließlich mit ihrer leisen Stimme. Okay. Das war dann schon der erste der zehn Sätze. Hauptsache, die andere erwartete nicht, dass sie sich mit ihr anfreunden würde. „Ich bring dich hin.“ Mit diesen Worten wandte sich die Vertrauenschülerin um und ging los, ganz sicher, dass Tsukiko ihr folgen würde und natürlich ohne ihr etwas abzunehmen. Mit einem leisen Seufzen machte sich die Blonde schließlich auch auf den Weg. Das hier würde ja was geben… Kapitel 3: Lied 3. Die Mondjägerin (Kaien Kurosu) ------------------------------------------------- Lied 3. Die Mondjägerin (Kaien Kurosu) „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch einmal wiedersehen würde. Und erst recht nicht hier. Was willst du?“ Zur Antwort erhielt er ein helles Lachen der Weißhaarigen, während sie sich ihre Brille wieder hochschob. „Also wirklich, Kaien“, bemerkte sie leise, „ist das etwa eine Art, alte Freunde zu begrüßen?“ „Wir waren nie Freunde, Kaiysha.“ Etwas in der Art von Zorn blitzte in den Augen des Rektors auf, als er sich der anderen zuwandte. Sie war kleiner als er, dafür aber auch zwei Jahre älter. Und außerdem wesentlich respektloser. „Du bringst meine Schule in Gefahr, allein dadurch, dass du hier bist.“ „Ach ja. Du und dein Ideal. Das kann doch gar nicht funktionieren.“ Lasziv schlug sie die Beine übereinander und lehnte sich in dem Stuhl zurück, während die fast goldenen Augen aufmerksam jede Bewegung des Rektors überwachten. Der wiederrum verspürte wohl zum ersten Mal in seinem Leben den Drang, jemanden alles andere als freundlich heraus zu werfen. „Nein. Es kann nicht funktionieren. Zumindest nicht, wenn jemand wie du hier bist und alles kaputt macht!“ „Jemand wie ich?“ Das Grinsen auf dem hübschen Gesicht wurde noch etwas breiter, etwas bösartiger. „Werden deine zahmen Vampire etwa unruhig, wenn sie mich spüren?“ Als wüsstest du das nicht besser, du verlogenes Miststück, schoß es Kaien durch den Kopf. Doch selbst Kaiysha gegenüber war er viel zu höflich, um es laut auszusprechen. „Was willst du hier? Sag es mir endlich.“ „Also wirklich!“ Sie schüttelte übertrieben den Kopf und stand auf. Ein, zwei Schritte, schon stand sie keinen halben Meter mehr vor ihm. „Darf ich nicht einmal einen alten Kollegen besuchen kommen?“ „Du hast noch nie etwas ohne Hintergedanken getan“, erinnerte er sie. Und widerstand der Versuchung, zurückzutreten oder sie von sich zu stoßen. Kaiysha währenddessen setzte eine beleidigte Miene auf. „Na schön. Der Verband…“ „Würde niemals ausgerechnet dich hier her schicken. Du bist eine reine Hunterin. Man kann dich nicht in die Nähe von friedlichen Vampiren schicken, weil du nicht zwischen Wahnsinn und Vernunft unterscheiden kannst.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Mach mich nicht für das verantwortlich, was ich bin. Zwischen den von dir so verhätschelten Blutsaugern und unserer Familie gab es schon immer einen natürlichen Hass.“ „Und genau darum wirst du auf der Stelle meine Schule verlassen. Du wirst den Frieden nicht weiter gefährden. Und bevor du so hochmütig von euch redest, solltest du immer bedenken, dass auch ihr eine Gefahr für gewöhnliche Menschen darstellt. Wie viele von euch mussten nicht auch schon zum Schutz der Allgemeinheit getötet werden?“ „Vielleicht ist das so“, gab sie langsam zu. „Aber wir sind nicht alle so.“ „Warum sollten sie dann alle so sein?“ „Davon war nie die Rede!“ Erbost funkelten die goldenen Augen hinter der schmalen Brille auf. „Wir werden nach unseren Taten beurteilt. Warum sie nicht? Schau dir nur ihre Blütenprinzessin an! Du kannst sie nicht an ihrer Familie beurteilen. Nimm jeden einzeln.“ Kopfschüttelnd wandte er sich ab. „Wirst du mir jetzt endlich sagen, was du willst?“ „Deine Night Class beobachten.“ „Nein.“ „Aber…“ „Ich sagte nein!“ Nun war er doch etwas lauter geworden als beabsichtigt. „Verschwinde endlich.“ „Tz. Du wirst wieder von mir hören. Und dann bist du hoffentlich endlich zur Vernunft gekommen!“ Als er sich wieder umdrehte, war sie bereits verschwunden. Gott sei dank. „Herr Rektor, da ist grade eine Frau wutentbrannt an mir vorbei gestürmt, wer war denn das?“, erkundigte sich Yuki wenig später irritiert beim Mittagessen. „Eine alte Bekannte. Kiryuu-Kun, reichst du mir mal den Salat?“ Widerwillig kam Zero der Aufforderung nach. „Von ihr ging ein anderer Geruch aus als von denen. Er war noch widerwärtiger.“ „Kann sein.“ Plötzlich wirkte der Schulleiter sehr interessiert daran, das Thema zu wechseln. „Und, wie lief es gestern mit Tsukiko, Yuki?“ „Sie scheint nicht gerne zu reden, Herr Rektor.“ „Kannst du mich nicht endlich mal Otoo-San nennen? Zero, du auch.“ Ein synchrones, zweistimmiges „Nein“ erfolgte prompt, das Kaien dazu brachte, wieder einmal in leidenschaftliche Tränen auszubrechen. „Aber… aber…“ „Ehm, ist ja gut… das Essen ist übrigens wieder mal sehr lecker…“, lenkte die Brünette ein. Damit war sie auch auf der richtigen Fährte, denn die Laune ihres Gegenübers hob sich gleich wieder. „Ich würde trotzdem gerne wissen, was das für eine seltsame Frau war“, murmelte Zero vor sich hin. „Oh, na schön. Aber dass ihr das nicht der Night Class sagt, ja? Einige von ihnen haben es wahrscheinlich sowieso bemerkt.“ Das machte die beiden nur noch neugieriger, auch wenn Yuki das wesentlich deutlicher zeigte als der Silberhaarige. „Klingt ja spannend. Wer ist sie denn jetzt?“ „Eine Mondjägerin.“ „Bitte was?“ „Dann lasst es mich halt so sagen… wir hatten heute Besuch von einem schlechtgelaunten Exemplar eines Werwolfs.“ Kapitel 4: Lied 4. Natürliche Hindernisse (Tsukiko) --------------------------------------------------- Lied 4. Natürliche Hindernisse (Tsukiko) Irgendwann im Laufe des Nachmittages hatte es angefangen zu schneien. Das war nicht weiter auffällig. Allerdings schien es nicht damit aufhören zu wollen. Die Schneedecke draußen war mittlerweile nämlich sicher schon anderthalb Meter oder höher, denn das war schon kein Schneefall mehr, sondern ein ausgewachsener Schneesturm. Folglich saßen alle – auch die Day Class, weil sie vorzeitig aus dem Unterricht entlassen wurden – in ihren jeweiligen Wohnhäusern fest. Davon unbeeindruckt hatte sich Tsukiko in eine Decke gewickelt mit einer Tasse beinah noch kochendem Tee in der Hand und nebenher noch ab und an an einer Tafel Schokolade knabbernd. Ihr eigenes Zimmer war ein Einzelzimmer, allerdings funktionierte die Heizung noch nicht richtig und wenn sie selbst versucht hätte, das Zimmer aufzuwärmen, hätte sie wahrscheinlich eher alles abgebrannt. Daher verbrachte sie diese Nacht bei den einzigen anderen Vampiren, bei denen sie zumindest in Erwägung ziehen konnte, etwas zu sagen. Genauer gesagt, ihrem Bruder und ihrem Cousin, dessen Bett sie grade als Sitzgelegenheit misshandelte. Während letzterer nicht einmal besonders überrascht von ihrer Anwesenheit zu sein gewesen schien, war die Szene des ersteren in der Tat recht belustigend gewesen. Schockiert, überrascht, vielleicht auch etwas sauer und eifersüchtig – bei ihm wusste man das nie – allerdings auch recht kurz. Der Enthusiasmus Aidos’ wurde dadurch gestoppt, dass er sich eine Ohrfeige des Reinblüters einfing mit der Bemerkung, er könnte seine Schwester ruhig freundlicher begrüßen. „Ich frage mich ja immer noch, was diese Werwölfin hier will“, murmelte Kain auf einmal in die Stille hinein, als er aus dem Badezimmer herüber kam. „Mir egal. Hauptsache, sie bleibt nicht an der Schule. Sonst mach ich nicht mehr mit. Lasst mich schlafen.“ „Aido, nur weil keiner raus kann, kannst du ruhig aufstehen.“ Schweigend betrachtete das Mädchen diesen kurzen Wortwechsel der beiden anderen. Für ihren Bruder war das typisch. Natürlich stellte er seine eigene Bequemlichkeit wieder über alles andere. Allerdings ist es auch wirklich überraschend, wie schnell er hellwach werden konnte, wenn das Kissen, auf dem er lag, anfing zu brennen. Mit einem Ruck saß er aufrecht. „Was soll das schon wieder, Kain?“ Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Unschuldig.“ Woraufhin die Blonde ein boshaft-schadenfrohes Lächeln nicht unterdrücken konnte. Mit einem unverständlichen Gemurmel, wahrscheinlich Flüchen, überzog Aido die Flammen mit einer Eisschicht, die prompt schmolz und dabei das Feuer löschte. „Ich dachte, du hättest gesagt, du beherrscht das Feuer noch nicht so gut?“ „Ich sagte, ich würde mich nicht darauf verlassen, dass es jedes Mal funktioniert. Aber das Risiko, deine Haare in Brand zu setzen, bin ich grad ganz gern eingegangen.“ „So viele zusammenhängende Worte am Stück von dir. Bist du krank?“ Als sie den Kopf schüttelte und ihm einen bösen Blick schenkte, breitete sich ein flüchtiges Lächeln auf dem Gesicht des Jungen aus. „Ah, da ist ja meine Schwester wieder!“ „Lass den Blödsinn, Hanabusa“, bemerkte Kain trocken. Von diesem Moment an klinkte sich Tsukiko wieder aus dem Gespräch aus und sah stattdessen durch das Fenster nach draußen. Durch den ganzen Schnee weiter unten war es unnatürlich hell für diese Tageszeit; im Erdgeschoß hätte sie wahrscheinlich nur Schnee gesehen. Wenn sie lange da hinaus schaute, würde sie noch blind werden. Zumindest kurzfristig. Daher war sie sich auch nicht sicher, ob sie sich den fast unsichtbaren, weil weißen Wolf mit den goldenen Augen nur einbildete. Oder dass er ihr genau in die Augen zu sehen schien. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)