Spectaculum Insaniae von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Lied 3. Die Mondjägerin (Kaien Kurosu) ------------------------------------------------- Lied 3. Die Mondjägerin (Kaien Kurosu) „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch einmal wiedersehen würde. Und erst recht nicht hier. Was willst du?“ Zur Antwort erhielt er ein helles Lachen der Weißhaarigen, während sie sich ihre Brille wieder hochschob. „Also wirklich, Kaien“, bemerkte sie leise, „ist das etwa eine Art, alte Freunde zu begrüßen?“ „Wir waren nie Freunde, Kaiysha.“ Etwas in der Art von Zorn blitzte in den Augen des Rektors auf, als er sich der anderen zuwandte. Sie war kleiner als er, dafür aber auch zwei Jahre älter. Und außerdem wesentlich respektloser. „Du bringst meine Schule in Gefahr, allein dadurch, dass du hier bist.“ „Ach ja. Du und dein Ideal. Das kann doch gar nicht funktionieren.“ Lasziv schlug sie die Beine übereinander und lehnte sich in dem Stuhl zurück, während die fast goldenen Augen aufmerksam jede Bewegung des Rektors überwachten. Der wiederrum verspürte wohl zum ersten Mal in seinem Leben den Drang, jemanden alles andere als freundlich heraus zu werfen. „Nein. Es kann nicht funktionieren. Zumindest nicht, wenn jemand wie du hier bist und alles kaputt macht!“ „Jemand wie ich?“ Das Grinsen auf dem hübschen Gesicht wurde noch etwas breiter, etwas bösartiger. „Werden deine zahmen Vampire etwa unruhig, wenn sie mich spüren?“ Als wüsstest du das nicht besser, du verlogenes Miststück, schoß es Kaien durch den Kopf. Doch selbst Kaiysha gegenüber war er viel zu höflich, um es laut auszusprechen. „Was willst du hier? Sag es mir endlich.“ „Also wirklich!“ Sie schüttelte übertrieben den Kopf und stand auf. Ein, zwei Schritte, schon stand sie keinen halben Meter mehr vor ihm. „Darf ich nicht einmal einen alten Kollegen besuchen kommen?“ „Du hast noch nie etwas ohne Hintergedanken getan“, erinnerte er sie. Und widerstand der Versuchung, zurückzutreten oder sie von sich zu stoßen. Kaiysha währenddessen setzte eine beleidigte Miene auf. „Na schön. Der Verband…“ „Würde niemals ausgerechnet dich hier her schicken. Du bist eine reine Hunterin. Man kann dich nicht in die Nähe von friedlichen Vampiren schicken, weil du nicht zwischen Wahnsinn und Vernunft unterscheiden kannst.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Mach mich nicht für das verantwortlich, was ich bin. Zwischen den von dir so verhätschelten Blutsaugern und unserer Familie gab es schon immer einen natürlichen Hass.“ „Und genau darum wirst du auf der Stelle meine Schule verlassen. Du wirst den Frieden nicht weiter gefährden. Und bevor du so hochmütig von euch redest, solltest du immer bedenken, dass auch ihr eine Gefahr für gewöhnliche Menschen darstellt. Wie viele von euch mussten nicht auch schon zum Schutz der Allgemeinheit getötet werden?“ „Vielleicht ist das so“, gab sie langsam zu. „Aber wir sind nicht alle so.“ „Warum sollten sie dann alle so sein?“ „Davon war nie die Rede!“ Erbost funkelten die goldenen Augen hinter der schmalen Brille auf. „Wir werden nach unseren Taten beurteilt. Warum sie nicht? Schau dir nur ihre Blütenprinzessin an! Du kannst sie nicht an ihrer Familie beurteilen. Nimm jeden einzeln.“ Kopfschüttelnd wandte er sich ab. „Wirst du mir jetzt endlich sagen, was du willst?“ „Deine Night Class beobachten.“ „Nein.“ „Aber…“ „Ich sagte nein!“ Nun war er doch etwas lauter geworden als beabsichtigt. „Verschwinde endlich.“ „Tz. Du wirst wieder von mir hören. Und dann bist du hoffentlich endlich zur Vernunft gekommen!“ Als er sich wieder umdrehte, war sie bereits verschwunden. Gott sei dank. „Herr Rektor, da ist grade eine Frau wutentbrannt an mir vorbei gestürmt, wer war denn das?“, erkundigte sich Yuki wenig später irritiert beim Mittagessen. „Eine alte Bekannte. Kiryuu-Kun, reichst du mir mal den Salat?“ Widerwillig kam Zero der Aufforderung nach. „Von ihr ging ein anderer Geruch aus als von denen. Er war noch widerwärtiger.“ „Kann sein.“ Plötzlich wirkte der Schulleiter sehr interessiert daran, das Thema zu wechseln. „Und, wie lief es gestern mit Tsukiko, Yuki?“ „Sie scheint nicht gerne zu reden, Herr Rektor.“ „Kannst du mich nicht endlich mal Otoo-San nennen? Zero, du auch.“ Ein synchrones, zweistimmiges „Nein“ erfolgte prompt, das Kaien dazu brachte, wieder einmal in leidenschaftliche Tränen auszubrechen. „Aber… aber…“ „Ehm, ist ja gut… das Essen ist übrigens wieder mal sehr lecker…“, lenkte die Brünette ein. Damit war sie auch auf der richtigen Fährte, denn die Laune ihres Gegenübers hob sich gleich wieder. „Ich würde trotzdem gerne wissen, was das für eine seltsame Frau war“, murmelte Zero vor sich hin. „Oh, na schön. Aber dass ihr das nicht der Night Class sagt, ja? Einige von ihnen haben es wahrscheinlich sowieso bemerkt.“ Das machte die beiden nur noch neugieriger, auch wenn Yuki das wesentlich deutlicher zeigte als der Silberhaarige. „Klingt ja spannend. Wer ist sie denn jetzt?“ „Eine Mondjägerin.“ „Bitte was?“ „Dann lasst es mich halt so sagen… wir hatten heute Besuch von einem schlechtgelaunten Exemplar eines Werwolfs.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)