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So what

von

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Vorwort
 

Was würdest du tun, wenn sich über Nacht dein ganzes Leben verändern würde?

Was würdest du tun, wenn du über Nacht zu einem der reichsten Menschen der Welt werden würdest?

Was würdest du tun, wenn du erfährst, dass deine Eltern dich dein ganzes Leben lang belogen haben? Dein ganzes Leben nur aus Lügen besteht?

Diese Fragen kann niemand auf die schnelle beantworten.

Es ist etwas, was dein Leben für immer verändern könnte, sogar noch darüber hinaus. Es könnte sogar dich verändern.
 

Kapitel 1
 

Laute Motorengeräusche ließ die Schüler aufhorchen. Zurzeit war gerade Unterrichtspause und alle Schüler der "London Academy" befanden sich auf dem Pausenhof.

Von weitem sah man ein Gefährt sehr schnell näher kommen. Noch konnte man nicht erkennen, was es war. Zwei Scheinwerfer kamen näher und nun ließ sich auch erkennen, dass ein Cayman Spider die Zufahrtsstraße zur Academy hochfuhr. Vor dem großen Tor kam das Auto mit quietschenden Reifen zum stehen. Es dauerte einen kurzen Moment, bis ein junger Mann auf der Beifahrerseite ausstieg. Alle Augen richteten sich auf ihn, was nicht ganz unverständlich war.

Er sah aus, als ob er hier komplett fehl am Platz war, als wenn er sich verlaufen hatte.

Er trug eine abgewätze Jeans. Überall waren Löcher und sie war ziemlich ausgewaschen. Um seine Hüfte hatte er einen Nietengürtel geschlungen. Er schien etwas zu groß zu sein, doch das schien ihn keineswegs zu stören. An seinem linken Daumen konnte man einen schlichten silbernen Ring erkennen. Über ein weißes Muskelshirt, bei dem es schien, als ob er die Ärmel selbst abgeschnitten hatte, einen schwarzen Blazer. Seine Haare waren etwas länger und er hatte sie provokant nach oben gegelt. An seinen Ohren hingen zwei silberne Totenköpfe. Erst jetzt entdeckten die Schüler seine Reisetasche, die er in der Hand hatte. Mit ruhigen Schritten schritt er auf das Schulgebäude zu. Die Blicke störten ihn ebenfalls gänzlich wenig. Ein etwas kleinerer Junge kam gerade aus der Tür. Er hatte von dem ganzen noch nichts mitbekommen. Bei dem Anblick des fremden Jungen, blieb er wie angewurzelt stehen. Ungerührt ging der Junge an ihm vorbei und betrat das Gebäude. Noch immer sahen die Schüler ihm hinter her. Erst beim Klingeln kam Bewegung in die Menge.

„Was war das denn für ein Typ?“, fragte ein Junge Namens Charles. „Ich habe keine Ahnung. Aber ich kann nur hoffen, dass er gleich wieder verschwindet“, erwiderte Edward. Ein dritter Junge schritt neben ihnen her. Er war ein wenig weiß geworden. „Schau dir das an. Unser blaublütiger hat sich schon beim bloßen Anblick des Jungen in die Hose gemacht!“, Ian schlug einem anderen Jungen auf den Hinterkopf. „Hab ich gar nicht“, protestieret der Junge. Sein Name war William. Er war der einzige Adlige auf der Academy. „Es, sieht nur so aus. Hab ich recht?“ „Lass mich doch in Ruhe.“
 

Im Unterricht war es still, so wie immer. Fleißig schrieben die 7 Schüler alles mit, was der Lehrer sagte, damit sie ja nichts vergaßen. Nachdem die hälfte der Stunde vorbei war, ging die Tür auf. Ein Junge betrat den Raum. William stockte. Es war der Junge von vorhin. „Mr Salvatore, Sie kommen zu spät zu Ihrer ersten Stunde!“, tadelte der Lehrer ihn und rümpfte beim Anblick der Kleidung des Jungen die Nase. Der Junge zuckte mit den Schultern: „Ist das so?“ „Setzen Sie sich bitte auf Ihren Platz!“, der Lehrer, Mr Johnson überhörte den provokanten Ton des Jungen. Der Junge, noch immer wusste keiner wie er hieß, sah sich im Raum um. Der einzige freie Platz im Raum, war ein Tisch in der ersten Reihe. Er stand neben dem von Ian. Der Lehrer fuhr mit seinem Unterricht fort, während sich der neue lautstark auf seinem Platz niederließ, seine Tasche auf den Tisch packte und seinen Kopf drauf legte. Er wirkte so richtig fehl am Platz. Alleine mit seiner Erscheinung verstieß er fast gegen sämtliche Schulregeln und die waren heilig und zwar für jeden, der auf diese Schule ging. Doch das schien ihn genauso wenig zu stören, wie die Blicke, mit denen er ständig bedacht wurde.

„Mein Name ist Ian“, flüsterte Ian dem neuen zu. Doch anstatt etwas zu erwidern, rückte der neue nur noch ein wenig weiter weg mit seinem Tisch. Ian gab nicht auf: „Wenn du willst kann ich dir nachher die Schule zeigen.“ Endlich erwiderte der neue etwas: „Kein Bedarf und lass mich endlich in Ruhe! Kapiert!“ Das letzte Wort sprach er ziemlich laut. Alle in der Klasse lachten. Noch nie war Ian von jemand abgewiesen worden. Verärgert räusperte der Lehrer sich: „Mr Salvatore, es ist verständlich, dass Sie sich an ihrem ersten Tag noch fremd fühlen. Aber könnten Sie wenigsten im Unterricht ruhig sein?“ „An mir soll´s nicht liegen“, erwiderte der Junge, von dem noch immer niemand den Vornamen wusste, gelangweilt. „Ich möchte Sie nach dem Unterricht noch einmal sprechen.“ Der Junge zuckte nur mit den Schultern und ließ seinen Kopf wieder auf die Tasche fallen. Mr Johnson sah ihn tadelnd an. Den Kopf auf den Tisch zu legen oder besser gesagt fallen lassen ist nur eins von den vielen Tabus an dieser Academy.

Endlich klingelte es zur Pause. Gemächlich erhob sich der Junge von seinem Platz. Am Pult wartete Mr Johnson schon ungeduldig. „Mr Salvatore. Ich möchte Sie bitten, die Schuluniform zu tragen und sich an die Regeln unserer Schule zu halten.“ „Ich ziehe keine Uniform an. Bin doch kein Spießer. Und Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden.“ Empört schnappte Mr Johnson nach Luft. Dem Jungen war das egal. Er ließ den Lehrer einfach stehen und begab sich nun ebenfalls nach draußen. Auf dem Gang standen seinen neuen Mitschüler. Sie sahen ihm neugierig entgegen. Sie hatten das Gespräch mitbekommen. Mit einem verächtenden Blick ging der Junge an ihnen vorbei. Ian heftete sich an seine Versen. „Hast du irgendwas mit den Ohren, oder so? Du sollst mich in Ruhe lassen!“ „Ich könnte dir behilflich sein. Ich kann dir zeigen, mit wem man besser nicht abhängen sollte. Zum Beispiel mit dem Loser.“ „Ich such mir meine Freunde selber und der Loser bist du.“ Sie kamen an William vorbei. Ian blieb stehen: „Na, kleiner Spießer! Wirst du mal wieder von deinen Eltern abgeholt? Fahrt ihr dann zur Queen um Tee zu trinken?“ Ohne dass Ian es bemerkt hatte, ist der neue zurück gekommen. Er packte Ian an den Schultern und presste ihn gegen die Wand: „Lass ihn in Ruhe. Oder du bekommst es mit mir zu tun. Haben wir uns verstanden?“ Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Bist du schwul, oder warum verteidigst du den Loser?“ „Ich habe dir schon mal gesagt, dass du der Loser bist. Lass Will in Ruhe!“ Er ließ Ian los und setzte seinen Weg fort. „Du bist doch nicht ganz dicht im Kopf, Schwuchtel!“ Erneut drehte sich der neue um. Er sah aus, als ob er sich gleich auf Ian stürzen würde. Doch dann sagte er: „Du bist es nicht wert, dass ich mir die Finger an dir schmutzig mache.“

„Was ist hier los?“, eine Lehrerin hatte den Auflauf bemerkt. „Er hat mich angegriffen.“ „Wer hat dich angegriffen?“, fragte sie. „Na er“, Ian nickte in die Richtung in der der fremde Junge stand. Die Lehrerin sah an ihm vorbei. „Da steht keiner.“ Ian drehte sich um: „Diese Schwuchtel mach sich einfach aus dem Staub!“ „Ian, solche Wörter wollen wir nicht an unserer Schule haben. Wenn du mal wieder im Mittelpunkt stehen willst, beschuldige doch bitte keine anderen, die dann noch nicht mal da sind“, sie ging wieder. „Kennst du diese Schwuchtel?“, wollte Ian sich an William wenden, doch auch der war inzwischen nicht mehr da.

Er rannte hinter dem Jungen hinter her. „Venecio! Warte!“ Venecio hatte die Stimme erkannt. Er blieb stehen. „Was willst du?“ „Es ist besser, wenn die andern nicht wissen, dass wir uns kennen.“ „Denkst du? Du wirst doch ständig von Typen wie Ian fertig gemacht. Ich könnte dir dabei helfen.“ „Das will ich aber nicht.“ „Wenn du meinst.“ Venecio ging weiter. „Du hast dich verändert. Als ich das letzte Mal gesehen hatte, warst du noch ganz anders!“ „Du kennst mich doch kaum. Kannst also nicht sagen, ob das letzte Mal alles nur gefakte war. Wir haben uns erst zweimal gesehen.“ „Trotzdem weiß ich, dass du anders warst.“ „Von wem?“ „Von deinen Eltern.“ Venecio schloss die Augen. Sein Gesicht zeigte kurz den Ausdruck von Verletztheit. Aber es war zu kurz, als das man es ganz genau deuten konnte. „Du hast doch überhaupt keine Ahnung wovon du sprichst. Du kennst weder mich noch meine Eltern gut genug um so etwas sagen zu können!“ Ohne, dass William noch etwas sagen konnte, war Venecio auch schon verschwunden.
 

Am Abend im Essensaal sahen alle auf, als Venecio den Saal betrat. Schweigen und ohne die anderen auch nur eines Blickes zu würdigen nahm er sich etwas von dem Essen und setzte sich an einen freien Platz. Den Kopf über den Teller gebeugt begann er zu essen. So bemerkte er auch nicht, dass sich noch ein paar Jungs an den Tisch gesetzt hatten. Einer von ihnen musterte Venecio. „Wo kommst du her?“ „Geht dich ein Dreck an.“ „Schon mal was von Konservation gehört, oder wenn netten Unterhaltungen?“ „Geht dich nichts an.“ „Du wieder holst dich.“ „Wenn´s dich stört, kannst mich in Ruhe lassen. Wovon ich sehr erfreut wäre.“ „In der Schule erzählt man sich so, dass du Ian verprügelt hast.“ „Ach ja, tut man das?“, Venecio klang genervt. „Stimmt das?“ „Nein.“ „Na endlich bekommt man aus dir auch mal eine normale Antwort raus. Mein Name ist Georg Shane.“ „Interessiert mich nicht.“ „Ich kann dir einem Weg nach draußen zeigen.“ Venecio sah ihn an. Überlegte kurz: „Den finde ich auch selber. Aber dann einen ohne Rückfahrkarte.“ „Du bist also nicht freiwillig hier?“ Venecio ließ seinen Löffel in den Teller fallen. Sah Georg schweigend an. Ohne zu antworten stand er auf. Kurz darauf war er auch schon aus dem Saal verschwunden.

Venecio ließ sich auf sein Bett fallen. Die Ohrstöpsel seines MP3-Players in den Ohren. Warum konnten sie ihn nicht in Ruhe lassen? Was war so schwer an den Worten `Lass mich in Ruhe` zu verstehen?

Bis vor zwei Monaten war alles ganz anders gewesen. Da war sein Leben noch normal. Und nun musste er seine Heimat verlassen und auf ein Internat für ober Snobs gehen. Er hasste es, dass die andern einfach so über ihn bestimmten. Er kannte ihn doch gar nicht. Wieso bildete er sich dann ein, dass er ihn, Venecio, einfach verändern kann? Ihn nach seiner Auffassung vom Leben formen?

Er hasste es, noch nicht volljährig zu sein und nicht das tun zu dürfen, was er will.

Er hasste den Mann, der sich einfach in sein Leben einmischt und über ihn bestimmen will.

Einzig und allein William war der einzige in dem ganzen Haufen, der fast normal war. Aber auch nur fast. Er kannte das ganze schon. Und er musste erst alles gegen seinen Willen lernen. Er hasste sie alle dafür.

Es war früh am morgen. In der ersten Stunde stand Geschichte auf dem Plan. Venecio hatte noch überhaupt keinen Plan, wo sich welche Räume befanden. Und so kam er wieder zu spät. Mr Bela blickte ihn missbilligend an, als er schlitternd vor seinem Lehrer zum stehen kam: „Mr Salvatore, schon wieder zu spät? Ich hoffe es wird nicht zur Gewohnheit. Und wo ist Ihre Uniform?“ „Ich bin schon viel zu träge meine alten Gewohnheiten zu ändern, also werde ich mir wohl kaum neue zu legen. Und eine Uniform besitze ich nicht“, kam es ein wenig schnaufend zurück. „Haben Sie keine von Ihrer alten Schule? Hier in England sind ja alle dunkelblau.“ „Ich war auf einer öffentlichen Schule in Italien. Da trägt man einen solchen Firlefanz nicht.“ „Setzen Sie sich bitte und seien Sie diesmal ruhig.“ Die anderen sahen, dass er noch was erwidern wollte, doch aus irgendeinem Grund ließ er es und ging zu seinem Platz, der komischerweise schon wieder ganz vorne war, obwohl es ein anderer Klassenraum war.

„Die Französische Revolution von 1789 bis 1799 gehört zu den folgenreichsten Ereignissen der neuzeitlichen europäischen Geschichte. Die Abschaffung des damaligen feudalabsolutistischen Ständestaats sowie die Propagierung und Umsetzung grundlegender Werte und Ideen der Aufklärung als Ziele der Französischen Revolution – das betrifft insbesondere die Menschenrechte – waren mitursächlich….“, Venecio hörte dem Lehrer nicht mehr zu. Ihn interessierte Geschichte nicht sonderlich und schon gar nicht die französische Revolution. Angestrengt schaute er aus dem. Von hier aus konnte er einen großen Teil des Geländes sehen. Etwas abseits von einem kleinen Park, war ein ovaler See. Aus der Ferne sah er nicht sonderlich groß aus, aber zum baden reichte er bestimmt. „Mr Salvatore?“ Venecio schreckte auf. „Können Sie mir sagen, unter wem die französische Revolution stattfand?“ Er überlegte kurz:„Unter Ludwig dem 15. Ah, nein. Ludwig der 16.!“ „Sie haben ja doch was ihn Ihrem Kopf“, Mr Johnson war zufrieden. „Ich habe nie behauptet, dass ich dumm bin“, entrüstete sich Venecio sogleich. „Sie haben mich vorher noch nicht vom Gegenteil überzeugt und ließen mich in dem Gauben, dass sie von alle dem nichts verstehen.“ Darauf wusste Venecio nichts zu erwidern. Mr Bela hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Er murmelte etwa, dass jedoch keiner verstehen konnte.

„Was sagten Sie, Mr Salvatore?“ „Ich sagte `merda insegnante`.“ Mr Bela schwieg einen kurzen Moment, bevor er etwas erwiderte: „Mr Salvatore, ob Sie es glauben oder nicht. Ich komme ebenfalls aus Italien und weiß sehr genau, was merda insegnante bedeutet. Aber da wir hier in England sind, werden Sie sich mit dem englischen zufrieden geben müssen. Und ich möchte, dass Sie mir zu morgen einen drei Seitenlangen Aufsatz schreiben, in dem es um den Respekt von Ihren Mitmenschen geht. Haben wir uns verstanden?“ Ein wenig überrascht nickte der Junge nur. „Gut, fahren wir fort. “Am Nachmittag saß Venecio über seiner Strafarbeit. Nachdenklich tippte er mit seinem Kugelschreiber gegen seine Schläfe.

Da hatte er sich sehr gut selbst reingelegt. Hatte nicht bemerkt, dass seine Lehrer ein Italiener war. Zu dumm aber auch.

Er schrak auf, als ihn jemand von hinten antippte. Es war William. Ein wenig genervt zog er sich einen Ohrstöpsel aus dem Ohr. „Ich dachte es soll niemand wissen, dass wir uns kennen.“ „Ja, danke. Mir geht es auch gut.“ „Kann es sein, das du ein wenig auf Streit aus bist?“, wollte Venecio wissen. „Nein, eigentlich nicht „Was willst du dann?“ „Mit dir reden. Ich soll Mr Haydee Bericht über dich erstatten. Da ich…“ Venecio unterbrach ihn: „Erwähne in meiner Gegenwart nie wieder diesen Namen, wenn dir deine Nase lieb ist.“ „Aber…“ „Ich will nichts, hörst du, absolut nichts mit ihm und diesen ganzen Kram zu tun haben. Das ist nicht meine Welt.“ „Aber er ist dein…“ „Das ist mir scheiß egal. In Wahrheit kenne ich ihn nicht und er kennt mich nicht“, seine Stimme klang gefährlich. „Du bist trotzdem…“ „Wie gesagt, es ist mir egal. Und nun lass mich endlich in Ruhe.“ Venecio steckte sich den Hörer wieder ins Ohr und William konnte hören, wie er die Musik lauter drehte. Er schüttelte mit dem Kopf, als er das Zimmer verließ.

Beim Abendessen saßen wieder Georg Shane und seine Freunde am Tisch von Venecio. Er hörte, wie sie sich über den Abend unterhielten. „Heute Abend soll ja eine große Feier im Internat neben an angesagt sein. Es dürfen sogar Jungs kommen.“ „Echt, dann sind wir ja das erste mal legal drüben.“ Einer von ihnen lachte: „Als ob uns das interessieren würde. Die sind ja auch ziemlich bescheuert. Wie kann man nur ein Mädcheninternat neben einem Jungeninternat aufbauen?“ Interessiert verfolgte Venecio das Gespräch. Georg Shane bemerkte das: „Auch Interesse? Einen können wir noch unterbringen.“ „Kommt darauf an. Wann soll´s denn losgehen?“ „Ah, du kannst ja auch noch was anders sagen, als immer nur `Lass mich in Ruhe´ oder `Ist mir doch egal`. Wir wollten so in einer Stunde los.“ „Ich bin dabei.“ „Schön.“

Etwas später begab Venecio sich in die Eingangshalle. Dort wollte er sich mit den anderen treffen. Georg Shane war schon da. „Es gibt da noch eine Kleinigkeit. Komm niemals auf den Gedanken mich dort Georg zu nennen. Ok?“ „Hab mich schon gefragt, wie du mit einen solchen Namen leben kannst.“ Nach und nach kamen auch die andern. Sie nickten Venecio einmal kurz zu. „Hast du deine kleine Freunde auch dabei?“, fragte ihn einer von ihnen. Sein Name war Steve. „Welche Freunde?“ Er zeugte ihm eine Packung Kondome. „Ne, die hab ich jetzt nicht mit.“ „Hier, kriegst welche von mir. Bin heute mal großzügig.“ Venecio steckte sie in seine Hosentasche. „Können wir endlich los, oder warten wir noch auf jemanden?“, wollte Edward ein wenig ungeduldig wissen. „Wir können.“

Da das Mädcheninternat direkt auf der andern Straßenseite war, brauchten die fünf Jungs nicht all zu lange für ihren Fußmarsch. Unten an der Tür warteten bereits ein paar Mädchen. Eine von ihnen viel Steve gleich um den Hals. Die anderen begrüßten die Jungs mit einem Küsschen auf die Wange, wobei sie ein Venecio ein wenig misstrauisch musterten. Sie führten die Neuankömmlinge durch eine Halle, hinter der sich ein weiterer großer Raum befand. Dort sah es fast aus, wie eine Disco. An der Seite des Raumes standen ein paar Tische. Auf einen steuerten sie zu. Leider war ein Stuhl zu wenig. So setzte sich eines der Mädchen kurzerhand auf Venecios Schoß. „Wollt ihr was trinken? Ich hol uns was?“, fragte eines der Mädchen und verschwand dann für kurze Zeit. „Die jetzt was zu trinken holt, ist Hannah“, erklärte ihm Shane, was bei der lauten Musik nicht ganz einfach war, „Und die Schönheit auf deinem Schoß ist Rebecca, oder einfach nur Becci.“ Venecio musterte das Mädchen. Ja, mit ihren langen, braunen Haaren und ihren Rehaugen war sie durchaus schön. Aber nicht ganz sein Geschmack. „Wie heißt du?“, fragte sie und lächelte ihn entwaffnend an. „Venecio.“ „Schöner Name. Du kommst nicht von hier, oder.“ Venecio schüttelte den Kopf: „Aus Italien.“ „Cool, ich war auch schon mal da. Hab dort eine Modenschau in Venedig besucht.“ „Venedig, die Stadt der Liebe.“ „Glaubst du an so was?“ „Wenn du es nicht tust, warst du noch niemals am Abend dort. Der Sonnenuntergang dort ist der schönste auf der ganzen Welt.“ „Ich muss gestehen, ich war am Tag dort.“ „Dann hast du was verpasst.“ „Das glaube ich dir aufs Wort“, sie lachte. Es war ein schönes Lachen. Dabei sprühten ihre Augen vor Freude. Hannah kam mit den Getränken wieder. Venecio roch dran und verzog das Gesicht. „Was ist?“, fragte ihn Becci. „Hab vergessen, dass man hier erst mit 21 Alc bekommt.“ „Bei euch bekommt man den doch auch erst, wenn man 18 ist.“ „Zwei Jahre, was macht das schon? Na egal. Dann halt mal eine Party ohne Alkohol.“

Die Stimmung war nicht gerade die Beste. Venecio konnte nicht so ganz verstehen, wie man ohne Alkohol Spaß haben konnte. Nach einiger Zeit verzog sich Steve mit seiner Freundin und klopfte sich auf die Jackentasche. Die andern wussten sofort, was er damit meinte. Etwas später forderte Becci ihn zum Tanzen auf. Dem kam er gerne nach. Sonst würde er sich noch zu Tode langweile. Auf der Tanzfläche schmiegte sie sich eng an ihn. Ausgerechnet jetzt musste auch noch ein langsames Lied gespielt werden. Ein bisschen widerwillig legte er seine Arme um sie. Becci schien es zu gefallen. Er spürte ihren warmen Atem an seinem Hals. Ihre Hände krauelten seinen Kopf, was ihn ein wenig störte. „Ich mag dich“, flüsterte sie. „Sag so was nicht, wenn du mich nicht kennst.“ „Dann will ich dich kennen lernen.“ „Versuchen kannst du es ja, aber bis jetzt hat es noch keiner richtig geschafft.“ „Wenn du gleich so abweisend reagierst.“ „Vielleicht liegt es daran, dass ich es nicht will.“ Sie nickte: „Ok, ich verstehe das. Ich verstehe das sogar sehr gut. Bei mir war es ähnlich.“ Sie lächelte ihn an. Das Lied war vorbei und sie versuchten sich durch das Gewühl zu schlängeln, was sich ein bisschen als schwer erwies. Es schien, als würden alle jetzt aufstehen, aus welchem Grund auch immer. Shane tauchte neben ihm auf. „Hey, wir müssen los. Um eins machen die einen Kontrollgang!“ Etwas erstaunt sah Venecio ihn an. Erstens hatte er nicht bemerkt, dass die Zeit so schnell verflogen war und zweitens, dass es im Grunde doch noch so früh war. „Sehen wir uns wieder?“, wollte Becci von ihm wissen. „Vielleicht.“ Sie küsste ihn, einfach so, sah ihm danach noch kurz in die Augen, dann verschwand sie in der Menge. „Gefallt sie dir?“, Shane war neugierig. „Sie ist ganz ok. Nicht unbedingt mein Typ.“ „Lass das bloß nicht die anderen hören. Die sind mächtig eifersüchtig auf dich. Viele von ihnen sind schon lange hinter ihr her. Dann kommst plötzlich du und schon hat sie nur noch Augen für dich.“ Venecio lächelte ein wenig. „Du machst langsam fortschritte“, meinte Shane nach einiger Zeit. „Wie meinst du das?“ „Na, ich kann gerade ganz vernünftig mit dir reden. Du sagst nicht gleich, dass ich dich in Ruhe lassen soll.“ „Es ist schön spät. Liegt vielleicht daran.“ „Wenn du meinst.“

Nachdenklich lag Venecio in seinem Bett. Hatte er seinen Widerstand schon aufgegeben? Nein, er war gerade erst angefangen. Aufgeben würde er niemals. Und doch fühlte er sich verraten. Wie konnten sie es einfach verschweigen? Nicht mal sein Bruder hat was davon gewusst. Er vermisste seinen Bruder. Er vermisste seine Freunde und die Vertraute Umgebung. Aber war sie ihm noch vertraut, nach alle dem, was passiert war? Er wusste es nicht. Wusste gar nichts mehr. Ja, William hatte recht. Er hat sich verändert. Sehr sogar. Doch das bedeutete doch nichts. Es war unwichtig. Viel wichtiger war eigentlich die Frage, wie er sich bei der ganzen Sache fühlt. Oder etwa nicht? Wieder musste er an den unheilvollen Abend denken. Der Abend, der alles verändert hat. Sein Leben auf den Kopf gestellt hat. Aber dem Mann war es egal gewesen. Er hatte dabei nur an sich gedacht. An sich und seinen Ruf. Venecio hasste ihn dafür von ganzem Herzen. Er schaltete seinen MP3-Player an.
 

Ich bin seit Jahren auf der Jagd * Jeden verdammten Tag such ich was, das ich nicht hab Ich bin ein Licht, mitten im Nichts Gefangen im Alltag auf der Suche nach Glück, doch wenn jemand fragt, "Was würdest du tun?!" Gibt es keine Konsequenzen, Muss ich daran denken, wie mein Leben mal war "Was würdest du tun?!" Würde Gott dieses Leben morgen beenden, würde ich all das machen, was ich nie tat

Er machte die Musik lauter
 

Was würdest du tun, wenn morgen Ende ist,

Wenn dein Leben dich vergisst?

Was würdest du tun, wenn morgen Ende ist,

Und dich niemand vermisst?

Was würdest du tun, wenn morgen Sense ist,

Wenn dein Leben dich vergisst?

Was würdest du tun, wenn morgen Ende ist,

Und dich niemand vermisst? Ja, was würde er tun, wen das Leben ihn vergessen würde? Wenn morgen alles vorbei wäre? Er einfach aufwacht und merkt, dass alles nur ein schlimmer Traum war? Morgen alles wieder beim alten wäre? Vermissen würde ihn bestimmt jemand. Aber nur wegen der materiellen Angelegenheiten. Er war unwichtig. Für niemanden zu gebrauchen. Alleine ist er besser dran. Mit diesen Gedanken schläft er schließlich ein.
 

* Panik-Was würdest du tun

Das Kap ist nicht ganz so lang, würd mich über Feedbacks freuen, damit ich weiß, dass überhaupt diese FF liest
 

Kapitel 3
 

Noch bevor Venecio am Montag zum Unterricht gehen konnte, wurde er zum Schulleiter gerufen. „Mr Salvatore, ich habe leider gehört, dass Sie sich hier anscheinend nicht allzu gut einleben. Kann das sein?“ „Und wenn es so wäre, es interessiert doch sowieso niemanden. Ich müsste ja doch hierbleiben“, trotzig schob er die Unterlippe vor. „Ich weiß, dass es schwer für Sie ist, aber versuchen Sie es doch wenigstens. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie versuchen sich hier anzupassen. Wenn es nicht klappt, werde ich mit Ihrem Vater reden. Aber Sie müssen es wirklich versuchen.“ „Er ist nicht mein Vater. Er wird es auch nie sein! Egal was er behauptet oder was er sagt. Er ist nicht mein Vater!“, Venecio wurde wütend. „Versetzen Sie sich doch mal in seine Lage. Was würde man dazu sagen, wenn alle wüssten, dass Sie…“ „Ihm ist sein Ansehen doch viel wichtiger. Ihm war es all die Jahre egal, wie es mir ging. Er hat mir ja noch nicht mal einen Namen gegeben. Er hat mich behandelt, wie Müll. Denken Sie, dass ich ihm dann so einfach verzeihen kann? Ganz bestimmt nicht. Ich gehöre nicht in diese Welt und ich will nicht hier hergehören. Das einzige, was ich will, ist auf dem schnellsten Weg nach Hause zu kommen“, seine Stimme klang brüchig. „Steht unser Deal?“ Venecio sah den Direktor an. Er zögerte bevor er sagte: „Ich werde es mir überlegen.“

Dadurch, dass er beim Direktor war, kam er wieder zu spät zum Unterricht. Doch heute sagte sein Lehrer nichts. Auch sprach er ihn nicht auf die fehlende Uniform an. Venecio war das ganze nur recht. Was sollte er tun? Sollte er den Deal seines Direktors annehmen, oder sollte er weiter machen wie bisher. Wenn er den Deal annehmen würde, würde das bedeuten, dass er tatsächlich aufgibt. Das er versucht sich anzupassen. Und das in einer Welt, in die er gar nicht sein will. Er seufzte. Warum musste das Leben nur so kompliziert sein?

Am Nachmittag war heute ebenfalls Unterricht. Noch wusste Venecio nicht, was ihn erwarten würde. Vielleicht war das auch ganz gut so. Sonst wäre er höchstwahrscheinlich überhaupt nicht gekommen. Denn heute Nachmittag stand reiten auf dem Plan. „Keine Chance! Ich setzte mich nicht auf einen von diesen Gäulen“, wetterte er. „Saßen Sie schon mal auf einem Pferd?“, fragte ihn Mr Brenau, der Reitlehrer. Venecio schüttelte heftig den Kopf: „Ne, ich bin doch nicht lebensmüde.“ „Versuchen Sie es doch wenigstens“, redete Mr Brenau auf ihn ein, „Wir haben da eine ganz liebe Stute, die tut keiner Fliege was zu leide?“ „Ich bin ja auch keine Fliege“, murmelte Venecio. Will hatte ihn gehört und musste grinsen. „Da gibt’s nichts zu grinsen“, motzte Venecio ihn an. „Na ja, auf dieser Stute haben wir alle reiten gelernt. Sie ist wirklich ganz lieb und wird auch dir nichts tun. Komm schon“, William lächelte ihn an. Dann fügte er noch leise hinzu: „Oder willst du, dass alle denken, du wärst ein Feigling?“ „Ich bin kein Feigling“ gab Venecio ebenso leise zurück. Mr Brenau stand wartend mit der Stute am Zügel am Zaun. „Ok, ich versuch´s.“

„Sehen Sie, es ist doch gar nicht so schwer“, sagte der Reitlehrer als Venecio mehr recht als schlecht im Sattel saß, „Nun versuchen Sie es mal alleine.“ Fast schon panisch sah der Junge den Lehrer an, als dieser sich langsam entfernte. Doch als nichts passierte, entspannte sich Venecio ein wenig. Munter trottete seine Stute weiter. „Das sieht doch schon mal nicht schlecht aus. Nun setzen Sie sich ein wenig aufrechter hin und nehmen sie langsam die Zügel auf. Keine Angst, es wird nichts passieren.“ Die Stute tänzelte. Schnell klammerte sich der Junge in der Mähne fest. Ian lachte, doch hatte nicht mehr daran gedacht, dass sein Pferd nicht ganz so lieb war und landete prompt auf seinem Hinterteil. Fluchend rappelte er sich wieder auf, dabei sein Pferd böse anstarrend. Dieses hatte anscheinend keine Lust mehr, denn es machte kehrt, sobald Ian näher kam. „Mistvieh, machst nur das was du willst.“ Endlich saß auch er wieder auf seinem Pferd und der Unterricht konnte weiter gehen.

Shane musste lachen, als Venecio den Essensaal betrat. Böse funkelte Venecio ihn an. „Halt bloß den Mund“, fauchte er. „Ich hab doch gar nichts gesagt“, Shane versuchte sich das Lachen zu unterdrücken. Doch als der Junge sich langsam und unter schmerzen versuchte sich hinzusetzten, war es um seine Selbstbeherrschung geschehen. Laut prustete er in seinen Teller, was ihm einen missbilligend Blick einer Lehrkraft einbrachte. „Sorry, aber das sieht einfach nur bescheuert aus.“ Venecio grummelte vor sich hin. „Was habt ihr den für Unterricht gehabt?“ „Reiten.“ „Ah, ok. Das erklärt natürlich alles.“ Nach einiger Zeit hatte Venecio es endlich geschafft sich einigermaßen bequem hinzusetzten. „Übrigens, Becci hat sich nach dir erkundigt.“ „Aha.“ „Klingt ja nicht gerade beigeistert.“ „Hab doch schon gesagt, dass sie nicht mein Fall ist.“ „Schade eigentlich. Ihr würdet gut zusammen passen.“ „Ach ja?“, Venecios Antwort klang pampig. „Irgendwie schon. Findet sie übrigens auch.“ „Ich aber nicht.“ „Ist ja auch egal. Kommst du trotzdem mit nach drüben?“ „Wann?“ „Weiß noch nicht genau. Morgen vielleicht.“ „Morgen bin ich nicht da?“ Shane zog eine Augenbraue in die Höhe. „Frag mich nicht, warum ich das darf. Ich hab anscheinend sonder Rechte.“ „Sieht fast so aus. Normal machen die das nur bei William.“ „Das ist ja auch kein Wunder. Der ist ja auch Thronfolger.“ „Eigentlich ja nicht.“ „Wie meinst du das?“, fragte Venecio ein wenig ungläubig. „Er ist nur der Sohn des Bruders vom König, oder so. Da der König selber keinen Sohn hat, wird William auf den Thron steigen.“ „Wieso hat der König denn keinen Sohn?“ „Das fragst du mich? Ich komme nicht aus England.“ „Echt nicht?“ „Nein, ich komme aus LA.“ „Wow, und dann gehst du hier zur Schule?“ „Meine Eltern wollten das.“ „Kenn ich. Meine wollten auch, dass ich her komme.“ „Bist du in Italien geboren?“ „Nein, ich komme ursprünglich aus London. Bin aber in Italien aufgewachsen. Dort ist mein zu Hause und nicht hier, in einem superteuren Internat.“ „Warum wollten deine Eltern, dass du her kommst?“ „Das selbe könnte ich dich auch fragen“, blockte Venecio. „Ich bin hier, weil meine Eltern sagen, dass es gut für ihr Image ist. Sie sind Schauspieler.“ „Cool.“ „Kommt drauf an, wie man es sieht. Ich treffe jeden Tag irgendwelche berühmten Leute, wenn ich zu Hause bin. Ja, das ist schon toll. Aber meine Eltern haben nie viel Zeit für mich. Ich glaube, dass er wohl eher der Grund, als ihr Image. Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, in einer ganz normalen Familie aufzuwachsen“, beantwortete Shane Venecios Frage. „Ich bin in einer normalen Familie aufgewachsen. Dann wurde ich von heute von heute auf morgen aus meiner Welt gerissen und musste nach London zurück.“ Shane schwieg und auch Venecio starrte schweigend auf seinen Teller. „Dann verstehe ich deine Wut gut.“ Venecio sah auf. Es war das erste Mal, dass jemand sagte, er würde ihn verstehen. Es tat gut das zu hören. Diese Worte nahmen ihm ein wenig das Gefühl der Einsamkeit. „Danke“, sagte er. „Weshalb?“ „Das du mich verstehst. Das hat schon lange keiner zu mir gesagt.“ „Dann kann ich dich erst recht verstehen.“

Es war früh am Morgen. Venecio stand in der Einfahrt des Internats und wartete darauf, dass er abgeholt werden würde. Nach einiger Zeit konnte er auch schon die schwarze Limousine sehen. Der Fahrer stieg aus, um ihm den Verschlag zu öffnen. Doch Venecio stieg selber ein. „ Guten Morgen, Sir“, sagte der Fahrer, als er wieder eingestiegen war. „Morgen.“ Eine Zeitlang war nur das leise Summen des Motors zu hören. „Kann ich Sie was fragen?“, richtete Venecio das Wort an den Fahrer. „Sicher und nennen Sie mich Dustin, das tun alle.“ „Gut, Dustin. Könnten Sie mich vielleicht an der nächsten Ecke rauslassen und dann sagen ich wäre aus dem Fenster gesprungen?“ „Tut mir leid, Sir. Ich habe den Auftrag Sie zu Ihrem Vater zu bringen.“ „Hab ich mir schon fast gedacht. Übrigens, er ist nicht mein Vater und mein Name ist Venecio und nicht Sir.“ „Er ist Ihr Vater.“ „Für mich ist er ein fremder.“ Dustin sah ihn durch den Rückspiegel an: „Warum reagieren Sie so abweisend?“ „Er hat mich aus meiner Welt gerissen und dafür hasse ich ihn.“ „Warum erzählen Sie mir das?“ „Weiß nicht. Wahrscheinlich weil ich weiß, dass Sie es nicht weiter sagen dürfen.“ „Ich vielleicht nicht, aber dieses Auto hat Ohren“, flüsterte Dustin. „Dann hört er es halt. Soll mir nur Recht sein.“ Venecio lehnte sich in das Polster und schloss die Augen. Heute würde er auf seinen Vater treffen. Wie würde er ihm wohl gegenüber treten? „Ich habe nicht vor, es ihm leicht zu machen“, dachte Venecio.

Venecio wurde schon erwatet. Kaum kam das Auto im Hof zum stehen, wurde auch schon der Verschlag geöffnet. Er sah eine Frau an einer Treppe stehen. Als er ausstieg sah er auch seinen Vater. Er beobachtete das Geschehen von einem Fenster aus. „Folgen Sie mir bitte.“ Venecio sah nach oben. Zugegeben, das Haus sah nicht schlecht aus. Doch irgendwie war es protzig. Etwas, was er nicht ausstehen konnte. Das Leute, die Geld haben, es immer gleich ausgeben müssen und dann auch noch für so unwichtige Dinge, wie große Häuser mit jeglichem Luxus. Er schüttelte den Kopf. Als er oben auf der Treppe angekommen war, kam die Frau auf ihn zu. „Hallo Venecio. Ich bin Sarah, deine …“ „Mutter. Ich weiß.“ Sie erschrak über den barschen Ton des Jungen. Nun kam auch sein Vater. „Wie ich sehe, hast du deine Mutter bereits kennen gelernt. Erzähl, wie gefällt dir deine neue Schule?“ Venecio sah seinen Vater voller Hass an: „Ich wüsste nicht, was es Sie angeht.“ „Bitte, sag du zu mir. Ich bin immerhin dein Vater?“ „Ein toller Vater sind Sie.“ „Venecio“, die Stimme seines Vaters klang streng. „Lasst uns reingehen“, seine Mutter legte eine Hand auf den Arm ihres Mannes. Dieser willigte ein und ging zurück ins Haus. Venecio folgte nur widerwillig.

Kapitel 4
 

Der Raum, in den Venecio seinen Eltern gefolgt war, war zwar klein, doch konnte man erkennen, dass das Mobiliar nicht billig war.

Die Couch war aus dunklem Leder, der Sekretär, welcher unter dem Fenster stand, bestand aus Teakholz. Ein dunkler, schwerer Teppich lag auf dem Parkettboden. Auf einem kleinen Beistelltisch, ebenfalls aus Teak, standen drei Gläser und etwas zu trinken. Mehrere Gemälde hingen an den Wänden. Die Künstler waren ihm allesamt unbekannt.

"Setz dich doch", sein Vater deutete auf einen kleinen Sessel. Venecio ließ sich in den Sessel plumpsen.

"Wie gefällt dir denn deine neue Schule?", fragte sein Vater noch einmal. Und wieder bekam er nicht unbedingt eine Antwort, die ihm gefiel: "Überhaupt nicht." "Sind die Lehrer nicht nett?" "Keine Ahnung." "Und deine Mitschüler?" "Scheiße." Sein Vater zog die Luft ein: "Ich darf doch bitten. Solche Ausdrucksweise wird hier nicht geduldet." "Ich bin halt so und ich werde mich bestimmt nicht ändern. Finden Sie sich damit ab, oder lassen Sie es bleiben! Worüber ich sehr erfreut wäre." "Venecio, du musst uns doch verstehen. Wir konnten nicht anders. Was würden denn die Leute denken, wenn sie das erfahren hätten? Wir waren noch nicht mal verheiratet", versuchte sein Vater ihm zu erklären.

"Ja, klar. Und wie es mir dabei geht, dass interessiert Euch doch einen scheiß Dreck! Euch ist euer Ansehen doch viel wichtiger als ich. Ihr habt mich abgeschoben, mir noch nicht mal einen Namen gegeben. Ich bin nicht gewillt den euren zu tragen. Ich gehöre nicht hier her und das habt ihr ganz allein euch zu zuschreiben!" Seine Mutter sah ihn betroffen an. Auch seinen Vater schien er aus der Fassung gebracht zu haben. "Für mich sind Sie nicht meine Eltern, für mich sind Sie nichts weiter als Fremde, die mit aller Kraft versuchen mein Leben zu zerstören. Aber da spiele ich nicht mit. Eher springe ich von einer Brücke", sagte Venecio nun etwas ruhiger. Entsetzt schlug sich seine Mutter die Hand vor den Mund, sprang auf und verließ mit schnellen Schritten den Raum.

"Siehst du, was du angerichtet hast? Deine Mutter kann am wenigsten dafür! Ich habe sie dazu gedrängt, dich wegzugeben." "Dann ist sie um keinen Deut besser als Sie es sind", auch Venecio richtete sich auf. Er war ein Stück größer als sein Vater, "Wenn sie freiwillig ihr Kind weggibt!"

KLATSCH! Erschrocken sah Venecio seinen Vater an, der stand noch immer mit erhobener Hand vor ihm. Eine rote Hand war deutlich auf Venecios linken Wange zu sehen. Wütend funkelten seine Augen. Dann stürmte er aus dem Raum. "Venecio!"
 

Venecio rannte über den Hof. Erst, als das Haus in weiter ferne war, blieb er erschöpft stehen. Seine Wange brannte. Im Grunde hatte er die Ohrfeige verdient, dass wusste er. Doch sie vervielfachte seinen Hass auf seinen Vater. Er konnte Schläger und solche Leute, denen Mal die Hand ausrutschte nicht leiden. Er tat es ja auch nicht. Auch wenn er manchmal so rüber kam. Aber das war nichts weiter als eine Fassade, ein Schutzwall, damit andere ihn nichts mehr anhaben konnten.

Er sah sich genauer um. Er war in der Nähe eines Waldes angelangt. Ob dieses Gelände noch zu dem seines Vaters gehörte. Es war ihm auch egal. Alles was er wollte, war hier so schnell wie möglich wegzukommen.

Langsam machte er kehrt. Nun würde er wieder auf seinen Vater treffen. Ob er seine Worte bereute? Nein, das tat er nicht und er war fest entschlossen sie auch in die Tat um zusetzten, falls man ihn nicht endlich verstehen und nach Hause gehen lassen würde. Er sah ein paar Gestalten umher laufen. So wie es aussah, suchte man ihn bereits.

Als seine Mutter ihn entdeckte, breitete sie ihre Arme aus. Doch er sah sie nur ausdruckslos an und ging an ihr vorbei. Sein Vater befand sich noch immer in dem kleinen Raum.

"Venecio, ich wusste das du zurück kommst." Kein Wort der Entschuldigung, kein Wort darüber, was passiert war. Nichts.

"Ich will zurück." "Ins Internat? Ich dachte, du würdest noch mit uns zu Abendessen." "Nicht ins Internat. Ich will nach Hause. Dorthin, wo meine Familie ist. Falls Sie wissen, was eine richtige Familie ist." Sein Vater versuchte den provokanten Ton zu ignorieren.

"Es ist schwer für dich, dass kann ich verstehen. Sehr gut sogar. Aber du kannst lernen damit umzugehen." "Um dann genauso zu werden wie Sie?" "Um irgendwann in meine Fußstapfen zu treten, ja. Aber nun rede mich nicht ständig mit Sie an, ok", die Stimme seines Vaters klang sanft. So sanft wie das Schnurren einer Katze, die nur darauf wartete ihr Opfer anzufallen.

"Sehen Sie! Nicht mal freundlich reden können Sie. Sie suchen ja nur Ihren Nachfolger. Aber wie ich vorhin schon deutlich gemacht habe, werde ich in Ihrem achso perfekten Plan nicht auftauchen." "Das habe ich inzwischen verstanden." Überrascht sah Venecio seinen Vater an. Hatte er sich gerade verhört? Warum sagte sein Vater das auf einmal? "Wir würden uns sehr freuen, wenn du zum Essen bleiben würdest." Venecio überlegte. War das jetzt nur eine Strategie? Wollte sein Vater ihn manipulieren? "Meinetwegen." Ein Lächeln zierte nun das Gesicht des Mannes. Aber so ganz konnte Venecio ihm trotzdem nicht trauen. "Du kannst dich ja erstmal ein wenig frisch machen. In ungefähr einer halben Stunde wird man dich zu Tisch rufen", mit diesen Worten ließ er seinen Sohn alleine in dem dunklen Flur zurück.

Auch er Essensaal war luxuriös eingerichtet. Auf einem großen Tisch standen mehrere Kerzen, die zusammen mit einem Kronleuchter den Raum erhellten. Es war für vier Personen gedeckt. Vier?

"Bekommt ihr heute noch Besuch?", fragte Venecio. "Ja, ein Geschäftspartner kommt heute noch vorbei. Er würde dich gerne kennen lernen." Sofort verfinsterte sich Venecio Miene. War also doch alles nur geschauspielert: "Ich hab´s doch gewusst!" Sein Vater sah ihn ausdruckslos an: "Denkst du, ich lasse dich so einfach wieder gehen? Du wirst mein Nachfolger werden und dabeibleibt es." Er wollte gerade etwas erwidern, als er ein helles Leuten vernahm. "Jetzt setz dich hin und beherrsche dich!" "Ich lass mir von Ihnen doch nichts vorschreiben!“, konnte er gerade noch sagen. Dann betrat der Geschäftsführer den Saal. "Ah, John! Wir haben uns ja lange schon nicht mehr gesehen. Und das ist also dein Sohn? Haydee junior?" "Mein Name ist Salvatore!" "Natürlich. Es freut mich Sie kennen zu lernen, Mr Salvatore." "Die Freude ist nicht meinerseits." Venecio brachte Mr Kirchner, den Geschäftspartner seines Vater, aus dem Konzept: "Eh, ja. Nun..." "Wie ich sehe hast du deine bezaubernde Tochter mitgebracht", verhalf John seinem Freund und Partner aus der Klemme. Dabei einen todbringenden Blick in Richtung Venecio werfend. Erst jetzt sah Venecio das junge Mädchen hinter Mr Kirchner. Sie sah so zierlich und zerbrechlich aus.

Ihr schmales Gesicht wurde von ihrem blonden Haar umrahmt. Blau grüne Augen blitzen ihm entgegen. Der Ausdruck wollte nicht zu ihrer Erscheinung passen.

"Das ist Charlie. Ich dachte, sie könnte sich ein wenig mit deinem Sohn unterhalten." "Ich bin nicht Mr Haydees Sohn." Verwirrt sah Mr Kirchner Venecio an.

"Lasst uns endlich essen. Ich werde noch ein Gedeck für deine Tochter bringen lassen." "Nicht nötig! Ich werde nicht mit euch essen." "Venecio", Johns Stimme klang bedrohlich. Aber das beeindruckte Venecio wenig. "Lass den Jungen doch. Wenn er keinen Appetit hat", erwiderte Mr Kirchner. Und schon hatte Venecio den Raum verlassen.
 

Es war schon dunkel. Venecio saß draußen auf einer Bank und starrte in den Nachthimmel. Er konnte teilweise die Sterne erkennen. Ein paar Wolken versperrten ihm jedoch größtenteils die Sicht. "Es wird bald Regen geben", sagte plötzlich eine Stimme neben ihm. Er erschrak. "Ich habe dich nicht kommen hören." "Dabei bin ich ganz normal gegangen", sie lachte leise, "Du warst anscheinend in Gedanken versunken." Venecio erwiderte nichts. "Du bist interessant", sprach das Mädchen weiter. "Und du bist nervig", erwiderte Venecio." Wieder lachte sie: "Ich weiß." "Dann ist ja gut." "Du hast meine Vater vorhin ganz schön aus dem Konzept gebracht." "Hab ich das?", kam es unfreundlich zurück. "Ja, das schafft eigentlich keiner. Nicht mal ich. Und ich habe darin schon einige Übung." "Wie alt bist du eigentlich?", fragte Venecio. "16, wieso?" Verblüfft sah er sie an: "Weil, naja, du siehst so ..." "Klein, zerbrechlich und zierlich aus?" Er nickte. "Viele denken deswegen, dass ich noch ziemlich jung bin und dass ich arrogant bin. Und egal was du jetzt von mir denkst, es stimmt und interessiert mich nicht." "Auch nicht, wenn ich dir sagen, dass du hübsch bist?" Mit geöffnetem Mund sah sie ihn an. "Geht doch, jetzt bist du endlich mal ruhig." "Du bist gemein!", sie knuffte ihm in die Seite und lächelte ihn dabei mit ihren strahlenden Augen an. "Ich weiß", erwiderte er und lächelte nun ebenfalls.

Ihm war nicht bewusst, wie sie es angestellt hatte, aber sie war eine der wenigen, die es geschafft hatte, normal mit ihm zu reden. Er hatte sich seit jenem Zeitpunkt verschlossen. Hatte mit niemanden über seine Gefühle geredet. Nicht einmal mit seiner Familie, oder mit seinem Bruder, vor dem er eigentlich nie Geheimnisse gehabt hatte.

"Woran denkst du gerade?" "Daran, wie glücklich ich eigentlich mal war." "War?" "Du bist nicht nur nervig, sondern auch noch neugierig!", er wollte sie ebenfalls anstoßen, hielt sich aber noch im letzten Moment zurück. "Keine Angst, ich zerbreche nicht gleich wie Porzellan. Übrigens, ich spiele leidenschaftlich gerne Fußball." "Respekt, das hätte ich dir gar nicht zugetraut." "Ich werde immer wieder falsch eingeschätzt. Irgendwie ist das nervig." "Verständlich."

Eine Zeitlang sahen sie schweigend in den Himmel. Inzwischen hatten die Wolken sich ein wenig verzogen und der Mond warf sein Licht auf die Erde. Charlie sah dadurch noch blasser aus, als sie sowieso schon war. "Du frierst", bemerkte Venecio nach einiger Zeit. Er zog seine Jacke aus und legte sie um ihre Schultern. "Darf ich dich was fragen?" "Meinetwegen." "Warum bist du so? Warum hasst du deinen Vater so?" Sein Gesicht verdunkelte sich ein wenig. Es dauerte eine Weile, bevor er mir rauer Stimme antwortete: "Als ich geboren worden bin, bin ich gleich zur Adoption freigegeben worden. Sie waren sich sogar zu fein dazu mir einen Namen zu geben. Ich bin in einer guten Familie aufgewachsen. In meiner Familie. Auch wenn sie mir all die Jahre verschwiegen haben, wer ich wirklich bin, kann ich sie verstehen. Sie hatten Angst mich zu verlieren. Und ich habe dieselbe Angst. Eines Tages stand plötzlich Mr Haydee vor der Tür und hat mich einfach mitgenommen. Ohne irgendwelche Erklärungen oder sonstiges. Für mich ist er nicht mein Vater. Er hat mein Leben ruiniert. Ich will ihm nicht folgen. Für all das hasse ich ihn. Für all das soll er leiden." Erschüttert musterte Charlie ihn: "Heftige Sache. Hast du jemals mit jemanden darüber gesprochen?" "Nein, noch nie. Und soll ich dir noch was sagen? Soll ich dir einen weiteren Grund nenne, warum ich dieses ganze Theater nicht haben will?" Sie nickte. Daraufhin beugte er sich zu ihr rüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Mit großen Augen starrte sie ihn an: "Das ist nicht dein Ernst, oder?" "Doch, voll und ganz. Hast du etwa ein Problem damit?" "Nein, natürlich nicht! Ich hätte nur nicht damit gerechnet." "Ich werde immer wieder falsch eingeschätzt. Irgendwie ist das nervig." "Hey! Klau mir nicht meine Wörter!" Er lächelte sie an: "Ich möchte, dass du alles, was ich dir heute erzählt habe, für dich behältst. Ok?" "Kein Problem. Bei mir ist das gut aufgehoben." "Danke."

"Ich denke, wir sollten langsam zurück gehen. Mein Vater sucht bestimmt schon nach mir." "Dann los. Ich will hier auch nur noch weg."

Da ist auch schon der nächste Teil. So langsam werden ein paar offene Fragen beantwortet. Ich hoffe, der Teil gefällt euch.
 

Kapitel 5
 

Es war Unterricht. Gelangweit und müde saß Venecio auf seinem Platz. Er hatte in der Nacht schlecht geschlafen. Ständig musste er an den vergangenen Abend denken.

Wie konnte er nur so leichtsinnig sein, und jemand fremden alles über ihn erzählen? Er war so dumm. Sie würde doch bestimmt nicht dicht halten. In ihren Kopf hatten doch sowieso nur die neusten Trends und der Klatsch über irgendwelche Promis platz.

Müde raufte er sich die Haare, die daraufhin nur noch mehr als sonst auch schon abstanden.
 

„Mr Salvatore?“, jemand rüttelte ihn. Träge blinzelte er in das Gesicht seines Lehrers. Nur langsam bemerkte er, wo er sich befand. Erschrocken richtete er sich auf.

Er war doch glatt im Unterricht eingeschlafen.

„Mr Salvatore? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“, er sah das besorgte Gesicht seines Lehrers. Venecio nickte nur.

„Der Schulleiter hat mir schon erzählt, dass sie gestern eine Begegnung mit Ihrem Vater hatten und deshalb heute wohl nicht ganz bei der Sache wären. Wollen Sie sich nicht ein wenig hinlegen?“

Was fiel dem Rektor ein? Er konnte doch nicht dem ganzen Lehrkörper erzählen, was mit ihm war.

„Nein, mir geht es bestens.“

„Wirklich?“

„Ja, verdammt.“

„Gut, dann werden sie mir doch sicherlich die nächste Frage beantworten.“

„Wenn es denn unbedingt sein muss“, erwiderte Venecio schon wieder ziemlich genervt.

„Wie hieß ein mächtiger römische Herrscher?“

„Gaius Julius Caesar.“

„Italienische Geschichte interessiert sie wohl mehr als die französische Revolution, bei der wir eigentlich noch sind. Trotzdem, noch eine Frage. Wann wurde das Kolosseum erbaut?“

„Da man ja sagt, dass es nicht an einem Tag geschehen ist, würde ich mal sagen es war in der Nacht.“

Die anderen lachten.

„Da könnten sie recht haben. Sollte man sich mal Gedanken drüber machen. Jetzt im Ernst.“

„Zwischen 72 bis 80 nach Christus.“

„Na sehen Sie. Das ist doch eine viel bessere Antwort.“

„Find ich nicht. Die andere gefiel mir besser“, erwiderte Venecio.

„Das glaube ich Ihnen gerne.“
 

Venecios Gedanken schweiften wieder ab. Der Unterricht interessierte ihn nicht wirklich. Das war reine Zeitverschwendung.

Nach dem Essen ging er nach draußen und erkundete endlich mal das Gelände. Vielleicht konnte er ja einen Weg finde, durch den er ungesehen nach draußen kam. Dann könnte er mal ein paar Freunde besuchen gehen.

Das Gelände war riesig. Es gab hier wirklich fast alles. Ein Park, ein Sportplatz, mehrere Hallen und, und, und.

Nach dem er schon ein ganzes Stück zurück gelegt hatte, kam er an dem kleinen Teich an, den er schon vom Klassenraum aus gesehen hat.

Kurzer Hand entledigte er sich bis auf seine Shorts und sprang ins kühle Nass.

Den Grund konnte er nicht sehen, was ihn schließen ließ, dass der Teich gar nicht mal so flach war.

Er schwamm ein paar Runden und legte sich dann zum Trocknen in die Sonne.
 

Ein Schatten fiel auf sein Gesicht. Müde blinzelte er in das Licht. Als das nichts half, hielt er sich schützend eine Hand vor die Augen.

„Na, hast dir eine Abkühlung gegönnt?“, fragte ihn Shane.

„Jap, oder wonach sieht das hier aus?“

„Weiß nicht, vielleicht nach einem Sonnenbad.“

„Als wenn ich das nötig hätte“, murmelte Venecio.

„Stimmt, braun genug bist du ja.“

„Im Gegensatz zu dir.“

Shane ließ sich neben Venecio ins Gras sinken und streckte alle viere von sich.

„Ich habe dich nicht dazu aufgefordert, mir Gesellschaft zu leisten“, bemerkte Venecio mit einem Seitenblick auf den Amerikaner.

„Ich habe auch nicht auf eine Aufforderung gewartet, weil man von dir sowieso keine bekommen würde.“

Eine Weile schwiegen sie.

Einzig und allein das Geräusch von ausrupfendem Gras störte die kleine Idylle.

"Wenn ich das richtig interpretiere, ist das Treffen mit deinem Vater nicht allzu erfolgreich gewesen", bemerkte Shane.

"Du kennst mich zu wenig, als dass du irgendetwas interpretieren kannst."

"Das mag sein, aber ich bin nicht dumm. Und wäre das Treffen gut verlaufen, dann wärst du eben in die Luft gegangen und deine Stimme hätte nicht so niedergeschlagen geklungen."

"Huhu, da spricht der Hobbypsychologe!", höhnte Venecio, "Auf solchen Kram kann ich echt verzichten. Ich brauch doch keinen Selenklempner." Er setzte sich auf.

"Na bitte. Geht doch. Jetzt bist du wieder ganz der Alte", Shane lachte leise.

Das hätte er lieber gelassen.

"Sei froh, dass ich kein Schläger bin, sonst hätte ich dir eine verpasst", seine Stimme klang gefährlich leise. Dann stand er auf und ging.

Ein wenig verdutzt sah Shane ihm hinterher. Das Treffen mit Venecios Vater war wohl noch schlechter verlaufen, als er gedacht hatte.

Seufzend ließ er sich wieder ins Gras sinken.
 

Noch immer wütend schlug Venecio den Richtung Stallungen ein.

Warum glaubten immer alle, er bräuchte einen Psychologen? Er war doch nicht verrückt. Nur, weil er zurzeit Aufstand probte?

Auf halber Strecke blieb er stehen. Mit seiner linken Hand fuhr er über seine Wange.

Die Ohrfeige von Mr Haydee war zum Glück nicht allzu doll gewesen, so dass man heute nichts mehr davon erkennen konnte. Aber verzeihen würde er ihm das nicht.

`Wer einmal schlug, der schlug immer wieder` kamen Venecio die Worte seines Vaters in den Sinn.

Niedergeschlagen ließ er sich am Wegrand sitzen.

Er musste hier weg. Ganz egal wie, Hauptsache nur so schnell wie möglich.

Wie konnte er Mr Haydee davon überzeugen, dass nicht er, sondern Will der richtige als Nachfolger war?

Mit bloßer Rebellion kam er hier nicht weiter.

Ein hämisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Er würde Mr Haydee blamieren, vor seinen ganzen Geschäftspartnern. Dann wäre er, Venecio, nicht mehr tragbar.

Und wenn er einfach abhauen würde?

Mit dem nächsten Flugzeug, oder mit der nächsten Fähre. Und dann am besten noch einen kleinen Abstecher nach Schweden, Norwegen oder Deutschland machen. Dann würde der ehrenwerte Mr Haydee ihn nicht so leicht finden.

Er lächelte wieder. Ja, solche Gedanken besserten seine Laune.

Aber wahrscheinlich würde er sich gar nicht trauen, einen seiner Pläne in die Tat umzusetzen. Das war doch schon immer so gewesen. Er war ein Feigling.

Seufzend stand er auf. Wenn er noch etwas zu Essen bekommen wollte, musste er sich auf den Weg machen.

Er sah auf seine Uhr. Ein weiteres seufzen verließ seine Lippen. Zu spät. Es war bereits halb acht. Da gab es nichts mehr zu Essen.

Wobei, er kannte eine der Küchenhilfen, die konnte er doch mal fragen.
 

Wütend schleuderte Venecio seine Hausaufgaben durchs Zimmer. Wozu braucht man schon Sinus oder Tangens? Gar nicht!

Heute war einfach nicht sein Tag.

Überhaupt, die gesamten letzten Tage gehörten nicht zu seinen besten.

Seine Federtasche folgte seinem Heft, doch sie wurde abgefangen.

"Kann ich reinkommen ohne, dass ich Gefahr laufe irgendwas an den Kopf zu bekommen?"

"Wenn du keinen Kopf hättest, würdest du Garantie darauf bekommen."

William schloss die Tür hinter sich und reichte Venecio die Federtasche, die jedoch gleich in der nächst besten Ecke landete.

"Da hat aber jemand ganz schlechte Laune."

"Ach, auch schon bemerkt? Und wie ich die Londoner Buschtrommeln kenne, ist dir bereits schon zu Ohren gekommen warum", genervt verdrehte Venecio die Augen.

William lachte: "Wie gut du dich mit unseren Buschtrommeln auskennst."

Venecio schnaubte.

"Mr Haydee..."

"Untersteh dich diesen Namen in meiner Gegenwart zu nennen!", drohte Venecio.

"Entschuldige, er ist immerhin mein Onkel und dein Vater. Ich habe keine Problem mit ihm", beschwichtigend hob Will die Arme.

"Er ist nicht mein Vater", trotzig schob der schwarzhaarige seine Unterlippe vor.

Will lachte wieder: "Du bist wie ein kleines Kind. Aber erzähl mir aus deiner Sicht, wie die Begegnung war."

"Ich kam, sah, langweilte mich und ging."

"Jetzt mal ganz im Ernst."

"Das ist mein Ernst. Ich kann´s ja noch ein wenig ausschmücken, aber die Einzelheiten würden die sowieso nicht gefallen."

Skeptisch schaute Will seinen Cousin an.

"Ok, soll ich dir sagen, was abgelaufen ist? Das erste zusammentreffen war, als wenn die die Titanic erneut gegen ein Eisberg gekracht wäre. Wobei ich der Eisberg war. Danach ist die Titanic wieder aufgetaucht Und hat dem Eisberg eine gescheuert. Daraufhin ist der Eisberg davon gerannt und Ende der Geschichte."

"Das ist nicht wahr."

"Soll ich dir lieber ein Happy End erzählen?"

"Mr Haydee ist kein Schläger!"

"War klar, dem kleinen unehelichen Sohn glaubt natürlich keiner."

"Es klingt ein wenig unglaubwürdig, ja."

"Sicher", Venecio schaute aus dem Fenster und sah eine kleine Gestalt, die ihm irgendwie bekannt vorkam..

Ohne ein Wort zu William zu sagen, verließ er sein Zimmer.

Kapitel 6
 

Venecio trat in die milde Nachtluft. Der Himmel war Sternenklar. Die Blätter wehten sacht im Wind.

Es war eine schöne Sommernacht. Doch nicht für ihn.

"Bist du hier, um mich wegen deines Wissens zu erpressen? Dann solltest du wissen, dass es mir kaum schadet, da ich sowieso auf die Nachfolge verzichte."

"Das nenne ich mal eine Begrüßung", erwiderte eine helle Mädchenstimme vergnügt.

"Also?"

"Nein, warum sollte ich das tun? Geld habe ich genug, da brauche ich deins oder das von Mr Haydee nicht."

"Warum bist du dann hier?"

"Vielleicht um dich zu besuchen", begründete Charlie.

Venecio schaute das Mädchen verdutzt an: "Besuchen? Mich?"

"Kenne ich sonst jemanden in diesem Internat?"

"Weiß ich doch nicht."

Sie grinste ihn an: "Und, hast du Lust mit in die Stadt zu gehen."

„Warum solltest du mit mir in die Stadt gehen wollen“, Argwohn schwang in seiner Stimme mit.

„Sagen wir mal so, du tust mir ein wenig leid, hier in diesem Gefängnis festzusitzen.“

Venecio schnaubte: „Mitleid ist wirklich das Letzte, was ich gebrauchen kann.“

„Klar, das verstehe ich.“

„Was du wohl verstehst“, murmelte der Italiener.

„Also, was ist. Kommst du nun mit, oder willst du hier versauern?“

Venecio zögerte. Es war verlockend.

Endlich mal wieder hier rauszukommen, ohne, dass er zu seinem Vater musste, oder sonstige Verpflichtungen hatte.

Und ganz nebenbei noch einen Rauswurf zu riskierte.

Was sprach dagegen?

„Meinetwegen.“

„Geht doch.“

„Bild dir aber bloß nicht ein, dass ich wegen dir mitkomme.“

„Weswegen dann“, Charlie hackte sich bei ihm unter.

Er lächelte schief: „Der Gedanke, einen Rauswurf zu riskieren.“

Ihr lachen stimmte ihn ein wenig froher und ließ ihn seine Probleme vergessen.

„Daran hätte ich denken müssen. Du versuchst wirklich alles, von hier weg zu kommen.“

„Wenn man gezwungen wird, an einem Ort zu verharren, den man freiwillig nicht mal mit seinem Allerwertesten angesehen hätte. Was hättest du denn gemacht?“

„Mmhh, meinen Vater mit riesigen, traurigen Augen angesehen und auf die Tränendrüse gedrückt, wahrscheinlich.“

„Leider bin ich kein Mädchen, kann also nicht jemanden mit meinen Augen beeindrucken und leider lässt sich Mr Haydee nicht von seiner fixen Idee abringen.“

„Du hältst es also für Schwachsinn, dass er dich als Nachfolger auserkoren hat.“

„Es ist einfach hirnrissig. Ich habe mit dieser Welt absolut nichts am Hut und will es auch nicht haben. Warum kapiert das eigentlich keiner?“

Einen kurzen Moment liefen sie schweigend nebeneinander her.

„Ich glaube, ich weiß, was dein Problem ist.“

„Ich habe kein Problem!“, entrüstete sich Venecio.

„Lass mich doch mal ausreden“, sie piekste ihm in die Seite, „Du hast einfach schlicht und ergreifend Angst vor dem, was dich erwatet, weil du es nicht kennst.“

„Ich habe keine Angst.“

„Natürlich nicht. Du bist groß, stark und furchtlos.“

„Ja, bin ich ja auch.“

Sie erreichten eine Siedlung.

„Und nun? Wir sind nicht volljährig, kommen um diese Zeit nirgends mehr rein.“

„Wirklich nicht? Man muss einfach nur die richtigen Leute kennen, dann ist fast alles möglich.“

„Hätte ich mir ja eigentlich denken müssen.“

„Denkst du etwa, dass ich dich irgendwo hin mitschleppe, wenn wir nirgends mehr rein können. Dann würde ich mich ja blamieren. Komm mit“, sie zog in an der Hand hinter bis zu einer kleinen Disco hinter sich her.

Vor dem Eingang hatte sich schon eine Menschenmenge angesammelt, die nur darauf warteten reingelassen zu werden.

Charlie ging an ihnen vorbei, zu einem der Türsteher, der mit verschränkten Armen und bösen Blick darauf achtete, dass niemand die Absperrung durchbrach.

„Hey Luke, du Eisschrank. Wach mal auf“, begrüßte sie den Türsteher.

„Was treibt dich denn hier her?“, Luke hatte eine dunkle Bassstimme, die zu seinem äußeren Erscheinungsbild passte.

„Mal wieder die Geschäfte meines Vaters.“

„Und nun willst du dich vergnügen.“

„Ganz genau.“

„Du weißt ganz genau, dass ich dich nicht mehr reinlassen darf.“

„Komm schon. Oder soll ich deinem Chef nachher sagen müssen, dass du einen potenziellen Stammgast vergraulst“, sie deutete auf Venecio.

„Ist er volljährig?“

„Fast.“

„Also nein. Dann wird er wohl auch kein Stammkunde werden.“

„Ach komm schon Luke. Es springt auch wieder was für dich raus.“

Luke verzog kurz das Gesicht: „Was?“

„Wie immer?“

Er schien zu überlegen: „Das ist das letzte Mal.“

„Bis dahin ist mein Freund volljährig und du musst uns reinlassen.“

Luke öffnete das Absperrband: „Aber spätestens um eins seid ihr wieder draußen. Sonst bin ich mein Job los.“

„Kein Problem. Du bis ein Schatz“, sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

„Und du bist ne kleine Schlange“, entgegnete Luke kopfschüttelnd.

„Ich weiß.“
 

In dem Club war es laut und voll.

Doch Charlie steuerte Zielstrebig auf die Bar zu.

„Charlie, mein Mädel! Wie lang hast dich hier nicht mehr blicken lassen!“

„Eth, immer noch hier?“

„Mir bleibt ja nichts anderes übrig. Komm lass dich drücken.“

Der junge Mann wirbelte Charlie durch die Luft.

"Ist das dein Freund?", fragte Eth, der mit vollem Namen eigentlich Ethan hieß.

"Neco ist ein Freund."

"Neco?", fragten die beiden jungen Männer wie aus einem Munde.

Eth sah den Italiener an.

"Venecio ist mir zu lang, also Neco."

"Na, dann."

"Reicht dir nicht, dass du mich schon hier her mitgeschleppt hast? Neco! Ts", beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust.

"Wie süß! Wenn ich gewusst hätte, wie süß du darauf reagierst, dann hätte ich dich schon früher so genannt."

"Wenn ich nicht gewusst hätte, dass du ein Mädchen bist, dann hätte ich dich jetzt glatt für einen Kerl gehalten."

"Ich sag doch immer wieder, dass ich nicht so zerbrechlich bin, wie ich aussehe. Ich werde einfach nur unterschätzt, und zwar von allen."

"Da muss ich ihr Recht geben. Mich hat sie auch eiskalt um den Finger gewickelt und schon stand ich wie der größte Vollidiot da", bemerkte Eth mit einem Lächeln.

"Na, so schlimm war das nun auch wieder nicht. Männer können ihre Instinkte einfach nicht kontrollieren. Da muss Frau nur wissen, wie sie ihre Reize einzusetzen hat. So einfach ist das ganze."

"Ich stand trotzdem da, wie ein verliebter Vollidiot", flüsterte Eth Venecio ins Ohr.

"Wollt ihr was trinken? Ich geb ein aus."

"Immer doch. Neco, was ist mit dir?"

"Warum nicht?"

"Bree? Machst du uns drei Pins?"

"Na klar."

"Was zum Teufel sind Pins?"

"Lebst in London und weißt nicht, was Pins sind", Eth war verwundert.

"Ich bin erst zum zweiten Mal hier."

"Trotzdem musst du doch wissen, was Pins sind."

"Eth, lass ihn", eine junge Frau wandte sich zu Venecio, "Ein Pin ist ein Cocktail, der es echt in sich hat.

Ich bin Samy."

"Venecio und danke."

"Venecio?"

"Nenn ihn Neco, mach ich auch so."

In Venecios Augen blitze es gefährlich.

Charlie lachte hell auf: "Wenn Blicke töten könnten, würde ich jetzt wohl meinen letzten Cocktail getrunken haben.

Nimm ihn nicht so ernst, Samy. Eigentlich ist er ein ganz lieber."

"Bin ich etwa ein Hund!?", schmollte der schwarzhaarige.

"Wenn du wieder deinen Dackelblick aufsetzt, .... , ja."

"Na, danke. Herr im Himmel. Was habe ich bloß in meinem früheren Leben verkehrt gemacht, dass du mich jetzt so dafür bestrafst?", er nahm einen Schluck von dem Cocktail.

Fasziniert sahen sie zu, wie seine Gesichtsfarbe schneller rot wurde, wie eine Ampel.

Er hustete und Eth klopfte ihm auf den Rücken: " Langsam, langsam!

Samy hat doch gesagt, dass die nicht ohne sind."

"Was ist denn da drin", Venecios Stimme war kratzig.

"Och, so dies und das. Aber nur hochprozentiges, versteht sich. Willst du noch einen?"

"Nein.“

Venecio schaute sich um. Die Tanzfläche war inzwischen gut gefüllt.

Alle hatten sie wohl irgendwie ihre Probleme, aber rebellierten sie dagegen, wie er es tat?

Konnte das überhaupt miteinander verglichen werden?

Eher nicht.

Sie wurden immerhin nicht aus ihrem gewohnten Leben und Umfeld gerissen.

Warum musste eigentlich immer ihm so etwas passieren?

Warum hatte er nie bemerkt, dass seine Familie überhaupt nicht seine Familie ist?

Dass er anders war?

Er seufzte schwer und fuhr sich mit der Hand über die Augen.

Charlie war mit irgendjemand auf der Tanzfläche verschwunden.

Neben ihm stand jetzt nur noch Eth, der seinen Blick ebenfalls über die Menschen schweifen ließ.

"Verflossene Liebe?"

Verwirrt sah Venecio Eth an.

Er schmunzelte und drehte sich zu dem Italiener um: "Hat der Pin etwa schon deine Gehirngänge benebelt?

Du siehst so schwermütig aus, dass man meinen könnte, deine große Liebe habe dich verlassen."

"Wenn´s wenigstens nur große Liebe gewesen wäre", seufzte er erneut.

"Ach, ihr habt euch gar nicht geliebt?"

"Du nervst."

"Ha, also hab ich recht!"

"Nein, hast du nicht."

"Was war es dann? Etwa doppelte ..."

"Quatsch. Du hast doch keine Ahnung."

"Dann erklär es mir."

"Warum sollte ich das tun? Ich kenn dich nicht und lege auch keinen großen Wert drauf, dich besser kennen zu lernen", mit diesen Worten stieß Venecio sich vom Tresen ab und tauchte bei den Tanzenden unter.

Kurz darauf tauchte Charlie wieder auf: "Ich hät gerne eine Pina-Colada."

"Na nu, schöne Dame. So allein? Wo hast du denn deinen Macker gelassen?"

Sie seufzte: „Abgeschossen. Als der Spitzbekommen hat, wer mein Vater ist, hätte der mir am liebsten hier und auf der Stelle die Kleider vom Leib gerissen“, sie nahm ihren Cocktail entgegen, „Wo ist eigentlich Neco?“

„Irgendwo auf der Tanzfläche“, Ethan ließ seinen Blick über die Menschen schweifen, bis er gefunden hatte, was er suchte, „Kann ich dich was fragen?“

„Klar, worum geht´s?“

„Ist dieser Neco eigentlich vergeben?“

Charlie folgte seinem Blick und sah Venecio, wie er mit einem Mädchen tanzte: „Vergiss es!“

„Was?“

„Du machst ihn nicht kaputt! Ist das klar?“

„Bist du etwa an ihm interessiert?“

„Nein, jedenfalls nicht so, wie du denkst. Und ich will nicht, dass du mit ihm spielst! Er macht gerade genug durch.“

Eth überhörte die Warnung: „Gut, wenn du ihn nicht willst, reservier ich ihn mir.“

Er ging auf Venecio zu.

„Eth! Untersteh dich!“

Noch einmal drehte er sich um und warf Charlie einen Luftkuss zu, dann hatte er das Objekt seiner Begierde erreicht.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von: abgemeldet
2008-11-23T19:36:12+00:00 23.11.2008 20:36
Ich finde dieses Kapitel ganz gut. Du hast es gut rübergebracht, wie Venecio zu seinem Vater steht.
Aber so ganz verstehe ich den Hintergrund auch noch nichz. Muss ich mich wohl nich ein wenig gedulden.
Von: abgemeldet
2008-10-27T16:05:58+00:00 27.10.2008 17:05
Deine Antworten werden nachher im Laufe der Geschichte beantwortet. Musst dich leider noch ein wenig gedulden.
Von:  ReinaDoreen
2008-10-26T20:14:51+00:00 26.10.2008 21:14
Hat Venecio bis dahin seine Eltern nicht gekannt?
Bei wem hat er denn dann gelebt.
Das sein Leben bis dahin völlig anders war, das hab ich schon verstanden, aber weshalb muss er dann gerade jetzt zu seinem Vater zurück?
Reni


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