So what von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Vorwort Was würdest du tun, wenn sich über Nacht dein ganzes Leben verändern würde? Was würdest du tun, wenn du über Nacht zu einem der reichsten Menschen der Welt werden würdest? Was würdest du tun, wenn du erfährst, dass deine Eltern dich dein ganzes Leben lang belogen haben? Dein ganzes Leben nur aus Lügen besteht? Diese Fragen kann niemand auf die schnelle beantworten. Es ist etwas, was dein Leben für immer verändern könnte, sogar noch darüber hinaus. Es könnte sogar dich verändern. Kapitel 1 Laute Motorengeräusche ließ die Schüler aufhorchen. Zurzeit war gerade Unterrichtspause und alle Schüler der "London Academy" befanden sich auf dem Pausenhof. Von weitem sah man ein Gefährt sehr schnell näher kommen. Noch konnte man nicht erkennen, was es war. Zwei Scheinwerfer kamen näher und nun ließ sich auch erkennen, dass ein Cayman Spider die Zufahrtsstraße zur Academy hochfuhr. Vor dem großen Tor kam das Auto mit quietschenden Reifen zum stehen. Es dauerte einen kurzen Moment, bis ein junger Mann auf der Beifahrerseite ausstieg. Alle Augen richteten sich auf ihn, was nicht ganz unverständlich war. Er sah aus, als ob er hier komplett fehl am Platz war, als wenn er sich verlaufen hatte. Er trug eine abgewätze Jeans. Überall waren Löcher und sie war ziemlich ausgewaschen. Um seine Hüfte hatte er einen Nietengürtel geschlungen. Er schien etwas zu groß zu sein, doch das schien ihn keineswegs zu stören. An seinem linken Daumen konnte man einen schlichten silbernen Ring erkennen. Über ein weißes Muskelshirt, bei dem es schien, als ob er die Ärmel selbst abgeschnitten hatte, einen schwarzen Blazer. Seine Haare waren etwas länger und er hatte sie provokant nach oben gegelt. An seinen Ohren hingen zwei silberne Totenköpfe. Erst jetzt entdeckten die Schüler seine Reisetasche, die er in der Hand hatte. Mit ruhigen Schritten schritt er auf das Schulgebäude zu. Die Blicke störten ihn ebenfalls gänzlich wenig. Ein etwas kleinerer Junge kam gerade aus der Tür. Er hatte von dem ganzen noch nichts mitbekommen. Bei dem Anblick des fremden Jungen, blieb er wie angewurzelt stehen. Ungerührt ging der Junge an ihm vorbei und betrat das Gebäude. Noch immer sahen die Schüler ihm hinter her. Erst beim Klingeln kam Bewegung in die Menge. „Was war das denn für ein Typ?“, fragte ein Junge Namens Charles. „Ich habe keine Ahnung. Aber ich kann nur hoffen, dass er gleich wieder verschwindet“, erwiderte Edward. Ein dritter Junge schritt neben ihnen her. Er war ein wenig weiß geworden. „Schau dir das an. Unser blaublütiger hat sich schon beim bloßen Anblick des Jungen in die Hose gemacht!“, Ian schlug einem anderen Jungen auf den Hinterkopf. „Hab ich gar nicht“, protestieret der Junge. Sein Name war William. Er war der einzige Adlige auf der Academy. „Es, sieht nur so aus. Hab ich recht?“ „Lass mich doch in Ruhe.“ Im Unterricht war es still, so wie immer. Fleißig schrieben die 7 Schüler alles mit, was der Lehrer sagte, damit sie ja nichts vergaßen. Nachdem die hälfte der Stunde vorbei war, ging die Tür auf. Ein Junge betrat den Raum. William stockte. Es war der Junge von vorhin. „Mr Salvatore, Sie kommen zu spät zu Ihrer ersten Stunde!“, tadelte der Lehrer ihn und rümpfte beim Anblick der Kleidung des Jungen die Nase. Der Junge zuckte mit den Schultern: „Ist das so?“ „Setzen Sie sich bitte auf Ihren Platz!“, der Lehrer, Mr Johnson überhörte den provokanten Ton des Jungen. Der Junge, noch immer wusste keiner wie er hieß, sah sich im Raum um. Der einzige freie Platz im Raum, war ein Tisch in der ersten Reihe. Er stand neben dem von Ian. Der Lehrer fuhr mit seinem Unterricht fort, während sich der neue lautstark auf seinem Platz niederließ, seine Tasche auf den Tisch packte und seinen Kopf drauf legte. Er wirkte so richtig fehl am Platz. Alleine mit seiner Erscheinung verstieß er fast gegen sämtliche Schulregeln und die waren heilig und zwar für jeden, der auf diese Schule ging. Doch das schien ihn genauso wenig zu stören, wie die Blicke, mit denen er ständig bedacht wurde. „Mein Name ist Ian“, flüsterte Ian dem neuen zu. Doch anstatt etwas zu erwidern, rückte der neue nur noch ein wenig weiter weg mit seinem Tisch. Ian gab nicht auf: „Wenn du willst kann ich dir nachher die Schule zeigen.“ Endlich erwiderte der neue etwas: „Kein Bedarf und lass mich endlich in Ruhe! Kapiert!“ Das letzte Wort sprach er ziemlich laut. Alle in der Klasse lachten. Noch nie war Ian von jemand abgewiesen worden. Verärgert räusperte der Lehrer sich: „Mr Salvatore, es ist verständlich, dass Sie sich an ihrem ersten Tag noch fremd fühlen. Aber könnten Sie wenigsten im Unterricht ruhig sein?“ „An mir soll´s nicht liegen“, erwiderte der Junge, von dem noch immer niemand den Vornamen wusste, gelangweilt. „Ich möchte Sie nach dem Unterricht noch einmal sprechen.“ Der Junge zuckte nur mit den Schultern und ließ seinen Kopf wieder auf die Tasche fallen. Mr Johnson sah ihn tadelnd an. Den Kopf auf den Tisch zu legen oder besser gesagt fallen lassen ist nur eins von den vielen Tabus an dieser Academy. Endlich klingelte es zur Pause. Gemächlich erhob sich der Junge von seinem Platz. Am Pult wartete Mr Johnson schon ungeduldig. „Mr Salvatore. Ich möchte Sie bitten, die Schuluniform zu tragen und sich an die Regeln unserer Schule zu halten.“ „Ich ziehe keine Uniform an. Bin doch kein Spießer. Und Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden.“ Empört schnappte Mr Johnson nach Luft. Dem Jungen war das egal. Er ließ den Lehrer einfach stehen und begab sich nun ebenfalls nach draußen. Auf dem Gang standen seinen neuen Mitschüler. Sie sahen ihm neugierig entgegen. Sie hatten das Gespräch mitbekommen. Mit einem verächtenden Blick ging der Junge an ihnen vorbei. Ian heftete sich an seine Versen. „Hast du irgendwas mit den Ohren, oder so? Du sollst mich in Ruhe lassen!“ „Ich könnte dir behilflich sein. Ich kann dir zeigen, mit wem man besser nicht abhängen sollte. Zum Beispiel mit dem Loser.“ „Ich such mir meine Freunde selber und der Loser bist du.“ Sie kamen an William vorbei. Ian blieb stehen: „Na, kleiner Spießer! Wirst du mal wieder von deinen Eltern abgeholt? Fahrt ihr dann zur Queen um Tee zu trinken?“ Ohne dass Ian es bemerkt hatte, ist der neue zurück gekommen. Er packte Ian an den Schultern und presste ihn gegen die Wand: „Lass ihn in Ruhe. Oder du bekommst es mit mir zu tun. Haben wir uns verstanden?“ Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Bist du schwul, oder warum verteidigst du den Loser?“ „Ich habe dir schon mal gesagt, dass du der Loser bist. Lass Will in Ruhe!“ Er ließ Ian los und setzte seinen Weg fort. „Du bist doch nicht ganz dicht im Kopf, Schwuchtel!“ Erneut drehte sich der neue um. Er sah aus, als ob er sich gleich auf Ian stürzen würde. Doch dann sagte er: „Du bist es nicht wert, dass ich mir die Finger an dir schmutzig mache.“ „Was ist hier los?“, eine Lehrerin hatte den Auflauf bemerkt. „Er hat mich angegriffen.“ „Wer hat dich angegriffen?“, fragte sie. „Na er“, Ian nickte in die Richtung in der der fremde Junge stand. Die Lehrerin sah an ihm vorbei. „Da steht keiner.“ Ian drehte sich um: „Diese Schwuchtel mach sich einfach aus dem Staub!“ „Ian, solche Wörter wollen wir nicht an unserer Schule haben. Wenn du mal wieder im Mittelpunkt stehen willst, beschuldige doch bitte keine anderen, die dann noch nicht mal da sind“, sie ging wieder. „Kennst du diese Schwuchtel?“, wollte Ian sich an William wenden, doch auch der war inzwischen nicht mehr da. Er rannte hinter dem Jungen hinter her. „Venecio! Warte!“ Venecio hatte die Stimme erkannt. Er blieb stehen. „Was willst du?“ „Es ist besser, wenn die andern nicht wissen, dass wir uns kennen.“ „Denkst du? Du wirst doch ständig von Typen wie Ian fertig gemacht. Ich könnte dir dabei helfen.“ „Das will ich aber nicht.“ „Wenn du meinst.“ Venecio ging weiter. „Du hast dich verändert. Als ich das letzte Mal gesehen hatte, warst du noch ganz anders!“ „Du kennst mich doch kaum. Kannst also nicht sagen, ob das letzte Mal alles nur gefakte war. Wir haben uns erst zweimal gesehen.“ „Trotzdem weiß ich, dass du anders warst.“ „Von wem?“ „Von deinen Eltern.“ Venecio schloss die Augen. Sein Gesicht zeigte kurz den Ausdruck von Verletztheit. Aber es war zu kurz, als das man es ganz genau deuten konnte. „Du hast doch überhaupt keine Ahnung wovon du sprichst. Du kennst weder mich noch meine Eltern gut genug um so etwas sagen zu können!“ Ohne, dass William noch etwas sagen konnte, war Venecio auch schon verschwunden. Am Abend im Essensaal sahen alle auf, als Venecio den Saal betrat. Schweigen und ohne die anderen auch nur eines Blickes zu würdigen nahm er sich etwas von dem Essen und setzte sich an einen freien Platz. Den Kopf über den Teller gebeugt begann er zu essen. So bemerkte er auch nicht, dass sich noch ein paar Jungs an den Tisch gesetzt hatten. Einer von ihnen musterte Venecio. „Wo kommst du her?“ „Geht dich ein Dreck an.“ „Schon mal was von Konservation gehört, oder wenn netten Unterhaltungen?“ „Geht dich nichts an.“ „Du wieder holst dich.“ „Wenn´s dich stört, kannst mich in Ruhe lassen. Wovon ich sehr erfreut wäre.“ „In der Schule erzählt man sich so, dass du Ian verprügelt hast.“ „Ach ja, tut man das?“, Venecio klang genervt. „Stimmt das?“ „Nein.“ „Na endlich bekommt man aus dir auch mal eine normale Antwort raus. Mein Name ist Georg Shane.“ „Interessiert mich nicht.“ „Ich kann dir einem Weg nach draußen zeigen.“ Venecio sah ihn an. Überlegte kurz: „Den finde ich auch selber. Aber dann einen ohne Rückfahrkarte.“ „Du bist also nicht freiwillig hier?“ Venecio ließ seinen Löffel in den Teller fallen. Sah Georg schweigend an. Ohne zu antworten stand er auf. Kurz darauf war er auch schon aus dem Saal verschwunden. Venecio ließ sich auf sein Bett fallen. Die Ohrstöpsel seines MP3-Players in den Ohren. Warum konnten sie ihn nicht in Ruhe lassen? Was war so schwer an den Worten `Lass mich in Ruhe` zu verstehen? Bis vor zwei Monaten war alles ganz anders gewesen. Da war sein Leben noch normal. Und nun musste er seine Heimat verlassen und auf ein Internat für ober Snobs gehen. Er hasste es, dass die andern einfach so über ihn bestimmten. Er kannte ihn doch gar nicht. Wieso bildete er sich dann ein, dass er ihn, Venecio, einfach verändern kann? Ihn nach seiner Auffassung vom Leben formen? Er hasste es, noch nicht volljährig zu sein und nicht das tun zu dürfen, was er will. Er hasste den Mann, der sich einfach in sein Leben einmischt und über ihn bestimmen will. Einzig und allein William war der einzige in dem ganzen Haufen, der fast normal war. Aber auch nur fast. Er kannte das ganze schon. Und er musste erst alles gegen seinen Willen lernen. Er hasste sie alle dafür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)