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Gegen jede Moral

Oder dem was sie Moral nennen...
von

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Augenblick der Wahrheit

Kapitel 5: Augenblick der Wahrheit
 

Und die Zeit ging dahin. Jeden Morgen nahm die Sonne ihren Platz am Himmel ein und jeden Abend tauschte sie mit dem Mond. Jeder Tag lief nach demselben Schema ab. Aber nicht für Oscar. Jeder Tag veränderte sich für sie ein bisschen. Langsam aber stetig. Nur woran lag es? Sie stand in ihrem Zimmer. Ihr Dienst war vor etwa einer Stunde zu ende gegangen und soeben hatte sie sich umgezogen. Ihren all abendlichen Tee hatte ihr bereits ein anderes Dienstmädchen gebracht. Rosalie war zu anderer Arbeit eingeteilt gewesen. Sie hatte sie im Rosengarten sitzen sehen, als sie mit ihrem Pferd von Versailles zurückgekehrt war. Sie trat mit ihrer Teetasse ans Fenster und blickte in den orangeroten Himmel. Die Sonne begann unter zu gehen. Wieder ein Tag vorbei. Ein Tag den sie mit Gedanken verbracht hatte, die nicht wirklich in eine Richtung geführt hatten, die sie zu einer Erkenntnis geleitet hätten. Etwas beschäftigte sie. Nur sie kam nicht dahinter was genau es war. Sie seufzte, nahm einen Schluck von ihrem Tee und löste ihren Blick von dem Farbenspiel am Himmel. Sie sah hinunter in den Garten. Der Rosengarten lag genau unter ihrem Fenster. Noch immer arbeitete Rosalie. Zupfte Unkraut und wählte hier und da eine der Rosen aus, die sie abschnitt und in einen Korb legte. Eine Arbeit die sie alle paar Tage wiederholte. Und jedes Mal beobachtete Oscar sie dabei. Noch einmal nahm sie einen Schluck von ihrem Tee und lächelte dann. Den Blick wandte sie nicht von Rosalie ab. Jedes Mal wenn sie, sie so beobachtete, ohne das sie es wusste, dachte sie daran was für ein faszinierendes Mädchen sie war. Sie war außerordentlich hübsch. Die langen blonden Haare, die blasse Haut, ihre tiefgründigen, freundlichen blauen Augen. Sie hatte eine Anmut, die sonst nur Adligen zu Eigen war. Und sie war, trotz des einfachen und beschwerlichen Lebens das sie führte, stolz und glücklich. Einen Moment lang schoss Oscar der Gedanke durch den Kopf, dass sie sich wünschte Rosalie noch glücklicher zu machen. Ihr ein schönes Leben zu geben. Rosalie hatte gerade eine einzige weiße Rose in den Korb gelegt. Mit dem Gedanken, diese in der schönsten Vase die sie finden konnte in Oscar’s Zimmer zu stellen. Eine weiße Rose die als einzige zwischen all den Roten, stolz ihren Kopf in die Höhe gestreckt hatte und ausgesehen hatte, als würde sie hoch erhobenen Hauptes über den anderen thronen. Stolz auf ihre einzigartige Schönheit und ihren Mut. Genauso, wie Oscar in ihren Augen war, so war auch diese Rose. Einzigartig und auf ihre weise wundervoll. Und auch irgendwie Geheimnis umwoben. Natürlich wusste sie letztendlich mehr über die Kommandantin als manch anderer, doch war es ihr häufig unmöglich in ihren stahlblauen Augen zu lesen, was sie fühlte, was sie dachte oder wie es ihr ging. Sie lies nicht zu das man zu tief in sie hinein blickte. Dennoch war es einer von ihren sehnlichsten Wünsche, Oscar einschätzen zu können. Sie zu verstehen. Für sie da zu sein, wenn sie nachdenklich an ihrem Fenster stand und aussah als käme sie mit ihrer Einsamkeit nicht zurecht. Sie blickte hinauf zu Oscar’s Fenster und ihr Blick traf Oscar’s. Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen. Das leise ticken der antiken Uhr in Oscar’s Zimmer, sowie das leise zwitschern kleiner Vögel im Rosengarten schien plötzlich verstummt zu sein und es war so als ob sich eine unsichtbare Verbindung zwischen ihnen beiden in blitzartiger Geschwindigkeit aufbaute. Als ob sie, trotz der vielen Meter und der meterdicken Wände des Anwesens hindurch, miteinander hätten sprechen können. Natürlich war dies nicht der Fall, aber ihre Gedanken waren in diesem Moment ein einziger.

‚Wie sehr wünsche ich mir dir nahe zu sein’

Es war als hätten beide gehört was der andere Gedacht hatte. Beide sahen etwas erschrocken aus und wandten ihren Blick vom anderen ab. Während Oscar etwas verwirrt ihre Teetasse auf den Tisch stellte und sich auf diesen lehnte, beendete Rosalie ein wenig hektisch ihre Arbeit und sammelte das Unkraut rasch in einem Eimer den sie sich bereit gestellt hatte, warf das Werkzeug ebenfalls hinein, nahm Korb und Eimer in die Hände und machte sich eifrig daran alles dorthin zu räumen wohin es musste, nur um etwas zu tun zu haben. Und beide fragten sich, was um Himmels willen dieses Gefühl eben gewesen war, das sie beide gehabt hatten und sie so aus der Ruhe brachte. Aber das vorgeben nicht zu wissen, welches Gefühl die beiden heimgesucht hatte, war nur eine Lüge. Sie wussten es beide nur zu gut. Sie gaben nur vor es nicht zu wissen, um sich dem unausweichlichen nicht stellen zu müssen. Doch wussten sie auch, dass es unumgänglich sein würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-09-14T09:46:12+00:00 14.09.2009 11:46
Ha, langsam geht's los.
Von: abgemeldet
2008-10-18T20:30:25+00:00 18.10.2008 22:30
Jaa, jetzt fängt es langsam an zu knistern. Und wie toll du das beschrieben hast. *lob*. Sowohl Oscars als auch Rosalies Gedanken kamen so schön ruber. Und ich stimme CuteMurderdollChucky zu. Die Art wie du die Rose beschreibst, fand ich großartig. Das ist das schöne an deinem Schreibstil. Man fühlt mit, und vor allen die Beschreibung der Umgebung gelingt dir immer so toll!


Von: abgemeldet
2008-10-17T17:58:44+00:00 17.10.2008 19:58
wow ich bin beeindruckt *__*
ich liebe die stelle an der die weiße rose beschreibst *kicher*
es passt einfach zu gut
freu mich schon auf das nächste kapi und bin mal gespannt was du dir für die beiden noch so alles ausgesucht hast ^^
Von:  Dark777
2008-10-17T11:59:44+00:00 17.10.2008 13:59
Yeah, es fängt an ordentlich zu knistern \(>_<)/!!! Super, dass du auch Rosalie´s Gedanken mit einbezogen hast. Wie immer hervorragend geschrieben ;-). Bin gespannt, welchen Verlauf das alles noch nimmt. Bis zum nächsten Kapi ^_^.


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