Sense of a Butterfly von MerlinsSake ================================================================================ Kapitel 14: Das Haus Dracul --------------------------- >>>Vorwort<<< xX. Oktober 2008Xx Kommentare: @MSAYA: Sorry, aber das liegt nicht in meiner Hand, was mit Wormtail passiert... ich bin nur die, die dieses Geschichte aufschreibt... geschehen tut sie von ganz alleine @Sevara-Snape: Harry ist auch so schon gefährlich genug, mit seinen waffenscheinpflichtigen Launen,^^ Ratte bleibt Ratte *sich umdreh und eigene Ratte knuddel* naja, ihr wisst schon ;) @DarkDragonheart: Ich kann diesen kleinen Kriecher auch nicht leiden... so gar nicht, aber leider ist er ein Teil dieser Welt... *kiss* MerlinsSake ~oO~0~Oo~ ~*~ Das Haus Dracul ~*~ Hände, die mit falscher Sanftheit durch seine Haare fuhren. Hände, die täuschend liebevoll über sein Gesicht strichen. Finger, die mit vorgespielter Neckerei leicht eine seiner wilden Strähnen aus seinem Gesicht zupften. Finger, die mit geheuchelter Zärtlichkeit über die blasse Haut seiner Brust strichen. Finger, die ihm brutal Schmerzen erfahren ließen, die keine Lüge waren. Hände, die sich stark und dennoch zu schwach gegen diese Behandlung stemmten. Hände, die verzweifelt nach etwas suchten, was ihnen half. Finger, die sich hoffnungslos zu Fäusten ballten. Finger, die sich ungebrochen tief in die Haut gruben… Mit einem lauten Schrei öffneten sich panische grüne Augen. Der schlanke Körper eines sechzehnjährigen Jungen setzte sich ruckartig auf und atmete schwer und hektisch. Das Zimmer war in das weiche Licht der aufgehenden Sonne getaucht, welches durch die offenen Fenster fiel. Sanft bewegten sich die leichten, blauen Stoffe vor diesen in der leichten morgendlichen Brise, die den Sommer in den Raum trug. Die Vögel hatten mit ihrem morgendlichen Intermezzo begonnen, doch wurden sie in dem Zimmer nicht gehört. Plötzlich kam Bewegung in den Jungen, der bisher apathisch in seinem Bett gesessen und versucht hatte seine Lungen dazu zu bewegen, genug Sauerstoff in seinen Kreislauf zu bringen. So ungeschickt die Bewegung auch war, wirkte sie dennoch fließend und hatte ihre eigene Eleganz, welche jede Bewegung des Knaben begleitete, wie er unbeholfen aus dem Bett stürmte und die helle Tür aufriss, um im nächsten Raum zu verschwinden. Würgend lehnte der schmale Körper zitternd über dem Rand der Kloschüssel und erbrach alles was er noch in seinem Magen hatte, was gewiss nicht das Meiste war. Am Abend war ihm gehörig der Appetit vergangen. Das er überhaupt was gegessen hatte, lag mehr an dem Lord und dem Bruder seines Paten, als an ihm selbst. Die beiden hatten ihn regelrecht genötigt von den üppigen Speisen zu nehmen und einen Teil davon mehr schlecht als recht hinunter zu schlucken. Das sie ihn nicht gefüttert hatten, war dann auch schon alles gewesen. Gurgelnd spülte er sich am Waschbecken den bitteren Geschmack aus dem Mund. Ein kleiner, offener Flakon mit einer minzefarbenen Flüssigkeit stand neben einem Glas, welches er immer noch umklammert hatte. Der Geschmack in seinem Mund war danke des Trankes wieder human. Wenn er schon mal hier war, konnte er sich auch frisch machen. ~*~ „Verdammt, verhext und zugeflucht!“ schimpfte der blutjunge Elb vor sich hin, als er aus dem Badezimmer stapfte und den Flakon in seinen Koffer schmiss, an dem er vorbei ging. Dieses Mal stand er am Fußende seines Bettes, auf keinem Teppich, auch wenn ihm bisher keine Schlange von ihrem Gewohnheitsrecht berichtet hatte, den weichen Teppich, welcher in diesem Zimmer vor dem offenen Kamin lag, zu belegen. Sicher war sicher. Sein Inneres war im Augenblick das reinste Chaos. Es war das erste Mal, dass er wieder einen Alptraum, diesen Alptraum hatte, seit er von den Dursleys fort war. Er fühlte sich erschöpft, schmutzig und so unendlich müde. Wie schon so oft fragte er sich, wozu er eigentlich versuchte stark zu bleiben, nicht zu zerbrechen. Hatte es denn noch überhaupt einen Sinn? Vehement schüttelte er den Kopf. Er durfte nicht so denken. Seine Freunde würden ihn den Kopf abreißen. Wenn sie erfuhren, was er versucht hatte, bevor plötzlich die Todesser gekommen waren und ihn wieder zurückgeholt hatten… Himmel, sie würden ihn… verdammt, sie wären für ihn da, sie würden versuchen ihm klar zu machen, dass er nicht aufgeben durfte, dass er kämpfen sollte, dass er für sich kämpfen sollte. Bei den Göttern, das wusste er doch und er liebte sie dafür, dass sie versuchten ihn zu stützen, ihn am Leben zu halten, bis alles vorbei war und sie wieder normal leben konnten, doch genau das war es wovor er sich fürchtete. Was war ein normales Leben? Wie fühlte es sich an? Schon oft hatte er davon geträumt normal zu sein und das ganze Programm, aber was wusste er schon? In Luzifers Namen, es herrschte Krieg und er war der verdammte Nationalheld, einfach so, er, ein Waisenjunge, jemand, den keine Familie vermissen würde, der in einer denkbar besch… eidensten Kindheit herangewachsen war. „Trotz alle dem bist du zu dem geworden der du heute bist“ hatte Luna gesagt, als sie ihn eine Nacht oben auf dem Astronomieturm getroffen hatte. Harry hatte keine Ahnung, was ihn in dieser Nacht da hoch getrieben hatte, alleine. Er konnte noch nicht mal genau sagen, wie er dort hingefunden hatte. Zu der Zeit war er eigentlich noch zu sehr auf Neville angewiesen und er hatte sich gehasst seinem Freund so zur Last zu fallen, ihn auszunutzen. An Schlaf war in der eisigen Nacht nicht mehr zu denken gewesen, nachdem er aus einem Alptraum erwacht war, so wie auch heute. In einer solchen Nacht war er rastlos, denn er fürchtete sich wieder einzuschlafen und die Bilder wieder zu sehen. Ihm war klar, dass er davor nicht weglaufen konnte, doch er musste es nicht andauernd wieder sehen, wieder durchleben. Auch er brauchte mal eine Pause vor sich selbst. Etwas Unmögliches. Harry hatte auf dem offenen Geländer gestanden, den Kopf in den Nacken gelegt und mit geschlossenen Augen einfach dort gestanden, als die Ravenclaw lautlos neben ihm erschienen war. Auch wenn er sie nicht gehört hatte, hatte er dennoch gewusst dass sie da gewesen war, bevor sie leise und ruhig gesprochen hatte, als hätte er ihr so eben erzählt was ihn bedrückte. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, doch sonst hatte er sich nicht gerührt. „Bist du hier um mich von irgendwelchen Dummheiten zu bewahren?“ „Wir beide wissen, dass du nicht deswegen hier bist. Außerdem ist das nicht dein Stil.“ „Nein, ist er wohl nicht.“ „Niemand hat gesagt, dass es leicht ist, aber du bist nicht alleine. Deine Freunde sind stark.“ „Aber bin ich selbst stark genug?“ „Diese Frage kannst nur du dir beantworten.“ Es war eines der seltsamsten Gespräche, die er je mit dem blonden Mädchen geführt hatte. Sie hatte nur wenige, eigentlich nichts sagende Worte gewechselt, ohne jeglichen vorhergehenden Kontext. Die ganzen zwei Monate, die das Schuljahr schon gelaufen war, hatte er eigentlich kein Wort mit ihr gewechselt, außer ein paar Grüßen im Vorbeigehen. Luna Lovegood war ihm bis heute noch ein Rätsel, doch die Worte hatten ihm geholfen, hatten ihm neuen Mut gegeben. Nein, hinter diesem Mädchen steckte wahrlich mehr, als man ahnen konnte. Doch jetzt war sie nicht hier, um ihn mit ihren Weisheiten auf andere Gedanken zu bringen. So musste er sich damit begnügen ruhelos umherzustreifen. Es gab doch kaum was Besseres als eine kleine Erkundungstour in einem neuen, wahrscheinlich riesigen Haus. Wenn das Anwesen nur halb so groß war, wie das, in dem er vorher untergebracht gewesen war, konnte er sicherlich einige Zeit damit beschäftigt sein. Stöhnend öffnete er den Kleiderschrank, in den er seine neue Kleidung geräumt hatte und fragte sich, was er anziehen sollte. Es lag weniger daran, dass er sich irgendwie fein machen wollte oder so, doch seine Mittel waren begrenzt überhaupt herauszufinden, was er genau anzog. Als erstes machte er sich daran eine Hose auszuwählen. Neville meinte, dass er nun einige gewagte Stücke besaß und es war bei weitem nicht seine Absicht wie ein Stricher herum zulaufen. Da lieber wie ein Penner in den alten weiten Dingen. Wahllos griff er einfach ein Modell heraus und zog sie an, bevor er prüfte, dass alles okay war. Sie saß zwar etwas eng, was reichlich ungewohnt war, doch schien sie sonst nicht zu freizügig zu sein, auch wenn sie nur bis zu seinen schmalen Hüften reichte. Dudleys Wahlhäute hatte er irgendwo über dem Bauchnabel mit einem Gürtel festbinden müssen. Bei dem Oberteil lief es nicht ganz so gut, erst beim siebten oder so, war er zufrieden. Ein weicher, wenn auch für seinen Geschmack etwas enger Sleeve. Zwar konnte er sich frei darin bewegen und er spannte nicht, doch er saß ungewohnt, wie eine zweite Haut. Vorsichtig öffnete er die Tür und trat auf den Gang, als er noch einmal tief durchatmete. Alles war ruhig. Wahrscheinlich schliefen die Bewohner noch. Die Sonne schien grad mal aufzugehen, da es noch angenehm draußen war, noch nicht so warm, wie die letzten Tage. Sie hatten vielleicht grad mal fünf Uhr, also genug Zeit sich etwas umzusehen, bevor das Frühstück begann. Also wandte er sich nach links und begann seine Expedition. Der Gang war nicht mit Teppichen ausgelegt, oder mit Holz vertäfelt. Nackten, groben Stein konnte er unter seinen blanken Fußsohlen spüren, als er grazil, wie ein Tänzer, mit bedachten Schritten sich seinen Weg suchte. Neugierig fuhren seine Fingerspitzen über die ebenfalls steinerne Wand, die hölzernen Rahmen von Bildern, deren Bewohner noch schliefen und weiche Wandteppiche. Eine große, spiralförmige Treppe führte nach unten ins Erdgeschoss. Nach je einer Umrundung passierte er die beiden Stockwerke zwischen Erdgeschoss und dem, in dem er sein Zimmer hatte, bis die Treppe gerade auslief. Auch hier konnte er den kühlen Stein spüren, aus dem die Stufen und das Geländer bestanden. Letzteres war breit und glatt geschliffen. /Bestimmt gut zum runter rutschen/ huschte es ihm durch den Sinn, was ihn lächeln ließ. Ja, es würde bestimmt Spaß machen aus dem dritten Stock da runter zu jagen. Das musste er sich auf jeden Fall für später merken. Weiter huschte er durch die große Eingangshalle, in der er gestern mit dem Lord und den beiden Slytherin Jungen angekommen war. Ein großes Tor aus massivem Holz schützte die Bewohner vor ungebetenen Besuch. Selbst ohne seine feinen Sinne hätte er die alte Magie spüren können, die auf dem alten Holz lag. Zwei weitere beeindruckende, mit Schnitzereien von Einhörnern, Drachen und Pflanzen verzierte Flügeltüren bargen hinter sich einen weiten, offenen Saal mit einer weiten Fensterfront, die, wenn er nicht ganz die Orientierung verloren hatte, nach Westen zeigen musste. Vielleicht ein Festsaal oder so. Es musste ein herrlicher Anblick sein, wenn das abendliche Licht in den geschmückten Saal und auf die ganzen fein gemachten Gäste fiel. Etwas, das er wahrscheinlich nie sehen würde. Ein anderer Gedanke huschte durch seinen Verstand und wieder musste er schmunzeln, als er daran dachte, dass Petunia einen Herzanfall bekommen hätte, wenn sie gesehen hätte, wie er mit seinen Fingern über das Glas strich. Wieder in der Eingangshalle wandte er sich nach rechts und ging seinen Weg weiter, bis ihm ein betörender Geruch in die Nase stieg, als er eine der Türen öffnete. Das Aroma von frisch gebackenen Brötchen umwehte ihn und er schloss genießerisch die Augen. Auch wenn er keinen sonderlichen Hunger verspürte, lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Schon allein die Vorstellung ein offenwarmes Croissant aufzutreiben, ließ ihn leichten Schrittes die Küchen des Hauses betreten. Überall herrschte geschäftiges Treiben um ihn her. Harry brauchte einen Moment, um zehn unterschiedliche Hauselfen zu zählen. Jedes Individuum hatte seine eigene Art sich zu bewegen, wie Menschen und alle anderen Wesen. Die Kunst war nur diese kleinen Unterschiede zu erkennen und sie jemandem zuzuordnen. Zwar konnte er das nicht so gut, wie er es gerne hätte, aber bei ein paar Leuten, die er lange und gut kannte, gelang es ihm mittlerweile leicht. Hier half es ihm viel mehr, dass sie in dem großen Raum verteilt waren und jede was anderes tat. „Was suchen du denn hier? Sollten du nicht in Bett liegen und schlafen? Sonst seien du doch auch nie vor dem Mittag mit Hintern aus den Federn gekrochen“ piepste es frech hinter ihm. Strahlend drehte sich das junge Elbenblut um und ging vor dem kleinen Geschöpf in die Hocke. So dreist sprach wahrlich nur eine Elfe, die er je getroffen hatte. „Minky! Was machst du denn hier? Ich dachte du wärst auf dem anderen Anwesen.“ „Ach, Schnickschnack. Minky waren da, weil Thomas da waren. Wenn sie nicht mitdenken würde, der Bengel wahrscheinlich dort Gast verhungert lassen. Er nicht oft bedenken, dass andere nicht tagelang ohne auskommen.“ Es amüsierte Harry immer wieder, wie offen die wahrscheinlich in die Jahre gekommene Elfe war. Er schätzte sie auf über Siebzig, wenn sie den dunklen Lord, als Bengel bezeichnete. „Ich halt das schon aus. So schlimm wäre das nicht gewesen.“ „Nicht schlimm? Du immer noch nur Haut und Knochen. Wahrscheinlich immer noch nicht essen genug. Du weniger gegessen an ersten Tagen als ich und ich dir reichen nur bis Bauch mit Ohren.“ „Und genau deswegen muss ich es langsam angehen. Mach dir keine Sorgen, das krieg ich wieder hin, aber man darf es nicht erzwingen und das braucht Zeit.“ „Du trotzdem zu dünn. Komm, du jetzt was essen, warum du sonst hier so früh wenn nicht Hunger.“ „Weil ich nicht mehr schlafen konnte.“ „Ja, ja. Du irgendeinen Wunsch?“ „Habt ihr Croissants?“ „Natürlich. Grade frisch.“ Harrys grünen Augen begannen zu strahlen. „Machst du mir dann eins mit Butter und süßer Marmelade.“ „Du fein hier warten und ich holen.“ Am Ende liefe es dann doch auf drei und eine Tasse Tee hinaus. Bevor Harry das nicht alles irgendwie gegessen hatte, wollte ihn Minky nicht gehen lassen und der Gryffindor befürchtete, dass sie ihn auf den Stuhl hexen würde, wenn er es nicht zumindest versuchte. ~*~ Wieder zurück in seinem Zimmer empfing ihn ein leises Huhten als Flügel rauschten und eine Eule auf seiner Schulter landete. „Hedwig! Meine Schöne. Was machst du denn hier?“ Liebevoll zwickte die weiße Schneeeule dem Jungen ins Ohr und hob eines ihrer Beine, damit er merke, dass sie einen Brief bei sich trug. „Haben die Zwillinge dich geschickt? Komm zeig mal her. Ich habe bestimmt auch noch Kekse irgendwo.“ Mit seiner treuen Gefährtin auf der Schulter wühlte er etwas in seinem Koffer, nachdem er sie von ihrem Gut befreit hatte und gab ihr strahlend einen Keks. Zusammen mit ihr setzte er sich auf sein Bett und öffnete den Umschlag, auf dem sein Name stand und hinten mit dem Wachszeichen der Zwillinge versiegelt war. Hey du halbe Portion, wir hoffen, dass du dich bei deiner Gastfamilie gut eingelebt hast und sie nicht zu sehr in den Wahnsinn treibst. Uns reicht ein Verrückter, der uns das Leben schwer macht, grade jetzt. Wir haben die anderen angeeult wegen dem Konzert und wollen uns heute treffen, um uns abzusprechen. Da grade du, als großzügiger Sponsor auch anwesend sein solltest haben wir dir eine Kleinigkeit beigelegt. Es ist ein Zwei-Weg-Ticket. Du weißt schon, die Dinger, dich zu uns bringen und wieder dahin zurück, wo du gestartet bist. Wir wollen die Lieder durchgehen, um ja auch mitsingen zu können und irgendwas regeln, wie du schneller zu uns kommen kannst und vor allem angenehmer als mit so ’ner Schauckeltour. Unsere wundervolle Luna hat schon was wegen dem Konzert ausgearbeitet und auch unserem Schwesterherz schwebt eine Idee zu deinem Transport vor, doch das sollte sie lieber erklären. Wir erwarten dich am besten sofort. Mehr als dich suchen kann Voldy nicht, wenn er erfährt, dass du nicht mehr da bist, wo er dich vermutet. Also hoffentlich bis gleich… Wenn du schon wach bist… F & G WWW Die beiden waren doch irre ihn anzuschreiben. Na gut, seine Hedwig hatte sich bisher noch nie abfangen, oder verfolgen lassen, aber es war doch riskant. Gut, der Brief klang, als hätten sie vor, zum Konzert zu gehen, also war der Inhalt recht unverfänglich, aber trotzdem. Vorsichtig schüttelte er den Umschlag und ein weiterer Zettel segelte hinaus. Das war wohl sein modifizierter Portschlüssel. „So meine Schöne. Ich muss dann los. Warte hier auf mich, oder geh etwas fliegen. Das ist ganz dir überlassen.“ Kurz zwickte Hedwig ihn noch einmal bevor sie sich erhob und irgendwo im Raum landete. Schnell wühlte Harry nach seinen Streichhölzern, bevor er den Brief im Bad verbrannte und den Portschlüssel aktivierte. ~*~ Grade in dem Moment, als Harry wieder sein Zimmer betrat wurde die Tür zum Gang aufgerissen und Draco Malfoy stapfte in den Raum. „Hey!“ beschwerte sich der Schwarzhaarige empört, doch das wurde von dem anderen übergangen. „Ich habe eine Viertelstunde lang an die Tür geklopft und du hältst es nicht für nötig auch nur ein Ton zu sagen?“ murrte der andere und blieb mit verschränkten Armen breitbeinig stehen. Kurz musterte er den Gryffindor und befand, dass Potter sich endlich mal sehen lassen konnte. Sonnengelber Sleeve und eine hellblaue Jeans präsentierten gut den geschmeidigen und feingliedrigen Körper seiner Rasse, auch wenn er etwas kräftiger, aber trotz allem schmaler wirkte, als die meisten, die er bereits von dem alten Volk gesehen hatte. Er musste sogar neidlos zugeben, dass das Elbenblut fast an ihn heran kam, auch wenn er definitiv zu mager war. Es schüttelte ihn immer wieder, wenn er daran dachte, wie man diesen bisher behandelt hatte. Selbst wenn Harry Potter mindestens zur hälfte Mensch war, so reagierten Elben dennoch nie gut auf derartige Behandlungen. Schon ein paar Mal hat er Elben gesehen, die sein Vater aus der Gewalt brutaler Menschen befreit hatte. So viel Schmerz und Verzweiflung, die sie lange nicht ablegten. Es war schrecklich. Pure Gewalt war noch nie etwas für dieses Volk gewesen. Zwar hatten Waldelben einen ausgereiften Jagdinstinkt und brachten gute Kämpfer hervor, aber dennoch waren sie kein Volk, das solche Misshandlungen gut wegsteckte. Ihre feinen Sinne waren zu sensibel, die Empfindungen zu extrem, als dass sie es leicht überwinden konnten. Doch Potter hatte sich nie was anmerken lassen und nicht einmal er hatte die wenigen Anzeichen, die es gab, richtig gedeutet, auch wenn der Junge, besonders nach dem letzten Sommer, nie besonders fit ausgesehen hatte, wenn er wieder zurück in Hogwarts gewesen war. Aber das war jetzt nicht wichtig. Wichtig war, dass Harry Potter wieder auf den Damm kam und einigermaßen fit. Dafür musste er ihnen vertrauen, damit er auch in seinem Innern genesen konnte. Solange sie jedoch da nicht ran kamen, mussten sie sich mit dem beschäftigen, was sie erreichten. Elben brauchten Bewegung, brauchten die frische Luft, das sagte jedenfalls seine Mutter, und er war dafür verantwortlich, dass Harry diese auch bekam. „Tom hatte gesagt, dass wir dich am Morgen schlafen lassen sollen, doch wir haben Nachmittag. Selbst du solltest jetzt ausgeschlafen haben. Komm, Training steht auf dem Programm.“ „Training? Wenn du wieder die Absicht hast mich auf dem Gelände alleine stehen zu lassen, kannst du das vergessen“ fuhr Harry ihn pampig an. Eigentlich wollte er den anderen nicht so anfahren, doch wenn er daran dachte, was gestern dort geschehen war, als er alleine gewesen war, wurde ihm Speiübel und sein Magen verkrampfte sich. Kurz schüttelte er sich, bevor er sich wieder gefangen hatte. „Es tut mir Leid“ nuschelte der Spross der Malfoys. Plötzlich fiel ihm wieder ein, was Blaise gestern Abend aufgeschnappt hatte und ihm dann kurz vorm einschlafen noch berichtet hatte. Pettigrew war Harry gestern zu nahe gekommen und Draco wusste, dass dieser Ekel erregende Bastard nichts Gutes im Sinn haben konnte. Er verstand nicht, warum Tom ihn in seinen Reihen duldete. Pettigrew war ein Verräter und würde immer einer bleiben in seinen Augen. Noch immer hatten sie alle keine Ahnung, wie weit die Misshandlung bei diesen Leuten gegangen war und anscheinend waren auch nur er und Blaise der Ansicht, dass es tiefer war, als sie vielleicht ahnten. Außer ihnen beiden hatte auch niemand Harry Potter letztes Jahr gesehen, außer Severus. Auch wenn er nicht die Gefühle des Gryffindors hatte spüren können, die er noch nie hatte wahrnehmen können, hatte er doch Augen im Kopf und gesehen, wie der im ersten halben Jahr auf Berührungen und die Nähe anderer Menschen reagiert hatte. Alle taten es damit ab, dass der Junge Elb wegen der brutalen Hand seiner Verwandten verschreckt gewesen war, doch er befürchtete, dass das noch nicht alles gewesen war. Das Einzige was er tun konnte, war dem anderen zu zeigen, dass er keine Gefahr war, ihm vielleicht sogar helfen konnte. Lange hatte er heute darüber nachgedacht, bevor er den Entschluss gefasst hatte seine Meinung über Harry Potter noch einmal zu überdenken. Etwas, was schon vor einem Jahr angefangen hatte. Doch damals war der Junge noch immer der Feind gewesen, auch wenn er für ihn unverständliche Dinge getan hatte. „Was tut dir Leid?“ fragte Harry skeptisch. Er war etwas aus dem Konzept, dass Malfoy, der Draco Malfoy, sich bei ihm, Harry Potter, entschuldigte. „Es ist meine Schuld was gestern vorgefallen ist. Wenn ich nicht die Beherrschung verloren hätte, wäre das mit dieser Ratte nicht so weit gekommen.“ Okay, damit hatte Harry jetzt gar nicht gerechnet, aber es fühlte sich gut an, das zu hören, auch wenn er nicht verstand, warum der andere sich deswegen entschuldigte. „Da kannst du doch nichts für. Im Grunde hatte ich es doch darauf angelegt, dass dir der Kragen platzt. Ich bin nicht immer einfach. Der Rest war ein dummer Zufall.“ „Ich kann dich ja irgendwie verstehen, dass du dich dagegen wehrst. Du hast nie gerne gekämpft seit ich dich kenne, jedenfalls nicht auf dieser Ebene. Erst richtet dich Dumbledore ab und nun sieht es so aus, als würden auch wir dich zum Kämpfer ausbilden.“ Draco war zu ihm gegangen und hatte sich vor ihm auf sein Bett gesetzt. „Das ist es nicht…“ fing Harry an, aber kam nicht weiter. „Weißt du, man kommt nicht gegen jeden Gegner mit Zaubern an und grade du solltest lernen dich zu verteidigen“ erklärte Draco weiter, ohne sich wirklich unterbrechen zu lassen. Harrys grüne Augen sahen zu dem großen Fenster und kurz herrschte Stille. Alleine die Vögel waren draußen zu hören. Wo Hedwig war wusste er nicht genau. Gehört hatte er sie jedenfalls noch nicht. Vielleicht schlief sie, beobachtete sie ruhig, oder war gar nicht da. Harry hatte absolut keine Ahnung. „Es ist doch egal aus welchen Gründen man das Kämpfen lernt, ob man sich nur verteidigen will oder angreift. Am Ende läuft doch alles auf das Selbe hinaus, egal wie gut die Absichten waren. Es wird verletzt und getötet.“ Die Stimme war ruhig, sanft und doch zeugt sie von der Überzeugung, die hinter ihnen steckten. „Das ist der Krieg. Der fordert nun mal seine Opfer.“ „Und das ist der Grund, warum ich ihn nicht leiden kann.“ Wieder herrschte Stille, bis Harry weiter sprach. „Weißt du warum ich so lange Dumbledores Spiel nicht durchschaut habe?“ Malfoy lag schon eine gehässige Bemerkung auf der Zunge, doch er besann sich noch und schüttelte den Kopf. Das hier war nicht der Harry Potter, den er Jahre lang bekämpft hatte. Das hier war der wahre Harry, der Junge hinter dem Heldensymbol. „Weil ich versucht habe, die zu beschützen, die mir wichtig waren. Seit ich mich erinnern konnte war ich alleine gewesen und als es endlich Menschen gab, die mir wichtig waren, denen ich wichtig war, wollte ich alles in meiner Macht stehende tun, um sie zu beschützen. Es ist eine dumme Entschuldigung, aber ich war so darauf fixiert, dass ich mich nicht umgesehen habe, sondern stur diesen Kurs eingeschlagen hatte.“ „Nein, dumm ist sie nicht. Etwas leichtgläubig wirkt es, doch wie man sehen kann ist Dumbledore gut darin seine Illusion von Schwarz und Weiß aufrecht zu erhalten. Viel wichtiger und bemerkenswerter ist es das alles dann dennoch in Frage zu stellen.“ „Auch etwas, dass ich nicht alleine geschafft habe“ den Satz nuschelte Harry nur, doch Draco verstand ihn, auch wenn er nicht weiter nachfragte. „Steht heute wieder Schwertkampf auf dem Plan Malfoy?“ Abrupter Themenwechsel und dennoch war er beiden Jungen willkommen. „Draco.“ Erstaunt wandten sich grüne Augen zu dem sitzenden Jungen als sich ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht ausbreitete, während der Blonde leicht die Mundwinkel zu einem Lächeln verzog. Harry reichte dem Jungen, mit dem er sich jahrelang bekriegt hatte, die Hand, welche Draco ergriff und sich hochziehen ließ. ~oO~0~Oo~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)