Distance von Myobie (Tränen der Vernunft ItaxSaku) ================================================================================ Kampf ----- Die Sonne schien. Der Regen war bereits vor Tagen verstummt und trotzdem fühlte sie sich nicht dazu bereit, die Sonnenstrahlen ihre blasse Haut berühren zu lassen. Schwer atmend stützte sie sich auf ihre blutverschmierten Knie und hätte beinahe den glitschigen Halt verloren. Das konnte doch nicht wahr sein, warum war sie so schwach? Sie war es gewesen, die hatte reden wollen, nicht er. Trotzdem war er es, der sie nach einiger Zeit mit fragendem Blick gemustert hatte, er, der schon den Mund geöffnet hatte, bevor sie ihre Hände auf die Ohren gepresst, laut aufgeschrien und ohne ein Wort, ohne Erklärung, davon gerannt war. Dieser Tag kam ihr, Sakura Haruno, so weit entfernt vor, doch gleichzeitig so nah. Aufgehalten hatte er sie nicht, weswegen auch? Sie schienen sich doch einig gewesen zu sein. Und dann das. Blitzschnell zog sie eines ihrer wenigen verbliebenen Kunai aus der Beintasche und versuchte, es in zartes Fleisch zu rammen, doch es misslang. Keuchend ging sie zu Boden. Ein lauter Ton kündete vom Aufprall ihres Körpers, der ihr nach diesen drei Stunden, oder waren es erst zwanzig Minuten, so unglaublich träge vorkam. Er gehorchte ihr nicht mehr. Sie war schwach, gleich würde er es sagen, sie wusste es. Doch es war nicht seine Stimme, die die Stille aus rauschenden Blättern und ihrem keimendem Atem durchbrach, es war eine andere, zärtlichere Stimme. War er etwa gekommen? Nein. Sie sah nur das Licht, das ihre Augen blendete, die ihm niemals aufgefallen waren. Instinktiv schloss sie ihre grünen Seelen, wissend, was kommen würde. Und dann hörte sie einen weiteren Aufschlag, einen lang gezogenen Schrei, von Schmerzen untermauert, von der Sorte, die ihr eine Gänsehaut über den Körper jagte. Und dann Stille, Schritte, leise, aber bestimmt. Atmen, sie musste atmen, doch was würde das nun bringen, es war vorbei. „Fünf Stunden.“ Sie war überrascht, schlug die Augen weit auf und stützte sich mit neu gewonnener Kraft auf die Hände, um sich in eine sitzende Position zu bringen, konnte nicht fassen, das es eine andere Stimme war als die, die sie erwartet hatte. Schwindel überkam sie, als sie im Schneidersitz angekommen, den Blick nach oben gerichtet und in seine Iriden sah. Das Kunai in der Hand, krampfhaft umschlossen, stand er direkt vor ihr. Sie zitterte, ihre Stimme brach Wellen. „Du? Ich hatte nicht erwartet, das du es bist, der mich richtet.“ „Bin ich so schwach, Sakura?“ Eine ernst gemeinte Frage und doch so sanft. Man merkte ihm seine Erschöpfung nicht einmal an, der Brustkorb hob und senkte sich in normalem Takt. Langsam schüttelte sie den Kopf, mit dieser Antwort hatte sie nun wirklich nicht gerechnet, es hätte von ihr kommen sollen, nicht von ihm. Denn er war stark, wobei sie es nicht einmal schaffte, ihre eigenen Gefühle zurück zu halten. Die Schmetterlinge flatterten wie verrückt, sie wussten, dass es enden sollte. „Ich verzeihe dir, Sakura.“ Dann hörte sie, wie er sich zu ihr auf den harten, erdigen Boden setzte und die knochenweiße Faust, die gerade noch mit aller Kraft das Kunai in sich gequetscht hatte, locker ließ und das Blut wieder fröhlich in seine Finger fahren konnte. Er war nicht schwer verletzt, aber aus irgendeinem Grund war sie das auch nicht. Obwohl sie am Ende ihrer Kräfte war, hatte dieser Kampf, auf den sie sich eingelassen hatte, den sie heraufbeschworen hatte, hauptsächlich zwischen Sasuke und Naruto stattgefunden. Warum hatte sie sich ihm noch gleich angeschlossen? Ach ja, er hatte ihr das Leben gerettet, doch nun schien sie wieder Schuld auf sich geladen zu haben, zum zweiten Mal, und wieder einmal die Gleiche. „Ich wollte ihn nicht töten.“ Seine Stimme klang so seiden, dabei hatte sie früher immer genervt, wenn er im Nudelsuppenrestaurant gestrandet war und sich mit quietschender Stimme eine Portion nach der anderen bestellt hatte. Fröhlich mampfend, eine Suppe nach der anderen, mit ihren ganzen Freunden zusammen. Ein Lächeln legte sich auf ihre blutbeschmierten Lippen, als Bilder in ihr hoch kamen, die sie die letzten Monate hatte versucht zu unterdrücken. Ohne es wirklich mitzubekommen, kippte sie nach hinten und wurde von einem aufkommenden Schrei aus der fast gänzlich angekommenen Ohnmacht befreit. „Du wirst mir hier nicht wegsterben, wo ich dich doch gerade erst gerettet habe.“ Laut und quietschend, da war sie wieder, die Stimme, die sie schon so lange kannte, die Stimme, die sie niemals vergessen wollte und die blauen Augen, die ihr entgegen strahlten. Doch dann tauchten wieder diese enttäuschten Blicke in ihrem Kopf auf, aus den Augen, die sie gerade hoffnungsvoll anstarrten. „Tut mir Leid Naruto, ich wusste nichts von dieser dummen Verlobung.“ Ihre Stimme war gebrochen, das hörte selbst er, doch es war ihr egal. Er hatte ihr verziehen. Ihr Herz leuchtete, leuchtete zum ersten Mal richtig, seit langer Zeit, obwohl er nicht da war, um sie aufzufangen. Sie waren sich über den Weg gelaufen, mehr zufällig denn gewollt, doch trotzdem hatten sie keine großen Worte gesprochen, bevor sie sich gegenseitig attackiert hatten. Die Blicke dreier Menschen, die alles sagten, ohne, dass auch nur ein Wort zu sprechen nötig gewesen wäre. Sie waren aufeinander losgegangen, doch es waren die Jungs, die wirklich im Kampf miteinander gerungen hatten, nicht sie, die, die anscheinend beide zu beschützen versucht hatten. Nun war es vorbei, zu Ende, doch zwei hatten überlebt. Einer mehr als vorgesehen. Hätte Sasuke gewonnen, wäre nun auch sie tot. Dieses Bewusstsein schlich sich schneller in ihr Gehirn, als ihr lieb war. „Ich bringe dich nach Hause zurück, Sakura.“ Seine Stimme war zärtlich, ein Lächeln umspiele seine Lippen, als er sich bereits gebückt und die schwer atmende Kunoichi auf seine Arme laden wollte, doch diese protestierte. „Ich habe kein zu Hause mehr. Sie haben mich verbannt, hast du das etwa schon vergessen, Naruto? Du hättest überleben sollen, als einziger!“ Ihre Stimme wurde laut, ungeahnte Reserven hatten sich durch ihren Körper gespült und zeigten nun Wirkung. „Bring mich um.“ Die Worte wären nicht nötig gewesen, ihre Augen strahlten vor Entschlossenheit, doch auch er brachte eine Willensstärke zum Ausdruck, die sie fast eingeschüchtert davonlaufen lies. „Nein.“ *** „Shizune, bring mir Sake.“ „Hai, Tsunade-sama.“ Mit schnellen Schritten verschwand die Angesprochene aus dem Büro, schnell der Anweisung ihrer ältesten Freundin folgend, während diese mit der flachen Hand und einer Kraft auf den Tisch schlug, die nur sie zur Verfügung hatte, das ein langer Riss sich durch das schwere Holz zog. „Verdammt, verdammt, verdammt. Dieser Mistkerl, weshalb war ich darauf nicht vorbereitet? Wie hat er das nur geschafft?“ Die Wut, die sich im Büro der Hokage breit gemacht hatte, war durch das ganze Dorf hindurch zu spüren. Jeder wusste, dass er den Befehlen der Frau, die von einem jungen Mann namens Sasuke Uchiha hintergangen worden war, Folge zu leisten hatte. Ein Teil des Krankenhauses lag in Schutt und Asche, noch heute, eine ganze Woche nach der Flucht des Uchicha-Erben, waren die Menschen mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Über jedem Gegenstand klebte ein Staubfilm, der den Alten und Kranken in die die Lunge zog, doch Menschenleben waren nicht zu bedauern gewesen, Sasukes Zimmer lag zu weit außerhalb des restlichen Gebäudes, doch es würde noch einige Zeit dauern, bis alles wieder seinen gewohnten Gang nahm. „Er hat mir nicht verraten, wie er es geschafft hat, dieses Ekelpaket von Orochimaru zu töten, verdammt!“ Die Stimmung war mies, Tsunade war noch nie in ihrem Leben so sauer auf sich selbst gewesen wie in diesen Tagen. Die einzige gute Nachricht, die sie bisher erreicht hatte war durch Naruto erschienen. Seine Gestalt vor ihren Augen war ihr ein Lächeln Wert. Auch das quengeln, Sakura sollte doch bitte wieder in ihre Mitte aufgenommen werden, war für sie eine liebgewonnene Abwechslung. Mittlerweile hatte er aufgegeben, bewusst, dass er seine Freundin nicht wieder zurück holen konnte. „Wenigstens hat er die ganze Sache nicht überlebt.“ Schnaubend umklammerte sie die Sakeflasche, die vor ihr auf dem demolierten Möbel stand und wollte sich ausschenken, als ihr wieder auffiel, dass sie diese Flasche bereits geleert hatte. „Shizune, wo bleibt mein Sake?“ Laute Worte, die sich bissig durch den gesamten Kageturm schlängelten, doch auch das ließ ihre Assistentin nicht schneller heraneilen, die erst fünf Minuten später mit einer bereits verstaubten Flasche und verlorenem Atem im Zimmer wieder auftauchte. Das Geheimnis um Orochimarus Tod hatte Sasuke mit ins Grab genommen, doch das war es nicht, was Tsunade dermaßen aufregte. Er hatte sie hintergangen, nach allem, was sie für ihn getan hatte, hatte sie mit leeren Händen stehen lassen, einfach so. Er hätte ihren Tod in Kauf genommen, doch mit all diesen Überlegungen konnte sie leben, nur nicht mit einer. Weshalb um Himmels Willen hatte sie es nicht vorausgesehen, dass er sie täuschen wollte, es geschafft hatte. Wütend erhob sie sich von ihrem Stuhl, stampfte zum einzigen Schrank, der als Aktenablage in ihr Büro geschafft wurde und riss fast den Türknauf ab, als sie ihn mit voller Wucht öffnete und die obersten neun Blätter von einem der vielen Stapel nahm und sich wieder zu ihrem Stuhl begab, der unter ihrer schlechten Behandlung zu ächzen begann. Ein Schnauben. „Und was konnte Sakura dafür? Nichts. Das hätte alles nicht so enden sollen.“ Mit einem Ruck zeriss sie die Schriftstücke, legte sie wieder aufeinander und zerteilte sie wieder und wieder in kleiner werdende Schnipsel. „Tut mir Leid Sakura, das ich dich nicht wieder aufnehmen kann, aber du weißt, dass mir das nicht möglich ist. Das Gerede ist schon groß genug. Das wir Sasuke hier behandelt haben, werden die Dorfbewohner mir nie verzeihen. Ich habe ihr Vertrauen verloren. Tut mir leid Sakura, ich kann nicht.“ Ihre Stimme klang zärtlich, viel zu verzweifelt, als sie die letzten Worte aussprach, den Kopf, begraben durch ihre Hände, auf die Tischplatte wandern ließ und schluchzte. Tränen schlichen sich aus ihren Augenwinkeln, sie weinte, während Shizune einfach nur daneben stand und nichts tun konnte. „Du weißt nicht einmal, das deine Eltern Verräter waren, nicht wahr, Sakura?“ *** „Was willst du hier?“ Er hatte sie bemerkt, schon vor einer Stunde, doch er hatte nichts gesagt, in der Hoffnung, sie würde sich bemerkbar machen. Vergebens. Mit einem letzten Rascheln nahm er zwei Teller aus dem Schrank und befüllte sie mit Wildreis und wildwachsenden Früchten. „Komm, du musst hungrig sein. Du warst eine ganze Woche weg.“ Seine Stimme klang schon fast zärtlich, als er beide Teller behutsam zur Hand nahm und mit ihnen ins Esszimmer wanderte. Nichts regte sich, als er sich setzte, noch einmal nach draußen auf die Terrasse blickte und mit dem Essen begann. Weitere zehn Minuten vergingen, bevor sie schluchzend zusammensank, ihre Beine so nah wie möglich an ihren Körper heranzog und sich so klein wie möglich machte. Weshalb konnte sie seine Nähe nicht ertragen? War es der peinliche Abgang, der sie beim letzten Mal getrennt hatte? Warum war sie eigentlich wieder hier? Einige Tage war sie in der Wildnis unterwegs gewesen, bevor ihre Beine sie wieder an diesen Ort geführt hatten, in der Hoffnung, er wäre noch hier. Sie hatte ihn nur einmal noch sehen wollen, bevor sie ihr Leben endgültig beendete, doch so weit würde sie nicht gehen, das konnte sie nicht mehr. Ihr Leben hatte wieder einen Sinn gefunden, auch wenn es nur der war, ihn aus der Ferne zu beobachten. Doch mittlerweile war sie nicht mehr so weit von ihm entfernt wie sie dachte, nicht einmal drei Schritte trennten sie. „Nicht weinen, Sakura. Komm rein.“ Teilnahmslos kniete er sich zu ihr, packte sie bei den Armgelenken und zog sie mit einem Ruck in die Höhe. Stumm folgte sie ihm ins Wohnzimmer und ließ sich den Teller mit dem mittlerweile kalten Reis in die Hände drücken. Einige Minuten herrschte wieder Stille, bevor sie sich dazu entschloss, einen Bissen zu nehmen. Übelkeit kroch in ihr hoch, die letzte Woche hatte sie kaum Nahrung zu sich genommen, weshalb sie den Teller schnell wieder wegstellte. „Nichts gegen deine Kochkünste.“, eingeschüchtert wagte sie einen Blick in sein stummes Gesicht, auf dem sich ein leichtes Lächeln bemerkbar machte. Er hatte es also nicht verlernt und das ließ ihr Herz wieder aufleuchten. „Wir wollten reden. Über das, was passiert ist und wie es weiter gehen soll.“ Im Flüsterton faltete sie ihre Hände im Schoss und gab eine erbärmliche Figur ab, wie sie zusammengesunken und leicht zitternd vor neben ihm auf dem Sofa saß. „Ich liebe dich nicht, Sakura.“ Er nahm ihr den Beginn des Gesprächs ab, wobei sie nach diesem Satz alle Hoffnung verlor, sie wich aus ihr, die Schmetterlinge starben alle plötzlich. Er wartete, bis sie sich wieder schluchzend die Tränen aus den Augen gewischt hatte und in seine schwarze Iriden sah. War es das gewesen? Dabei war sie sich nun sicher, dass sie diesem Menschen sagen konnte, dass sie ihn liebte. Obwohl sie sich kaum kannten, obwohl sie noch nicht viel zusammen erlebt hatten, obwohl er ein gesuchter Mörder war, obwohl sein Charakter so eintönig zu sein schien. „Doch ich möchte, dass du bei mir bleibst.“ Er hasste es, über Gefühle zu sprechen, die er leider mittlerweile in ihrer Gegenwart verspürte, doch er erwartete, das sie sie darauf eingehen würde. Das überraschte Aufblitzen in ihren Augen ignorierte er. Sie wusste, dass dieser Satz einem Liebesgeständnis gleich kam, aus seinem Mund. Mehr wollte und konnte sie im Moment nicht von ihm verlangen. Sie war glücklich. Ein Mensch, der jahrelang alleine war und niemals mit dem Wort Liebe etwas anzufangen gelernt hatte, konnte sein Herz nicht plötzlich öffnen, als wäre nie etwas gewesen. Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, bevor sie sich nach vorne neigte und ihn küsste. „Ich bleibe bei dir Itachi, so lange, wie ich es ertragen kann“ END Nach vier ganzen Jahren, endlich ein Ende!! Ich habe mich dazu selbst zwingen müssen, weil ich mit dem Thema Naruto in der letzten Zeit nicht mehr viel anfangen konnte, aber ich wollte unbedingt einen Abschluss finden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)