In the Heart von Dark-Nami (~Daily-Challenge~) ================================================================================ Kapitel 9: Mauer - Trommel - kriechen - geblümt ----------------------------------------------- ☆¤*★*¤☆Nummer 9☆¤*★*¤☆ Es war aufregend! Immer, wenn sie daran denken musste, wo sie in ein paar Stunden sein würde, wurde ihr flau im Magen und doch überwog die Freude dem Gefühl der Zweifel. Es passierte ja auch nicht oft, dass man zu einem Projekt nach Indien flog und dann noch in ein entlegenes Dorf am Rande einer kleinen Provinz. Maja lächelte in sich hinein und richtete im Spiegel ihre Haare. Sie saß nun zwar schon seit gut und gerne 3 Stunden im Flugzeug und es würde mindestens noch genauso lange dauern – sie machte sich lieber gute Hoffnungen, indem sie nicht genau nachfragte, wie lange sie noch fliegen würden – aber jeden Atemzug tat sie schon fast in indischer Atmosphäre. Summend drehte sie den Wasserhahn zu und trocknete ihre Hände. Dann mal wieder raus zu ihrer Crew, die sich im Gegensatz zu ihr zu langweilen schienen. Sie hatte es nicht anders erwartet, die Hälfte ihrer Leute schliefen zwar, aber die anderen saßen eingesunken auf ihren Sitzen und schienen die Punkte auf den Bezügen vor sich zu zählen. Hier und da ertönten vereinzelt Rufe vom Karten spielen, aber Maja ging zielsicher zu ihrem Platz zurück. Sie hörte ihren Namen, aber stur wie sie war und vor allen uninteressiert an den Dingen um sie herum, ignorierte sie die Stimmen gekonnt und nahm wieder neben ihrem Manager Platz. Immerhin fühlte sie sich jetzt wieder erfrischt, auch wenn das in ein paar Stunden wohl wieder anders sein würde. „Du hast keinen Spaß mitgebracht?“, klagte der glatzköpfige Mann neben ihr und öffnete zum ersten Mal die Augen. Der warme Grün-Ton in diesen gefiel Maja außergewöhnlich gut. „Was hätte ich denn mitbringen sollen?“, fragte sie nach und überschlug ein Bein in der übergroßen Sitzreihe der ersten Klasse ihres privat gemieteten Fliegers. Das war wirklich purer Luxus, den sie gerne für sich beanspruchte. Ihr Manager setzte sich etwas aufrechter hin und streckte die müden und unbewegten Glieder. „Na, vielleicht hättest du was mit dem Kameramann in der Toilette anfangen können, dann hätten wir wenigstens was zu tun.“ Er zwinkerte schief und nahm sich dann eine Zeitschrift aus dem Netz vor sich. Maja schüttelte nur den Kopf. „Das nächste Mal nehm ich dich mit, ok?“ Nach diesem kleinen Wortabtausch stellte sie ihren Sitz um, sodass sie fast flach auf dem Rücken lag und schloss dann die Augen. Es nützte ja nichts, total müde zu sein, wenn sie ankamen, denn sie wusste, dass sie mit dem Jeep direkt weiterfahren würden und wenn es hochkam, würden sie heute auch schon erste aufnahmen machen. Das Leben eines Schauspielers war manchmal ziemlich anstrengend, das war Maja bereits gewusst gewesen, als sie ihre erste Rolle im Kinderfernsehen angenommen hatte. Damals war die Gage zwar nicht so hoch, aber sie hatte öfters genauso viel Stress gehabt wie heute noch und das, wobei diese Rollen damals wirklich nur für eine bestimmte Gruppe an Leuten war. Heute war das anders; die Rollen waren wichtiger, aufregender, sie mussten perfekt umgesetzt werden. Aber sie liebte es, sich für Menschen auszugeben, die ein so anderes Leben führten als sie. Vielleicht eine scharfe Rechtanwältin, die ihren Klienten mit einer geblümten Taschenuhr des Mordes überführte. Oder eine Putzfrau, die im Haus des Präsidenten üble Machenschaften mitbekam und die Regierung der ganzen Welt auf den Kopf stellte. Egal, was sie spielte, in jeder Rolle ging sie auf und das würde in dieser nicht anders sein. Sie seufzte leise und drehte den Kopf zur Seite, sodass die Geräusche des Geraschels, das Matthew neben ihr verursachte, nicht weiter ins Gewicht fielen. Eine Archäologin würde sie spielen, die eine alte Inka-Stadt ausgraben und entdecken würde … Ein gut aussehender Assistent würde ihr dabei helfen und nebenbei verstricken sie sich nach und nach in ein tiefes Labyrinth der Verwirrung und der Liebe. Mit dem Gedanken an ihren Partner, den sie jedenfalls nicht von der Bettkante schupsen würde, schlief sie schließlich ein und ließ die Langeweile ihrer Crew außerhalb ihrer Gedankenwelt. Durch ein sanftes Geruckel an ihrer Schulter wurde die Rothaarige nach und nach wach, bis sie letzten Endes die müden Augen öffnete und aus dem Fenster starrte. Die Landschaft, die bis vor ein paar Stunden noch aus Wolken bestanden hatte, wurde nun immer größer und zum ersten Mal, seit sie los geflogen waren, erkannte sie Erde mit Häusern, Straßen und sogar schon Autos. Verschlafen wischte sie sich über die Augen und sah dann zu Matthew, der sie erwartungsvoll von der Seite ansah. Er grinste leicht über die Umstände, Maja so müde zu sehen, obwohl sie vorher noch die Energie der ganzen Crew in sich getragen zu haben schien. „Wir landen bald“, sagte er schließlich und steckte nun ebenso die Zeitung zurück, die er sich zwischenzeitlich besorgt hatte. Wenn er nichts zu lesen hatte, wurde ihm noch schneller langweilig, also hatte er die Zeit gut genutzt, um sich ein wenig weiter zu bilden. Maja nickte und streckte die Arme gen Himmel, um sich ausgiebig zu strecken. Sie fühlte sich minder ausgeruht von ihrem Schläfchen, das anscheinend eine ganze Weile gehalten hatte. Während sie den Blick schweifen ließ, erkannte sie ihre Männer, die ebenso verschlafen schienen, wie sie. Anscheinend hatten wirklich alle ein Nickerchen gemacht. Die Leuchten oberhalb ihres Kopfes, die anwiesen, sich nun wieder anzuschnallen, blinkten auf und zeitgleich durchzog eine Durchsage einer Flugbegleiterin die murmelnde Konversation im Raum. In 5 Minuten würden sie indischen Boden betreten. Die Aufgeregtheit überwältigte Maja und sie kam nicht umhin, einmal tief durchzuatmen und sich zu beruhigen. Indien … Sie ließ den Blick nach draußen schweifen und lächelte. Es ruckelte einmal und endlich kamen die Räder des Flugzeugs auf dem Boden auf. Lauter Beifall durchzog das Innere dessen und auch Maja mischte sich darin ein. Nachdem sie am Airport angekommen waren, raschelte es erneut und bereits nach Sekunden war die ganze Meute aufgestanden und auf dem Weg zum Ausgang. Dieses stundenlange Sitzen hatte auf die Gemüter geschlagen und da konnte wirklich niemand etwas anderes behaupten. Die Luft war drückend heiß, als sie auf den Asphalt auf der Bahn traten und nach ihrem Bus Ausschau hielten. Bereits jetzt schwitzten einige und da sie noch einige Stunden lang unterwegs sein würden, bereuten die meisten schon, mitgefahren zu sein. Anders als Maja, die bis über beide Ohren strahlte und es kaum erwarten konnte, loszufahren. Mit dem Bus zusammen fuhren sie zum Flughafen, in welchem sie noch einmal durch die Passkontrolle rauschten und sich ihre Koffer schnappten. Das war der Nachteil an einem öffentlichen Passagierflugzeug, hätten sie eine kleinere Crew gehabt und hätten ein kleines Flugzeug nehmen können, hätten sie direkt zu ihrem Ziel weiterfliegen können. Aber niemand beschwerte sich darüber. „Unser Bus kommt in 2 Minuten“, erklärte Matthew, der sich hechelnd Luft zufächerte und dabei auf seine Uhr starrte. Er freute sich sichtlich auf die Klimaanlage im Bus, der hoffentlich kein typisch indischer Shuttlebus war. Er hatte einen großen, Klimaanlage habenden bestellt, aber man wusste nie so genau. „So schlimm find ich das nun nicht, Matt“, grinste Maja und richtete ihre Sonnebrille, die sie sich gerade auf die Nase geschoben hatte. Es war nicht nur warm, die Sonne knallte auch noch auf sie herab, sodass sie in einer Woche, wenn sie wieder zurück fliegen würden, sicherlich braun gebrannt sein würde. Gerade musste sie sagen, dass es gut war, nur eine Instanz hier drehen zu müssen und den Rest im kühlen London. Als der Bus kam, atmeten die meisten hörbar auf und innerhalb von nicht mal 5 Minuten saßen sie alle auf ihren Plätzen wie nasse Säcke. Eine Klimaanlage besaß der Wagen, aber ob sie sonderlich viel half, war eine andere Frage. „Dann los“, stöhnte Matthew leise und fächerte sich mit seiner Zeitung Luft zu. Dann würden sie die nächsten 2 Stunden jetzt wohl auch noch irgendwie rumkriegen müssen … Die Provinz, in die sie mussten, lag rund 200 km vom Flughafen entfernt und in dieser langen Distanz sah man alles, was man sich nur vorstellen konnte. Es fiel auf, dass nur wenige Städte wirklich reich waren, denn außer der Flughafenstadt lagen alle anderen Städte und Dörfer abgelegen und verschmutzt am Rande. Die Straßen waren teilweise sehr unbefestigt, sodass die Männer um ihre Ausrüstungen bangten und wenn man sich nicht darum Sorgen machte, dann um die Menschen, die den Bus neugierig bestaunten und fast traumatisiert hinterher starrten. Maja kümmerte das alles nicht, denn sie war schon längst an ihrem Ziel. „Wir machen dann auch gleich die ersten Szenen oder fangen wir erst morgen an?“, fragte sie daher nach und sah weiterhin aus dem Fenster, als würde sie jeden Moment etwas Wichtiges verpassen. Matthew seufzte kurz und zuckte mit den Schultern. „Wir fangen morgen an“, murmelte er geschafft und sehnte sich jetzt schon nach einer kühlen Dusche in ihrem Hotel, das hoffentlich auch eins war und sich nicht nur so nannte. Er sollte Recht behalten, das Kabuff, wie er es gedanklich nannte, war mehr Absteige, als Hotel und trotzdem waren die Männer mehr als zufrieden, endlich da zu sein. Die Hitze war hier noch drückender, sodass sie ihre Gerätschaften flink auspackten und dann nacheinander ins Hotel spazierten, sich ihre Schlüssel geben ließen und dann verschwanden. Auch Maja hatte sich dazu erbarmt, ihnen zu folgen, denn morgen wäre ein langer Tag und bis dahin sollte sie sich ausruhen. Seufzend ließ sie sich auf ihr Feldbett fallen und achtete dabei nicht auf die heruntergekommene Einrichtung, die ihr direkt ins Auge gestochen war. Sie wollte schlafen und im Schlaf würde es nicht stören, wie ihre Umgebung aussah. Dennoch stellte sie ihre Sachen vorsorglich auf einen Stuhl, denn das, was auf dem Boden kroch, egal, wie klein es auch war, bereitete ihr kein Gefühl der Sicherheit, am nächsten Morgen keine Tiere in der Kleidung zu haben. Maja schüttelte sich kurz und schlug dann die Decke zurück. Immerhin schien die Bettwäsche sauber zu sein … „Guten Morgen!“ Die enthusiastische Stimme ihres Managers ließ sie aus dem Schlaf schrecken, wo sie sich murrend aufsetzte und sich über die Augen wischte. Was fiel dem eigentlich ein, hier so herumzukrakeelen, wo sie doch erst vor kurzem ins Bett gegangen war … Ein Blick auf ihre Uhr ließ sie diesen Gedanken direkt wieder revidieren, denn die Zeiger zeigten ihr eine Uhrzeit von 4:30 Uhr an. „Was zum …“, murmelte sie, schlug die Decke beiseite und stand vorsichtig auf. Die Insekten hatte sie noch nicht vergessen, aber gestern Nachmittag wohl, sich vor dem Schlafen gehen noch auszuziehen. Mit den Schultern zuckend, schlüpfte sie in ihre Schuhe und trat aus dem Zimmer, wo sie sah, dass auch andere ihre Köpfe aus der Tür steckten und müde irgendwelche wüsten Beschimpfungen von sich gaben. Die Rothaarige schmunzelte und ging dann zu ihrem Manager auf den Gang. „Was ist?“, fragte sie verschlafen nach und wurde mit einem Fingerzeig auf ein Zimmer verwiesen. „Mach dich fertig, wir fangen in 10 Minuten an.“ Tatsächlich stand sie keine 8 Minuten später draußen vor dem Hotel und sah sich um. Das Kamerateam war gerade dabei, ihre Geräte in den Bus zu schaffen, mit welchen sie noch etwa eine Viertelstunde fahren mussten, um zu ihrem Drehort zu gelangen. Obwohl es erst so früh war, machte sich die Sonne langsam bemerkbar, hinter den Wipfeln des Waldes aufzugehen und Maja fühlte sich seit ihrer Ankunft gestern zum ersten Mal wieder richtig wohl. Fast hatte sie das Gefühl vergessen, wie aufgeregt sie noch war, aber dieses erfüllte gerade wieder ihr ganzes Wesen, sodass sie es kaum noch erwarten konnte, endlich loszufahren. Die anderen brauchten jedoch noch etwas länger und nach weiteren 10 Minuten fuhren sie endlich los. Die alte Stadt, die sie für die Aufnahmen benutzen wollten, war seit mindestens einem Jahrhundert verlassen, sodass sie gute Chancen hatten, etwas Gutes zustande zu bringen. Der Bus fuhr langsam über einen Waldweg ins Innere des Waldes, der gegensätzlich der bisherigen Eindrücke Indiens, dicht bewaldet war. Umso schöner, befand Maja und sah sich weiterhin um. Sie konnte schon von weitem den großen Tempel sehen und erstaunt und ehrfürchtig schloss sie den Mund, um sich jeden Ton zu verkneifen. Die Mauern waren alle mit irgendwelchen Pflanzen bewuchert, was einfach nur wunderschön aussah. Genauso, wie sie sich das Ganze vorgestellt hatte. „Ausladen“, rief Matthew durch den Bus, während sich Maja dazu entschloss, schon einmal auszusteigen und sich einen ersten Eindruck zu machen. Schweigend ging sie näher an die Grundmauern heran und sah sich die Pflanzen genauer an, die davor aus dem Boden schossen. Sie fühlte sich wohl hier und das hatte sie trotz der ganzen Freude niemals gedacht. Sie ließ den Blick neugierig schweifen und während sie einfach, ohne jemanden davon in Kenntnis zu setzen, auf die befestigten Steine trat, die hinter der Mauer anfing, war sie völlig hin und weg. Hätte hier noch jemand gelebt, hätte sie diese Menschen beneidet, denn das Ambiente war atemberaubend. Ein Trommeln ließ sie zusammen fahren und hektisch umsehen. Wo kam denn das her? Sie sah zu ihrer Crew zurück, die nach wie vor mit dem Ausladen beschäftigt war, aber niemand schien den Anschein zu erwecken, diese Geräusche auch zu hören. Leicht zog sie eine Augenbraue in die Höhe und gerade, als sie sich umwenden wollte, um zurückzugehen, zog etwas andere ihre Aufmerksamkeit auf sich. Maja schluckte leicht, als sie den jungen Mann in dem Torbogen ein paar Meter vor sich erkannte und hätte sie in diesem Moment gekonnt, hätte sie geschrieen. Wer hatte den behauptet, hier lebe keiner mehr? Hatte derjenige sich geirrt? Das musste ja so sein, was machte sonst dieser Mann dort? Und so, wie er aussah, kam er nicht aus der Gegend. Eine Art Lendenschurz um die Hüfte gewickelt, stand er da, das Gesicht mit Farbe bemalt und leicht mürrisch dreinblickend. Seine Haut war braun gebrannt und seine bis zur Schulter reichenden Haare schwarz wie die Nacht. Sie wusste nicht, was sie antrieb, aber langsam bewegten sich ihre Beine vorwärts auf den Mann zu, der noch immer stumm dastand und sie beobachtete. „Wer bist du?“, fragte sie leise nach und unterdrückte sich die zitternde Stimme, die sie beinahe heimsuchte. Das war ihr unheimlich, aber leider war sie von einer ausgeprägten Neugierde befallen. Der Mann sagte nichts, sondern wartete geduldig, dass sie bei ihm war. „Verschwindet von hier“, raunte er unmissverständlich, sodass Maja kreidebleich wurde und prompt stehen bleib. „Ich versteh’ nicht …“ „Haut von hier ab.“ Ohne ein weiteres Wort war er verschwunden und ließ Maja verwirrt zurück. Was war dass denn hier? Ihr Blick glitt in den Himmel, wo sich die Wolken langsam rot färbten. War das ein Hinweis? Von plötzlicher Angst erfüllt nahm sie die Beine in die Hand und lief den Weg zurück, den sie gekommen war. Sie würden gehen, das hatte sie gerade beschlossen und wenn es das letzte war, was sie ihren Leuten sagen würde. „Männer, wir verschwinden von hi-“ Weiter kam sie nicht, denn kaum hatte sie den Pflasterstein wieder verlassen, ertönten reihenweise laute, grollende Geräusche, ehe auch schon die gesamte Anlage in sich zusammenbrach. Stocksteif und mit geweiteten Augen sahen die einzelnen Personen auf und als sich der Staub gelegt hatte, nahm Matthew Maja beiseite. „Woher wusstest du das?“, fragte er sie leise und verstärkte seinen Griff um ihre Schulter, als würde sie auch gleich auseinander fallen. Sie war immer noch blass, doch langsam schlich sich ein Grinsen auf ihr Gesicht. „Ich bekam einen lieben Hinweis.“ Sie sah noch einmal zurück und erkannte den Mann, der ihr gerade das Leben gerettet hatte, wie er in den Wald verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)