In the Heart von Dark-Nami (~Daily-Challenge~) ================================================================================ Kapitel 7: sanft - prasseln - Rosenblatt - Kommode -------------------------------------------------- ☆¤*★*¤☆Nummer 7☆¤*★*¤☆ Die Hitze war nahezu unerträglich im Gewächshaus und doch raschelte hier und da etwas in einer Ecke. Wasserperlen glitzerten auf vereinzelten Blättern der Pflanzen, die in rauen Mengen in Reih und Glied nebeneinander standen und teilweise schon ihre Blüte zeigten. Sie mochten das feucht warme Klima und das war auch der Grund, warum Rosie ihr Gewächshaus liebte, das sie in ihrem Garten errichtet und gepflegt hatte. In jeder freien Minute ihres Tages zog sie hier ihre Runden, überprüfte ihre Blumen und hegte und pflegte alles, was ihr unter die Nase kam. Da störte es sie auch nicht, das dicke Regentropfen auf das Glasdach des Häuschens prasselten, denn nebenbei ertönte leise Klassikmusik aus den zahlreichen Lautsprechern an den Wänden, die den Pflanzen zusätzlich beim Wachsen helfen sollten. Das hatte sie irgendwo einmal gelesen, dass das helfen sollte und je länger sie ihre Freizeit hier verbrachte, desto mehr glaubte sie dem auch. Mit einem Wasserschlauch in der Hand tigerte sie umher und wischte sich des Öfteren über die schweißnasse Stirn. Eine Wasserflasche stand unweit von ihr auf einem Holztisch in der Mitte des Häuschens und doch war sie eindeutig noch zu weit weg. Sie hätte sich zwar auch mit dem Schlauch eine Abkühlung verschaffen können, aber sie wusste, dass ihre Blumen mehr davon verdient hatten als sie. Die nächste bekam daher ihre Wasserration zuteil und zusammen mit der Melodie aus den Lautsprechern summte sie diese schweigend mit. Rosie McMillian war eine zierliche Frau, jedoch auch schon Mitte 50 und doch noch mitten im Leben. Sie betrieb eine funktionierende Schneiderei, die sie sich mit ihrer Tochter teilte und sie war es auch, die ihr Leben ausmachte. Mit Ausnahme des Mannes, den sie schon seit 25 Jahren ihr Eigen nannte. An den Gedanken an ihren Mann musste sie lächeln. Er würde heute von einer Geschäftsreise zurückkommen und wie jedes Mal freute sie sich wie ein kleines Kind an Weihnachten. Das Haus war einfach viel zu ruhig, wenn er weg war, denn auch ihre Tochter Marion war schon vor vielen Jahren ausgezogen, um sich eine eigene Wohnung zu nehmen und ihren Eltern nicht weiter auf der Tasche zu liegen. Genau diese Momente vermisste sie jedoch, weswegen sie sich auch ein Hobby gesucht hatte, was ihren tristen Alltag ausfüllte. Rosies Blick huschte zu ihrer Uhr, die glitzernd an ihrem Handgelenk baumelte. Ein zweiter, weitaus verwundeter Blick folgte und ohne noch großartig nachzudenken, stellte sie das Wasser ab, ließ den Schlauch fallen und stürmte zur Tür. Henry würde in 10 Minuten nach Hause kommen und da sie keine Sekunde davon verpassen wollte, flüchtete sie jetzt durch den stärker werdenden Regen zurück zum Haus, welches sie durch die geöffnete Terrassentür betrat. Sie fluchte leise und wischte sich die nassen Haare aus der Stirn, doch schließlich beruhigte sie sich erstmal wieder. Sie hatte noch genug Zeit, sich etwas Frischeres anzuziehen, zum Duschen war sie zu spät dran, aber Henry war der Letzte, der sich über ihr Arbeitsoutfit aufregte. Mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht ging sie vorerst in die Küche, setzte Wasser auf und rauschte dann nach oben in die erste Etage direkt in ihr Schlafzimmer. Die eine Seite des Bettes war unberührt, ein Glück, dass dem heute Nacht ein Ende gemacht wurde, denn trotz ihres schon hohen Alters konnte und wollte sie nicht auf die Wärme spendende Nähe verzichten, die ihr ihr Ehemann gab. Schnell entkleidete sie sich und warf die Sachen einfach auf einen Wäscheberg an der Tür, den sie wohl noch in die Waschmaschine werfen musste. Eine einfache Stoffhose und einen warmen Pullover anziehend, eilte sie die Treppe wieder hinunter, schon auf halbem Weg zur Küche, als sie hörte, wie sich das Türschloss umdrehte und jemand einzutreten schien. Sofort hielt sie in allen Bewegungen inne, die sie eben noch ausführen wollte und wandte sich stattdessen zur Haustür, durch die ein pitschnasser, bereits grauhaariger Mann kam, die Aktentasche dabei unter einem Arm, den Koffer in der anderen Hand. Er seufzte leise und beklagte sich leise fluchend über den Regen, als er auch schon eine weibliche Person um den Hals hängen hatte. Sie lachte leise und drückte ihm schließlich einen sanften Kuss auf den Mund. „Henry, endlich!“, stieß sie aus und zerrte ihn am Arm weiter in den Flur, während sie die Haustür mit einem Fuß schloss. Der Angesprochene wirkte ziemlich verdutzt, doch das Strahlen auf Rosies Gesicht brachte nun auch ihn zum Schmunzeln. „Du bist ja gar nicht im Gewächshaus“, stellte er fest, als er seine Sachen erst einmal alle abgestellt hatte und nun genügend Freiheit hatte, um seine Frau in seine Arme zu schließen. Sie grinste und schüttelte den Kopf. „Doch, bis eben, aber ich dachte, du würdest gerne jemanden zum begrüßen haben, wenn du nach Hause kommst.“ Das stimmte auch, dachte er sich, immerhin hatte er gerade einen drei Stunden Flug hinter sich, auf dem es neben schlecht schmeckenden Essen nicht mal Kaffee gab, der nicht nach billiger Tafelkreide schmeckte. Vielleicht war er von zu Hause auch viel zu verwöhnt, sodass er nichts lieber aß, als Rosies Kochkünste, mit denen sie ihm jeden Tag versüßte. „Komm, ich hab Tee aufgesetzt“, durchbrach sie nun die kurz anhaltende Stille und führte ihren Gatten mit sich in die Küche, in der sie ihn auf den bequemen Küchenstuhl verfrachtete, selbst zur Anrichte schwebend und den Tee fertig zubereitend. Der Duft umhüllte ihn und trieb ihn in eine träge Zufriedenheit, die ihn schläfrig machte. Das Bett wäre gleich genau der richtige Ort für ihn. Als wäre er keine Woche weg gewesen, sondern lediglich im Büro drei Straßen weiter. Schon der erste Schluck Tee trieb seine Lebensgeister an und taute ihn innerlich auf. Selig seufzend lehnte er sich zurück und betrachtete nun zum ersten Mal die Blumen, die auf dem Tisch standen. Es waren rote Rosen, Rosies Lieblingsblumen und dass sie hier standen, verwunderte ihn keineswegs. Es passte einfach zu ihr. Ein einzelnes Rosenblatt löste sich und landete auf der schneeweißen Tischdecke. Mit vorsichtigen Fingern nahm er sich dieses und hielt es in die Höhe. „Weißt du, immer wenn ich Rosen sehe, muss ich an dich denken. Und in New York gab es viele Rosen.“ Er zwinkerte und befühlte mit den Fingerspitzen die samtige Oberfläche der Blüte, die sich geradezu an ihn schmiegte. Rosie sah sich diese Szene Sekundenlang an, in denen sich das Lächeln mehr und mehr festigte. „Du bist so süß“, schmunzelte sie schließlich und legte eine Hand auf die Seine, die das Blatt nach wie vor festhielt. Er erwiderte mit der freien Hand diesen Druck und legte dann schließlich den Kopf schief. „Ja, und hoffentlich gleich auch noch.“ Er erhob sich ohne ein weiteres Wort und wandte sich der Küchentür zu, durch welche er schließlich verschwand. Rosie sah ihm fragend nach, befasste sich dann jedoch mit ihrem Tee und wartete darauf, ihn hier wieder anzutreffen. Was immer er auch hatte, sie würde es wohl gleich erfahren und leider war er ein Mensch, der aus Überraschungen auch so lange eine machte, bis er der Meinung war, sie zu offenbaren. Da war Neugierde zwecklos, was sie schon mehr als einmal fast zur Weißglut gebracht hätte. Also schlürfte sie einen weiteren Schluck und begutachtete ihren Mann, der mit seiner Aktentasche zurück in die Küche kam, ein breites Grinsen dabei auf dem Gesicht. Ihr Blick schweifte von ihm zur Tasche. „Wenn du mir irgendwelche Rechnungen mitgebracht hast, die ich für dich bezahlen soll, weil du deinen Kaufzwang nicht im Griff hast, verzichte ich dankend.“ „Nun denk doch nicht schon wieder so schlecht von mir.“ Lachend setzte er sich wieder hin und ließ die Verschlüsse aufspringen. „Gestern Nachmittag gab es im Hotel eine Versteigerung“, fing er an und zog dabei ein paar Zettel aus der Tasche heraus. Da er sah, dass Rosies Mundwinkel zu zucken begannen, fuhr er ungeniert fort. „Und da gab es etwas, was ich dir unbedingt erstehen wollte.“ „Mir?“, fragte sie verwirrt nach und nahm nun die Blätter entgegen, die er ihr anreichte. Ihre Augen weiteten sich kurz, als ihr Blick auf die Überschrift fiel. Schon das Wort ‚Rose’ erweckte ihre Aufmerksamkeit, sodass sie die Augen nach unten wandern ließ. Das Bild, das dort abgedruckt war, ließ ihr Herz höher schlagen. „Eine viktorianische Kommode des 19. Jahrhunderts“, sagte Henry leise, sodass sie es jedoch noch hören konnte. Die abgebildete Kommode war vielleicht einen halben Meter hoch, aber so reichlich verziert, dass die Größe dabei nicht ins Gewicht fiel. Drei Schubfächer ließen auf viel Platz schließen, aber das, was sie am meisten interessierte, waren die farbigen Aufdrücke auf dem Holz. „Rosenblätter“, murmelte Rosie und strich über das Bild, auf dem diese vergrößert dargestellt worden waren. Henry nickte, zufrieden mit sich, dass es ihr anscheinend gefiel, denn er sah sie selten so wortkarg. „Ganz genau, ich sah sie, dachte an dich und ersteigerte sie.“ Nun sah sie doch wieder auf und in ihren Augen lag deutlich die Freude verborgen. „Das muss doch teuer gewesen sein!“, erwiderte sie dennoch und versuchte, in den Papieren den Preis zu finden, den er ausgegeben hatte. Dieses Blatt hatte er aber anscheinend wohlwissentlich aussortiert. „Nicht der Rede wert, sieh’s als ein verfrühtes Hochzeitsgeschenk an.“ Er grinste schief und trank dabei seinen Tee aus, der schon leicht abgekühlt war. „Sie wird in den nächsten Tagen geliefert.“ Schweigend reichte sie ihm die Blätter wieder an, lächelte dabei aber. „Du bist ein Schatz.“ „Genau, krieg ich dafür jetzt was?“ Das Grinsen auf seinen Zügen wurde schelmischer. „Hm, dein Bett ist noch zu ordentlich.“ „Na, das kann man ändern.“ Sogleich erhob er sich und reichte Rosie seine Hand, welche sie ergriff und ebenso aufstand. Die Vorfreude auf das, was sie wohl gleich machen würden, überwog jetzt schon über die, was in ein paar Tagen in ihr Haus kommen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)