In the Heart von Dark-Nami (~Daily-Challenge~) ================================================================================ Kapitel 3: Stirnband - aufheben - Morgen - dunkelbraun ------------------------------------------------------ ☆¤*★*¤☆Nummer 3☆¤*★*¤☆ Ein eisiger Windzug streifte ihre Wange, die als fast einziger Teil ihres Körpers nicht mit Stoff bedeckt und somit der Witterung schutzlos ausgeliefert war. Sarah fror entsetzlich, was man einerseits an den klappenden Zähnen und andererseits an der blau gefrorenen Nase erkennen konnte, die sie in regelmäßigen Abständen dazu verleitete, zu schniefen und sich selbst zu bemitleiden. Wer lief auch bei diesem Wetter durch die Straßen, wo es schon lange dunkel war? Noch dazu bei fast arktischen Temperaturen mit Schneefall, sodass man kaum mehr die Hand vor Augen sehen konnte? Die zitternde junge Frau besänftigte sich mit dem Gedanken, an ihrem Ziel eine heiße Schokolade vorzufinden, vielleicht ein prasselndes Feuer im Kamin und dann aller größter Wahrscheinlichkeit nach einen Mann, der sie wärmte und dafür sorgte, dass auch ihr kleiner Zeh schlussendlich Hitze ausstrahlte. Ein Lächeln schlich sich auf die gefrorenen Züge der Brünette, obgleich sogar diese Bewegung der Gesichtsmuskeln dazu führte, dass sie fröstelte. Die Hände vergrub sie tiefer in den Taschen ihres Wintermantels, der bis zu ihren Knien reichte, doch vor der Kälte schützte er irgendwie nicht. Wo sie schon mal dabei war, einen gemütlichen, vor allen warmen Abend zu verbringen, könnte sie auch noch ein Bad nehmen, wenn sie schon mal die Gelegenheit hatte … Und Joey könnte direkt mit. Dieses Mal unterdrückte sie sich das Lächeln, denn die nächste Gänsehaut bahnte sich bereits an und zog sich von den Zehen bis hin zu ihren Nackenhaaren, die unter ihrem Schal eigentlich bestens geschützt sein sollten. Sarah seufzte schwer und sah sich kurz um – soweit das ihre Sicht zuließ, die dank Schnee und Kälte alles andere als sauber war. Kaum ein Mensch war auf den Straßen und auch die Geräusche von sich bewegenden Autos erschütterte nur manchmal das Schneetreiben um sie herum. Natürlich, wer außer sie würde jetzt auch hier draußen sein? Eine Frage, die sie sich zum wiederholten Mal stellte und eine Antwort hatte sie bisher auch noch nicht gefunden. Einen Moment blieb sie einfach auf dem Gehweg stehen, direkt unter einer beleuchteten Laterne, die die Schneeflocken fröhlich anstrahlte und ihr das Gefühl gaben, in einem Traum zu sein. Sie war abhängig geworden, ging es ihr durch den Kopf, als sie an das Telefonat dachte, welches sie vor knapp einer halben Stunde erhalten hatte. Darum ging es um den Wunsch von Joey, den Abend doch bei ihm zu verbringen, mit allem drum und dran. Das hieße ein Abendessen zu zweit, romantische Musik, die aus dem CD-Spieler dudelte, während draußen der Schnee rieselte. Ein Feuerchen, das das Wohnzimmer in warme Farben tauchte und dafür sorgte, die Kälte von draußen zu vergessen, doch das alles hätte sie auch zu Hause bekommen. Mit Ausnahme der Tatsache, dass sie da alleine gewesen wäre. Träge wandte sie den Blick von den Schneeflocken im Licht ab und setzte ihren Weg fort. Sie hätte zu Hause bleiben können, dort wäre sie wenigstens nicht halb am erfrieren oder gar bis auf die Knochen nass gewesen. Sie hätte ein Weinglas des Chadonneys in der Hand gehalten, den ihr eine Arbeitskollegin neulich zum Geburtstag geschenkt hatte. Eine flauschige Decke auf ihren Beinen, dessen Füße in dicken Wollsocken steckten. Ein alter schwarz-weiß Film im Fernsehen, den sie schon in und auswendig kannte. Aber sie hatte sich dazu entschlossen, ihre kalten Füße in die noch kälteren Schuhe zu stecken, den Wein im Keller zu lassen und mit Sack und Pack, was sie als ihre Handtasche bezeichnete, loszustiefeln und sich dafür zu verfluchen, kein Auto zu besitzen. Bei der Vorstellung einer mosernden Frau auf dem Weg zu einem Männerbesuch musste sie lachen. Wahrscheinlich war sie wirklich Wärmebedürftig. Und vor allem Schmusebedürftig! Es kam ihr so vor, als hätte sie Joey schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen. Dabei war es nur eine Woche gewesen, aber wahrscheinlich war das der Punkt, weshalb sie jetzt hier durch den Schnee lief. Morgen würde sie sich dafür verfluchen, wenn ihr ihre Glieder zeigten, was sie ihren angetan hatte, doch jetzt zählte ein anderer Gedanke. Joey. Der Wind wurde beißender, sodass Sarah bereits nach weiteren Minuten das Gefühl hatte, ihr Gesicht würde gleich von ihr abfallen und im Schnee landen, der unter ihren Füßen ein bedächtiges Knartschgeräusch von sich gab. Zum Glück war sie gleich da, ein Grund mehr, ihren Schritt zu beschleunigen und innerlich halbwegs aufzuatmen. Sie sah schon das Haus, das sie zu gut kannte und als sie den Blick hob, erkannte sie, dass im Wohnzimmer helles Licht brannte. Ihre Haut würde es diesem warmherzigen Menschen da oben danken, sich dem heißen Schein des Feuers entgegenzustellen und mindestens eine halbe Stunde davor stehen zu bleiben, um wieder aufzutauen. Mit zitternden Fingern streifte sie einen ihrer Handschuhe von der kalten Hand ab und suchte damit den Wohnungsschlüssel. Den hatte sie schon ewig, aber bisher hatte sie es immer unterlassen, sich damit eigenständigen Zutritt zur Wohnung zu verschaffen. Sie hatte zwar keine Angst davor, aber durch zu viele Liebesfilme hatte sie es sich angewöhnt, darauf zu warten, dass ihr mit einer überschwänglichen Geste die Tür geöffnet, sie mit lodernder Leidenschaft im Blick ihres Schatzes in die Wohnung gezerrt und dort zeitgleich mit allen Künsten der Verführung vernascht werden würde. Wenn sie es sich recht überlegte, war dies noch nie passiert, aber man durfte schließlich träumen. Dieses Mal war das etwas anderes, denn ehe ihr Freund die Tür geöffnet hatte, um sie vielleicht stürmisch zu begrüßen, wäre sie bereits erfroren, sodass sie nicht lange zögerte und die Tür aufschloss. Es roch nach Vanille und Zimt, als sie die kalte Nase in die Höhe reckte und genießerisch aufseufzte. Die Tür fiel leise zurück ins Schloss. Sie ließ den Blick kurz schweifen und die Ohren gespitzt, in der Annahme verweilend, dass ihre Ankunft in ein paar Sekunden registriert wurde, doch auch nach weiteren verstrichenen 10 Sekunden geschah nichts. Leicht verdutzt trat sie weiter in den Flur. Sie hörte das Feuer prasseln und in der Küche schien auch etwas vorzugehen. Was genau es war, kam ihr nicht in den Sinn und da sie erstmal wissen wollte, wo ihr Freund war, ging sie Richtung Wohnzimmer weiter. Eine einzelne Rose lag auf dem Tisch, der bereits mit Gläsern und einer Weinflasche gedeckt war. Ein Weihnachtsstern in kräftig roter Farbe hob sich von der beigen Tischdecke ab, die bereits festlich nach Weihnachten aussah. Schweigend und zutiefst berührt ging sie auf leisen Sohlen zum Tisch voran. Hätte sie noch ihre Sinne beisammen gehabt, wäre ihr einfallen, an der Tür ihre Schuhe auszuziehen, die hässliche Wasserflecken auf dem Teppich hinterließen. Doch Sarah hatte im Augenblick nur Augen für die Rose, die sie vorsichtig aufhob, als wäre sie aus Glas und gar zerbrechlich. Sie lächelte, während sich ihre Wangen dank der Wärme noch mehr röteten und sie auftauen ließ. „Sarah, du bist schon da?“ Erschrocken zuckte die Angesprochene zusammen und fuhr in einer Geste schierer Überraschung herum, starrte geradezu in das fragende Gesicht Joeys, der mit Schürze und Kochlöffel bewaffnet in der Tür stand und sie ansah. Ihr Herz klopfte noch wie wild, doch als sie sich beruhigt hatte, grinste sie. „Ja, dein Schlüssel … die Kälte.“ Gestikulierend deutete sie zuerst auf ihre Tasche und dann auf das Fenster, durch welches man den Schnee sehen konnte. Joey schmunzelte aufrichtig und trat ein paar Schritte auf sie zu. „Schade, dabei dachte ich, dich an der Tür überraschen zu können.“ Er seufzte bestürzt und zog sie dann in eine Umarmung, in der er ihr einen stürmischen, aber warmen Kuss auf die Lippen presste. Die Wärme durchflutete sie wie eine Sintflut in Florida und schon, als er sich wieder von ihr löste, war die Kälte wie weggeblasen. Sarah grinste schelmisch und entledigte sich dann ihrer nassen Jacke, sowie ihrer Schuhe und des Schals, was sie alles direkt in der Hand behielt. „Dann überrasch mich, ich bring das solange zum Trocknen nach nebenan.“ Mit diesen Worten ließ sie ihn wieder allein. Ihre dunkelbraunen Augen ruhten geweitet in den stahlblauen Augen ihres Gegenübers, als er grinsend eine Art Stirnband hoch hob und ihr zeigte. Sie war keine 5 Minuten weg gewesen, doch er sah aus, als habe er die Zeit bestens genutzt. Die Schürze war passé, er hatte keinen Kochlöffel mehr in der Hand und sein Hemd war sauber zugeknöpft, was ihrem Outfit einen leicht deplatzierten Touch verlieh. Hätte sie gewusst, dass er sich für den Abend so herausputzen würde, hätte sie ein schönes Kleid angezogen und wäre mit dem Taxi gekommen, aber darum ging es gerade sowieso nicht. Immer noch fragend betrachtete sie den Gegenstand, der ihr bekannt vorkam, aber nicht ins Bild passte. „Was hast du vor?“, witzelte sie in einer Tonlage, die ihre Unsicherheit unterdrücken sollte, doch als Joey zu ihr kam, schluckte sie unmerklich. Mit zusammengefalteten Fingern ließ sie sich das Band um die Augen wickeln, dabei erschaudernd, als sie seinen Atem am Ohr spürte, der ihr ein paar Worte zumurmelte. „Wirst du gleich sehen.“ Schweigend folgte sie ihm zur Couch, doch anstatt sich auf dieser wieder zu finden, spürte sie einen warmen Leib unter sich, ein sicheres Zeichen, dass sie auf seinem Schoß saß. Nicht, dass das sonderlich seltsam war, aber das alles verwirrte sie ein wenig. Er nahm ihre Hand und drückte sie leicht, wobei im nächsten Augenblick ein Glas in diese gedrückt wurde, das sie nicht wagte, zu bewegen. Wahrscheinlich würden ihre Hände zittern und sie würde den Teppich und sich selbst mit Wein nur so begießen. „Joey, das ist nicht lustig“, raunte sie leise und bemerkte dann ein Paar Lippen auf den Ihren. Sie lächelte leicht, doch bringen tat es ihr nichts. „Es gibt da ein paar Dinge, die ich loswerden möchte“, fing er nun an und unweigerlich musste sie schlucken. Ihr Herz klopfte schneller und das Glas in ihrer Hand schien fast einen Abgang zu machen. Sie trank einen Schluck, um sich zu beruhigen. „Dann fang an“, schmunzelte sie und wieder wurde ihre Hand genommen. Dieses Mal jedoch nicht, um ein Glas hineinzudrücken, im nächsten Moment bemerkte sie etwas Rundes auf einem ihrer Finger. Unter dem Stirnband weiteten sich ihre Augen und ohne auf eine Erlaubnis zu fragen, riss sie sich dieses vom Kopf, den Blick dabei auf ihre Hand legend. „Joey, das…“ Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, als ihr der Ring mit dem feinen Diamanten in der Fassung mehr ins Auge fiel. „Ich brauche dich, Sarah und ich möchte dich heiraten.“ Sie lächelte, aufrichtig und voller Leidenschaft und noch während sie das Glas auf den Tisch stellte, presste sie heiß ihre Lippen auf seine. „Wärmer könntest du mir den Abend nicht machen“, grinste sie und legte sich dann auf den Rücken, ihn dabei mitziehend und den Kuss dabei intensivierend. Die Kälte war verschwunden und draußen rieselte der Schnee. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)