Dear Mum, I Have Become An Emo von Endstation ================================================================================ Kapitel 9: Familie ------------------ Kapitel 9: Familie Menschen sind seltsame Lebewesen. Sie versuchen perfekt zu sein und wollen immer nur das Beste für sich selbst. Ihr Leben soll voller Wohltaten und schönen Ereignissen bestehen. Sie beschützen ihre Familie und in erster Linie wohl sich selber. Leise wurde die Tür aufgeschlossen und mit einem Quietschen geöffnet. „Weißt du noch den Weg in mein Zimmer?“, fragte Jack und trat, gefolgt von Alice, in den Raum. „Ja.“, antwortete er leise. „Gut, dann geh schon mal nach oben. Ich besorg uns was zu essen.“ Alice nickte und lief die Treppen nach oben, in Jacks Zimmer. Dort angekommen schaute er sich um. Seit dem er das letzte Mal hier war, hatte sich nichts mehr verändert, lediglich waren es nun andere Teller und andere Klamotten die den Boden bedeckten. Mit langsamen Schritten ging er zum Bett und setzte sich auf dieses. Noch einmal ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, bis er die Bilder auf dem Nachtschränkchen entdeckte. Vorsichtig nahm er eines der Rahmen in die Hand und blickte interessiert auf das Bild. Zu sehen war ein ca. 25 Jähriger Mann, eine Frau in ungefähr dem gleichen Alter und ein kleiner Junge mit schwarzen Haaren. Auf ihren Gesichtern war ein Lachen gebildet und alles in allem wirkten sie rund um glücklich. (Wie eine perfekte Familie) „Ich hoffe Brot ist okay, was besseres haben wir im Moment nicht.“, sagte Jack und stellte den Teller fürs erste auf den Schreibtisch. Dann drehte er sich zu Alice und starrte den kleinen Jungen mit dem Rahmen in der Hand an. Mit zügigen Schritten lief er auf ihn zu, nahm ihm das Bild aus der Hand und legte es umgedreht auf das Holz. Einen Moment ließ er seine Hand auf dem Objekt liegen, zog sie dann aber ruckartig zurück. Alice schaute auf das ungedrehte Bild. „Sind das deine Eltern?“ Jack presste seine Lippen aufeinander. „Es ist schon lange her, ich war schließlich noch ein Kind.“ Weiterhin ruhten die Blicke des Kleineren auf dem Bild. „Er seht glücklich aus.“ „Das waren wir auch.“, sagte Jack etwas zu schnell. Alice schaute auf den Boden und nickte. Langsam ließ der Größere sich neben ihn nieder. Schweigend sitzen die Beiden nebeneinander. „Was ist mit deinen…?“, fragte er zögernd. Alice schaute weiterhin auf den Boden. „Wir sind glücklich.“ Jack zog eine Augenbraue hoch. „So sah mir das aber nicht gerade aus.“, meinte er und strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Wo waren deine Eltern?“ „Weg…schätze ich…“ „Aha. Und wieso war es so dreckig? In so einem Loch kann man doch nicht leben!“ „Es ist kein Loch…“, wiederholte er nervös. „Das ist mein zu Hause…“, „So was schimpft sich zu Hause?“, spottet der Größere. „Ich bin dort gerne…“ Unruhig schaut er auf dem Boden umher. „Hast du Geschwister?“ Ein Nicken. „Und?“ „Sadie…er passt wirklich sehr gut auf mich auf…Ich hab ihn sehr lie-“ „Er? Ist Sadie nicht ein Mädchenname?“, fragte er höhnisch. „Ehh…ja…kann schon sein…“, murmelte er und knibbelte an seinen Fingernägeln. Jack schnaubte. Alice zog seine Beine an und schlang seine Arme um diese. Die Augen schließend lehnte er seine Stirn gegen seine Knie. Menschen sind seltsame Wesen. Sie suchen die Gesellschaft anderer, doch trauen tun sie niemandem. Wenn es drauf ankommen würde, würde er alle anderen umbringen um selber zu überleben. Fressen oder Gefressen werden. Der Mensch war schon immer ein egoistisches Wesen. „Was ist mit deinem Bruder?“ Alice schaute auf. Verwirrt blickten seine Augen in die Jacks. „Na warum war er nicht da? Er kann dich doch nicht einfach alleine lassen!“ Wieder ließ er seinen Kopf sinken. „Er ist weg.“, antwortete er leise. „Und wieso hat er dich nicht mitgenommen?“ „Weil ich Mama nicht alleine lassen kann.“ Jack schwieg. „Was ist mit Verwandten?“ „Habe keine.“ „Freunde?“ Stumm starrte Alice auf den Boden. Jack seufzte. „Du bist ganz alleine…?“ „….Ja.“ Jack starrte Alice an. Seine Augen ruhten auf dem Körper der neben ihm so zusammen gekauert war, wie der eines sterbenden Tieres. Das schwarze Haar zerstrubbelt und stumpf. Seine Haut war merkwürdig blass und das Gesicht wirkte eingefallen. Er war sehr dünn. Seine Hände zitterten leicht und die trüben blauen Augen starrten gen Boden. „Morgen holen wir deine Sachen, dann musst du nicht die ganze Zeit in meinen rum rennen, die dir sowieso nicht passen.“, meinte er nach einer Zeit und schaute aus dem Fenster. Verwirrt hob der Kleine seinen Kopf an. Seine Augen suchten die Jacks. „Du meinst…ich kann hier bleiben?“, fragte er leise. „Fürs erste und auch nur wenn du dich ruhig verhältst und keine Dummheiten veranstaltest.“ Jack schaute auf Alice’ narben übersähte Arme, dann in sein Gesicht. Ein dankbares Lächeln bildete sich auf diesem und seine Augen wirkten nicht mehr so leer wie am Anfang. Wieder richtete er seinen Blick zum Fenster. „Meine Mum ist vor 2 Jahren abgehaun. Sie meinte ich wäre eines dieser Selbstmordopfer. Jeden Tag hat sich geguckt ob ich irgendwelche Verletzungen habe und ob in meinem Zimmer irgendwelche Mittel zur Selbstverstümmelung rum liegen. Sie ist paranoid geworden, hat mich sogar nicht mehr an den Herd gelassen, weil sie dachte ich könnte mich jeden Moment drauf schmeißen um eine Möglichkeit zu haben mich zu verletzten. Irgendwann war sie dann einfach weg. Wir haben lange nichts mehr von ihr gehört gehabt und erst jetzt vor kurzem hat sie angerufen. Sie hat einen neuen Mann und eine Tochter. Als ich gefragt habe ob ich sie sprechen könnte hat sie einfach aufgelegt.“ Alice starrte Jack an. „Wenn du willst, kann ich deine neue Mama sein.“, sagte er überzeugt. Der Größere lachte. „Du wärst sicherlich eine viel bessere.“, lächelte er und streichelte Alice über den Kopf. Sofort schloss er seine Augen und genoss die Berührung. Als er seine Lieder wieder hob, legte er vorsichtig seine Arme um Jacks Brust. Verwundert schaute der Größere zu dem Kleineren und legte dann sanft einen Arm um ihn. Seine Finger streichelten über seinen dünnen Oberarm. „Ich hab dich lieb mein Sohn.“, sagte Alice mütterlich und drückte sich noch etwas enger an Jack. Ja, der Mensch ist ein seltsames Wesen. Er denkt alleine. Er fühlt alleine. Er wird alleine geboren und er stirbt alleine. Der Mensch ist und bleibt ein Einzelgänger. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)