Going Under - Teil 2 von abgemeldet (Flatline) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sie war tot! Hoot saß neben seiner Schwester, sah sie an und bei dem geringsten, weiteren Gedanken an die schöne Zeit mit ihr, trieb es ihm weitere Tränen in die Augen. Er sah sie vor seinen Augen. Wie sie war, als sie noch ein kleines Mädchen war, wie sie oft zusammen gelacht hatten, wie sie die schlimme Trauerzeit um ihre Eltern gemeinsam überstanden hatten. „NEEIIN!!!“, er schrie und ließ seine geballte Faust auf dem Boden niederschlagen. Warum gerade sie? Hoot konnte es einfach nicht fassen. Stille regierte die Halle und alle sahen weinend auf die blutüberströmte, wunderschöne, tote Kate. Jason ließ seine Blicke nicht von ihr ab, in der Hoffnung, sie könne auf einmal tief Luft holen und ihre Augen wieder öffnen. Seine Kate. Jason wusste, dass es vergebene Hoffnung auf die Rückkehr ins Leben war, doch er wusste auch, dass er niemals aufhören würde sie zu lieben. Wieder strich er ihr sanft über ihr weißes Gesicht. Es war nur der Hauch eines Satzes, er konnte nicht lauter reden, selbst wenn er es wollte. So flüsterte er ein so leises „Ich liebe dich“ in Kate’ s Richtung, das er es selbst kaum gehört hatte. Erneut liefen ihm Tränen ins Gesicht. Matt hatte alles; jeden Ausdruck und jede Farbe aus seinem Gesicht verloren. Er stand auf, wischte sich noch eine Träne aus dem Gesicht, warf einen Blick auf Kate, auf den engelsgleichen, toten Körper und ging dann langsamen Schrittes auf ihren, am Boden liegenden Mörder zu. „Fahr zur Hölle!!!“ Dann trat er nach ihm. Er hörte wie der, sich windende Alex vor Schmerz stöhnte. „Matt!!!“, aus seiner Trance gerissen, drehte Matt sich zu Hoot um. „Lass’ es!“, auch Hoot war aufgestanden und wischte sich sein Gesicht trocken. „Er ist es nicht wert!“ Hoot wollte gerade zu Matt hinüber gehen um ihn vor etwaigen Dummheiten zu bewahren, als Captain Steele in die Halle gestürzt kam. „Was ist hier los?!?!“ Entgeistert und aus den versteinerten Blicken gerissen, drehten sich Matt, Hoot, Jason, Nelson und Grimes zu Captain Steele um. Er wiederholte seine Frage, in einem besorgteren Ton, nachdem er sich eine Übersicht verschafft hatte und die blutüberströmte Kate und den bewusstlosen Alex am Boden liegen sah. „Was ist hier passiert?!“ „Captain!... Sie ist… Lieutenant Gibson… -“ Grimes hielt inne und schluckte. Er bekam kaum ein Wort hervor. „Stone… Er hat… Hat sie erschossen!“ Er kämpfte hart mit sich. „Er hat was?!?!?!“, ungläubig starrte er Grimes mit aufgerissenen Augen an. „Schaffen Sie die Beiden sofort hier raus! Bringen Sie Stone zum General!“ „Captain,… Sir, bei allem Respekt, -“ „Sofort!!!“ „Ja, Sir!“ Grimes drehte sich zu seinen, noch immer verstörten Kollegen um und nickte ihnen, mit den Tränen kämpfend zu. Jason sah sich sein Leben, seine Kate noch einmal an, legte seine Arme um sie und hob sie sachte hoch. Er konnte sich nicht länger zurückhalten. Wieder liefen ihm Tränen über sein Gesicht, bei dem schrecklichen Gedanken daran, sie das letzte Mal in den Armen zu halten. „Warum? Warum nur? Warum hast du mich verlassen?“ Jason ging so langsam wie er konnte. Er wollte sie so lange wie möglich in seinen Armen halten und sie ansehen. In der Sanistation angekommen, traf er auf den Arzt 'Schmiddy'. Geschockt von der Geschichte, die Jason ihm erzählte, wies er ihn an, sie auf eines der Betten zu legen. Behutsam und sehr zärtlich legte er Kate auf das Bett, faltete ihre Hände auf ihrem Bauch zusammen und bedeckte ihren ganzen Körper mit einem weißen Laken, das er von dem Arzt bekommen hatte. Er sah sich das Gesicht seiner Liebe noch einmal an und wischte es ganz sanft mit einem feuchten Tuch sauber. Es färbte sich schwach rot, von dem Blut, das sie zuvor ausgehustet hatte. Jason’ s Hände zitterten und er glitt mit dem Tuch so sanft über Kate’ s Gesicht, das er sie kaum berührte, in der Angst, ihr noch post mortale, kleine Verletzungen zuzufügen. Schmiddy beobachtete Jason’ s Bewegungen und bot ihm an, ihm die Arbeit abzunehmen, doch Jason fauchte ihn nervös an. „Nein! Ich brauche keine Hilfe! Geh!!! Lass’ mich allein!“ Er signalisierte Jason mit einem kurzen Nicken, das er ihn verstanden hatte und kurz darauf ging er und schloss die Tür hinter sich. Er trat einen Schritt zur Seite, lehnte sich an die Wand an und atmete tief durch. Er konnte kaum fassen, dass das, was Jason ihm gerade mit heiserer, zitternder Stimme erzählt hatte, stimmen sollte. Das es wahr sein sollte, das ausgerechnet diese starke Frau umgebracht worden sein soll. „Scheiße!“ Leise murmelte er vor sich hin. Gedankenverloren bemerkte Schmiddy, Matt und Hoot nicht, die um eine Ecke gelaufen kamen. „Schmiddy, wo ist Jason?“ „Matt!, Hoot!... Ihr,… Ihr solltet da jetzt nicht rein gehen. Jason will alleine sein.“ „Okay!“ „Heftige Sache. Das mit Alex mein’ ich!“ „Ja… -“ Hoot stutzte. Er dachte wieder an Kate. An die gemeinsame Zeit hier und die gemeinsame Vergangenheit. Er suchte seine Umgebung hastig nach Punkten ab, die er fixieren konnte um erneute Tränen zu vermeiden. Matt war stumm geworden. Er war zu schwach. „Wo ist Alex jetzt?“ „Das Schwein bekommt, was es verdient!!!“ „Was? Was habt ihr mit ihm angestellt?“ „Nichts! Leider!... Ich würde ihm jedes Organ einzeln rausreißen! …Er ist beim General! Fliegt höchstwahrscheinlich zurück in die Staaten und kommt vors Militärgericht! Ich hoffe er kriegt Lebenslänglich!“ Stille trat ein und wenige Minuten später, fand Matt für einen Moment seine Stimme wieder. Er schrie die Beiden regelrecht an. „Wenn sie ihn nicht einbuchten würden, dann wäre er ein toter Mann!!! Er wäre tot!!!!“ Er schrie Schmiddy ins Gesicht, und richtete seinen Zeigefinger drohend in seine Richtung. Matt schluckte und schon war seine Stimme wieder verschwunden. „Das mit Jason hätte ich Kate gar nicht zugetraut. Ich dachte… Ich dachte, sie wäre von dir,… Matt -“ „Was?... Was wäre sie?“ Schmiddy sah kurz zu Grimes rüber, der ihm hastig und kopfschüttelnd bedeutete, besser nicht weiter zureden, doch Schmiddy redete nebenbei und verstand gar nicht, was Grimes von ihm wollte. „Na ja,… ich dachte; also…, das du… der Vater wärst?!“ „WAS?!?!?!“ Hoot und Matt waren beide sichtlich überrascht und Matt hätte sofort wieder anfangen können zu weinen, zu schreien und um sich zuschlagen. Hoot blieb der Mund offen stehen. Er konnte nichts denken, nichts sagen. Da war nur dieses eine Wort. -"Schwanger." War seine kleine Kate schwanger gewesen? Von Matt? Von seinem besten Freund? Er befand sich in einem Gefühlschaos. „Sie… war schwanger?! Mein… Meintest du das ernst? Aber sie… sie hat nichts gesagt -“ Matt war fassungslos; er schluckte und fuhr sich zitternd durch die Haare. Es tut mir sehr leid, Matt.“ Hoot konnte nichts sagen. Er ließ sich geschockt an die Wand zurückfallen und sank langsam zu Boden. Er verschränkte seine Hände vor dem Gesicht und versuchte, mit wenig Erfolg, weitere Tränen zu verbergen. Er hatte das Gefühl zu zerbrechen. Er hätte sterben können. Seine kleine Schwester; … schwanger, tot; und wie er befürchtete auch schon bald vergessen. In der Zwischenzeit war auch Jason einem Nervenzusammenbruch nicht mehr fern. Er hatte sich ein frisches, weißes Tuch genommen und sich mit einem tiefen und schweren Atemzug dazu durchgerungen, Kate von ihrem Blut zu befreien. Er nahm ein Messer aus seiner Tasche, schnitt ihr Blut durchzogenes Hemd auf und zog es unter ihr hervor. Stumpf ließ er es auf den Boden fallen. Kate lag mit geschlossenen Augen vor ihm. Trotz des Blutes, trotz der Tränen, trotz der Todesangst, die ihr stolzes, reines Gesicht widerspiegelte, sah Jason die würdevolle Persönlichkeit, die Kate war. Es fiel ihm sichtlich schwer sie anzusehen. Da lag sie! Wenn es nicht eine so traurige und verstörende Situation gewesen wäre, hätte Jason ihr lächelnd gegenüber gestanden. Er hatte sie verloren; für immer verloren. Jason bekam kaum Luft. „Warum hast du mich verlassen? Warum hast du das gemacht?“ Er sah die Schussverletzung, die zurückgebliebene, lange Narbe von der Not- Operation, das Blut und leichte Schmauchspuren an ihrem Bauch. Jason dachte an das Geschehene. Er hörte den Schuss und sah wie Kate, für ihn, zusammenbrach. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Langsam und sehr behutsam ließ er das feuchte Tuch über ihren Bauch gleiten. Immer wieder musste er es auswaschen. So viel Blut. Als Jason fertig war, schmiss er das Tuch auf den Boden und griff nach Kate’ s Hand. „Ich verspreche dir! ...Ich werde dich nie vergessen! Wir sehen uns wieder! -“ Er wollte ihr noch so gerne sagen, dass er sie liebte, aber es kam nichts. Jason war schwach, er sackte auf dem Boden zusammen und versteckte sein Gesicht hinter seinen Händen. Seine Gedanken kreisten um Kate und um… um den Moment, als sie ihn verließ und wie sie sich seinem besten Freund hingegeben hatte oder wie sie ihres toten Kindes wegen, im Sterben lag. Er war sich sicher geworden. Kate würde nie zurückkommen. Sie würde ihm nie wieder sagen, dass sie ihn liebte. Sein ganzer Körper zitterte vor Angst, als er sich dazu durchrang, aufzustehen. Er stützte sich am Bettrahmen von Kate’ s Bett ab und berührte dabei versehentlich ihr Bein. Als Jason sie spürte, riss er geschockt seine Augen auf. Er konnte sich nicht mehr halten und sackte erneut auf dem Boden zusammen. Zitternd fuhr er sich durch die kurzen Haare. Es schnürte ihm den Hals zu und er konnte kaum atmen. Jason wollte aufstehen, doch seine Beine erlaubten es ihm einfach nicht. Er hatte das Gefühl, Stunden seien vergangen, seit dem er dort saß. Seine Atmung wurde flacher und flacher. Wenn Jason sich nicht aufrecht gehalten hätte, wäre er vermutlich als tot befunden worden. Es war seine Hülle. Nur ein leerer Körper. Jason rührte sich nicht; er konnte nicht, er hatte keinerlei Kraft mehr. Es fehlte ihm an Energie. Jason war vollkommen in sich versunken. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, versuchte Jason erneut auf die Beine zukommen. Mit Erfolg. Da stand er wieder und blickte auf Kate herab und hätte sofort wieder umfallen können. Doch er tat es nicht. Jason kämpfte hart mit sich und rang sich dazu durch, endlich auf das Bett zuzugehen und das weiße Laken über Kate’ s Körper zu ziehen. Kurz vor ihrem Kopf stockte er. Er sah in ihr lebloses Gesicht. Sah sie nur an und brachte es nicht fertig, etwas zu ihr zu sagen. Dann zog er das Laken weiter. Er sah wie sie verschwand. So würdevoll und bildschön war sie gewesen. Seine Kate, seine Liebe, …sein Leben. Er erinnerte sie an die Zeit mit ihr. Es war nicht viel, aber es war genug um in beiden die Gefühle, die mehr als starken, unscheinbaren Gefühle für einander, zu wecken. Jason fasste sich wieder. Er atmete tief und ging langsam, fast schleichend, auf die Tür zu. Er griff nach der Türklinke und starrte fast zwei Minuten auf seine Hand. Jason wusste nicht, warum er es nicht schaffte die Tür zu öffnen. Er wusste nicht, ob er es einfach nicht wollte, oder ob er nicht die Kraft hatte. Jason drehte sich um und sah auf das Bett und wieder kämpfte er mit den Tränen. Er war sich sicher, das Kate ihm jetzt sagen würde: „Hör’ auf zu heulen!“ Und Jason tat es. Er drehte sich wieder zur Tür und öffnete sie. Jason trat aus dem Raum heraus und blickte in die, noch immer geschockt, depressiv wirkende Runde. Matt hatte sich neben Hoot gesetzt und als er Jason erblickte, drehte er durch. Er sprang auf und ging auf Jason zu. Matt packte ihn heftig am Kragen und drückte ihn an die Tür. Jason stöhnte leise vor Schmerz und verzerrte sein Gesicht. Matt hatte ihn gegen die Türklinke gedrückt und er hatte das schmerzhafte Gefühl, sie würde sich in seine Rippen bohren. „Du mieser Arsch! Du wusstest es! Du hast es die ganze Zeit gewusst!!!“ „Matt! Bist du verrückt? Lass’ mich los!“ „Warum? Sag’s mir! Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie schwanger war?! Ich dachte wir wären Freunde!!!“ "Ja?! Das dachte ich auch, bevor du sie gevögelt hast du mieser, hinterhältiger Wixxer! Du wusstest ganz genau wie ich für sie empfinde und hast trotzdem -" Matt packte ihn fester und erhöhte den Druck auf Jason. Er schrie ihm ins Gesicht und lief vor Wut, rot an. Ohne weiter auf Jason' s Vorwürfe einzugehen, schrie er: „Wie konntest du das für dich behalten?“ „Weil es dich nur verletzt hätte! Sie war nicht mehr schwanger, als sie… als es… passiert ist.“ „Was?“ „Ist doch egal!“ Matt lockerte seinen Griff, geschockt und gedankenverloren stand er da und Jason schlug seine Arme weg ohne Mühe, sich zu befreien. „Wieso war sie da nicht mehr… -“ Matt sah Jason fragend und verwirrt an. Er hatte seinen Ohren nicht trauen wollen, als Jason ihm die traurige, die mehr als traurige Nachricht, geradezu beiläufig mitteilte. Kate war schwanger und Matt war sich ziemlich sicher, dass das Kind von ihm gewesen wäre. Jason hatte gesagt, dass sie nicht mehr schwanger war, als sie… als sie starb. Das hieß für Matt, das Kate sich in vollem Bewusstsein gegen dieses Kind entschieden hatte. Matt wurde klar im Kopf. Er trat einen weiteren Schritt vor Jason zurück, sah ihn kurz an und wollte ihn fragen, ob er mit seiner Vermutung richtig lag. Er setzte zum reden an, doch er konnte nicht. Kein Wort kam hervor und wieder setzte er sich erschöpft auf den Boden. Hoot hatte hart mit sich gekämpft, denn er wusste nichts von der Schwangerschaft oder dem, wie er glaubte, dummen und höchst unverantwortlichen Abbruch. Er hätte Matt und Jason verprügeln können. Jason, weil er ihm und dem Vater verheimlicht hatte, was wirklich mit Kate los war und Matt, weil er seine Schwester geschwängert hatte. Hoot sah die Beiden abwechselnd an und auch er konnte nichts sagen. Die Stimmung war erdrückend. Schweigende Minuten zogen an den Trauernden vorbei. Jason war der erste der Captain Steele bemerkte und verstand, dass er etwas zu sagen versuchte. „Reißen… Sie sich bitte kurz zusammen, meine Herrn! Ich habe Ihnen eine Mitteilung zu machen! -“ Jason fand die Kraft um aufzuspringen und unhöflich fiel er Steele ins Wort. „Geht es um diesen Wixxer Stone? Wie lange kriegt er? Lebenslänglich? Todesstrafe?“ „Reißen Sie sich zusammen, Johnson! -“ Wider viel Jason ihm ins Wort. „Ich will, dass er bezahlt!!!!! Er soll dafür bezahlen!!!“, schreiend und in seiner Trauer so voller Wut, riss er die anderen aus deren Trance und Steele hatte sichtliche Mühen, Jason wieder zu beruhigen. Er wartete kurz bis Jason wieder still war und setzte dann neu an: „Er fliegt zurück in die Staaten. Sicherheitstransport. Dort wird er vors Militärgericht gestellt und wird sich für seine Taten verantworten! Sie vier, Nelson und Grimes fliegen hinterher. Sie werden als Zeugen aussagen. Er wird wegen versuchter Vergewaltigung und Mordes angeklagt. Ihm droht Lebenslänglich; und nicht die Todesstrafe, Johnson!“ Jason verdrehte erschöpft die Augen und wieder hatte er sichtliche Probleme damit, seine Tränen zu unterdrücken. Er kämpfte hart mit sich. „Wann?“ „Noch nicht.“ Wieder hielt Captain Steele inne und fuhr dann schweren Herzens fort. „Es… Es wird für Gibson eine Trauerfeier abgehalten. Das heißt… wenn Sie nichts dagegen haben.“ Dabei sah er Hoot eindringlich in die Augen, als er ihn um Erlaubnis bat. „Sie soll verabschiedet werden! Angemessen und würdevoll! Versprechen sie’s mir.“ „Das ist selbstverständlich, Gibson! Ihre Schwester hat es verdient.“ Es kam Jason wie ein ganzes Jahrhundert vor. Er wartete und wartete, doch es waren nur zwei lange Tage voller Trauer vergangen, bis General Garrison die Soldaten zusammen rufen ließ, ihnen offiziell den Tod ihrer Kollegin mitteilte und ihnen, in gewisser Weise, befahl an der, für den Abend angedachten Trauerfeier teilzunehmen. Jeder der Soldaten hatte schon vorher vom Ableben der Kollegin erfahren. Schweigen und Trauer, hatte die Arbeit und den Tagesablauf schwer beeinflusst. Kaum jemand konnte mit einem klaren Gedanken arbeiten. Die Atmosphäre war sehr gespannt und Jason, Matt und Hoot wurden von allen Seiten, fast peinlich genau verfolgt und beobachtet. Jeder wollte ihnen helfen und sprach ihnen ihr Mitleid aus. Hoot war auf alles und jeden sauer. Nervös und extrem genervt, bekam er nichts auf die Reihe. Sein Bett war nicht gemacht, er bekam kaum einen Liegestütz hin, sein Gewehr hatte er nicht richtig sauber gemacht und bei den Schießübungen traf er nicht einmal die Zielscheibe. Er war so durcheinander, das er selbst Captain Steele und General Garrison genervt so behandelte, als wären sie für seine schlechte Laune verantwortlich. Jason hingegen wurde ruhiger und schien mehr und mehr, in sich gekehrt. Verschlossen mied er jeden Kontakt und jede Unterhaltung. Bei jedem „Es tut mir leid.“ und „Mein Beileid, Jason.“, hätte Jason laut schreien können. Immer wieder stellte er sich die Frage, warum Alex nicht ihn erschossen hatte. Er war sauer auf Kate. Sauer, weil sie sich einfach vor die Kugel gestellt hatte. In den freien Minuten saß er auf seinem Feldbett, die Hände vorm Gesicht verschränkt. Er wollte nichts sehen, nichts hören und am besten auch nichts mehr fühlen. Er saß einfach da. Mitleidige Blicke verfolgten ihn. Von einem Moment zum anderen, sprang er auf und ging schnellen Schrittes zu Kate’ s Raum. Vor der Tür blieb Jason stehen und rang mit sich, die Tür zu öffnen. Er wusste zwar was ihn erwartete, doch er hatte Angst. Aber vor was? Vor dem Gedanken in einen leeren Raum zu kommen und von Erinnerungen überrollt zu werden. Vor der Erkenntnis, Kate dort nicht vorzufinden. Sie dort nie wieder anzutreffen, egal wie oft er den Raum noch betritt oder wie lange er wartet. Jason überkam ein Angstschwall und schnell trat er einen Schritt von der Tür zurück. Er atmete tief durch und fuhr sich mit zitternden Händen durch die Haare. Jason dachte, dass es gut wäre. Er fasste sich ein Herz und trat wieder vor die Tür. Mit einem Ruck war die Tür auf und Jason stand in dem kleinen Raum. Vor sich sah er ein aufgeräumtes Zimmer. Das Bett war gemacht, der kleine Tisch war leer. Nur ein einzelner Ordner stand darauf und Jason hatte eine ungefähre Ahnung, was sich darin befand. Es waren vermutlich alle bisher geschriebenen Berichte von Kate darin. Er trat einen weiteren Schritt in den Raum und sein Blick fiel auf das Feldbett. Bei dem Gedanken daran, was er vor nicht allzu langer Zeit gesehen hatte; bei genau diesem Szenario wurde ihm fast schwarz vor Augen. Er schwindelte und so fand er seinen Platz in der Mitte des Raumes, auf dem Boden. Er saß da und hätte wieder laut schreien können. Wieder und wieder stellte er sich die Fragen, warum er nicht schon eher bemerkt hatte, dass er Kate liebte oder warum er ihr das nicht schon eher gesagt hatte. Es hätte alles verändert. Sie wäre nicht von Matt schwanger geworden, hätte deswegen nicht im Sterben gelegen, Alex hätte vielleicht nie versucht, sie zu vergewaltigen und es wäre niemals zu diesem tragischen Ende gekommen. Jason gab sich die Schuld. Er war schuld an ihrem Tod. Schuld an dem Tod der Frau, die er doch so abgöttisch geliebt hatte. Jason hätte alles darum gegeben die Zeit zurückdrehen zu können. Durch die Hölle wäre er gegangen und bis ans Ende der Welt um sie wiederzuholen. Er wollte Alex leiden sehen. Alex sollte so leiden, wie Jason auch litt. Er sollte seinen Schmerz spüren und zur Hölle fahren. Unglaubliche Wut stieg in Jason hoch und auf einmal stand er wieder. Jason sah sich noch einmal um, sah auf den Tisch, auf das Bett und den kleinen Spind. Dann verließ er den Raum und schloss leise die Tür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)