|Kapitel III|
VIII
»Well when you go
Don't ever think I'll make you try to stay
And maybe when you get back
I'll be off to find another way
When after all this time that you still owe
You're still, the good-for-nothing I don't know
So take your gloves and get out
Better get out
While you can «
Schon eine Ewigkeit, so kam es mir vor, lag ich auf meinem Bett.
Meine Augen geschlossen.
Zum hundertsten Mal dasselbe Lied...
Langsam taten mir die Ohren weh... ich hatte schon länger vorgehabt mir ordentliche Kopfhörer zu kaufen, aber auch dieses Vorhaben war, wie soviele andere, aufgeschoben worden.
»When you go
Would you even turn to say
"I don't love you
Like I did
Yesterday"«
Ein tiefes Seufzen drang aus meiner Kehle.
Wenigstens war der Schultag schnell vorübergegangen.
Ich fühlte mich mies.
Immerhin war ich ziemlich schroff zu Demyx gewesen und seitdem hatte er auf keine SMS und keinen Anruf geantwortet.
Ich spürte wie jemand den Raum betrat und öffnete ein Auge.
Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen.
Ich zog die Kopfhörer aus meinen Ohren und schaltete meinen MP3Player aus.
Roxas ließ seine Tasche auf den Boden sinken und setzte sich auf die Kante meiner Matratze.
Ich schaute ihn an und legte gleichzeitig einen Arm unter meinen Kopf.
"Immer noch nichts?"
Ich schüttelte den Kopf.
Der Blonde legte etwas zögernd seine Hand auf meinen Handrücken.
Ich erschauderte leicht.
Nicht, weil es sich unangenehm anfühlte, sondern, weil es mir ungewohnt vorkam und doch versetzte es meinem Herzen einen kleinen Aussetzer.
Mein Herz...
Roxas sah mich an und lächelte etwas unsicher.
Meine Augenbrauen waren wegen der unerwarteten Berührung etwas in die Höhe gewandert.
"Geh' doch einfach mal bei ihm vorbei..."
Die sanfte Stimme des Blonden hallte in meinen Ohren wieder und das zärtliche Streicheln auf meiner Hand beruhigte mich ungemein.
Erst jetzt fiel es mir auf.
Wenn ich mit Roxas zusammen war, fühlte ich mich immer viel ruhiger und ausgeglichener.
Ruhe...
Ich lächelte.
Lächeln...
Langsam setzte ich mich auf und drückte meinen Freund leicht an mich.
"Roxas..., was würd' ich ohne dich machen?"
Ich stand auf.
"Zum Abendessen bin ich zurück."
Meine Jacke anziehend lief ich aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.
Vor dem Haus schwang ich mich auf meinen Motorroller und fuhr los.
XIII
Ich saß noch immer auf dem Bett meines Zimmergenossen.
Mein Herz raste.
Er hatte mich umarmt!
So nah waren wir uns fast noch nie gewesen.
Sein Duft, seine Wärme... alles hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt.
Meine Wangen waren leicht gerötet, was er in seiner Eile Gott sei Dank nicht bemerkt hatte.
Leise seufzte ich und mein Blick fiel auf ein schwarzes Shirt, dass er wohl, ohne Nachzudenken wie sooft, ans Fußende seines Bettes geschmissen hatte.
Meine Hand streckte sich wie von allein danach aus und griff den angenehm weichen Baumwollstoff.
Fast schon genießerisch nahm ich den Duft des Shirts in mich auf.
Zigarettenrauch, Alkohol... aber zwischen alledem erkannte ich immer noch Axels, für mich unverkennbaren, Geruch.
Dieser angenehme Duft, nicht verfälscht durch Eau de Toilette oder ähnliches, einfach nur der Geruch seines Körpers, nach welchem ich mich heimlich so sehnte...
Langsam ließ ich mich auf die Matratze sinken und hielt weiterhin das Shirt in meiner Hand.
"Ich bin so ein Idiot... Es käme mir doch eigentlich gerade nur Recht, wenn sich die beiden trennen würden..."
Aber wahrscheinlich könnte ich es sowieso nicht ertragen Axel so traurig zu sehen.
Die Zeit verging und ich hörte, wie Sora damit begann das Abendessen zuzubereiten.
VIII
Ein paar Augenblicke später fand ich mich vor dem Haus meines Freundes wieder und klingelte.
Seine Mutter öffnete.
"Ach Axel, lange nicht gesehen. Willst du zu Demyx?"
Ich nickte nur. Zu wem sollte ich sonst wollen?!
"Der hat gerade Besuch. Aber das wird schon in Ordnung sein... geh' doch einfach mal hoch~"
Besuch? Und bei mir hatte er sich die ganze Woche nicht gemeldet.
Ich trat ein und stieg die Treppe in den ersten Stock hoch, in welchem sich Demyx' Zimmer befand.
Aus dem Zimmer war ein Kichern zu hören.
"Ein Mädchen...?" fragte ich mich und zog etwas skeptisch eine Augenbraue nach oben.
Dann war es still.
Ohne zu Klopfen öffnete ich die Tür und tat einen Schritt in den Raum. Ein Fehler.
Sie nur noch in Unterwäsche.
Er ohne Shirt.
Demyx' Blick traf auf meinen.
Leiden...
Ich schluckte schwer und drehte mich ohne ein Wort zu sagen um.
"Axel!"
Wer hätte das gedacht? Er lief mir nach.
Ich drehte mich um, unterdrückte den Drang ihn zu schlagen.
In mir kochte es. Und alles wollte raus.
"Dann mach doch wenigstens Schluss!! Befrei mich von der Qual immer nur ein Ersatz zu sein!"
Meine Stimme war lauter geworden als ich es gewollt hatte. Er sagte nichts.
Liebe...
Ich schnalzte mit der Zunge, schaute ihn etwas enttäuscht an.
Dass er dazu nicht mal mehr etwas zu sagen hatte...
Ich senkte meinen Kopf.
Wand mich ab.
"Das war's."
Ich lief die Treppe hinunter, stürmte fast schon aus dem Haus und fuhr so schnell wie möglich nach Hause.
Eine Träne lief unter dem Verdeck meines Helms über meine Wange.
Tränen...
XIII
Axel knallte die Tür hinter sich und lief die Treppe hinauf.
Ich hatte nur kurz einen Blick auf sein feuerrotes Haar erhaschen können, bevor er die Treppe hochgestürmt war und auch unsere Zimmertür hinter sich zugeknallt hatte.
"Ist wohl nicht gut gelaufen..." meinte ich leise und Sora, der neben mir am Fuß der Treppe stand, nickte nur leise und schaute mit einem Blick, der wohl zumeist aus Mitleid bestand, in den ersten Stock hinauf.
