Vergessene Liebe von la_estrella (Vergib) ================================================================================ Prolog: Der Schmerz der uns blieb --------------------------------- ~Der Schmerz, der uns blieb~ Ich neige meinen Kopf. Versuche der Gegenwart in einem stillen Moment zu entkommen. Man sagt mir, ich solle den Kopf heben und die Augen öffnen. Es kostet mich Kraft. Ich brauche Halt, doch finde ich keinen. Es tobt um mich – wild, zornig, blutig – aussichtslos. Noch immer halte ich mein Gesicht gen Boden gerichtet. Ich kann nicht fliehen. Ich weiß. Die Erkenntnis trifft mich tief. Ist es mein Wille hier zu stehen? Nicht rührend? Ich verweigere mir die ehrliche Antwort. Langsam neige ich meinen Kopf seitlich. Mein Blick ist trüb, schweigt. – So auch meine Stimme. Kein Laut dringt über meine Lippen. Wird es je wieder tun. Ein Teil von mir ist fort. Ich spüre es nicht mehr, will es nicht, kann ich es nicht? Keine Antwort. Der Himmel verfärbt sich rot, der Boden hat es schon längst getan. Es sind die letzten Sonnenstrahlen, die in Ewigkeit ziehen werden. Sie begraben und nehmen mit, was geschah. Mögen sie all dies mit sich nehmen und nie mehr mit zurückkehren. Vieles geht, möchte gehen, zieht dahin. Ewig fort. Ist es das, was sie wollten? Das wonach sie strebten in ihrem Jähzorn? Haben sie erreicht, was sie erreichen wollten und wenn ja, was außer Leid haben sie gewonnen? Ich verstehe nicht. Drehe mich um, siehe nicht nach vorn. Jemand ruft sich einen Helden, erntet Dank und Anerkennung. „Für was?“, flüstere ich. „Für was?“ Man antwortet mir nicht. Es ist nur der Wind, der meine stille Frage mit sich nimmt. Verweht, verweht in einem Dasein ohne Gehör. Die Letzten gehen, ziehen an mir vorbei. Die Wenigen, deren Herz noch schlägt. Sie leben. Das Rauschen des Meeres dringt zu mir rüber. Es ist seine kleine Anteilnahme. Eine, dir nur mir ist. Brauche ich sie? Ich stutze. Frage mich nochmals und lehne dankend ab. Allein. Ich möchte allein sein. Wünsche mich fern und ertappe mich, wie ich nach einem Zuhause rufe, das es nicht mehr gibt. Du. Du bist der Grund, warum ich her kam. Du hast es mir verboten. Wolltest nicht, dass ich komme, und doch tat ich es. Weißt du, ich hab es gespürt. Wusste es in diesen einem kleinen Moment. Es war ein Gefühl, welches sich tief durch meine Brust zog und solange blieb, bis ich begriff. Man wollte mich aufhalten, riss mich zurück, schrie mich an, ich sei dem Wahnsinn verfallen, doch… Sie wussten nicht, was ich spürte und welches lodernde Wissen ich plötzlich in mir trug. Und wenn sie mir geglaubt hätten, sie hätten mich nicht gehen lassen... Und so entwand ich mich ihren Klauen. Ich lief und lief, rannte, dass ich meine Beine nicht mehr zu spüren vermochte. Es war das Brennen in meiner Brust, das mich trieb. Es war das Stechen in meinem Kopf, das mich nach Atem ringen ließ. Es war die Angst im Nacken, die es sich nicht eingestehen wollte. Die Akzeptanz verweigerte, sich der Erkenntnis entwand, sich dem Gefühl entriss, welches mit leiser Stimme hauchte, Du würdest gehen… Gehen - für immer fort. Ich suchte dich. Blickte umher, mich im Kreis drehend – mich selbst fast verlierend. Mein Herz raste. Ein Schrei erklang, der sich aus meiner Kehle schlich und sich entfaltete- entfaltete, zur tiefsten Verzweiflung, die mein Inneres zerfraß. Ich ließ nicht ab dich zu suchen. Dich zu finden in diesem grausamen Schauplatz blutigster Gewalt. Es waren vielleicht nur noch die wenigen, letzten Sekunden, die uns blieben… Blieben, um einander anzusehen, blieben, um unsere Hände ineinander zu schließen, blieben, um einander zum letzten Mal zu berühren, blieben, um im Schweigen zu verstehen, blieben, um einander zu danken, blieben, um die Liebe sprechen zu lassen, blieben, um voneinander Abschied zu nehmen. Nur das begehrte ich. Mehr nicht. Wieso war es mir nicht vergönnt? Du starbst, noch ehe ich dich in meinen Armen halten konnte. Deine Haut kalt, dein Mund trocken, deine Augen geschlossen. Du warst fort. Und was blieb, war der Schmerz. ~ ~ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)