Der letzte Erbe von Sturmfeder (- Das Ende einer Geschichte -) ================================================================================ Kapitel 9: - Vergangenheit, vergeben, vergessen - ------------------------------------------------- ~ Kapitel 9 ~ - Vergangenheit, vergeben, vergessen - Man sah deutlich, wie der Himmel dunkler wurde. Die Nacht kündigte sich an. Das Leben wirbelte auf, als die Sonne völlig verschwand. Der nächste Tag war zuende und das Schloss belebter. Die Lichter brannten hell auf. Es waren traditionsbewusst Fackeln, die durch den Wind flackerten. Ein Zeichen für jeden in der Umgebung sich nicht zu nähern. Dies wussten alle Einwohner des Landes. Es war das Zeichen, dass es bald beginnen würde. Sie kamen zusammen, an diesem Ort, um zu tagen. Feierlich wurde alles geschmückt und ordentlich aufgeräumt. Der Garten war schon seit Monaten herausgeputzt und wirkte, als wäre nie der Tod in das Schloss eingezogen worden. Die Schlossmauern waren in Stand gesetzt und Dienerschaften eilten umher. Es waren die entsandten Diener der Gesellschaft. Sie sollten für das Wohlergehen ihrer Herren sorgen. So war es auch in dieser Nacht. Zwei der Oberhäupter waren schon angekommen. Und in diesem Moment wurden sie geweckt. Schon seit langem jedoch waren die Gastgeber wach. Alucard hatte sich in das Bett bei seinem Zimmer hingelegt, verschränkte seine Arme und sah zur Decke. Er dachte nach. In solch einen Moment vermisste er die Nähe seiner Vampira. Ihre zarte Haut, die sich auf seinem Körper regte. Ihr gesamter Körper bewegte sich so elegant, dass er jedes Mal nur sie wollte. Doch nun war sie nicht hier. Ein kleiner Rückschlag für seine männlichen Triebe. Er hatte es schon genossen, wenn sie miteinander schliefen. Sie lernte schnell und wusste genau, was er möchte. Doch nun war er alleine. Er sah auf einen Punkt an der Decke. Was sie wohl nun jetzt tun würde? Sich sicher um ihr Wohlbefinden kümmern. Seit Monaten ging es ihr nicht sonderlich gut. Er wusste nicht warum. Trotz seiner vampirischen Macht, fand er nie etwas an ihr. Aber vielleicht, weil er nie etwas an ihr sehen wollte, was ein Fehler an ihr sein könnte. Diese Verherrlichung einer Frau war wirklich typisch von ihm. Im selben Moment klopfte es. Er sah auf. „Herein.“, sprach er mit seiner tiefen Stimme. Die Tür öffnete sich und ein kleiner Kopf schaute in den Raum hinein. Er musste bei dem grinsen. „Ähm, Mutter möchte mit dir sprechen.“ Alicen versuchte zu lächeln, aber es wirkte wie ein verzogenes Grinsen. „Ist alles in Ordnung.“ Er stützte sich auf einen Arm und drehte sich zu ihr. Man sah deutlich, wie sich seine Muskeln bewegten. Sein nackter Oberkörper pulsierte förmlich. „Ja, ist es...“, flüsterte Alicen. „Was ist geschehen?“ Er wusste, dass sie log und musste seinen Kopf schütteln. „Kalí sucht mich und ich habe Angst vor ihr und Mutter möchte dich wirklich sprechen.“ Er seufzte auf und warf die Decke von seinem Körper. Alicen blickte zur Seite. Schnell zog er sich an und stand schnell bei ihr. „Wenn du Angst hast, wird sie dich immer weiter aufsuchen. Das ist die Taktik der Ventruen.“, sprach er ruhig. Sie nickte nur leicht. „Du musst noch viel lernen. Wenn du ein Dracul bist, zeigst du deine Angst nicht oder hast erst keine.“ Alicen sah deutlich weg. Sie schämte sich sehr. „Alucard?!“ Er blickte zu ihr herab, als die Tür sich schloss und sie durch den Flur gingen. „Vermisst du Seras?“ „Ja, sehr.“ Sie sah auf. „Sollen wir sie her holen?“ Ihre Stimme hellte sich auf. „Nein, wenn sie nicht will, will sie nicht und ich zwinge sie nicht.“ Alucard war trotz seiner Sehnsucht immer noch sauer auf sie, dass sie sich ihm widersetzte. Dies passierte ihm noch nie, außer bei seiner ersten Frau. Sie lehnte sich immer auf, wenn ihr etwas nicht passte und nach einer Zeit genoss er es. Aber wieso ärgerte es ihm bei ihr? Ärgert er sich überhaupt? Oder war er nur gekränkt, weil sie es kurzfristig ihm sagte? „Sei nicht sauer. Man kann es ihr nicht verdenken...“ Er blickte sie an. „Wie?!“ „Ach nichts,..“ Sein Blick verriet, dass er es nicht lassen will. Was hatte sie damit gemeint, man kann es ihr nicht verdenken? War er so schlecht beim Reisen zu ihr? Oder steckte etwas anderes dahinter? Vielleicht etwas weitreichendes? „Sprich, Mädchen oder du lernst mich noch fürchten!“ Seine Stimme wurde immer bedrohlicher. Alicen sah ihn verschreckt an. „W...Wie?!“ Vorsichtig und zittrig klang sie, aber er ignorierte es. Seine Augen lagen auf sie und so mancher wäre unter diesem Blick zusammengebrochen. „I..Ich.. ich... kann.. kann es dir nicht sagen!“ Sofort wandte sie sich ab und ging einige Schritte schneller voran. Der Vampir hatte keine Mühe ihr zu folgen. Er wollte es wissen. „Alicen!“, drohte er dunkel. Sie wurde schneller. Er folgte. „Alicen! Bleib stehen!“, befahl er nun, aber sie gehorchte nicht. Allmählich flog sie durch den Gang. Jeder Schritt wie eine Gleitung über das Eis. Alucard konnte gemütlich schritt halten, aber wurde langsam ungeduldig. Sie wusste, wenn er sie zu fassen bekam, würde sie es aussprechen, was ihre Mutter verbot darüber zu reden. Überall waren Ohren und Augen. Würde sie es ansprechen, wäre Seras in Gefahr. In großer Gefahr. Was kann sie dafür, dass Alucard es nicht einmal mitbekam. So offensichtlich, wie es war?! Vertieft in ihre Gedanken, merkte sie nicht, wie sie in jemanden hinein lief. Sofort fiel sie zurück und sah auf. Ihre Augen weiteten sich, bis sie einen Ausdruck von Verachtung annahmen. Die Person, mit der sie zusammen stieß war keine andere als der einzige Mensch hier im Schloss. Aisha rieb sich ihren Kopf, denn bei der gleichen Größe, stieß man sich ihn gerne an. Nur leicht blickte sie die Vampirin an und merkte, wie Alucard sofort zu ihnen kamen. Ihre Augen schlossen sich stur. „Pass doch auf, Mensch!“, zischte die Vampirin. Aisha sah sie kurz an und schwieg. „Alicen! Sprich endlich!“ Alucard kümmerte es nicht, was geschah. Er wollte es wissen. Erst jetzt bemerkte das Mädchen, vor wem sie so schnell weglief. Ihr Blick fiel knapp auf den großen Vampir und blieb auf seiner Nichte stehen. Sie erkannte, dass Alicen es unangenehm war und Angst versprühte. „Worum geht es?“, fragte der Mensch und blickte kurz zu Alucard. Sie wusste, wenn sie ihm nicht in die Augen sah, hatte sie verspielt, aber sie konnte es nicht. „Um nichts!“, knurrte sie leicht. Aisha sah kurz zu ihr. „Wohl um einiges. Sag endlich was du gemeinst hattest!“ Er knurrte laut auf, weswegen Alicen zurück schreckte. „Wenn sie so weiter schreien, wird sie erst recht nichts sagen!“ Aisha's Tonfall war stark und voller Mut. Sie lehnte sich nur mit ihrer Stimme gegen ihn auf, ohne ihm in die Augen zu sehen. Die roten Augen des Vampires richtete sich auf den Menschen. Er zuckte auf. „Wie bitte?“ Nun sah sie ihn an. Widerstand war in ihren Augen zu lesen. Mut und Stärke. Sie dachte nicht einen Moment daran schwach zu werden. Sie sah nur ihr Ziel und das war sich ihm zu widersetzen. Alucard grinste bei ihren Verhalten, ihren Blick. Abrupt lachte er auf. Ein herzliches, erfreutes Lachen. „Wie in alten Zeiten, oder?!“ Die Mädchen sahen sich fragend an. Doch Alucard lachte weiter. „Es ist gewiss nicht wie in alten Zeiten!“ Sie setzte an und wandte sich nun völlig zu ihm. Der Blick des Vampirs blieb grinsend auf ihr stehen. „Woher willst du dies wissen, wenn du dich nicht einmal an dies erinnerst oder erinnern willst?! Ich könnte dir ja sagen, dass du an den meisten Problemen meines menschlichen Lebens Schuld warst, du könntest es nicht widerlegen, weil du es nicht mehr weißt, oder nicht mehr wissen willst.“ „Wohl vermag ich dies schon, wenn ich es auch möchte. Doch ich bezweifle, dass ihr lügen verbreiten würdet, nur um mich zu schwächen, geschweige zu erniedrigen oder zu unterdrücken. Seit euch gewiss, ich werde dies nicht im geringsten zulassen. Ihr habt schließlich keine Macht über mich!“ Wieder lachte er auf. „Die selben Worte. Die selben Worte...“, sprach er erfreut, als hätte sie ihm eine Erkenntnis gegeben. Aisha schüttelte nur ihren Kopf. „Tze.“ Sie wandte sich um und sah zu Alicen. „Ich brauche kurz deine Hilfe. Lassen wir ihn lieber alleine, bevor er noch mehr wirres Gerede von sich gibt.“ Sie nickte nur. Alucard hörte nicht auf, selbst als beide weiter gingen. „Du kannst vor deiner Vergangenheit nicht fliehen, Kleines.“ Aisha hörte es aber blieb nicht stehen. „Wer sagt, dass ich dies möchte?! Ich bin nun einmal ein Mensch und diese werden wiedergeboren, um zu vergessen.“ Und dann schwieg er. Sie ging unruhig umher. Das Gespräch hatte sie aufgewühlt. „Bist du dir sicher?“ Sie horchte auf und nickte immer wieder von Neuem. „Ja, keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Es zeigt nur, dass er nicht warten kann. Gut das ich es weiß, danke nochmals.“ Erneut lauschte sie den Worten und ging weitere Schritte umher. Ihr Körper drehte sich und man erkannte ein Telefon an ihrem Ohr. Ein Ferngespräch. „Machen dir keine Sorgen, ihr wird nichts geschehen. Er sorgt gut für sie. Abgesehen davon, seine Macht ist genug, um sie vor allem zu bewahren. Er ist nun ein Teil des Spieles geworden.“ Sie ging weiter umher und lauschte. Die Stimme wurde immer hysterischer. Sie grinste nur dabei. Sie kannte ihn nur kurz, aber hätte ihn nie so eingeschätzt. Besorgt und voller Panik. „Bitte. Das wird nicht passieren. Und nein.. sie sollte es nicht erfahren. Sie ist bei eure Partnerorganisation. Wenn diese erfahren, was hier auf dem Spiel steht, werden sie schneller hier sein, als man denkt und alles zerstören. Chaos wird ausbrechen und so alles zunichte gemacht, wofür ich Jahrhunderte gekämpft habe. Dies wird mir nicht noch einmal passieren.“ Sie war entschlossen. So lange hat sie darauf gewartet, bis der richtige Moment kam. Nun sollte er da sein. „Wenn sich etwas anbahnt, was folgen haben wird, werde ich es dir berichten,... und natürlich über ihr Wohlbefinden und das des Kindes, falls es jemals geboren werden sollte.“ Sie lachte auf. „Ich bin nicht pessimistisch, nur realistisch. Du vergisst, dass ich dies selber durchgemacht habe und beinahe verstarb. Und ich bin eine Geborene, wie wird es mit einer jungen Vampirin sein, eine Gebissene?“ Die Person am anderen Hörer schwieg. „Du siehst, ich bin realistisch, aber denke nicht, ich werde nichts, was in meiner Macht und Wissen liegt tun, um ihr zu helfen. Dies ist Unfug. Ich werde sie beschützen und dafür sorgen, dass sie nicht alleine bei dieser schweren Zeit sein wird.“ Sie lauschte seiner Antwort und nickte zufrieden. „Du bist klug, das weiß ich zu schätzen. Danke, dass du nicht gleich voreilige Entscheidungen gezogen hast.“ Er sprach von Neuem. Samantha hörte aufmerksam zu. Sie merkte kaum, wie es klopfte und jemand eintrat. Erst nach einer halben Drehung sah sie in die roten Augen ihres Bruders. „Ja, ja... verstehe. Ich werde es ausrichten. Gut, danke. Ich melde mich, wenn etwas Neues vorliegt. Auf wiederhören.“ Sie legte auf und steckte ihr Telefon in die Hosentasche. Er blickte sie weiter an. „Du wolltest mich sprechen.“ Ruhig und ernst war sein Ton. Samantha begann zu lächeln. „Ja, wollte ich.“ Er sah sie fragend an. „Oh, richtig. Setze dich doch bitte zuerst.“ Sie deutete auf einen Stuhl in ihrer Nähe. „Ich stehe lieber, also .. was möchtest du mir sagen?!“ „Warum so genervt?“ Alucards Blick wurde durchdringender. „Samantha!“, knurrte er. Sie musste nur Lächeln. „Entschuldige. Nun, weswegen ich dich hier haben wollte. Erinnerst du dich noch an deinem kleinen Zusammenbruch?“ Er sah sie an. „Zusammenbruch? Samantha, sei ehrlich, was willst du wirklich?“ Seine Schwester lächelte leicht. Sie konnte ihm kaum etwas vor machen. „Entschuldige.“ Sie setzte sich und sah zu ihm auf. „Ich muss dir etwas erzählen. Bezüglich Seras.“ Er horchte auf. Der Blick wirkte einerseits sanft, aber doch besorgt. „Was ist mit ihr? Ist etwas passiert? Geht es ihr gut??“ Leichte Hysterie war zu vernehmen. Er ging ungeduldig auf sie zu und wollte im ersten Moment ihren Kragen packen, aber ihre Augen ließen ihn stoppen. Sie grinste nur erheitert. „Bitte, ihr ist nichts passiert. Ich wollte dich nur darauf hinweisen, wo sie nun ist.“ „Wie, wo?“ Samantha legte ihr Handy auf den Tisch und sah ihn nur kurz an. „Seras wurde vor vor wenigen Stunden abgeholt. Man bringt sie in Sicherheit, sozusagen.“ Alucard atmete schwer. „Was soll das??? Wieso?“ „Hör zu, ich weiß, du verstehst es sicher im ersten Moment nicht, aber es ist wichtig, dass sie von eurem Heim wegkommt, wenn erst einmal herauskommt, dass...“ „Wo ist sie!!“ Er wurde sehr laut. Seine Sorge unterdrückte seine gute Erziehung. Wo war sie? Wieso war sie weg? Wer hat sie genommen? Wieso? Was ist hier nur los? „Bitte. Ich kann es dir jetzt im Moment nicht erklären, es wäre unklug, aber glaube mir. Sie ist in guten Händen.“ Samantha stand auf und umfasste eine seiner Hände. Ihr Blick war voller Liebe. Dennoch konnte sie ihn nicht verstehen. Seine Sorge war nun erheblich größer als zuvor. „Sag mir endlich wo sie ist!“ Er schrie sie nun an. Seine Schwester sah ihn immer noch lächelnd an. Sie dachte nicht daran, es ihm zu sagen. Er sollte nur bescheid wissen. Mehr war es nicht. „Wenn du schreist, werde ich es dir erst recht nicht sagen. Du musst nur wissen, dass sie nicht in Gefahr ist. Das ist das Wichtigste. „Für mich ist das Wichtigste, dass sie hier ist!“ Er ließ nicht ab. Seine Panik steigerte sich ins unermessliche. Samantha sah ihm tief in die Augen. Ihre Stimme war ruhiger als zuvor und wirkte somit bedrohlicher. Sie nutzte ihre kleine herrische Macht, um ihn zur Ruhe zu zwingen. „Und warum ist sie denn nicht hier, wenn du sie hättest mitnehmen können?“ Er schwieg. Sie hatte recht. Warum nicht? Diese Frage stellte er sich immer wieder. Doch er konnte sie sich nie beantworten. Sie wollte nicht, dies war Fakt, aber er konnte sich den Grund nie vorstellen. „Sag es mir, wenn du es weißt.“ Ungeduldig und genervt. Er schloss seine Augen und versuchte seinen Ärger zu vergessen. Samantha seufzte auf. Sie wusste nicht, ob es klug war es ihm zu sagen, aber es war noch dümmer es ihm vorzuenthalten. Es würde alles nur verschlimmern, aber andererseits war es seine eigenen Schuld. Wieso fiel es ihm auch nicht auf?! Eine kleine Zwickmühle, in der sie sich ungern aufhielt. Sollte sie das Risiko eingehen? Wieso nicht, denn nun war sie vor den Augen der Anderen gewahrt. „Du hast keine Ahnung, oder?“ Alucard schwieg. „Du weißt es wirklich nicht?“ Sein Blick verriet ihr die Antwort. Es war schon ein kleiner Witz. „Verstehe.“ „Rede nicht um den heißen Brei, sondern sag es mir!“ „Setze dich zuerst.“ Er blieb stehen. So stark und fest wie ein Fels. Sie lächelte auf. „Nun gut, wie du willst.“ Sie holte kurz Luft. „Sicher sind dir einige Veränderungen bei ihr aufgefallen. Erhöhter Durst, doppelt geschärfte Sinne, meistens kurz vorm Morgen Müdigkeitserscheinungen, Übelkeit oder Muskelschwund...“, zählte sie sorgsam auf. „Zu mindestens sind es die Dinge, die sie mir in einem ihrer Briefe beschrieb.“ „Ja, sind mir.“ Er sah sie kurz an. „Ist sie etwa krank?!“ Samantha kicherte leise. „Es ist mir ein erhebliches Rätsel, wie es dir nicht aufgefallen sein kann. Jeder, aber jeder in der Welt der Vampire hat es sicher spätestens in dem letzten Monat gemerkt, dass es etwas in der Welt nun existiert, was mächtig ist. Und dir spaziert es vor deiner Nase herum.“ Alucard hob eine Augenbraue. Seras soll gefährlich für die Vampire sein? Sie ist doch schwächer ,als er selbst. Seine Schwester sah seinen fragenden Blick und lächelte breit. „Ich spreche nicht von Seras,...sondern von dem, was sie in sich trägt. Bruder, her je, sie ist schwanger!“ Das Wort verhallte in seinem Gehirn. Er stockte erst, fing sich und realisierte erst wenige Sekunden später, was diese Worte bedeuteten. Schwanger?! „Bitte?“, brachte er als Einziges heraus. Er wusste, er war leicht vernarrt, aber das er so etwas nicht sah, war für ihn schon fast unmöglich. War seine Verherrlichung, seine rosa-rote Brille etwas so stark, dass er solch eine Veränderung geschickte ignorierte oder war er auf seine Tage ein fach blöd geworden? „Ja, ich wundere mich schon, warum du es nicht bemerkt hattest. Ich dachte immer, du bist sehr stark. Aber ich glaube, ich kann mir den Grund denken. Sicher ist ihre Ausstrahlung als Schwanger zu betörend und deine instinktive Verherrlichung deiner Frauen ließ es dich nicht sehen, aber es ist dennoch einfach nur.... dumm.“ „Was soll das heißen, sie ist schwanger?! Ich verstehe nicht, wie ist dies möglich??“ Er hörte nicht auf ihre Erklärung und sah ihr auch nicht nach, als sie im Raum umher ging. Er spürte nur, wie sich sein Körper ermattet hatte und auf den Sessel rutschte. Schock machte sich breit. Sie war Schwanger. Von ihm! „Wie das möglich ist? Nun, weißt du.. wenn eine Frau und ein Mann sich sehr lieb haben, kann es passieren, dass die kleinen Männchen des Mannes..“ „Schweig! Ich weiß gewiss, wie eine Frau schwanger wird!! Aber sie ist eine Vampirin!“ „Ich doch auch und siehe da, ich habe auf wundersame weise eine Tochter, die auch wächst...“, spöttelte sie und grinste breit. Er konnte nur aufknurren. Samantha musste leise lachen. „Alucard, da sie schwanger ist, kann es nur heißen, dass sie deine der Wenigen ist, die dazu fähig sind. Es gibt eben viele Dinge, die du über die Vampire noch nicht weißt.“ „Dann erkläre es mir!“ „Mit Nichten. Denn im Moment ist wichtig, dass es kein anderer erfährt. Die Tatsache, dass ein Kind von dir unterwegs ist, ist eine Hiobsbotschaft für die Gesellschaft!“ Ihre Stimme wurde eindringlicher. Er musste stillschweigen bewahren. Doch das Schlimmste kam noch. „Du meinst ebenso, dass ich sie hier nicht einbeziehen sollte?!“ Er musste sich von ihr fern halten. In einer Zeit, in der er lieber bei ihr wäre. „Solange die anderen noch nicht angekommen sind? Ja. Mache dir keine Sorgen. Sie wird schon hier her kommen, wenn ich der Meinung bin, dass alles unter Kontrolle ist und dazu gehören auch die Oberhäupter. Ich werde, wenn alle hier sind, Aisha sagen, dass sie extra auf sie achten sollte...“ „Involviere sie nicht noch mit ein... Ein Mensch ist den Massen an Vampiren nicht gewachsen. Sie würde eher zusammenbrechen!“ „Würde sie nicht und wenn. Einige der Oberhäupter sind auf unserer Seite.“ „Du meinst deine. Ich erfülle hier nur meine Pflicht als Mitglied der Familie. Dies ist dein Kampf, meiner besteht noch davor.“ „Mache dir keine Sorgen. Ich werde dafür sorgen, dass sie es übersteht und ihr ein kerngesundes Kind zur Welt bringt.“ Sie wusste, dass er die Gefahren kannte. Ein Vampirbaby, so hörte man, hat gerne die Absicht das Innenleben der eigenen Mutter zu zerfleischen, wenn es mit seiner Kraft aus ihr ausbrechen möchte. Kaum einer überlebte es. Selbst Samantha trug noch ihre Wunde mit sich umher. Sie hatte es ihrer großen Heilungskraft zu verdanken, dass sie noch vor ihm stand. Aber auch, dass ihre Tochter schwächer war, als alles anderen Kinder, die sie kannte und eine Ruhe verbreitete, die schon unheimlich war. Er nickte nur kaum erkennbar. Die Ausmaßen, was das Kind anrichten konnte, mag er sich nicht im geringsten ausmalen. Es würde nicht nur Seras in Gefahr bringen, sonder alles, was um ihn herum ist. Sie sah es in seinem Blick. „Alucard, woran denkst du?“ Seine roten Augen sahen nur auf und schweigend blickten sie sich an. Erst Sekunden und sie schrak zurück. Er hatte alles bedacht. Er war klug und dies erkannte man, indem er wusste, was passieren könnte. Er wog ab und wusste, wozu alle hier waren. Er war ein weiser Mann, der es verstand in der Politik zu wirken, selbst wenn er es nicht wollte. Seine Instinkte waren darauf nur geschärft. Samantha beugte ihren Kopf. „Du wusstest es.“, zischte er. Sicher, sie wusste es. Es war nicht zu vermeiden, wenn sie dies erreichen wollte, wovon sie so oft schon träumte. Ruhe und Frieden. „Du weißt, wie es enden wird.“ Er stand auf und fixierte sie erbost. Gewiss wusste sie es. Wieso auch nicht? Sie war klug und lernte schnell. Sie Wusste, wie einige dachten und sie wusste, wie es irgendwann enden wird. Doch was sie nicht voraussah war seine Reaktion. Wie ein Blitz schellte seine Hand an ihre Kehle und packte zu. Sie konnte nur aufächzen, als er sie hoch hob. So etwas hatte er noch nie mit ihr gemacht. Sie war sein ein und alles. Seine geliebte, kleine Schwester, aber nun zeigte er auch ihr, wie unbarmherzig und brutal er war. Er zeugte ihr all das, was die Menschen zu seiner Zeit schon wussten. Er ließ nie etwas ungebüßt. „Sag mir warum??“, schrie er. „Wieso du dies schon wieder tust??“ Er hatte recht. Sie tat es schon wieder. Benutzte ihn und missachtete seinen Rat. Bohrt durch jede Wand mit ihrem eigenen Kopf, aber erreichte nie etwas, sondern zerstörte. Und nun machte sie es von Neuem. Samantha sah ihn nur wehleidig an. Der Griff war zu stark und sie dachte, ihr würde der letzte Rest ihrer Luft herausgepresst werden. Leises Keuchen mit einem Quieken war zu vernehmen. Sie baumelte weiter über den Boden. Sie wollte es ihm nicht sagen. „Sprich, Weib!“, keifte er. Samantha kniff ihre Augen zusammen und weinte. Sie ahnte nicht, wie schmerzhaft alles für ihn war. Sie hatte es nie geahnt. Denn wie konnte sie. Sie war eine Vampirin, ein Monster, eine Bestie, eine herzlose Frau, die nur mit den Gefühlen andere spielt, wie auch mit seinen. Alucard sah es und ließ sie fallen. Sie weinte leicht. Er ging zu weit. Erst als sie auf den Boden war und ihren Hals umschlang, fand sie wieder die Worte. „Es ist wahr...“, keuchte sie schwer. „Ich tue dasselbe, wie schon ein mal zuvor. Ich spiele mit den Menschen, ich spiele mit allen um mich herum, aber ich tue nichts anderes, was du nicht auch getan hast, als Mensch!“ Ihr Blick wich zu ihm hoch. Er sollte ruhig hören, was ihm zuvor keiner traute zu sagen. Er war selbst als Mensch schlimmer als ein Vampir, ein Monster eine Bestie, eine herzlose Gestalt. „Es wird enden, wie es das letzte Mal endete.“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Dieses Mal nicht! Dieses Mal ist alles anders! Dieses Mal habe ich die Trümpfe, nicht sie!“ „Aber dieses Mal bin ich nicht mehr fähig als letzte Möglichkeit!“ Er biss sich auf die Unterlippe. Er sprach die Wahrheit. Es war ein kleines Geheimnis, welches er mit sich trug. Sie wusste es und er wusste es, wenn auch die Anderen. Es war der einzige Grund, warum er den Platz einnahm als ihr Repräsentant. Wie die Geschichten über seine selbst so schnell verbreitet wurden und er in der Menschenwelt ein kleiner Kult war. „Ich brauche dich auch dieses Mal nicht.“ „Ach? Und wer deiner Meinung sollte es werden? Deine Tochter? Deine Tochter, die schon vor einem kleinen Weibsbild, kleiner und kränker als sie, Angst hat? Oder ein ungeborenes Kind, wo man nicht einmal weiß, ob es die Geburt übersteht, geschweige die Mutter.“ Sie lauschte seinen Vorwürfen. Er hatte wahrlich alles durchdacht. Er wusste, worüber alle hier abstimmen werden. „Nein, nicht diese Tatsache. Es wird einfach anders sein, denn dieses Mal werde ich dem nicht alleine gegenüber stehen. Am Ende wird alles anders sein. Eine neue Ordnung wird kommen und keiner wird es wagen sich zu erheben. Keiner wird es wollen.“ Sie war sich ihrer Sache sehr sicher, aber ihr Bruder vertraute nicht darauf. Es endete schon damals alles anders, wie sie es wollte. Damals, als er noch nicht einmal wusste, dass solch eine Ordnung unter den Untoten herrschte. Es war ein Nacht mit einem hellen Mond, der eine Sonne glich. Kein Mensch wagte sich aus dem Haus. Die Wälder waren tief finster. Jedes Tier war still, denn nur ein Wesen war in dieser Nacht unterwegs. Bereit zu töten. Eulen riefen und die Wölfe rasten zurück zu ihren Rudeln. Licht brannte, wenn man zum Horizont blickte. Sie haben es sich seit Tagen dort gemütlich gemacht. Es war ein großes Haus, welches kaum auffiel. Reiche Leute ließen es zu der Sklavenzeit erbauen und beherbergten es seit Jahrhunderten nicht mehr. Nur ein Wesen ließ sich dort nieder. Seit Tagen kamen Personen und gingen hinein. Man hörte jede Nacht einen Menschen schreien. Sie aßen und fraßen. Sie lebten in einer einzigen Orgie, aber dieser Abend sollte besonders werden. Die Dorfbewohner verrammelte alles. Sie hatten Angst. Doch die Warnung erreichte nicht jeden und so ging unbehelligt ein Weib durch das Unterholz. Jung und voller Lebenssaft. Ihr Haar war braun und wurde vom Mond erhellt. Es schimmerte faszinierend violett. Sie tänzelte weiter und drückte einen Korb voller Waldfrüchte an sich. Sie suchte Blumen und packte eine Flasche Wasser ein mit Tüchern. Ihr Weg war ihr bekannt, dennoch schritt sie vorsichtig weiter. Kein Tier war zu hören, doch dies machte sie nicht im geringsten nervös. Diese Frau hatte zu viel vertrauen in Gott. Erst als sie im tiefen Wald stand, lauschte sie in die Gegend. Das bedrückende Gefühl schlich sich in ihr Herz . Sie sah sich um. Die Stille herrschte vor, doch sie wusste, sie wurde beobachtet. Ihre Augen weiteten sich. Dann war nur noch ein Schrei, der durch den Wald hallte. Der Korb fiel und es war wieder still. Nur ein Flattern und die Eule rief wieder hindurch. Ferner ab raste eine Kutsche über den steinigen Weg. Sie flog in die Höhe und krachte wieder hart auf. Die Pferde schnaubten und rannten weiter. „Ah, verdammt.“, grummelte eine tiefe Stimme und rieb sich seinen Kopf. „Der Fahrer sollte gehängt werden.“ Er sah wütend in dessen Richtung. Eine Frauenstimme lachte auf. Es war ein herzliches Lachen. „Brüderchen, du vergisst, der Mann wurde schon gehängt. Er ist untot, er befolgt nur meinen Befehl, egal auf welchen Weg und nun einmal sagte ich, so schnell wie möglich, als setzte dich hin und genieße die Fahrt.“ Sie legte eine Hand auf seinen Schenkel. Er nickte und lehnte sich wieder an. Man erkannte, dass er nervös war. Die Anspannung ließ sich nicht verbergen. „Wieso noch mal möchtest du dahin?“ Sie sah zu ihm. „Ich möchte nicht, ich muss. Ich bin leider ein Teil der Vampirgesellschaft und muss anwesend sein.“ „Dir ist schon bewusst, dass du dort nichts zu sagen haben wirst, sondern einfach nur da bist. Deswegen verstehe ich nicht, wieso du mich mitnehmen wolltest.“ „Damit du lernst. Ich bin schon mein gesamtes Leben ein wandelnder Vampir, aber du erst seit einigen Jahren. Du musst langsam die Welt verstehen, in der wir uns befinden. Die Welt, die nicht nur aus der Ordnung der Menschen besteht, sondern ach aus unserer. Und ich weiß, du bist sehr klug und wenn du erst dort bist, wirst du auch diese verstehen. Du sollst nicht nur als Mensch in der Gesellschaft aufblühen, sondern auch als Vampir. Ich bin mir sicher, dass du dich etablieren kannst.“ Er sah sie an und schmunzelte. „In ihren Augen werde ich nur Abschaum sein.“ „Wirst du dies zulassen?“ Sein Grinsen wurde breiter. „Sicher nicht. Du sagtest doch, dass ich anders als jeder Vampir bin, den du kanntest. Du hast nie einen getroffen, der von einem Mensch zu einem Vampir wurde, ohne jemals gebissen zu werden.“ Sie musste schmunzeln. Ihr Blick wich zum Fenster. „Dennoch bist du besorgt, was gar nicht zu dir passt.“ Die Frau lächelte lieblich. „Sicher bin ich dies. Ich traue keinen von ihnen. Sie sind anders, als du glaubst. Reine Bestien.“ „Was deiner Meinung sind wir? Zahme Hunde?“ Sie grinste. „Sicher nicht, aber sie kennen solche Regungen wie Liebe und Zuneigung nicht. Für sie ist es Verschwendung.“ Sein Blick durchdrang sie. „Sei ehrlich, wir werden am Ende auch nicht anders sein.“ Sein Lächeln war für sie eine Wohltat. Er hatte Recht. Am Ende werden sie es genießen, wie wilde Bestien zu schlachten, wenn es jetzt nicht schon so ist. Die Frau sah aus dem Fenster. Das Haus war schon in Sichtweite. Und es schien, als würde bald ein Fest starten. „Die traditionellen Fackeln sind angezündet. Es ist ein Zeichen, dass es bald beginnt.“, seufzte sie auf. Er blickte heraus und sah deutlich, wie sie rötlich aufflammten. Es geschah abrupt. Von gelb auf rot. „Und was heißt dies? Besuch ist angekommen?“ Seine Schwester sah hinaus. Sie knirschte mit ihren Zähnen. „Nein. Es heißt, dass das große fressen beginnt. Ein muss vor solch einer Veranstaltung. Der Mensch, der dafür besorgt wurde tut mir jetzt schon Leid.“ Er sah zu ihr. „Was tun sie mit dem Menschen?“ Die Frau blickte ihn lächelnd an. „Ich sagte doch schon, das große Fressen. Sie werden die Person zerfleischen und deren Blut auflecken oder saugen. Eine kleine Orgie kann man sagen.“ Er sah wieder hinaus. Auch wenn er seit Jahren schon unter ihre Fittiche in die Welt der Vampire eingeführt wurde. Selbst wenn es schon fast ein halbes Jahrhundert war, konnte er sich noch nicht mit deren Exzessen anfreunden. Sie waren für seine Verhältnisse schlimmer, als das, was er je getan hatte. Sie erkannte seine kleine Abscheu. „Lass dir dies nicht ansehen.“ Sie fuhren zum Eingang herum. Die Kutsche hielt und die Pferde schnaubten laut. „Sie werden dich damit aufziehen und niemals wirst du in ihren Augen mehr Wert sein.“ Er nickte und setzte sich wieder hin. Sie waren da und man vernahm schon die Diener, die ihre Tür öffneten. Höflich baten sie heraus. Beide folgten und blickten hoch. Das Haus war kaum geschmückt, aber es hingen überall Fackeln. Sie brannten rot auf. Die Frau sah sofort wieder herab. Ein Leuchten war zu erkennen. „Ab hier überlässt du mir das Reden.“ Er schwieg und folgte ihr mit gleichmäßigen Schritten. „Lady Samantha. Seit mir gegrüßt.“ Eine tiefe Stimme durchschallte den Eingang. Ein alter Mann, der noch eben mit einem Kind sprach, wandte sich ihnen zu. Sein graues Haar war sauber nach hinten gebunden. Sein Lächeln war dies eines erfreutes Knaben gleich. Sofort kam er mit offenen Armen auf sie zu. Samantha blieb stehen und verneigte sich leicht. „Sécar. Was für eine Freude. Wie kann es sein, dass ihr hier seit, wenn doch die roten Fackeln leuchten?!“ Der Mann lachte auf. „Ich habe euch erwartet. Schließlich möchte ich euch begleiten, wenn wir nun gleich zur Abstimmung gehen.“ Samanthas Augen rissen sich auf. „Wie? Die ist schon jetzt.. aber ich meine...“ Sécar schüttelte seinen Kopf. „Ja, es bedeutet es auch, aber sie wollen sofort danach der Pflicht nachgehen, im halbtrunkenden Zustand.“ „Ich schätze es, dass ihr dies nicht teilt.“ Der Mann lächelte. „Wozu? Ich habe kein Verlangen nach dem Blut dieser Frau. Sie werden auch bald sehen, warum.“ Er deutet auf eine große Tür. Sie sollte ihm folgen. „Bevor ich es vergesse. Verfolgt ihr immer noch diesen waghalsigen Plan? Wollt ihr immer noch euren Vater helfen?“ Samantha lächelte leicht auf. Sie spürte genau, dass ihr Bruder sie fragend anblickte. „Ja, ich gebe zu, ich verfolge noch meine Absicht. Wieso sollte ich denn nicht?! Und ich bin mir auch sicher, dass ich sie auch finden werde. Sehr sicher sogar, dass sie nicht weit ist.“ Der Vampir lächelte. „Ich weiß. Nun folgen sie mir.“ Sein Blick wich kurz zu ihrem Bruder. Höflich lächelte er. Beide folgten sofort in den Raum. Sofort brach ein fürchterlicher Geruch auf sie zu. Eine Schwade von Rauch und schwerer Luft. Sie gingen nur einige Meter, als Sécar stehen blieb und sich an ein Geländer fest hielt. Er sah hinab. Auch Samantha blieb stehen und erkannte einen rund geschnittenen Raum. Auf ihrer Ebene ging das Gelände herum und bot eine Fläche zum stehen. In der Mitte ging es weit hinab. Sie blickte herunter und auch ihr Bruder war angekommen und sah hinab. Dort waren sie versammelt. Versammelt auf Metern von Kissen in einer Rauchschwade, die einem Nebel glich. Sie lagen versammelt um etwas herum und labten sich wie wilde Tiere. Die Kissen, vorher weiß, waren rot. Getränkt vom Blut. „Mh, sie haben schon begonnen.“, sprach der ältere Vampir. Sein Ton lag in einer Schwebe von Mitgefühl und bedauern. Sekunden vergingen, als er zur Seite sah. Sein Blick wich zur Seite und blieb auf Samanthas Bruder heften. „Bekommen sie davon schon Durst?“ Sein Tonfall war neckend, aber doch voraussehend. „Nein.“ Er sah ihn nicht an, sonder blieb auf den Geschehen haften. „Wie gesagt, das arme Ding.“, sprach er von Neuem. Samantha seufzte auf. Es war wie ein Glockenschlag, welche die anderen aufhören ließen. Sie sahen teilweise hoch und richteten sich auf. Einige gingen von dem Opfer herunter, andere blieben noch Momente auf dem haften. Man sah, dass es ein junges Mädchen war, nicht älter als 16. Sie keuchte schwer und konnte sich kaum mehr bewegen. Ein leerer Blick verriet, dass sie bald starb. Doch würde sie nie als Vampir auferstehen. Wenn sie nicht zerfleischt werden würde, hätte man sie vorher vergewaltigt und ihr die Unschuld entrissen. Erst bei diesen Anblick schrak Samantha auf. Sécar bemerkte es und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Es tut mir Leid.“ Ihr Bruder sah sie fragend an und fuhr wieder zu dem Mädchen. „Was ist mit dir, Samantha?“ Doch sie ignorierte seine Frage. Ihr Atem stockte noch mehr. Verbissen ballte sie ihre Hand zu einer Faust und Wut staute sich auf. Es wurde nicht besser, als sie das Kichern und Lachen der Vampire vernahm. „Du wusstest es!“, zischte sie zu Sécar. Er seufzte leicht. „Nicht lange. Ich habe sie nicht her geholt. Erst als ich sie sah, ist es mir aufgefallen. Gewiss waren sie genauso überrascht, als sie diese sahen, wie du jetzt. Wie gesagt, es tut mir Leid. Du musst wohl noch ein Leben warten...“ Sie entspannte sich. Ihr Leben schwand, aber sie lächelte unentwegt. Ja, im nächsten Leben wird sie ihre Rache erhalten. „Verstehe, nun, man kann es nicht mehr ändern. Also macht, wozu ich hier bin. Stimmt ab.“ Ihr Bruder wirkte besorgt, aber schwieg. Er war verwirrt. Was war mit diesem Mädchen? Wieso war sie so wichtig für Samantha? Die Blicke der Vampire verrieten ihm, nicht mehr. Es schien, als würden sie sich köstlich amüsieren. „Ja, dies wird sofort kommen.“ Er nickte herab. Die Vampire regten sich und einige Diener schleppten den Leichnam heraus. Gesättigt von der Mahlzeit legten sie sich hin und nahmen von ihren Dienern die Pfeifen entgegen, wie auch andere Bequemlichkeiten. Man sah, dass es bald zu einer sexuellen Orgie ausahnden würde. Liebessklaven verwöhnten ihre Herren und Frauen räkelten sich auf männliche Körpern. Ein Lachen erklang. „Sécar!“, rief eine Frauenstimme lachend herauf. „Schön euch zu sehen und gewiss auch eure kleine Angebetete. Wie hieß sie noch gleich?“ „Samantha, Lorén, Samantha.“ Er lächelte wenig. Selbst sein Blick war nicht mehr so sanft. „Verstehe. Gut, wenn dies so ist.. sind nun alle da. Wir die Clanoberhäupter und unsere kleine Beobachterin und...“ Ihr Blick wich zu dem Bruder der Frau. „Mh... Wer ist denn dieser schnuckeliger Mann?“ Sécar sah zu ihm. Seine Augen verrieten, dass er nichts sagen sollte, aber es fand kein Gehör. „Meine Wenigkeit ist für euch gewiss uninteressant. Doch aus Höflichkeit stelle ich mich gerne vor. Ich bin Vladislav.“ Lorén lächelte breit. „Willkommen, Vladislav. Ich hörte von euch. Ihr sollt der ungebissene, gewandelte Vampir sein. Es ist eigentlich mir eine Ehre euch hier zu sehen. Gewiss werdet ihr es auch genießen. Es wird auch schnell vorbei sein.“ „Wie meinen?“ Sie kicherte. „Wir werden schnell irgendein Würstchen zu dieser Aufgabe erwählen und dann wird Ruhe sein. Hat eure Schwester es euch nicht erzählt, was hier geschieht?“ Er schüttelte seinen Kopf. „Gewiss, sie will euch sicher nicht damit vertraut machen. Ich kann es euch gerne privat erklären.“, grinste sie erotisch. Er blockte ab. „Danke, kein Bedarf, ich würde es gerne jetzt erfahren, was das arme Würstchen so arm macht.“ „Er wird einfach der Repräsentant unsere Gesellschaft sein und unter unsere Herrschaft leiden.“ Das Mädchen, welches vorher mit Sécar sprach, mischte sich ein. Ihr blondes Haar war sanft gelockt und mit einer blauen Schleife zusammengebunden. Sie kam aus den Schatten und sah auf. Vladislav schloss seine Augen und blickte zu Samantha. Sie schwieg völlig und ließ sich von Sécars Hand beschwichtigen. „Wenn ich dies also richtig verstehe, dann wollt ihr nur eine Marionette haben?! Wozu also diese Aufmachung? Warum wolltet ihr meine Schwester hier haben?“ Lorén lachte laut auf. „Dies ist leider eine Sache, die sein muss. Es sind die festgeschriebenen Regeln, dass ein Vampir, der direkt vom Vater abstammt dabei sein muss. Als Sicherheit für die Korrektheit dieser Sache.“ Sie keuchte knapp auf. Einer der Männer zwickte sie an einer empfindlichen Stelle. „Lorén, wir wollen fortfahren.“ Das Mädchen mischte sich erneut ein und setzte sich auf ein weißes Kissen. Auch sie hat nicht von dem Blut des Menschen gekostet. Gewiss, Kalí. Nun, wer sollte es denn dieses Mal sein? Welchen aus welchen Clan?“ Sie witzelte förmlich, aber es fand nur wenig Anklang. „Was für eine gute Abstimmung. Erst einen nichtigen Repräsentanten und nun auch noch wen aus eigenen Reihen. Was ist das für eine gerechte Abstimmung? Wieso wollt ihr nicht jemanden von Außerhalb wählen?“ Er mischte sich direkt ein. Samantha sah ihn wütend an. Er sollte schweigen, dass hat er ihr versprochen. „Gewiss würden wir, wenn sich jemand bereit erklären würde.“, lachte sie laut. Vladislav sah knapp zu seiner Schwester. Sie regte sich nicht mehr. Wie es schien, hatte sie alles verstanden und wusste, was er nun tun würde. „Würdet ihr etwa?“, fragte sie ihn direkt. Er sah herab. „Wieso nicht?!“ Erneut ertönte lautes Lachen. „Wohl wahr, wieso nicht. Ihr seit genauso gut, wie jeder von den niederen Rängen aus unseren Reihen, wenn nicht sogar besser geeignet eine Marionette zu sein.“ „Wenn ihr so denkt.“ Sie sagte es voraus, es geschah so. Er blühte auf in ihren kleinen Machtspiel. „Nun gut, wer hat etwas dagegen? Sie sah sich um. Keiner meldete sich, keiner sagte etwas dazu. „Wie es schien, Vladislav, dürfen wir dich herzlich willkommen heißen, als unser neuer Herrscher. Man wird dir deine Aufgaben erklären. Ich denke, Sécar wird es liebend gerne tun.“ Leicht lächelte sie und lehnte sich zurück. Für sie war alles erledigt. Doch für Vladislav begann erst alles. Sie ahnten nicht, was sie damit anrichteten. Über 400 Jahre lang. „Woran denkst du?“ Er sah zu ihr auf. „An damals. An dem Tag, an dem alles begann, an dem Tag, an dem du meintest eine Welt bricht zusammen, an dem Tag, der längst vergangen war.“ „Ach, daran.“ Seine Augen wichen zu ihr. „Man hat schon damals gespürt, welche Verbindung du eingegangen bist. Wieso hast du mich nicht aufgehalten, dies zu tun? Hast du es etwa gehofft und mich deswegen mitgenommen?“ Samantha sah herab. „Ich denke, es war eine kleine Hoffnung. Kannst du mir dies vergeben?“ Ihre Augen fuhren zu ihm wieder hoch. „Schwesterchen. Wie Aisha einmal sagte: Vergangenes ist vergangen, man kann es nicht mehr ändern, also wieso nachweinen? Ich habe dir schon längst vergeben, indem ich vergaß.“ Sie konnte nur noch lächeln. ------- Nun, das wars... ^^ ich lass die Einleitungen von mir lest einfach, ich habe ja noch mehr *smile* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)