Penalty of Death von abgemeldet (Strafe für uns beide) ================================================================================ Kapitel 12: Ein Geheimnis in tiefer Dunkelheit ---------------------------------------------- LILY: Jetzt da ich den Wald wahrnahm bemerkte ich erst wie schön er war. Früher hatte ich Stunden im Wald verbracht, in meinem Wald. Stundenlang saß ich da und beobachtete ihn. Stundenlang bin ich in ihm umher gelaufen. Doch erst jetzt begriff ich wie schön er wirklich ist. Die Sonne stand hoch am Himmel und warf ihre Strahlen durch die Blätter. Überall konnte man die kleinen Regenbögen sehen die entstanden als sich das Sonnenlicht an den Tautropfen brach. Bunte Farben die sich ihren Weg durch das dichte Blätterdach suchten. Auf vielen Ästen saßen Vögel, das Kratzen ihrer Krallen war sehr deutlich. Und ich konnte hunderte von Tackten hören. Hunderte kleiner Herzen, hunderte kleiner Leben, hunderte kleiner Tiere. Von weitem konnte man die Vögel singen hören, doch sobald wir heran kamen wurde alles still. Die Herzen der kleinen Tiere schlugen schneller, kamen aus dem Tackt, beruhigten sich erst wenn wir vorüber waren. Mein Blick war die ganze Zeit nach oben gerichtet. Ich zählte wie viele verschiedene Farbtöne die Blätter hatten. Prägte mir ihre Formen genau ein und suchte nach Mustern auf den Rinden der Bäume. Ich versuchte alles Mögliche. Nichts ließ ich unversucht. Doch am liebsten wäre ich davon gerannt. Ich spürte es zu deutlich. Bei jedem Schritt den wir machten, bei jedem Atemzug den wir aus Gewohnheit nahmen. In jeder Sekunde die verstrich spürte ich wie Liams Gefühle deutlicher wurde, stärker. Ich versuchte alles um mich davon abzulenken, doch ohne Erfolg. Mit jedem Schritt wurde der Schmerz größer. Ich wusste nicht wie lange ich es noch aushalten würde, wusste nicht wie lange ich es noch ertragen konnte. Und mit jeder Sekunde wurde das Verlangen, weg zu rennen, größer. Ich war nicht stark genug diesem Schmerz stand zu halten, war nicht stark genug ihn zu ertragen. Ich bemerkte zwar dass Josef mich besorgt ansah, doch ich beachtete es nicht. Ich musste mich konzentrieren. So gut es ging versuchen zu verstehen was er fühlte. Doch Liams Gefühle waren nicht die einzigen, sie waren nur die stärksten. Ich konnte Josefs Besorgnis spüren, seine leichte Nervosität, das Unbehagen. Er fühlte sich in diesem Moment kein bisschen wohl. Das machte es mir nicht gerade leichter. Und dann waren da auch noch die Gefühle von Jake und Raven. Raven war einfach gestrickt. Vorfreude gemischt mit Schadenfreude. Zorn und Hass, er hatte keinen Grund dazu, doch es schien ein Teil von ihm zu sein. Doch was mich am meisten verblüfte, Liebe. Es war das stärkste Gefühl das von ihm ausging. Warme, ehrliche, bedingungslose Liebe. Die beiden hatten von einem weiteren Mann und zwei Frauen gesprochen. Ob eine davon zu ihm gehörte? Sicher war sie nicht weniger Böse als er. Viel mehr interessierte mich jedoch Jake. Ich spürte sofort dass ihn ein Geheimnis umgab. Er schien nicht sehr glücklich zu sein. In seinem Inneren sah ich nur Trauer und Einsamkeit. Doch er schien es gut verbregen zu können. Man sah ihm nicht an das er so fühlte. Nichts anderes konnte ich fühlen, nur Trauer… Mit großen Augen sah ich Jake an. Ich hatte nicht bemerkt wie er mich ansah. Erschrocken blieb ich stehen. Er hatte sofort eine Art Wand um sich gebaut. Ich konnte nicht mehr spüren was in ihm war. Hatte er bemerkt dass ich mir seine Gefühle ansah? War das möglich? Ich hatte gar nicht die Zeit weiter darüber nach zu denken. Noch ehe ich ganz zum stehen kam erfüllte mich ein tiefer Schmerz. Ich konnte nichts mehr sehen, nichts mehr hören, nichts mehr fühlen und nichts mehr denken. Alles was ich noch wahrnahm war dieser endlose Schmerz. Würde er es können würde er mich zerreißen. LIAM: Ohne nachzudenken schnellte ich den winzigen Schritt zu ihr nach vorn und fing sie auf. Im Bruchteil einer Sekunde blieb sie stehen und brach zusammen. Ich wusste nicht warum sie stehen geblieben war, doch definitiv war ich ihr zu nah gekommen. Ich hatte nicht schnell genug reagiert, war in Gedanken als sie plötzlich anhielt. Lag es daran das sie zusammen brach? Noch im selben Moment in dem ich sie auffing stand Josef neben mir. Nimm du sie! Er streckte seine Arme aus, wollte sie gerade nehmen, da hörte ich Jake. „Nein, du trägst sie.“ Er sah mich mit festem Blick an. „Nein“ sagte ich nur und gab sie Josef in die Arme. „Du trägst sie, oder ich tue es und nur ich weiß was dann mit ihr geschieht.“ Ein tiefer Schmerz durchzog mein Herz. Was sollte ich tun? Sollte ich ihr wissendlich Schmerzen zufügen? Oder sollte ich sie ihm überlassen, nicht wissend was dann geschehen wird? Wie sollte ich diese Fragen nur beantworten? Es gab keinen Weg ohne Schmerzen für Lily. Ich wollte ihr nie weh tun. Das war nie meine Absicht. Doch seid sie mich damals gesehen hat, seid ich an ihrem Fenster war, habe ich ihr immer nur weh getan. Und auch jetzt würde ich ihr weiter weh tun. War sie dieser Last gewachsen? Diese unendlichen Schmerzen die ich ihr beibrachte. Oder würde sie irgendwann daran zerbrechen? Ich hatte nie gewollt dass es so kam. Ich hatte es auch damals nicht gewollt. Und wieder zerstöre ich das Leben eines Menschen den ich liebe. Damals habe ich ihr das Leben genommen. Heute gebe ich ihr das ewige Leben und endlosen Schmerz. Was konnte schlimmer sein? Gab es überhaupt etwas Schlimmeres? Nein. Und doch tat ich es ihr an. Jakes Blick lag immer noch auf mir. Sicher brauchte ich gar nicht erst versuchen mit Lily abzuhauen. Ich würde nicht weit kommen. Und wenn ich sie bei Josef ließe würde Jake sie nehmen. Es blieb mir gar nichts anderes übrig. Wiederwillig und mit der größten Abscheu im Blick die ich ihm entgegenbringen konnte nahm ich Lily wieder in meine Arme. „Und halte sie gut fest. Nicht das du sie fallen lässt.“ Ich wollte sie auf so viel Abstand wie möglich halten um ihr so viel Schmerz wie möglich zu ersparen. Nie in meinen über 300 Jahren und in denen die noch vor mir liegen, auch wenn es nur Tage sind, würde ich sie fallen lassen. Was dachte er sich eigentlich? Wäre Raven nicht da würde ich sofort gegen ihn kämpfen. Doch mit beiden konnte ich es nicht aufnehmen. An Josef brauchte ich gar nicht denken. Er hasste das Kämpfen. Für mich und Lily würde er es sicher tun, doch ich wollte nicht dass er etwas tat was er eigentlich nicht tun wollte. Ganz davon abgesehen wäre Lily ein offenes Ziel für jeden. Also blieb mir nichts anderes übrig als meine Wut runter zu schlucken und weiter zu gehen. Wir müssen hier irgendwie weg. Ich kann ihr das nicht lange antun. Er ließ den Blick nach vorn gerichtet, so wie ich. //Ich weiß. Doch wie bitte willst du das anstellen?// Ich weiß es nicht. Ich dachte du hast vielleicht eine Idee. //Rennen können wir gleich ausschließen, mit Lily sind wir nicht schnell genug. Kämpfen können wir auch vergessen, wenn wir uns jeder einen nehmen ist Lily schutzlos. Und reden, es bringt nichts, das weißt du auch.// Sag mir nicht was wir nichts tun können. Sag mir lieber welche Möglichkeiten wir haben. //Keine.// Ich wusste dass er recht hatte, doch ich wollte es nicht hören. Es musste uns doch irgendetwas einfallen. Wo bringen sie uns hin? //Ich nehme an sie bringen uns zu ihrem Hof, zu Eleazar, Liza und Mina.// Welche Möglichkeiten haben wir dort? //Ich weiß es leider nicht. Ich bin noch nie dort gewesen.// Wir könnten es ihnen gleich tun. //Wie meinst du das?// Wir nehmen eine der Frauen als Geisel. //Und wie bitte willst du das machen?// Ich gebe dir Lily und nehme dann die die mir am nächsten steht. //Das ist Irrsinn Liam.// Wenn es doch aber die einzige Möglichkeit ist? //Und was wenn sie gar nichts mit uns vorhaben? Wenn sie uns nur zur Rede stellen wollen?// Das glaubst du doch selber nicht! Erst nach einer kurzen Pause konnte ich seine Stimme wieder hören. //Nein, da hast du Recht.// Ich hatte die ganze Zeit nach vorn gestarrt, doch das große Haus, was jetzt vor uns auftauchte, hatte ich nicht bemerkt. Es bleibt uns keine Möglichkeit mehr zu flüchten. Aus diesem Haus würden wir so schnell nicht wieder heraus kommen. Ich wollte nicht wissen wie sehr wir wirklich in der Scheiße steckten, deswegen sah ich mir das Haus nicht weiter an. Ich fixierte Raven und folgte den beiden hinein, Josef direkt neben mir. Die große Tür schwang auf und nacheinander betraten wir einen sehr hohen, großen Raum. Doch noch ehe ich irgendetwas in diesem Raum wahrnehmen konnte hörte ich das Klatschen wenn eine Hand ins Gesicht schlug. Verdutzt sah ich zu Jake, aus dessen Richtung das Geräusch gekommen war und sah eine kleine Frau, die direkt vor ihm stand und ihre Hand noch erhoben hielt. Hatte sie Jake gerade eine Ohrfeige gegeben? Erschrocken sah ich auf Jakes Gesicht, doch zu meiner Verwunderung war darauf nur Unverständnis zu sehen. Für einen kurzen Moment dachte ich er würde kurzen Prozess mit ihr machen, doch er tat gar nichts. Plötzlich begann sie wild mit den Armen zu fuchteln. Nach einigen Augenblicken bemerkte ich dass sie Zeichen mit ihren Händen machte. Und auf einmal stand eine kleine, junge Vampirfrau vor mir. Ich hatte es sofort an ihren roten Augen erkannt, doch sie sah nicht aus wie Jake oder Raven. Wäre sie nicht hier gewesen hätte ich nicht geglaubt dass sie zu ihnen gehörte. Sie stand vor mir, sah mich kurz eindringlich an und streckte dann ihre Arme nach Lily aus. „Keine Sorge, ihr passiert nichts, gib sie mir. Ich werde sie nach nebenan bringen, dann kann sie sich erholen.“ Was? Ich sollte ihr Lily einfach so überlassen? Lily einer fremden anvertrauen? Ich wusste dass sie so keine Schmerzen mehr spüren würde, ich wäre nicht mehr da, aber was würden sie mit ihr machen? „Vertrau uns.“ Erneut sah sie mich eindringlich an. Reflexartig wand ich mein Gesicht in Richtung der kleinen Frau vor Jake. Auch sie sah mich an. Sie hatte aufgehört mit ihren Händen zu reden und sah mich an. Ihr Blick sagte mir dass ich ihr vertrauen konnte, dass ich ihr vertrauen sollte. Doch konnte ich da so sicher sein? Aus einem Bauchgefühl heraus entschied ich das ich genau das tun sollte, tun musste. Zögernd legte ich Lily der Frau vor mir in die Arme. Noch bevor ich etwas sagen konnte war sie mit ihr verschwunden. „Liza. Was soll das?“ Und wieder begann die kleine Frau wild Zeichen in die Luft zu malen. Sie benutzte Gebärdensprache, das war mir jetzt klar. Doch ich verstand nicht eines ihrer Zeichen. Einzig an ihrem Gesicht, an ihrem Blick konnte ich noch erkennen das sie wütend war. Jake sah sie mürrisch an ging dann jedoch an ihr vorbei. Im selben Moment drehte sie sich um und ging der anderen Frau hinterher. „Setzt euch da hin!“ Ravens Stimme klang scharf und bestimmend. Wenn er nicht mit Jake redete war er der Boss. Er gab die Anweisungen, er war es der sagte wo es lang ging. Doch das, nur solange bis er wieder mit Jake sprach. Er wies auf ein Sofa und ging dann hinter Jake her. Wir hatten uns noch nicht gesetzt da waren die beiden verschwunden. Jetzt waren wir allein hier. Doch ohne Lily würden wir nicht verschwinden. Ich musste Lily finden. Ich musste sie zurück holen und dann mussten wir von hier fort. Es war nicht gut hier zu sein. Noch während ich das dachte ging ich in die Richtung, in die die beiden Frauen verschwunden waren. „Vergiss das ganz schnell wieder.“ Eine sehr weiche, aber doch männliche Stimme drang von einer der Ecken des Raumes zu mir herüber. „Du bist nicht schnell genug um die beiden zu überrumpeln.“ Ich drehte mich in die Richtung aus der die Stimme kam und sah einen jungen Mann in einem Sessel, unweit des Sofas, sitzen. Auch bei ihm fielen mir die blutroten Augen sofort auf. „Setz dich hier hin und warte die Zeit ab. Deiner Freundin wird es bald besser gehen. Liza und Mina kümmern sich um sie. Oder ganz einfach aus dem Grund, füg ihr nicht noch mehr Schmerzen zu. Bleib hier.“ Woher wusste er was mit Lily und mir war? „Woher…?“ Er ließ mich nicht einmal ausreden. „Woher ich weiß das deine Freundin Höllenqualen leidet wenn sie in deiner Nähe ist? Liza hat es gesagt.“ Und woher sollte sie davon wissen? Sie kannte uns nicht und wir kannten sie nicht. „Liza hat eine Begabung für die Fähigkeiten der anderen, sie kann es spüren. Aber genug von uns. Warum seid ihr auf unser Land gekommen?“ Verständnislos sah ich ihn an. „Wir haben nicht auf den Weg geachtet, es war ein versehen. Was hat sie noch gesagt?“ „Nichts weiter über euch, keine Sorge. Und was sie über uns gesagt hat interessiert euch nicht.“ Was wollte er? Ich wusste nicht wie ich ihn einschätzen sollte. Er war nicht so wie Jake und Raven, aber er war auch nicht wie die beiden Frauen. Ich wusste nicht was ich noch sagen sollte, wusste nicht was ich machen sollte, also setzte ich mich zu Josef auf das Sofa. Was machen wir jetzt? //Ich weiß es nicht. So wie es aussieht können wir nicht mehr tun als zu warten.// Warten? Worauf willst du warten? //Darauf das Lily wieder aufwacht. Darauf das Jake und Raven zurück kommen. Darauf das uns Eleazar etwas erzählt was uns nützlich sein kann. Darauf das irgendetwas geschieht.// Eleazar? Woher kennst du seinen Namen? //Ich habe sie zwar noch nicht persönlich getroffen, aber ich kenne die 5. Ich habe schon sehr viel über sie gehört. Deswegen war ich so besorgt um Lily.// Du warst? Heißt das du bist es jetzt nicht mehr? //Doch, selbstverständlich. Doch wie ich gesehen habe weichen die Gerüchte über die 5 sehr stark von der Realität ab. Gut, was Jake und Raven betrifft stimmen sie wahrscheinlich, aber nicht was die beiden Frauen Liza und Mina betrifft. Und wie es um Eleazar steht wissen wir auch noch nicht.// Das heißt du willst einfach warten und zusehen ob stimmt was erzählt wird oder nicht? //Mehr können wir wohl nicht tun.// Josef! Das kann nicht dein Ernst sein. //Ich weiß es klingt hart, aber vertrau mir Liam.// Wie soll ich das wenn du in kauf nimmst das Lily etwas passiert? //Ich nehme nicht in kauf das Lily etwas passiert. Das weißt du. Ich bin genau so besorgt um sie wie du. Aber ich sehe unsere Chancen real und versuche das Bestmögliche für uns zu machen.// Was bedeutet Lily ihrem Schicksal zu überlassen. //Nein, Liam, sei doch …// Mehr von dem was Josef mir sagte konnte ich nicht verstehen. Jeder einzelne Gedanke wurde von lautem Hundegebell übertönt. So laut wie das Gebell war, so groß war auch der Hund. Ich konnte ihn zwar noch nicht ganz sehen aber ich konnte seine lauten, dumpfen Schritte hören. Und im nächsten Moment sprang er durch die Tür, rannte durch das Zimmer und direkt auf die Tür zu hinter der Lily war. Sowie der Hund durch die Tür war stand ich auch schon in ihr. Mit einem großen Satz sprang der Hund in die Luft und landete auf einer Liege. Ich musste zweimal hinsehen um zu begreifen dass er genau über Lily stand. Seine Hinterbeine standen rechts und links von ihrer Hüfte. Seine Vorderbeine links und rechts über ihren Schultern. „Nehmt den Hund von ihr!“ Die beiden Frauen standen einfach nur neben der Liege und sahen den Hund an. Hatten sie etwa noch nie einen Hund gesehen? Es musste doch ihrer sein. Aber… ein Hund? Was machte ein Hund hier? Hunde verabscheuen Vampire. Was wollte dieser hier, im Haus von Vampiren? So unlogisch es auch klang, er musste hier her gehören, wo sollte er sonst herkommen, wir waren schließlich mitten im Wald. Ich schrie die beiden noch einmal an, doch keiner rührte sich. Wenn sie es nicht taten dann würde ich es eben tun. So ein Hund war schließlich nichts weiter. Schon stand ich neben ihm und griff unter ihn um ihn runter zu heben, doch noch bevor ich eine Spitze seines Fells berühren konnte packten mich 4 Hände und zogen mich weg. Die beiden Frauen standen rechts und links von mir. Jede umklammerte einen meiner Arme und eh ich mich versah merkte ich dass sie mich an die Wand drückten. „Was ist los? Nehmt lieber den Hund weg anstatt mich.“ „Der Hund tut ihr nichts, du schon.“ Mit weit aufgerissenen Augen sah ich die kleine brünette an. Wie hieß sie noch? Scheiß auf ihren Name, was tat sie da? „Was heißt ich tu ihr was nur der Hund nicht? Nehmt ihn von ihr weg!“ Von weiter vor mir konnte ich ein leises Knurren hören. Und über die beiden weg konnte ich sehen dass der Hund seinen Kopf nach unten über Lilys Gesicht beugte. „Lasst mich sofort los!“ Ich versuchte mich mit Händen und Füßen ihrem Griff zu entwenden doch es gelang mir nicht. Sollte ich wirklich keine Chance gegen zwei kleine Frauen haben? Egal ob sie Vampire waren oder nicht. Das Knurren schwoll langsam an und plötzlich erhob sich ein lautes Bellen. Der Hund bellte Lily direkt ins Gesicht. Ich konnte die Druckwelle sehen, hören und fühlen doch es geschah nichts. Lily lag weiterhin regungslos da. Noch einmal bellte der Hund ihr mitten ins Gesicht. Versuchte er etwa sie aufzuwecken? //Schon möglich.// Ich wandte mich um und sah dass Josef in der Tür stand. Tu was! //So wie es aussieht will er sie wirklich zurück holen. Liza weiß was sie tut, er ist ihr Hund. Keine Sorge Lily passiert nichts.// Woher willst du das wissen? //Schon vergessen? Ich kann Gedanken lesen.// Aber woher zurück holen? //Liza denkt das Lily in einer Art Schutzhülle gefangen ist. Eigentlich sollte diese Hülle blockieren das die Gefühle der anderen zu ihr durchdringen, doch irgendwie hat er sich umgewandelt und verhindert jetzt das Lily bei Bewusstsein ist um irgendwas zu fühlen. Es ist ein Schutz der nicht so funktioniert wie er eigentlich wirken sollte.// Und der Hund kann sie zurück holen? //Liza ist davon überzeugt. Und so wie es scheint auch Mina.// Was sollte ich da noch tun? Sie würden mich eh nicht freilassen solange Lily nicht wach war. Vielleicht noch nicht einmal dann. Warum also Kraft verschwenden? Also gab ich auf. Ich nahm die Spannung aus meinen Muskeln, stand einfach nur da und sah auf Lily und den Hund. Etwas abgelenkt davon mich nicht zu wehren bemerkte ich nicht gleich was nun geschah. Der Hund beugte sich noch ein Stück dichter an Lilys Gesicht und bellte erneut. Als immer noch nichts geschah erhob er sich komplett und sah geradeaus. Ich konnte mir fast vorstellen wie er ratlos ins Leere starrte. Als er seinen Kopf wieder senkte fletschte er die Zähne und begann bedrohlich zu knurren. Wie lange sollte das noch so weiter gehen? Ich war nicht überzeugt von dem was da vor sich ging und ich war immer noch der Ansicht man sollte den Hund von ihr nehmen doch keiner der Anwesenden schien diesen Gedanken mit mir zu teilen. Noch nicht einmal Josef der ihn zweifelsfrei hören konnte. Das knurren schwoll immer mehr an und dann bellte er erneut. Diesmal war es so laut das selbst der tiefste Schlaf unterbrochen werden musste. Doch Lily rührte sich nicht. „Es bringt nichts. Das seht ihr doch…“ Ich sprach nicht weiter als der Hund plötzlich ein Fiepen von sich gab. Was war nun los? Er drehte den Kopf leicht auf die Seite und begann zu hecheln. Ich konnte seine Zunge aus seinem Maul hängen sehen. Es war eine beachtlich große Zunge. Plötzlich bewegte sich Lilys Hand zu dem Kopf des Hundes und begann ihn zu kraulen. „Wo kommst du denn her?“ Ich sah wie ihr Kopf sich bewegte, so als würde sie sich umsehen. „Du bist aber ein großer Hund, zu wem gehörst du?“ Der Hund bellte vor Freude, es klang wie ein lachen. Doch im nächsten Moment verkrampfte er sich und begann zu knurren. Was war los? Ich sah genau hin und bemerkte dass auch Lily sich verkrampfte. Sie musste Schmerzen haben. „Nehmt doch endlich den Hund weg und helft ihr!“ Ich konnte mich einfach nicht mehr zurück halten. Ich war so froh das sie aufgewacht war, doch sie hatte Schmerzen das war deutlich. „Wie gesagt, der Hund tut ihr nichts. DU musst hier raus!“ Die kleine Brünette festigte ihren Griff um meinen Arm wieder und ehe ich mich versah stand ich im Flur. Die kleine war wieder verschwunden und die Tür war zu. „Hey, last mich rein!“ Ich ging zur Tür und wollte sie öffnen doch es ging nicht. Also begann ich dagegen zu hämmern. „Macht auf!“ //Beruhig dich Liam und geh von der Tür weg. Die beiden kümmern sich um Lily, sie helfen ihr. Aber sie fühlt deine Gefühle, du weißt was das heißt also bitte vertrau ihnen. Ich bin hier ich wache über Lily. Bitte geh für ein paar Minuten raus. Ich hol dich sobald alles in Ordnung ist.// Ich soll was? Lily einfach hier allein lassen? //Ich bin da vergiss das nicht.// Es passte mir gar nicht sie einfach hier allein zu lassen. Doch was sollte ich tun? Knurrend verließ ich das Haus und machte mich auf die Suche nach etwas zu essen. LILY: Ich konnte zwar Spüren wie dieses Knäul von Gefühlen sich von mir entfernte, doch die Schmerzen linderte es nicht. Woher kamen diese Schmerzen wenn nicht davon? Es fühlte sich an wie tausende von Nadeln die in meinen Körper gerammt wurden. Entfernt konnte ich den Hund bellen hören der über mir stand, doch ich verlor wieder den Boden unter mir. „Liza, jetzt tu doch was, sie verliert schon wieder das Bewusstsein.“ Ich nahm war wie sich alles um mich bewegte, doch was gesprochen wurde konnte ich nur schlecht verstehen. Wie durch einen riesigen Schalldämpfer. „Lily heißt sie ja? … Lily kannst du mich hören?“ Das einzige was ich wirklich verstand war mein Name, der Rest war nur ein Brummen. „Lily, hörst du mich. Antworte mir.“ Die Stiche wurden immer schlimmer. Die Nadeln wurden größer und stachen tiefer. Ich spürte wie ich den Mund öffnete, doch den Schrei hörte ich nicht. „Vielleicht sollte ich in ihren Geist eindringen, vielleicht hört sie ja das.“ „Versuch es.“ //Lily, hörst du mich?// Josef. Bitte hilf mir. „Sie sagt ich soll ihr helfen. Sie scheint schlimme Schmerzen zu haben. Was ist mit ihr?“ „Ich weiß es nicht. Frag sie vielleicht weiß sie es ja.“ //Lily was ist mit dir? Was hast du?// Ich konnte Hände an meinen Armen spüren, Hände die mich nach unten drückten. //Lily.// Es tut so weh. Bitte Josef tu etwas. //Weißt du warum du so starke Schmerzen hast? Fühlst du irgendwen?// Ich… Auf seine Frage hin versuchte ich mich zu konzentrieren, ich wollte sehen ob ich irgendwen fühlte, doch… Ein weiterer Schrei entfuhr meiner Kehle. //Lily. Bitte sag uns was los ist.// Ich weiß es nicht… die Schmerzen sind so stark, bitte tu was Josef. //Aber was soll ich denn tun? Wie fühlt es sich denn an? Was spürst du?// Tausend Nadelstiche, überall… und… //Was?// Liam… als würde er direkt neben mir stehen… „Ihre Kraft scheint sich noch verstärkt zu haben. Sie spürt Liam als würde er neben ihr stehen. Aber ich habe ihn rausgeschickt. Haltet sie fest, ich geh und sage ihm er soll ganz verschwinden.“ Bitte tu was Josef, bitte. Heiße Rinnsale bildeten sich an meinen Augen. Sie liefen nach unten in meine Haare. Es war wie Feuer das mich verbrannte. Ich schrie mit ganzer Kraft um es ertragen zu können, doch es half nicht. „Eleazar!“ „Ja?“ „Halt sie fest, ich hole kaltes Wasser. Sie glüht, ich habe noch nie davon gehört das ein Vampir an Fieber litt.“ Ich spürte wie sich kalte Hände um meinen linken Arm schlossen. „Sie glüht nicht, sie brennt. Wir müssen ihre Temperatur sofort runterbringen.“ „Aber wie?“ „Gute Idee Liza. Aber woher kriegen wir so viel Eis? … Gute einverstanden. Sie wehrt sich zu stark Mina hilf mir sie rüber zu tragen.“ Die Stiche waren nicht mehr das schlimmste, es fühlte sich an als würde ein Feuer mich von innen verbrennen. So ähnlich hatte es sich auch bei der Verwandlung angefühlt, doch das hier drohte schlimmer zu werden. „Josef… wo ist er jetzt?“ „Er rennt weg. Solange bis ich ihn zurückrufe rennt er einfach geradeaus.“ „Frag sie wie es sich anfühlt, ob sie ihn immer noch spürt.“ //Lily… wo ist Liam jetzt?// Liam? Ich versuchte mich von den Schmerzen abzulenken und darauf zu konzentrieren Liam zu spüren. Und ich schrie. Ich hatte noch gar nicht wirklich versucht ihn zu spüren da schwollen die Schmerzen schon weiter an. Wie eine Explosion. Das konnte nicht Liam sein. So stark war es noch nie gewesen, es musste etwas anderes sein. Es fühlt sich so an als wäre er in mir Josef, das kann nicht von Liam kommen. //Aber was dann?// Ich weiß es nicht… bitte tu etwas Josef, ich ertrage das nicht mehr. Ich krümmte mich, versuchte die Schmerzen irgendwie zu unterdrücken doch es klappte nicht. Ich begann auf alles zu schlagen was sich mir bot doch es half nichts. Und noch dazu wurde ich festgehalten. Ich schrie erneut, doch nichts linderte meinen Schmerz. „Sie verbrennt wenn wir sie nicht bald abkühlen und mit bald meine ich sofort. Ihre Temperatur muss runter, sonst stirbt sie!“ „Wir kriegen so viel Eis aber nicht so schnell.“ „Dann müssen wir uns was anderes einfallen lassen!“ „Die Tiefkühltruhe.“ „Dann los.“ Ich spürte einen ganz leichten Luftzug und dann wurde es schlagartig noch wärmer. Man wickelte mich in irgendetwas ein. „Und rein mit ihr. Mach den Deckel zu, Josef du musst mit ihr reden, sag uns sobald etwas ist.“ //Lily, hörst du mich?// Ja. Josef was macht ihr mit mir? //Wir haben dich in die Tiefkühltruhe gelegt. Du wärst fast verbrannt.// Ich stand in Flammen? //Nein, deine Temperatur ist unaufhörlich gestiegen. Was ist los mit dir?// Ich weiß es doch selber nicht. //Geht es dir jetzt etwas besser?// Die Schmerzen sind noch da, aber ich spüre das brennen nicht mehr so stark. //Ist irgendetwas geschehen von dem wir nichts mitbekommen haben?// Nein. Ich meine… ich weiß es nicht. Was soll denn passiert sein? Sobald wir auf sie gestoßen sind hörte das Gift auf zu wirken, ich spürte Liam immer stärker und… //Das Gift.// Josef? //Warte kurz.// Wo sollte ich schon hin gehen. Ich war hier eingeschlossen. Ich konnte mich nicht mehr bewegen… Ich konnte… mir fiel erst jetzt auf das ich keine Kontrolle mehr über mich hatte. Josef, ich kann mich nicht mehr bewegen! //Wie meinst du das?// Ich habe keine Kontrolle mehr über mich. Was ist nur los? //Ich rufe Christian an.// Was? Warum? //Er kennt sich mit dem Gift aus, vielleicht weiß er Rat.// Einige Sekunden geschah nichts, die Schmerzen wurden langsam wieder größer und auch das brennen nahm wieder zu. Josef, die Kälte hilft nicht mehr. Ich versuchte mich zu bewegen, irgendwie die Schmerzen zu lindern doch das einzige was mir blieb war schreien. Ich schrie so laut ich konnte, doch die Schmerzen wurden immer schlimmer. //Er kommt Lily, bitte halte noch etwas durch.// Er wird mir auch nicht helfen können. //Doch das wird er, sicher.// „Wie lange wird er brauchen?“ „Ich habe ihm gesagt worum es geht. Er ist sofort aufgebrochen und er hofft dass er nicht länger als ein paar Minuten braucht. Wir haben Glück er war noch in der Stadt.“ „Aber in ein paar Minuten könnte es schon zu spät für sie sein!“ „Wo bleibt Mina mit dem Eis? Sie müsste doch schon zurück sein.“ „Ich werde nachsehen. Liza bleib bei Josef.“ //Wir holen Eis Lily dann kühlt es dich wieder ein bisschen ab bis Christian da ist.// Bitte macht schnell. Ich ertrage die Schmerzen nicht mehr. //Ich weiß Lily, wir machen so schnell wir können.// „Hier ist es, mach die Truhe auf.“ //Sie kippt das Eis über dich Lily, erschreck dich nicht.// Ich konnte nichts spüren, da war nichts kaltes, kein Eis, kein Lüftchen, nichts. Wo bleibt es Josef, ich spüre nichts, nur Feuer und Schmerz. „Scheiße es hilft nicht.“ „Hol sie raus und wickel sie aus der Decke!“ //Ein Glück das dein Herz nicht mehr schlägt, als Mensch wärst du schon längst tot.// Ich bezweifle das ich noch lange durchhalten kann Josef. Ich kann nicht mehr, ich habe keine Kraft mehr. //Sowas darfst du gar nicht denken. Lily du schaffst das. Christian ist bestimmt gleich da.// Bitte sag Liam das ich ihn Liebe. //Das wirst du ihm schön selbst sagen.// Ich… kann nicht… //Lily! Lily!...// … //Lily rede mit mir!// „Sie redet nicht mehr mit mir!“ „Josef!“ „Christian, dem Himmel… Schnell sie redet nicht mehr mit mir. Sie hat sich aufgegeben.“ „Wir müssen sie rausholen und auf den Boden legen. Schnell.“ „Was jetzt?“ „Sie sieht nicht so aus als läge es an dem Gift.“ „Woher weißt du das?“ „Sie hat nicht die Zeichen die alle anderen hatten.“ „Aber du hast doch gesagt es ist bei jedem Vampir anders. Sie verbrennt innerlich, das ist auch äußerlich zu spüren. Und sie hat sehr starke Schmerzen. Es muss doch einen Weg geben. Bist du dir ganz sicher das es nicht das Gift ist.“ „Dazu müsste ich ihr Blut untersuchen, aber das würde zu lange dauern.“ „Gibt es keine andere Möglichkeit?“ „Ich müsste sie beißen dann könnte ich ihr Blut schnell und präzise untersuchen.“ „Dann tu es verdammt!“ Ich spürte zwei Punkte an meinem Hals die unabhängig vom Rest meines Körpers anfingen zu brenne wie die Hölle. Es war unerträglich, doch es hatte mich zurück geholt. Ich hatte gespürt wie ich langsam das Bewusstsein verlor, doch jetzt war ich wieder da. Und ich schrie. Es sollte aufhören, ich konnte es nicht mehr ertragen, so viele Schmerzen, so viele endlose Schmerzen. Die zwei Punkte erloschen doch der Schmerz blieb. „Es ist nicht das Gift.“ „Sicher?“ „Ihr Körper hat es vollkommen abgebaut, keine Spur davon. Es muss etwas anderes sein.“ //Lily. Hörst du mich?// Ich habe keine Kraft mehr Josef… //Es ist nicht das Gift. Was geschah nachdem es nachgelassen hatte?// Ich verlor das Bewusstsein. //Warum?// Weil… Liam, er stieß gegen mich und… Nein… es… Jake… „Jake?“ „Was ist mit Jake?“ „Sie sagt es war Jake.“ „Aber was soll er ihr getan haben?“ „Ich weiß es nicht, wo ist er?“ „In seinem Zimmer nehme ich an.“ „Hol ihn her, sofort. Und wir legen Lily zurück in das Eis.“ „Das ist kein Eis mehr, das ist Wasser.“ „Scheiße. Mina kannst du noch mehr Eis besorgen?“ „Ich versuche es.“ „Was soll denn die Aufregung? Ich habe nichts getan.“ „Sie sagt aber du warst es, was hast du gemacht kurz bevor sie ohnmächtig wurde?“ „Ich habe gar nichts gemacht.“ „Sicher?“ … „Hast du das getan?“ „Was?“ „Du hast Liza schon verstanden, hast du sie blockiert?“ „Nein.“ „Jake, wenn du sie blockiert hast erklärt das ihren Zustand.“ „Hier das Eis, legt sie wieder in die Truhe.“ Die Temperatur um mich sank ein wenig doch nicht viel und nicht genug um meine Schmerzen wirklich zu schwächen. „Jake, hast du sie blockiert, ja oder nein?“ „Mag sein.“ „Warum hast du das getan?“ „Sie hat in mir herumgeschnüffelt.“ „Das kann sie gar nicht, das ist nicht ihre Fähigkeit.“ „Jake du musst die Blockade von ihr nehmen, las sie zugriff auf dich nehmen, nur so kann sie gerettet werden.“ „Das werde ich nicht tun.“ „Jake! Tu es, sofort. Sie stirbt sonst.“ „Das ist nicht mein Problem.“ „Doch, es wird ihr Problem werden, ich bin sehr gut mit den Ältesten vertraut. Sie sehen es gar nicht gerne wenn einer der unseren einen anderen von uns tötet.“ „Ich töte sie nicht.“ „Sie blockieren sie, was wie es scheint zu ihrem Tod führt. Jetzt lösen sie die Blockade schon. Oder wollen sie wirklich die Ältesten am Hals haben?“ „Christian du … Oh Gott Lily.“ Josef. //Ganz ruhig, ich bin da. Wir holen dich hier raus, es wird alles gut. Wie fühlst du dich?// Die Schmerzen haben etwas nachgelassen, aber… hört es jetzt auf? Bitte… sag mir dass es aufhört. //Ja, es wird aufhören. Ich verspreche es dir.// „Hilf mir sie da raus zu holen. Wir brauchen Handtücher und ein Bett wäre gut.“ „Ich denke ab hier übernehmen wir. Wenn wir mit ihr fertig sind rufen wir dich Josef, dann kannst du mit ihr reden.“ „In Ordnung.“ //Liza und Mina werden sich jetzt um dich kümmern, du bekommst trockene Kleider und ein Bett ich komme sobald sie fertig sind und sehe nach dir.// Bleib nicht zu lange weg. //Keine Sorge ich passe auf dich auf. Ich habe es Liam versprochen.// Bitte, hol ihn her, ich muss ihn sehen. //Ich weiß nicht ob das eine so gute Idee ist.// Josef bitte. //Ich hol ihn erst mal zurück, ob du ihn sehen kannst entscheiden wir wenn es dir besser geht.// … Als ich es das erste Mal schaffte meine Augen zu öffnen war alles um mich herum dunkel. Es fiel mir sehr schwer die Augen offen zu halten, ich fühlte mich wie ausgelaugt. „Sie ist wach.“ Es war nur ein Flüstern irgendwo in einer Ecke. „Lily.“ Es war eine Frau die sprach. Wo war ich? „Lily, wie geht es dir?“ Ich sah mich kurz um und bemerkte dass eine kleine Frau neben mein Bett getreten war. Sie lächelte als sie sah wie ich sie anstarrte und sagte: „Ich bin Mina und das ist Liza. Keine Sorge es ist alles okay. Willst du mit Josef sprechen?“ Ich sah kurz neben die kleine Frau und erkannte eine zweite. Auch sie sah mich freundlich an, doch irgendetwas an ihr war komisch. „Ja.“ „Gut, wir werden ihn holen.“ Sie hatte sich gerade zum gehen umgedreht als sie mich noch einmal ansah und hinzufügte: „Bleib so lange liegen bis du wieder fit bist, niemand möchte das du verschwindest.“ Ich wusste zwar nicht was das bedeutete aber gut, ich konnte Josef fragen. Kurz nachdem die beiden das Zimmer verlassen hatten stand Josef schon in der Tür. Als er sah dass ich ihn bemerkt hatte lächelte er und kam zu mir herüber. „Lily, du bist wieder wach.“ „Was ist passiert Josef?“ „Ganz ruhig, alles nacheinander. Erst einmal werde ich die Vorhänge etwas wegziehen und das Fenster öffnen. Frische Luft wird dir gut tun. Und dann können wir reden.“ Schon während er mir das sagte zog er die Vorhänge zur Seite und öffnete zwei Fenster. Im ersten Moment blendete mich das Licht, doch ich hatte mich schnell daran gewöhnt. Und er hatte recht, die frische Luft tat wirklich gut. „Also…“ Er kam herüber und setzte sich auf die Bettkante um mich anzusehen. „Wie geht es dir? Wie fühlst du dich?“ „Es geht mir gut.“ „Wirklich?“ Sollte es mir denn nicht gut gehen? „Ja. Was ist passiert?“ „Na gut, da du offenbar nichts anderes wissen willst. Es hat ja keinen Zweck drum herum zu reden. An was kannst du dich denn noch erinnern?“ Ich überlegte einen Moment, dann sah ich ihn fragend an. „Wie weit in die Vergangenheit muss ich gehen?“ „Soweit bis du weißt was du getan hast.“ „Ich wollte zu den Ältesten. Sie können Liam nicht hinrichten weil er sich das Leben retten wollte. Und dann wurden wir angegriffen, Liam war verwundet. Jake und Raven, sie wollten uns mit zu ihrem Haus bringen.“ Ich sah mich um und stellte fest das ich nicht bei Josef war, was auch die beiden Frauen bewiesen. „Sind wir bei ihnen?“ „Ja.“ „Wir gingen durch den Wald, mehr ist da nicht. Ich weiß nicht wie ich hierher gekommen bin. Oder ob sonst irgendwas passiert ist.“ So wie ich das sah blickte Josef betrübt zu Boden. „Was ist denn passiert? Wo ist Liam?“ „Keine Sorge, Liam geht es gut. Er ist mit den anderen im Wohnzimmer.“ Das war nicht alles was er zu sagen hatte. Hm. Fragend sah ich ihn an. „Also schön, wir gingen durch den Wald und plötzlich bist du zusammengebrochen. Wir wissen nicht genau warum, aber wir haben eine Vermutung. Nachdem du also zusammengebrochen bist fing Liam dich auf, er wollte dass ich dich trage, doch Jake wollte es anders. Liam trug dich also hier her. Als wir hier angekommen sind kamen die beiden Frauen und haben dich sofort weggebracht. Liza hat einen Aufstand gemacht wie er nur so herzlos sein kann und ob er denn nicht gesehen hätte das du starke Schmerzen hast. Sie brachten dich in ein Nebenzimmer. Irgendwann kam ein riesiger Hund und Liam ist ihm dann zu dir gefolgt. Der Hund hat es schließlich geschafft dich aufzuwecken…“ „Ja… an einen Hund kann ich mich erinnern, stimmt.“ „Jedenfalls warst du sofort wie erstarrt. Wir haben Liam rausgebracht und du begannst zu schreien und um dich zu schlagen. Du konntest uns nicht mehr hören also haben wir uns über die Gedanken verständigt. Du sagtest mir dass du starke Schmerzen hast. Und dein Körper begann regelrecht zu brennen. Deine Körpertemperatur stieg unaufhörlich. Wir haben dich in einer Tiefkühltruhe abgekühlt. Ich habe Liam so weit weggeschickt wie er rennen konnte doch es half nichts. Dann haben wir Christian gerufen. Es hätte eine Nebenwirkung des Giftes sein können. Er hat dann dein Blut untersucht, doch das war es nicht. Du hast angefangen von Jake zu reden. Daraufhin haben wir ihn gefragt ob er etwas getan hatte. Er hat dich blockiert. Und als er die Blockade dann gelöst hatte sank deine Temperatur wieder und die Schmerzen ließen nach. Du hast das Bewusstsein wieder verloren und wir haben dich hergebracht. Und jetzt bist du wach.“ „Es war also Jake?“ „Ja.“ „Was ist mit eurer Vermutung?“ „Jake meinte du habest in ihm herumgeschnüffelt.“ „Wie sollte ich das denn bitte gemacht haben?“ „Nun ja, ich vermute dass wir die Ausmaße deiner Fähigkeit noch nicht ganz kennen. Zunächst haben wir gedacht du kannst die Gefühle der anderen spüren.“ Ich nickte, so weit kam ich noch mit. „Doch jetzt, Lily konzentrier dich doch bitte mal auf mich.“ „Bitte?“ „Sie mich an, versuche über meine Gefühle in mich zu sehen. Versuch es einfach, es ist nur ein Versuch um meine Theorie zu festigen.“ Unsicher nickte ich und sah ihn konzentriert an. Außer meiner Unsicherheit, der Angst, die ich immer noch empfand und dem Hunger den ich verspürte waren da Neugier und Erleichterung. Ungewissheit war auch zu spüren. All das passte irgendwie zu Josef. Er war immer Neugierig, doch er war auch sehr Weise. Eigentlich fand er für alles eine Antwort, so war es zumindest solange ich ihn kannte. Und auch was ich von Liam gehört hatte bestätigte das. Gab es eigentlich jemals eine Sache die er nicht erklären oder ein Problem das er nicht lösen konnte? „Ich kann es nicht Josef. Es geht nicht.“ „Hm. Vielleicht hat Jake es sich ja auch nur eingebildet.“ „Aber was ist dann passiert?“ „So wie es aussieht hat Jake gedacht du schnüffelst in ihm rum, so wie er es bezeichnet, und hat dich blockiert. Die Blockade war so stark dass du stehen geblieben bist, du warst erschrocken. Das Gift hatte seine Wirkung verloren und Liam war zu überrascht von deiner plötzlichen Bewegung das er gegen dich gelaufen ist. Das war zu viel für dich und du hast das Bewusstsein verloren.“ Ich wusste nicht recht was ich mit all dem anfangen sollte, doch irgendetwas stimmte daran nicht. Es klang so komisch. Doch in meinem Leben war ja nichts mehr logisch seit ich Liam kannte. „Ich will Liam sehen.“ „Lily, wir haben kein Gift hier. Ich glaube nicht das es eine gute Idee ist.“ „Ich aber. Bitte Josef. Ich will ihn sehen.“ Er seufzte und stand auf. „Dann tu mir wenigstens einen Gefallen.“ „Welchen?“ „Nähre dich vorher. Dein Körper hat schrecklich viel Kraft aufgebracht. Und das was jetzt gleich kommt wird noch mehr verlangen.“ „Okay.“ Verwundert sah er mich an. „Okay?“ „Ich habe Hunger Josef, mehr ist es nicht.“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, dann wand er sich zum Fenster. „Ich werde dich begleiten, nur für den Notfall.“ „Gut.“ Also stand ich auf und ging zum Fenster. Ich war noch nicht ganz da als mir der Duft von etwas köstlichem in die Nase stieg. Ohne weiter nachzudenken sprang ich aus dem Fenster und rannte los. Ich merkte zwar dass Josef mir folgte, doch es störte mich nicht. Zurück nahmen wir ebenfalls den Weg durchs Fenster. Ich war wieder richtig fit, zumindest verspürte ich keinerlei Hungergefühle mehr und auch sonst keine unbehaglichen Gefühle. In dem Zimmer angekommen bemerkte ich die kleine Frau am Bett. „Das ist Liza. Sie kann nicht sprechen und unterhält sich nur mit den Händen. Sie möchte mit dir sprechen und hat mich gebeten ihr meine Stimme zu leihen. Ist das okay für dich?“ „Sicher.“ Ich nickte. Die kleine Frau die auf dem Bett saß hatte lange blonde Haare und war in ein schwarzes Kleid gehüllt. An den Ärmeln waren weiße Rüschen und hier und da waren Schleifen. Auch in ihrem Haar trug sie Schleifen, eine rechts und eine links. Es waren keine großen, dicken, es waren dünne, blaue Schleifen, fast so wie die an ihrem Kleid. Sie machte einen traurigen Eindruck auf mich. Vielleicht machte dass aber auch nur ihr aussehen. Denn was ich fühlte war keinesfalls Trauer. Sie war froh und glücklich. Sie schien genau da zu sein wo sie sein wollte. Nichts schien ihr zu fehlen, alles was sie brauchte war da. Ich wünschte es wäre auch bei mir so. Ich wünschte Liam wäre da, denn er war alles was ich brauchte. Mehr würde es nicht brauchen um mich glücklich zu machen, doch das war auch schon das schwerste. „Denk einen Moment über gar nichts nach Lily.“ Verwundert sah ich Josef an, doch der wies auf Liza. „Verzeihung.“ Sie lächelte leicht und schüttelte den Kopf. Dann klopfte sie leicht auf das Bett direkt neben sich. Ohne zu zögern ging ich hinüber und setzte mich neben sie. „Es scheint dir wieder gut zu gehen.“ „Ja, danke dass ihr euch um mich gekümmert habt.“ „Nicht der Rede wert.“ Ganz als wären wir ewig Vertraute griff sie nach meiner Hand und legte sie in ihre. „Du siehst traurig aus. Dir fehlt etwas, hab ich recht?“ „Ja, woher weißt du das?“ „Keine Sorge, ich kann nicht in dich sehen oder sowas in der Art. Ich hab dich angesehen und es gewusst. Du siehst einfach traurig aus. Nach diesem Kraftakt müsstest du froh sein und glücklich es geschafft zu haben. Doch du bist traurig. Warum?“ Betrübt sah ich nach unten. Nach dem ich mich genährt hatte dachte ich darüber nach ob es wirklich so gut war Liam zu sehen. Nachdem was passiert war konnte ich nicht sicher sein. Nicht sicher in seiner Nähe. „Liam. Ich will ihn einfach nur sehen, oder ihn in die Arme nehmen. Er fehlt mir so schrecklich.“ Sie nickte. „Das kann ich verstehen. Während du geschlafen hast haben wir ein paar Dinge über euch erfahren. Euer beider Schicksal ist nicht einfach. Und ich verstehe was du fühlst. Darum möchte ich dir etwas schenken.“ Freundlich sah sie mich an und strich über meine Hand. Doch weder geschah etwas noch gab sie mir etwas. „Geh zu ihm, er wartet im Wohnzimmer auf dich.“ „Aber…“ „Geh einfach zu ihm, hab keine Angst.“ Sie ließ meine Hand los und sah mich aufmunternd an. Ich sollte einfach so zu ihm gehen? Aber was würde passieren? Ich würde doch sofort wieder das Bewusstsein verlieren. //Denk nicht so viel nach, geh einfach.// Verwundert drehte ich mich zu Josef um. Auch er lächelte. Ich konnte nicht begreifen was die beiden so fröhlich machte, doch ich wollte nicht länger einfach hier rumsitzen. Ich wollte zu Liam, sofort. Noch in dem Moment, als ich den Entschluss gefast hatte, stand ich auf und ging zur Tür. Als ich sie öffnete fand ich mich in einer riesigen Eingangshalle. Doch genau in ihrer Mitte standen Sofas, und Sessel. Und dort saßen 4 Personen. 4 Personen. Das machte Gefühle hoch 5. Doch ich spürte gar nichts. Als erstes viel mir Christian auf. Wie er dort saß und mich ansah. Doch ich konnte nicht fühlen was er fühlte. Ich musste mir zusammenreimen was in ihm vorging. Doch eines sprach für sich. Sein Blick, er zog mich mit seinen Blicken fast aus. Unbehagen überkam mich, ich wollte nicht dass er da war. Doch meine Aufmerksamkeit richtete sich sofort auf Liam als er aufstand und den Raum in die entgegengesetzte Richtung verlassen wollte. „Liam.“ Es war nur ein Flüstern, mehr brachte ich nicht zustande, doch er hatte mich gehört. Er blieb stehen und drehte sich zu mir um. Als er mich ansah spürte ich nichts. Doch ich konnte die Angst in seinem Gesicht sehen. Er schien schreckliche Angst zu haben. Angst um mich? Wegen mir? Ich spürte nichts. Keinen Funken Gefühle. Gar nichts. Ich musste es herausfinden. War das etwa das Geschenk von dem Liza gesprochen hatte? Hatte sie mich Immun gemacht? Oder irgendetwas anderes? Egal. Dort war Liam und ich spürte nichts. Langsam ging ich ein paar Schritte auf ihn zu. Doch nichts veränderte sich. Ich konnte immer noch nichts spüren, da war einfach nichts. Es musste Liza gewesen sein, ich musste ihr jetzt einfach vertrauen. Liam sah mich zögernd an, er kam nicht auf mich zu, er wollte mir nicht weh tun, also musste ich zu ihm gehen. Nur so viel wie ich schaffe, das dachte er bestimmt. Ich ging weiter auf ihn zu, langsam, doch ich kam ihm näher. Und ich spürte nichts. Die letzten Schritte achtete ich gar nicht mehr darauf. Ich ging einfach nur weiter auf ihn zu, bis ich vor ihm stand. So hatte ich ihn schon lange nicht mehr angesehen. Er war größer als ich, das wusste ich, doch ich hatte schon lange nicht mehr so dicht vor ihm gestanden dass ich zu ihm aufsehen musste. Er rührte sich nicht, bewegte keinen Muskel, er stand einfach nur da und sah mich an. Ich stand so dicht vor ihm und konnte nichts spüren. Ob eine Berührung wohl etwas daran änderte? Vorsichtig hob ich meine Hand. Erschrocken sah er mich an doch ich ignorierte es einfach. Ich hob meine Hand bis auf die Höhe seines Gesichtes. Ganz vorsichtig bewegte ich meine Finger auf sein Gesicht zu, doch es geschah nichts. Ich berührte ihn leicht mit den Fingerspitzen an der Schläfe. Wie erstarrt stand er da und sah mich an. Langsam strich ich ihm die Schläfe hinunter, an seinem Auge vorbei über seine Wange. Ich konnte rein gar nichts spüren. So oft wie ich es in den letzten paar Minuten überprüft hatte, es konnte gar nichts mehr passieren. Und plötzlich fiel es wie eine Last von mir. Ich vergas alles, ich schlang einfach nur meine Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn. Ich konnte ihn wieder berühren ohne dabei Schmerzen zu spüren. Ich war so froh. Ich konnte es nicht glauben. Diese unerträgliche Last, sie fiel einfach von mir. Ich drückte ihn an mich um ihn nie wieder los zu lassen, als ich bemerkte das Tränen meine Wangen hinunter liefen. Und dann bemerkte ich noch etwas. Er erwiderte meine Umarmung nicht. Er stand immer noch starr da. Was war nur los mit ihm? „Liam, bitte halt mich fest.“ Ganz leise hatte ich es gesagt, ich konnte nicht lauter sprechen, meine Stimme drohte zu versagen. „Ich würde dir weh tun.“ „Nein, Liam. Bitte halt mich einfach nur fest.“ Steif und irgendwie verkrampft schloss er seine Arme um mich. Was war nur los mit ihm? Mein Gesicht hatte ich an seine Schulter gedrückt und meine Augen hielt ich geschlossen. „Was ist los Liam?“ „Ich will dir nicht weh tun.“ „Ich... kann nichts spüren Liam. Kein einziges deiner Gefühle. Und auch keine Schmerzen. Bitte glaub mir.“ „Du… was? Du spürst nichts?“ Er drückte mich von sich weg und sah mich an. Als er sah dass ich weinte ging er sofort ein paar Schritte zurück und ließ mich ganz los. „Du weinst.“ „Liam…“ Ich ging einen Schritt auf ihn zu, doch er ging drei zurück. Erneut liefen mir Tränen über die Wangen, was war nur los? „Ich weine weil ich so froh bin dich endlich wieder berühren zu können. Liam. Ich kann dich anfassen ohne Schmerzen zu spüren, ich kann in deiner Nähe sein ohne zu fühlen was du fühlst, ohne davon erdrückt zu werden.“ Unsicher sah er mich an. „Du kannst wirklich nichts spüren?“ „Nein, bitte Liam nimm mich in deine Arme.“ Die Aufforderung schien gereicht zu haben. Sofort stand er vor mir und zog mich an sich. Er umarmte mich und da waren keine Schmerzen. Ich konnte das Schluchzen nicht unterdrücken, drehte mein Gesicht nach innen und klammerte mich an ihn. „Ich hab dich so vermisst. Bitte las mich nie wieder los.“ Es war ein Wunder das der Satz vollständig war. „Shh~ alles wird gut.“ Ich wollte ihm gerade glauben, da geschah worauf ich innerlich schon die ganze Zeit gewartet hatte. Plötzlich war da Wut und Verständnislosigkeit. Ich konnte es sehen. Sein Geheimnis. Geschockt sah ich zur Tür die direkt neben uns lag. Ich konnte nicht mehr viel tun. Alles war auf einmal weg. Und dann war da wieder dieser Schmerz. Dieser Schmerz der alles mit sich in die tiefe Dunkelheit zog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)