Penalty of Death von abgemeldet (Strafe für uns beide) ================================================================================ Kapitel 11: Walk Away --------------------- LIAM: // Sie hat das Gift schon genommen.// Ich konnte ihn nicht sehen doch hören konnte ich ihn. Wahrscheinlich stand er auf dem Flur oder in seinem Zimmer. Aber warum dachte ich überhaupt darüber nach? Er hatte mir gerade gesagt das Lily das Gift bereits genommen hatte. Ich durfte keine Zeit verlieren. Erst einmal muss ich herausfinden ob es wirkt so wie wir es beabsichtigen. Lily stand immer noch wie versteinert oben an der Treppe. Was hatte sie nur? Wirkte es etwa nicht? Ohne von ihr wegzusehen schloss ich die Tür hinter mir. Wie lange wir so standen und uns ansahen wusste ich nicht. Mir ging so vieles durch den Kopf. Plötzlich machte sie einen Schritt nach unten. Dann noch einen. Ganz langsam kam sie auf mich zu. So gerne wäre ich ihr entgegen gegangen, doch ich hatte Angst das es vielleicht zu fiel für sie war. Still blieb ich an der Tür stehen. Jeden einzelnen ihrer Schritte verfolgte ich. Jeden Meter den sie näher kam dankte ich ihr in Gedanken. Als sie am Fuß der Treppe angekommen war Atmete sie durch. Es trennten uns noch knapp 7 Meter. Ob das wohl schon zu viel für sie war? Ich spürte wie wieder Angst in mir aufstieg. Nein, ich durfte jetzt keine Angst haben. Was wenn das Gift nur schwach wirkte? Dann würde ich sie durch meine Angst wieder zurück drängen. Ich durfte jetzt keine Angst haben. Ich habe keine Angst! Ich spürte wie Josef mir etwas sagen wollte, dann ging oben die Tür zu und es war still. Keinen Augenblick hatte ich meine Augen von Lily gewendet. Einen weiteren Schritt kam sie auf mich zu. Einen und noch einen und noch einen. Dann stand sie vor mir. Nur 1 Schritt trennte uns, sie war zum greifen nah, doch ich wagte es nicht. Noch einen Moment sah sie mich an ohne irgendetwas zu sagen oder zu tun. Dann ganz plötzlich kam sie auch noch den letzten Schritt auf mich zu, schlag die Arme um meinen Hals und klammerte sich an mich. Ich konnte sie wieder spüren, ihre Wärme, ihre Nähe. Erleichtert legte ich meine Arme um sie. Ich war so froh sie endlich wieder umarmen zu können. Grade als ich meine Augen schloss spürte ich eine Kraft die sich gegen mich stemmte. Erschrocken öffnete ich meine Augen wieder und ließ Lily los. Sie entfernte sich wieder einen Schritt und sah mich mit glasigen Augen an. „Es tut mir leid Liam.“ Eine Träne lief ihr die Wange hinunter und sie sah nach unten. Ohne groß zu überlegen legte ich meine Hand unter ihr Kinn und drehte ihren Kopf so dass sie mich wieder ansah. „Bitte nicht weinen. Ich verstehe wenn es nicht geht. Du musst dich nicht bei mir entschuldigen.“ Als sie mich ansah nahm ich meine Hand weg und wischte ihr die Tränen von den Wangen. Dann ließ ich meine Hand wieder sinken und sah ihr in die Augen. „Kannst du es ertragen neben mir zu sitzen?“ Der Ausdruck in ihren Augen änderte sich schlagartig. „Bitte sag sowas nicht. Ertragen. Es klingt als wärst du nicht gut genug oder eine Zumutung.“ „Verzeih mir. Aber…“ Nickend sah sie mich an. „Ich kann es versuchen.“ Sie versuchte zu lächeln doch es gelang ihr nur mühsam. „Dann las uns hoch gehen hier in der Halle lässt es sich nicht gut reden.“ Wieder nickte sie. Ich drehte mich in Richtung der Treppe und ging los. Einen Moment blieb sie stehen schloss dann aber zu mir auf und plötzlich spürte ich ihre Fingerspitzen an meiner Hand. Vorsichtig schob sie ihre Finger zwischen meine. Leicht verunsichert drehte ich meinen Kopf und sah sie an. Sie erwiderte meinen Blick ohne etwas zu sagen. Ganz leicht drückte ich ihre Hand und ging mit ihr die Treppe hinauf. Wie selbstverständlich gingen wir in ihr Zimmer. Ich setzte mich zuerst, ohne ihre Hand loszulassen, so konnte sie den Abstand bestimmen. Abstand. Es hörte sich in meinem Kopf so grausam an. Der Abstand zwischen uns. Doch es war besser für sie und ich wollte sie nicht wieder verdrängen. Als auch sie saß und wir uns ansahen wusste ich nicht mehr was ich eigentlich sagen wollte. Kein einziges Wort kam mir über die Lippen. Keine Silbe konnte ich denken. Was ich ihr antun würde, was ich ihr schon angetan hatte. Dafür gab es keine Worte. Ich wollte es nicht. Sie so leiden lassen. Alles nur wegen mir. Sie hätte ein normales Leben führen sollen, ohne mich. Ich konnte sie nicht länger ansehen, die Hoffnung in ihren Augen, es brachte mich fast um. Ihr auch das nehmen zu müssen. Würde ich ihr die ganze Wahrheit sagen, es würde sie zerstören. Auch wenn ich sie anlog, es war einfach besser für sie. Das hoffte ich zumindest. „Wie geht es dir?“ Irgendwie musste ich anfangen. Sie langsam dorthin bewegen. „Wenn ich sagen würde es geht mir gut wäre das gelogen. Ich vermisse dich.“ Dabei sah sie mich an, direkt in die Augen. Ein schrecklicher Schmerz durchzuckte mich. Wie würde ich es über mich bringen können es ihr zu sagen? „Aber das ist nicht so wichtig. Du wolltest mit mir reden. Irgendetwas quält dich doch.“ Ich schüttelte den Kopf. „Es gibt nichts Wichtigeres als das es dir gut geht Lily.“ „Danke dass du dich so um mich sorgst.“ Sie lächelte kurz. „Aber du hast doch etwas das dich bedrückt. Dazu ist die wenige Zeit die wir jetzt haben da. Bitte rede mit mir Liam. Sag es mir.“ Ich konnte nicht verstehen wie sie nur davon ausgehen konnte das es mich quälte. Fragte sie sich denn gar nicht ob es nicht genauso oder noch schlimmer für sie sein könnte? Dachte sie nicht darüber nach was ich ihr sagen würde? Sie sorgte sich nur darum das es mir schlecht ging, an sich dachte sie nicht. Genau so war Lily. Aber sie hatte Recht, ich musste es ihr sagen. Doch wo sollte ich anfangen? Sollte ich ihr offen sagen dass ich sterben würde? Oder sollte ich ihr sagen dass ich einen Menschen getötet hatte? Womit sollte ich nur anfangen? „Bitte fang einfach an Liam.“ Verzweifelt sah ich sie an. Doch was ich sah ließ mich stocken. Die Verzweiflung die ich spürte, die in mir tobte, ich sah sie in ihren Augen. Sie spiegelte sich in ihr wieder. Fühlte sie meine Verzweiflung als ihre? „Was hast du Lily?“ Schreck trat in ihre Augen. „Nichts.“ „Warum siehst du mich so verzweifelt an Lily? Bitte sag mir was du hast.“ „Nicht ich bin verzweifelt, du bist es. Und du hast Angst. Aber…“ Sie sah nach unten. Plötzlich fiel eine Träne in ihren Schoß. Bevor ich etwas sagen konnte sah sie mich wieder an und sagte. „… aber ich weiß nicht warum ich das weiß. Woher weiß ich dass du verzweifelt bist? Das du Angst hast? Wie kann ich das wissen? Was ist nur schief gelaufen? Ich versteh es nicht. Ich versteh mich nicht mehr.“ „Shh. Es ist alles okay. Es ist nichts schief gelaufen.“ Wie gerne würde ich sie jetzt umarme. Sie einfach nur halten. „Aber warum…?“ Ich legte meine Hand an ihre Wange und wischte die Tränen weg. Ich musste es ihr einfach sagen. So konnte ich sie nicht lassen. Und es würde auch nichts bringen sie weiterhin in dem Glauben zu lassen es sei nur die Intensivierung. „Du weißt dass einige Vampire besondere Fähigkeiten haben.“ Sie nickte. „So wie Josef. Gedankenlesen und übertragen.“ „Genau.“ „Aber… was hat das mit mir zu tun?“ „Auch du hast eine besondere Fähigkeit. Du kannst die Gefühle der anderen spüren. Wahrscheinlich gehört noch etwas mehr dazu. Aber das wissen wir noch nicht.“ „Ich… was? Aber… das würde ja bedeuten das… es nie… vorbei sein wird.“ Ich sah schon wie sich die Tränen in ihren Augen sammelten. „Was mach ich nur falsch? Du sollst doch gar nicht weinen…“ Hatte ich das gerade laut gedacht? Na toll auch das noch. „Lily, bitte hör auf zu weinen. Du kannst lernen es zu steuern. Und irgendwann wirst du entscheiden können von wem du wann die Gefühle wahrnehmen willst. Bitte hör auf zu weinen.“ Sie schüttelte mit gesenktem Blick den Kopf. „Ich kann nicht.“ Sie sprach ganz leise, ihre Stimme brach unter den Tränen weg. Wie sollte ich es ihr nur schonend beibringen? Ging das überhaupt? Konnte ich es ihr schonend beibringen? Ja, ich würde einfach sagen: Lily ich sterbe, aber das ist nicht der Weltuntergang. Nein, das ging einfach nicht. Wie sollte ich es ihr nur sagen? „Was hast du Liam? Bitte sag mir doch was los ist.“ Ich atmete tief durch. Na gut, sie wollte es wissen und sie musste es wissen. „Es gibt noch etwas anderes das ich dir sagen muss.“ Den Anfang hatte ich geschafft, doch würde ich den Rest über mich bringen können? „Dann sag es mir doch Liam.“ Sie hatte so viel Zuversicht in ihrer Stimme. Wie konnte ich das nur zerstören? Und immer wieder stellte ich mir die gleichen Fragen. Immer wieder dachte ich die gleichen Gedanken.“Liam… sieh mich an.“ Ich konnte nicht anders. So wie sie mir das sagte musste ich einfach gehorchen. „Was ist es?“ „Ich…“ Ich wusste nimmer noch nicht wo ich anfangen sollte. „Ich … habe…“ Es musste einfach raus. Ich konnte nicht länger. „…einen Menschen getötet.“ I can not do what I have done. I can not say what I have said. Can't take it back, It's alittle late... Now. I didn't mean to hurt you... baby... In any way. Ich konnte genau sehen wie die Gefühle in ihr tobten. Zuerst hatte sie es nicht verstanden, doch dann, als der Schock in ihr Gesicht trat war ich mir sicher, sie wusste was es für mich bedeutete. Was es für uns bedeutete. „Als ich das Haus anzündete. Als ich aus dem fenster sprang fing ich Feuer.“ Ich wusste selber wie lächerlich es klang. „Du… du hast gebrannt?“ Ich sah nach unten. „Ja.“ Als ich sie wieder ansah sagte ich: „ Das Feuer wurde zwar sofort gelöscht, aber ich brauchte Blut. Ich wollte es nicht doch der Sanitäter stand so nah. Es tut mir leid Lily. Das alles für umsonst…“ Sie lies mich nicht ausreden. „Du hast einen Menschen getötet, aber das hat nichts mit deiner Strafe zu tun, oder Das bedeutet nicht… das du…“ Wieder traten Tränen in ihre Augen. Ich brauchte noch nicht einmal antworten. Mein Blick hatte anscheinend schon genug gesagt. „Nein… das… das kannst du mir nicht antun! Du kannst mich nicht alleine lassen!“ „Lily…“ „Es muss einen Weg geben. Rede mit den Ältesten. Sag ihnen dass es dir leid tut. Das es Notwehr war. Das werden sie doch verstehen. Du hast aus Notwehr gehandelt. Ich schüttelte den Kopf während sie sprach. „Nein, solange ich noch die Kraft hatte ihn zu überwältigen hätte ich auch die Kraft gehabt mir ein Tier zu suchen.“ „Nein, du hast selbst gesagt du hast ihn nur gebissen, dass er so nah zu dir stand. Sonst wärst du gar nicht in die Versuchung gekommen. Und außerdem wärst du fast verbrannt. Das ist der Tod für jeden Vampir. Du brauchtest einfach Blut. Willenskraft hin oder her.“ „Lily…“ „Nein, das geht doch so nicht. Sie können doch nicht…“ „Lily, beruhig dich.“ „Aber… nein, ich kann mich nicht beruhigen. Das würde bedeuten ich gebe dich auf.“ „Nein, Lily… das ganze hat nichts, rein gar nichts, mit dir zu tun.“ Der Ausdruck in ihrem Gesicht änderte sich schlagartig. „Du sagst das so. Es klingt als… als würde ich nicht zu dir gehören.“ „Nein, Lily… bitte. Das hab ich so nicht gesagt. Du weißt dass du mir alles bedeutest. Ich habe ewig mit mir gekämpft. Es dir zu sagen fällt mir schwerer als sonst irgendetwas. Zu wissen das ich dich alleine lasse, nur wegen so einer Dummheit. Aber ich ertrage es nicht das du so etwas denkst. Ich liebe dich über alles Lily, das weißt du auch.“ „Dann las mich nicht allein. Bitte las mich nicht allein.“ All I wanna do is walk away, 'Cause I don't wanna lie to you. Something in your eye says \"Please, Don't go...\". But I just wanna walk away... 'Cause if I stay I'm gonna end up hurting you... And I don't wanna break your heart, baby... Unaufhörlich liefen Tränen ihre Wangen hinunter. Ich hätte es nie so weit kommen lassen dürfen. Doch dazu war es jetzt zu spät. Ich musste das was ich angerichtet hatte alleine wieder richten. Obwohl die größte Last auf Lily lag. Denn sie musste bis in alle Ewigkeit alleine leben. … Doch was wenn…? Nein! Nein, Lily würde weiter leben. Dafür würde ich sorgen. Josef würde dafür sorgen. Aber was hatte sie denn hier noch? Eigentlich nichts. Niemanden. Nur mich. Ferner Josef und irgendwo auch noch ihre Familie aber wirklich Kontakt durfte sie mit ihnen auch nicht haben. Also was brachte es ihr? Nein, sie würde sich nicht umbringen auf gar keinen Fall. Lieber lebe ich mein Leben auf der Flucht. Obwohl sie das nicht verdient hätte. Ewig auf der Flucht. Auf der Flucht vor den Ältesten. Auf der Flucht vor den Regeln, den Gesetzen. Ständig in Angst entdeckt zu werden. Nur mit Fragen leben. Warum tue ich mir das an? Warum bin ich hier? Wie lange bin ich noch hier? Und das alles nur weil ich einen Fehler begangen habe? Nein! It doesn't matter what I'll say, It doesn't matter what I'll do... Can't make it right, even though I want, to Doch wie sie jetzt vor mir saß, ich konnte es nicht ertragen. Sie so zu sehen war eine Qual. Doch wie sollte ich ihr zeigen dass es mir unendlich leid tat? Wie sollte ich sie beruhigen? Ich konnte sie nicht in meine Arme nehmen und ich war eigentlich froh dass sie meine Gefühle nicht spürte, es wäre unerträglich für sie. „Liam… ich muss darüber… nachdenken. Und, das Gift lässt nach.“ Sie hatte sich so schnell gefangen. Ich konnte sie nur überrascht anstarren. „Lily, bitte…“ „Es geht nicht. Las mir etwas Zeit. Josef hat noch etwas Gift. Wir können später reden.“ Sie kam mir kalt vor, wie konnte ich nicht sagen doch kalt, abweisend. Doch was hatte ich erwartet? Sie begann sich zu Schützen, sich abzuschirmen. Ich konnte nichts mehr sagen. Ich nickte, stand auf und verließ ihr Zimmer. I'm not gonna say that were okay... I don't wanna lie. I should have told you long ago, What was going on... I should have told you my feelings, were not that strong... LILY: Er würde… sterben! Noch bevor die Tür ins Schloss gefallen war warf ich mich aufs Bett. Warum war das nur geschehen? Was hatte ich nur Falsch gemacht? Wofür bestrafte man mich so sehr? Ich spürte die Tränen die in strömen meine Wangen hinunterliefen und auf das Bett fielen. Heiße Tränen waren es einmal gewesen, doch jetzt waren sie kalt. So wie ich. Doch ich verstand es nicht. Ich konnte es nicht verstehen. Warum nur ließ er mich allein? Warum ließ er zu das so etwas geschah? Ich… ich dachte… er hatte gesagt er liebt mich. … Er liebte mich, das war sicher. Aber warum ließ er es dann geschehen? Nein. Ich durfte ihn nicht dafür verantwortlich machen. Es war Notwehr. Er wäre gestorben. Das mussten die Ältesten doch einsehen. So konnte ich es nicht akzeptieren, es ging einfach nicht. Ich würde Liam dazu bringen mit ihnen zu reden. Und wenn er es nicht tat würde ich es tun. Ja, ich würde mit ihnen reden. Auch wenn ich noch nicht so lange Vampir war und auch noch nicht alles wusste. Diese Sache hatte nichts mit seiner Strafe zu tun. Und ich lebe ja noch. Und dort draußen gab es noch unzählige Vampire die sich von Menschen ernährten. Ständig, immer. Liam hatte einen getötet als er in Lebensgefahr schwebte. Sie mussten es einfach akzeptieren. All I wanna do is walk away, 'Cause I don't wanna lie to you. Something in your eye says \"Please, Don't go...\". But I just wanna walk away... 'Cause if I stay I'm gonna end up hurting you... And I don't wanna break your heart, baby... LIAM: Ich wusste nicht wohin mich meine Füße trugen. Ich ging einfach nur. Ließ sie alleine. Ließ ihr das was sie wollte. Wie konnte ich ihr, jetzt da ich ihr so viel Leid zugefügt hatte und noch so viel Leid zufügen würde, etwas verwehren? Selbst wenn es nur die Kleinigkeit zu verschwinden war. Ich bemerkte nicht dass ich die Treppe hinab lief. Bemerkte nicht dass ich die Halle durchquerte. Bemerkte nicht dass ich ein Zimmer betrat. Und bemerkte nicht dass ich mich auf einen Stuhl setzte. Ich hatte schon so viel falsch gemacht. Und ich würde auch weiterhin so vieles falsch machen. Konnte es nicht endlich ein Ende geben? Nicht nur das ich Lily so viel Leid angetan hatte. Nicht nur das ich ihr ganzes Leben zerstört hatte. Alles das war zwar das schlimmste von allem, doch ich hatte in meinem Leben so vieles falsch gemacht. Der größte Fehler, den ich je gemacht hatte, war es mich nicht zu rühren. Hätte ich damals auf mich aufmerksam gemacht wäre ich jetzt nicht hier. Wäre Lily jetzt nicht hier. Wären diese Vampire damals im Stande gewesen mich zu töten, nein, hätten sie mich damals getötet. Es wäre für uns alle das Beste gewesen. Warum hatte ausgerechnet ich überlebt? Warum nicht Dan, oder Lulu. Warum nicht Patricia? Patricia war die jüngste von uns. Sie hätte doch überleben können. Warum ich? Was hatte ich getan das ich weiter leben durfte? Durfte? War es überhaupt Glück weiter zu leben? In meinem Fall nicht. Also musste ich die Frage wohl anders stellen. Was hatte ich getan das ich so bestraft wurde? Und warum musste ich Lily da mit hinein ziehen? Ich begriff es einfach nicht. Konnte keinen Sinn daraus ziehen. I lived through life, it wasn't fair... I'll say good-bye because I... Because I care... Wütend schlug ich auf den Tisch. So fest, das er unter meiner Faust zerbrach und die zwei Teile auf meinem Schoß zu liegen kamen, ehe sie nach unten fielen. Ein lauter Knall dann war alles wieder still. Was hatte ein Tisch hier zu suchen? Was hatte ich hier zu suchen? Wo war ich eigentlich? Leicht verwirrt sah ich mich um. Ich war in der Küche. Wie kam ich hier her? Warum war ich hier? Fragen die mich nicht interessierte. Ich konnte mich noch genau daran erinnern wie Lily am Herd stand und sich Eier gebraten hatte. Ich wusste noch genau was sie getan hatte. Jeden einzelnen Handgriff. Und jetzt sah ich sie wieder vor mir. Mit diesem Lächeln im Gesicht. Die Eier aufschlagend oder den Schinken schneidend. Sie würde es nie wieder tun. Ohne dass ich es wusste hatte ich sie das letzte Mal dabei beobachtet. Ohne zu ahnen was es bedeutete hatte ich neben ihr gestanden, darauf geachtet das sie sich mit dem Messer nicht weh tat. Doch das brauchte ich jetzt nicht mehr. Ich musste sie nicht mehr beschützen. Sie brauchte meinen Schutz nicht mehr. Sie brauchte mich nicht mehr. Und doch war ich hier. Tat ihr unendlich weh und dachte stundenlang darüber nach. Nicht im Stande etwas daran zu ändern. Nicht im Stande aufzustehen und zu gehen. Doch ich musste es tun. Ich würde es tun müssen. Sobald ich dafür gesorgt hatte das es ihr gut ging. Erst wenn sie sich daran gewöhnt hatte würde ich gehen. Ich musste einfach. Ich musste wissen dass es ihr gut ging. Das es ihr gut gehen würde. Und niemand würde mich daran hindern. Nicht einmal die Ältesten. Niemand konnte mich daran hindern. Einfach nur um zu wissen das sie es so leicht wie möglich hatte. Nicht um meinet Willen sondern ihretwegen. I wish I knew what I'm suppose to do... I wish I could be there for you... to ease the pain. „Liam!“ Sofort schnellte ich hoch und sprang zur Tür. „Was ist?“ Josef sprang gerade die Treppe hinunter doch ich hatte nur Augen für den Hauch von weiß, der an mir vorbeifegte. Wohin wollte Lily? //Sie will zu den Ältesten.// Schon war er unten angekommen und rannte ihr nach. //Tu was Liam sie hört nicht auf mich.// Ohne groß zu überlegen rannte ich ihr nach. Neben Josef. Wir waren beide sehr schnell, gleichschnell, fast. Doch Lily war schneller. Das war der Nachteil wenn man es mit einem Neugeborenen zu tun hatte. Lily hatte einfach noch viel mehr „jugendliche“ Energie. Warum will sie zu ihnen? Jetzt zu sprechen würde uns beide etwas Kraft einbüßen lassen. //Sie will sie davon überzeugen das du unschuldig bist. Oder eher das du es aus Notwehr getan hast. Sie hat sich in den Kopf gesetzt die Ältesten davon zu überzeugen. Du musst sie aufhalten, sonst weiß sie in Kürze warum es wirklich passiert.// Verdammt. Soweit durfte es nicht kommen. Sie durfte nicht erfahren dass sie der Grund war. Unter allen Umständen musste vermieden werden dass sie auf die Ältesten, oder einen anderen Vampir, traf. „Lily, bleib stehen.“ Ich hoffte sie würde auf mich hören, doch sie tat es nicht. „Lily! Verdammt, bleib stehen. Bitte.“ Doch sie weigerte sich auch nur anzudeuten dass sie mich gehört hatte. Ich beschleunigte meine Schritte ohne wirklich darauf zu achten wohin ich trat, wo wir uns befanden. Und genau das sollte mein Fehler sein. Einer der vielen die ich als begangen abstempeln konnte. Und einer der vielen, die zu weiteren führen würde, die ich noch begehen würde. Es dauerte noch nicht mal 2 Sekunden da spürte ich einen harten Schlag und flog durch die Luft. Im nächsten Moment spürte ich einen Baum der in meinem Rücken zerbrach. Und gleich darauf einen zweiten. Als ich an dem dritten Baum abprallte schlug ich hart auf dem Boden auf. Ein lautes Knacken, übertönt von dem brechen der Bäume, verriet mir das ich mir irgendetwas gebrochen hatte. Na perfekt. Ich musste Lily davon abhalten zu den Ältesten zu gehen und brach mir etwas. Doch wer hatte mich durch die Luft geschleudert? Leicht benommen sah ich auf und blickte mich um. Noch ehe ich irgendetwas realisieren konnte stand er vor mir. Groß gewachsen, nicht so groß wie ich aber auch nicht so klein wie Lily. Rotbraune Haare die ihm ins Gesicht hingen. Doch das eine, was am wichtigsten war, erkannte ich sofort. Blutrote Augen. Obwohl mir auffiel das sie nicht so Blutrot waren wie die der anderen, oder meine. Sie hatten einen leichten Braunstich, doch sie waren Rot. Er war ein Vampir. Einer, den ich nicht kannte, doch von dem ich gehört hatte. Zweifelsfrei musste das Jake sein. Er war der Höchste einer kleinen Gruppe die hier ihr Land beanspruchte. Wir waren auf fremdem Boden. Deshalb also hatte er mich angegriffen. Hatte er auch Josef angegriffen? Und Lily? „Lily!“ Ohne es zu merken hatte ich ihren Namen ausgesprochen. Und noch bevor ich ein weiteres Wort denken konnte kniete sie schon neben mir. „Liam. Ist alles in Ordnung?“ Ohne zu zögern legte sie ihre Hände an meine Arme. Ohne zu zögern kam sie so dicht an mich, was war nur los? „Das Gift…“ brachte ich unter Stichen hervor. Sie schüttelte den Kopf. „Es wirkt noch, es tut mir leid.“ Jetzt schüttelte ich den Kopf und hob abwehrend die Hand. „Nicht…“ doch mehr konnte ich nicht sagen. Irgendetwas war nicht richtig so wie es war. Ich musste meine Position wechseln, durfte nicht riskieren das etwas falsch zusammen wuchs. „Was hast du?“ „Ich hab mir etwas gebrochen, glaube ich.“ „Josef!“ Doch Josef kam nicht. „Josef!“ wiederholte Lily, doch ohne Erfolg. Erschrocken sah sie auf. Wo war Josef? Josef wo bist du? //Er hält mich fest, tut mir leid. Wenn ich etwas gegen ihn unternehme haben wir noch größere Schwierigkeiten als wir ohnehin schon haben.// Verdammt. Ausgerechnet jetzt. Ich hatte nicht bemerkt das Lily mich losgelassen hatte und von mir gegangen war. Doch als ich ihre Stimme hörte sah ich auf und fand sie. Sie stand nicht weit von mir entfernt und hob die Fäuste. „Las ihn los! Er muss Liam helfen.“ „Dein kleiner Freund kann auf sich selbst aufpassen, ihn hier behalte ich bei mir.“ Das war nicht die Stimme von Jake, obwohl ich seine noch nie gehört hatte. Doch der Klang dieser Stimme war nicht so wie der Klang einer höheren Person hätte sein müssen. „Las ihn los Raven.“ Genau den Klang musste eine solche Stimme haben. Und sofort drehte ich meinen Kopf nach oben, sah ihm in die Augen. „Hältst du das für klug Jake?“ Raven antwortete so selbstsicher als würde Jake ihm nichts zu sagen haben. Doch eine gewisse Unterordnung herrschte, das konnte man fühlen. „Wenn ich sage las ihn los, dann meine ich auch las ihn los.“ Ohne weitere Verweigerung ließ Raven Josef los. Nur einen winzigen Augenblick später kniete Josef neben mir. //Was hast du Liam?// Ich glaube ich hab mir was gebrochen, doch der Bruch verheilt schon wieder. Ich bin nicht sicher ob er richtig verheilt. //Dann leg dich hin. Warte ich helfe dir.“ Er hielt einen meiner Arme fest und die andere Hand hielt er unter meinem Rücken. Ich streckte meine Beine aus und versuchte mich auf den Boden zu legen. Doch das ganze war nicht so einfach, der Boden war nicht gerade eben. Was wollen sie von uns? //Wir sind in ihr Gebiet geraten. Ich hab dir schon von ihnen erzählt, weißt du noch?// Ja. Ist Lily in Gefahr? //Nicht in Lebensgefahr. Nur in Schwierigkeiten. So wie du und ich.// Und das nur wegen mir. Ein Seufzer entfuhr mir und sofort war Lily an meiner anderen Seite. All I wanna do is walk away, 'Cause I don't wanna lie to you. Something in your eye says \"Please, Don't go...\". But I just wanna walk away... 'Cause if I stay I'm gonna end up hurting you... And I don't wanna BREAK YOUR HEART, BABY... LILY: Noch einen kurzen Moment sah ich Raven an. So wie er mich ansah gefiel es mir gar nicht. Seine durchdringenden Roten Augen direkt auf mich gerichtet, wie als könnte durch mich hindurch oder in mich hinein sehen. Das rote Haar hing ihm zaus im Gesicht. Es sah aus als befände er sich auf einem Streitzug, so wie er mich ansah. Doch als ich Liams gequältes Seufzen hörte drehte ich mich um und hockte mich neben ihn. Warum war ich nur so egoistisch gewesen? Ich hätte ihn vorhin nicht wegschicken dürfen. Und ich hätte nicht hier her gehen sollen. Schließlich war er es doch der mit den Ältesten reden musste. Und jetzt steckten wir in Schwierigkeiten, nur wegen mir. Solange er meine Berührungen nicht erwiderte war alles gut, das hatte ich bereits in der Halle gemerkt. Vorsichtig hob ich meine Hand und strich ihm das Haar aus der Stirn. Was wenn etwas schief ging? //Keine Sorge Lily, es ist gleich vorbei. Liam wird nichts passieren.// Kurz sah ich zu Josef, dann wieder zu Liam. „Warum kannst du mich anfassen Lily?“ „Schhhh… Das spielt keine Rolle.“ „Doch. Lily… sag es mir.“ „Ich habe dich vorhin angelogen. Das Gift hat seine Wirkung noch nicht verloren.“ Der Ausdruck seiner Augen verriet mir dass es ihm weh tat. Ja ich hatte ihn angelogen, doch was sollte ich machen? Ich konnte es nicht mehr ertragen, zu hören dass er sterben würde. Zu hören das er nichts dagegen tun würde, das er es so hinnahm. //So, geschafft. Es war eine der oberen Rippen. Sie war angebrochen und saß nicht richtig. Ich hab sie zurückgedrückt und sie ist wieder richtig verwachsen. Du kannst aufstehen Liam.// Warum redest du nicht Josef? //Diese Vampire sind mit Vorsicht zu genießen. Rede so wenig wie möglich.// Und das sagst du mir jetzt? Danke. „Da ihr jetzt wieder komplett seid, was wollt ihr hier?“ „Wir sind auf der…“ Doch bevor Liam zu ende reden konnte viel ich ihm ins Wort. „Ich war auf dem Weg zu den Ältesten, doch ich kenne den Weg nicht. Sie sind mir gefolgt.“ Misstrauisch sah Jake mich an. Erkannte ich da auch eine Spur Neugier? Was hatte ich nur gesagt? Hatte Josef nicht gerade noch gesagt rede so wenig wie möglich? Das kommt davon wenn man die Schuld auf sich nehmen will. „Und was willst du bei den Ältesten?“ Jetzt drehte sich auch Raven näher zu uns, auch sein Interesse schien geweckt. „Ich muss mit ihnen reden.“ „Und worüber?“ Feindselig sah ich ihn an. So konnte er mir nicht kommen. Leicht gereizt stand ich auf und sah ihn an. „Ich wüsste nicht was es dich angeht.“ „Tz. Neugeborene.“ Raven hatte sich von seinem Baum weggeschubst und kam neben Jake. „Es ist doch immer dasselbe mit ihnen.“ Erschrocken sah ich ihn an. Woher wusste er das ich…? //Ich hab dir doch gesagt diese Vampire sind mit Vorsicht zu genießen Lily. Bitte, überlass das Reden mir.// Ohne den Blick von Raven zu wenden beobachtete ich wie Josef neben mich trat. Ich konnte ihn spüren. Verdammt, das Gift begann an Wirkung zu verlieren. „Wie ich sehe hast du das Kommando übernommen Josef.“ „Kommando ist der falsche Begriff Jake. Vergiss was sie gesagt hat.“ „Warum sollte ich? Es klang sehr interessant.“ „Wie Raven bereits sagte, Neugeborene.“ Was? Josef! //Halt dich bitte zurück Lily.// Kein weiteres Wort kam über meine Lippen. Und dann spürte ich es. Die Ansammlung von Gefühlen erhob sich, kam näher und näher, stand neben mir. Nein, du bist stark. Ich bin stark. Ich halte das durch. Es… es sind nur… Gefühle. I don't wanna break your... Heart... Als hätte ich etwas gesagt wichen sie zurück. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich das Liam sich von mir entfernte. „Wir kamen vom Weg ab. Las uns gehen und wir verlassen euer Land sofort.“ „Du klingst so verzweifelt Josef. Was ist los mit dir?“ „Er ist der Lehrer und Freund“ zischte Raven neben Jake. „Interessant.“ Für einen kurzen Moment verharrte er noch auf Josef, dann wand er sich zu mir. „Ich denke… Ja, ich denke wir würden uns über einen Plausch mit euch sehr freuen.“ Plausch? Mit uns? Wie? „Auch die anderen werden sich sehr freuen. Nennen wir es eine Art Frischfleisch.“ Erschrocken sah ich Jake an. Raven neben ihm begann hämisch zu grinsen. //Hab keine Angst Lily, alles wird gut. Er will der nur Angst machen.// „Raven, wo ist Eleazar?“ „Ich schätze er ist bei Liza und Mina.“ „Gut. Ich denke ihr werdet uns ohne große Mühen folgen.“ Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und ging los. Zu Anfang lief er noch recht langsam. Er erwartete doch nicht im ernst das wir ihm einfach so folgen würden oder? //Doch, genau das tut er. Wir sind auf seinem Land. Und außerdem wird er dafür sorgen.// Wie darf ich das denn verstehen? //Du bewegst dich bereits Lily.// Was? Ich sah genau in meine Umgebung und merkte dass sie an mir vorbeizog. Kontrolliert er mich? //Nicht direkt.// Was soll das heißen, nicht direkt? //Das erkläre ich dir wenn wir wieder zuhause sind, nicht jetzt. Sieh dich vor. Und am besten überlässt du das Reden mir.// Ich nickte nur. Dazu wusste ich nichts mehr zu sagen. Und jetzt spürte ich wieder dieses Gefühlskneul das hinter mir her lief. Und mit jedem Schritt wurden sie stärker. Wo Anfangs nur leichtes Kribbeln war waren jetzt schon wieder Stiche. Wie lange würde ich es noch durchhalten? Ich durfte nicht darüber nachdenken. Auf gar keinen Fall durfte ich riskieren das etwas schief lief. Und ich durfte nicht zulassen dass sie etwas erfuhren. Und ich durfte Liam nicht verletzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)