Penalty of Death von abgemeldet (Strafe für uns beide) ================================================================================ Kapitel 9: Eine Wand -------------------- LIAM: Ohne einen Zwischenfall kam ich wieder bei Josefs Haus an. Als ich vor der Tür stand überkam mich ein leichtes Gefühl von Unbehagen. Was war wenn Lily nicht mit mir reden wollte? Nein, Sie würde mit mir reden. Sie musste einfach. Doch bevor ich zu ihr ging würde ich mit Josef reden. Es musste einfach einen Weg geben. Er hatte immer eine Lösung. Er würde auch jetzt eine finden. Ich betrat sein Haus und schloss hinter mir die Tür. Mit einem Satz sprang ich die Treppe hinauf und ging zu seinem Zimmer. Ohne zu klopfen öffnete ich die Tür und ging hinein. Ein kurzer verwirrter Blick wich einem interessierten, leichten Lächeln. „Liam.“ „Gibt es eine Möglichkeit diese Fähigkeit zu unterdrücken? Oder vielleicht zu schwächen? Für einen kurzen Zeitraum?“ Er sah auf seine Unterlagen und legte den Stift beiseite. „Ich dachte mir bereits dass du danach fragen würdest.“ „Gibt es denn diese Möglichkeit?“ Er stand auf und durchquerte sein Zimmer. Nachdenklich musterte er die Bücher in seinen Regalen. „Es gibt so etwas Ähnliches. Doch die Wirkung ist begrenzt und auch nicht von Dauer.“ „Was heißt begrenzt? Und wie lange hält es an?“ „Wie lange weiß keiner. Es ist unterschiedlich. Forscher meinen es hängt von dem Vampir ab. Nach welchen Kriterien es geht wissen sie aber nicht. Und die begrenzte Wirkung… Naja, das hängt auch wieder mit dem Vampir zusammen. Bei manchen wird die Fähigkeit komplett blockiert, bei manchen wird sie abgeschwächt. Es gibt auch Fälle wo es gar nichts bringt.“ Mir war als wollte er noch etwas sagen, doch entschied sich dagegen. „Sonst irgendwelche Probleme dabei?“ „Es gab auch schon einen Fall in dem sich die Fähigkeit verstärkt hat.“ Das auch noch. Es war also nicht nur fraglich ob und wie lange es Wirkte, sondern auch noch ob es überhaupt zu unseren Gunsten wirkte. „Was muss man tun?“ Jetzt zog er eines der Bücher heraus und setzte sich auf sein Sofa. „Es gibt in einer bestimmten Gegend einen Pilz. Wenn du aus diesem Pilz einen Tee kochst und ihn trinkst kann es diese Folgen haben. Wie gesagt, es kann aber auch das genaue Gegenteil von dem was du anstrebst bewirken.“ „Was ist das für ein Pilz? Und wo krieg ich ihn her?“ „Normalerweise wächst er ausschließlich im Regenwald, aber ich habe einen guten Freund der mit diesem Pilz forscht. Ich denke an ihn heran zu kommen ist nicht das Problem.“ „Was ist dann das Problem?“ „Ob er so wirkt wie wir es wollen. Und was es für Auswirkungen auf Lily hat.“ „Sind denn Nebenwirkungen bekannt?“ „Bekannt sind ein paar, doch auch das ist von dem jeweiligen Vampir abhängig. Es kommt darauf an wie Lily den Wirkstoff in diesem Pilz verträgt. Es geht eigentlich gar nicht wirklich um den Pilz. Es geht um ein bestimmtes Gift das er produziert.“ „Und das produziert nur dieser Pilz?“ „So dass es für einen Vampir am geeignetsten ist, ja.“ „Kann man vorher irgendwie testen ob es Nebenwirkungen geben kann?“ „Ja kann man, aber es würde Wochen dauern. Und wir beide wissen, die Zeit hast du nicht.“ Ich wusste nicht wirklich was mir das ganze Sagen sollte. Ich setzte mich in einen der Sessel und starrte auf den Boden. „Gibt es noch eine andere Möglichkeit?“ „Ihr wartet… aber das ist denke ich nicht der richtige Weg. Die Zeit hast du nicht. Und wenn du es ihr nicht selber erklärst wäre es nicht fair ihr gegenüber.“ „Ich weiß.“ „Es war sowieso unüberlegt von dir.“ „Wie konntest du sie verwandeln ohne ihr zu sagen was es für dich bedeutet?“ Er sah mich vorwurfsvoll an. „Ich weiß es nicht. Ich habe nicht darüber nachgedacht. Sie hat mich so oft darum gebeten. Ich wollte sie doch nur Glücklich machen.“ „Aber das es sie wahrscheinlich nicht Glücklich macht, das hast du dir nicht überlegt?“ „Ich weiß das ich Misst gebaut habe. Großen Misst. Ich werde es mir auch nie verzeihen. Aber bitte, mach es nicht noch schlimm. Hilf mir lieber dieses Zeug zu bekommen. Dann kann ich es ihr wenigstens selber erklären.“ „Nun gut.“ Er stand auf und stellte das Buch zurück ins Regal. „Aber du musst sie natürlich erst fragen ob sie es will. Ob sie bereit ist dieses Gift zu trinken.“ „Was passiert wenn sie es trinkt?“ „Es wirkt wie ein Gift das sich in die DNA einschleust. Kurzzeitig verändert es die DNA und blockiert so die Fähigkeit. Diese wurde auch nur durch eine Veränderung der DNA herbeigeführt. Sobald sich das Gift eingenistet hat beginnt das Immunsystem zu arbeiten. Es erkennt das Fremdmaterial in der DNA und spaltet es wieder heraus. Durch die Abspaltung können auch eigene Bestandteile mit abgespalten werden. Das ist das Problem. Sollte es dazu kommen führt das in ein paar Fällen zu Veränderungen. Oder der Vampir hat ein so gutes Immunsystem dass das Fremdmaterial sofort abgespalten wird. In dem Fall kommt es zu keiner Änderung. Normalerweise brauchen wir ja kein Immunsystem, doch in solchen speziellen Fällen wird es wieder wach und arbeitet so wie der Körper es umgestellt hat.“ „Das heißt es ist ein Glücksspiel.“ „So in etwa ja.“ „Da es keine andere Möglichkeit gibt… werden wir es wohl versuchen müssen.“ Doch was wenn etwas schief geht? Wenn ihr etwas passiert? Ich will nicht dass sie noch mehr leiden muss. Das durfte einfach nicht passieren. Aber würde sie es auch wollen? Würde sie dieses Gift schlucken, damit ich ihr noch mehr schlechtes sagen kann? Ich musste einfach mit ihr reden. Ich hielt es nicht mehr aus. Es ging nicht mehr. „Ich frage sie.“ „Soll ich sie nicht lieber fragen?“ Ich stand schon, wollte gerade gehen, als ich einen Moment stehen blieb. „Ich versuche es erst einmal alleine. Vielleicht antwortet sie mir wenigstens durch die Tür.“ Er nickte. „Gut. Und wenn es nicht geht sag mir bescheid.“ Darauf antwortete ich nichts. Ich ging auf den Flur und schloss die Tür hinter mir. Es war die einzige Möglichkeit. In dem Moment, als ich mich ihr gezeigt hatte, stand fest welchen Weg wir zu gehen hatten. In dem Moment entschied sich das ich sie verwandeln musste. Und in dem Moment entschied sich auch das ich sterben würde. Und das ich ihr von da an immer nur Schmerzen zufügen würde. Alles nur weil ich mich nicht zurück halten konnte. Weil ich nicht nachdenken konnte. Weil ich einfach zu egoistisch war. Ich fühlte mich hilflos und ich hatte Angst. Angst, vor dem was sie sagen würde. Ob sie überhaupt mit mir reden würde. Angst davor, von ihr abgewiesen zu werden. Einfach nur Angst. Mit diesem Gefühl ging ich zu ihrem Zimmer. Einen Moment zögerte ich, doch dann klopfte ich. Es war still, ganz still. Nichts rührte sich. Ich konnte nichts hören. LILY: Wer war da? Josef? Nein, er wäre reingekommen. Liam? Sollte er etwa schon wieder da sein? Und wenn ja, was wollte er? Wollte er wieder mit mir reden? Ich spürte wie seine Hilflosigkeit größer wurde. Es drängte sich immer mehr zu mir durch. Was sollte das? Warum geschah das? Die Angst in ihm wurde auch immer stärker. Wovor fürchtete er sich? Wovor hatte er Angst? Ich konnte es nicht mehr ertragen. Es war einfach zu viel. Ich spürte wie meine Augen feucht wurden und wie mir eine Träne über die Wange lief. Warum weinte ich? Ich hatte doch keinen Grund dazu. Ich… ich verstand gar nichts mehr. Diese Gefühle wurden immer stärker. Und sie kamen immer weiter auf mich zu. Wie eine Wand, die mich wegschob. Ich hatte gar nicht bemerkt dass ich aufgestanden und zur Wand der Tür gegenüber gegangen war. Ich stand dicht an die Wand gedrückt. Wovor wollte ich denn davon laufen? Waren es diese Gefühle? Versuchte ich vor ihnen davon zu laufen? „Lily.“ Ganz leise hörte ich seine Stimme. Er stand draußen vor der Tür. Liam war wirklich da. „Lily ich möchte dich etwas fragen.“ Er wollte mich etwas fragen? Was denn? Frag schon. Bitte. „Lily… hörst du mich?“ Er wartete dass ich ihm antwortete. Hatte ich das denn noch nicht getan? Ich war mir doch sicher dass ich ihm geantwortet hatte. „Ja…“ „Wir müssen reden. Ich weiß dass es nicht leicht ist mir jetzt zuzuhören. Aber es ist wichtig.“ Ich nickte vor mich hin. Als ob er es sehen könnte. „Es gibt einen Weg das wir für kurze Zeit miteinander reden können, ohne das es dir weh tut.“ Mit großen Augen sah ich die Tür an. Hatte Josef es ihm gesagt? Wusste er…? Eine weitere Träne lief mir die Wange runter. „Wie?“ Meine Stimme klang wacklig, nicht so wie sonst. „Du musst etwas trinken, ein Gift. Es tötet dich nicht, aber es kann Nachwirkungen haben.“ Eine weitere Welle der Angst erfasste mich. Doch es war nicht meine eigene Angst. Konnte ich seine Angst spüren? Sie war so stark das sie mich ins Bad drängte. Ich musste weiter zurück. Noch viel weiter. Einfach nur weg. Es tat so weh. „Bitte… las Josef es … mir erklären… bitte…“ Es war nur ein flüstern, doch er hatte es gehört. Er musste es einfach gehört haben. Die Wand aus Gefühlen wich zurück, ließ mir wieder Platz. Verzweifelt rutschte ich an der Wand auf den Boden. Ich schlang die Arme um meine Knie und starrte auf den Boden. Er stand doch hinter der Tür. Was sollte das nur? Warum spürte ich genau was er fühlte? Warum konnte ich es nicht ertragen? Was war nur falsch gelaufen? Einen Moment später kam Josef herein. Hinter sich schloss er die Tür und saß sofort vor mir. „Ich hab’s versucht. Ich hab’s wirklich versucht.“ Ich spürte wie meine Stimme versagte. „Ich weiß Lily. Beruhig dich. Er versteht es.“ Das versicherte er mir noch bevor ich denk Gedanken zu ende gedacht hatte. „Aber… ich hab einfach Angst. Das ich es nie schaffen werde.“ „Wir finden eine Lösung. Und mit der Zeit gewöhnst du dich an die Gefühle. Und du lernst sie von dir fern zu halten wenn du sie nicht fühlen willst. So schlimm es auch klingt, du musst einfach nur Geduld haben.“ Verunsichert und Mutlos sah ich nach unten. „Ich weiß nicht ob ich das schaffe.“ Er schob seine Hand unter mein Kinn und sah mir in die Augen. „Du wirst.“ Was sollte ich darauf sagen? Was sollte ich tun? Ich nickte nur. „Wir haben einen Weg gefunden das ihr kurzzeitig miteinander reden könnt ohne das es dir was ausmacht. Es ist nicht ungefährlich für dich, du musst dazu ein Gift trinken. Es wird dich nicht töten aber es ist schon mal zu Nachwirkungen gekommen. Meistens blockiert es diese Feinfühligkeit. Zwar nicht für lange aber es reicht. Danach werden die Wirkstoffe einfach umgewandelt und es ist als hättest du das Gift nie getrunken. Es kann aber auch passieren das es gar nicht wirkt, oder eben das es Schäden hinterlässt.“ „Wie hoch ist die Chance dass es uns hilft?“ „70% schätzungsweise.“ „Dann tue ich es.“ Er sah mich kurz an und nickte dann. „Gut. Dann werde ich mit meinem Freund reden und es herbringen lassen.“ „Wann… wird es so weit sein?“ „Vielleicht Morgen, vielleicht in ein paar Tagen. Ich weiß es leider nicht.“ „Gut.“ Damit sah ich wieder nach unten. „Josef…“ Er stand auf und wollte gerade gehen als ich seine Hand packte. „…danke dass du uns hilfst.“ Er sah leicht lächelnd zu mir herunter. „Das ist doch selbstverständlich, du brauchst dich nicht zu bedanken.“ Leicht drückte er meine Hand, ließ sie dann los und verließ das Zimmer. Sie hatten einen Weg gefunden. Ich würde bald mit Liam reden können. LIAM: Ungeduldig wartete ich in Josefs Zimmer das er zurück kam. Als sich die Tür öffnete sprang ich auf und sah ihn an. Ich konnte mich gerade so zurück halten ihn mit Fragen zu durchlöchern. Sicher würde er mir gleich sagen wie es Lily ging und was sie davon hielt. „Keine Sorge Liam, es ist alles okay. Es geht Lily gut und sie hat zugestimmt.“ Erleichtert ließ ich mich wieder auf das Sofa fallen. „War es denn auch durch die Tür so schlimm?“ „Anscheinend. Sie saß im Bad gegen die Wand gelehnt und weinte. Ich glaube keiner kann sich vorstellen wie es sich für sie anfühlen muss. Das wichtigste ist das sie lernt mit ihrer Fähigkeit umzugehen.“ Ich nickte. „Ja. Der Meinung bin ich auch. Ich habe mich entschieden ihr so gut wie möglich zu helfen. Egal was mit mir passiert. Lily ist wichtiger.“ „Wann hast du vor es ihr zu sagen?“ Betrübt sah ich auf den Boden. Das wusste ich ja selber noch nicht. Aber, sollte ich es ihr überhaupt sagen? Sie würde sich doch nur schuldig fühlen. „Und was willst du ihr an stelle davon sagen? Irgendetwas musst du ihr sagen. Es geschieht ja nicht ohne Grund das sie dich holen.“ „Ich weiß. Aber…“ „Die Wahrheit ist immer am besten.“ „Aber die Wahrheit wird sie nicht verkraften. Das ich hingerichtet werde weil ich sie verwandelt habe.“ „Es ist aber die Wahrheit Liam.“ „Ich weiß doch. Aber sie wird es nicht verkraften Josef.“ „Das weiß ich auch.“ „Gibt es nicht etwas anderes was ich ihr sagen kann?“ „Nein. Wenn du nicht rein zufällig in den letzten paar Tagen einen Menschen getötet hast nicht.“ Mit großen Augen sah ich Josef an. „Das ist es. Ich habe einen Sanitäter getötet als ich aus dem Haus gestürzt bin.“ „Ich halte es aber für keine gute Idee sie anzulügen.“ „Ich würde sie niemals anlügen. Aber in diesem Fall ist es einfach besser für sie. So wird sie weiter leben können. Wenn sie wüsste das sie der Grund ist warum ich hingerichtet werde, ich weiß nicht was sie dann tun würde.“ „Letztendlich ist es deine Entscheidung, aber ich kann dir nur noch einmal sagen, ich halte es für keine gute Idee.“ „Ich weiß Josef. Aber es ist besser so.“ Er hatte sich an seinen Schreibtisch gesetzt, den Hörer des Telefons abgenommen und eine Nummer gewählt. Darauf folgte ein kurzes Gespräch und er legte wieder auf. „Wenn alles klappt dann ist das Gift Übermorgen hier.“ „Gut.“ Ich nickte. „Ich sage Lily wann es kommt.“ „Okay. Ich geh hoch. Mal sehn ob das alte Fernglas noch funktioniert.“ Damit standen wir auf und verließen sein Zimmer. Er ging in die eine Richtung und ich in die andere. Noch bevor er die Tür zu Lilys Zimmer öffnete schloss ich die Tür der kleinen Kammer und ging die Treppe hinauf. Hinter mir schloss ich auch die Tür zum Dachboden und ging hinüber zu dem alten Fernglas. Ich setzte mich auf den kleinen Hocker der davor stand und sah hindurch. Es funktionierte wirklich noch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)