Lo specchio della regina von KittenUpATree (der Spiegel der Königin) ================================================================================ Kapitel 3: Die Weiden sollst du meiden -------------------------------------- Vanessa stieg die Treppe nach oben. An ihrem Ende war eine Falltür in der Decke. Zögerlich klopfte Vanessa dagegen. Sie wartete einen Moment, aber sie erhielt keine Antwort, also stemmte sie sich einfach gegen die Tür. Zur Überraschung des Mädchens ging sie sogar auf! Anfangs konnte Vanessa überhaupt nichts erkennen. Es war stockfinster. Ein einziger Lichtstrahl drang durch einen Spalt zwischen den Vorhängen. „Was willst du?“ Nachdem Vanessas Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte sie die schlanke Gestalt, die auf dem Bett saß. „Ich… ich wollte dir nur deinen Hut bringen! Du hast ihn vergessen!“ „Oh… danke! Leg ihn einfach dahin!“ Vanessa legte den Hut auf eine kleine Kommode in der Ecke. Inzwischen konnte sie schon einiges mehr erkennen. Das Bett war durch einen seidenen Vorhang vom restlichen Raum abgetrennt. Außerdem gab es zahlreiche Spiegel. Vanessa fiel ein, wie Kai die Krankheit genannt hatte. Die „Vampirkrankheit“! Aus Büchern wusste Vanessa, dass Vampire kein Spiegelbild hatten. Ob Ailayn wohl ein Spiegelbild hatte? Innerlich rügte sie sich für diesen dummen Gedanken. Natürlich hatte Ailayn ein Spiegelbild! Sie war schließlich kein Vampir, sondern ein Mensch. Ein Mensch, mit einer schrecklichen Krankheit… „Gibt’s noch irgendwas?“ Vanessa schreckte hoch. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie ganz vergessen hatte, wo sie war. „Ich… Also… ich wollte mich noch bei dir entschuldigen! Ich wusste nicht… also… ich wusste nichts davon! Also von… du weißt schon…“ Vanessa konnte Ailayns kalten Blick regelrecht spüren. „Ja, ich weiß was du meinst! War das dann alles?“ Vanessa hätte gerne noch irgendetwas gesagt, aber ihr fehlte der Mut dazu. „Ja! Das war alles!“ Kai wartete schon auf seine Freundin, als diese die Treppe herunter kam. Zum ersten Mal war Vanessa richtig froh, dass Kai so ein eher ruhiger Typ war. So würde er sie wenigstens nicht fragen, wie es gelaufen war. Sie wollte jetzt wirklich nicht darüber reden. „Was willst du heute machen?“ „Ich dachte, wir könnten vielleicht schwimmen gehen!“ In Ailayns Zimmer war es sehr kühl gewesen, umso mehr spürte Vanessa jetzt, wie heiß es an diesem Tag war. Kai organisierte zwei Fahrräder und die beiden fuhren zu dem See, den Vanessa von ihrem Zimmer aus sehen konnte. Die Strecke war doch weiter, als das Mädchen es erwartet hatte. Von ihrem Balkon aus hatte es viel näher gewirkt. Aber sobald sie da waren, war sie sich sicher, dass es sich gelohnt hatte, die weite Strecke auf sich zu nehmen. Das Wasser glitzerte in der Sonne und über das hohe Gras strich eine warme Sommerbriese. Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees befanden sich einige felsige Hügel. Nicht eine einzige Pflanze war dort drüben zu erkennen, bis auf eine riesige Trauerweide, deren lange Äste ins Wasser hingen. Der Anblick zog Vanessa in den Bann. Sie musste unweigerlich an den Baum denken, mit dem Pocahontas in dem Disney Film redete. Sie glaubte zwar eigentlich weniger an Bäume, die plötzlich anfingen zu sprechen, aber trotzdem hatte sie plötzlich das unwiderstehliche Verlangen, dort hinüberzuschwimmen. Ihr Sommerkleid hatte Vanessa schnell von ihrem Körper gestreift und in Gedanken hatte sie schon entschieden, dass Kai ihr sicher nicht böse sein würde, wenn sie nicht auf ihn wartete. Das Wasser spritzte nach allen Seiten, als Vanessa den Weg auf den Holzsteg zurückgelegt hatte und kopfüber in den See sprang. Es gab wirklich nichts schöneres, als an einem heißen Sommertag schwimmen gehen zu können. Nur für einen kurzen Moment vergaß Vanessa ihr Ziel, als sie auftauchte und gierig die Luft einsog. Aber dieser Moment sollte nicht lange andauern. Zu groß war die Anziehungskraft, die vom gegenüberliegenden Ufer ausging. Also schwamm Vanessa los. Nachdem sie bereits die Hälfte des Sees hinter sich gelassen hatte, hörte sie Kai rufen. „Vanessa! Was zum Donner tust du da? Wo willst du hin?“ Vanessa war völlig aus der Puste und konnte ihm daher überhaupt nicht antworten. Also deutete sie einfach auf die Trauerweide, der sie sich Stück für Stück näherte. „Du willst doch nicht etwa…? Vanessa! NEIN!“ Sie hörte ein lautes Platschen hinter sich. Anscheinend war auch Kai jetzt ins Wasser gesprungen. Aber was meinte er mit „NEIN“? Wieso sollte sie nicht zu diesem Baum schwimmen? Sie sah keinen vernünftigen Grund dafür. Dennoch beschloss sie lieber umzukehren und Kai zu fragen, was denn so schlimm an einem Baum sein sollte. Kai war ein sehr guter Schwimmer und hatte Vanessa daher schnell eingeholt. „Vanessa! Du kannst nicht zu diesem Baum schwimmen! Das ist gefährlich!“ „Gefährlich? Eine Weide? Also, es heißt zwar, „die Weiden sollst du meiden“, aber ich finde du übertreibst die ganze Sache ein bisschen! Außerdem haben wir strahlenden Sonnenschein! Nichts, aber wirklich GAR NICHTS deutet auf ein Gewitter hin!“ Kai schüttelte verständnislos den Kopf. „Mir geht es nicht um irgendwelche Gewitter, oder so! Es ist einfach… einfach nur gefährlich!“ „Warum ist es gefährlich? Du musst mir schon sagen, was los ist, wenn ich da nicht hin schwimmen soll!“ Wenn Kai glaubte, er könne Vanessa wie ein kleines Kind behandeln, dann hatte er sich geschnitten. „Bitte Vanessa… du musst mir einfach vertrauen!“ Er sah sie flehend an. Vanessa hasste es, wenn er das tat. Es passte so überhaupt nicht zu diesem, sonst so kühlen, Typen. Mit knirschenden Zähnen gab sie auf und die beiden schwammen zurück ans Ufer. „Sag mal, Kai! Warum ist hier, außer uns, eigentlich sonst niemand? Dieser Platz ist doch herrlich!“, fragte Vanessa, während sie sich auf ihr Handtuch legte. „Das schon, aber den meisten ist es einfach zu weit! Es gibt genügend Freibäder in der Stadt! Warum sollte man dann hier raus fahren?“ Das Mädchen schüttelte verständnislos den Kopf. „Aber hier ist es doch wohl tausendmal schöner, als in jedem Freibad!“ „Das schon, aber die Leute aus dieser Gegend wissen das einfach nicht! Im Umkreis von ca. zwei Kilometern gehört hier jedes noch so kleine Kieselsteinchen schon seit Generationen meiner Familie. Für die Leute aus der Stadt gibt es also keinen Grund, hier raus zu kommen. Und das fand ich eigentlich auch immer ganz gut so! So hatten Tala und ich wenigstens immer unsere Ruhe.“ „Tala und du? Soll das heißen, du warst mit Tala hier?“ „Natürlich!“, meinte Kai. „Tala hat, als wir noch klein waren, hier in der Stadt gewohnt! Später haben wir oft unsere Sommerferien hier verbracht.“ „Dachtest du deswegen, ihn hier vielleicht finden zu können?“ Kai schwieg. Eigentlich war das der richtige Zeitpunkt, Kai endlich von letzter Nacht zu erzählen. Sie war sich sicher, dass es Tala gewesen war, den sie dort in der Dunkelheit gesehen hatte. Aber irgendetwas in ihr wollte Kai einfach nicht davon erzählen. Vanessas Magen knurrte. Sie hatte ganz vergessen, was für einen riesigen Hunger sie hatte. Das Frühstück war ja ziemlich jäh unterbrochen worden, so dass sie kaum etwas gegessen hatte. Verdutzt sah Kai sie an. „Ach herrje… warum sagst du denn nicht, dass du noch Hunger hast! Dann hätten wir noch schnell was gegessen oder wenigstens was mitgenommen!“ Kai stand auf und zog sich wieder an, als er weiter sprach. „Warte kurz! Ich fahr nur schnell in die Stadt und hohl uns was vom Bäcker! Das dauert nicht lange!“ Vanessa erwiderte nichts. Normalerweise hätte sie ihm widersprochen und gemeint, er solle sich keine Umstände wegen ihr machen, aber im Moment war sie ganz froh, mal ein wenig allein sein zu können. Sie blickte Kai noch hinterher, bis sie ich nicht mehr sehen konnte. Ihre Augen wanderten erneut über den See und hin zu der Trauerweide. Kai hatte ihr nicht erklärt, warum sie nicht dort hin schwimmen sollte, aber trotzdem hatte sie auf ihn gehört. Aber er hatte nicht gesagt, dass sie nicht hin GEHEN sollte! Die ganze Zeit war nur vom Schwimmen die Rede gewesen. Vanessa brauchte keine weiteren Argumente um aufzuspringen und den See dieses Mal zu Fuß zu umqueren. Es war nicht leicht. Zuerst musste sie sich durch das hohe Gras kämpfen, und dann auch noch über die Felsen klettern. Aber so schnell würde sie nicht aufgeben. Wenn Vanessa sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war es ihr egal, welche Hürden sie dafür auf sich nehmen musste. Endlich hatte sie die Weide erreicht. Sie schob die dichten Äste zur Seite und kletterte darunter hindurch. Der dicke Stamm des alten Baumes stand nur zur Hälfte am Land. Die andere Hälfte ragte ins Wasser. Vanessa setzte sich auf eine der dicken Wurzeln, die ins Wasser ragten und starrte auf die Oberfläche des Sees, direkt zu ihren Füßen. Das Wasser war hier sehr trüb. Sie konnte den Grund des Sees nicht sehen, obwohl er so nah am Ufer nicht tief sein konnte. Doch plötzlich sah sie etwas glitzern. Sie beugte sich ein Stück vor, um etwas erkennen zu können. Da war es wieder! Irgendetwas musste dort unten sein! Etwas aus Glas! Vanessa wollte danach greifen, als… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)