Schwer erziehbar von Remy (Über 100 Favos. -freu-) ================================================================================ Kapitel 34: Ein Kuss mit Folgen ------------------------------- Kapitel 34 – Ein Kuss mit Folgen Sean’s PoV Ich stapfte ein ganzes Stück vor Jamie her. Dieser Janis war doch wirklich ein Ekel. Da fragte man ihn etwas und der machte einen nur blöd an. Sein kleiner – eigentlich ja großer – Bruder tat mir irgendwie richtig leid. Musste der es mit einem solchen aushalten. Da war wohl der andere von den Dreien vielleicht sogar noch netter. Ich bog um die nächste Ecke und achtete schon gar nicht mehr, ob Jamie mir überhaupt noch folgte. Doch da blieb ich auf einmal stocksteif stehen. Vor mir an die Wand gelehnt stand Picco. Vor ihm Max. Nein, schon eher drückte dieser sich an den Schwarzhaarigen. Und wohl seine Lippen auf die des Italieners. Es war so, als ob ich mit einem dumpfen Geräusch den Aufprall meines Kinnladen auf dem Boden hören konnte. Aber als mein Blick einen winzigen Augenblick auf den Boden schweifte, war das nicht so. Ich sah wieder auf. Immer noch lagen sie sich in den Armen und küssten sich. Hatte Jamie nicht gesagt, dass Max eine Hete war. Wieso machte er das dann jetzt? Hatte ihn Picco so leicht rumgekriegt? Wäre ja nicht verwunderlich. Mich hatte er doch auch so einfach überrumpelt. Ich spürte nicht, wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Nicht wie sie von meinem Kinn aus auf den Boden tropfte. Erst mein Schluchzen riss mich aus meiner Trance. Und wohl auch Picco aus seinem Tun. Er sah zu mir. Man konnte gerade zu dabei zusehen, wie ihm die Gesichtszüge entglitten. Ganz langsam bildete er meinen Namen mit den Lippen. Aber es kam kein Ton aus seinem Mund. Hatte es ihm die Sprache verschlagen. Ich machte auf den Hacken kehrt und lief weg. Einfach nur weg hier. Fast hätte ich sogar Jamie über den Haufen gerannt, der mir nur verwirrt hinterher sah. Sollte ihm doch sein ach so toller Italiener sagen, was los war. Ich wusste nicht wohin ich rannte. Und wie lange überhaupt. Nur irgendwann stand ich vor dem Aufenthaltsraum. Hier würde jetzt wohl niemand sein. Und so weit ich wusste, könnte ich vielleicht noch eine halbe Stunde meine Ruhe haben. Erst dann müsste ich wieder beim Unterricht sein. Leise betrat ich den Raum und schlurfte zu einer der Bänke, auf die ich erschöpft sank. Weitere Tränen hatte ich die ganze Zeit mit Mühe und Not unterdrücken könnten. Doch jetzt brachen sie wieder durch. Ich schluchzte und kauerte mich zusammen. Wie konnte er nur? Zuerst mir in der Dusche mit Jamie einen runterholen und dann jetzt mit Max rumknutschen. Dieses blöde Arschloch. Ich hasste ihn. „Was hat dich denn gestochen?“, hörte ich da auf einmal jemanden sagen. Zaghaft blickte ich auf und wischte mir erst einmal die Tränen aus dem Gesicht, als ich Kenji vor mir stehen sah. Leicht hob er eine Augenbraue. „Geht dich doch nichts an.“ Ich wendete den Blick ab. Gerade wollte ich nicht darüber reden. Es hatte auch gar niemanden zu interessieren. Das war jetzt wirklich mein Problem. „Hat dir das Wetter wohl in den letzten Wochen das Blut zum Kochen gebracht oder was?“, grummelte der Japaner und sank neben mich. Was machte der hier eigentlich? Müsste der nicht normalerweise noch beim Sportunterricht sein. Wäre doch sicherlich erst dran. Mit T fing doch sein Nachname an. Tokoyama oder so. Langsam wendete ich den Blick zu Kenji. Er hatte eine Hand auf den Bauch gelegt und strich immer wieder darüber. Irgendwie erinnerte er mich etwas an eine Schwangere. Machten die nicht auch manchmal so was? Da huschte ein Lächeln über die Lippen des Japaners. „Würdest du auch mal gerne das Gefühl kennen, ein Kind in dir zu tragen?“, fragte er mich auf einmal. Irritiert hob ich eine Augenbraue. „Nicht wirklich. Wird ja ohnehin nur schmerzhaft“, erwiderte ich trocken. Da sprach der Schwarzhaarige aber schon weiter. „Ich würde das gerne einmal.“ Grinsend blickte er zu mir. Ich konnte nur etwas verwirrt zwinkern. Etwas irre war er doch schon? „Es muss ein wunderbares Gefühl sein, wenn Leben in einem entsteht. Frauen haben da schon eine schöne Gabe.“ Sein Blick schweifte wieder zu seinem Bauch auf dem immer noch seine Hand ruhte. Ganz langsam vergrub er seine Finger im Stoff seines Shirts. „Dafür würde ich sogar wirklich gerne eine Frau werden.“ Ich dachte, ich hätte nicht richtig gehört. Aber wahrscheinlich war es doch so. Ich wüsste auch nicht, wieso ich mir so etwas einbilden sollte. Oder war ich vielleicht doch bei meinem kleinen Schwimmgang ertrunken und man versuchte mich gerade wiederzubeleben? Dann wäre das wohl jetzt nur eine Ausgeburt meines Unterbewusstseins. Nur wieso gerade Kenji? „Nur in der Yakuza muss man so etwas nicht sagen. Da ist man dann gleich eine Memme.“ Ein Seufzen verließ Kenjis Kehle, als er langsam seine Aufmerksamkeit wieder mir zuwendete. „Ich kenn' mich da – ehrlich gesagt – nicht aus“, murmelte ich nur und blickte ihn die andere Richtung. Das war sicher nicht nur irgendein dummer Traum, den ich hatte, weil ich gerade kurz vorm Verrecken war. „Ich dafür umso besser. Deswegen bin ich überhaupt hier“, erwiderte der Japaner leise. Als ob wir erwischt werden würden, wenn er lauter redete. „Du warst bei der Yakuza?“, wollte ich da schon wissen. Irgendwie ein blöder Themawechsel. Langsam nickte Kenji. „Und als sich so eine Spruch losgelassen hab, bin ich auf einmal bei einem kleinen Auftrag von den Bullen erwischt worden. Komisch. Nicht?“ Wieder bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen. Dann wurde er also von Freunden an die Polizei verpfiffen. Das war natürlich eine tolle Freundschaft. Fast so gut, wie die, die ich einmal hatte. „Sind Geschlechtsumwandlungen in Japan überhaupt erlaubt?“, wollte ich wissen. Das war das Einzige, was mir noch einfiel. Eigentlich wollte ich hier ja auch gar nicht sitzen und mich mit Kenji unterhalten. Er zuckte mit den Schultern. „Kann schon sein... Vielleicht auch nicht“, erwiderte er schließlich. Zaghaft zog er erneut die Mundwinkel etwas hoch. „Und wieso sitzt du hier heulend herum?“, fragte er ruhig. So konnte ich mich wohl gar nicht aufregen. „Liebeskummer“, gab ich knapp zur Antwort zurück. Und es reichte wohl auch. „Vögelt Jamie also wieder mit anderen Typen rum... Der kann aber auch überhaupt nicht treu bleiben. Tse.“ Wie kam er nur darauf, dass ich gerade über den Kalifornier redete. „Ich meine nicht Jamie“, murmelte ich mürrisch. War mir egal, wenn das jetzt zickig klang. Er könnte mich ja für eine halten. „Hm... Dann hast du dir also hinter seinem Rücken einen anderen gesucht. Guter Junge! Endlich mal einer, der sich nicht gleich von ihm um den Finger wickeln und sich durchnehmen lässt.“ Kenji lachte auf. War das wirklich so gut? Immerhin hing ich trotzdem ganz schön an Jamie. Zumindest etwas. Aber was regte ich mich dann überhaupt auf, wenn Picco Max küsste? Oder war es umgekehrt? Hat der Blonde vielleicht ihn geküsst und ich war gerade grundlos auf den Italiener sauer? Aber eigentlich sah es ja so aus, als ob es beide gewollt hätten. War es also doch gerecht, dass ich wütend war. „Mann, Sean. Da bist du!“ Hechelnd betrat Jamie den Aufenthaltsraum. Hinter ihm Picco, der reumütig den Kopf gesenkt hatte. Aber kein Max in Sicht. Hatte er den einfach stehen gelassen. Etwas unsanft zog mich der Amerikaner hoch. Doch ich riss mich gleich los und trat auf den Italiener zu. „Es war nicht so, wie es ausgesehen hat“, flüsterte er, „Max wollte mir nur einen Gefallen tun.“ Ich schritt an ihm vorbei, ohne ihm überhaupt richtig zuzuhören. Was sollte das schon groß für ein Gefallen gewesen sein? Einmal knutschen umsonst? Das konnte er sich dann ja immer von Max holen. Mich brauchte er dann ja nicht. Jamie's PoV Verwirrt blickte ich zu Kenji – der nur unwissend mit den Schultern zuckte – dann zu Picco und zu guter Letzt zu Sean. Der aber fast schon wieder draußen auf dem Gang war. Er hielt nur kurz noch an der Tür inne und wandte sich zu mir. Irgendetwas Trauriges lag in seinen Augen. Piccolo hatte doch nur Max geküsst? Na und? Sollte er ihm doch sein Glück lassen. Irgendjemand Richtigen brauchte der Italiener auch einmal. Er konnte sich ja immerhin nicht an ihn klammern. Ein weiteres Mal blickte ich irritiert in die Runde, bevor ich langsam zu Sean tapste und ihm die Arme um die Schultern legte. „Was ist denn los?“, fragte ich ruhig. Doch ich bekam keine Antwort. Hätte mich auch gewundert, wenn es anderes gewesen wäre. Leicht gab ich dem Waliser einen Stoß, so dass er schließlich draußen auf dem Gang stand. Knapp zog ich die Tür hinter mir zu und blickte Sean prüfend an. Der hatte seine ganze Aufmerksamkeit dem Boden geschenkt. Wahrscheinlich machte er eine Art Kaffeesatzlesung mit dem Dreck, der sich dort befand. Hoffentlich stand etwas Schönes in seiner Zukunft. „Wieso bist du jetzt heulend weggerannt?“, wollte ich schließlich wissen und drängte ihn leicht zurück. So dass er sogar einen Moment zu mir aufsah. „Geht dich gar nichts an“, grummelte er aber nur. Ich gab ihm noch einen Stoß weiter in Richtung Wand und drückte ihn leicht dagegen. Wehtun wollte ich ihm nicht. „Sag schon!“, zischte ich. Jedoch senkte er nur den Blick. Er wollte wohl wirklich nicht reden? Vorsichtig nahm ich seinen Kopf zwischen die Hände und drückte ihn leicht hoch. So dass ich ihn zwang mich anzusehen. Wieder lag so ein trauriger Ausdruck in seinen Augen. Hatte ihn dieser dumme Kuss zwischen Max und Piccolo wirklich so mitgenommen. „Hey, Kleiner.“ - zärtlich nahm ich ihn in den Arm. - „Schau doch nicht so. Sei lieber froh darüber, dass er auch jemanden gefunden hat.“ Ich wusste, dass er verstand über wenn ich redete. Sean war nicht dumm. Vielleicht etwas naiv, aber sicher nicht dumm. „Und was ist mit mir?“, flüsterte er und klammerte sich an mich. Seine Finger krallten sich in den Stoff meines Shirts. Behutsam löste ich ihn wieder davon. „Du hast doch mich. Den süßen, großen Jamie.“ Leicht lächelte ich, während ich seine Arme um meine Taille legte. Vorsichtig und zaghaft drückte er sich etwas an mich. Doch auf einmal stemmte er sich ein Stück von mir weg und blickte zu mir auf. Langsam hob er eine Hand und glitt mit den Fingerspitzen über meine Lippen. Es kribbelte richtig angenehm. Doch gerade in dem Moment halt der Gong durch die Gänge. Wieso musste der denn diesen Augenblich zerstören? „Wir müssen noch unsere Schreibsachen holen und dann zu Physik“, murmelte ich, als ich etwas perplex zwei Schritte zurück ging. Für einen winzigen Augenblick hatte sich alles in meinem Kopf gedreht. „Oh... ja“, meinte Sean nur und tapste an mir vorbei. So sicher war ich mir nicht, ob er ganz bei sich war. Dieser Kuss nahm ihn wohl doch ziemlich mit. Ich lief ihm hinterher und hielt ihn schließlich am Handgelenk fest. Abrupt blieb er auch stehen und wandte sich langsam zu mir um. „Ist was?“, fragte er und blickte zu mir auf. Einen Moment dachte ich, dass keine Gefühl in seinem Gesicht liegen würde. Oder bildete ich mir das nur ein? „Geht's dir gut?“, wollte ich unsicher wissen. Da nickte er aber schon und ganz kurz kam es mir sogar so vor, als ob er lächeln würde. Irgendwie war er komisch. War er jetzt auf einmal doch über die Sache mit Picco und Max hinweg? Machte es ihm möglicherweise doch nicht so viel aus? Nein. Das ging doch gar nicht. Gerade eben hatte er noch deswegen geheult. Er konnte nicht darüber hinweg sein. Nicht einmal mir würde das plötzlich so leicht fallen. War war nur los mit ihm? 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