Schwer erziehbar von Remy (Über 100 Favos. -freu-) ================================================================================ Kapitel 13: Vortäuschungen und Lügen ------------------------------------ Kapitel 13 – Vortäuschungen und Lügen Sean’s PoV Ich spürte ihn ganz deutlich neben mir, als ich aufwachte. Nur störte es mich nicht. Er war so verdammt warm. Und jede seiner Berührungen jagte nur einen angenehmen Schauer durch meinen Körper. „Jamie“, flüsterte ich und der wurde wohl auch gerade wach. „Na du?“, meinte er nur knapp. Schlang die Arme noch etwas enger um mich. Wie verdammt gut sich das doch anfühlte. Aber das durfte es gar nicht. Ich durfte mich bei niemandem so gut fühlen. Das hatte mein Vater mal gesagt. Eine Missgeburt, wie ich, musste sich immer genauso mies fühlen, wie sie war. Zärtlich küsste mich Jamie auf die Stirn. Nervös biss ich mir dabei auf die Zunge. Was machte er denn? Gerade wollte er aufstehen, als ich mich wieder an ihn klammerte. Mehr von dieser Wärme wollte ich haben. Sonst nichts. Nur ein bisschen mehr davon. „Na lässt du mich los.“ Wie konnte er denn so liebevoll reden? Ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Mir langsam über die Wange lief und von meinem Kinn aus auf das weiße Lacken tropften. „Was heulst du denn hier herum?“ Der Amerikaner wischte mir mit dem Daumen das salzige Wasser aus dem Gesicht. Hockte sich für einen Moment vor mich auf den Boden. Wieso lächelte er denn so nett? Machte es ihm Spaß mich so anzusehen? Ich schlang auf einmal die Arme um ihn. Atmete ein paar Mal tief durch, bevor ich mich hoch drückte. Aufstehen. Etwas anderes wollte ich gar nicht. Aber ich kam gar nicht so weit. Ich sank einfach wieder zurück aufs Bett. Blickte verwirrt auf meine Beine. Was war denn los? Meine Knie zitterten, wie Espenlaub. Dabei war mir gar nicht kalt. Doch erst jetzt bemerkte ich auch, dass ich eigentlich nur in meinen Shorts und einem Shirt auf der Bettkante saß. Etwas verwirrt blickte ich mich nach der Jeans um, die ich noch am Vortag anhatte. Da spürte ich aber schon Jamies Hand an der meinen und wie er mich behutsam hochzog. Ich stützte mich leicht schwankend an ihm ab. „Willst du vielleicht heute einmal im Bett bleiben?“, fragte er mich da auf einmal und ich schüttelte auch gleich den Kopf. „Alleine nicht“, erwiderte ich. Die Angst war wohl sogar in meiner Stimme zu hören. „Da bleiben soll ich aber auch nicht.“ Er seufzte. Drückte mich aber gleichzeitig wieder zärtlich aufs Bett. Natürlich wollte er nicht bei mir bleiben. Das wollte noch nie jemand wirklich. So oft war ich schon allein gelassen worden. Meist wenn ich jemanden gerade so sehr gebraucht hätte. Wie jetzt. Ich wollte doch nur, dass er mich festhielt. Sonst würde ich nur versinken. Bedrückt blickte ich ihn an. Wie konnte er das nur so locker erwidern. Und dann auch noch mit so einem Blick. Er sah nicht mal im Ansatz Mitleid zeigend aus. Wollte er mich den wirklich hier zurück lassen? Was wäre denn wenn er wiederkommt? Wenn er wieder über mich herfällt? Dann wäre ich alleine. Mir könnte niemand helfen. Und wehren konnte ich mich wohl auch nicht. Das hatte man gestern schon gesehen. Ich war einfach nur zu schwach dafür. Mein Körper wollte auch gar nicht. Lieber ließ der sich quälen, als irgendetwas dagegen zu tun. Nur war wohl mein Kopf da etwas anderer Meinung. Ich wollte nicht, dass mich jemand nahm, wie er mich brauchen konnte und mich dann fallen ließ, wie so eine heiße Kartoffel. Nein! Das wollte ich wirklich nicht. Wieder seufzte Jamie. „Aber wer weiß was passiert, wenn ich dich alleine lasse.“ Sein Blick schweifte nach unten ab. Leicht zog er dabei die Augenbrauen zusammen. Zaghaft sah er wieder auf. Ich zwinkerte nur zweimal etwas verwirrt. Das hatte er jetzt ganz bestimmt nicht gesagt. Ich träumte nur. Ganz einfach. Ich war wieder eingeschlafen und träumte. Dann wollte ich aber auch sofort wieder aufwachen und sehen, dass er gar nicht da war. Er gab mir einen leichten Stoß, sodass ich wieder in den Kissen landete. Schob mich auch gleich ein Stück in Richtung Wand. Bevor ich eigentlich richtig verstand, was er mit mir machte, lagen auch schon wieder seine Arme um meine Taille. Wie aus einem Reflex heraus, legte ich den Kopf an seine Brust. Hörte seinem schlagenden Herz zu. Jedes Pochen ließ mich müder werden. Aber ich wollte gar nicht schlafen. Nicht jetzt. Nicht in seinen Armen. Apropos. Er hatte den anderen Arm auch um mich gelegt und mich noch etwas enger an sich gedrückt. Doch das war es nicht, was mich wieder richtig wach werden ließ. „Nimm … deine Hände … von … meinem … Arsch“, zischte ich. Ganz leicht hatte er einfach angefangen mir über den Hintern zu streicheln. Gestern hatte ich mich noch einfach von ihm anfassen lassen. Doch jetzt hielt ich es einfach nicht aus. Ich ertrug diese Berührungen einfach nicht. Seine Finger glitten an meinem Rücken nach oben. „Besser so?“, hauchte er mir ins Ohr. Ich nickte einfach schnell. „In ein paar Minuten wird hier ein Lehrer aufkreuzen um zu schauen, ob wir krank sind oder sonst was. Also sehe ich krank auf?“ Jamie blickte mich erst fragend an. Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck eher in etwas leicht Verzerrtes. Fast, als hätte er Bauchschmerzen. Zumindest erinnerte er mich jetzt daran. „Denke schon.“ Leicht kuschelte ich mich an ihn, nachdem ich das gesagt hatte. „Ich dachte immer, Briten stellen sich nur gerne an. Das ihr auch so gerne rumkuschelt.“ Jamie hob eine Augenbraue, als ich aufsah. Ich drückte mich von ihm weg. „War nur ein Versehen und immerhin bin ich eigentlich Waliser“, nuschelte ich. Doch da zog er mich schon wieder zu sich zurück. „Macht doch nichts. Ich bin gerne dein Teddybär.“ - Er legte ein breites Grinsen auf. - „Wusstest du eigentlich, dass Bären auch lecken können?“ Meine Augen weiteten sich. Sollte das eine Anspielung auf etwas sein? „Nicht das ich auf etwas hinaus wollen würde.“ Er zog die Lippen zusammen und zwinkerte. Irgendwie erinnerte mich das gerade an diesen Dschinn aus dieser einen Fernsehserie. Wie hieß die nochmal? Bezaubernde Jeannie? „Was grübelst du denn?“ Jamie riss mich aus meinen Gedanken. Er hatte mich noch etwas enger an sich gedrückt. Gab mir kaum noch Raum um mich überhaupt zu bewegen. „Du erdrückst mich“, keuchte ich. Mir wurde es wirklich zu eng. Bekam kaum Luft. Da ließ er aber den Griff um mich schon wieder etwas lockerer. „Tut mir leid. Du hast dich aber doch an mich gekuschelt.“ Verlegen sah ich weg. Sonst machte ich das eigentlich nicht. Ganz echt. Es gehörte nicht zu meiner Art mich einfach so an jemanden anzuschmiegen, den ich eigentlich kaum kannte. Doch Jamie zog mich gerade zu an mit seiner offenen Art, die er gerade so einfach zeigte. Jamie's PoV Er kuschelte sich also gern an mich, aber ich durfte das nicht. Sean war schon ein komischer Kauz. Eigentlich wirkte er so zurückhaltend, aber dann war er doch wieder so anhänglich, wie eine Klette. Irgendwie kam es mir fast schon so vor, als ob er nur etwas Sicherheit suchte. Und die könnte er wohl auch brauchen. Ich seufzte. „Dann spiel ich jetzt mal ein bisschen krank“, meinte ich schließlich auch, als ich den Blick auf den kleinen Digitalwecker hatte schweifen lassen. Es war jetzt kurz nach viertel zehn. Somit könnte jeden Moment jemand vorbei kommen, der unsere grässlichen Krankheiten überprüfen wollte. Ich schwang die Beine aus dem Bett nachdem ich mich endgültig von Sean gelöst hatte. Tapste in Richtung Bad. Doch Sean hielt mich für einen Moment noch auf. „Wo willst du hin?“ Es klang fast so, als ob er Angst hätte, dass ich ihn einfach allein lassen würde. So einfach würde ich das aber wohl nicht machen. Knapp wendete ich mich zu ihm um. „Ich werde eine Magenverstimmung vortäuschen“, meinte ich grinsend. Doch das wurde nur noch breiter, als ich sein verdattertes Gesicht sah. Verdammt sah er süß aus. „Also spätestens, wenn der Lehrer weg ist, bin ich wieder da.“ Ich spürte noch seinen Mitleid erregenden Blick, als ich mich abwendete und im Bad verschwand. Ein paar Geräusche, die klangen, als ob ich mich übergeben würde, bekam ich sicher noch hin. Doch ich bewegte mich im ersten Moment nicht von der geschlossenen Badezimmertür weg. Legte nur ein Ohr daran und wartete. Schon nach wenigen Minuten hörte ich ein Klopfen und wie die Zimmertür geöffnet wurde. Die Stimme des Lehrers erkannte ich erst nicht. Vielleicht raste nur auf einmal einfach mein Herz zu schnell. Weiß Gott wieso. Ich ging einige Schritte zurück, als ich Sean reden höre. Er erklärt fast schon etwas zu fantasievoll, wieso wir nicht zum Unterricht gekommen waren. Aber scheinbar glaubte ihm der Lehrer, denn ich mittlerweile als unseren Biologielehrer Mr. Bourdon erkannt hatte. Als ich Schritte hörte, die sich in Richtung Badezimmer bewegten, überlegte ich gar nicht mehr lange. Wenn er nicht sehen würde, wie ich reihernd über der Kloschüssel hin, könnte ich wohl gleich so mitgehen. Bourden war ein Typ Mensch, der etwas nicht glaubte, wenn er es nicht wirklich sah. Ich steckte mir einfach den Finger in den Hals, als ich vor dem Klo kniete. Der Würgreiz ließ auch keinen Moment zu lange auf sich warten. Als die Tür aufging hob ich leicht den Kopf. Kalter Speichel tropfte mir am Kinn hinunter. Ein Schauer war mir durch den ganzen Körper gelaufen. Dass es doch wirklich Menschen gab, die so etwas freiwillig machten. Irgendwie fühlte ich mich gerade wirklich fast gut, dass ich nicht so irre war. Mir den Bauch haltend tapste ich an dem Lehrer vorbei, der mir nur einen völlig irritierten Blick zuwarf. War aber auch kein Wunder. Ich musste gerade wie eine Leiche aussehen. Das war jetzt auf alle Fälle die dümmste Idee gewesen, die ich je hatte. Aber zumindest ging es mir jetzt so richtig schön mies. Musste ich zumindest nichts mehr vortäuschen. Ich ließ mich aufs Bett fallen. Kauerte mich zusammen. Immer noch lag der Geschmack von Galle und Magensäure in meinem Mund. Das fühlte sich so grässlich an. Ich sah zu Sean, der saß auf seinem Bett. Hatte die Beine an den Körper gezogen und die Arme darum geschlungen.. Besorgt blickte er mich an. Mühsam lächelte ich. Konnte ihn wohl so etwas beruhigen. „Ich werde euch dann mal die Krankenschwester vorbei schicken“, meinte Mr. Bourdon. Ließ noch einmal den Blick über mich und den kleinen, blonden Briten schweifen. Bevor er schließlich auch wieder unser Zimmer verließ. Ich setzte mich mühsam wieder auf. Mein Magen verkrampfte sich auf einmal. Ächzend rollte ich mich wieder auf die Seite. Es war wohl wirklich eine verdammt blöde Idee. „Geht es dir gut?“ Den besorgten Unterton lag in Seans Stimme. Ich nickte zaghaft. Es kam mir fast so vor, als ob ich nicht sehr glaubwürdig aussah. Der Brite rappelte sich auf. Schwankte zu mir herüber und setzte sich neben mich aufs Bett. Vorsichtig strich er über mein Haar. Sein leicht geöffneter Mund lud gerade so zum Küssen ein. Abrupt biss ich mir auf die Unterlippe. „Verflucht!“, zischte ich, als ich den kupfernen Blutgeschmack im Mund schmeckte. Da entfuhr Sean aber schon ein Kichern. Unterdrückte es wohl sogar anfangs krampfhaft. „Tut mir leid“, murmelte er. Berührte meine Lippe mit dem Daumen und wischte behutsam das Blut davon weg. Leckte es sich schließlich auch ab. „Mit soviel Rot im Gesicht siehst du gar nicht gut aus“, meinte er leicht lächelnd. Ich rappelte mich wieder hoch. Hielt seine Hand fest, als er zurückweichen wollte. Schlagartig begann Sean zu zittern. Langsam zog ich ihn näher zu mir. Doch er wollte mich von sich wegdrücken. Wollte mich wohl von sich weg haben. Langsam ließ ich den Griff um sein Handgelenk lockerer werden. „Tut mir leid“, meinte ich und ließ mich wieder zurück in die Kissen sinken. Er blieb neben mir sitzen. Zog schließlich wieder die Beine an den Körper. Schlang die Arme darum. Er wirkte so hilflos, als er auch noch den Kopf an seine Knie drückte. Ich konnte ihn so gar nicht sehen. „Ähm ... wieso ist dein Vater damals nicht ins Gefängnis gekommen?“ Irgendwie versuchte ich ein Gespräch aufzubauen. Auch wenn das wohl kein gerade angenehmes Thema für ihn war. „Weil er betrunken war. Und ... weil er irgendwie den Polizisten weiß machen konnte, dass mein Bruder auf ihn losgegangen wäre.“ Sein Blick schweifte zu mir. Irgendwie konnte er ein Lächeln auf seinen Lippen bilden. „Spiel mir nichts vor.“ Ich rappelte mich hoch. Legte die Arme um seine Schultern. Drückte ihn leicht an mich. Er begann zu schluchzen. Konnte sich aber wohl schon in den nächsten Minuten wieder fassen. „Er hat mich immer verstanden und war wohl auch der Einzige, der mir überhaupt zugehört hatte. Selbst als ich ...“ Er brach ab. Drückte den Kopf gegen meine Brust. Leicht hob ich eine Augenbraue. „Als du was?“, wollte ich wissen. Sean schluckte. Atmete einmal tief durch. „Als ich ... meinen Eltern gestanden hatte, dass ich ... bi wäre.“ Mir stockte wirklich der Atem, als er das sagte. Dann war wohl wirklich das ganze Gefasel, von wegen hetero, also nur eine winzig kleine Lüge. „Dann hab ich ja noch eine schöne, kleine Chance.“ Es war wahrscheinlich momentan der falsche Moment um sich darüber zu freuen. „Nur er hat zu mir gehalten“, flüsterte Sean ohne überhaupt auf meinen Kommentar zu achten. Und ich beließ es auch damit. Da fing er schon an mir so etwas zu erzählen, da musste ich nicht auch noch mit so dummen Bemerkungen daher kommen. Ich zog ihn noch etwas näher zu mir, als er wieder zu schluchzen begann, es aber versuchte zu unterdrücken. „Lass es ruhig raus“, hauchte ich ihm ins Ohr. Und schon liefen ihm die Tränen ungehemmt über die Wangen. Ich strich ihm langsam immer wieder am Rücken auf und ab. „Darf ich noch etwas schlafen?“, fragte er, als es aussah, als ob er sich wieder beruhigt hätte. Ich nickte. „Da musst du mich doch nicht fragen.“ Ich gab ein leichtes Auflachen von mir. Doch scheinbar wollte er gar nicht von mir weichen. Aber ich schob ihn von mir weg. Legte ihn behutsam auf mein Bett. Warf sogar die Decke über ihn. Er sah mir hinterher, während ich mich auf einen der beiden Stühle setzte und den Kopf auf eine der Schreibtischplatten legte. Andächtig sah ich ihm dabei zu, wie er langsam einschlief. Vielleicht wäre das auch noch etwas für mich. Doch ich wollte jetzt nicht alleine schlafen. Mühevoll raffte ich mich hoch. Tapste zu meinem Bett hinüber, in dem ja immer noch Sean lag. Vorsichtig strich ich ihm einmal über die Stirn. Machte dann auf den Haken kehrt. Er sollte lieber auch in Frieden aufwachen. Ohne das ich wieder neben ihm lag. Und vielleicht würde ich mich dann auch wieder etwas mehr zurückhalten können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)