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The Crisis Begins

von

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Ein neuer Lehrer

Music: "Piano" von The Birthday - in Dauerschleife *hust*
 

Kommentar:

OMG, ich habe es tatsächlich geschafft, nach fast einem Jahr Pause wieder ein Kapitel zu posten. OO"

Darum möchte ich mich zuallererst einmal bei meinen Lesern entschuldigen. .__.

Die lange Pause war nicht beabsichtigt gewesen - mir mangelte es in den letzten Monaten nur schlichtweg an Ideen. Ich habe zwar viel gelesen, aber selbst nur sehr wenig geschrieben, weil einfach keine Inspiration da war.

Darum hoffe ich, dass ich diese FF zu Ende schreiben kann, bevor meine aktuelle kreative Phase wieder vorbei ist und ihr vielleicht wieder so lange warten müsst. ;)
 

In den nächsten Kapiteln wird die Story wieder etwas zügiger voranschreiten und ich denke nicht, dass sie insgesamt mehr als 25 Kapitel haben wird... eher noch weniger.

Aber dafür tauchen bald wieder neue (oder vielmehr alte) Bekannte auf. ;)
 

Und jetzt - viel Spaß beim Lesen. =)
 


 

Ein neuer Lehrer
 

„Yeee~ha!“
 

Mit einem Aufschrei stürzte Zack sich auf seinen Lehrer und schwang dabei sein Schwert.

Doch Angeal, der die Art des Jungen zu kämpfen mittlerweile gut kannte, fiel nicht auf den direkten Angriff herein. Während er ihn noch mit seiner eigenen Waffe abblockte, warf er einen Blick auf Zacks Füße, die von der Seite nach seinen Knien traten, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er wich zurück und stieß dabei den Jungen von sich, bevor er seinerseits mit dem Schwert nach ihm schlug. Doch Zack hatte bereits ein paar Meter Sicherheitsabstand zwischen sich und seinen Mentor gelegt und grinste ihn nur frech an.
 

Der Junge war flink, unheimlich flink sogar, und er beherrschte mittlerweile eine ganz Reihe von heimtückischen Attacken, so dass Angeal ihn bei ihren Übungskämpfen stets genau im Auge behalten musste, um nicht am Boden zu landen.
 

Doch er freute sich auch über die Fortschritte, die Zack gemacht hatte. Nicht nur, weil sich der Junge mit seiner stetig wachsenden Kampferfahrung besser auf dem Schlachtfeld behaupten können würde, sondern auch, weil er nun langsam zu einem würdigen Gegner für ihn heranwuchs.

Bei keinem einzigen der Trainingskämpfe, die Angeal mit einem anderen Mitglieder von SOLDAT ausgetragen hatte – Genesis und Sephiroth selbstverständlich nicht mitgezählt – hatte er je so viel Spaß gehabt.
 

Denn Zack hatte eine kreative und unberechenbare Art zu kämpfen. Er verwendete die bekannten Figuren und Angriffstechniken, die er im Unterricht gelernt hatte, und mischte sie mit seinem eigenen Stil, wobei etwas entstand, das mit jeder Woche zu einer größeren Herausforderung für Angeal wurde.
 

Noch schaffte er es problemlos, den Jungen beim Kämpfen in Schach zu halten und ihn in seine Schranken zu weisen, doch er spürte tief in seinem Inneren auch, dass er in wenigen Jahren vielleicht nicht mehr dazu in der Lage sein würde.
 

Und das erfüllte ihn auf eine eigenartige Weise mit Stolz.
 

„Genug“, sagte er und senkte sein Schwert. „Das reicht erst mal für heute.“
 

„Waaaas?“, rief Zack und machte ein enttäuschtes Gesicht. „Wir haben doch gerade erst mit dem Unterricht angefangen!“
 

Angeal konnte ein Lächeln nicht verbergen, als er das Meisterschwert wieder sicher auf seinem Rücken verstaute.
 

‚So ungestüm...’, dachte er.

Dann wandte er sich wieder seinem Schüler zu.
 

„Ich habe nicht gesagt, dass der Unterricht vorbei ist“, korrigierte er den Jungen. „Nur, dass dies das Ende des Schwertkampftrainings ist.“
 

Verwirrt ließ Zack seine Waffe sinken. „Und was machen wir dann, wenn wir schon nicht kämpfen?“
 

„Wer behauptet denn, dass wir nicht kämpfen werden?“, erwiderte sein Lehrer und streckte den Arm vor.
 

„Blitz!“, rief er.
 

Der Junge brachte sich hastig mit einem Sprung in Sicherheit, bevor der Zauber ihn treffen konnte. Der Blitz brauste zwar gefahrlos an ihm vorbei, doch noch immer nah genug, dass er seine Haare knistern ließ. Mit Schaudern sah Zack zu der Stelle hinüber, an der er die Wand getroffen hatte und wo jetzt ein schwarzes Brandfleck zu sehen war. Dann sprang er wieder auf die Füße und warf seinem Mentor einen vorwurfsvollen Blick zu.
 

„Hättest du mich nicht wenigstens vorwarnen können?“
 

„Wieso sollte ich?“ Angeal sah ihn ungerührt an. „In einem richtigen Kampf wird dein Gegner ja auch nicht plötzlich rufen: ‚Achtung, jetzt werde ich dich mit einem Blitzzauber angreifen, bereite dich schon mal darauf vor!’.“
 

Er jagte einen weiteren Zauber auf den Jungen, der der elektrischen Entladung dieses Mal nur mit Mühe ausweichen konnte. Doch kaum wähnte er sich in Sicherheit, als Angeal wieder einen Blitz in seine Richtung schickte.
 

„Wa- Verdammt, Angeal!
 

Panisch stolperte Zack von einer Ecke des Raumes in die andere.
 

„Du bist zu langsam, Zack.“
 

„Ich weiche hier Blitzen aus!!“, rief der Junge entrüstet und brachte sich einmal mehr nur in letzter Sekunde in Sicherheit.
 

„Das ist mir aufgefallen“, entgegnete sein Mentor seelenruhig und ließ seinen Schüler noch ein bisschen weiter tanzen, bevor er schließlich wieder die Hand sinken ließ und den Kopf schüttelte.
 

„So geht das nicht, Zack, du musst endlich anfangen, dich zu verteidigen. Du bist doch mit Materia ausgerüstet, oder etwa nicht? Wieso wendest du sie nicht an?“
 

Der Junge war vornüber gebeugt stehen geblieben und stützte sich schnaufend mit den Händen auf den Oberschenkeln ab.
 

„Weil... ich... nicht will“, keuchte er und hob den Kopf, um seinem Lehrer einen störrischen Blick zuzuwerfen.
 

Angeal runzelte die Stirn. „Mir ist schon vor einer Weile aufgefallen, dass du nur noch selten Materia im Kampf einsetzt, und das, obwohl du ziemlich gut mit ihnen umgehen kannst... Woran liegt das?“
 

„Es ist einfach kein richtiger Kampf mit Materia“, entgegnete der Junge und richtete sich ächzend wieder auf. „Sie zu benutzen, das ist, als ob... als ob ich gegen einen Unbewaffneten kämpfen würde.“
 

Angeal hob fragend eine Augenbraue. „Wie meinst du das?“
 

„Es ist ein bisschen schwer zu erklären“, sagte Zack und sah nachdenklich auf die Klinge seines Schwertes hinab. Dann hob er es in die Höhe.
 

„Ein Schwert ist einfach... ehrlich, weißt du?“, versuchte er es noch einmal. „Im Zweikampf gibt es keine ehrlichere Waffe. Jeder hat ein Schwert und jeder weiß, welchen Schaden er damit beim anderen anrichten kann und wovor er selbst auf der Hut sein muss. Und das war’s. Aber Materia...“
 

Zack ließ seine Waffe wieder sinken und betrachtete das Materia-Armband an seinem Handgelenk.

„Menschen, die Materia einsetzen, sind irgendwie unberechenbarer. Du weißt nie, was dein Gegner dir als nächstes für einen Zauber auf den Hals hetzen wird, sondern kannst nur hoffen, dass du es irgendwie schaffst, ihn abzuwehren. Darum mag ich sie nicht besonders gern und kämpfe lieber mit dem Schwert. Mann gegen Mann“, schloss er und stemmte mit entschlossenem Nicken die Arme in die Hüften.
 

Angeal lächelte auf einmal. Er hatte so etwas Ähnliches schon zuvor vermutet, doch es tat gut, es noch mal von dem Jungen selbst zu hören.
 

Zack, dem der Wandel des Ausdrucks auf seinem Gesicht nicht verborgen geblieben war, sah ihn fragend an.

„Was ist, wieso freust du dich plötzlich so?“
 

Doch Angeal winkte nur ab. „Schon gut, das ist jetzt nicht mehr so wichtig. Es gab da nur jemanden, der sein Interesse daran geäußert hat, dir zusätzliche, private Übungsstunden im Umgang mit Materia zu geben, vorausgesetzt, du bist damit einverstanden... aber das hat sich hiermit wohl erledigt.“
 

‚Tut mir Leid, Genesis’, dachte er, während er sich wieder mit seinem Schwert bewaffnete. ‚Zack wäre wohl kein geeigneter Schüler für dich.’
 

„Ach so, ich verstehe“, meinte der Junge nachdenklich. „Nein, dazu habe ich wirklich keine Lust...“
 

Doch dann erhellte sich sein Blick.

„Aber wieso fragst du nicht einfach Rayt?“, fragte er aufgeregt. „Er liebt den Umgang mit Materia, er ist darin sogar noch viel besser als ich! Ich bin mir sicher, er würde sich freuen, wenn ihm jemand mehr beibringen könnte!“
 

„Hm“, machte Angeal und dachte über diesen Vorschlag nach.

Vielleicht war das keine so schlechte Idee. Er kannte Zacks besten Freund zwar nur flüchtig, aber er wusste, dass der Junge mindestens ebenso viel Köpfchen hatte, wie sein Schüler, und diesem auch in Wissbegierde und Fleiß in nichts nachstand.
 

Rayt mochte ruhiger und weniger geschwätzig sein als Zack, aber er glich seine zurückhaltende Art durch Sarkasmus wieder aus. Und was Sarkasmus betraf, würde er in Genesis einen Gleichgesinnten finden.
 

Zwar hatte Genesis nach Zack verlangt, aber Angeal zweifelte nicht daran, dass er und Rayt sich ebenfalls wunderbar verstehen würden.
 

„Nun gut.“ Er nickte seinem Schüler zu. „Ich werde darüber nachdenken.“
 

„Super!“ Zack lachte. „Danke, Angeal!“
 

Während er ebenfalls sein Schwert hob und sich wieder in Angriffsposition brachte, warf der Junge seinem Lehrer einen fragenden Blick zu.
 

„Angeal...?“
 

„Ja?“
 

„Weißt du, wo die Turks leben...?“
 

Angeal hob verwundert eine Augenbraue. „Wieso willst du das wissen?“
 

„Weil... äh...“ Der Junge senkte den Kopf und starrte auf seine Schuhspitzen; die ganze Sache schien ihm ein bisschen unangenehm zu sein.
 

„Ich möchte Reno und Rude besuchen“, gestand er schließlich und sah wieder auf. „Ich habe sie seit... na ja, seit diesem einen Tag nicht mehr gesehen. Ich würde gerne wissen, wie es ihnen geht.“
 

„Tatsächlich...“
 

Angeal wusste, dass sein Schüler Reno kaum ausstehen konnte, und um Rude stand es mit Sicherheit auch nicht viel besser. Dennoch war Zack um das Wohlergehen der beiden Turks besorgt und wollte sich vergewissern, dass es ihnen gut ging.
 

Der Junge war wirklich unglaublich.
 

Und er erinnerte Angeal in diesem Moment sehr an das Kind, das er selbst einst gewesen war.
 

Er lächelte.

„Die genauen Zimmernummern der beiden kann ich dir leider nicht verraten, weil ich selbst nie dort gewesen bin“, sagte er, „aber ich kann dir sagen, auf welcher Etage du die Turks finden kannst.“
 

„Echt?“ Zack strahlte ihn an. „Vielen Dank, Angeal, das wäre echt super!“
 

Sein Mentor winkte ab. „Aber erst nach dem Unterricht.“
 

Der Junge nickte eifrig.
 

„Bis dahin...“ Angeal setzte einen Fuß nach vorn und schwang sein Schwert spielend vor sich durch die Luft. „... will ich sehen, welche Abblocktechniken du in den letzten Wochen gelernt hast.“
 

Zack packte sein Schwert fester und grinste frech.
 

„Komm her, dann zeige ich es dir!“
 

*~*~*
 

„Mann, Zack, jetzt rück endlich raus mit der Sprache.“
 

„Nö.“
 

Zack!
 

Die beiden Jungen standen im Fahrstuhl und Zack spürte, dass Rayt kurz davor war, ihm an die Gurgel zu gehen. Was ja eigentlich auch seine eigene Schuld war – wenn er sich nicht verplappert hätte, hätte sein Freund nicht damit angefangen, ihn mit Fragen zu durchlöchern.
 

Nicht zum ersten Mal verfluchte der Junge in diesem Moment sein loses Mundwerk.

Aber er hatte einfach nicht still sein können. Nachdem er den Übungsraum verlassen hatte und zu seiner Unterkunft gestürmt war, um sich mit Rayt zu treffen, war ihm in seiner Aufregung herausgerutscht, dass ihn in nächster Zeit möglicherweise eine angenehme Überraschung erwarten würde. Oder zumindest war sich Zack ziemlich sicher, dass sich der andere Junge darüber freuen würde wenn er erfuhr, dass er vielleicht bald ebenfalls Privatunterricht bekommen würde.
 

Denn Rayt war nicht weniger ehrgeizig als er selbst, und obwohl er sich in seiner Anwesenheit nie darüber beschwert hatte, hatte Zack doch das Gefühl, dass sein Freund insgeheim ein bisschen neidisch darauf war, dass Zack mit seinem Mentor von einer gefährlichen Mission zu nächsten aufbrach, während er selbst weiterhin täglich mit den anderen Rang-3 Soldaten im Klassenzimmer hocken musste.
 

Doch Angeal hatte ihm auch gesagt, dass bisher noch nichts entschieden war, darum hatte es der Junge bei einer Andeutung belassen, anstatt seinem besten Freund schon jetzt zu verraten, was möglicherweise bald auf ihn zukam. Er wollte Rayt keine falschen Hoffnungen machen.
 

Und so fuhr er nun mit dem Fahrstuhl in die Etage der Turks hinauf, während der blonde Junge neben ihm stand und ihn böse ansah.
 

„Es tut mir Leid“, sagte Zack zum wiederholten Male. Und es tat ihm tatsächlich Leid.

„Aber ich kann dir im Moment leider nicht mehr sagen...“
 

Rayt verschränkte missgelaunt die Arme vor der Brust und drehte sich halb zu Seite.
 

„Okay, lassen wir das Thema“, sagte er kühl. „Ich wünschte nur, du hättest nie damit angefangen, sondern einfach deine Klappe gehalten.“
 

„Ich weiß... tut mir Leid“, gab Zack kleinlaut zurück.
 

Sie sprachen kein Wort mehr miteinander, bis der Fahrstuhl schließlich mit sachtem Beben zum Stehen kam und die Türen sich leise summend öffneten.
 

In dem langen Flur, in den sie nun traten, herrschte vollkommene Stille.

Zögernd traten sie aus dem Fahrstuhl und sahen sich aufmerksam um. Die Wände waren kahl und unpersönlich, und abgesehen vom Geräusch ihrer Schritte, die im Gang widerhallten, war kein Laut zu hören.
 

Zu beiden Seiten des Flurs befanden sich Zimmer, die abgeschlossen waren, wie Zack schnell feststellte, nachdem er an ein paar der Klinken gerüttelt hatte. An keine einzige Tür war ein Name geschrieben, stattdessen hatte jedes der Zimmer eine Nummer.
 

„Seltsam“, durchbrach Rayts Stimme schließlich die beinahe unheimliche Stille im Flur. Zu Zacks Erleichterung war der beleidigte Unterton wieder aus seiner Stimme verschwunden und hatte Verwunderung Platz gemacht. „Bist du sicher, dass wir hier auf der richtigen Etage sind?“
 

„Ganz sicher.“ Zack nickte. „Es ist die Etage, die Angeal mir gesagt hat.“
 

Er sah sich um und hoffte, irgendeine Spur von Leben zu entdecken. „Ich weiß ja auch nicht, was los ist... wo sind die nur alle hin?“
 

„Vielleicht Kaffee trinken gegangen“, meinte Rayt trocken und drückte ebenfalls eine der Türklinken nach unten. Als er merkte, dass auch dieser Raum verschlossen war, ließ er jedoch schulterzuckend wieder davon ab.
 

„Hier ist niemand, Zack“, stellte er fest und wandte sich ab, um zum Fahrstuhl zurückzuschlendern. „Entweder hat sich Angeal geirrt oder die Turks sind gerade alle ausgeflogen.“
 

„... ich verstehe das nicht“, murmelte Zack unglücklich. Doch er sah ein, dass sein Freund Recht hatte, und beeilte sich ihn einzuholen.
 

„Mach dir nicht so viele Gedanken“, versuchte ihn der andere Junge aufzumuntern. „Wir gehen einfach zum Empfangsschalter in die Eingangshalle und fragen da noch mal nach, okay? Vielleicht hat sich Angeal tatsächlich mit der Etage geirrt... das kann ja jedem einmal passieren.“
 

Zack nickte und schenkte Rayt ein Lächeln.

„Okay, dann probieren wir’s eben dort noch-“
 

„Was habt ihr hier zu suchen?“
 

Die Stimme war nicht sehr laut, doch es lag eine Schärfe darin, die zu sagen schien: noch bin ich ruhig und höflich, aber wenn ihr es darauf anlegt, kann sich das schnell ändern.
 

Erschrocken wirbelten die beiden Jungen herum und erblickten einen dunkelhaarigen, jungen Mann im marineblauen Anzug, der sie aufmerksam musterte. Er musste soeben aus einem der Zimmer gekommen sein, denn sie hatten keine Schritte auf dem Gang gehört.
 

Zack wusste instinktiv, dass sie einen Turk vor sich hatten.

Es lag nicht nur an der unverkennbaren Kleidung des anderen, sondern auch an der lautlosen und eleganten Art, mit der er auf sie zuschritt, und der absolut perfekten Körperbeherrschung, die jeder seiner Bewegungen abzulesen war.
 

Die mandelförmigen Augen des Fremden verengten sich, als er näher trat.

„Ihr seid von SOLDAT, oder?“, fragte er. „Also, was wollt ihr hier?“
 

„Äh...“, war alles, was Zack im ersten Moment herausbrachte, doch dann räusperte er sich hastig und versuchte es noch mal.
 

„Mein Name ist Zack, Sir, und das hier...“, er deutete auf den anderen Jungen, „... ist Rayt. – Und wir sind tatsächlich beide von SOLDAT.“
 

Der Mann nickte und bedeutete ihm dann mit einer knappen Handbewegung, dass er fortfahren sollte.
 

„Wir, äh, suchen zwei Turks“, fuhr Zack fort, den der unergründliche Gesichtsausdruck des anderen ein wenig verunsicherte. „Ihre Namen sind Reno und Rude. Wir... waren vor ein paar Wochen zusammen auf Mission, aber ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen und... na ja... ich wüsste gerne, wie es ihnen geht.“
 

Für einen Moment trat ein eigenartiger Ausdruck auf das Gesicht des Turk – er wirkte beinahe überrascht – doch er war ebenso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war.
 

„Reno und Rude...?“ Nachdenklich strich er sich über das Kinn. „Sie sind momentan leider ein wenig... indisponiert. Aber ich kann ihnen gerne eine Nachricht überbringen.“
 

„... oh.“ Damit hatte Zack nicht gerechnet.

„Äh... okay. Sehr gerne!“ Er verbeugte sich überschwänglich. „Vielen Dank, Sir!“
 

Der andere nickte nur mit ausdrucksloser Miene. „Also, was soll ich ihnen ausrichten?“
 

„Bitte wünschen Sie Rude eine gute Besserung von mir“, sprudelte es aus dem Jungen hervor.

„Und sagen Sie Reno, dass mir Leid tut, was passiert ist, aber dass er trotzdem... dass er... ach Scheiße!“ Zack warf alle Bedenken über Bord und sprach aus, was er wirklich dachte. „Sagen Sie ihm, dass er Unrecht hatte mit dem, was er gesagt hat, und dass ich mich wieder so entscheiden würde, sollte ich noch mal vor der gleichen Wahl stehen.“
 

Rayt warf ihm bei dieser Bemerkung einen fragenden Blick zu, sagte jedoch nichts.
 

Der Turk hingegen nickte nur. „In Ordnung, ich werde es ihnen sagen, wenn ich sie das nächste Mal sehe.“
 

„Danke, Sir!“ Zack verbeugte sich abermals, dann packte er seinen Freund hastig am Ärmel und zog ihn mit sich zum Fahrstuhl.
 

Nachdenklich sah der Turk ihnen nach, bevor er sich abwandte und in sein Büro zurückkehrte.
 

*~*~*
 

„Und, war das so schwierig?“, fragte Reno, der am Schreibtisch lehnte, spöttisch, nachdem Tseng die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er hatte jedes Wort auf dem Gang mitgehört.
 

„Kein bisschen“, erwiderte der andere ungerührt und setzte sich wieder an seinen Arbeitsplatz, wo er begann, die Akten zu sortieren. „Deshalb verstehe ich auch nicht, wieso du nicht selbst gegangen bist, um mit ihm zu reden, anstatt mich darum zu bitten, es für dich zu tun. Der Kleine hätte sich wahrscheinlich wirklich darüber gefreut, dich zu sehen... und das ist nicht bei vielen Leuten der Fall, wie du weißt.“
 

„Sehr witzig, Boss“, sagte Reno finster und Tseng konnte an seinem Tonfall erkennen, dass er sich tatsächlich über diese Bemerkung ärgerte – vor allem, weil Reno insgeheim wusste, dass der andere Recht hatte. „Ich kann den Bengel halt einfach nicht ausstehen!“
 

Tseng zuckte mit den Schultern. „Wie du meinst.“
 

Doch dann sah er auf und seine dunklen Augen bohrten sich in die von Reno. „Aber ich glaube, es könnte auch daran liegen, dass du einfach nicht den Mumm hattest, dich bei ihm zu bedanken.“
 

Daraufhin entgegnete der rothaarige Turk nichts mehr und Tseng beugte sich wieder über die Papiere auf seinem Schreibtisch, die es noch zu bearbeiten galt – normalerweise ein eindeutiges Zeichen dafür, dass das Gespräch für ihn beendet war.
 

Und es schien seinen Zweck zu erfüllen, denn als er das nächste Mal wieder aufsah, war Reno verschwunden.
 

*~*~*
 

Es war spät am Abend, als es bei Genesis an der Tür klopfte.
 

„Tut mir Leid“, sagte Angeal, nachdem sein Freund ihm die Tür geöffnet und ihn in seine Räume gelassen hatte.

„Ich habe ihn gefragt, aber Zack hat abgelehnt.“
 

Müde von seinem langen Arbeitstag ließ er sich in einen der großen, weichen Sessel im Wohnzimmer seines Freundes sinken.
 

Genesis setzte sich ihm gegenüber auf das Sofa und schlug die Beine übereinander.
 

„Schon gut“, erwiderte er und seufzte dann. „Ich habe irgendwie sogar schon fast damit gerechnet. Es steckt einfach zuviel von einem Schwertkämpfer in deinem Welpen.“
 

Angeal runzelte die Stirn bei dieser Bemerkung, doch bevor er den Mund öffnen konnte, kam Genesis ihm zuvor.
 

„Was ja auch nichts Schlimmes ist“, fuhr er fort. „Ich hatte nur gehofft, der Junge wäre vielleicht mehr als nur das...“
 

„Zack mag vielleicht kein großes Interesse an der Magie haben, aber er ist dennoch nicht wie die anderen“, sagte Angeal mit einer Bestimmtheit, die keinen Widerspruch duldete. Er wusste nicht genau wieso, aber es war ihm wichtig, dass Genesis sich kein vorschnelles Urteil über den Jungen erlaubte. Vielleicht, weil er – anders als Angeal – einfach nicht genug mit Zack zu tun hatte, um zu wissen, wie viel wirklich in dem Kleinen steckte.
 

„Schon gut, schon gut.“ Genesis winkte mit einem spöttischen Lächeln ab. „Er ist etwas ganz Besonderes, ich habe schon verstanden.“
 

Den finsteren Blick, den sein Freund ihm daraufhin schenkte, ignorierte er geflissentlich und widmete sich stattdessen wieder seiner Ausgabe von LOVELESS, die er weggelegt hatte, als Angeal an seiner Tür geklopft hatte.
 

Lange hielt die Stille jedoch nicht an.
 

„Zack mag kein Interesse haben“, griff Angeal das ursprüngliche Thema nach kurzem Überlegen wieder auf, „doch er hat mir erzählt, dass sein bester Freund völlig vernarrt in Materia ist.“
 

Genesis blickte nicht von seinem Buch auf, aber Angeal konnte an seiner Mimik erkennen, dass er ihm zuhörte, darum fuhr er fort.
 

„Sein Name ist Rayt. Ich selbst kenne den Jungen leider kaum, aber ich weiß, dass er ein hervorragender Schüler ist und sowohl wissbegierig, als auch sehr ehrgeizig. Also wenn du wirklich unterrichten möchtest... wieso nimmst du ihn nicht einfach unter deine Fittiche?“
 

Der andere Mann antwortete lange Zeit nicht, doch Angeal wusste, dass er gründlich über diesen Vorschlag nachdachte.
 

Genesis war nun schon seit einigen Wochen wieder in Midgar, und die langen Zeiten, die er manchmal zwischen den einzelnen Kampfeinsätzen mit langweiligem Papierkram zu verbringen gezwungen war, hatten ihn ruhelos gemacht, wie einen wilden Tiger, den man in einen Käfig gesperrt hatte. Er liebte den Kampf einfach zu sehr, um diesen Zustand auf Dauer zu ertragen, daher vermutete Angeal, dass ihm eine Aufgabe wie diese sehr gelegen kommen musste.
 

Zu dem gleichen Schluss schien auch Genesis in diesem Moment zu kommen, denn er ließ das Buch sinken und hob den Kopf.
 

„In Ordnung, ich werde es versuchen“, meinte er und nickte. „Wenn er sich als guter Schüler erweist, werde ich die Dinge, um die du mich gebeten hast, noch mal in Erwägung ziehen.“
 

Angeal machte ein erleichtertes Gesicht. Viel mehr als das würde er im Moment nicht von dem anderen bekommen, doch es war schon mal mehr, als er sich erhofft hatte.
 

„Danke, Genesis“, sagte er. „Ich werde dem Jungen morgen Bescheid geben.“
 

Mit plötzlichem Enthusiasmus erhob er sich wieder und wollte gerade das Zimmer verlassen, als Genesis ihn noch mal zurückhielt.
 

„Lass gut sein, Angeal, ich werde mich selbst darum kümmern.“ Er schenkte seinem Freund ein Lächeln. „Dann kann ich mir auch gleich ein Bild von dem Jungen machen.“
 

„In Ordnung.“

Angeal nickte dankbar, bevor er sich abwandte und sich auf den Weg in seine eigenen Räume machte, um duschen zu gehen und sich anschließend endlich seinem wohlverdienten Schlaf hinzugeben.
 

*~*~*
 

Mit gelangweiltem Gesichtsausdruck, seine Schultasche achtlos über eine Schulter geworfen, begab sich Rayt am nächsten Tag nach dem Unterricht auf den Weg zur Kantine.
 

Zack und sein Mentor waren mal wieder unterwegs auf einer Mission und schlachteten sicher gerade ein paar Monster ab, während er selbst sich im Klassenraum fast zu Tode langweilte. Allein der Gedanke daran führte dazu, dass sich Rayts ohnehin schon finstere Laune nur noch mehr verfinsterte.
 

Das Leben war doch einfach nicht fair! Wieso durfte ER keine Abenteuer erleben und zur Abwechslung mal ein bisschen Held spielen? Wieso hatten immer nur die anderen ihren Spaß?!
 

Während sich die anderen Jungen laut quatschend und lachend an ihm vorbeidrängten, hatte Rayt es nicht so eilig, die Kantine zu erreichen, und schlenderte stattdessen in gemütlichem Tempo durch die belebten Gänge der SOLDAT-Etage, tief in Tagträume von seinen eigenen, imaginären Heldentaten versunken.
 

Als er um eine Ecke bog, rempelte er darum versehentlich einen Mann an, der dort an der Wand lehnte und völlig in die Lektüre eines Buches versunken war. Der Junge brachte ihn für einen Moment aus dem Gleichgewicht, so dass ihm das Buch aus der Hand rutschte und mit einem dumpfen Laut auf dem Boden aufschlug.
 

Rayt murmelte schnell eine Entschuldigung, und bückte sich, um es wieder aufzuheben. Dabei fiel sein Blick auf den Titel des Bandes.
 

„Ein schönes Buch“, sagte er leise, bevor er sich wieder aufrichtete und dem anderen den Band mit einem entschuldigenden Lächeln zurückgab. „Schön, aber auch traurig...“
 

Der in rotes Leder gekleidete Fremde musterte ihn überrascht aus blauen Augen.

„Du kennst es?“
 

„Das ist LOVELESS, oder?“, erwiderte Rayt und lächelte zaghaft. „Meine Mutter hat mir oft daraus vorgelesen, als ich noch klein war...“
 

„Deine Mutter hat offenbar einen erlesenen Geschmack, was Lyrik anbelangt“, meinte der andere, der nun ebenfalls lächelte, und klappte das Buch zu. Er fuhr sich mit der freien Hand durch die rotbraunen Haare und stellte sich dann vor:

„Ich bin Genesis Rhapsodos, Rang-1 Mitglied von SOLDAT.“
 

Der Junge machte große Augen. Abgesehen von Angeal hatte er es noch nie mit einem Kämpfer dieses Ranges zu tun gehabt.
 

„Mein Name ist Rayt Gard, Sir!“

Hastig salutierte er.

„Ich bin, äh... Rang-3 Soldat“, gestand er, „und noch in der Ausbildung.“
 

Genesis sah ihn amüsiert an.

„Ich weiß, wer du bist“, entgegnete er. „Ich habe auf dich gewartet, Rayt.“
 

„Auf mich gewartet?“, fragte der Junge verwundert und fast wäre ihm dabei die Schultasche von der Schulter gerutscht. „Wieso, wenn ich fragen darf, Sir?“
 

Genesis lächelte.
 

*~*~*
 

Fortsetzung folgt...
 

Was, ihr dachtet doch nicht wirklich, dass ich Zack diesem Verrückten anvertrauen würde. xDD

Dass Rayt stattdessen sein Schüler wird, ist ein ziemlich wichtiger wenn auch billiger *hust* Plot Device... ihr werdet bald sehen, wieso. ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2010-02-26T15:37:30+00:00 26.02.2010 16:37
hey, ich glaub es nicht. du hast weiter geschrieben. *applaus*
das kappi ist wider sehr gut geworden.
ich bin forh, dass zack nicht genesis schüler wird, sondern ryat.
er hat es auch verdient von einem rang-1-soldaten unterrichtet zu werden.
ich bin echt gespannt wie der sich so als genesis schüler macht.
die fortsetzung erwarte ich mit spannung.
aber, hoffentlich nicht erst in einem jahr.
Von:  sniper2931
2010-02-20T14:46:56+00:00 20.02.2010 15:46
Wohoo~!! X3
Freut mich, dass es wieder weiter geht.
Das Kapitel ist dir auch sehr schön gelungen. =3
Ich muss meinen Vorkommentatoren recht geben, die Rede von Zack ist wirklich beeindruckend und passt auch sehr gut zu ihm.
Ich freu mich auch, dass du Zack nicht Genesis überlassen hast XD
Kann es kaum erwarten bis das neue Kapitel raus is. *hibbel*
Bis dahin lass ich dir einen lieben Gruß da!! ^.^
Von:  Enyxis
2010-02-20T11:02:20+00:00 20.02.2010 12:02
YIPPIE!!!!! *party*
Freu mich richtig dass es weiter geht ^^
Un ich hab auch die Vermutung dass Rayt und Zack sich auf verschiedenen Seiten mal gegenüber stehen werden *flenn*....ich würd da wahrscheinlich los heulen...
Nun, ich muss auch sagen XD diese gelungene Rede von Zack....Eine tichtige Heldenrede!!! XDDD
Bis dann
Enyxis
Von: abgemeldet
2010-02-20T09:32:05+00:00 20.02.2010 10:32
Hey!

Endlich gehts weiter *schon sehnsüchtig gewartet hat* >///<
Das Kapitel war gut...und Genesis hat jetzt also auch einen Schüler. Die beiden werden sich sicherlich prächtig verstehen - Rayt hat ja allein schon deswegen Pluspunkte gesammelt, weil er Loveless kennt XD
Ich habe irgendwie das dumme Gefühl, dass Zack und sein bester Freund sich später noch einmal auf verschiedenen Seiten gegenüber stehen *sfz*
Ich finds echt niedlich wie Angeal anderen immer wieder klar machen will, das Zack etwas besonderes ist. Beeindruckt hat mich hier ürigens Zacks Rede, dass der nicht viel von Materia hält und das ein Schwert ehrlicher ist. Alles in einem ein gelungenes Kapitel und ich freue mich auf das nächste ^_^
-Zack-



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