In love with the death von abgemeldet (Ich lebe nur noch für den Tod (Saku/Sasu)) ================================================================================ Kapitel 1: I didn't mean this ----------------------------- Es klingelte. Ganz langsam erhob ich mich, dabei musste ich mich auf den Tisch stützen, um hoch zu kommen. Ich hatte immer noch verdammt viele Momente in denen ich schwach wurde. Als ich endlich auf den Füßen stand machte ich einen Schritt vorwärts. Hinata sah mich über den Rand ihrer Fachzeitschrift an, ich nickte beruhigend. Bis zur Tür würde ich es schon schaffen. So hoffte ich jedenfalls. Zum Glück war die Küche klein, also gelangte ich verhältnismäßig schnell zur Küchentür. Als ich noch gut zwei Meter von der Haustür entfernt war und schon den Umriss eines Menschen hinter der Riffelglasscheibe erkannte, wurde neben mir eine Tür aufgerissen. Ich drückte mich an die Wand, damit Ino mich nicht umrannte. Die Blonde riss die Tür auf. Ein eisiger Windstoß fegte durch den Flur, einige Schneeflocken wirbelten herein. Ino stand im Eingang und verdeckte so den Besucher. Wahrscheinlich Shikamaru. Oder auch nicht, denn meine Freundin drehte sich um, übersah mich und brüllte meinen Namen durch die ganze Wohnung. „Saku, Post für dich, ein Paket, du musst unterschreiben.“ Zu der Person, die vor ihr in der Kälte stand sagte sie: „Einen Moment, sie wird gleich da sein.“ Dann machte sie einen Schritt zur Seite und ich konnte endlich sehen, wer vor der Tür stand. In der Erwartung Kina-san zu sehen, die uns jeden Tag die Post brachte hob ich die Hand. Wenige Sekunden später fiel mein Arm schlaff an meine Seite zurück und ich stürzte auf die Tür zu. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Bei meinem stürmischen Start hatte ich nämlich Inos Stiefel, den sie gerade noch gesucht hatte – in der Küche waren ihre Flüche unüberhörbar gewesen – übersehen und stolperte darüber. Mit einem erschrockenen Aufschrei fiel ich zu Boden. Als ich mit dem Kopf aufschlug - ich hatte leider vergessen, mich mit den Armen abzufangen - tanzten kleine schwarze und weiße Flecken vor meinen Augen. Nachdem der Schmerz abgeklungen war, hielt ich die Augen geschlossen und stellte mir eine dieser unnützen Fragen, die ich mir in peinlichen Situationen immer stellte, um der blamierenden Realität zu entfliehen. Warum stand in Büchern immer etwas von Sternen? Ich hatte noch nie bunte Sterne vor meinen Augen herumgaukeln sehen, immer nur diese schwarzweißen Lichtimpulse. Bestenfalls bunte Punkte. Aber niemals fünfzackige Sterne. Also warum? Nachdem ich mich eine gute, halbe Minute ohne Ergebnis mit der Frage herum geärgert hatte, wagte ich es die Augen zu öffnen. Es war kein Trugbild. ER war es wirklich. Mittlerweile kniete er neben mir, seine Rechte lag auf meiner Stirn. In seinem schwarzen Haar glitzerte Schnee, der allerdings langsam wegschmolz. Ein kalter Tropfen berührte mein Gesicht und erlöste mich aus meiner Starre. Ich schnappte laut hörbar nach Luft und zog die Augen zu ganz kleinen Schlitzen zusammen. Das machte es nicht unbedingt besser. Aber vor Allem half es nichts, als ich zufällig mit meinem Blick auf seine Augen traf. Nach mehreren Minuten wandte er beiläufig den Blick ab und sah zu Ino, die den Stiefel aufgehoben hatte und schon fast in der Küche war. Während das blonde Glamourgirl ihn mit heruntergelassener Kinnlade musterte, fing ich mich wieder. Nun schaltete sich mein Gehirn an, oder etwas Ähnliches. Mir wurde schlagartig klar, dass ich mich gerade bis auf die Knochen blamiert hatte. Jetzt gab es nur noch einen Weg die Situation nicht noch peinlicher werden zu lassen. Ich musste es schaffen, von selbst wieder auf die Beine zu kommen. Während der Traum von einem Mann vor mir noch mit meiner besten Freundin redete, es ging wohl irgendwie um mich, denn Ino hatte ihre Hand gehoben und zeigte auf mich, streckte ich meinen Arm und schaffte es, mit der linken Hand den Heizkörper zu umklammern. Ich zog mich hoch, bis ich in der Hocke war und gönnte mir eine kurze Pause. Mit einem kurzen Blick nach unten stellte ich fest, dass meine Knie zitterten. Trotzdem zog ich mich weiter hoch. Als ich sicher an die Wand gelehnt stand, löste ich die Hand von der Heizung. Ein eckiger roter Abdruck zog sich über meine Hand und begann, zu schmerzen. Ich unterdrückte einen Fluch und sah mich hastig nach Ino um. Sie war in der Küche verschwunden und der Schwarzhaarige musterte mich ein wenig belustigt. „Alles in Ordnung?“ Der Klang seiner Stimme hätte mich fast wieder zu Boden gerissen, auch wenn ich nicht so genau wusste warum. „Äh, ähm ja, es... es ist schon okay.“ Ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht. Jetzt musste ich schnell eine Erklärung für meine Schwäche, die er sicher bemerkt hatte, finden. „Ich, ähm... . Ich hatte eine Grippe und bin noch nicht wieder ganz fit.“ Wie zur Bekräftigung dieser Notlüge nieste ich. „’tschuldigung.“ Er grinste immer noch. Wusste er etwa, dass ich nicht die Wahrheit gesagt hatte? Wohl kaum, woher auch? Aber ich stellte mir gerade die Frage, warum ich ihm nicht von dem Unfall erzählt hatte. Wieder kam ich zu keinem Ergebnis. Irgendwie funktionierte mein Gehirn nicht mehr so richtig, wenn er mir so gegenüber stand. Ich räusperte mich. „Hatten..., hatten Sie nicht ein Paket für mich?“ Ein wenig erstaunt sah er mich an, dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Ja, natürlich. Bin gleich zurück.“ Er verschwand draußen und kam sofort darauf wieder, in den Händen hielt er ein Päckchen von CD-Größe. Mit der Rechten setzte ich eine gut lesbare Unterschrift auf das Blatt, das er mir entgegen streckte. Er gab mir das Päckchen und machte noch einmal kehrt. Als er wieder vor mir stand, drückte er mir zwei rechteckige Päckchen in die Hand. Ich fragte mich kurz, was darin sein konnte, dann fiel es mir ein. Es waren Noten. Sollte ich ihn vielleicht ein bisschen damit beeindrucken, dass ich Querflöte, Saxophon und Klavier spielte und momentan auch noch Gitarre lernte? Ein Versuch konnte ja nicht schaden. Ich musterte also noch zwei, drei Sekunden lang die Päckchen, dann sah ich auf. „Das müssen meine Noten sein, vermutlich sind in dem Größeren die Querflötenstücke und in dem kleinen sind die für Klavier und Saxophon.“ Er betrachtete mich einen Moment, dann trat ein begeistertes Glühen in seine Augen. Ich sah schleunigst weg. „Sie spielen auch Saxophon?“ „Ja.“ „Welches?“ „Es-Saxophon.“ „So ein Zufall, ich auch!“ Nun starrte ich ihn perplex an. „Wirklich?“ Er nickte heftig. „Wir müssen uns unbedingt mal treffen, damit wir zusammen spielen können!“ Jetzt war es an mir, den Kopf zu heben und zu senken, und zwar so schnell, dass mir fast schwindelig wurde. Keuchend hielt ich inne und japste: „Wann hätten Sie denn Zeit?“ Er überlegte kurz. „Morgen Nachmittag um 16:00Uhr?“ „Passt mir gut.“ Wir nickten beide und er reichte mir die Hand. „Also bis morgen.“ Dann schloss er die Tür hinter sich, mir blieb nicht einmal Zeit für eine Erwiderung. Wir hatten nicht ausgemacht, wo wir uns treffen wollten. Ich sprintete, sofern man es sprinten nennen konnte, zur Tür, riss sie auf, machte einen großen Schritt auf den Bürgersteig – und: rutschte aus. Mein Hinterteil machte eine unfreiwillige Bekanntschaft mit dem vereisten Pflasterstein und die Fingernägel meiner linken Hand brachen ab. Fluchend wandte ich den Kopf nach oben und brach mitten im Wort ab. Über mir funkelten Millionen Sterne. Es war Winter, eine der längsten Nächte des Jahres und darum war der Himmel schon um 18:00Uhr samtschwarz. Ich lehnte mich an das Verkehrsschild, die hinter mir stand und blickte gen Himmel. Keine Wolken waren zu sehen, für Schnee war es zu kalt. Das Glitzern über mir nahm kein Ende, immer wieder entdeckte ich neue Sterne, der eine leuchtete heller als der andere, oder kam mir das nur so vor? Gebannt von dem Anblick der hell strahlenden Himmelskörper versuchte ich zu ignorieren, dass ich zitterte wie Espenlaub. Der Jogginganzug hielt nicht viel Kälte ab und so war mein Körper von einer Gänsehaut überzogen. Trotzdem sah ich weiter zu den Sternen. Nach einer Zeit – ich wusste nicht, wie lange ich schon da saß – erklangen leise Schritte neben mir, dann spürte ich eine warme Hand auf meiner Schulter. „Sakura?“ Unwillig nahm ich den Blick von einer großen Sternengruppe und sah in Shikamarus erstauntes Gesicht. „Was tust du hier draußen?“ „Sterne.“ Er nickte verständnisvoll, aber dann zog er mich hoch. „Es ist zu kalt.“ Ich versuchte mich loszureißen, ich wollte nicht rein. Doch er hielt mich eisern fest. „Sakura, sei vernünftig. Wenn du willst, dann kannst du mich mal besuchen und durch mein Teleskop schauen.“ Ich nickte widerwillig, so langsam drang die Kälte richtig zu mir durch. Aus einem Impuls heraus schlang ich die Arme um ihn. Er war so schön warm. „Äh...“ Er stand unbeweglich da, ich hatte meinen Kopf auf seine Schulter gelegt, so konnte ich den missbilligenden Ausdruck auf seinem Gesicht nicht sehen. Mir wurde erst klar was ich tat, als von unserer Haustür her ein lautes Räuspern erklang. Mehr oder minder erschrocken ließ ich Shikamaru los und machte einige Schritte auf Ino zu, die fassungslos in der Tür stand. „Ino, ich...“, ich wusste, wie empfindlich Ino bei diesen Dingen war. Doch die Blonde beachtet mich nicht. Sie rauschte an mir vorbei, hob noch im Laufen die Hand und ließ sie auf Shikamarus Gesicht niederfahren. Der knallrote Abdruck hob sich grell von seiner Haut ab. In Inos Gesicht stand Wut geschrieben, in ihren Augen funkelten Tränen und ihre Stimme klang erstickt, als sie sich umdrehte und an mir vorbei zur Tür ging. „Es ist aus. Endgültig.“ Ich hob dazu an, noch mal etwas zu sagen, als mich Shikamarus strafender Blick traf, der mich so klein mit Hut werden ließ. Er rannte hinter Ino her, eine Bewegung, die so gar nicht zu ihm passen wollte. Bevor sich die Tür hinter den Beiden schloss, schlüpfte ich ins Haus. Aus Inos Zimmer waren bereits aufgebrachte Stimmen zu hören. Leise ging ich an ihrer Tür vorbei in mein Zimmer und zog den Jogginganzug aus. Gerade als ich meinen Schlafanzug angezogen hatte ging die Tür auf und Hinata sah ins Zimmer. Sie kam zu mir und setzte sich aufs Bett. „Wie geht’s dir?“ Das war Hinata. Wie eine Mutter. Und ausnahmsweise tat es mal ganz gut. Ich war ziemlich kleinlaut wegen der Sache mit Shikamaru, während ich ihr davon erzählte. Sie strich mir übers Haar. „Ich bringe dir einen Tee.“ Als die Tasse mit ihrem dampfenden Inhalt auf meinem Nachttisch stand hatte ich mich bereits tief in meinen Decken vergraben. Hinata kam noch einmal zu mir. Sie sah mich ein wenig erstaunt an. „Saku, es ist erst halb sieben.“ Ich nickte nur müde. „Ich weiß. Hinata, kannst du mir die Päckchen bringen, die im Flur liegen?“ Sie erhob sich, verließ das Zimmer und kehrte mit den drei kleinen Paketen zurück. „Eine neue CD?“ Wieder ein Nicken meinerseits. „Hey, du musst dich wegen der Sache mit Ino und Shikamaru nicht verrückt machen. Es ist nun mal so, du hast Mist gebaut, aber entschuldigen kannst du dich frühestens morgen.“ Sie zögerte kurz, dann fügte sie hinzu: „Ich wette, dass die Beiden vor acht aus dem Haus sind.“ Ein kleines Lächeln legte sich auf mein Gesicht. „Danke, Hina.“ „Keine Ursache. Soll ich das Licht ausmachen?“ Mit einer kurzen Handbewegung bedeutete ich ihr, das zu tun, gleichzeitig machte ich mit der anderen Hand meine Nachttischlampe an. Die Tür schloss sich leise hinter meiner Freundin und ich schälte mich noch einmal aus den Decken, um die CD auszupacken und einzulegen. Wenige Sekunden später klang die Melodie der ‚Vier Jahreszeiten’ von Vivaldi durchs Zimmer. Ich legte mich wieder ins Bett, nahm einen schluck von dem heißen Tee und wickelte mich in die Hauptdecke. Mit einem Seufzer schloss ich die Augen. Die Musik lullte mich ein, ließ mich dösig werden und schließlich einschlafen. Ich träumte wirre Dinge. Ein Mal schreckte ich mitten in der Nacht hoch. Noch immer geisterten die sanften Klänge der Jahreszeiten durchs Zimmer, ich hatte auf ‚Repeat’ gestellt. Als ich die Augen wieder schloss, schien eine kleine Geige vor mir in der Luft zu schweben und ein munteres Lied zu spielen. Das helle Licht der Wintersonne fiel in mein Zimmer. Grummelnd zog ich mir die Decke noch weiter über den Kopf. In meiner Brust regte sich etwas, dann begann ich zu husten. Es kratzte im Hals und schmerzte im Brustkorb. Ich schniefte. Ein leises Klopfen ertönte, dann trat Hinata ein. Sie war meine gute Fee. Nicht zuletzt, weil sie ein Tablett in der Hand hielt, auf dem zwei Flaschen und eine neue Tasse Tee standen. Mit dem rechten Fuß stieß sie die Tür hinter sich zu. „Was machen wir bloß mit dir? Das kommt davon, stundenlang im Jogginganzug draußen zu sitzen. Hier, nimm das alle zwei Stunden ein, ich muss weg, habe eine Verabredung mit Naruto, aber wenn du willst, dann bleibe ich auch.“ Ich hob ein wenig überrumpelt die Hände, nachdem Hinata ihren Monolog beendet hatte. „Äh.“ Ein sehr geistreicher Kommentar. „Was habe ich denn?“ Sie antwortete knapp: „Grippe.“ Na, das hatte ja etwas Gutes, so konnte ich dem Paketboten, der nachher kommen würde – ich hoffte es zumindest – sagen, dass ich einen Rückfall hatte. Die Grippe passte perfekt in meine Ausrede. Dann dachte ich an den letzten Aspekt in der kleinen Ansprache meiner Freundin und schüttelte den Kopf. „Geht ruhig.“ Sie lächelte und verschwand. „Äh, Hina, was ist mit Ino?“ Grinsend drehte sie noch einmal den Kopf. „Die ist bei Shikamaru.“ Die Tür fiel mit einem leisen Knacken ins Schloss. Jetzt war ich allein. Und ich konnte mich endlich dazu aufraffen, mich zu erheben und die CD zu stoppen. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es bereits elf war. In fünf Stunden würde ich ihn wieder sehen. Bei dem Gedanken besserte sich meine Laune. Nur Saxophon würde ich nicht mit ihm spielen können. Ich schraubte die beiden Flaschen auf und nahm brav meine Medizin. Sie schmeckte grauenhaft. Neben den Arzneibehältnissen lag gebutterter Zwieback. Ich biss hinein und ein Schauer aus Krümeln ging auf mein Bett nieder. Der Rest des Zwiebacks verschwand ebenfalls in meinem Mund, dann schloss ich die Augen. Es klingelte und ich erhob mich langsam von meiner Liegestätte. Vorsorglich hatte ich meinen Jogginganzug angezogen, es war ein anderer als gestern. Ich ließ meinen Blick übers Zimmer gleiten und befand es für gut. Erneut läutete es. War er etwa ungeduldig? Ich sah aus dem Fenster und erblickte die raureifbesetzten Bäume. Ein Grinsen teilte meine Lippen. Ihm war kalt. Als ich die Tür öffnete blies der kalte Wind in den Durchgang. Er stand draußen, seine Wangen waren ein wenig von der Kälte gerötet. In der Linken hielt er einen Saxophonkoffer, in der Rechten eine Mappe mit Noten. „Kommen Sie doch herein.“ Er sah mich an. „Wollen wir nicht du sagen, Sakura?“ Ich fragte mich, woher er meinen Namen kannte, bis mir einfiel, dass er ihn gestern auf dem Paket gesehen haben musst. „Meinetwegen.“, jetzt durfte ich mir bloß nicht anmerken, dass ich seinen Namen nicht kannte. Mit einem Knall fiel die Tür ins Schloss. Er folgte mir den Flur hinauf und in mein Zimmer. „Kann ich dir was zu trinken anbieten?“ Der Schwarzhaarige schüttelte stumm den Kopf und sah sich interessiert um. Dann gab er ein einzelnes Wort von sich, dass allein schon fähig war, mich auf Wolke sieben schweben zu lassen. „Hübsch.“ Er fand den Raum, in dem ich lebte hübsch! Während ich mich im Stillen darüber freute, öffnete er den Koffer und baute das Saxophon zusammen. Das riss mich aus meiner Träumerei. Ein Räuspern entfuhr mir. „Sorry, aber ich habe einen..., Rückfall. Ich kann also nicht mitspielen.“ Ich hoffte, dass man das Bedauern auf meinem Gesicht deutlich sehen konnte. Er sah auf, betroffen, wie ich fand. „Wie schade. Dann werde ich dir etwas vorspielen. Darf ich?“ Zuerst dachte ich, er meinte das Vorspiel, dann bemerkte ich, dass er eine Kopfbewegung in Richtung der drei Notenständer gemacht hatte, die neben meiner Fensterbank standen. Meine Antwort kam zwar etwas verspätet, aber ich schob es auf die Grippe. „Klar.“ Lächelnd legte er die Notenmappe auf den Ständer, schlug sie auf und hob das Saxophon an seinen Mund. Bevor er anfing zu spielen, warf ich einen Blick auf die Mappe. Durch das Drahtgestell des Notenständers konnte ich seinen Namen lesen, der in ordentlicher Schrift auf ein kleines Schild geschrieben stand. Sasuke Uchiha. Ich schloss die Augen und sagte den Namen immer wieder vor mich hin, bis er begann zu spielen. Es war ein Lied, das ich nicht kannte. Das an sich war schon recht ungewöhnlich. Aber es war toll. Warum musste alles, was er tat nur so unglaublich perfekt sein? Ich ärgerte mich über mich selbst, war mein Gabe, alles objektiv zu betrachten dahin, oder war er einfach so perfekt? Ich nahm mir vor, heute Abend mit Ino zu reden. Die hatte ihn doch auch gesehen. Das hieß, wenn wir uns wieder versöhnen könnten, ich dachte immer noch mit Unbehagen an den gestrigen Abend. Als er fertig war, klatschte ich wie wild in die Hände. Der Gedanke, wie albern das aussah, kam mir erst gar nicht. Ich holte tief Luft. „Sasuke, das war einfach“, ich suchte nach dem passenden Wort, „fantastisch! Wie lange spielst du schon?!“ Seine Antwort kam ein wenig zögernd, aber ich dachte mir nichts dabei, wahrscheinlich musste er erst zählen. Wer so spielte, der musste das schon lange tun. „Elf Jahre.“ Wenn ich in seine Augen gesehen hätte, dann wäre mir aufgefallen, dass er log. Aber da ich ja, Zwecks des Erhalts meiner Würde, nicht mehr in diese schwarzen Gewässer blickte, bemerkte ich es nicht. „Hm, so lange schon?“ Er machte eine zustimmende Geste. Jetzt kam der Moment meines Triumphes. „Ich spiele schon seit zwölf Jahren.“ Ein offenes Lächeln erhellte sein Gesicht, dass bis gerade eher nachdenklich gewesen war. „Zwölf! Wahnsinn! Wie schade, dass du heute nicht spielen kannst.“, echte Betroffenheit lag in seiner Stimme. Ich wog den Kopf in gespielter Überlegung. Wie hätte ich dieser Bitte widerstehen können? „Also eigentlich sollte ich nicht... .“ Er legte den Kopf schief, wie ein kleiner Hund. „Bitte.“ Spätestens jetzt war alle Vorsicht vergessen. Er streckt mir eine Hand hin und ich ergriff sie. Irgendwie war ich verwundert. Er hatte mir auch gestern schon die Hand gereicht, aber da war sie kalt gewesen. Jetzt war sie warm. Die Temperatur, die davon ausging hatte ich nicht erwartet. Seltsamerweise hatte ich seine Hände immer für kalt gehalten, kalt wie Schnee, kalt wie seine Hautfarbe. Von der plötzlichen Wärme, die sich um meine Finger schloss und mich hoch zog, war ich also ein wenig überrascht. Vermutlich konnte man das ziemlich deutlich von meinem Gesicht ablesen, denn er sah mich ein wenig verdutzt an. „Ist etwas?“ Ich schüttelte den Kopf. Als ich auf meinen Füßen stand, machte ich einige Schritte in Richtung Saxophon. Ich nahm das golden glänzende Instrument vom Ständer und legte griff nach dem Band, das im Regal lag. Mit einem ‚Klick’ war das Saxophon daran befestigt. Der Name des Stückes war mir entfallen – ich hatte es irgendwann für ein Vorspiel lernen müssen – es war ein ziemlich kompliziertes Lied, ich hatte es tausendfach geübt. Trotzdem schloss ich die Augen um mich besser konzentrieren zu können. Beim Spielen vergaß ich alles um mich herum. Sogar ihn. Das war schon immer so gewesen. Wenn ich selbst musizierte, dann blendete ich den Rest aus – automatisch. Dagegen konnte ich nichts unternehmen. Darum war ich auch ein wenig überrascht, als Beifall erklang, sobald ich den letzten Ton gespielt hatte. Ich schlug die Augen auf und blickte in sein begeistertes Gesicht. Sofort schloss ich sie wieder, dass war bestimmt klüger. „Erschöpft?“ Ich nickte und versuchte, mit geschlossenen Augen den Weg zurück zum Bett zu finden. Auf einmal hatte ich keinen Boden mehr unter den Füßen. Ich schrie auf und fühlte im gleichen Moment seine Arme, die mich hoch gehoben hatten und jetzt auf das Bett fallen ließen. „D-danke.“ „Keine Ursache.“ Vorsichtig öffnete ich die Augen und hatte Glück. Er hatte sich umgedreht, um das Saxophon auf den Ständer zu stellen. Dabei sprach er mit mir. „Das Stück war toll.“ „Danke.“ „Wie lange hast du gebraucht um es zu lernen?“ „Danke.“ Nach zwei Sekunden ungläubigen Starrens seinerseits wurde mir die Frage klar und ich antwortete, dieses Mal richtig. „Mehrere Monate.“ „So hörte es sich auch an.“ Er drehte sich um und lächelte. Und zum erstenmal brachte ich eine schlagfertige Antwort vor. „Ich weiß.“ Daraufhin schwieg er einen Moment und ich hatte das schreckliche Gefühl, etwas falsches gesagt zu haben, obwohl er immer noch lächelte. Aber was ich falsch gemacht hatte, das konnte ich beim besten Willen nicht sagen. Vielleicht hatte ich mir das aber auch nur eingebildet, denn Sekunden später veränderte sich etwas in seinem Gesicht und die Spannung, die mich befallen hatte löste sich. Sasuke war einen Blick auf die Uhr, die an der Wand hing und stellte mir eine Frage dazu. Woher ich die denn hätte? „Die habe ich selbst bemalt, dann hat mein Freund das Bild in die Uhr gesetzt und fertig.“ Wieder erstarrten seine Gesichtszüge. „Dein... Freund?“ Ich nickte und war mir der Zweideutigkeit dieses Wortes nicht bewusst. Natürlich meinte ich mit dem Freund nicht einen Freund im Sinne einer festen Liebesbeziehung. Ich meinte Naruto. Aber das konnte er ja nicht wissen. Und ich, die ich nicht wusste, dass er an eine Beziehung zu einem anderen Mann dachte, erklärte es ihm nicht. Plötzlich wirkte er sehr ungehalten. „Ich muss los.“ Stumm begleitete ich ihn zur Tür. Dieses Verstummen meinerseits hatte nichts damit zutun, dass ich endlich meinen Fehler bemerkt hätte, nein ich kratzte gerade das Bisschen an Mut zusammen, das ich besaß um ihm eine Frage zu stellen. Gerade als er sich mit einem Händedruck von mir verabschieden wollte platzte ich damit heraus. „Sasuke, willst du morgen mit mir ins Kino gehen?“ Er presste die Lippen aufeinander und antwortete mit kalter, enttäuschter Stimme: „Dein Freund hätte bestimmt etwas dagegen.“ Dann wandte er sich ab und eilte die Straße hinunter. Und ich dummes Huhn begriff nun, was ich gesagt hatte. „Sasuke, warte, dass habe ich nicht so gemeint, warte! Warte! Sasuke!“ Ich konnte ihn nicht mehr sehen, es war schon wieder so dunkel, aber ich lief ihm weiter nach. „Sasuke! Warte, verdammt! Das wars, das neue Kapi ist fertig, ich hoffe, es hat euch gefallen. Zu den vier Jahreszeiten, ich hab es mir auf YouTube angehört, es ist wirklich nicht schlecht. Von meiner Betaleserin wurde mir die Frage gestellt, ob ich selbst Saxophon spiele, falls es also jemanden interessiert, ich spiele Querflöte. Und das auch in unserer Schulband, wo wir eine ganze Batterie von Saxophonspielern haben, so das ich mir das da angeguckt habe. Nyo, ich sags jetzt schon mal, bis zum nächsten Kapi könnte es länger dauern als jetzt, ab morgen gehts wieder zur Schule *grummel*. Über Kommis etc. würde ich mich riesig freuen, ENS kriegen alle, die mir Kommis da lassen. Bis dann *knuddl* Shiny-girl Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)