Herzsprung von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 20: Tropische Tränen ---------------------------- Kapitel 20 Tropische Tränen Heute lief alles wie am Schnürchen, musste sich Lena eingestehen. Insgesamt stolperte sie auf den Absatzschuhen nur vier Mal und verfluchte diese nur halb so oft wie sonst, worauf sie wirklich stolz war… Allerdings hatten sich seit dem Beginn ihrer Tätigkeit im Host Club einige unliebsame Zuschauer eingefunden. Tatsächlich verpasste Yvette nicht einen Host Club Termin. Wenn sie erst da war, kostete sie das Gefühl des Hohns und der Schadenfreude aus, indem sie Lena möglichst viele Aufträge aufbürdete und vergnügt dabei zuschaute, wie diese sich schwer tat. Mal verlangte sie nach einem Tee, von dem Lena noch nie in ihren Leben gehört hatte und dann wollte sie auf einmal, dass man ihr Iranischen Beluga-Kaviar servierte; die kostenspieligste Kaviarsorte auf dem Globus und somit Platz 2 der weltweit teuersten Luxusspeisen vertretend. Oft gab sie Lena die volle Tasse frisch gemachten Tee wortlos oder mit der Anmerkung zurück, er hätte zu lange gezogen. Und gelegentlich warf Yvette absichtlich eine Schale mit Zuckerstückchen um, woraufhin ein gekünsteltes „Upps!“ dem Ganzen die Krone aufsetzte. Selbst um Haruhis Mundwinkel zuckte es bei solchen Vorfällen gequält, trotzdem bemühte sie sich um die Aufrechterhaltung ihres mehr oder weniger standhaften Lächelns. Wäre Isa in Lenas Lage gewesen, so hätte der Verlauf dieses Spielchens eine schnelle, für den Host Club weniger reizvolle Wendung genommen. Angedeutet, Yvette hätte ihren Tee pur in Form eines Ganzkörperbades bekommen sowie sich vor einer Zuckerstückchenweitwurfschlacht in Acht nehmen müssen. Im Wesentlichen hätte Lena nichts lieber als das getan, sich darüber bewusst seihend, dass dies die rasantere und bei weitem brutalere Art darstelle, das sprichwörtliche Handtuch zu werfen. Dennoch kniff die Brünette energisch die Zähne zusammen, immer wenn sie Yvettes giftigen Blick, sich in ihren Rücken bohren, spürte. Nein, sie würde Yvette nicht den Triumph verschaffen, sich etwas von ihrer Provokation anmerken zu lassen! Das wäre sicher das Letzte, was Lena ihr gönnen würde! Suchend schweifte ihr Blick zwischen den gemütlichen Sofas, den Billardtischen und den zahlreichen Diwans umher, auf denen sich einige Schüler rekelten und sich von den Butlern auf Fingerschnippen ein Getränk bringen ließen. Isa muss doch hier irgendwo sein, dachte sie, hatten sie nicht vorgehabt, sich in einen der Aufenthaltsräume der Schüler zu treffen? Aber weit und breit war nichts von der Schwarzhaarigen zu sehen. Schon wollte sich Lena damit abfinden, dass es sich um ein vergebliches Unterfangen handelte, nach ihrer Freundin Ausschau zu halten, als Gesuchte durch die Tür das Zimmer betrat. Bereits im Näherkommen bemerkte Lena, dass etwas nicht zu stimmen schien. Von Natur aus besaß Isa auffallend helle – so gar nicht zu ihrer südeuropäischen Abstammung passende - Haut. Doch wies ihr Teint heute weniger Ähnlichkeit mit Schneewittchen, als mit einem weißgeschminkten Zirkusclown auf. Das Gesicht war von solch einer unnatürlichen Bleiche, das Lena sich fragte, ob Halloween schon vorverlegt worden war. Der Verdacht der Brünette verhärtete sich, als die Hand ihrer Freundin zu deren Mund fuhr und sie begann loszuhusten. „Sorry. Tut mir leid“ brachte sie zwischen zwei Hustern hervor „Aber ich schaffe das heute wirklich nicht mehr - was immer du mir auch zeigen wolltest. Ich kann’s heut halt nicht. Ich bin so gut wie k.o.“ Enttäuschung machte sich in Lena breit, zugleich empfand sie jedoch auch Sorge. Isa sah wirklich nicht toll aus. „Ist gut, dann werde ich es dir wohl ein anderes Mal zeigen müssen… Du willst sicher zurück auf dein Zimmer“ Ein bestätigendes Nicken der Schwarzhaarigen folgte. „Okay, ich werd dich dann mal mit nach oben begleiten. Du brauchst echt ne Mütze Schlaf“ murmelte Lena mit leicht gerunzelter Stirn. Ihr war ein Einfall gekommen. Könnte es womöglich sein, dass sich Isa gestern bei Mai angesteckt hatte? Schließlich hatte diese ganz ähnliche Krankheitssymptome gezeigt. Sie geleitete die Schwarzhaarige zum Zimmer, von wo aus sie eine Dienstbotin rief, um ihr aufzutragen, irgendetwas Vitaminhaltiges für Isa zu beschaffen, was möglichst nicht den Namen „Großmutters Brokkolitrunk“ trug. Den hatte es nämlich immer bei ihr zu hause gegeben, weil ihr Kindermädchen stets auch nur bei den kleinsten kränkelnden Anzeichen ihres Schützlings, umgehend darauf bestanden hatte, dass diese das überaus schnell Würgelaute verursachende Gebräu zu sich nahm. Danach war Lena erst recht schlecht geworden und darin bestand wohl auch der Nutzen der angeblichen Medizin: Einen noch kränker zu machen, als man bereits war. Und das wollte die Brünette ihrer Freundin liebend gern ersparen. „Was ist das?“ frage Isa auf einmal und deutete von ihrer Position auf dem Bett zum Tisch, auf dem ein veilchenlila Pappkarton stand. „Meine neuen Schuhe für den Host Club“, beeilte sich Lena zu sagen, während sie noch auf das Kommen des Dienstmädchens wartete, „Ich habe mir neue geholt, die scheinen ok für den Host Club zu sein, meinte Tamaki. Und die sind auch nicht so hoch“ „Endlich ist das Mädel vernünftig geworden! An diesen Pussyschuhen wärst du irgendwann verreckt“ keuchte Isa begleitet von einen erneuten Hustenanfall. Nachdem die Brünette sich vergewissert hatte, dass Isa schon zurecht kommen würde, trat sie den Weg zum Tropenhaus an, in dem der Host Club heute hausierte und seinen Kunden nach allen Regeln der Kunst Wohlgefallen bereitete. Eigentlich war es genau dieses Gewächshaus gewesen, dass Lena ihrer Freundin hatte zeigen wollen. So weit sie wusste, war Isa noch nie dort drin gewesen, obwohl sich ein Rundgang in dem Glasgebäude mehr als lohnenswert erwies, wie sie letzte Woche feststellen musste. Von außen konnte man die runde gedehnte Glaskuppel bewundern, die sich über die unter ihrem Dach wuchernde Pflanzenwelt, schloss, und ihnen zugleich Licht und Wärme spendete. Wenn man jedoch erst einmal im Inneren des Gewächshauses war, eröffnete sich einem die gesamte Pracht des gänzlich aus Glas bestehenden Gebäudes. Die Vielfalt der hier sprießenden Pflanzen war schlicht und ergreifend überragend. Vorne bei dem Eingang hießen die Besucher schöne Blumen in allen nur erdenklichen Farben des Regenbogens willkommen. Der Steinweg weiter entlang wurde von hohen Bäumen und Palmen gesäumt, zu deren Wurzeln, weitere Blumen und vereinzelt Sträucher wuchsen. Nicht selten ließ ein dunkelblauer Schmetterling auf einen Blumenkelch nieder, mit den Vorderfüßen beharrlich tastend, auf der Suche nach dem wohlschmeckenden Nektar. Schließlich machte der Steinpfad eine abrupte Kehrtwende und führte um einen kleinen Teich herum, neben den eine imposante steinerne Engelsstatue aus einem schief haltenden Krug eine nicht endende Wasserfontäne goss, welche platschend auf dem Teichwasser aufkam, um sich sogleich mit ihm zu vereinigen. Unter der klaren Oberfläche dümpelten orangerote Fische gemächlich. Nur manchmal tauchte einer von ihnen hoch genug und konnte mit der Nase den langen Auslauf der Wurzel einer Seerose berühren. Alle Beete waren ordentlich angelegt worden und wurden einer regelmäßigen Pflege unterzogen, dennoch strahlten sie auf eine eigentümliche Weise eine natürliche Verwilderung aus. Desto länger man inmitten dieses Szenario stillstand und es einfach nur auf sich wirken ließ, desto mehr fühlt man sich wie in einem Paradies, hineinversetzt in eine andere Welt - unberührt von der Hektik des Alltags, ausgeschlossen von den üblichen Lärm der Schule und weit weg vom Stress jeglicher Anstrengung, welche das Leben bereithielt. Eine friedliche Oase der Ruhe. Lena schlenderte den Steinweg entlang, bog mal hier und mal da ab, kam an Beeten voller wohlduftender Kräuter und Rosengewächsen vorbei und hatte fast nur Augen für die wundervollen Gewächse um sie herum. Das dichte Blattwerk aus tiefgrünen Farnen über ihren Kopf spendete Schatten und ließ zugleich nur selten einen blendenden Sonnenstrahl hindurch. So hier müsste es sein, dachte das Mädchen, ehe es um eine Wand aus empor wachsenden Efeu trat. Dahinter lag eine weit in die Höhe aufragende Wasserfallebene. Daher war also das rauschende ununterbrochene Geräusch gekommen. So schön der Anblick der über die Felshänge und Klippen plätschernden Wassermengen auch war, es konnte Lena nicht von der Tatsache ablenken, dass sie hier völlig falsch war. Der Beschreibung von Tamaki nach müsste sie sich eigentlich nun auf einer Wiese befinden, wo der Hostclub sein ganzes Etablissement bereits aufgebaut hatte. Nachdenklich runzelte sie die Stirn und wollte schon zu ihrem Handy greifen, doch augenblicklich hielt sie inne. Es war nicht mehr als ein Wispern, fast verschluckt vom Rauschen des Wassers. Nur ein schwaches Wimmern, das Lena veranlasste ein paar Schritte weiterzugehen, sich der Quelle, des hier gar nicht hinpassenden Geräusches zu nähren. Desto mehr sich der Abstand zwischen ihr und dem Wasserfall verringerte, desto stärker und deutlicher schwoll der stetig vernehmbare Klagelautes an. Das Wimmern war jetzt zu einem unverkennbaren Schluchzen geworden. Trotz der weiterhin präsenten Lautstärke der fallenden Wassermassen, meinte Lena nicht mehr weit von dem entfernt zu sein, das solch ein trauriges Geräusch von sich gab. Und da war sie. Sofort blieb Lena hinter einen Busch stehen, es nicht wagend hervorzutretend, weil das Bild von dem rothaarigen Mädchen auf der Holzbank unweit der Wasserfallebene ihr so erschreckend unwirklich erschien. In sich zusammengesunken, das Gesicht in den Händen vergraben, saß Yvette da. Immer wieder wurde ihr schlanker Körper von Schluchzern durchgeschüttelt. Klägliche Weinkrämpfe fanden den Weg aus ihrer Brust. Lena konnte beinahe spüren, wie Yvette zwischen den verzweifelten Lauten rasselnd den Atem einzog. Beklemmung machte sich in Lena breit, während lose Gedankenfetzen wild in ihren Kopf umher schwirten. Nein! Das konnte nicht war sein! Yvette in einer solch kümmerlichen Verfassung? Irgendwie war das falsch, so falsch. Schrecklich verdreht. Yvette war die Böse! Aber jetzt weinte sie tatsächlich! Ihre Gestallt spiegelte blanke Verzweiflung wieder. Bestürzt und ein wenig erschrocken von der Szene, die sich ihr bot, trat Lena stolpernd den Rückzug an. Sie achtete überhaupt nicht darauf, wo sie ihre Füße hintrugen, denn ihre Gedanken verweilten noch bei der Rothaarigen. Bislang hatte Lena immer gedacht, Yvette wäre nicht einmal zu so einer Gefühlsregung fähig. Für die Dauer eines Herzschlages, fragte sich Lena, ob sie nicht gerade einen Einblick in Yvettes tiefstes Inneres bekommen hatte. Plötzlich lag etwas Merkwürdiges ihr bleischwer im Magen. Sie fühlte sich, wie eine Spannerin, sie hatte etwas entdeckt, was wohl am wenigsten für ihre Augen bestimmt gewesen war. Aber sie konnte doch für das alles nicht das Geringste. Trotzdem… warum empfand sie dann den leisen Anflug von… ja was…? … Schuld? Bereits jetzt war Lena sich nicht mehr ganz klar, was sie soeben gesehen hatte. „Schau mal! Da ist sie!“ drang eine Stimme zu Lena durch und setzte ihren Überlegungen jäh ein Ende. „Wir haben dich schon gesucht“ Abrupt drehte sie den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Unweit von einer Kokospalme entfernt, erspähte sie Honey und hinter ihm Mori. Wärme machte sich in Lenas Bauch breit, vertrieb den Hauch des seltsam belastenden Gefühls. Ob das jetzt von Honeys Begleitung rührte oder einfach nur an dem tropischen Klima im Glashaus lag, wusste sie nicht zu sagen. Trotz der Tatsache, dass die Jahreszeit auf Mitte November stand, waren die beiden mit Shorts, T-Shirt und Sandalen sommertauglich gekleidet, zusätzlich schmückten ihre Hälse farbenfrohe Hawaiiblumenketten. „Wir dachten schon du hättest dich verlaufen“ brabbelte Honey, ganz seiner Art unterlegen, drauflos. Dass dies genau dem Umstand entsprach, empfand Lena momentan, als nicht derartig erwähnenswert. Jedenfalls nicht nachdem von was sie vorhin Zeuge geworden war. „Los, wir haben gerade noch genug Zeit für die letzten Vorbereitungen. Außerdem gibt es Kokos-Ananastorte! Die musst du unbedingt probieren!“ zwang sie der kleine Blondschopf wieder zurück in die Realität. Bestimmt nahm er die Brünette bei der Hand, um sie hinter sich her den Weg weiter zu ziehen, an unterschiedlichen Fruchtbaummischkulturen und Dattelpalmen vorbei, bis der Pfad in einer kurzen Biegung leicht abfiel und sie auf einer glatten Wiesenebene zum Stehen kamen. Der Host Club (oder besser dessen Dienstpersonal) hatte beste Arbeit geleistet. Rund auf der grünen Fläche verstreut standen kunstvoll verzierte Gartentischchen mit den dazu passenden Stühlen. Einige Kundinnen hatten sich bereits eingefunden, um verzückt die porzellanweiße menschengroße Elfenstatur, welche den Platz auf der Mitte der Wiese einnahm, zu betrachten. Ein Blätterkleid schmiegte sich um den grazilen Körper des Geschöpfs. Nur wenige Strähnen der hochgesteckten Haare fielen ihr in die Stirn und den freien Nacken. Um den Arm des Wesens rankte sich ein steinerner Efeuzweig, während die andere Hand der Statur den mit Dornen versehenen Stängel einer Rose hielt. Hikaru und Kaoru blickten gerade von den drei ihnen gegenübersitzenden Kundinnen auf, als der Suchtrupp mit der Nachzüglerin eintrudelte. „Na, da seid ihr ja endlich! Wurde aber auch Zeit!“ meinte der eine und zog eine Augenbraue hoch „Oder wart ihr etwa: Hoffnungslos verloren in der Botanik?“ „Hikaru“ sagte der andere, plötzlich unsicher geworden „Ich würde mich auch sehr schnell in diesem Haus verlaufen“ Liebevoll strich der Ältere seinem jüngeren Abbild über den roten Wuschelhaarschopf „Nein würdest du nicht. Du hättest ja mich als Wegweiser! Da gehst du nicht verloren“ Lächelnd schmiegte der andere den Kopf an seine Brust. „Ein Glück, dass ich meinen großen Bruder habe“ Diese Inszenierung war sehr zur Freude der Kundinnen, die jede Regung der Zwillinge mit angehaltenem Atem verfolgten. Wie immer. Also gibt’s also auch heute ein großes Inzestkino, dachte Lena und wunderte sich zugleich, wie die beiden es schafften immer wieder neue Ansatzpunkte zu finden, an denen sie ihre „Liebe“ vor den Kundinnen unter Beweis stellten. Honey hüpfte sogleich zu einigen anderen Mädchen. Sie saßen auf einer Decke im Kreis und quiekten begeistert auf, als der kleine Blondschopf in ihre Mitte sprang. Auch eine von Moris Kundinnen war herbei geeilt, um ihn zu dem Pulk, zu ihm hin gaffender Mädchen zu geleiten. Etwas abseits, an einen der hinteren Tische saß Kyoya, wie üblich auf seinen Laptop eintippend. Normalerweise war er dabei stets von einigen Kundinnen umgeben, denen er gelegentlich seine Aufmerksamkeit schenkte. Aber aufgrund der ihn heute umgebenen dunklen Aura traute sich keines der Mädchen näher als auf vier Meter an ihn heran. Immerhin konnte man mit ihm reden, wenn man sich nicht von dem, nicht gerade einladend wirkenden, Schatten einschüchtern ließ. Doch in ihrem Fall sprach Kyoya sie von sich aus an. „Der Getränkewagen steht dort.“ Er deutete hinter sich in den Schatten eines Bananenbaumes. „Wir bieten heute nur Fruchtsäfte und Früchtetees sowie exotisches Gebäck an. Übrigen hängt dein Kostüm da hinten. Wir haben extra fürs Umziehen einen Schutz aufbauen lassen“ „Äh, ja danke. Wo ist eigentlich Tamaki?“ fragte Lena und sah sich suchend um. Weit und breit war keine Spur von dem blonden King. „Der holt noch etwas von der Ausstattung aus dem Clubraum. Ich nehme an ein Anhängsel von seinem Kostüm.“ Lena betrachtete Kyoya genauer. Obwohl er es nur andeutungsweise gesagt hatte, überkam sie das Gefühl, dass an diesem Tag nicht alles, was die Organisation anbelangte, rund lief. Passend dazu machte der dunkelhaarige Brillenträger einen deutlich abgespannten und zugleich gereizten Eindruck. Die Sache von gestern mit Mai schien ihn mitgenommen zu haben. Weit hinter den Getränkewagen erhob sich ein rosafarbenes Zelt, vor dem ein Schild hing, auf dem es in verschnörkelter Schrift hieß „Nur für Personal“. Also gehör ich jetzt schon zum Personal, dachte Lena entnervt, schön, dass ich das jetzt auch weiß. Glücklicherweise stellte sie im Inneren des „Schutzzeltes“ fest, dass es sich um das gleiche Kostüm wie immer handelte. Einzig die Hawaiiblumenkette peppte das Teil auf. Seufzend betrachtete sie die hohen Schuhe. Na, super. Bei dem ganzen Rummel um Isa hab ich glatt meine neuen Schuhe vergessen, ging es ihr durch den Kopf. Na gut. Haste eben Pech gehabt. Einmal noch mit denen. Also Augen zu und durch. Dies erwies sich leichter gesagt, als getan, weil Lena schnell merkte, dass hohe Absätze nicht unbedingt einen Vorteil auf nachgebenden Rasenboden darstellten. Mehrmals blieb sie stecken; ganz zu schweigen von den vielen Stolperern. Es grenzte beinahe an ein Wunder, das weder eine der teuren Porzellantassen zu Bruch ging, noch eine Kundin ihren Tee in den Schoß serviert bekam. Langsam spürte Lena, wie sich ein Brennen, ausgehend von den Fußspitzen, in ihren ganzen Beinen ausbreitete. Ein Schmerz, der mit jedem Schritt, den sie vorwärts trat, anschwoll. Gequält schloss sie kurz die Augen, ehe sie sie wieder aufschlug. Es war nur ein Moment gewesen. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte sie nicht darauf geachtet, wie sie den Fuß aufsetzte. Er knickte um. Noch ehe das Mädchen reagieren, ja einen Schrei ausstoßen konnte, fiel sie. Innerlich hatte Lena sich bereits auf die unangenehme Koalition mit Mutter Erde eingestellt und wartete nur noch auf den harten Aufprall. Doch er blieb aus. Dennoch hielt sie die Lider fest zusammengepresst, doch es kam nichts. Vorsichtig wagte sie es, die Augen zu öffnen. Und riss sie einen Herzschlag später bis zum Anschlag hin auf. Ein kräftiger Arm befand sich unter ihren Kniegelenken, ein anderer stützte ihren Rücken und hatte sie somit vor den unvermeidlichen Aufprall bewahrt. Seltsam benommen schweifte ihr Blick hoch zu dessen Besitzer und erkannte das beinahe ausdruckslose Gesicht ihres Retters. Ein Hauch echter Besorgnis glimmte in dem dunklen Augenpaar auf... und dann war da noch etwas anderes, was sich in den fast schwarzen Obsidianen widerspiegelte. Etwas von dem sie gedacht hätte, dass sie es nie in ihnen sehen würde... Ein zorniges Funkeln... Ein erneutes Lebenszeichen von mir :D Sorry, an alle, die mehr an Comedy in diesem Kapi erwartet haben. Ich werde nächstes Mal dafür sorgen, dass der Witz nicht im Untergrund verschwindet. Diesmal jedoch war die Stimmung wie auch im letzten Kapitel merklich unter Spannung, weshalb es für mich relativ schwer war, Comedy rein zubringen. Jedenfalls werde ich mich beim nächsten Kapi mehr um den Humor bemühen. Noch einmal ein dickes fettes Danke an alle fleißigen Kommischreiber. Bis zum nächsten Kapi, euer honig_bienchen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)