Herzsprung von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 7: Wo sind meine Pöbelnudeln? ------------------------------------- Kapitel 7 Wo sind meine Pöbelnudeln? „Und was machen wir jetzt?“ fragte Haruhi. “Mmmhh, vielleicht ist die Tür nicht besonders stabil, dann könnte man einen Versuch starten, sie in die Luft zu jagen“ legte Isa sogleich groß los, ihren Schlachtpan zu entwickeln. Doch Kyoya durchkreuzte ihn sofort, indem er sagte „Tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, aber alle Türen dieses Gebäudes enthalten schon allein aufgrund des Lärmschutzes in ihrem Inneren eine dicke Stahlwand“ “Außerdem frage ich mich, woher du so schnell Dynamit auftreiben willst“ mischte sich Tamaki ein. Isa stemmte die Hände an die Hüfte und funkelte die beiden verärgert an „Ach so, die Herren Schlaumeier haben also ne bessere Idee. Dann mal raus damit!“ Dies wurde von Kyoya mit einem „Da muss ich leider passen“ und von Tamaki mit einen einfachen „Nein, eigentlich nicht“ beantwortet. “Kann ja wohl nicht war sein!“ rief die Schwarzhaarige entnervt. Moment, überlegte sie, vielleicht haben wir hier was zum Aufbrechen der Tür. Mit einem Blick erfasste Isa ihre Umgebung. Der Raum umfasste ungefähr die Größe ihres Schlafzimmers. An der linken Wand war alles angebracht, was einer normalen Abstellkammer gebührte. Also kurz gesagt: Die ganze Ausrüstung einer Putzfrau. An der anderen Seite des Zimmers standen mindestens sieben hohe Regale voll gepackt mit Büchern und zu Isas Verblüffung sogar auch ein Kamin, was darauf schließen ließ, dass dieses Zimmer früher wohl einen anderen Zweck, als einer Abstellkammer gedient haben musste. Leider sah es nicht so aus, als würde es hier irgendetwas geben, was dem Mädchen helfen könnte, aus diesem Gefängnis anderer Art auszubrechen. Trotzdem trat die Schwarzhaarige an den Schrank mit den Putzutensilien heran, um ihn zu öffnen. Suchend schweiften ihre Augen über die unzähligen Wischlappen und Plastikflaschen. “He, was wird das?“ fragte ein Zwilling und trat an sie heran, um ebenfalls in den Schrank zu luken. Doch da traf ihn schon eine Flasche von „Mister- Proper- Delux- Sauberzaubermixtur“ am Kopf. “Aua! Wofür war denn das?“ Isa hörte ihm gar nicht zu, sondern fuhr unaufhörlich fort Putzzeug aus dem Schrank zu werfen, so dass der gesamte Teil des anwesenden Host Clubs einschließlich Lena Deckung unter einem Ablagetisch in Anspruch nehmen musste. Da erwiderte Isa endlich schnaufend „Was suchen, womit man die Tür aufbekommen kann“ Tamaki und die Zwillinge verfolgten mit den Augen, wie ein Lappen nach dem anderen auf einem schon recht ansehnlichen Haufen von Putzutensilien landete. “Das ist aber noch lange kein Grund, uns mit Putzlappen zu bombardieren“ rief der Blonde. Lena lächelte kläglich. „Hört auf, euch zu beschweren. Das bringt eh nichts. Wenn etwas Isa gegen den Strich geht, ist das bei ihr nur die leichte Anfangsphase. Man muss ihr erst die Möglichkeit geben, sich an die Umstellung zu gewöhnen, sonst kann dies viel schlimmere Nachwirkungen in Form von unkontrollierbaren Aggressionen ihrerseits nach sich ziehen“ Oh ja, sie erinnerte sich noch gut daran, wie Isa das erste und einzige Mal Hausarrest erteilt bekommen hatte, weil sie ihrem neuen Kindermädchen, als dieses am Nachmittag eingedöst auf der Dienstbotencoach lag, die Haare abgeschnitten hatte. Vielleicht hätte das Kindermädchen noch seine lange glänzende Mähne besessen, wenn sie Isa am vorigen Tag nicht gebeten hätte, ihre E-Gitarre zu entsorgen und stattdessen ein vernünftiges Instrument, beispielsweise Klarinette, spielen zu lernen. So hatte die neue Angestellte schon am ersten Arbeitstag den schrecklichsten Fehler gemacht, den man im Hause Cortez überhaupt begehen konnte. Von da an hatte Isa rot gesehen, denn ihre geliebte E-Gitarre, welche sie heimlich „Uschi“ nannte, war ihr teuerster Besitz. Anschließend kassierte das Kindermädchen die Rechnung für ihr durchtriebenes Vorgehen. Sie hatte relativ wenig zu lachen, wohl eher zum Schreien. Denn die Entdeckung ihrer neuen Irokesenfrisur vertrieb am Morgen nicht gerade die sprichwörtlichen Sorgen. Isas Grund dafür war nicht Rache oder Derartiges gewesen. Nein, es hatte sich bloß unbändige Wut in ihr aufgestaut, welche sie an dem Kindermädchen auslassen musste, sonst wäre es früher oder später zu einem Super-GAU im Hause Cortez gekommen. Dies hätte für alle Angestellten im Umkreis von 500 Metern kein gutes Ende genommen. Jedenfalls begründete das Mädchen so ihre Tat. Um dem schlussendlich die Krone aufzusetzen, rieb sie ihrer strengen Großmutter, welche ihre Enkelin zur Rechenschaft zog, auch noch unter die Nase, sie habe sich gegenüber allen Beteiligten sehr verantwortungsbewusst verhalten. Plötzlich sagte Tamaki „Das ist nicht mal ne schlechte Idee“ Lena glaubte ihren Ohren nicht zu trauen, doch der Blonde hatte sich schon unter dem durch die Luft fliegenden Staubwedel geduckt, stellte sich neben Isa, öffnete eine andere Schranktür und begann ebenfalls Sachen raus zuschmeißen. “Simu-lant! Simu-lant! Simu-laaaant!“ krähten die Zwillinge daraufhin, worauf Tamaki jedoch gar nicht erst einging. Auf einmal breitete sich ein Devilgrinsen auf den Gesichtern der beiden aus. “Hikaru, denkst du dasselbe wie ich?“ fragte der eine. Sein rothaariges Ebenbild nickte ernst. „Ich schätze, bald muss Haruhi Tamakis Platz Nummer 1 adieu sagen, was uns ohne Zweifel sehr gelegen käme. Dann würde uns nämlich niemand mehr aufhalten, mit ihr Tag und Nacht Cosplay zu machen“ Ein unterdrückter Würgelaut kam aus der Richtung des weiblichen Hosts. Kaoru meinte „Diese beiden Verrückten würden perfekt zusammen passen“ “Da stimme ich dir zu. Irgendwie unheimlich“ gab ihm Hikaru heftig nickend Recht und schaute zu Tamaki und Isa, deren Putzsachenhügel schon fast die Höhe der Tischplatte erreicht hatte. “Wir wollen die Kinder der beiden erst gar nicht sehen“ beschlossen die Kopf schüttelnden Rotschöpfe synchron. “Wie bitte!?“ Ruckartig hatte Isa damit aufgehört, Dinge wahllos umher zu schmeißen. Entsetzt schaute sie zu den Zwillingen, worauf die nur zu antworten wussten „Wir möchten auch keine Einladungskarte zu deiner und Tamakis Hochzeit“ “Wa… was… ihr meint doch nicht etwa. NEEEIIIN!“ schrie das Mädchen. Lena, die ahnte, was nun kommen würde, verkroch sich hinter Kyoya und Haruhi. Sie konnte sich gut ausmalen, wie ihre Freundin jetzt überlegte, auf welche Art man den Zwillingen am besten die Schädel einschlug. Tatsächlich sah die Realität (jedenfalls aus Isas Sicht) um einiges krimineller aus. Bevor sie jedoch einen Schwall Schimpfwörter sowie anderer fäkaler Ausdrücke auf die Zwillinge nieder regnen lassen konnte, gab ihr Magen ein brummelndes Geräusch von sich. Kurz darauf war dasselbe protestierende Knurren von Tamaki zu hören. “Hat jemand vielleicht was zum Knabbern dabei?“ fragte Isa von einem auf den anderen Moment, ganz zahm geworden mit einem lieblichen Lächeln auf den Lippen, während Tamaki im Hintergrund herumrannte und „Hunger! Hunger! Wo sind meine Fertigpöbelnudeln?“ brüllte. Ja, der Mangel an Nahrung führte immer wieder zu wahren Wundern. Nun blickte Isa die ganze Truppe mit einem bettelnden Hundeblick an. Sie stoppte bei ihrer Freundin. “Lena, Lena, du hast doch sicher was zu essen dabei“ Die Angesprochene schüttelte bedauernd den Kopf. „Wie du vielleicht weißt, bin ich kein wandelnder Kühlschrank. Und um ehrlich zu sein, will ich das auch nicht unbedingt sein“ Enttäuscht ließ Isa den Kopf hängen. Auch Tamaki hatte aufgehört, wie ein Irrer durch die Gegend zu rasen, und stellte sich nun vor Kyoya. Sein Blick stand dem von Isa um nichts nach. “Kyyoyaaa, du musst deinen Pflichten als gewissenhafte Mutter nachkommen! Also rück die Fertignudeln raus!“ “Passen wirklich voll gut zusammen“, war der einzige Kommentar der Zwillinge. Der Brillenträger zog eine Augenbraue hoch. “Ich kann mich nicht erinnern, dass das Sattbekommen eines kläffenden Wolfsrudels meinem Aufgabengebiet unterliegt“ Im nächsten Moment fiel der so genannte King, wie ein bruchfälliges Haus, in sich zusammen. “Mmmh, aber apropos Essen. Ich hätte da was …“ Kaoru brachte eine Packung Würstchen sowie einige Metallspieße zutage. “Das Hitachiin-Versorgungspaket“ meint er selbstgefällig. Der Rotschopf musste im nächsten Moment um sein Leben fürchten, da er Gefahr ging, von Tamakis und Isas gleichzeitiger Umarmung die Luftröhre eingequetscht zu bekommen. Unterdessen fragte sich Lena im Stillen, schleppt der eigentlich ständig so etwas mit sich herum? Nachdem ihm sein Zwillingsbruder von den beiden Anhängseln, in Form von Tamaki und Isa, die partout nicht von ihm lassen wollten, befreit hatte, tätschelte er ihm lobend die Wange „Kaoru, du bist so süß, wenn du dir um das Wohlergehen anderer Sorgen machst, mein Engel“ Haruhi verdrehte genervt die Augen. “Wer’s glaubt. Wohl eher gefallener Engel“ kommentierte sie. Doch bevor Hikaru die Liebkosung seines Bruders mit rauer gefühlvoller Stimme fortsetzen konnte, stibitzte Tamaki die Würstchenpackung aus Kaorus Hand. “Willi’s Bratwürstis“ las der Blonde laut. Man konnte ihm die Begeisterung deutlich ansehen. “Unglaublich, Grillwürstchen des einfachen Volkes! Kaoru, ich bin stolz auf dich! Ich wusste schon immer, dass meine exzellente Erziehung bei dir irgendwann Früchte tragen würde“ bekundete ein gerührter Blonder den Tränen nahe „Endlich bist du ein anständiger seinen Vater ehrender Sohn geworden“ “Wenn er mit „exzellenter Erziehung“ seine Vorführung, wie man in Windeseile ein Zimmer mit Putzsachen zumüllt, meint, dann gute Nacht“ murmelte Haruhi düster. “Dass wir diese Worte noch einmal aus deinem Mund hören dürften, Chef“ staunten die Zwillinge. Kaum dass sich Tamaki versah, hatten sich die Rotschöpfe die Würstchen zurück geschnappt. “He, gebt die Würstchen her!“ “Nein!“ hielten die zwei im Chor dagegen. “Aber wir sind eine Familie und Familien teilen alles!“ rief Tamaki mit einem Gesichtausdruck, der zeigen sollte, dass ihn die Tat der beiden tief getroffen hatte. “Wir geben sie trotzdem nicht her“ konterten die Zwillinge. Da gesellte sich Isa zu ihnen. “Los, rückt die Würstchen raus!“ Während die vier eine erbitterte Schlacht um „Willi’s Bratwürstis ausfechteten, bei der hier und da etwas Scherben verheißend klierte, stellte Lena ihre erste Vermutung vorsichtig bedacht darauf, niemanden zu nahe zu treten, in den Raum „Ähmm, kann es sein, dass sie irgendwie wegen Heimweh Halluzinationen haben oder sie wehleidige Muttersöhnchen sind?“ Unsicher blickte sie zu den vier balgenden Schülern hin. Hikaru war soeben dabei Tamaki das Ohr abzubeißen, während Isa Kaoru im Schwitzkasten festhielt. Einsam von niemandem beachtet, lag das Objekt der Ursache der Auseinandersetzung auf dem Boden. So fiel es keinem der vier auf, wie Kyoya getreu dem Motto „Wenn sich vier streiten, freut sich der Fünfte „Willi’s Bratiwürstis“ aufhob. Haruhi seufzte „Nein, diesen behämmerten Familienkomplex hatten sie schon, bevor ich hier angekommen bin. Allerdings in Tamakis Fall kann ich so etwas wie Müttersöhnchen nicht ausschließen“ “Und seine Ersatzmutter ist der da?“ fragte Lena und zeigte auf Kyoya, welcher gerade in das Etikett der Würstchen vertieft gewesen war, nun aber aufblickte. “So was in der Art“ erwiderte Haruhi „Er ist die Mutter und Hikaru, Kaoru und ich sind ihre Kinder“ “Aaahaaa“ wusste Lena darauf nur lang gedehnt zu antworten, obwohl sie sich im Inneren ihrer misslichen Lage immer bewusster wurde, da nur noch eine Frage ihr Gehirn beherrschte: Hilfe, wo bin ich bloß hier gelandet? Die kleine Brünette versuchte das eben Gehörte, was wie eine Tatsache aus einer Irrenanstalt klang, möglichst sorgfältig zu verdrängen. “Damit eins klargestellt wird“ unterbrach der schwarzhaarige Brillenträger ihren Gedankengang „Ich vertrete in keinem Fall dieses Mutter-Vater-Kindspiel. Das meiste geht von Tamaki aus. Der Einfachheit halber machen wir alle mit“ Diese Aussage erleichtere Lena ungemein. Gut, also waren sie doch nicht so verrückt, beschloss das Mädchen. Doch wenn Lena es genauer bedachte, konnte sie es ihnen auch nicht wirklich komisch nehmen, da sie sich schon aufgrund der wenigen Minuten, in denen sie den blonden Host live erlebt hatte, selber bestens vorstellen konnte, wie er beim Stoßen auf Abweisung in das sprichwörtliche schwarze Loch fallen würde. Plötzlich erklang ein Rascheln. Lenas Kopf schoss herum. “He, was habt ihr mit den Büchern vor?!“ rief sie Isa und den Zwillingen zu, die sich anscheinend zu einem Team gegen Tamaki zusammen getan hatten, denn dieser war bewegungsunfähig an einen dunkelbraunen Holzhocker gefesselt und nuschelte beleidigt was von „Eine Familie sollte zusammenhalten. Die können mir nur Leid tun“ Gerade wollten sich die drei an einem Regal mit ausrangierten Schulbüchern zu schaffen machen, als Lena dazwischen sprang „Raus damit! Was wollt ihr mit den Büchern!?“ Genauso gut hätte das Mädchen verkünden können „Ich werde sie mit Leib und Leben verteidigen! Wehe, ihr tut ihnen was an!“ Doch die Antwort auf ihre Frage kam prompt von dem Schulterzuckenden Hikaru „Im Kamin anzünden. Dann können wir Würstchen braten“ “NEIN!!!“ brüllte die kleine Brünette und riss ihm das Buch, was er schon gehalten hatte, aus der Hand. Breitbeinig mit an den Hüften gestemmten Händen positionierte sie sich vor das Regal. “Ihr dürft diese Bücher nicht zerstören! Sie sind niedergelegtes wertvolles Wissen der Menschheit aus einer uns fernen möglicherweise unbekannten Zeit!“ “Entstehungsdatum: Juli, letztes Jahr“ las Hikaru gelangweilt aus einem anderen Exemplar, das er sich genommen hatte, vor. “Okay, vielleicht ist es nicht aus einer fernen Zeit. Aber trotzdem dürft ihr das nicht machen“ blieb Lena erbittert bei ihrem Standpunkt. “Denn Bücher haben auch ein Recht auf Leben“ kommentierte Isa die Aktion ihrer Freundin nüchtern. “Dieses Buch…“ sagte die Brünette mit vor Respekt leicht bebender Stimme und hielt das Buch aufgeschlagen hoch, als wäre es der teuerste Schatz auf Erden „…ist…“ Von einer auf die andere Sekunde weiteten sich auf einmal ihre Augen schreckhaft. “AAAAAHHHHHHHHHHHHHHH!!!“ Sie schleuderte es gegen die Wand. “Ein Mathebuch“ vervollständigte Kaoru, welcher es wieder vom Boden aufhob, ihren angefangenen Satz. “Mit anderen Worten“ ließ sein Ebenbild verlauten „sind das alles Mathebücher“ “Gut, ich hab nichts gesagt!“ rief Lena panisch „Ihr dürft sie alle in den Kamin feuern!“ “Du scheinst ja richtig was gegen Zahlen zu haben“ bemerkte Haruhi Stirn runzelnd. “Ja, ich bin allergisch dagegen“ antwortete Lena „Es gibt nichts Schlimmeres auf der Welt“ Nicht einmal in einer Abstellkammer zusammen mit diesem Host Club eingesperrt zu sein, fügte das Mädchen in Gedanken zu. Wie sehr sie sich doch täuschte… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)