Herzsprung von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Der schlimmste Fehler in dem Leben unserer Eltern ------------------------------------------------------------ Kapitel 1 Der schlimmste Fehler in dem Leben unserer Eltern Mit einer langsamen Bewegung, die der eines Faultiers schon Konkurrenz machte, stellte Lena das Wasserglas auf den kleinen Metallständer, welcher im gepolsterten Innenraum der schwarzen Limousine angebracht war. "Du, Isa, was weißt du eigentlich über die „Ouran High“?" fragte das 1,64 „große“ Mädchen seine Freundin. Diese starrte gelangweilt aus dem verdunkelten Fenster und sah den vielen Bäumen hinterher, welche als dunkle Schemen vorbeiflitzten. Es dauerte eine Weile bis Isa antwortete "Hat übers Land hinaus einen sehr guten Ruf. Unterrichtet neben den normalen Fächern auch noch Teetradition, Manieren und Gesellschaftstanz. Neben dem dreistöckigen Schulgebäude gibt es auch ne Unterkunft für Lehrer und eine für die Schüler. Das ganze hat auch noch zwei Turnhallen, drei Bolzplatze, ein Basketballfeld, zwei Schwimmbecken, einen Schießplatz, einen Park mitsamt Brunnenanlage und ne Menge Pavillons, die man sich mieten kann. Ist eben eine Privatschule für Superreiche." Bei ihrem letzten Satz stießen beide zur selben Zeit ein angeekeltes „Bäh“ aus, denn keine von ihnen war je erpicht darauf gewesen auf so eine nach ihren Ansichten tot langweilige Schule zu gehen. Zwar trugen die Zwei ehrenvolle Titel sowie einen vorzeigungstauglichen Stammbaum mit sich rum (von ihren einflussreichen Eltern mal ganz zu schweigen). Jedoch verspürte keine von ihnen sonderlich große Lust die nächsten drei Jahre zwischen hochnäsigen Spießern zu verbringen, die sich mehr für ihr Geld und Ansehen interessierten, als sterbende Kinder vor ihrer Haustür. Isa blickte wieder ohne eine Mine zu verziehen aus dem Fenster. Still betrachtete Lena sie von der Seite. Das 1,78 große Mädchen mit der schwarzen Wuschelhaarfrisur und der blassen Haut, würde auf einen Außenstehenden jetzt ziemlich gelassen wirken. Doch Lena wusste es besser. In ihrer besten Freundin tobte gerade ein Kampf zwischen den Entschlüssen, entweder ihren Ärger über die Entscheidung ihrer Eltern, sie auf dieses Internat zu schicken, laut schreiend Luft zu machen oder ruhig sitzen zu bleiben. Letzteres gewann. Leise seufzte Lena, strich sich eine verirrte lange glatte braunrote Haarsträhne aus dem Gesicht und sah auf die Uhr. Noch 15 Minuten. Dann würden sie an der „Ouran High School“ eintreffen. Toll, dachte sie, warum musste es bloß so weit kommen. Normalerweise schenkten ihr ihre Eltern, obwohl sie, genau wie Isa auch, ein Einzelkind war, nicht sehr viel Beachtung. Doch wenn’s um die Schulausbildung ging, zeigten sie auf einmal großes Interesse. Aber sie gleich einmal um den ganzen Erdball ins ferne Japan zu schicken, wäre nicht unbedingt notwenig gewesen. Im Alter von vier Jahren hatten beide Mädchen zusammen schon Japanischunterricht erhalten, da beide Elternpaare gut befreundet mit einander waren sowie Japanisch gleich nach Englisch zur wichtigsten Weltsprache erklärten. So hatte sich Isa und Lena kennen gelernt. Aus nachmittäglichem Sprachunterricht, wurde langsam eine halbe Spielstunde, weil sich beide glänzend versanden. Als Lena jedoch ihre halbe Babypuppentruppe mitschleppte um sie ihrer Freundin stolz zu präsentieren, (gut „das kleine Fräulein“ schleppte sie nicht mit, sondern ihr Kindermädchen hatte die 150 Barbies unterm Arm zu transportieren) wurde es dem Lehrer zu bunt. Deshalb machte er in einem kurzen Telefonanruf den Eltern der Kinder den Vorschlag nach der Unterrichtsstunde eine zusätzliche Spielstunde einzurichten. So begann die Geschichte der beiden Freundinnen. Obwohl sie im Laufe der Zeit völlig unterschiedliche Charaktere entwickelten, war ihre Freundschaft erhalten geblieben. Isa besaß eher ein stilles Wesen (aber manchmal war sie in der Lage lauter zu brüllen als ein Feldwebel). Wenn sie sich einmal warm geredet hatte, konnte sie niemand mehr stoppen. Leute, welche sie mochte, verteidigte sie immer heftig vor Anderen. Gleichzeitig neigte die Schwarzhaarige in manchen Situationen zu beißendem Sarkasmus. Wenn man den zu ernst nahm, hatte man schlechte Karten. Ein weiterer Zug an ihr, war ihre Wechselhaftigkeit. Dem Motto treu: Heute mal so und morgen wieder so. Sie interessierte sich für den musikalischen und literarischen Bereich. Auch wenn es um Kreativität ging hatte Isa ihre Nase immer sehr weit vorne. Lena wiederum war ganz anderes gestrickt, als ihre Freundin. Mal gab sich die Brünette verschlossen sowie ernst, während sie dann im nächsten Moment der Welt ihre laut, lustige Art zeigte. Ein weiteres ihrer Markenzeichen war, dass sie oft prositiv dachte. Auch schwang ein wenig Naivität in ihrem Charakter mit. Wenn Lena versuchte etwas ironisch rüberzubringen, würde sie oft missverstanden. Doch wer die Ansicht vertrat, das Mädchen würde das Leben nur als einen kunterbunten Ponyhof ansehen, hatte sich gewaltig geschnitten. Denn an Ergeiz ihre Ziele zu erreichen, mangelte es Lena nicht. Ihre Interessen lagen ebenfalls bei Literatur sowie Weltgeschichte und Reiten (am liebsten auf ihrem Haflinger Chalypso). Jedoch blieb ihre Lieblingsbeschäftigung, sich bei einem guten Schmöker im Freiem auf einer Liege zu sonnen. Tja, die beiden ergänzten sich einfach perfekt. Mit viel Gekrame in ihrer Tasche brachte Lena ein ziemlich offiziell aussehendes Blatt Papier zu Tage. "Was für AG’s belegst du eigentlich?" wollte die Brünette von ihrer Freundin wissen, dabei betrachtete sie die nach dem Alphabet aufgelisteten Betätigungen, von denen man mindestens eine aus dem „Spaßblock“ und eine aus dem „Lernblock“ auswählen musste. "Ich nehme die Band-AG und Physik." ratterte Isa, wie auswendig gelernt herunter. Nickend meinte Lena "Ich hatte vor in Bogenschießen sowie in die AG "Politik und Wirtschaft heute" rein zugehen." "Wozu willst du denn Bogenschießen lernen?" fragte Isa neugierig. "Na ja" entgegnete die Kleinere "Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Bogenschießen die Konzentration fordert. Außerdem dachte ich, dass wäre ne Entspannung um vom Alltag abzuschalten." Isa schüttelte den Kopf "Typisch du mit deinen Methoden." "Och, hab dich nicht so" sagte Lena. "Mensch ist doch war. Du wirst dich da kein Stück bei entspannen, geschweige denn chillen. Du hast sie nicht mehr alle." entgegnete die Schwarzhaarige neckisch, was ihr einen Rippenstoß ihrer Freundin einbrachte. "Aber jetzt mal wieder ernst. Willst du noch etwas Wasser?" bot Lena an. "Nein, danke." lehnte die Größere ab "Sobald wir da sind, werde ich eh keinen Tropfen mehr trinken. Spätestens wenn ich verdurste und in einer Urne nach Hause geschickt werde, merken meine Eltern, dass meine Anmeldung auf diesem Internat der größte Fehler ihres Lebens war." Falls eine Wetteranalyse in diesen Moment Isas Stimmung in Wetterelementen wiedergegeben hätte, wäre ein furchtbares Monstergewitter das Ergebnis gewesen. "Ich find’s auch nicht gut, das wir auf diese Schule wechseln." sagte Lena. Isa stimmte ihr sofort motzig zu "Genau und das dann auch noch mitten im 11ten Schuljahr." "Ausgerechnet nach den Herbstferien." entrann der Braunhaarigen ein Seufzen. Diesmal handelte es sich jedoch nicht um das Einzige. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)