Mann im Mond von Lunaticus (Sasuke/Hinata Shino/Tenten Neji/Sakura) ================================================================================ Kapitel 1: Wohlverdienter Urlaub? --------------------------------- Langsam ging Aburame Shibi die schwach beleuchtete Straße entlang. Er nickte einem alten Bekannten zu, der sich an einem Tresen mit Sake beglückte, und blickte sich noch einmal um, ehe er die Eingangshalle des Hauses des Hokage betrat. Von der Frau, die normalerweise hinter dem Tisch, auf welchem einige Papiere lagen, saß und ihn beim Hokage ankündigen sollte, war nichts zu sehen. Aber er hatte nicht die Zeit, hier zu warten, und ging deshalb den vertrauten Weg entlang. Schließlich war er nicht zum ersten Mal in diesem Haus. Als er Stimmen hörte und die entsprechenden Personen entdeckte, blieb er stehen. Zwei Frauen standen in einer offenen Tür und diskutierten über Abrechnungen für Sake. Eine von ihnen war der Hokage der fünften Generation, Tsunade. Die andere hätte sich eigentlich in der Eingangshalle befinden sollen. Er räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen. „Guten Abend, Hokage-sama“, sagte er und verbeugte sich. „Guten Abend, Aburame-san“, antwortete Tsunade erstaunt. Sie wies die andere Frau an, sich zu entfernen. „Wir reden später darüber.“ Tsunade verschwand in ihrem Büro. Er folgte ihr und schloss die Tür. Sie hatte bereits hinter ihrem mit Akten beladenen Schreibtisch Platz genommen. „Was führt Sie zu mir?“, fragte sie sogleich, nachdem sie ihm einen Stuhl angeboten und er abgelehnt hatte. Hinter ihr konnte er in der Dunkelheit der Nacht den zunehmenden Mond und die vereinzelten Lichter der abendlichen Geschäfte sehen. „Ich muss Sie um einen Gefallen bitten, Hokage-sama“, antwortete Aburame Shibi. „Ich möchte, dass Sie Team Kurenai und Team Gai auf eine gemeinsame Mission schicken.“ Sie sah ihn erstaunt an. Dann stapelte sie die Akten, die zerstreut über ihrem Tisch verteilt lagen, einigermaßen vernünftig übereinander, während sie erwiderte: „Warum Team Gai? Ihr Sohn gehört zu Kurenai, wenn ich mich nicht irre?“ Er nickte und wirkte mit einem Mal ein wenig verlegen hinter dem hohen Kragen und den dunklen Brillengläsern. „Wäre es nicht von Vorteil, wenn diese beiden Teams ihre Beziehungen zueinander ... verstärkten?“ Tsunade grinste. „Selbstverständlich“, sagte sie und legte die Papiere beiseite. „Dürfte ich erfahren, wer genau seine Beziehung zueinander verstärken soll?“ Aburame Shibi sagte nichts. Aber nicht aus Verlegenheit, sondern aus Anstand. Er würde sich nicht auf eine infantile Fortsetzung dieses Gespräches einlassen. Immerhin ging es hier um die Zukunft seines Clans. „Weiß Ihr Sohn bereits Bescheid?“, fragte Tsunade nach kurzer Zeit des Schweigens. „Ich werde mit ihm reden, wenn Sie meinen Gefallen gewähren.“ Sie nickte. „Ich werde darüber nachdenken und Ihnen morgen meine Entscheidung mitteilen.“ Er verbeugte sich. „Ich wünschen Ihnen noch einen erholsamen Abend, Hokage-sama.“ Damit verließ er lautlos das Zimmer. Nachdem sie sich versichert hatte, dass Aburame Shibi das Gebäude verlassen hatte- sie stand am Fenster und hatte ihn gehen sehen-, konnte sie nicht anders als leise in die angenehme Stille zu lachen. Es war erstaunlich, was die Oberhäupter der alten Cläne für deren Fortbestand unternahmen. Aber sie lernten dazu. Aburame Shibi war nicht der einzige, der sich um den Erben sorgte. Am Vormittag, es dürfte keine zwölf Stunden her sein, hatte sie Besuch von Hyuuga Hiashi erhalten. Dieser war das derzeitige Oberhaupt seines Clans, der wiederum großen Einfluss in Konohagakure besaß, ebenso wie der Aburame- Clan, auch wenn diese Familie hier im Dorf mittlerweile weniger Mitglieder hatte wie vor einigen Jahrzehnten. Wie dem auch sei, Hyuuga Hiashi hatte sie gebeten, sowohl Team Kurenai als auch Team Gai mit Team Kakashi auf eine Mission zu schicken. Und wie bei Aburame Shibi hatte sie gezögert und nach der Meinung der besagten Personen gefragt. Auch Hyuuga Hiashi würde erst nach ihrer Zustimmung mit ihnen sprechen. Aber was Tsunade am erstaunlichsten fand, war, dass die Oberhäupter ihren Erben die Möglichkeit ließen, den womöglich zukünftigen Partner besser kennenzulernen. Zwar hatten sie diesen ausgesucht, damit es dem Clan nicht schadete, aber sie ließen dennoch große Freiräume. Das ist ein Faktum, das sie von solch traditionellen Clänen nicht erwartet hätte. Sie lernten dazu. Sie sah den Stapel Akten durch, ob etwas Passendes dabei wäre, womit sowohl Hyuuga Hiashi als auch Aburame Shibi zufrieden sein würden. Es war nicht viel Auswahl und auch nichts Anspruchsvolles. Sie konnte keine Chunin oder teilweise schon Jonin auf eine Mission des Ranges D schicken. Außerdem würden sich dann die Teams selbst zu widersetzen versuchen. Niemand war gern unterfordert. Dann fand sie eine Broschüre, die am Vortag mit der Post hereingekommen war. Sie grinste. Es war perfekt. Tsunade betrachtete mit gerunzelter Stirn die kleine Gruppe, die vor ihrem Schreibtisch stand. Es handelte sich um acht junge Ninja- drei Mädchen und fünf Jungs- und einen weißen Hund. „Wo-“, begann sie, wurde allerdings unterbrochen. Sie hörten trampelnde Schritte aus dem Flur, dann eine quietschende Bremsung. Zur Vollendung dieser Unterbrechung flog die Tür schwungvoll auf und krachte laut gegen die Wand. „'Tschuldigung“, keuchte der Neuankömmling grinsend. „Hab ich was verpasst?“ Tsunade schüttelte tadelnd den Kopf. Worauf hatte sie sich nur eingelassen? Wie hatte sie zustimmen können, diesen Haufen zusammen auf eine Mission zu schicken? Und dann auch noch ohne einen Sensei? Es blieb nur eine Möglichkeit: Sie war verrückt. Team Kakashi bestand aus Haruno Sakura, Uzumaki Naruto und Uchiha Sasuke. Ihr Sensei war Hatake Kakashi, ein eifriger Leser der Icha- Icha- Buchreihe. Sakura war, wie Tsunade wusste, ein vernünftiges Mädchen. Sie war klug und gelehrig, nur manchmal ein wenig zu sehr von einer gewissen Person aus ihrem Team eingenommen. Und diese war Sasuke. Er war das Genie ihres Jahrgangs und beherrschte das Sharingan, das Kekkei Genkai des Uchiha- Clans, einwandfrei. Sein Problem war nur, dass der gesamter Clan von seinem großen Bruder ausgelöscht worden war. Sein seit neustem anerkannter Rivale war Naruto, der Zuspätkommer. Der war ein aufgedrehter Lausebengel, der nichts als Flausen im Kopf hatte. Das war früher schon so gewesen und hatte sich bis zum heutigen Tage nicht geändert. Trotzdem war es sein größter Traum, der Hokage zu werden. Auch wenn er das Kyuubi, das neunschwänzige Fuchsungeheuer, in seinem Bauch versiegelt trug. Team Kurenai bestand auf Hyuuga Hinata, Inuzuka Kiba und Aburame Shino. Ihr Sensei war Yuhi Kurenai, eine wahre Genjutsu- Meisterin. Hinata war sehr schüchtern, was sich aber von Zeit zu Zeit immer wieder verbesserte beziehungsweise verschlechterte. Sie war neben ihrer jüngeren Schwester die Erbin der Hauptfamilie des Hyuuga- Clans und noch dabei, ihr Byakugan, das Kekkei Genkai ihres Clans, zu perfektionieren. Kiba war das Gegenteil von ihr. Er war laut, aufdringlich und nicht auf den Mund gefallen. Sein bester Freund war sein Hund Akamaru, der sich liebend gern auf Kibas Kopf aufhielt. Shino hingegen war ein Stoiker und ließ sich von nichts und niemanden aus der Fassung bringen. Doch wenn ihn etwas nicht passte, sagte er dies auf eine manchmal sehr einschüchternde Art und Weise. So wie Kiba aufgrund seines Clans auf den Hund gekommen war, so hatte Shino sehr viel für Insekten jeglicher Art übrig. Mit und in seinem Körper lebten sogar spezielle Käfer, Kikaichu, in Symbiose. Team Gai bestand aus Tenten, Rock Lee und Hyuuga Neji. Ihr Sensei war der heißblütige Maito Gai, der sich auf Taijutsu spezialisiert hat. Tenten war ein ruhiges und unauffälliges Mädchen, das einen sehr großen Wert auf ihre Waffen legte. Sie mochte ihr Team sehr, obwohl sie sich bereits das eine oder andere Mal ausgeschlossen gefühlt hatte. Das lag vor allem daran, dass sich Gai geschworen hat, Lee in seinem Vorhaben zu unterstützen, der weltbeste Shinobi zu werden, auch wenn er keinerlei Begabung für Gen- und Ninjutsu hatte. Aber aufgrund dieses Nachteils ist er ein Ass in Taijutsu geworden. Neji war Hinatas Cousin und in die Nebenfamilie des Hyuuga- Clans geboren. Trotzdem galt er als Stolz der Familie, da er wie Sasuke ein einzigartiges Genie war und bereits seit Abschluss der Akademie sein Byakugan perfekt beherrschte- im Gegensatz zu Hinata. Tsunade schüttelte schaudernd den Kopf, als sie sich vorstellte, wie diese neun Ninja plus Hund gemeinsam aufbrachen und überall Chaos anrichteten. Es wäre still in ihrem Büro gewesen, wenn Sakura ihren verspäteten Teamkollegen nicht lauthals über seine vielen negativen Eigenschaften belehrt hätte. Er entschuldigte sich immer wieder bei ihr und hoffte somit auf das Entkommen einer Strafe ihrerseits. Sasuke stand nur daneben. Er hatte früher nicht versucht, die beiden im Streit zu trennen, also tat er es heute auch nicht. Tenten lächelte hinter vorgehaltener Hand, während Lee mit der Kraft der Jugend versuchte, Sakuras Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Neji schüttelte nur abwertend den Kopf. Hinata drückte ihre Zeigefinger aneinander und beobachtete Naruto besorgt, der den Kopf einzog, als es Sakura mit seinen Entschuldigungen zu bunt wurde. Kiba lachte den Angsthasen aus und Akamaru auf seinem Kopf fiel freudig bellend ein. Shino stand nur mit in den Taschen vergrabenen Händen da und sah Tsunade an. Oder zumindest glaubte sie, dass er sie ansah. Bei ihm konnte man nicht sicher sein wegen der dunklen Brillengläser. Er sah aus wie sein Vater, stellte sie nicht zum ersten Mal fest. „Sie haben gerufen?“, sagte Shino dann, nachdem es für einen Moment leise geworden war. Er hatte anscheinend nur auf diesen Moment gewartet. Er sprach, als wenn sie alle soeben erst den Raum betreten hätten und nicht schon seit fast zwanzig Minuten vor dem Schreibtisch des Hokage standen. „Ja“, antwortete Tsunade und es wurde mit einem Male still in ihrem Büro. „Ihr alle habt in letzter Zeit viel gearbeitet, weshalb ich mich dazu entschlossen habe, euch einen gemeinsamen Trip ans Meer zu gönnen. Immerhin haben wir Sommer, da muss man einfach ans Meer, oder?“ Sie grinste, als sie die teilweise erstaunten, teilweise ausdruckslosen Gesichter erblickte. „Wie jetzt?“, fragte Lee verwirrt. „Echt, Tsunade-baasan?“, rief Naruto strahlend, doch verblasste dies sofort wegen eines düsteren Seitenblickes von Sakura. „Aber die Missionen, Tsunade-san“, begann sie. „Das ist kein Ding, Sakura“, erwiderte Tsunade. „Zu dieser Zeit des Jahres haben wir besonders viele anspruchslose Missionen. Perfekt geeignet für die neuen Genin. Oder wollt ihr mir sagen, dass ihr euch lieber mit verschwundenen Katzen abgebt? Und für die Missionen höheren Ranges haben wir immer noch genug andere Chunin, Jonin und was man sonst noch so braucht. Gibt’s Fragen?“ Ein leises, beinahe lautloses Hüsteln erklang. „W-Was ist denn ... mit Ino-kun, Choji-kun und Shikamaru-kun?“, fragte Hinata und drückte die Zeigefingerspitzen fester aneinander. „Die drei sind noch auf einer Mission“, lächelte Tsunade das schüchterne Mädchen an. „Ich werde sie aber, wenn sie in ein paar Tagen zurück sind, nachschicken. Schließlich haben die sich auch eine Auszeit verdient, oder? Sonst noch irgendwelche Fragen?“ „Warum?“, fragte Sasuke. „Stell nicht so dämliche Fragen.“ Naruto stieß ihn grinsend mit den Ellenbogen an. „Dann gibt du nicht so sinnlose Zwischenkommentare ab“, sagte Sakura und nahm den Streit von vorher wieder auf, den sie nur ungewollt unterbrochen hatte. Tsunade seufzte. „Da es ja sonst keine Fragen zu geben scheint, könnt ihr jetzt gehen“, sagte sie und stützte den Kopf auf ihre Hand. „Packt eure Sachen. Morgen früh bei Sonnenaufgang geht es los.- Hinata, Neji, Shino. Ihr drei wartet bitte noch einen Augenblick.“ „Trotzdem treffen wir uns noch nachher beim Training, Neji-kun!“, rief Lee, während er das Büro verließ und sich gleich darauf Sakura zuwandte. „Wollen wir-“ Akamaru bellte und wedelte mit dem Schwanz, als er und Kiba ebenfalls das Zimmer verlassen wollten. Dieser drehte sich noch einmal um. „Er meint, ihr sollt euch beeilen. Unser Training fängt gleich an.“ Hinata reagierte als einzige mit einem Nicken. „Haben eure Väter beziehungsweise Onkel schon mit euch gesprochen?“, fragte Tsunade schnell. Sie gab vor, auch in Eile zu sein, um wieder ihre Ruhe zu haben. Die drei jungen Ninja, die vor ihrem Schreibtisch standen, nickten nur. Hinatas Wangen färbten sich rosa und sie sah zu Boden. Neji sah unberührt zur Seite. Shinos Gesichtsausdruck veränderte sich bis auf die zusammengezogenen Brauen nicht. Die sind aber sehr erfreut, dachte Tsunade und hatte sogar ein klein wenig Mitleid mit den dreien. „Gut“, sagte sie knapp. „Ich hoffe, dass ihr nichts anstellen werdet.“ Mit einer Handbewegung entließ sie sie. „D-Du auch, Shino-kun?“, fragte Hinata, nachdem die Tür zum Büro des Hokage hinter ihnen geschlossen war. Obwohl die Frage längst beantwortet war, nickte der Angesprochene. Er hatte schon immer etwas Nachsicht mit ihr. „Ich hätte nie gedacht, Shino-san, dass ich dich jemals mit einem Mädchen sehen würde“, sagte Neji höhnisch und grinste. „Hinata-sama einmal ausgenommen.“ „Niisan.“ Hinatas Tadel ging in ihrer eigenen Unsicherheit unter. „Schon gut, Hinata.“ Niemand sah, dass Shino hinter seinem hohen Kragen grinste. „Wenn du mir etwas sagen willst, Neji-san, dann sag es mir bitte jetzt.“ „Es spielt keine Rolle, welches Mädchen dein Vater ausgesucht haben mag. Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte, Mädchen mögen keine Käferjungen.“ „I-Ich mag Shino-kun“, sagte Hinata schnell und lief rosa an. Shino lächelte, ehe er fragte: „Was schlägst du vor, Neji-san?“ Dieser grinste. „Eine Wette, Shino-san“, antwortete er. „Der Verlierer muss die Konsequenzen tragen. Komme, was da wolle.“ „Neji-niisan. Seid vernünftig. Shino-kun.“ Hinata versuchte vergeblich, die beiden Jungen von ihrem Vorhaben abzuhalten. Was würden sie schon mit einer Wette bezwecken? „In Ordnung“, sagte Shino und streckte seine Hand aus. „Alles ist erlaubt?“ „Alles ist erlaubt“, sagte Neji und sie besiegelten ihre Abmachung mit einem Händedruck. „I-Ich will au-auch“, sagte Hinata plötzlich und ihre Wangen färbten sich rosarot. Die beiden Jungen sahen sie erstaunt an. Neji stieß abfällig Luft aus. „Ich bitte dich, Hinata-sama“, sagte er grinsend. „Du weißt genau wie ich, dass das in einem Desaster enden würde. Du-“ „N-Nein“, antwortete sie schnell und blickte vom Boden auf. „I-Ich schaff da-das.“ Als Neji lachte, schaute sie Hilfe suchend zu Shino. „Bist du dir sicher?“, fragte er nur. Sie nickte. Sie bräuchte diesen Druck, um nicht zu kneifen. Am Ende könnten sie und auch ihr Vater dann wenigstens sagen, sie hätte es versucht und nicht zu Beginn aufgegeben. Außerdem sollte es nur ums Besser- Kennenlernen gehen, oder? „Ich werde dich aber nicht schonen, Hinata-sama“, sagte Neji und klopfte ihr zweimal mit überlegender Mine auf die Schulter. „Und dich erst recht nicht, Shino-san.“ „Du nimmst mir meine Worte aus dem Mund“, erwiderte dieser. Einen Augenblick standen sie noch zusammen. Neji grinste siegessicher, ebenso wie Shino hinter seinem hohen Kragen. Hinata hatte ihre Hände zu Fäusten geballt und sprach sich innerlich Mut zu. Es würde nicht einfach werden, das wussten sie alle drei. „Komm, Hinata“, sagte Shino dann, als wäre nichts gewesen. „Kiba und Kurenai-sensei warten sicher schon auf uns.“ Neji hob zum Abschied noch einmal die Hand und ging in die entgegen gesetzte Richtung. „Shino-kun?“, fragte Hinata leise, während sie ihrem Trainingsplatz immer näher kamen. Im Gegensatz zu früher war sie nun froh, vor ungefähr sechs Jahren in dieses Team gekommen zu sein. Wenn es ihr nicht gut ging, waren es Kiba, Shino und Akamaru, die sie wieder aufmunterten. Zu Hause hatte dies nie jemand versucht. „Keine Ursache“, antwortete Shino ruhig, als auch schon Akamaru laut und fröhlich kläffend auf sie zugelaufen kam. Kapitel 2: Aller Anfang ist schwer ---------------------------------- Kurz bevor die Sonnenstrahlen die hohen Baumkronen der Wälder Konohagakures kitzelten, fand sich Shino als Erster am Treffpunkt ein. Er wollte sich an einen Baumstamm lehnen und auf den Rest warten, als ihm das prächtige Exemplar eines Hirschkäfers ins Auge sprang, der das geschlossene Eingangstor Konohagakures hinaufkrabbelte. Er lief hinüber, nur um zu bemerken, dass der Käfer bereits drei Meter über ihm auf dem Holz des Tors saß. Er konzentrierte Chakra in seiner Handfläche und legte diese auf das Tor. Ein feiner Chakrafaden suchte sich seinen Weg hinauf und erreichte den Käfer. Dieser wechselte sofort seine Richtung und krabbelte Shino auf die Hand. „Du kannst es wohl niemals lassen, was?“ Shino drehte sich um und sah den Zweitplatzierten Sasuke. „Jeder hat so seine Laster zu tragen“, antwortete er nur. „Du willst es dir wohl besonders schwer machen, Shino-san“, sagte Neji und sprang vom Baum. Sasuke sah erst ihn, dann Shino nachdenklich an, beließ es aber dabei und fragte nicht nach, obwohl er doch schon ein wenig neugierig war. „Wie bereits gesagt, hat jeder seine Laster zu tragen“, wiederholte Shino und ließ den Käfer über seinen Arm krabbeln. Er würde das Insekt später im Wald aussetzen, wo es hingehörte. Die Stadt war kein geeigneter Ort für Käfer jeglicher Art, weil diese nur so von hysterischen Mädchen und Frauen wimmelte. Shino hatte Erfahrungen gemacht. „D-Du hättest ... ruhig auf mich warten können ... Niisan.“ Hinata kam um die Ecke gelaufen, geriet ins Stolpern und fiel zu Boden. Schnell rappelte sie sich mit rosa Wangen auf und klopfte sich den Sand aus der Kleidung. „Hast du dir etwas getan?“, fragte Shino und setzte den Käfer, der auf seinen Kopf gekrabbelt war, zurück auf seinen Arm. „Nichts passiert“, sagte sie und ging mit gesenktem Blick weiter. „Guten Morgen, Shino-kun. Guten Morgen, Sasuke-san.“ Es erregte beinahe den Anschein, als wollte sie sich hinter Shino verstecken, als sie sich mit weiterhin gesenktem Blick neben ihn stellte. „Der ist aber groß“, staunte sie dann allerdings und betrachtete den Hirschkäfer, der angeberisch seine Flügel zum Vibrieren brachte. Beinahe vergaß sie ihr peinliches Auftreten von vor wenigen Augenblicken. Sie nutzte diese unauffällige Gelegenheit, in der die anderen dachten, dass sie den Käfer bestaunte, um sich Uchiha Sasuke anzuschauen. Er war groß, aber nicht größer als Shino oder Neji. Zudem war er recht blass, das konnte sie sogar aus dieser Entfernung sehen. Ob er wohl krank war? Aber vielleicht wirkte seine Haut auch nur so wegen seiner schwarzen Haare. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals auch nur ein Wort mit ihm gewechselt zu haben. Sie hatte ihn heute nicht zum ersten Mal begrüßt, doch er grüßte nie zurück. Außerdem tat sie dies auch nur, wenn sich ihre beiden Team zu einer gemeinsamen Mission trafen. Auf offener Straße würde sie es nie wagen, ihn anzusprechen, wenn sie allein war. „Hinata-chan.“ Sie erschrak und lächelte ertappt, als sie begriff, dass man mit ihr sprach. Neben ihr stand Sakura. „Oh, guten Morgen, Sakura-chan“, sagte sie schnell und lief rosarot an. Sakura grinste. „Was hast du denn so fasziniert beobachtet?“ Hinatas Wangen färbten sich dunkler. „Den großen K-Käfer“, antwortete sie rasch. „Verzeihung, Hinata“, sagte Shino. Der besagte Käfer saß wieder in seinem Haar. „Welchen Käfer?“, fragte Sakura mit erhobener Braue. „Meinst du etwa Shino-kun?“ „Shino-kun ist kein Käfer!“ Hinata wusste, dass sie sich gerade um Kopf und Kragen redete. Sie hätte es bei einem Guten Morgen belassen sollen. Zudem wusste sie auch noch, dass Sakura Sasuke mochte. Und wie sie sich deswegen immer mit Yamanaka Ino in den Haaren lag. Hinata hegte nicht das Bedürfnis, sich mit Sakura anzulegen. „Sakura-chan!“ Rock Lee kam mit erhobenen Armen angelaufen. Tenten war ihm dicht auf den Fersen. „Sind wir zu spät?“, fragte sie und ließ sich auf die Sitzbank fallen, die bisher niemand für sich beansprucht hatte. Aber sogleich war sie voll besetzt, weil sich Hinata und Sakura zu ihr gesellten. „Ja“, sagte Shino schlicht, da die Sonne bereits vor einigen Minuten aufgegangen war. „Aber dafür seid ihr nicht die letzten.“ „Typisch Naruto“, seufzte Sakura und schüttelte den Kopf. „Kiba-kun und Akamaru-kun fehlen auch noch“, flüsterte Hinata. „Nein, Kiba kommt“, widersprach Shino ihr ruhig. „Man hört sein Trampeln schon von Weiten. Es ist immer wieder erstaunlich, wie er ein Ninja werden konnte.“ „Hey, das habe ich gehört!“ Damit kam Akamaru, dicht gefolgt von Kiba, um die Ecke gelaufen. „Das war auch der Sinn und Zweck meines Sprechens.“ „Was ist? Willst du gleich am frühen Morgen Ärger mit mir?“ Kiba kam direkt vor ihm zum Stehen und hob drohend die Faust. Akamaru hingegen sprang sogleich auf Hinatas Schoß und machte es sich dort bequem, aber nicht ohne seinen Herren mit einem kurzen Bellen unterstützt zu haben. „Bitte nicht streiten, Shino-kun, Kiba-kun“, sagte Hinata und erhob sich von der Bank, während sie Akamaru liebevoll im Arm hielt. „Schließlich haben wir endlich einmal alle zusammen einige freie Tage.“ „Guten Morgen, Hinata-chan.“ Kiba grinste und wandte sich von Shino ab, der somit diese Partie für sich entscheiden konnte. Das lief in letzter Zeit nur noch so. Sobald Hinata etwas sagte, ließ Kiba alles stehen und liegen. Shino hatte die Motive seines Teampartners noch nie verstanden und, wenn er ehrlich zu sich war, wollte er das auch gar nicht. „Wie ich sehe, fehlt wie immer unser Ehrengast.“ Lee machte einen Hüpfer zur Seite, als plötzlich Tsunade neben ihm stand. „Ich ... Ich bin da!“, keuchte Naruto und wirbelte beim Laufen große Wolken an Staub auf. „Ich hab ... nur verschlafen.“ Und genauso sah er auch aus. Er war noch immer dabei, seine Hose zuzuknöpfen. „Guten Morgen, Sakura-chan!“ „Der ist auch nicht viel leiser“, meinte Neji nur. „Was fällt dir ein, mich anzusprechen, während du an deiner Hose herumfummelst?“, fragte Sakura gereizt und drehte demonstrativ den Kopf zur Seite. Tenten neben ihr kicherte leise und Hinata lief rosarot an. „Aber, Sakura-chan, ich-“ „Sei still!“ Damit verpasste sie ihm eine Kopfnuss. Sie schien besonders schlecht gelaunt, seit Naruto aufgetaucht war. Währenddessen sah Tenten Neji mit erhobener Braue an und legte den Kopf schief. „Was hast du, Neji-kun? Du bist so blass.“ „Es ... ist nichts“, antwortete dieser und wandte sich von der Szenerie zwischen Sakura und Naruto ab, die schon beim bloßen Hinschauen Schmerzen und aufrichtiges Mitleid hervorrufen konnte. „Wenn ich wenigstens einmal um die Aufmerksamkeit aller bitten dürfte“, sagte Tsunade, die nicht besser gelaunt zu sein schien als Sakura, und wippte ungeduldig mit dem rechten Fuß auf und ab. Langsam, aber sicher trat Stille ein. Nur die frühen Vögel zwitscherten und der Wind blies raschelnd durch die Blätter der Bäume. „Danke. Ich habt euch sicher schon gefragt, wohin genau es gehen soll, wie lange, und so weiter. Die Antworten sind ganz einfach: Ihr bekommt eine Broschüre von mir mit einer ungenauen Wegbeschreibung. Dann habt ihr fünf Tage Zeit, zum Ziel zu gelangen. Die weiteren Aufgaben werdet ihr dort bekommen. Für erfolgreiche Aufgaben gibt es Belohnungen, für nicht erfüllte Strafen. Diese betreffen manchmal das gesamte Team, manchmal aber auch nur einen oder zwei von euch. Und keine Sorge: ich habe bereits alles geklärt. Ihr werdet erwartet. Irgendwelche Fragen?“ „Ich habe es doch gewusst“, murrte Kiba und seufzte übertrieben. „Doch kein Urlaub.“ „Die Aufgaben werden mit eurem Urlaub verbunden sein“, grinste Tsunade. „Schließlich will ich nicht, dass ihr nur auf der faulen Haut liegt.“ „Das wird lustig“, sagte Sakura und Tenten stimmte ihr zu. Hinata lächelte nur unsicher. Sie wusste, wie lustig das werden würde. „Und damit es nicht zum totalen Chaos kommt, werde ich Shino und Tenten für die Hin- und Rücktour die Verantwortung übertragen. Wenn ihr angekommen seid, wird man euch mitteilen, wer sie dann trägt. Soll ja schließlich jeder was davon haben.“ Sie grinste breiter, als sie Shino die besagte Broschüre in die Hand drückte. „Warum ich?“, fragte Tenten und sah erst Shino, dann Tsunade verwirrt an. Sie hatte noch nie mit dem merkwürdigen Jungen zu tun gehabt, der interessiert die Broschüre studierte. „Weil ihr beide ruhiger und bedachter als die anderen handelt und euch nicht sofort in einen Kampf stützen würdet. Außerdem legt ihr beide sehr viel Wert auf Teamarbeit, was auf der langen Strecke besonders wichtig sein wird. Verstanden?“ Tsunade verschränkte die Arme. Tenten nickte. Kiba begann zu lachen und versuchte vergeblich, es zu unterdrückten. Er hielt sich die Hand vor dem Mund. „Was ist daran so witzig?“, fragte Tsunade misstrauisch. Kiba schüttelte noch immer leise lachend den Kopf und warf Shino einen Seitenblick zu. Der war allerdings viel zu sehr in seiner leichten Lektüre vertieft, als dass er dies mitbekommen hätte. Kiba grinste übers ganze Gesicht. „Da ihr jetzt alles habt, was ihr braucht, und alles wisst, was ihr wissen müsst, kann ich ja wieder gehen. Ich habe noch viel zu erledigen.“ Damit verschwand der Hokage der fünften Generation. „Natürlich“, meinte Naruto und rollte mit den Augen. „Was steht da, Shino-kun?“, fragte Lee und hüpfte aufgeregt von einem Fuß auf den anderen. „Meer Spaß in Umigakure“, antwortete dieser. „Nur zur Information: Meer Spaß sind zwei Wörter und Meer wird mit zwei E statt mit einem E und einem H geschrieben.“ Er sah auf, weil es mit einem Mal auffällig still geworden war, und blickte in einige ratlose Gesichter. Er seufzte. „Vom Klang her ist diese Formulierung zweideutig. Zum einem gibt es das Meer, in welchem ich gern jemanden ertränken würde, und zum anderen habe ich jetzt schon keine Lust mehr.“ „Ach so“, murmelte Naruto. Er war nicht der einzige, dem in dieser Sekunde ein Licht aufging. „Und weiter?“, drängte ihn Lee. „Der Rest ist uninteressant“, sagte Shino und faltete die Broschüre wieder zusammen. „Das einzige, was zählt, ist diese sehr oberflächliche Karte, die uns dorthin führen soll.“ Er hielt die Rückseite der Broschüre hoch, sodass die gesamte Gruppe etwas von der Karte hatte. Tenten kam einige Schritt näher, um sie genauer zu betrachten. „Das Gasthaus“, sagte sie mit erhobener Braue, „das Tsunade-sama für uns eingeplant hat, heißt Sonne & Mehr, dieses Mal mit E und H. Ziemlich lasch, so etwas zweimal zu verwenden.“ Sie zuckte mit den Schultern. Das Gasthaus war auf der Karte mit einer breit grinsenden Sonne mit Sonnenbrille gekennzeichnet. Sie grinste und sah Shino an. „Habe ich etwas im Gesicht?“, fragte dieser. „Nein, nein, alles in Ordnung“, sagte Tenten schnell und hob beschwichtigend die Hände. Sie hatte nicht vor, sich mit diesem seltsamen Jungen anzulegen. „Wenn keiner etwas dagegen haben sollte, würde ich jetzt gern aufbrechen.“ Shino warf einen erwartungsvollen Blick in die Runde. „Je schneller wir es hinter uns bringen, desto besser.“ „Sei nicht so mürrisch“, grinste Kiba. „Immerhin wollen wir- damit bist auch du gemeint- Spaß haben. Also lächle doch mal.“ „Ich bin nicht in der Stimmung“, erwiderte Shino leise und steckte die Broschüre ein. Als sie schließlich außerhalb des Dorfes standen, waren mindestens zwanzig Minuten vergangen. Das Tor war verriegelt gewesen und eigentlich wollten sie warten, bis es geöffnet wurde, was immer kurz nach Sonnenaufgang geschah. Naruto hatte den Vorschlag gemacht, dass sie hinüberklettern könnten. Doch dieser Plan war schnell verworfen, als Shino meinte, wenn jemand das versuchen sollte, er oder sie nicht mehr mitkommen dürfte. Enttäuscht war Lee vom Tor weggetreten. Und als Kiba nach weiteren Minuten des Wartens gequengelt hatte, warum das denn so lange dauerte, und Akamaru winselnd in sein Gejammer eingestiegen war, hatte Shino Lee zu einem der Aufseher schicken wollen. Aber in diesem Moment war glücklicherweise der morgendliche Wachposten gekommen, um das Tor zu öffnen. Er war erstaunt, so viele junge Leute in dieser Frühe vorzufinden, und geschockt gewesen, als sich Naruto, Lee, Kiba und Akamaru beinahe auf ihn gestürzt hätten und ihn gedrängt hatten, sich mit dem Öffnen zu beeilen. „Wir müssen in die Richtung“, sagte Kiba und wies mit dem Finger nach Nord- Ost. „Ganz sicher nicht“, widersprach Naruto und zeigte in süd- westliche Richtung. „Umigakure liegt dort!“ „Du bist ein Idiot, Naruto!“ Damit hatte er sich wieder eine von Sakura eingefangen. „Wir müssen ganz sicher in diese Richtung.“ Akamaru kläffte zustimmend. „Von dort kommt die salzige Luft.“ „Umigakure ist ein Dorf in Mizu- no - Kuni und liegt deswegen süd- östlich von Konohagakure“, sagte Shino. „Ich dachte im Norden?“, fragte Tenten stirnrunzelnd. „Im Norden ist Takigakure, das Dorf hinter dem Wasserfall“, erklärte ihr Neji kopfschüttelnd. Sie lächelte entschuldigend. „Aber die salzige Luft“, protestierte Kiba. „Kommt durch den Wind aus nord- östlicher Richtung zustande“, sagte Sasuke. Akamaru fing an zu bellen, als er als Erster bemerkte, dass Shino schon einige Meter in Richtung Süd- Ost gegangen war. „Du kannst nicht einfach so weglaufen, Shino“, rief Kiba aufbrausend. „Wie du sehen kannst, kann ich das“, erwiderte dieser nur. „Ich habe bereits gesagt, dass Umigakure süd- östlich von Konohagakure liegt. Daraus folgt, dass wir in diese Richtung gehen werden.“ „Aber woher willst du wissen, ob du nicht nach Nord- Westen gehst, hm?“ „Du kannst die Richtung anhand des Sonnenstandes und der Uhrzeit bestimmen, Kiba-kun“, murmelte Hinata und drückte die Zeigefingerspitzen aneinander. Kiba lächelte sie an und kratzte sich verlegen am Kopf. Er warf einen grimmigen Blick zu Shino, der abwartend stehen geblieben war. Schließlich entschied sich die gesamte Gruppe im Stillschweigen, sich ihm anzuschließen. Es blieb ihr auch nichts anderes übrig. --- Author's note: Ich habe mir Umigakure ausgedacht (Umi = Meer). Ich weiß, sehr einfallsreich. XD Und falls es wer nicht wissen sollte, Mizu- no- Kuni ist das Wasserreich. Ich wollte Inseln haben. >:D Kapitel 3: Die erste Etappe --------------------------- „Hast du schon gefrühstückt, Sasuke-kun?“, fragte Sakura mit einem Lächeln, als sie einige Zeit ihres Weges hinter Shino hergegangen waren. Der Angesprochene murrte nur etwas. „Ist dir langweilig, Sasuke-kun?“, setzte sie erneut an, um mit ihm ein Gespräch zu beginnen. Doch er ließ sich nicht darauf ein und ignorierte sie. „Wollen wir heute Abend zusammen essen, Sasuke-kun?“ „Quatsch jemand anderes voll“, antwortete er schließlich und ging schneller. „Willst du allein sein, Sasuke-kun?“, fragte sie. „Ist es so schwer zu begreifen“, sagte plötzlich Neji, der hinter ihnen ging, „dass du ihn in Ruhe lassen sollst? Dein sinnloses Gerede nervt.“ Sakura warf ihm einen wütenden Blick zu. „Wollen wir heute Abend zusammen essen, Sakura-chan?“, fragten Naruto und Lee gleichzeitig und sahen sich überrascht an. „Ich habe sie zuerst gefragt, Mr. Augenbraue“, sagte Naruto und versuchte Lee zur Seite zu drängen. „Das kannst du vergessen“, erwiderte dieser nur und ließ sich nicht beirren. „Bloß nicht“, antwortete Sakura, doch die beiden Jungen waren zu sehr damit beschäftigt zu streiten, als dass sie sie gehört hätten. „Wie hältst du es nur mit diesem Idioten aus?“, fragte Neji. Sie erschrak leicht, hatte sie nicht damit gerechnet, dass er neben ihr ging. „Dasselbe könnte ich dich fragen“, antwortete sie etwas spitz. Sie hatte seine Bemerkung von vor einigen Sekunden noch nicht vergessen. „Ich frage mich das schon jeden Tag.“ „Und noch keine Antwort gefunden?“ „Nein. Du etwa?“ Auf seinem Gesicht bildete sich der Ansatz eines Lächelns. Schließlich hatte er eine Wette zu gewinnen, um Hinata und Shino eins auszuwischen. Er wusste zwar jetzt noch nicht, wofür, aber irgendetwas würde sich nach seinem Sieg schon finden lassen. Sie schüttelte erstaunt den Kopf. Sie konnte sich nicht entsinnen, Neji jemals lächeln gesehen zu haben. Es erinnerte sie an Sasuke. Einige Meter weiter sah Tenten misstrauisch zu den beiden herüber. Sie war eigentlich gerade dabei gewesen, Hinata etwas über die verschiedenen Bäume zu erzählen, als sie mitten im Satz abbrach. „T-Tenten-chan?“, fragte Hinata und folgte ihrem Blick. Doch landete dieser nicht bei Neji und Sakura, sondern bei Sasuke, der nur einige Schritte vor ihr ging. Sie würde sich sicherlich nie trauen, ihn anzusprechen. Selbst jetzt nicht, nachdem sie sich der Wette angeschlossen hatte und endlich ihrem Vater beweisen konnte, dass sie sich um den Fortbestand des Hyuuga- Clans kümmerte. Jemand musste sie nur kräftig anstoßen, damit sie sich traute. Schließlich hatte sie eine Wette zu gewinnen, um sich so vor ihrem Cousin zu schützen. Neben Sasuke lief nun Naruto mit einem breiten Grinsen. Er und Lee hatten von einander abgelassen, als sie zufällig bemerkt hatten, dass Sakura ihnen keine Aufmerksamkeit schenkte. „Naruto-kun“, flüsterte Hinata trübselig zu sich selbst und ihre Wangen färbten sich dunkelrot. „Ich hätte gern-“ „Das können wir einrichten“, grinste Tenten hinterlistig, aber Hinata bemerkte es zu spät. Ob Tenten wohl ihre Gedanken gelesen hatte? Sie stieß sie scheinbar versehentlich an und Hinata geriet ins Stolpern. „Naruto-kun!“, rief Tenten und der Angesprochene schaute sich fragend um. Als er Hinata sah, breitete er automatisch die Arme aus, um sie vor einem Sturz bewahren zu können. Doch sie fiel nicht. Sie hatte ihr Gleichgewicht wiedergefunden, hatte aber trotzdem noch den Schwung von Tenten. Doch statt sich von Naruto auffangen zu lassen, wich sie aus und stieß stattdessen aus Versehen gegen Sasuke. Dies alles geschah binnen weniger Sekunden. „Upps“, kicherte Tenten hinter vorgehaltener Hand. „Mein Fehler.“ „Ver-Ver-Verzeihung, Sa-Sasuke-san“, murmelte sie und senkte den Kopf. „Hast du dir etwas getan?“, hatte Shino sie gefragt, als sie am Morgen in den Sand gefallen war. Doch nun fragte Sasuke sie dies. Sie sah ihn mit großen Augen an, war es das erste Mal, soweit sie sich erinnern konnte, dass er sie ansprach. „Hinata-chan?“ Naruto sah sie besorgt an. Sie lief rot an und mit einer gemurmelten Entschuldigung rannte sie an den beiden Jungen vorbei. Neben Shino blieb sie stehen. „Hinata?“, fragte er und sah sie durch seine dunklen Brillengläser an. „Nichts passiert“, sagte sie nur und betrachtete den Boden unter ihren Füßen. Shino schwieg und warf einen Blick hinter sich. Er entdeckte Naruto, der unweigerlich unter seinem Blick zusammenzuckte. Sasuke grinste, als er das sah. Doch was er nicht wusste, war, dass er es war, den Shino im Auge behalten würde. Dieser wiederum ließ seinen Blick weiterschweifen und sah Tenten, die nun das entschuldigende Lächeln abgelegt hatte und wieder Neji und Sakura beobachtete. Als sich sein Blick mit dem Nejis traf, grinste dieser siegessicher. Shino würde sich ranhalten müssen. Schließlich hatte er eine Wette zu gewinnen, um Hinata vor Neji zu beschützen. Er schüttelte nachdenklich den Kopf. Taktik, hatte sein Vater gesagt, nur mit Taktik würde er das Herz eines Mädchen erobern können. Und sei es nur für den Clan. Sein Vater hatte ihm auch erzählt, dass er nur so seine Mutter für sich gewinnen konnte. Schließlich hatte ihre Beziehung mit dem nüchternen Beschluss ihrer Eltern begonnen und sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Danach hatte Shino sein Gehör auf Durchzug gestellt, weil sein Vater, so unglaublich es auch klingen mag, hoffnungslos von seiner so schönen, so klugen, so starken, so attraktiven Frau zu schwärmen begonnen hatte. Kiba lief an ihnen vorbei und mit Akamaru um die Wette und die beiden verschwanden auch wieder, als sie in einen Busch hineinsprangen. Man hörte das laute Knacken von Ästen und dann ein schmerzhaftes Winseln von Akamaru. „K-Kiba-kun!“, rief Hinata erschrocken. „Akamaru-kun!“ Augenblicklich wurde die Gruppe still. Lee, der sich seine Zeit mit dem Laufen auf den Händen vertrieb, hörte auf zu zählen und sprang wieder auf seine Beine. Naruto hatte ihn dabei aus Langeweile und, um für gewisse Zeit unauffällig zu sein, beobachtet. Sakura und Neji unterbrachen ihr Gespräch über die verschiedenen Arten, einen Kunai zu werfen. Tenten sah von einem mittelgroßen Shuriken auf, den sie in ihren Händen hielt und mit einem Tuch putzte. Sasuke schritt erst gelangweilt weiter, ehe er bemerkte, dass die anderen angehalten hatten. Shino begab sich mit einem argwöhnischen Blick zum besagten Busch, in oder hinter welchem Kiba und sein Hund verschwunden waren. Er bemerkte zu spät, was da auf ihn zukam. „Shino-chan!“ Kiba sprang lachend aus dem Busch. Akamaru saß freudig kläffend und mit dem Schwanz wedelnd auf seinem Kopf. Auf eine unerklärliche Weise hatte Shino schon damit gerechnet, dennoch war er für die entscheidende Sekunde zu erstaunt, um auszuweichen. „Ich habe gewusst, dass du derjenige sein würdest, der sofort nach mir schaut. Es rührt mich zutiefst, wenn du deine Gefühle so offen vor allen anderen zeigst. Aber ich kann dir versichern, ich fühle genauso.“ Kiba grinste immer noch von einem Ohr zum anderen, als ihm bereits einige Kikaichu übers Gesicht krabbelten. Er hatte Shino genau in dem Moment seiner Blöße erwischt und musste diesen Triumph einfach auskosten. Sehr selten, falls es überhaupt einmal eingetroffen war, war er es, der Shino überrumpelte. Sonst war es immer das siegreiches Ende für Shino. Aber jetzt saß Kiba, mit Akamaru auf dem Kopf, auf Shinos Bauch und ignorierte das Kitzeln der vielen Käferbeine auf seiner Haut. „Tsunade-sama sagte“, grinste Kiba breiter, „du stürzest dich nicht sofort in einen Kampf, Shino-chan. Stimmt das etwa doch nicht? Willst du etwa die, die an dich geglaubt haben, so desillusionieren?“ „Tsunade-sama wird sich wohl oder übel geirrt haben“, sagte Shino hinter seinem hohen Kragen grinsend und warf Kiba von sich. Doch in selben Moment sprach Akamaru von Kibas Kopf und landete auf Shino. „N-Nicht“, sagte Hinata, lächelte aber unsicher, als Akamaru Shino übers Gesicht zu lecken begann. „Ein Überläufer in den eigenen Reihen“, meinte Kiba nur dazu und schüttelte seufzend den Kopf. Akamaru kläffte amüsiert und sprang Schutz suchend in Hinatas Arme. Er wollte es doch nicht so weit treiben und sich mit Käfern im Fell herumschlagen müssen. „Kiba-kun?“, fragte Hinata leise, während die beiden wieder auf die Beine kamen. „Sh-Shino-kun?“ Dieser nickte nur und Kiba sagte: „Keine Sorge, Hina-chan. Shino-chan könnte mir doch niemals etwas antun.“ Er grinste übers ganze Gesicht. „Ich an deiner Stelle würde es nicht darauf ankommen lassen“, antwortete Shino leise. „Hinata-chan?“, fragte Sakura unschlüssig. „Ist das mit den beiden immer so?“ Die Angesprochene schüttelte den Kopf und drückte die Finger aneinander. „Normalerweise endet es immer damit“, flüsterte sie, „dass Kiba-kun am Boden liegt und um Gnade winselt. Dann wartet Shino-kun eine Weile und lässt ihn schließlich gehen. Aber nichtsdestotrotz denke ich, dass sie sehr gute Freunde sind.“ Die anderen sahen sie ungläubig an. Hinata klang, als sei sie überzeugt von dem, was sie sagte. Außerdem hatte sie den ersten Teil so nüchtern und verständnisvoll erzählt, als wenn nichts dabei wäre. „Freunde für immer, was, Shino?“ Kiba grinste immer noch. Shino sagte nichts, sondern machte auf dem Absatz kehrt und setzte einfach seinen Weg fort. Tenten lächelte. Hinata hatte ihre Jungs wirklich gut im Griff. Das war etwas, das sie von ihr nicht erwartet hätte. Aber wahrscheinlich war ihr das nicht einmal bewusst, wie sehr sich sowohl Kiba als auch Shino um sie kümmerten. Vielleicht waren die drei gerade deswegen so eng befreundet. Der Rest des erst kürzlich angebrochenen Tages verlief weniger spektakulär. Naruto stellte sich einmal, und nun sicherlich auch zum letzten Mal, direkt an einen Baum am Wegesrand, um dort Wasser zu lassen. Sakura hatte ihn nicht verschonen wollen, doch war es schließlich Tenten gewesen, die für Narutos Wohlbefinden eingegriffen hatte. Als Shino zum ersten Mal den eigentlich Weg, den sie gingen, verließ, geschah es auch zum letzten Mal, dass ihm die Gruppe blind folgte- bis auf Hinata, die ein wenig naiv und teilweise fasziniert von seiner Insektenkunde war. Shino nutzte diese Gelegenheit, durch die Wälder nach Umigakure zu gehen, um seine Studien über Insekten weiterzuführen. So hatte er bei seiner ersten Entdeckung einen wilden Hornissenschwarm aufgespürt, von dem die anderen aber nicht so glücklich waren, ihn zu sehen, wie er. In einem kleinen Notizbuch, das er immer mit sich in seiner Tasche führte, schrieb er den ungefähren Standpunkt und die charakteristischen und auffälligen Merkmale des Insektes auf. Akamaru und Kiba bevorzugten es, ihren Weg über die Äste der Bäume fortzusetzen, was zur Folge hatte, dass immer wieder Blätter und abgebrochene Zweige auf den Rest der Gruppe hinabfielen. Und nach dem Zwischenfall von vorher legte auch Lee seinen Weg zählend und auf Händen zurück. Nebenbei versuchte er auch noch Naruto von diesem Vorhaben zu überzeugen, doch lehnte dieser geschockt ab. Den ganzen Tag auf Händen laufen? Da konnte er sich bequemere Arten vorstellen. Sakura, die sich nicht mehr mit Neji über das Werfen der Kunais unterhielt, hatte sich wieder daran zu schaffen gemacht, Sasuke anzuhimmeln. Dieser war davon nicht angetan, doch versuchte er nicht mehr zu flüchten, sondern es auf eine schwierige Art und Weise gänzlich zu ignorieren. Zudem stellte Neji fest, dass sein Sieg doch nicht so einfach zu erringen war. Er musste eine Möglichkeit finden, Sakura von Sasuke fernzuhalten. Und während Neji einen ausgeklügelten Plan ausheckte, löcherte Tenten Hinata mit Fragen zu deren Team. Sie war neugierig geworden, als sie die beiden einige Zeit zuvor zusammen gesehen hatte. Shino und Kiba, die besagten Personen, vergnügten sich derweilen in den Büschen und Bäumen. „Waren sie schon immer so?“, fragte Tenten. „Also von Anfang an, meine ich.“ Hinata schüttelte den Kopf. „Zu Beginn war es schlimmer“, antwortete sie und lächelte schüchtern. „Doch mit der Zeit lernten sie sich besser kennen und ihre Streitigkeiten wurden zu einem Spiel.“ „Einem Spiel?“ Tenten sah sie zweifelnd an. „Bist du dir da sicher, Hinata-chan?“ Die Angesprochene nickte. „Und wie bist du damit, nun ja, zurechtgekommen?“, fragte Tenten weiter. „Anfangs hatte ich schon Angst, dass sie sich umbringen könnten“, sagte Hinata äußerst trocken, was Tenten sehr erstaunte. Immerhin sprach sie mit dem schüchternsten Mädchen, das sie kannte. Und dieses sprach nun unbefangen von ihrem Team. „Auf der Akademie fielen sowohl Kiba-kun als auch Shino-kun wegen ihrer Eigenschaften auf. Kiba-kun war laut und beleidigend, wenn auch nicht zu mir. Und Shino-kun war mir ein wenig unheimlich wegen seiner Schweigsamkeit. Ich war überrascht, als sie mich bei unserem ersten Zusammentreffen als Team höflich begrüßt hatten.“ Sie machte eine kurze Pause und lächelte. „Je länger wir zusammen waren, desto mehr merkte ich, wie lieb sie doch eigentlich sind trotz ihrer gelegentlichen Differenzen. Ich mag Shino-kun und Kiba-kun sehr.“ Tenten sah sie eine Weile schweigend an. Sie hatte Hinata noch nie so glücklich gesehen. Nun gut, sie hatten bisher nicht viel miteinander zu tun gehabt, aber trotzdem. Sie hatte von Neji einmal erfahren, dass Hinatas Verhältnis zu ihrem Vater nicht das beste war wegen ihrer unsicheren Leistungen. Tenten war froh, dass es Hinata in ihrem Team besser erging. „Das ist auch gut so“, sagte sie schließlich und lächelte Hinata an. „Können wie eine Pause machen“, maulte Naruto gegen Nachmittag. Sie gingen zwar nicht schnell, aber dafür schon lange ohne Stop. Außerdem knurrte ihm der Magen. Die Sonne hatte ihren Höchstpunkt passiert und schien zwischen den Blättern der Bäume auf sie hinab. Bevor jemand anderes etwas erwidern konnte, ergriff Shino das Wort. „Wir rasten am nächsten See.“ Doch was sie alle nicht wussten oder gar erwartet hätten, war, dass der besagte See noch sehr weit entfernt war. --- Author's note: Dieses Kapitel ist durch und durch ein Team- Acht- Kapitel. Aber damit müsst ihr euch wohl oder übel abfinden- schließlich geht nichts über Team Acht >:D -, obwohl ich mich auch bemühe, die anderen nicht zu kurz kommen zu lassen. Kapitel 4: Wie der Zufall es will --------------------------------- Niemand hatte es gewagt, Shinos Wort anzufechten. Nicht einmal Naruto hatte gequengelt, warum es denn so lange dauerte bis zum nächsten See. Die Sonne war bereits am Untergehen, als Akamaru mit dem Schwanz zu wedeln begann und freudig im Kreis lief. Kiba meinte dazu nur, dass er seine fünf Minuten hätte. Schließlich hatten sie den nächsten See dann doch noch erreicht. „Hast du uns etwa mit Absicht um die anderen Seen herumgeführt, Shino?“, fragte Naruto mit müdem Gesichtsausdruck. Eigentlich war er gar nicht mehr in der Stimmung, einen Streit anzufangen. „Hätten Kiba oder wenigstens Akamaru dann nicht das Süßwasser gerochen?“, sagte Shino. Er war selbst erstaunt, dass sie erst nach einigen Stunden den See gefunden hatten. „Nicht wenn der Wind günstig für dich gestanden hätte, Shino-kun“, sagte Lee nachdenklich. „Ihr habt mich entlarvt“, erwiderte Shino und zweifelte an ihren gesunden Menschenverstand. „Ich habe, nur um euch leiden zu sehen, auf den Wind und die Seen geachtet, bevor auch nur einer von euch sie bemerkt hätte. Dann habe ich euch in großen Bögen um sie herumgeführt.“ Er blickte in sprachlose Gesichter, die dem aber glaubten, was er sagte. „Ich habe ja auch sonst nicht zu tun.“ „Ich habe schon immer gewusst, dass du ein Sadist bist, Shino“, grinste Kiba. „Und du bist mein Opfer, Kiba“, antwortete Shino. „Genug jetzt“, sagte Sakura. „Wir sollten hier unser Nachtlager aufschlagen.“ Wie sich herausstellte, hatten sie insgesamt drei Zelte. Diese aufzubauen, war kein leichtes Unterfangen. Lee, Naruto und Kiba stürzten sich übereifrig an die Arbeit, während sie hauptsächlich von Sakura dirigiert und verbessert wurden. Doch als nach zehn Minuten nicht einmal eines der Zelte stand, erbarmte sich der Rest der Jungen, sprich Sasuke, Neji und Shino, ihnen zu helfen. Aber als endlich alle drei Zelte aufgebaut waren, stellte sich die große Frage der Aufteilung. Der erste Vorschlag war der simpelste. Jedes Team bekam ein Zelt. Doch kurz nachdem dieser geäußert worden war, wurde auch schon Einspruch erhoben. „Ich werde auf keinem Fall mit dem da-“ Sakura wies auf Naruto, der sie unschuldig anschaute. „- ein Zelt teilen, wenn es nicht zu vermeiden ist.“ „Man zeigt nicht mit dem nackten Finger auf angezogene Leute“, murmelte dieser. „Wenn sie dieses Privileg erhält, bin ich dabei.“ Tenten grinste schief. „Lee schlägt das eine oder andere Mal im Schlaf um sich. Hab's auch schon zu spüren bekommen.“ „Tut mir wirklich, wirklich Leid, Tenten-chan“, sagte Lee mitfühlend. „Das passt doch“, sagte Sakura und grinste Tenten an. „Dann beanspruchen wir als Mädchen ein Zelt für uns allein.“ „Mich würde es aber nicht stören“, flüsterte Hinata verständnislos, „mir ein Zelt mit Kiba-kun und Shino-kun zu teilen.“ „Sag so etwas nicht. Sonst werden die beiden-“ Damit meinte Sakura Shino und Kiba. „- noch anhänglich.“ „Was soll das denn heißen?“, fragte Kiba brüsk. „Und außerdem, wenn das Hinata-chans Wunsch ist, dann-“ „Sie meinte nur, es würde sie nicht stören“, unterbrach ihn Tenten und stemmte die Hände in die Hüften. „Ich habe nichts von Wunsch-“ „Ich will auch nicht mit Sasuke in ein Zelt“, sagte Naruto plötzlich. Neji seufzte. „Da wir uns alle nicht zu einigen scheinen“, sagte er, „schlage ich vor, dass wie die Aufteilung einfach auslosen.“ „Aber Hinata-“, fing Kiba an. „Man kann nicht immer Rücksicht auf eine einzelne Person nehmen“, sprach Neji ein wenig kühl. Kiba wollte erneut zu protestieren beginnen. „Ist schon in Ordnung, Kiba-kun“, murmelte Hinata leise. Kiba knurrte leise, gab aber schließlich doch nach. „Gibt es irgendwelche Einwände, die das Auslosen betreffen?“, fragte Shino und hatte bereits sein Notizbuch und einen Stift gezückt. Sakura und Tenten sahen aus, als ob sie etwas sagen wollten. Doch schließlich ließen sie es dabei und schüttelten die Köpfe. Sie sollten sich in ihrem Alter nicht mehr so kindisch benehmen. Außerdem hatte sie nicht das Bedürfnis, sich mit Neji oder Shino anlegen zu müssen. Als auch niemand sonst etwas sagte, schrieb Shino alle neun Namen auf ein Blatt, das er aus seinem Buch gerissen hatte, und trennte diese voneinander. Danach faltete er die Namenszettelchen und ließ sie zu Boden fallen. „Wer zieht?“, fragte Sasuke. „Immer der, der fragt“, antwortete Naruto gelangweilt. „Und wehe du benutzt dein Sharingan.“ „Verzeih, aber ich kann damit nicht durch Wände oder auch nur Papier sehen“, entgegnete Sasuke gereizt darauf. Doch als es auch dieses Mal keine Gegenstimmen gab, schob er die Zettelchen mit einem Fuß in Dreiergrüppchen. Naruto, Kiba und Lee, ihres Zeichens hyperaktiv, schnappten sich jeweils einen dieser Haufen. „Ich fange an, weil K vor N und L im Alphabet kommt“, meinte Kiba und las seine drei Zettelchen vor, die mit Shinos weicher Handschrift beschrieben waren. „In Zelt Eins werden sein: Hinata-chan, Sasuke und Lee.“ Niemand sagte etwas. Dafür war diese Zusammenstellung viel zu ausgefallen. „Nun ja“, setzte Naruto die Aufteilung fort. „Das zweite belegen ich, Shino und Tenten?“ „Der Esel nennt sich immer zuerst“, sagte Lee, allerdings weniger enthusiastisch als man von ihm gewohnt war, und beendete ihre Losung. „Übrig bleiben Sakura-chan, Neji-kun und Kiba-kun.“ Der erste, der etwas zu dieser kuriosen Aufteilung zu sagen wagte, war Neji. „Ich denke“, grinste er, „wir sollten das beste daraus machen.“ Der Trübsinn hielt sich nicht lange. Immerhin mussten sie nur zusammen in den Zelten schlafen. Und das wahrscheinlich oder hoffentlich nur, bis sie das Gasthaus erreicht hatten. Bereits nach wenigen Minuten nach der Verkündung war die Zeltaufteilung verdaut. Am Ufer des Sees hatten sie ein kleines Lagerfeuer entzündet, um welches sie nun herumsaßen, um zu Abend zu essen. Dieses bestand hauptsächlich aus wildem Gemüse und einigen kleinen Fischen, die Akamaru entdeckt hatte. Nach diesem machte sie der Großteil der Gruppe daran, sich schlafen zu legen. Sie hatten einen langen Tag hinter sich. Und der nächste würde nicht kürzer werden. „Der Hund bleibt draußen, Kiba-kun“, sagte Sakura und versperrte den Weg ins Zelt. „Ein Flohfänger reicht.“ „Weder Akamaru noch ich haben Flöhe“, verteidigte sich Kiba und kratzte sich am Kopf. Akamaru bellte betroffen. „Wer weiß, vielleicht benutzt euch Shino-san als Zuchtanlage“, grinste Neji. „Wir haben keine Flöhe oder sonst irgendwelche Parasiten“, sagte Kiba nachdrücklich. „Das spielt keine Rolle.“ Sakura verschränkte die Arme vor der Brust. „Der Hund kommt nicht ins Zelt.“ „Aber-“, begann Kiba. „In diesem Falle ist Sakura-sans Wort Gesetz.“ Neji grinste breiter. „Aber schau doch nur, Sakura-chan“, sagte Kiba. Er nahm seinen Hund von seinem Kopf und hielt ihn mit ausgestreckten Armen zu Sakura hin. Akamaru sah sie mit großen Augen an, wedelte unschuldig mit dem Schwanz und winselte traurig. „Willst du etwa dieses kleine Hündchen frieren lassen?“ Dagegen kam Sakura nicht an. Sie musste feststellen, dass der Hund doch ganz süß war. Sie konnte ihn nicht im Freien frieren lassen, auch wenn sie Sommer und warme Temperaturen bei Nacht hatten. Dazu war der Hund einfach zu süß. „Nun gut“, gab sie nach. „Das heißt aber nicht, dass ich dich gern im Zelt sehe.“ Aber Kiba hörte ihr schon gar nicht mehr zu, hatte er doch erreicht, was er wollte. Akamaru schien zu grinsen. Diese Taktik wirkte immer bei Mädchen, das wussten sie beide. „Falls etwas sein sollte, Hinata“, sagte Shino, der neben ihr am Feuer saß, und sah dabei direkt in Sasukes Richtung, der gelangweilt ins Feuer stierte. Der wiederum spürte, dass er beobachtet wurde und schaute auf. „Dann lass es mich wissen. Notfalls werde ich das Zelt mit dir tauschen und-“ „Mir wird schon nichts passieren, Shino-kun“, lächelte Hinata. „Außerdem bist du es doch immer, der sagt, ich könne auf mich allein aufpassen.“ „Da habe ich ja auch Recht“, antwortete er, ließ Sasuke aber nicht aus den Augen. „Ich meine ja nur, falls.“ „Willst du mir irgendetwas unterstellen, Shino?“, fragte Sasuke übers Feuer hinweg. „Aber nicht doch, Sasuke-san“, entgegnete der Angesprochene höflich. „Ich traue nur dem Frieden nicht.“ „Du hast mich durchschaut.“ Sasuke grinste selbstgefällig und trieb es ein wenig zu weit, als er seinen Blick von Shino zu Hinata schweifen ließ. „Ich könnte über dein kleines Mädchen herfallen.“ „Diese Aussage ist dir nicht zu empfehlen gewesen.“ Shino erhob sich, doch Hinata hielt ihn zurück, indem sie ihn am Ärmel festhielt. Sie sah ihn bittend an. Das Feuer ließ die Schatten über ihre Gesichter tanzen. Shino sagte nichts, sondern nickte nur. Ein letzter warnender Blick zu Sasuke und er verschwand in der Dunkelheit. „Shino scheint besser als jeglicher Personenbegleitschutz zu sein“, meinte Sasuke. Er und Hinata saßen nun allein am Feuer. Sie fragte sich, ob Shino wusste, wen ihr Vater für sie ausgesucht hatte. Mit Sicherheit wusste er davon, denn sonst wäre er Sasuke gegenüber nicht so feindselig eingestellt. Er sorgte sich um sie und sie mochte dieses Verhalten sehr an ihm. Manchmal hatte sie das angenehme Gefühl, einen großen Bruder zu haben, der darauf achtete, dass ihr nichts geschah. Doch Shino konnte nicht immer auf sie aufpassen. „Sh-Shino-kun meint es nicht so“, murmelte sie. Wie immer, wenn sie unruhig war, drückte sie die Fingerspitzen aneinander. Sasuke schüttelte den Kopf und grinste. „Er meint es genau so, wie er es sagt. Im Gegensatz zu mir, denn ich werde sicher nicht über dich herfallen. Und Shino weiß das auch. Aber vielleicht sind seine Zweifel berechtigt.“ Damit erhob er sich und sah sie fragend an. „Möchtest du noch eine Weile hier sitzen bleiben?“ Unschlüssig, wie sie reagieren sollte, schüttelte sie den Kopf. Mit Sand schaufelte Sasuke das Feuer zu, bis das Holz nur noch an einigen Stellen glimmte. Shino hatte nach seinem Gespräch am Feuer einmal den recht kleinen See umrundet. Nebenbei hatte er sich im matten Mondschein einige Notizen zu den Mücken und anderen Abendinsekten gemacht, die über dem Wasser und im Schilf schwirrten. Als er zurückkam, war die Feuerstelle bereits gelöscht. Trotzdem setzte er sich auf einen der Holzstümpfe, die sie zum Sitzen benutzt hatte, und starrte in die Asche. Er befürwortete es gar nicht, dass Hinata sich ein Zelt mit Sasuke teilen musste. Zwar war der derjenige, den Hyuuga Hiashi als Vater des nächsten Erben für würdig empfunden hatte, aber trotzdem oder vielleicht gerade deswegen war Sasuke nicht vertrauenerweckend. Shino würde alles daran setzen, Sasuke und Hinata voneinander fernzuhalten, selbst wenn sie das in keiner Weise wollte. Schließlich war das, was sie wollte, ein besseres Verhältnis zu ihrem Vater. Er würde noch einmal mit ihr reden müssen. Dann fragte er sich selbst, warum sein Vater Tenten ausgewählt hatte. In seinen Augen war sie nichts Besonderes. Sie konnte zwar gut mit ihren Waffen umgehen, aber dafür waren ihre restlichen Ninjakünste nicht gerade berauschend. Es hätte sicherlich begabtere Mädchen gegeben. Aber er hatte nicht das Recht, die Entscheidungen seines Vaters anzuzweifeln. Der würde schon seine Gründe haben. Er erhob sich und schritt zu seinem Zelt. Er hielt kurz inne, um zu lauschen. Außer dem Schnarchen einiger Leute und dem Fiepen der Fledermäuse war nichts zu hören. Widerwilliger als gedacht öffnete er das Zelt. Tenten lag ruhig schlafend auf ihrer für sich beanspruchten Seite. Ihr Haar war wie am Tag zusammengebunden. Es schien sie im Schlaf nicht zu stören. Sie hatte sich in ihren Schlafsack eingekuschelt und ihn sich bis zum Kinn gezogen. Naruto, der neben ihr lag, füllte den Rest des Zeltbodens aus. Seinen Schlafsack hatte er zur Decke umfunktioniert, die ihn aber nur bedingt bedeckte. Er schlief in T-Shirt und Shorts und schnarchte laut vor sich hin. Beinahe hätte Shino das kleine Stück Papier nicht bemerkt, den Naruto fast unter seinem Schlafsack begraben hätte. Er zog ihn vorsichtig hervor, obwohl er eigentlich sicher war, dass Narutos Schlaf tiefer als tief sein musste. In feiner Schrift stand darauf: Zwick ihn einfach, Shino-kun. Sakura-chan hat es mir empfohlen. Er sah zu dem Mädchen, das seelenruhig schlief, und konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Er steckte das Zettelchen ein und kniff dann, wie beschrieben, Naruto in den Arm. Dieser zuckte zusammen und Shino dachte, er hätte zu fest zugekniffen, sodass dieser aufwachte. „Sasuke ... du ... Idiot“, murmelte Naruto, machte ein seltsames, schmatzendes Geräusch und rollte sich mitsamt seinem Schlafsack zur Seite, während er sich den Arm hielt. Shino sah ihn mit erhobener Braue an. Seine Theorie, dass Naruto merkwürdig war, wurde immer wieder bestätigt. Er sah sich zweifelnd seinen Schlafplatz an. Da sich Naruto zur Seite gerollt hatte und Tenten auf der anderen Seite schlief, schien sein Platz nun in der Mitte zu sein. Er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, schon allein wegen Naruto neben sich. Normalerweise war es Hinata, die in der Mitte lag und ihn und Kiba voneinander trennte. Aber er hatte wohl keine andere Wahl. Er zog sich seine Schuhe aus, rollte seinen Schlafsack aus und legte sich hinein. Narutos Schnarchen schlug das von Kiba um Längen. Das konnte eine heitere Nacht werden. Während Shino langsam ins Reich der Träume absackte, lag Hinata hellwach im Zelt nebenan. Sie lag an der Seite und Lee neben ihr. Der schien von irgendwelchen wilden Kämpfen zu träumen, denn ab und an stieß er einen leise Kampfschrei aus oder forderte Neji undeutlich dazu auf, sich ihm zu stellen. Doch um sich geschlagen hatte er noch nicht, wie Tenten prophezeit hatte. Vielleicht würde das noch kommen, vielleicht riss sich Lee aber auch nur zusammen. Aber Lee war nicht ihr Problem. Dieses lag einen Schlafsack weiter. Sie hörte seinen ruhigen Atem. Auch er schlief. Nur sie war wach und würde am nächsten Tag so fertig aussehen, dass Shino gar nicht anders konnte, als sich um sie zu sorgen. Sie musste einschlafen. Sie rollte sich zur Seite und blickte direkt in Lees Gesicht. Ein kurzer Schreck, weil der gerade nuschelte, dass er seine Sakura-chan vor dem bösen Neji beschützen würde. Ob er wohl ein Ahnung hatte? Hinata bezweifelte es. Sie rollte sie auf die andere Seite. Doch auch dort lag sie unbequem. Sie schaute wieder an die Decke, durch die schwach das Mondlicht drang. Einige Mücken surrten um das Zelt herum. Sie musste schlafen. Warum machte sie die bloße Anwesenheit von Sasuke so nervös? Wäre es bei Naruto ebenso gewesen? Sie mochte ihn schon sehr lange. Vielleicht ist es aber auch schon zu lange gewesen. „Kannst du nicht schlafen?“, fragte Sasuke in die Dunkelheit hinein. Sie zuckte zusammen. Sei still, sagte sie sich, er weiß nicht, dass du wach bist. „Ich weiß, dass du wach bist, Hinata-san.“ Er blufft. Ruhig ein- und ausatmen. Du schläfst. Du bist nicht wach. „Komm her“, sagte er plötzlich. „Ich ... werde gleich ein ... schlafen“, hauchte sie. „Das glaubst ... du doch wohl selber nicht, Neji-kun“, sagte Lee zwischen ihnen. Sie hörte Sasukes Schlafsack rascheln und sah, dass er sich aufsetzte. „Komm her, Hinata-san“, wiederholte er und streckte die Hand nach ihr aus. „N-N-Nein, Sasuke-san“, wisperte sie und zog sich ihren Schlafsack über die Nase. „Ich beiße nicht“, sagte Sasuke. Sie sah nicht, dass er grinste. „Und Shino muss es ja nicht erfahren.“ „I-Ich ...“, begann Hinata, aber sie war nicht sicher, was sie eigentlich sagen wollte. „Pass auf, dass du Lee nicht weckst.“ Sasuke öffnete seinen Schlafsack und warf ihn wie eine Decke über sich. Dann hob er das eine Ende und sah Hinata erwartungsvoll an. „Ich möchte nur, dass du schlafen kannst.“ Sie war nervös. „Ich werde nicht über dich herfallen“, sagte Sasuke weiter. „D-Das weiß ich doch“, murmelte sie und setzte sich auf. Das war ihre Chance. Ihre Chance, ihren Vater stolz zu machen. Ihre Chance, zu erfahren, warum sie so nervös war. Warum sie nicht mehr so oft an Naruto dachte. Er nahm ihre Hand. Sie verhedderte sich in ihrem Schlafsack und wäre beinahe auf Lee gefallen. Sasuke hatte sie allerdings noch rechtzeitig aufgefangen. Sie murmelte ein gequältes Dankeschön. Was tat sie hier eigentlich? Sie legte sich neben Sasuke. Sie spürte seine Wärme. Er deckte sie beide zu. Sie sah ihn lächeln. Sie sah seine schwarzen Augen, die einen Schimmer vom Mondlicht enthielten. Sie sah weg. Ihr Herz schlug gegen ihre Brust, sodass sie vermuten musste, ob Sasuke es vielleicht hörte. „Gute Nacht, Hinata-san“, flüsterte er noch, eher er seine Augen schloss. Sie spürte seine Wärme. Es war beinahe unerträglich. Ihr Gesicht glühte. Die Stellen, die er berührt hatte, schienen zu brennen. Sie wusste nicht, was mit ihr los war. Hatte sie Naruto wirklich schon zu lange gemocht? Sie schloss die Augen. Es war erstaunlich, wie schnell sie einschlief. Kapitel 5: Der nächste Morgen ----------------------------- Als Sakura am nächsten Morgen die Augen öffnete, war ihr wohlig warm. Sie gähnte und schaute zur anderen Zeltseite hinüber. Dort lag Kiba in seinem Schlafsack eingerollt. Wie ein Stofftier lag Akamaru auf ihm drauf und ließ leblos die Beine herabhängen. Kiba schnarchte. Aber sie wusste aus Erfahrung, dass Naruto schlimmer war. Armer Shino-kun, dachte sie mit einem Grinsen. Aber nicht nur Kiba schnarchte. Auch Akamaru gab seltsame Geräusche von sich, die aber eher an ein Knurren erinnerten. Trotzdem war das noch nicht alles. Zuerst dachte sie, sie würde Naruto aus dem nächsten Zelt hören. Doch als sie den Kopf drehte, entdeckte sie Nejis Gesicht ziemlich nah an ihrem. Er schnarchte ebenfalls, wenn auch leiser als der Standard. Erst jetzt bemerkte sie, weshalb ihr so wohlig warm war. Neji lag nah, viel näher als gestern Abend, bei ihr. Schnell rutschte sie von ihm weg. Platz genug hatten sie in der Mitte des Zeltes, weil sie und Neji eine Art Barriere zwischen sich und Kiba zu errichten versucht hatten. Die Frage, die jetzt in ihrem Kopf schwirrte, war, ob sie näher gerutscht war oder Neji. Das schlimme war, dass sie wahrscheinlich die Verursacherin gewesen ist. Aber sie musste ja niemanden davon erzählen ... oder? Als sie sich aus ihrem Schlafsack schälte, spitzte Akamaru die Ohren und blinzelte verschlafen. Sakura lächelte begeistert. Wie schnell sie doch dieses kleine Wesen in ihr Herz geschlossen hatte. Dafür, dass sie ihn zu Beginn Flohfänger genannt hatte. Ob er ihr das noch übel nahm? „Guten Morgen, mein Kleiner“, flüsterte sie, doch Akamaru legte nur die Ohren an und vergrub seinen Kopf in Kibas Haaren. Scheinbar nahm er es ihr noch übel. Sie streckte sich und verließ das Zelt. Was sie nicht sah und hörte, war, dass Kiba übers ganze Gesicht grinste und Akamaru zuflüsterte: „Das hast du super gemacht.“ Dieser winselte einmal zustimmend und rollte sich von ihm herunter. Mit einem dumpfen Geräusch fiel er in den Schlafsack. Dort drehte er sich zweimal im Kreis und legte sich schließlich wieder hin. Doch Kiba war nicht der einzige, der schon aus diesem Zelt wach war. Neji lag entspannt und mit geschlossenen Augen am anderen Ende des Zeltes. Sein ausgeklügelter Plan geriet langsam, aber sicher ins Rollen. Und es schien auf Sakura zu wirken. Es würde doch nicht so schwer werden, Sakura von Sasuke zu locken und die Wette zu gewinnen. Shino wachte auf, als er einen leisen Schrei hörte. Sofort sprangen seine brüderlichen Instinkte an. Doch statt aufzuspringen und zu Hilfe zu eilen, spürte er, wie er zurückgehalten wurde. Er glaubte nicht, was er an sich sah. Naruto hatte sich in seinem Tiefer- als- Tiefschlaf zurückgerollt. Wie viele Menschen suchte auch er irgendwo Halt, damit er nicht in seine große Schlucht der Alpträume fiel. Wie dem auch sei, krallte er sich an Shinos Schlafsack fest. Doch das war nur die eine Seite. Auf der anderen Seite lag Tenten, die, als er das Zelt betreten hatte, so friedlich geschlafen und zur Zeltwand geschaut hatte. Nun lag sie bei ihm und benutzte ihn und seinen Schlafsack als Kissen. Im Gegensatz zu Naruto, der sich vor seinem Abgrund rettete, schien sie das zu tun, was andere Menschen als kuscheln bezeichneten. Shino konnte nicht sagen, dass es ihm nicht gefiel, auch wenn er noch ein unnützes Anhängsel auf der anderen Seite hatte. Tenten schaute so friedlich aus im Schlaf. Naruto dagegen schnarchte und sabberte nun sogar vor sich hin. Als er Schritte von draußen hörte, wusste er wieder, warum er eigentlich aufgewacht war. Schließlich hatte es weder an Naruto noch an Tenten gelegen. Er schob das Mädchen vorsichtig von sich, doch klammerte sie sich nur an seinen Arm. Um es sich leichter zu machen, schubste er dann erst einmal Naruto unsanft von sich, der ein Schnauben von sich gab und sich an seinen eigenen Schlafsack krallte. Danach wandte sich Shino wieder seinem ersten Problemchen zu. Tenten schien tief und fest zu schlafen, auch wenn sie gar nicht danach aussah. Sie sah so zerbrechlich aus und hatte sogar ein kleines Lächeln auf den Lippen. Shino befreite sich vorsichtig aus ihrer Umklammerung, um sie nicht zu wecken, und drückte ihr stattdessen seinen Schlafsack in den Arm. Sofort drückte sie diesen an sich. Merkwürdig, dachte er nur und huschte hinaus ins Freie, bevor ihn wieder jemand beschlagnahmen konnte. Einige Zeit zuvor regte sich Hinata im Zelt nebenan. Auch sie fühlte sich, als sie die Augen öffnete, wie Sakura zuvor wohlig warm. Das erste, was sie an diesem Morgen erblickte, war Lees Gesicht. Und dieses war nicht weit von ihrem entfernt. Sie fuhr erschrocken zurück. Das letzte Mal, dass ihr ein Gesicht so unerwartet nah gewesen war, war schon einige Zeit her. Damals hatte Kiba ihr einen Streich spielen und sie so wecken wollen. Das hatte er auch geschafft. Sie war danach hellwach gewesen und hatte selbst am Abend noch Schwierigkeiten, einzuschlafen. Kiba hatte gewaltigen Ärger von Shino bekommen, sodass er am Ende schließlich zu Hinata kroch, sich entschuldigte und ihr schwor, es nie, nie, nie wieder zu tun. Als sie zurückzuckte, stieß sie gegen jemanden. Erneut erschrak sie und stieß einen ersticken Schrei aus, als sich zwei Arme um sie schlangen. Wo war sie nur gelandet? Sie wand sich in den Armen und entdeckte schließlich Sasuke, der verschlafen die Augen öffnete. Er sah sie erstaunt an. Sie sah schockiert zurück. Er grinste. Für einige Sekunden war sie unfähig, sich zu bewegen. Sie tat nichts anderes, als ihn anzusehen und zu denken. Ihre Gedanken rasten. Sie hatten die Zeltaufteilung ausgelost. Sie kam ihn ein Zelt mit Lee und Sasuke. Nach dem Abendessen hatte sie mit Shino und Sasuke am Feuer gesessen. Shino hatte sich mit Sasuke anlegen wollen. Sie hatte ihn zurückgehalten. Er war gegangen. Sie und Sasuke hatten am Feuer gesessen. Sie waren schließlich in ihr Zelt gegangen, wo Lee schon wild geträumt hatte. Sie hatte nicht schlafen können. Sasuke hatte sie zu sich geholt. Sie war zu ihm gegangen. Sie langen unter einem Schlafsack. Danach war sie mit Herzklopfen eingeschlafen. „Guten M-Morgen, Sasuke-san“, sagte sie schnell und unbeholfen. Sie lächelte schief zurück. Sie wusste nicht, was sie tat. Lee regte sich hinter ihr. „Wo ist ... Neji-kun?“, murmelte er verschlafen. Das war für Hinata der Anstoß, sich aus Sasukes Armen freizukämpfen und in rasanter Geschwindigkeit das Zelt zu verlassen, wobei sie beim Ausgang stolperte und somit eher hinauspurzelte. An der frischen Luft angekommen, sahen sie Sakura erstaunt und Shino scheinbar allwissend an. Es würde sie nicht wundern, wenn Shino Bescheid wüsste. Aber in Wirklichkeit wusste er nichts, sondern hatte nur eine Ahnung. „Hinata?“, fragte er und hockte sich neben sie ins Gras. „Was ist passiert?“ Sie dachte einen Moment nach. Sie war letzte Nacht freiwillig zu Sasuke gegangen. Aber wahrscheinlich würde Shino der Name Sasuke schon reichen, um ins besagte Zelt zu stürmen. Manchmal war selbst Shino unberechenbar. „Nichts“, murmelte sie und lächelte entschuldigend an. „Ich habe nur schlecht geträumt.“ „Hast du Fieber?“, fragte er weiter und legte seine Hand auf ihre Stirn. Die andere landete auf seiner eigenen. „Du glühst“, stellte er fest. „Geht es dir nicht gut?“ „Doch, doch“, entgegnete sie und lächelte immer noch. „Alles bestens, Shino-kun.“ Shino nickte, beobachtete sie jedoch noch mehr als misstrauischen. Sie war halt keine geborene Lügnerin. Was ja auch nicht unbedingt etwas Schlechtes sein musste. Dann drehte er sich abrupt um und ging zur erloschenen Feuerstelle. Er entzündete sie und setzte eine Kanne mit Wasser auf. Hinata nickte ebenfalls etwas hilflos. Sie fühlte sich gar nicht wohl dabei, Shino zu belügen. Dennoch saß ihr der Schock noch immer in den Knochen. Zuerst Lee, dann Sasuke und zu guter Letzt auch noch Shino. Sie fühlte sich wie damals, als Kiba sie erschreckt hatte, wenn nicht sogar schlimmer. Das Frühstück verlief ruhig und zügig. Hinata saß unruhig auf ihrem Platz und trank ihren Tee. Neben ihr fühlte sich Shino in seiner Vermutung bestätigt und ließ Sasuke deswegen keineswegs aus den Augen. Dieser grinste nur. Sakura warf immer wieder verstohlene Blicke zu Neji, um herauszufinden, ob der am Morgen etwas bemerkt hatte. Doch er aß nur scheinbar unwissend sein Frühstück. Tenten beobachtete Sakura missmutig, allerdings schwirrten ihr ganz andere Gedanken im Kopf herum. Naruto schmatzte in aller Ruhe vor sich hin, was aber daran lag, dass er noch müde war. Schließlich hatte Lee ihn in aller Frühe, wie er meinte, geweckt. Dabei war Naruto der letzte gewesen. Selbst Kiba ist freiwillig vor ihm aufgestanden. Der hörte nun Akamaru zu, der ihm anscheinend etwas sehr Wichtiges zu erzählen hatte. Eine Stunde später waren die Zelte und alles andere eingepackt und auf die Anwesenden verteilt. Jeder trug das, was er bereits am Vortag trug. Der erneute Aufbruch war weniger enthusiastisch als am vergangenen Tag. Einzig Lee und Naruto, der inzwischen wieder hellwach war, konnten es kaum erwarten, aufzubrechen. Der Rest dagegen war entweder ruhiger Natur oder anderweitig beschäftigt, hauptsächlich im Kopf. „Shino(-kun)!“, riefen Naruto und Lee aufgeregt zur selben Zeit, als endlich alle bereit waren, aufzubrechen. „In welche Richtung?“ „Die gleiche Richtung wie gestern“, antwortete dieser und schritt an ihnen vorbei. Der Fußmarsch war im Gegensatz zum Frühstück schon um einiges entspannter. Akamaru und Kiba schnüffelten im Gehölz herum und fanden ein paar bunte Blümchen, die sie Hinata schenkten. Lächelnd steckte sie sich diese vorsichtig ins Haar. „Du wirst von deinem Team auf Händen getragen, Hinata-chan“, kicherte Sakura neben ihr. Hinata sah verlegen zu Boden. „Was man von uns beiden leider nicht sagen kann.“ Auch Tenten kicherte, als Hinata die Fingerspitzen aneinander drückte. „Trotzdem will ich nicht mit dir tauschen, Hinata-chan“, sagte Sakura. „Shino-kun ist mir zu unheimlich und Kiba-kun stinkt.“ Das hatte der letztere gehört. „Neji auch“, rief er aus den Büschen und Akamaru bellte bestätigend. Hinata schüttelte den Kopf. „Kiba-kun riecht nicht und Shino-kun ist nicht unheimlich.“ „Du bist einfach zu süß, Hina-chan“, entgegnete Tenten grinsend. „Dagegen kommt selbst Shino-kun nicht an.“ Hinata gab es auf. Sie wusste, dass Shino manchmal etwas seltsam war und Kiba und Akamaru des Öfteren nach nassen Hund rochen. Trotzdem hatte sie die drei sehr gern und möchte sie nicht mehr missen wollen. Neji, der einige Meter hinter den Mädchen ging, hörte Lee nur mit halben Ohr zu, der ihm von seinem merkwürdigen Traum von letzter Nacht erzählte. „- und dann hast du dir einfach Sakura-chan geschnappt und bist weggelaufen“, jammerte er betrübt. „Ich habe versucht, sie zu retten und dich zur Vernunft zu bringen, aber ich habe es nicht geschafft. Verzeih mir, Neji-kun.“ „Du hast nur geträumt, Lee“, antwortete dieser. Er stellte sicher, dass das Opfer aus Lees Traum alles mitbekam. Besser hätte es für ihn und seinen Plan nicht laufen können. „Das nächste Mal werde ich dich beschützen, Sakura-chan“, rief Lee, reckte den Daumen in die Höhe und grinste das Mädchen an. Er war fest von sich überzeugt. „Das hoffe ich doch, Lee-kun.“ Sie schaute über ihre Schulter und lächelte ein wenig gequält. „Ich werde dich auch beschützen, Sakura-chan“, ergänzte Naruto mit vollem Mund und schaffte es irgendwie, zu grinsen. „Da bin ich aber beruhigt.“ Sakura seufzte. Moment. „Was isst du da schon wieder, Naruto?“ Sie blieb stehen und schaute ihn prüfend an. „Ich hab 'nen Apfel gefunden“, antwortete er und hielt ihr das besagte Obst entgegen. „Möchtest du auch 'mal abbeißen?“ Sie schüttelte angewidert den Kopf. Worauf hatte sie sich nur eingelassen? Sie würde am Ende des Urlaubs noch fertiger mit den Nerven sein als vorher. Die Sonne stand an ihrem höchsten Punkt und die kleine Gruppe hatte dies als Zeichen für eine Pause gesehen. „Müssen wir immer nur in diese Richtung, Shino-kun?“, fragte Lee, der währenddessen auf den umstehenden Bäumen herumturnte. „Wir werden ins nächste Dorf gehen und dann weitersehen“, antwortete er. „Und wenn ich fragen dürfte, Neji-san, wie weit ist es bis dorthin?“ „Ungefähr zehn Kilometer nord- östlich von hier“, erwiderte er und versiegelte sein Byakugan. „Wenn wir unsere Geschwindigkeit einbehalten, sollten wir in gut eineinhalb Stunde ankommen.“ Nach weniger als die vermutete Zeit erreichten sie das Dorf. Es war nicht groß und bestand hauptsächlich aus großen, alten Häusern, wie sie die alten Cläne in Konohagakure hatten. Es schien nur eine Straße zu geben, die einmal direkt durch das Dorf verlief. Die restlichen Wege waren nur dunkle Gassen, in die niemand gern gehen wollte. Doch auf dieser einen Straße war nichts los. Die zwei oder drei kleinen Läden, die es gab, waren geschlossen. „Seid ihr euch sicher, dass dieses Dorf noch bewohnt ist?“, fragte Sakura und sah sich beunruhigt um. Es war ihr nicht geheuer, dieses Dorf. „Niemand hat gesagt, dass es bewohnt ist“, antwortete Sasuke und schaute interessiert in eine der vielen Gassen zwischen den Häusern. Er meinte gesehen zu haben, wie sich dort etwas bewegte. Er machte einen Schritt hinein. Erschrocken hüpfte er zur Seite, als neben ihm der Deckel einer Abfalltonne laut scheppernd und widerhallend zu Boden fiel. „Was tust du da, Sasuke-kun?“ Sakura folgte ihm unsicher und stieß plötzlich einen Schrei aus. Eine schwarze Katze war von der besagten Abfalltonne auf sie gesprungen. Ihr Schrei kam für alle unerwartet, sodass jeder erschrak. Nur einigen sah man dies nicht an. Sasukes Gesichtszüge waren für einen Moment entglitten, allerdings hatte er sich schnell wieder im Griff. Tenten hatte sich aus Reflex an Hinata geklammert, die in diesem Moment zu überrascht war, um zu reagieren. Lee rief sogleich etwas von wegen er müsste Sakura retten. Naruto war Sasukes kurzzeitiger Gesichtsausdruck nicht entgangen und lachte nach seinem ersten Schrecken. Shino vergrub seine Hände nur noch mehr in seinen Taschen, wenn das überhaupt noch möglich war. Neji schüttelte den Kopf und wendete sich grinsend von diesem Theater wegen einer einzigen Katze ab. Als Kiba das Tier erblickte, das Sakura angefallen hatte, griff er schnell nach Akamaru, doch zu spät. Laut bellend rannte der Hund auf die Katze zu, die ihn sofort gehört und reagiert hatte, indem sie sich zuerst an Sakura festkrallte, dann allerdings doch feststellte, dass weglaufen die gescheitere Methode war. Ihr Problem war jedoch nur, dass Akamaru ihr folgte. Und schon waren die beiden in einer anderen Gasse verschwunden. Kiba seufzte, fluchte leise und stapfte seinem Hund hinterher. „Hast du dir wehgetan, Sakura-chan?“, fragte Naruto, der sich von Sasuke abgewandt hatte, als die Katze wieder von Sakura gesprungen war. Sie schüttelte den Kopf. „Sind nur ein paar Kratzer“, meinte sie und zeigte ihm ihren verletzten Arm. Was sie allerdings nicht bemerkt hatte, waren die zwei feinen Kratzer auf ihrer Wange. Neji sah dies als seine Chance. „Nur einige Kratzer, ja?“, fragte er und ging auf sie zu. Ohne sie gefragt zu haben, nahm er ihren Arm und begutachtete ihre kleinen Verletzungen. „Wer weiß, was diese Tier für Krankheiten mit sich trägt. Ich werde das desinfizieren.“ „N-Nicht nötig, Neji-kun“, stammelte Sakura und hatte wieder das Bild vom Morgen vor Augen. Sie wich zurück, als er seine freie Hand nach ihrem Gesicht ausstreckte, doch konnte sie ihm nicht entkommen. Sie spürte ein leichtes Brennen auf der Wange. Erst jetzt bemerkte sie die Kratzer auf der Wange. Er strich so umsichtig darüber, wie sie es von ihm niemals zuvor erwartet hätte. „Ich werde das desinfizieren“, wiederholte er und sie nickte. Als er sie zur nächsten Sitzbank führte, warf er einen vielsagenden Blick über die Schulter. Ein Zucken huschte über Shinos Gesicht und Hinata sah zu Boden. „Tenten-chan, was-“, begann Hinata, nachdem sie den misstrauischen Blick des besagten Mädchens entdeckte. „Es ist nichts“, antwortete sie nur. Sie kramte ein Kunai und ein Tuch aus ihrer Tasche und begann ihre glänzende Waffe zu polieren. Hinata warf einen traurigen Blick zu Neji. Sie wusste Bescheid. Er wohl nicht. Und auch Shino wusste nun Bescheid. Wie immer schienen sich seine unheilvollen Vermutungen zu bestätigen. Er hatte eine schwere, für ihn fast unmögliche Aufgabe vor sich. Kapitel 6: Das Geisterdorf -------------------------- „Umm“, murmelte Hinata nach einer Weile, in der sie nur untätig herumstanden. Neji sorgte sich um jede Wunde Sakuras einzeln und sprach dabei lächelnd mit ihr über die verschiedensten Dinge. Shino ging die einzige Straße des Dorfes auf und ab, auf der Suche nach irgendwelchen Zeichen von Leben. Tenten hatte sich an eine hölzerne Hauswand gelehnt und polierte angestrengt ihren Kunai, der nicht mehr glänzender werden könnte. „Weiß jemand, wo die anderen sind?“ Kiba war bisher nicht mit Akamaru wiederaufgetaucht. Wahrscheinlich jagte der Hund immer noch das arme Katzentier und war nicht aufzuhalten. Naruto und Lee erkundeten die Gassen des Dorfes und trafen schließlich mit Sasuke zusammen. Doch das wussten die anderen nicht. Für sie war Sasuke vom Erdboden verschluckt, weil der im Gegensatz zu Lee und Naruto nicht Bescheid gesagt hatte. „Die werden schon wieder auftauchen“, sagte Tenten und lächelte sie an. „Bisher sind sie immer wiedergekommen.“ „Aber wenn-“ „Sie sind alt genug, um auf sich allein aufzupassen, Hinata“, sagte Shino. „Oder sie sollten es zumindest sein.“ Sie sah ihn stumm an. Er wartete darauf, dass sie etwas sagte, was sie jedoch nicht tat. Stattdessen sah sie ihn nur an und wendete sich schließlich von ihm ab, um sich neben Tenten zu setzen. Warum konnten die anderen alt genug sein, um auf sich allein aufzupassen, und sie nicht? „Leute, das müsst ihr euch ansehen!“ Naruto und Lee kamen auf einer Gasse gelaufen. Sie waren blass, grinsten dennoch übers ganze Gesicht. Sasuke trottete langsam hinter ihnen her. „Schnell, sonst ist es weg!“ Sie sahen die drei Jungen misstrauisch an. „Was ist sonst weg?“, fragte Shino. „Kommt mit und seht es euch selbst an“, sagte Lee aufgeregt. „Das beantwortet nicht meine Frage.“ „Wir haben ja sonst nicht zu tun.“ Tenten erhob sich und klopfte sich den Staub aus der Hose. „Also, was soll's?“ Sie sah Shino an. Geschlagen nickte er. Schließlich hatte sie Recht. Alles war besser als hier weiter vor sich hin zu gammeln. „Aber was wird aus K-Kiba-kun und Akamaru-kun?“, fragte Hinata unsicher und sah zu der Gasse, in welcher die beiden vor einiger Zeit verschwunden waren. „Sie werden uns schon wiederfinden“, versicherte ihr Shino. Noch ein wenig unschlüssig, ob es richtig war, was sie taten, folgte Hinata den anderen. Sie sah, dass Tenten versucht Abstand zu Neji und Sakura nahm, die sich anscheinend gut verstanden. Hinata hätte wissen müssen, dass Neji mit allen Mitteln kämpfen würde. Aber dass er so besessen von der Idee war, hatte sie nicht zu vermuten gewagt. Und vielleicht sollte diese Wette auch nur Tarnung sein, weil er Sakura wirklich mochte und diese Chance, mit ihr in den Urlaub zu fahren, als einmalig betrachtete? Schließlich würde sein Stolz es niemals zulassen, ein Mädchen in aller Öffentlichkeit so zu behandelt, wie er es mit Sakura tat. Aber jetzt könnte er sagen, er täte es für den Clan ... Nein, so war Neji nicht. Da spielte die Phantasie ihr wohl einige Streiche. Sie ging zu Tenten. „Schneller, sonst ist es wirklich weg“, drängte Naruto und führte sie in eine Gasse. „Was soll es da zu sehen geben, Sasuke-san?“ „Lass dich überraschen, Neji-san.“ Sie gingen die Gasse entlang. Hinata griff nach Tentens Arm. Ihr war die gesamte Aktion nicht geheuer. Nach kurzer Zeit öffnete sich die Gasse zu einem großen Moor hin. Obwohl es helllichter Tag war, lag es düster vor ihnen. Nebelschwaden wanden sich um die wenigen kahlen Bäume, die dort standen. Das hohe Gras raschelte unheimlich im kühlen Wind. „Was ist das?“ Die Nebelschwaden zogen sich zusammen und nahmen die Gestalt einer jungen Frau an. Sie hatte kein Gesicht, dafür aber lange silberne Haare, durch die der Wind sanft wehte. Statt mit ihren Beinen auf dem Boden zu stehen, schwebte sie unheilvollen über das düstere Moor zwischen neuen Nebelschwaden, die aus dem Gras aufstiegen. „Ein Genjutsu“, sagte Shino und sah sich um. Immerhin musste sich irgendwo der Anwender befinden. „Das dachten wir auch erst“, sagte Naruto immer noch blass im Gesicht und sein Grinsen ebbte langsam ab. „Aber schließlich war Sasuke bei uns und hat gesagt ... und hat gesagt, dass die Frau ein Geist ist.“ „Hör auf, ihnen Flausen in den Kopf zu setzen, Sasuke-san.“ Shino schüttelte verärgert den Kopf. „Du weißt genau, dass sie so etwas glauben.“ „Erstens kann ich mit meinem Sharingan wohl ein einfaches Genjutsu von irgendetwas anderem unterscheiden“, antwortete Sasuke und nickte mit dem Kopf in Richtung des seltsamen Wesens auf dem Moor. „Deshalb kann ich dir versichern, dass das kein Genjutsu ist. Und zweitens habe ich nicht gesagt, dass diese Frau ein Geist ist. Das ist Lee gewesen.“ „Wenn das kein Genjutsu ist, kann man es wohl auch nicht entfesseln.- Sakura-san?“ Das Mädchen zuckte zusammen und sah Shino an. „Wieso soll ich das machen?“, fragte sie und machte einen Schritt zurück. „Ich glaube Sasuke-kun, wenn er sagt, dass das kein Genjutsu ist.“ Für einige Momente war Shino still, genauso wie der Rest der Gruppe. „Will mir sonst noch jemand weismachen, dass der Nebel dort drüben ein Geist ist?“, fragte er dann und sah in die Runde. Hinata wich seinem Blick aus, indem sie zu Boden sah. Tenten betrachtete unschlüssig die Nebelschwaden. Lee und Naruto hatten eine seltsame Mischung aus Faszination und Schrecken im Gesicht. Neji tat das alles mit einem gleichgültigen Blick ab und verschränkte die Arme. Sakura betrachtete nervös ihre Füße, empfand ihren Stand zwischen Sasuke, der die Hände gelangweilt in den Taschen vergraben hatte, und Neji aber als sicher. Shino schüttelte den Kopf und schaute aufs Moor hinaus. Die weiße Frau schwebte immer noch reglos über dem sich dem Wind beugenden Gras. Sie hob die Hand und winkte. „Kennt ihr euch?“, grinste Neji. „Sei ruhig, Neji-san, du bist auch so keine große Hilfe.“ Shino trat an den Zaun, der das Moor umgab, und wollte gerade hinüberspringen, als Hinata sich traute, ihn zurückzuhalten. „W-Was hast du vor, Shino-kun?“ „Ich werde jetzt dieses Genjutsu entfesseln, weil es kein anderer macht“, antwortete er und sah sie an. „Sonst werden hier einige bis in alle Ewigkeit denken, dass diese Frau ein Geist ist.“ „Aber, Shino-kun-“ „Es gibt keine Geister, Hinata“, sagte er und setzte erneut an, zu springen. „Nein, Shino-kun!“, rief sie und hielt ihn fest. „Sie ist wie die schwarze Witwe. Erst lockt sie dich zu ihr und dann verführt und frisst sie dich. Ich will nicht, dass sie dich frisst, Shino-kun.“ „Hinata-chan hat Recht“, sagte Sakura aus der letzten Reihe. „Lasst uns einfach wieder gehen und diese weiße Frau vergessen.“ „Genau“, sagte Shino und wandte sich vom Zaun ab. „Und in der Nacht werde ich euch dann trösten, weil ihr nicht schlafen könnt, da euch das Gespenst vom Moor heimsucht.“ Er schüttelte erneut den Kopf. „Darauf kann ich gut-“ „Shino-chan~!“ Der Wind trieb eine liebliche Stimme über das einsame Moor. Sie erschraken alle ohne Ausnahme. Langsam drehte sich Shino um und erblickte das neblige Wesen nur noch einige Meter vom Zaun entfernt. Wie er nun feststellte, hatte sie doch ein Gesicht. Es kam ihm bekannt vor, doch konnte er nicht sagen, woher. Sie lächelte gespenstisch und streckte die Hand nach ihm aus. „Bitte, Shino-kun“, jammerte Hinata und klammerte sich an seinen Mantel. „Ich will hier weg. Ich habe Angst. Ich will nicht, dass sie dich frisst.“ Sakura krallte sich an Nejis Arm, weil er ihr am nächsten stand. Sasuke machte einige Schritt rückwärts und betrachtete das unheimliche Szenario, das sich vor seinen Augen abspielte. Jetzt zitterten selbst Naruto und Lee die Knie. Tenten griff sich ihren polierten Kunai und warf ihn. Er glitt problemlos durch die weiße Frau hindurch, ohne dass sie es störte. „Kiba“, knurrte Shino dann und wollte sich gerade mit Hinata an sich klebend auf die lächelnde Frau stürzen. Er hätte es wissen müssen. Wenn Kiba sich einmal von der Gruppe entfernte, machte er nur Unsinn. Doch dieses Mal war er eindeutig zu weit gegangen, als- „Hilfe! Ich will noch nicht sterben! Shino!“ Kiba kam die Gasse entlang gerannt. Akamaru saß mit eingezogenem Kopf vorne in seiner Jacke und winselte. Doch das, was hinter ihnen herlief, wollte keiner sehen. Es sah aus wie die schwarze Katze, die Sakura angefallen hatte. Nur war sie jetzt an die zwei Meter groß. Wenn sie wollte, könnte sie jeden Anwesenden wie eine Fliege mit der Pfote zertreten. Als Kiba mit seinem neuen Haustier angerannt kam, schrie Sakura erschrocken. Schließlich hatte sie die kleine Katze noch gut in Erinnerung. Shino blickte sich noch einmal um, um das lächelnde Gesicht der weißen Frau zu sehen, von dem er sicher war, es irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Dann schaute er zu Tenten, die schneeweiß im Gesicht war und ihm zunickte. „Wir ziehen ab!“, sagte Shino. Er nahm Hinata, die immer noch vor sich hin murmelte, auf den Arm und sprang auf das Dach des nächsten Hauses. Er stellte sicher, dass alle in die gleiche Richtung liefen. Immerhin müssten sie sich in solch einer Situation nicht unbedingt trennen. Die weiße Frau winkte ihnen hinterher. Die Katze maunzte und setzte zum Sprung an, doch da war die kleine Gruppe schon einige Häuser weiter weg. Sie hielten erst an, als sie den sicheren Wald erreichten. „Was war das?“, fragte Naruto und blickte in Richtung des kleinen Dorfes, das schon zu weit entfernt war, als dass sie es hätten sehen können. Seine Frage blieb unbeantwortet in der Luft stehen. Nicht einmal Neji oder Shino hatten dafür eine Erklärung, was im Dorf geschehen ist. Doch jetzt hatten sie auch erst einmal andere Sorgen. „Sakura-san, es ist alles wieder in Ordnung“, sagte Neji und versuchte sie zu beruhigen. Sie klammerte sich immer noch an seinem Arm fest. „Ich hasse Katzen“, entgegnete sie nur. „Heißt das, du kannst mich jetzt leiden?“, fragte Kiba mit einem ironischen Unterton in der Stimme. „Sei ruhig, Kiba-kun. Du stinkst.“ „Du mich auch“, grinste Kiba und kraulte seinem Hündchen dem Bauch. „Sag das nochmal!“ Damit ging es Sakura wieder besser. Shino stand ein wenig abseits von ihrer kleinen Gruppe. Es war rührend mitanzusehen, wie er sich um Hinata kümmerte, die sich ihre feuchten Augen rieb. Shino wusste, was er zu tun hatte, um seine kleine Schwester zu beruhigen. „Sie sind so süß zusammen“, sagte Sakura, als sie die beiden entdeckte. Sie ließ von Kiba ab und beobachtete sie eine Weile von weiten. „Fast wie ein Liebespärchen.“ Kiba fing an zu lachen. „Dir ist schon klar, dass du von Shino sprichst?“ „Natürlich“, antwortete sie und sah ihn böse an. „Aber im Gegensatz zu einigen anderen hier weiß er, wie er Hinata-chan behandeln muss, damit es ihr besser geht. Zu ihr kann man schließlich nicht einfach sagen, dass alles gut ist.“ „Zu dir schon.“ „Willst du Streit, Kiba-kun?“, fragte Sakura und knackte bedrohlich mit den Fingern. Währenddessen saß Tenten allein auf einem großen Stein und schaute in den Wald hinein. Lee setzte sich zu ihr. „Tenten-chan, hattest du gar keine Angst?“ Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte Angst gehabt. Das lag vor allem daran, dass sie dort auf dem kleinen Platz vor dem Zaun des Moors allein gestanden hatte. Niemand hatte sich darum gekümmert, ob es ihr gut ging. Sie waren alle beschäftigt und nicht allein gewesen. Hinata hatte Shino und notfalls auch noch Kiba und Akamaru. Sie brauchte keinen Gedanken am Alleinsein verschwenden. Sakura war von vielen Jungs wie Naruto, Lee oder sogar Sasuke umgeben und hing zur Zeit sehr an Neji. Das schlimme war, dass der es sich auch noch gefallen ließ. Hätte Tenten sich an seinen Arm geklammert, hätte er sie abgewiesen. Zwar saß sie oft mit Lee zusammen, aber er war nicht das, wonach sie sich sehnte. Sich geborgen fühlen, mehr wollte sie nicht. Hinata musste sich in ihrem Team sehr wohl fühlen. Wie in einer kleinen Familie. Tenten hatte schon seit vielen Jahren keine Familie mehr. Ihre Eltern waren früh verstorben. Aber das machte ihr nichts aus. Sie hatte bisher alles allein geschafft. Sie beneidete Hinata und Sakura. Sie hatte niemanden, der sich um ihr Wohlergehen sorgte. Aber sie hatte sich damit abgefunden. „Ich rede mit dir, Tenten-chan.“ Lee sah sie besorgt an. „Oh, entschuldige, Lee-kun.“ Er lächelte mitfühlend. „Du hattest Angst, oder?“ Wieder schüttelte sie den Kopf. Sie brauchte niemanden. Als die Gruppe das Dorf verlassen hatte, schrumpfte die schwarze Katze plötzlich auf ihre normale Größe zurück und putzte sich das Fell. Vorsichtig leckte sie ihren blutenden Schwanz. Dort hatte sie der Hund erwischt. Langsam löste sich die weiße Frau wieder in Nebelschwaden auf. Das Moor klarte auf und die Bäume trugen mit einem Mal wieder ihr volles Blätterkleid. Vom schaurigen Moor blieb einzig und allein eine blühende Wiese übrig. Keiner der kleinen Gruppe hatte die beiden wohl bekannten Personen auf den Dächern bemerkt. „Du bist wirklich ein Genie“, sagte er und lachte. „Hast du ihre Gesichter gesehen? Selbst dein kleiner Shino ist nicht furchtlos.“ „Klar, dass du darüber lachen kannst“, antwortete sie und verzog den Mund. „Schließlich sind deine ja nicht dabei gewesen.“ „Jetzt hab dich nicht so, Schatz“, sagte er. „Sie hatten halt etwas Abwechslung benötigt. Und gibt’s zu, insgeheim hat es dir doch Spaß gemacht.“ Sie seufzte. „Nun gut, ich wollte Shino schon immer mal so ansprechen“, grinste sie ein wenig. „Na, also!“ „Trotzdem fühle ich mich mies bei der Sache.“ Sie sah zu Boden. „Hinata war ganz verängstigt.“ „Aber das ist Sinn eines Geisterdorfes“, lachte er und nahm sie in den Arm. „Sie wird schon darüber hinweg kommen. Schließlich ist sie nicht allein. Shino und Kiba werden sich um sie kümmern. Du kennst sie doch.“ Sie seufzte erneut. Sie wusste, dass er Recht hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)