Kristallherz von abgemeldet (... *Autor hüllt sich in geheimnisvolles (?) Schweigen* XD) ================================================================================ Kapitel 6: Chapter 6 -------------------- Es war still. Nahezu undurchdringliche Dunkelheit umgab sie. Sie spürte die Anwesenheit von Wesen, für die es keine Worte gab. Sie nahm sie war, wie sie als Schatten am Rande ihres Gesichtsfeldes herumhuschten. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Sie erkannte den schmucklosen Steinboden, die kahlen kalten Steinwände. Alles eintönig. Kalt. Dunkel. Unheimlich. Es war einer der Gänge des Labyrinths unter dem Dorf, in dem das Kristallherz verborgen lag. Sie hatte Angst. Ihr Herz schlug schnell. Sie wollte weglaufen, doch ihre Glieder gehorchten ihr nicht. Falls sie überhaupt Glieder besaß. Sie wollte schreien, doch sie brachte keinen Laut hervor. Schritte. Hastige Schritte, die von einem halb erstickten Keuchen begleitet wurden. Sie wollte sich umdrehen, doch ihre Perspektive änderte sich, ohne dass sie sich bewegt hätte. Sie sah Antoine, doch er schien sie nicht zu bemerken. Er keuchte und schleppte sich vorwärts. In seiner rechten hielt er ein unterarmlanges Messer. Seine Kleidung war zerrissen und sie sah rotes Blut, das aus etlichen seiner Wunden sickerte und zu Boden tropfte. Antoine stolperte und schlug der Länge nach auf dem Boden auf. Das Messer entglitt seiner Hand, rutschte über den kalten Steinboden heraus aus seiner Reichweite. Ihr Freund fluchte unterdrückt. Seine Stimme war voller Furcht und Schmerz. Doch er verschwendete nicht viel Zeit, sondern versuchte sich wieder hoch zu rappeln. Da hörte sie weitere Schritte und in Antoines Augen trat ein Ausdruck blanker Todesangst. Er vervielfachte die Anstrengungen wieder auf die Beine zu kommen, doch kaum hatte er sich wieder halbwegs aufgerichtet, trat ein weiterer Schatten in ihr Gesichtsfeld. Er war in etwa genauso groß wie Antoine, wirkte jedoch seltsam. Die Angst in Antoines Blick wuchs noch mehr. Sie hatte ihn noch nie so panisch erlebt. Sie spürte das Lächeln des Schattens, welches zwei spitze Eckzähne entblößte, mehr als dass sie es wirklich sah. Doch diese Geste, in der so viel Grausamkeit und Freude über die Furcht Antoines lagen, ließ sie bis in ihr tiefstes Inneres erschaudern. Der Schatten trat einen weiteren Schritt heran. Das Geräusch seiner Stiefel auf dem harten Steinboden hallte durch die Gänge. Da erkannte sie die Gestalt plötzlich. Das was den Schatten so seltsam hatte wirken lassen, war das Paar nachtschwarzer Schwingen auf seinem Rücken. Ebenso wie eine gewaltige Sense, welche mit schwarzem Siegelband umwickelt war. Das schwarze Haar hing ihm ins Gesicht. Seine bernsteinfarbenen Augen blitzten kalt und grausam. Auf seinen Zügen lag ein Lächeln. Azrael..., dachte sie ängstlich, als sie ihn erkannte. Der schwarzgewandete Seraph war über und über mit rotem Blut bedeckt und in seiner Hand lag sein geschwärzter Dolch. Ein Wimmern entwich Antoines Kehle und er stand endlich wieder. Er stolperte einen halben Schritt zurück und starrte den Engel voller Panik an. Er wollte weglaufen, doch sein Körper war gelähmt von Todesangst. Er zitterte und wimmerte leise. Azrael lachte. Grausam und eiskalt. „Sag bloß du hast Angst, Antoine“, lachte der Engel, „Angst vor deinem guten alten Freund.“ Der junge Mann wimmerte noch mehr und der Seraph trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. Antoine zitterte und war leichenblass. Azrael überbrückte die restliche Entfernung, die zwischen ihnen lag, innerhalb eines einzigen Herzschlags. Die freie Hand packte Antoine am Kragen, riss ihn hoch und drückte ihn gegen eine der Tunnelwände. Der junge Mann keuchte auf, als die Wucht der Attacke ihm die Luft aus den Lungen trieb. Er versuchte sich aus dem Griff zu befreien, doch die geschwärzte Klinge des Dolches, welche der Engel ihm daraufhin an die Kehle hielt, ließ seinen Widerstand innerhalb eines Herzschlags erlahmen. Antoine wimmerte noch mehr und starrte ihn aus panisch geweiteten Augen an. Die blanke Angst vor dem Tode stand auf seinen Zügen. Azrael lachte auf und drückte die Klinge leicht gegen seine Kehle. Gerade soweit, dass das geschärfte Metall die Haut anritzte und ein Bluttropfen hervorquoll. Antoine erstarrte in seinem Griff und der ängstliche Blick bekam etwas Flehendes. „Was ist denn, Antoine?“, höhnte der Seraph mit einem breiten, grausamen Grinsen auf seinem Gesicht, „willst du denn nicht um Gnade winseln? – Wer weiß... Vielleicht verschone ich dein unnützes Leben ja...“ Doch der junge Mann bekam keinen Ton heraus. Leichenblass und verängstigt zitternd hing er im Griff des Engels, dessen Dolch noch immer an seiner Kehle ruhte. Bereit mit der winzigsten Bewegung seines Herrn das Leben seines Opfers zu beenden. Azrael wartete einen Moment lang, dann zuckte er gleichgültig die Achseln, wobei die Klinge noch ein wenig tiefer in die Haut des Mannes schnitt. „Du hast Recht, Antoine“, meinte er dann zustimmend, „die Idee war wirklich dumm.“ Er grinste und nahm den Dolch vom Hals Antoines. Für einen Augenblick war Hoffnung in den Augen des Mannes zu lesen. Hoffnung, dass sein Leben doch noch verschont blieb. Doch dann drehte Azrael sich um die eigene Achse und schleuderte Antoine mit voller Wucht gegen die gegenüberliegende Wand. Als Wand und Mensch aufeinander trafen, stieß er einen Schrei aus und sie hörte das Geräusch brechender Knochen. Der junge Mann sackte an der Mauer zusammen, doch versuchte er sich dennoch ein weiteres Mal aufzurichten. Sein eigenes Blut lief ihm aus dem Mundwinkel und sie konnte das Rasseln seines Atems hören. Und trotzdem versuchte er sich wieder aufzurichten. Auf den Zügen des Seraphen stand für einen Augenblick lang Bewunderung, die jedoch schnell wieder von einem grausamen Lächeln abgelöst wurde. „Also – eines muss ich dir wirklich lassen. Ich hätte nicht gedacht, dass du so zäh bist“, meinte er. Während dieser Worte war es Antoine irgendwie gelungen sich wieder auf die Beine zu bringen. Er stand nun da, an die Wand gelehnt, zitternd, blass und voll mit seinem eigenen Blut. „Solcher Mut sollte belohnt werden“, erklärte der Engel kalt und mit einem Lächeln. Dann hob er den Dolch an und erneut überbrückte er in weniger als einem halben Herzschlag die Entfernung zwischen sich und seinem Opfer. Antoine zuckte zusammen, als Azrael die geschwärzte Klinge bis zum Heft in seinen Bauch trieb. Der Engel drehte die Waffe in der Wunde und riss sie dann hoch bis zum Herzen des jungen Mannes. Die scharfe Klinge schnitt mühelos durch Fleisch und Knochen. Antoine versteifte sich für einen Augenblick, als der Dolch ihn tötete. Doch dann wich von einem Augenblick zum nächsten sämtliche Spannung aus seinem Körper und er sackte in sich zusammen – wie eine Marionette, deren Fäden man durchtrennt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)