Zum Inhalt der Seite

Tales of Crystals

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Chronisches Angelus Crystallus Innofficium Infernale

Schon am nächsten Tag war Lloyd mit Kratos und Noishe nach Mizuho geflogen, um das Oberhaupt um Sheenas Hand zu bitten. Nun stand der Braunhaarige in seiner edlen Kleidung vor Sheenas Großvater. Er war sichtlich nervös. Sheena konnte ihm nur durch Blicke helfen, da sie der Sitte nach hinter ihrem Großvater stehen musste. Kratos und Noishe standen wiederum hinter dem großen Helden, der nun eher klein erschien.

Dann jedoch fasste sich Lloyd ein Herz. Er ging mit einem Bein in die Knie und küsste die Hand von Sheenas Großvater.

»Ich, Lloyd Aurion, bitte hiermit um die Hand Eurer Enkeltochter Sheena Fujibajashi. Ich werde sie lieben und ehren, sie schützen und stützen, bis dass der Tod uns scheidet.«

Sheenas Großvater ließ sich Zeit mit der Antwort. Sheena bekam Angst, Lloyd hingegen stand Todesängste aus, hielt dem Blick des Oberhauptes jedoch stand.

Dann lächelte er.

»Ich könnte mir niemand Besseren für Sheena vorstellen als dich, Lloyd Aurion. Ihr habt meinen Segen.«

Der Braunhaarige wäre am Liebsten zusammengesunken, hätte ihn die Freude nicht aufrecht erhalten. Sheena fiel ihm kurzerhand um den Hals und küsste ihn voller Leidenschaft. Lloyd erwiderte es. Kratos' Blick veränderte sich. Zwar lächelte er und freute sich für seinen Sohn, gerade weil er sein großes Glück gefunden hatte, doch zu sehr erinnerten ihn die beiden an Anna und ihn. Es tat einfach weh.

Er ließ sich jedoch nichts anmerken.

»Dann bist du jetzt also offiziell eine zukünftige Aurion«, beglückwünschte er sie auf seine eigene Art und Weise. Sheena nickte strahlend, die Umarmung mit Lloyd nicht lösend.

»Da dem so ist, habe ich von nun an auch nichts dagegen, wenn du mich Vater nennst. Vorrausgesetzt, du möchtest es.«

Sheenas Strahlen übertraf nun das von Lloyd.

»Das heißt, du bist wirklich einverstanden, dass Lloyd und ich heiraten?«

Kratos schmunzelte.

»Wie könnte ich mich gegen das Glück meines Sohnes aussprechen?«

Nun fiel Sheena ihrem zukünftigen Schwiegervater um den Hals.

»Danke, Dad!«, rief sie.

Lloyd musste grinsen. Es war seltsam, dass jemand anders seinen Vater so nannte. Aber er freute sich, dass alles so harmonisch verlief.

Er war einfach nur glücklich mit seiner kleinen, aber lieben Familie.
 

Einen Monat später ...
 

»Bereit?«

»Bereit, wenn du es bist.«

Lloyd stürmte auf seinen Vater los, welcher augenblicklich in Blockhaltung ging. Der Braunhaarige aber hatte dazugelernt.

»Rising Phoenix!«

Die flammende Sprungattacke kam für Kratos unerwartet und er musste mit einem Sprung ausweichen. Dadurch vernachlässigte er seine Deckung kurzfristig, was Lloyd sofort für sich ausnutze.

»Lightning!«

Doch Kratos war nicht eingerostet.

»Guardian!«

Während Vater und Sohn gegeneinander kämpften, hatte Yuan sich bereit erklärt, Noishe als Trainingspartner zu dienen. Ihre Schwerter gerieten gerade aneinander, als Yuan das ausnutzte, um ein Gespräch anzufangen.

»Wie geht es Kratos?«

Noishe beendete das Kräftemessen und griff von Neuem an. Der Blauhaarige blockte.

»Soweit gut, allerdings scheinen die Schmerzen schlimmer zu werden.«

Yuan schoss einen Blitz auf Noishe ab. Er wich aus.

»Woran merkst du das?«, wollte er wissen, Noishe's Reißzähnen ausweichend.

»Er belastet den Arm immer weniger und verzieht das Gesicht, sobald er es doch tun muss«, erklärte Noishe, während er einem Angriff von Yuan auswich. »Und wie steht's mit deinen Nachforschungen?«

»Schlecht«, musste Yuan bei einer Parade von Noishe zugeben. »Es ist nichts zu finden.«

»Hast du es schon in Heimdall probiert?«, fragte der Protozoe in vollendeter Form, als er erneut Blitze auf sich zukommen sah. »Earthly Protection!«

»Natürlich. Diese Krankheit scheint gänzlich unbekannt zu sein.«

Beide verschnauften einen Augenblick.

»Also auch unberechenbar ...«, meinte Noishe. »Ich kann mir nicht helfen, aber Chichiue riecht seltsam. Beinahe ...«

Weiter kam Noishe nicht, denn Kratos stieß einen Schmerzensschrei sondergleichen aus.

»Dad! Was ist los?!«

Yuan und Noishe eilten zu Vater und Sohn. Kratos war in die Knie gegangen und krümmte sich vor Schmerzen. Er zitterte am ganzen Leib und hielt sich den infizierten Arm, der zu zucken schien. Lloyd wollte sich die Wunde ansehen, die er seinem Vater zugefügt hatte, ohne es zu wollen, doch urplötzlich sah Kratos auf und fauchte seinen Sohn an wie ein wildes Tier. Lloyd als auch Yuan und Noishe wichen instinktiv einen Schritt zurück.

»... wie Hahaue als Monster ...«, hauchte Noishe seinen Satz zu Ende.

Kratos' Augen hatten sich in ein stechendes Türkis verfärbt, welches Lloyd bedrohlich anfunkelte.

»Fass mich nicht an, du nichtsnutziges Balg!«, zischte er. Seinem Sohn stand der Schock ins Gesicht geschrieben. »Ich bereue es, dich gezeugt zu haben! Wärst du nicht gewesen, würde Anna noch leben!«

Ebenso schnell, wie Kratos begonnen hatte, zu fauchen, wollte er nun Lloyd anfallen. Dieser war zu geschockt um irgendetwas zu machen. Noishe hingegen hatte ein Flashback an jene Nacht, in der Anna gestorben war, da der beißende Geruch von Kratos' kristalliner Wunde ihn so sehr daran erinnerte. Er sprang geistesgegenwärtig vor Lloyd, um ihn wie damals zu beschützen.

Doch Kratos berührte keinen von beiden. Yuan hatte ihn von hinten gepackt.

»Was ist denn in dich gefahren?!«, brüllte er ihn an und versuchte, seinen mehr als nur kräftigen Blutsbruder in Schach zu halten. »Beruhige dich!«

Aber Lloyds Vater war nicht bei Sinnen. Er sträubte und wand sich gegen den Klammergriff von Yuan. Schließlich verbiss er sich im Arm des Halbelfen, welcher schmerzerfüllt aufschrie. Seine jahrelange Kampferfahrung jedoch brachte ihm die Geistesgegenwart, den Schmerz zu ignorieren und Kratos mit der breiten Seite seines Axtschwertes so heftig an den Kopf zu schlagen, dass er das Bewusstsein verlor. Erst danach gönnte er es sich, auf den Boden zu sinken und den verletzten Arm an sich zu pressen.

Lloyd und Noishe waren aus ihrer Starre erwacht. Beide machten einen Bogen um Kratos und gingen erstmal zu Yuan.

»Ist alles okay mit dir?«, fragte Lloyd.

Yuan nickte.

»Es wird gehen.«

Der Braunhaarige sah zu seinem Vater.

»Was um alles in der Welt war das ...? Das ... war doch nicht Dad ...«

Noishe seufzte.

»Doch, das war Chichiue«, sagte er und sah Kratos' Sohn an. »Er ist krank, Lloyd. Sehr krank sogar.«

»Was ...?«

Lloyd erhob sich und trat vorsichtig an die Seite seines ohnmächtigen Vaters. Dann endlich entdeckte er den Grund für das Geschehen: Die kristallisierte Haut.

»Das ist doch Colettes Krankheit!«, entfuhr es ihm. Yuan hatte sich erhoben und hatte sich zu ihm begeben.

»Nicht direkt«, korrigierte er ihn. »Kratos trägt bereits eine Runenfassung. Trotzdem heilt es nicht. Wir haben kein Heilmittel dafür. Alles, was ich dir bieten kann, ist ein Name.«

»Welcher?«, wollte Lloyd wissen.

»Chronisches Angelus Crystallus Innofficium Infernale.«
 

Sie hatten Kratos ins Haus gebracht und vorsichtshalber mit beiden Armen am Bett festgebunden. Yuan kühlte seine eigene Wunde mit einem nassen Stück Tuch.

»Ihr habt also die ganze Zeit davon gewusst ...«, stellte Lloyd fest.

»Er wollte nicht, dass wir es dir sagen«, erklärte Noishe. »Er wollte dir in der letzten Zeit seines Lebens ein guter Vater sein und nicht, dass du dir Sorgen um ihn machst.«

»Das heißt ... er hat die Hoffnung auf Heilung schon aufgegeben?«, fragte der Braunhaarige, zu seinem Vater sehend.

Yuan nickte traurig.

»Er ist völlig hoffnungslos. Er will zurück zu deiner Mutter, Anna ... er sieht endgültig keinen Sinn mehr darin, zu leben. Er meint, du seihst erwachsen und bräuchtest ihn nicht mehr.«

»Das ist Unsinn!«, entfuhr es Lloyd. »Natürlich brauche ich ihn! Er ist mein Vater! Ich werde ihn immer brauchen! Und ich lasse nicht zu, dass er stirbt!«

Während Yuan den Kopf senkte, nickte Noishe.

»Genau das wusste er, weshalb er auch nicht wollte, dass du es erfährst. Er will nicht, dass du dich in Gefahr begibst.«

»Aber ...!« Lloyd schlug mit seiner Faust auf den Tisch. »Verdammt! Was ist das denn für eine Krankheit, dass keiner ihm helfen kann?!«

»Ich kann versuchen, dir das zu erklären, was ich weiß«, meinte Yuan. Lloyd nickt ihm zu.

»Es scheint eine Mutation von Colettes Krankheit zu sein«, vereinfachte er es ein wenig. »Die Haut kristallisiert und wie es scheint, lässt die Wirkung des Aionis' nach. Kratos schmeckt und fühlt wieder besser. Mit seinem Cruxis-Kristall scheint es auch etwas zu tun zu haben, denn er kann ihn nicht mehr abnehmen. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes festgewachsen.«

Lloyd lauschte den Worten seines Onkels aufmerksam.

»Noishe meint, Kratos würde den Geruch eines Monsters an sich tragen. Folglich vermuten wir, dass das Mana von Kratos' Körper außer Kontrolle gerät und er sich mehr und mehr wie ein Monster verhält, während sein Körper immer weiter kristallisiert ... das sind jedoch alles nur Thesen. Wir wissen rein gar nichts Genaues.«

»Nur, dass es Chichiue immer schlechter geht«, fügte Noishe hinzu. Yuan nickte.

»Gibt es denn rein gar nichts, was wir tun können?«, fragte Lloyd verzweifelt.

»Es ... gibt Dinge ... die nicht einmal ... du ändern kannst ...«

Der Braunhaarige fuhr herum, als er die Stimme seines Vaters hörte. Kratos war aufgewacht und schien wieder normal zu sein. Zumindestens waren seine Augen wieder braun.

»Dad ...«, hauchte Lloyd und trat an die Seite des Rothaarigen. »Wie geht es dir ...?«

»Den Umständen ... entsprechend gut ...«, antwortete Kratos mit leiser Stimme und wollte sich aufsetzen, doch sein Sohn hielt ihn zurück.

»Du solltest liegen bleiben.«

Kratos tat sogar, um was Lloyd ihn bat.

»Jetzt weißt du es also ...«, meinte er resignierend.

»Warum hast du es mir nicht gesagt? Ich hätte mich schon nicht kopfüber in irgendwelche Gefahren gestürzt. Aus dem Alter bin ich raus.«

»...«, machte Kratos.

»Ich werde jedoch auch nicht zulassen, dass du stirbst«, sagte Lloyd entschlossen.

Sein Vater schwieg. Doch in seinen Augen konnte der Braunhaarige seine Antwort lesen.

»Warum lässt du mich nicht gehen?«
 

Milchig spiegelte sich das Mondlicht in Lloyds warmen, braunen Augen wieder. Er saß vor dem Sprössling des Göttlichen Baumes und blickte in den Sternenhimmel. Es war das erste Mal seit Kratos' Rückkehr, dass er dies wieder tat. Denn dort oben, so hatte er gedacht, war nichts mehr, was für ihn von Belang war. Doch er hatte sich geirrt.

»Was soll ich nur tun, Mum?«, fragte er. »Möchtest du Dad wiedersehen? Soll ich ihn wirklich einfach sterben lassen?«

»Die Toten sprechen nicht gern zu den Lebenden ...«, ertönte eine Stimme hinter ihm. »Eine Erfahrung, die ich bitterlich machen musste.«

Sein Vater war hinter ihm aufgetaucht. Lloyd sah über seine Schulter.

»Wie kommst du hierher?«, wollte er wissen. »Du solltest noch im Bett liegen!«

»Es geht mir besser«, antwortete der Rothaarige, als er sich neben seinen Sohn setzte. »Und ich bin hergeflogen. Noch habe ich Flügel, die mich tragen können.«

»Noch ...«, wiederholte Lloyd. »Du redest schon wieder so.«

»Was meinst du?«, fragte Kratos.

»Das weißt du doch! Du redest schon wieder so, als wärst du ... bald nicht mehr da!«

Kratos schwieg einen Augenblick, bevor er in die Sterne blickend antwortete.

»Kannst du mich denn überhaupt nicht verstehen?«, wollte er wissen. »Stell' dir vor, Sheena wäre dort oben. Würdest du nicht zu ihr wollen?«

»Doch«, gab Lloyd zu. »Aber ich wüsste, dass sie nicht einverstanden damit wäre, dass ich unser Kind allein lasse.«

Kratos war doch tatsächlich ein wenig erstaunt über die Antwort seines Sohnes.

»Du bist erwachsen geworden ...«, meinte er dann aber.

»Und immer noch dein Sohn«, konterte der Braunhaarige.

»Ich weiß ...«

Nun schwiegen beide eine Weile. Auch sahen beide in das nächtliche Firmament hinauf. Eine Angewohnheit, die viele Menschen besaßen. Wenn sie Probleme hatten, sahen sie oft in die Sterne. So, als ob dort die Lösung all ihrer Probleme liegen würde. Schließlich aber senkte Lloyd den Kopf.

»Hast du ... eigentlich ernst gemeint, was du vorhin zu mir gesagt hast ...?«, fragte er. »Dass ... Mum noch leben würde, wenn ich nicht gewesen wäre ...?«

»Das soll ich gesagt haben?«, fragte Kratos, der sich an kaum etwas erinnern konnte. Sein Sohn nickte.

»Ich muss wirr gesprochen haben«, meinte er. »Das ist vollkommener Unsinn. Anna wäre auch dort oben, wenn sie dich nicht geboren hätte. Nur wäre sie unglücklich, da die Welten wahrscheinlich nie gerettet geworden wären ... und ich nie wieder gelächelt oder gelacht hätte.«

Lloyd war erleichtert, dass zu hören. Bevor sich jedoch wieder die Mauer des Schweigens zwischen ihnen aufbauen konnte, führte er das Gespräch fort.

»Das wäre sie auch, wenn einer von uns traurig wäre, oder nicht?«, wollte er wissen.

Kratos nickte.

»Sie hat sich nur wohlgefühlt, wenn du und ich auch glücklich waren.«

»Dann wäre sie auch traurig, wenn du sterben würdest ...«, sagte Lloyd. »Denn ich würde um dich weinen.«

»Aber du hast hier doch alles«, meinte sein Vater. »Du hast Dirk. Er hat dich großgezogen. Du hast Sheena, die du bald heiraten wirst. Vielleicht werdet ihr eigene Kinder haben. Ich habe auf dieser Welt nichts mehr verloren.«

Kratos seufzte.

»Ich habe meine Chance versäumt.«

Lloyd schüttelte den Kopf.

»Das ist nicht wahr! Ich will dich hier haben! Ich will, dass du auf meiner Hochzeit dabei bist! Ich will, dass meine Kinder einen Großvater haben! Ich hatte nie einen! Sheena hatte nie einen Vater, für sie bist du auch wichtig!«

Der Braunhaarige wurde richtig wütend.

»Ich habe dir schon einmal gesagt, dass es nichts bringt, zu sterben! Aber damals sagte ich, dass du mit deinem Tod nichts erreichst. Das war nicht wahr. Du erreichst damit, dass ich dich wieder vermissen werde ...! Mehr denn je sogar!«

Kratos war mehr als nur erstaunt über die Worte seines Sohnes. Lloyd war aufgestanden und blickte zu seinem Vater herunter.

»Du bist mir wichtig, Dad ...!«, sagte er, wobei seine Stimme zittrig wurde. »Wenn du unbedingt sterben willst ... wenn dir die Familie, die ich vielleicht gründen werde, so wenig bedeutet ... wenn du alle, die dich gern haben, zurücklassen willst ... wenn du zurück zu Mum willst ... dann werde ich nichts unternehmen. Weil du mir wichtig bist. Ich will, dass du glücklich bist.«

Lloyds Vater starrte seinen Sohn völlig entgeistert an.

»Aber ich werde um dich trauern. Ich werde dich vermissen. Und ich werde mir nie vergeben, dass ich dich habe sterben lassen. Aber wenn dich das glücklich macht, werde ich nichts tun. Ich werde ganz normal weiterleben und solltest du Schmerzen haben, werde ich versuchen, sie zu lindern, aber sonst kein Wort darüber verlieren.«

Lloyd sah Kratos an. Eindringlich, bittend, schon beinahe verzweifelt.

»Aber ich bitte dich als dein Sohn ... geh' nicht ... ich habe dich doch erst wiedergefunden. Ich will dich kein drittes Mal verlieren!«

Schweigen. Ein Schweigen, so erdrückend wie die Stille in einer Gruft. Kratos erwiderte den Blick von Lloyds Augen, in welchen Tränen schimmerten.

»Bin ... ich dir wirklich so wichtig?«, fragte er dann.

»Sonst hätte ich es nicht gesagt«, antwortete Lloyd. »Zwergenregel Elf ... Lügen ist der erste Schritt zum Diebstahl.«

»...«, machte sein Vater und senkte seinen Kopf. Der Braunhaarige wartete. Er würde solange hier bleiben, bis er eine Antwort hatte. Egal, wie sie ausfiel.

Schließlich atmete Kratos laut aus und bat seinen Sohn mit einer Kopfbewegung, sich neben ihn zu setzen. Er tat das Gewünschte.

»Anna und ich waren immer auf der Flucht«, begann er plötzlich zu erzählen. »Von Stadt zu Stadt sind wir gereist ... sind immer nur wenige Tage oder Wochen geblieben. Selbst unsere Hochzeit war mehr Kampf als Fest, da wir überfallen wurden.«

Lloyd hörte zu. Es war selten, dass sein Vater über seine Mutter sprach.

»Unsere Flitterwochen mussten wir unterbrechen, da ich einen vielversprechenden Auftrag erhielt. Und so ging es weiter ... als sie mir sagte, dass sie schwanger sei, war meine Freude erst unbändig groß, doch wenig später wurde mir klar, dass ich ein Leben mehr zu schützen hatte. Ein kleines, vollkommen wehrloses Leben. Und während der Schwangerschaft durfte Anna sich auch nicht aufregen. Ich musste also das Risiko eingehen und uns eine Stadt suchen, in der wir länger bleiben konnten. Das hat auch ganz gut funktioniert, allerdings wurden in Annas achtem Monat Desians gesichtet und wir mussten erneut fliehen. Wir waren auf dem Weg nach Luin, als plötzlich ihre Wehen einsetzten.«

Kratos legte eine kurze Pause ein. Sein Blick war warm und liebevoll geworden, Zärtlichkeit funkelte in ihnen.

»Wir hätten es nie bis nach Luin geschafft, also war ich gezwungen, selbst als Hebamme zu fungieren. Du lagst verkehrt herum und ich musste dich drehen. Anna hätte dabei ihr Leben verlieren können. Ich fragte sie, wen ich retten soll und flehte sie an, dass sie sich für sich selbst entschied. Das hatte nichts mit dir zu tun. Es wäre einfach wahrscheinlich gewesen, dass auch du nach der Geburt gestorben wärst. Ein Säugling braucht nun einmal seine Mutter. Aber ... Anna wollte unbedingt, dass ich dich rette. Dich, unser gemeinsames Kind, dass die Chance zu leben noch nicht gehabt hatte.«

Lloyd hätte schwören können, Tränen in Kratos' Augen zu sehen, doch er verbarg sein Gesicht unter seiner Haarmähne.

»Ich drehte dich also. Anna verlor Unmengen an Blut. Davon wurden Monster angelockt. Es schien aussichtslos. Ich warf mich über Anna, um sie zu schützen, als plötzlich Yuan auftauchte und uns verteidigte. Letztendlich haben Anna und ich dir gemeinsam auf die Welt geholfen ... und ich war froh, dass ich auf Anna gehört hatte. Denn so konnte ich euch beide in Armen halten.«

Erneut pausierte Kratos. Lloyd lächelte ganz leicht. So war er also auf die Welt gekommen ...

»Und deswegen ... weil ich weiß, dass Anna es möchte ... und weil du mein Sohn bist ... werde ich nicht sterben.«

Nun war Lloyd der Fassungslose. Kratos hob seinen Blick wieder und sah seinen Sohn an. Es war das erste Mal, dass er seinen Vater weinen sah. Stumme Tränen, die man seiner Stimme nicht einmal anhörte, liefen über seine Wangen. Aber er lächelte.

»Wir werden ein Heilmittel finden«, sagte er dann. »Gemeinsam, wie du es immer wolltest.«

Lloyd ertrug es nicht länger. Er fiel seinem Vater in die Arme, wie in jener Nacht, in der er zurückgekehrt war. Und wieder streichelte Kratos ihm über das braune Haar.

Während Lloyd sich an seiner Brust vor Erleichterung ausweinte, hob der Rothaarige erneut den Kopf und sah in die Sterne.

»Ich werde leben, Anna ... für Lloyd.«



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-08-31T00:18:35+00:00 31.08.2008 02:18
Q___Q~
*snif*
schade das es nicht weitergeht
die FF ist bis jetzt total toll QQ
Von: abgemeldet
2008-08-26T10:59:24+00:00 26.08.2008 12:59
*schnief* ;_______;
ich hab echt fast angefangen zu heuln
aber ich bin froh das du kratos nicht sterben lässt *sonst das hackebeil mal raussuch*
Von: abgemeldet
2008-08-17T18:15:03+00:00 17.08.2008 20:15
ich fang gleich an zu weinen ;___;
das war ttaurig aber echt mal ..

aber freu mich trotzdem aufs nächste kappi =)


Zurück