Tales of Songs von Celest_Camui (One-Shots~) ================================================================================ Kapitel 1: Nobody's Home - Sheena und Zelos ------------------------------------------- Zelos sah es ihr an. Etwas stimmte wieder einmal nicht mit ihr. Er konnte es wirklich nicht ertragen. So vieles hatten sie schon ausgestanden. Er hatte ja alle Geschichten gehört. Aber irgendetwas schien bei ihr einfach nicht richtig zu sein. Lag es daran, dass sie so lange allein gewesen war? Die Zeit bevor sie Lloyd traf? Er wusste selbst am besten, wenn man eine Zeit lang wirklich einsam war, wurde man das alles nie wieder los. Aber… er war nie… heimatlos gewesen… „Zelos?“ Er hatte nicht mal bemerkt, dass Colette sich neben ihn gesetzt hatte. Ja, so ein Lagerfeuer war schon etwas Schönes. Auch, wenn er mit seinen Gedanken ganz woanders war. „Stimmt etwas nicht?“ Sie sah von dem Auserwählten der blühenden Welt zu Sheena. Es tat ihm etwas in der Seele weh, aber er musste so antworten. „Keine Ahnung. Woher soll ich wissen, was mit dieser brutalen Todesfee ist? Morgen ist sie wahrscheinlich eh wieder die Alte.“ ~I couldn't tell you,~ ~Why she felt that way,~ ~She felt it every day!~ Er sah auf ihre Schüssel, die noch immer neben der Feuerstelle stand. Hatte sie ihn überhaupt bemerkt? Wenn sie nicht endlich mal damit anfing, wieder richtig zu essen, würde sie bald in einem Kampf zusammenbrechen. Langsam aber sicher stand er auf. Er bevorzugte es, etwas vom Feuer entfernt zu sitzen. Ihm war die Hitze unangenehm. Doch nun steuerte er ohne zu zögern auf die Feuerstelle zu und nahm ihre Schüssel in die Hand. Stumm beobachteten die anderen, was hier vor sich ging. Bis Genis das Wort gegen den ungehobelten Auserwählten erheben wollte. „Hey! Zelos, das ist Sheenas…“ Doch Lloyd ließ ihn nicht weiter reden. Er hielt ihm den Mund zu und schüttelte nur den Kopf. Der Blick des kleinen Halbelfen folgte Zelos auf dem Weg zur früher feindlichen Assasine. Hatte er seinen Zuruf überhaupt mitbekommen? Behutsam stellte Zelos die Schüssel vor Sheenas angezogene Beine. Ihre Augen waren jedoch weiterhin nur Stur auf das lodernde, alles verschlingende Feuer gerichtet. Wenn sich da Flammen in ihren dunklen Augen spiegelten, waren sie zur Abwechslung sogar einmal wunderschön. Aber er musste etwas sagen. „Hey… Sheena, das Essen. Nun iss doch mal ein bisschen was. Sonst hast du deine tolle Figur bald weg.“ Ihr leerer, gleichgültiger Blick wanderte starr von den Flammenzungen in seine Augen. Die Hitze, die gerade vor ein paar Augenblicken noch in ihren Augen zu betrachten gewesen war, hatte sich in eine Eiseskälte gewandelt. „Ist das Essen denn schon fertig?“ Niemand wagte es, ihr zu sagen, dass sie alle schon längst ihre Mahlzeit hinter sich hatten. „Ja. Hier ist es.“ Der Blick tat zwar weh, aber er war sich auch nicht sicher, ob er etwas anderes verdient hatte. Er beobachtete noch ein paar Minuten, wie Sheena lustlos in ihrer Schale stocherte und hin und wieder kraftlos einen kleinen Happen zu ihrem Mund führte. Natürlich wollte er etwas sagen… doch was sollte gerade er tun? ~And I couldn't help her,~ ~I just watched her make,~ ~The same mistakes again!~ Die Sonne war noch nicht einmal aufgegangen, da stand sie auch schon wieder auf, um ihren täglichen Wachgang zu machen. Sie meinte nur, sie wollte die Truppe vor Feinden schützen, aber hatte es wirklich diesen Zweck? Zelos schlief diese Nacht nicht wirklich gut. Er dachte über zu viele Dinge nach. Auch, wenn er sich schlafend stellte, bemerkte er doch genau, wie die Beschwörerin an ihm vorbeiging. Er konnte ja sowieso nicht in Ruhe schlafen, also beschloss er, ihr zu folgen. Sie wusste nicht mehr weiter. Sie hatte keinen Platz zu dem sie zurück konnte. All diese verächtlichen Blicke. Sie hatte die Auserwählte nicht getötet und ihre Welt in Gefahr gebracht. Dafür hatte sie eine ganze Welt vor dem Sterben bewahrt… ~What's wrong, what's wrong now?~ ~Too many, too many problems,~ ~Don't know where she belongs!~ ~Where she belongs!~ Jedes Mal, wenn Zelos auf einen Ast trat, oder ein Blätterrascheln verursachte, hielt er inne. Jemand mit ihren Reflexen würde mit Sicherheit kurzen Prozess machen. Sie schien jedoch mehr mit sich selbst beschäftigt zu sein. Auf einer Lichtung hielt sie an. Keiner konnte ahnen, dass sie jeden Morgen die gleiche Prozedur mitmachte. Weinend brach sie zusammen. „Wieso? Wieso ich? Wie viel denn noch? Ich will nicht noch länger stark sein müssen! Ich kann einfach nicht mehr...!“ ~She wants to go home,~ ~But nobody's home!~ ~It's where she lies,~ ~Broken inside!~ Wie gerne hätte er sie getröstet. Und doch stand er nur hinter einem Baum wie ein jämmerlicher Versager. Doch wusste er, wie es ihr ging… aber er…. Er hatte nicht das Recht. Nicht das Recht, sich in eine solche Situation einzumischen. Sein Gewissen und sein Herz schmerzten so sehr… wie ihre Einsamkeit… Er war einfach unfähig. ~With no place to go,~ ~no place to go,~ ~To dry her eyes,~ ~Broken inside!~ Länger konnte er es nicht ertragen. Dieser Moment war nur für sie allein bestimmt. Ganz allein für sie… Die anderen waren mittlerweile auch schon aufgestanden. Wie lange er wohl unterwegs gewesen war? „Zelos? Wo kommst du denn her?“ Na wo wohl? Konnte man sich das nicht denken? Nun, vielleicht schienen sie wirklich auf seine Masche reingefallen zu sein… Er lachte: „Ich war mich mal ein bisschen erleichtern. Morgens habens Männer nicht wirklich leicht, weißt du, mein kleiner Engel?“ Raine blickte ihn missbilligend an. „Hast du vielleicht Sheena gesehen?“ Sollte er sich wirklich darüber freuen, dass sie ihm auf den Leim gingen? Oder eher ärgern, weil keiner merkte, was hier eigentlich los war? „Hier bin ich! Ich war auf meiner Runde, wo denn sonst?“ energisch wie immer half sie sofort beim Packen mit an. Zelos wurde wütend. Warum konnte sie nicht mal endlich sehen, was sie hier hatte? Zumindest betrog sie ihre Gefährten nicht…. Sie war ein wahrer Freund. ~Open your eyes,~ ~And look outside,~ ~Find the reasons why!~ Nur kurze Zeit später waren sie während eines Kampfs getrennt worden. Zelos und Sheena waren allein auf ihrem Weg. Sie wussten ja, wo die anderen hin wollten, also hinderte sie auch nichts daran, sich dort wieder zu treffen. Ein Kampf folgte auf den nächsten. Doch Zelos stand an ihrer Seite. Verteidigte sie. Heilte sie, wenn nötig. Hielt die Feinde auf Distanz. ~You've been rejected~ ~And now you can't find,~ ~What you've left behind!~ Doch... was ist... wenn man dem Druck nicht mehr standhällt? ~Be strong, be strong now!~ ~Too many, too many problems!~ ~Don't know where she belongs!~ ~Where she belongs!~ Es ging einfach nicht mehr... Zelos sah sie. Sie schloss ihre Augen. Jeder Schlag ihrer Gegner eine Erlösung. Wofür lebte sie? Wenn sie keine Aufträge hätte, würde sie dann einen Wert in dieser Welt haben? Ohne Traum? Ohne einen Ort, zu dem sie wirklich gehören konnte? Sie konnte die Bahnen des Bluts über ihre Haut laufen spüren. Und Zelos Schreie… ~Her feelings she hides,~ ~Her dreams she can't find,~ ~She's losing her mind,~ ~She's falling behind,~ ~She can't find her place,~ ~She's losing her faith,~ ~She's falling from grace,~ ~She's all over the place, yeah!~ Überall Blut. Zelos hielt sie in den Armen. Es war wirklich Glück gewesen… sie war gerade nochmal so dem Tod entkommen. Ihn hatte es auch nicht gerade leicht erwischt. Aber immerhin konnte er mit einer Ohnmächtigen, anstatt einer Leiche, gerade das Stadttor durchschreiten… Was war nur mit ihr los? ~She's lost inside,~ ~Lost inside, oh ohhh!~ ~She's lost inside,~ ~Lost inside, oh ohhh!~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)