Zum Inhalt der Seite

Verlangen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Ende der Nacht

So, hier ist nun endlich die Fortsetzung. Zuerst einmal muss ich mich entschuldigen, dass es solange gedauert hat. Es war Weihnachten, dann musste ich meine Facharbeit fertig kriegen und zurzeit bin ich im Klausur-Stress. Aber zwischendurch habe ich immer eine Stückchen weitergeschrieben und habe es nun endlich fertig *tadaa*
 

Dies ist sozusagen das vorletzte Kapitel. Also es folgen jetzt noch der Epilog und das versprochene Bonuskapitel (aus Kays Sicht). Den Epilog habe ich fast fertig, es wird also nicht so lange dauern, wie bei diesem Kapitel. Dieses Kapitel ist auch sehr anders, als die vorigen, aber ich hoffe dennoch, dass es euch gefällt (keine Panik ;))
 

Ich möchte mich bedanken für die vielen lieben Reviews =)
 

So, nun will ich hier nicht weiter rumlabern und euch in Ruhe lesen lassen^^
 


 

Kapitel 14 – Das Ende der Nacht
 

Um Mitternacht sind wir alle in Melyons kleiner Küche: Lilly, Kay und ich stehen nebeneinander an die Theke gelehnt, Aniro, Melyon und Hakuron sitzen an dem kleinen Küchentisch, der neben diesen drei großen Männern aussieht wie ein Puppentisch. Und Taregan steht an die Wand gelehnt, neben der Tür, und betrachtet alle aus seinen dunkelbraunen, fast schwarzen Augen. Er hat glattes, schwarzes Haar, welches ihm bis zur Hüfte reicht; es ist länger als mein Eigenes. Hohe Wangenknochen und eine grade Nase zieren das Gesicht, die vollen Lippen sind zu einem dünnen Strich verzogen. Er ist wahrscheinlich ein sehr schöner Mann, genau wie Hakuron, doch der finstere Gesichtsausdruck zerstört diese Schönheit. Wenn ich ihn betrachte, warte ich jeden Moment darauf, dass er faucht wie ein wildes Tier und einen von uns anspringt.

Es scheint, als würden wir endlich den Plan in die Tat umsetzen, den wir vor ungefähr 174 Jahren beschlossen haben, sagt Aniro, der sehr glücklich aussieht, und Melyon schnaubt verächtlich.

Damals haben wir nicht gedacht, dass wir alle dumm genug sein würden, eine Blutsverbindung mit ihr einzugehen, erwidert er. Wie willst du sie umbringen, wenn wir alle selbst dabei draufgehen?

Ihr wollt sie umbringen?, platzt die Frage aus mir heraus.

Kay nickt und sein Blick sagt mir, dass ich besser die Klappe halten sollte. Langsam geht es mir auf den Wecker mich wie eine stille Beobachterin benehmen zu müssen.

Was willst du sonst tun?, fragt Ro und sieht mich an. Dieses Biest hat Kay den Krieg erklärt und will die verdammte gesamte Menschheit mit einbeziehen, um ihm ihre Macht zu zeigen. Das würde uns alle, Menschen wie Vampire, zerstören.

Mir graut vor dem Gedanken, in den Trümmern unserer Welt zu stehen und hinauf zu Amalia zu blicken, die allen ihren Willen aufzwingen würde. Und mir wird schlecht vor Schuldgefühlen, weil ich einen Teil der Schuld daran trage, dass die Königin so ausflippt. Weil ich die Frau bin, die Kay akzeptiert.

Was hat Edward gesagt über die Trennung von Blutsverbindungen?, höre ich Taregan sagen. Es ist das erste Mal, dass ich seine Stimme höre. Sie hat einen unglaublich dunklen und tiefen Ton, mit dem er jemanden umbringen, aber auch eine Frau verführen könnte.

Er meinte, eine Blutsverbindung kann man nur trennen, wenn beide etwas Wichtiges von sich zerstören, zum Beispiel einen Gegenstand oder etwas von ihrem Körper. Eine Erinnerung würde auch gehen.

Etwas was uns wichtig ist, wie etwa eine teure Uhr?, fragt Melyon.

Nein, es muss dir wirklich am Herzen liegen, etwas, was du normalerweise um keinen Preis von dir geben würdest.

Stille legt sich über uns und jeder weiß, dass dies der schwierigste Teil an der ganzen Sache sein wird.

Aber das kann ich nicht, sagt Melyon und zieht Lilly auf seinen Schoß. Obwohl beide mit anderen Partnern schlafen, lieben sie sich sehr. Man riecht und sieht es. Der Blick, den er ihr zuwirft, ist der Blick den sich jede Frau von ihrem Partner wünscht. Taregans Laune scheint um einiges gesunken zu sein.

Gibt es nichts, dass dir neben Lilly auch wichtig ist, und das du zum Wohle aller zerstören könntest?, meint Kay. Der Franzose sieht seine Geliebte an und überlegt lange. Er streicht ihr gedankenverloren durch das lange rote Haar, während sie verunsichert zwischen ihm und mir hin und her sieht.

Ich kenne sie noch nicht lange, aber sie war mir von Anfang an sympathisch und wir haben uns schnell angefreundet. Ich kann gut mit ihr mitfühlen. Ich schenke ihr einen mitfühlenden Blick und ein aufmunterndes Lächeln, während ich ihre zarte Hand nehme und sie leicht drücke.

Die Erinnerung an meine Eltern, sagt Melyon plötzlich und ich spüre, wie die Anspannung von Lilly fällt, wie ein nasser Sack. Das könnte ich hergeben, auch wenn es schmerzhaft sein wird.

Aniro nickt zögernd und sieht die anderen Männer an.

Was ist mit euch? Lasst es uns lieber gleich klären bevor einer von uns eine böse Überraschung hat.

Mein schwarzes Haar würde ich abschneiden, sagt Taregan und ich muss mich kneifen, um ihn nicht überrascht anzustarren. Wenn sein Haar ihm wirklich so am Herzen liegt, kann es nicht viel anderes in seinem Leben geben, an dem er besonders hängt.

Die Erinnerung an meine Frau, sagt Hakuron. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass Kay neben mir leicht gezuckt hat, als ob er einen stechenden Schmerz verspürt hätte.

Gut, dann werde ich mein Leben hergeben, meint Aniro.

Das kannst du nicht machen! Kays Stimme donnert laut in meinem Kopf. Auch Lilly kann sich gerade noch zurück halten sich nicht an die Schläfen zu fassen.

Was soll ich denn sonst hergeben, wenn mir nichts anderes wichtig ist?, erwidert Ro. Einzig die Freundschaft zu euch liegt mir am Herzen, aber die möchte ich nicht hergeben. Ich bin in jeden Kampf gestürzt, in der Hoffnung, ich würde getötet werden, aber Gott hat mich verschont. Wenn mein Tod etwas dazu beitragen kann, dass dieses Monster nicht die Welt zerstört, dann lehne ich diesen Preis nicht ab.

Aber ich lehne ihn ab, sagt mein Retter entschieden und richtet sich auf. Es muss etwas anderes geben!

Was ist mit der Erinnerung an uns?, fragt Lilly. Danach nerven wir dich halt so lange, bis du dich wieder mit uns anfreundest.

Ich lächle angesichts ihrer Idee, weil sie doch so einfach und unkompliziert klingt und irgendwie süß ist. Doch Hakuron schüttelt nur den Kopf und lacht leise.

Von mir aus macht es so, sagt Aniro und steht auf. Aber wir müssen es heute Nacht machen und Kay muss ihr letztendlich den Kopf abschlagen, weil wir mit der Opfergabe beschäftigt sind.

Aber was könnte die Königin freiwillig hergeben, um die Blutsverbindung zu trennen?, frage ich.

Ihr Leben, antwortet Taregan. Nichts ist ihr wichtiger als das eigene Leben.

Als er das sagt, sieht er mich an und seine dunklen Augen scheinen sich in mich hinein zu bohren. Sie wirken nicht bedrohlich, eher, als versuche er mein Innerstes zu erkunden. Warme Schauer laufen meinen Rücken hinunter und obwohl sein Blick unangenehm ist, kann ich nicht wegschauen. Wie mit Magie hält er mich fest und versucht mich in etwas Warmes hinein zu ziehen, in dem ich nur zu gerne versinken würde, aber gegen das ich mich doch aus einem inneren Impuls heraus wehre. Lockende Stimmen rufen mich und ziehen mich zu ihm. Doch bevor meine Füße sich bewegen können, legt sich eine schwere Hand auf meinem Arm und hält mich zurück. Ich bekomme nur halb mit, wie Kay knurrt und einen Schritt auf ihn zugeht.

Wie aus einem Dämmerzustand wache ich auf und schüttle mich innerlich. Was zur Hölle hat er da mit mir gemacht?

Zögernd löse ich mein Haar aus dem Zopf und streiche es zur anderen Seite um ihn den Bissabdruck zu präsentieren, als ob mich dieses Zeichen vor seinem Blick schützen würde. Mein Retter hat nun eine deutlich schlechtere Laune als vorher und stellt sich dicht neben mich, legt einen Arm besitzergreifend um meine Taille.

Benutze dein jämmerliches Talent bei jemand anderem, sagt er mit einem aggressiven Unterton in der Stimme.

Wann brechen wir auf?, geht Aniro dazwischen.

Ich würde sagen jetzt gleich, meint Hakuron und steht auf.

Ich habe die Schwerter in den Keller gelegt, höre ich Melyons Stimme sagen, als er aufsteht und weggeht. Hakuron folgt ihm.

Schwerter? Erst als es schon zu spät ist, merke ich, dass ich die Gedankenmauer nicht aufgebaut habe.

Mit was willst du ihr denn sonst den Kopf abschlagen?, fragt mich Lilly und sieht mich neugierig an. Ein Küchenmesser würde es glaube ich nicht schaffen, die Wirbelsäule zu durchtrennen. Und der Kopf muss vollständig abgetrennt sein, sonst heilen wir Vampire wieder.

Ich muss zweimal schlucken, als ich mir vorstelle, dass alles durchtrennt ist, bis auf den Knochen, und wir dann immer noch leben. Eine schlimmere Höllenqual kann es auf Erden nicht geben.

Also ihr wollt jetzt einfach zu ihr laufen und ihr den Kopf abtrennen, während einige von sich etwas wichtiges zerstören?, fasse ich die Situation nochmal zusammen und Aniro nickt.

Nun ja, um es einfach auszudrücken… Ja!, sagt mein Retter.

Ähm, und wo liegen dann die Schwierigkeiten?

Amalia ist eine Meisterin. Sie hat bestimmte Kräfte, gegen die wir nicht immer etwas ausrichten können.

Die da wären?

Sie kann den Verstand und die Träume kontrollieren. Obwohl du es mir nicht sagst, weiß ich, dass du letztens von ihr geträumt hast. Ich habe es in deinen Augen gesehen, als ich dich geweckt habe, Mary.

Die Angst kommt plötzlich und trifft mich wie ein Schlag zwischen den Augen. Die Königin kontrollierte dieses Grauen? Was würde sie dann erst machen, wenn ich vor ihr stehe und sie meinen Verstand kontrolliert? Mir wird bewusst, dass Kay dieser Macht ausgesetzt sein wird, wenn er versucht sie umzubringen und die Sorge um ihn durchflutet mich.

Ich will, dass du hier bei Lilly bleibst, sagt Kay und legt einen Finger auf meine Lippen, bevor ich etwas erwidern kann. Mary, wir gehen nur in dieses unterirdische Schloss um Amalia umzubringen. Du wirst nicht viel ausrichten könne, und Danke, ich kann gut auf mich aufpassen.

Ich muss lächeln. Er hat mit allem Recht und doch will ich ihn nicht gehen lassen. Ich will nicht, dass er zu diesem Biest geht, aus welchem Grund auch immer. Er zieht mich in seine Arme und küsst mich auf den Kopf. Ich lege meine Wange an seine Brust, lausche seinem gleichmäßigen Herzschlag und genieße seine Wärme, die mich wie eine Hülle umgibt.

Es gibt Probleme im Keller, Melyon braucht unsere Hilfe, sagt Hakuron und ich löse mich nur widerwillig von meinem Retter.

Warte hier auf mich, haucht er und küsst meine Lippen. Lilly geht grade die Treppe hinauf, als die Männer unten in den Keller verschwinden und ich alleine in der Küche stehe und der Stille lausche.
 

Die große Uhr zeigt 23 Uhr an und wenn ich genau hinhöre, kann ich den Sekundenzeiger ticken hören. Mein Blick gleitet durch den kleinen Raum, als Kays Bruder auf einmal in der Tür steht und mich anstarrt. Als ich ihn bemerke, kommt er langsam auf mich zu.

Wo sind die anderen?, frage ich, doch er antwortet mir nicht, er bewegt sich einfach weiter auf mich zu. Ich spüre, dass etwas nicht stimmt und mein Körper spannt sich an. Ich weiche vor Hakuron zurück, so lange bis ich die Wand in meinem Rücken spüre.

Was hast du vor?

Doch er antwortet mir wieder nicht, sondern hebt seine zur Faust geballte Hand und schlägt mit einer solchen Geschwindigkeit zu, dass ich seiner Bewegung mit den Augen kaum folgen kann. Gerade noch in letzter Sekunde kann ich ausweichen und der Schlag hinterlässt ein klaffendes Loch in der Wand.

Hakuron knurrt bedrohlich und die Panik packt mich vollends. Ich hechte zur Tür um in den Keller zu laufen, zu meinem Retter und den Männern, wo ich nicht alleine und in Sicherheit bin. Doch der blonde Vampir ist schneller, fast so überdimensional schnell wie Kay, und wirft mich zu Boden.

„KAY!“, schreie ich laut, doch der Ruf um Hilfe geht unter dem Gewicht meines Angreifers unter.

„Verdammt, was willst du von mir, lass mich los!“

Doch Hakuron lässt mich nicht los, er setzt sich auf meinen Rücken, dreht meine Arme nach hinten und drückt mein Gesicht auf den Boden.

Nein, nein, nein!, schreie ich, während ich mich wehre und versuche mich zu befreien. Doch es ist vergebens, Hakuron ist zu schwer und zu stark. Er hält mich ohne Erbarmen fest und zwingt meine Arme weiter in eine fast schon unmögliche Position.

Wenn meine Königin ruft, dann folge ich, flüstert er und schlägt meinen Kopf hart auf den Boden. Die Welt vor meinen Augen verschwimmt, doch ich kämpfe dagegen an, versuche wach zu bleiben. Etwas Warmes läuft aus meinem Ohr und tropft auf die weißen Fliesen. Der Schmerz explodiert hinter meiner Stirn und bunte Punkte tanzen vor mir. Dann spüre ich Hakurons schwere Hand auf meinem Hinterkopf.

Flehe um Gnade, Mary, höre ich seine Stimme als er meinen Kopf so weit nach hinten beugt, dass es knackt und ihn dann ein weiteres Mal mit voller Kraft auf den Boden schlägt und die Welt um mich verschwindet.
 


 

Das Erste, was ich spüre, sind die Schmerzen, unmenschlich und nicht zu ertragen. Sie durchziehen meinen gesamten Schädel und verhindern jeden Versuch, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Flüssigkeit, die mir aus dem Ohr getreten ist, klebt nun an meinem Kinn und auch unter meiner Nase und meinen Augen.

Ich liege auf dem Rücken und kann keine Luft holen. Es fühlt sich an, als würde ich ersticken, ohne dabei zu sterben. Ich brauche keine Luft, doch trotzdem fällt es mir schwer, darauf zu verzichten.

Die Schmerzen sind wie ein Trommelschlag, der gewalttätig gegen mein Bewusstsein schlägt. Ich versuche ihn zu ignorieren und mich auf andere Dinge zu konzentrieren, doch das macht alles nur noch schlimmer.

Wasser tropft auf den Boden, das Geräusch hallt in meinem Kopf wieder, vibriert durch meinen Körper. Der Boden, auf dem ich liege, ist kalt, die Kälte scheint sich in mich hinein zu bohren, sich in meine Haut zu fressen, mit ihr zu verschmelzen. Ich kriege Panik und versuche die Augen zu öffnen, doch dies erweist sich als schwieriger als ich gedacht habe. Oh Gott, was ist mit mir passiert?

Du hast einen Schädelbasisbruch, sagt eine weibliche Stimme. Von dem Genickbruch hat dein Körper sich leider schon erholt. Aber was für ein Glück, dass die Selbstheilung ein paar schöne Nachwirkungen hat.

Es ist die Stimme des Teufels, in Form einer atemberaubend schönen Frau, die da zu mir spricht. Langsam, Stück für Stück, kommt meine Erinnerung zurück. Da war Hakuron in der Küche und er hat mir diese Schmerzen angetan. Er hat mich an Amalia ausgeliefert, während alle anderen im Keller waren und nichts bemerkt haben.

Oh Herr, was habe ich bloß verbrochen, dass ich so sehr bestraft werde? Und wieso lebe ich nach einem Genickbruch bloß noch, wieso kann ich nicht einfach tot sein? Wieso lebe ich bloß noch und kann von der Königin nach allen Mitteln gefoltert werden?

Ach Mary, Mary-Schätzchen, du hast noch sehr viel zu lernen, sagt sie lachend und ich spüre ihre zarten Hände an meinen Schultern, wie sie meinen Oberkörper aufrichtet und ihn an eine kalte Mauer lehnt. Jetzt spüre ich auch meine Wirbelsäule, vom Kopf bis hinunter zum Steißbein, wie spitze Nadeln in meinem Körper.

Öffne deine Augen. Aus ihrem Mund ist das ein Befehl, der mir eine Gänsehaut auf die Arme zaubert. Obwohl es eine unglaubliche Anstrengung ist und die Schmerzen wie ein Aufschrei in meinem Kopf entflammen, versuche ich es trotzdem. Weil ich das sichere Gefühl habe, dass Amalia mit mir schlimmere Sachen anstellen könnte. Als ich endlich etwas sehen kann, blicke ich in zwei große, violettfarbene Augen, die mich neugierig und voller Vorfreude anschauen.

Du bist so schwach und hilflos, sagt sie. So bemitleidenswert.

Sie richtet sich auf und lacht ein weiteres Mal. Ich weiß, dass sie mich nicht bemitleidet sondern verhöhnt. Sie geht von mir weg und ich kann den Raum erkennen: es ist die große, schwarze Halle, in der ich ihr das erste Mal begegnet bin. Amalia trägt ein langes, weinrotes Kleid aus Seide, welche sich um ihren Körper wickelt, als wäre dieser Stoff nur für ihn bestimmt. Alles ist so wie beim letzten Mal, nur dass die zwölf Männer fehlen und stattdessen Hakuron neben dem Diwan steht. Er sieht mich nicht an, sondern blickt zu seiner Königin, folgt jeder ihrer Bewegungen.

„Hat sie nicht einen hübschen Bluterguss um ihre Augen?“, fragt sie und er lächelt.

Amalia geht zu ihm und lehnt sich an ihn, legt ihren Kopf auf seine Schulter und sieht mich an.

„Weißt du, warum mein treuer Diener eine Sonnenbrille trägt?“, fragt sie mich. Bevor ich überhaupt ein Zeichen einer Antwort geben kann, redet sie schon weiter.

„Er trägt eine, weil man in seinen Augen seine ganze Geschichte lesen kann. Den Schmerz, den Verlust, die Enttäuschung,… den Hass. Den Hass auf die Person, die ihm alles genommen hat und dessen Verrat so tief und dunkel ist, dass die Wunden nie wieder heilen.“

Sie bewegt ihre Hand zu der Brille und zieht sie von seinem Gesicht, wirft sie achtlos zu Boden.

Als ich in Hakurons Augen blicke, sind sie rot. Dort, wo die Iris und die Pupille des Menschen zu sehen ist, ist bei ihm eine blutrote Kugel. Und als ich in diese Augen blicke, falle ich tief, sehr tief. Ich falle in ein dunkles Loch voller Schmerzen, Verluste, Enttäuschungen und starker Gefühle des Hasses. Sie wallen über mir auf und umschlingen mich, zerreißen mich und halten mich fest. Ich fühle mich wie eine Feder im Wind, die von allen Seiten nur geschubst wird und niemals Kontrolle über sich selbst hat. Samtweich wie Seide und doch spitz wie Dornen schlingen sich die Emotionen um meinen Körper, meine Seele, meinen Geist. Ich kann nicht fliehen und erliege hilflos diesen Qualen… seinen Qualen. Seine Gefühle, die er in sich trägt. Seine Vergangenheit, die ihn verfolgt und nicht loslässt. Und seine Trauer. Ich kann diese Qualen nicht ertragen und doch möchte ich weinen, weinen um sein so trauriges Schicksal und ihn trösten, ihm die Wärme schenken, die er nicht besitzt.

Als er die Augen schließt, bin auch ich erlöst und kann meine Augen ebenfalls endlich schließen, den Kopf erschöpft an die Wand lehnen. Ganz vorsichtig natürlich, weil der pochende Schmerz nicht weg ist, sondern nur etwas abgeflacht. Der Bruch scheint zu heilen.

Der blonde Vampir hebt seine Sonnenbrille auf und setzt sie sich wieder auf. Er ist wieder Hakuron: kalt und unantastbar. Doch ich weiß nun, wie er wirklich ist, was in seinem Inneren vorgeht, was man in seinen Augen sehen kann. Und ich kann ihn einfach nicht mehr mit den Augen betrachten, mit denen ich ihn noch vor ein paar Minuten gesehen habe. Auch wenn ich es will, kann ich ihn nicht mehr hassen.
 

Amalias Kleid schleift über den Boden und ich spüre, dass sie näher kommt.

Was glaubst du, was dich erwartet?, fragt sie mich, als sie vor mir steht und auf mich hinab sieht. Als ich nicht antworte, lacht sie und schnippst mit dem Finger. Es fühlt sich an, als würde sich in meinem Kopf etwas gedanklich entfernen, als würde eine Blockade sich lösen. Die Erinnerung an etwas Bestimmtes kehrt zurück und das fehlende Puzzlestück setzt sich an seinen Platz. Der Schreck sitzt tief, als ich die Szene in meinem Kopf durchgehe. Hakuron hat mich aufs Bett geworfen, er hat mir gedroht und danach meine Erinnerung daran blockiert. Darum kam mir sein Verhalten so komisch vor. Er wird mich von Kay weghalten und seinen Bruder mit der Eifersucht in den Wahnsinn treiben. Ich hasse es, aber ich kann es nicht verhindern, als Tränen über meine Wangen laufen. Ich will nicht von Kay getrennt werden, doch ich weiß nicht, was ich gegen Hakuron ausrichten soll, was ich machen soll. Haben sie meinem Retter auch etwas angetan? Wo ist er gerade jetzt und was macht er? Ich hoffe nur, dass er nicht so tief in der Scheiße sitzt wie ich.

Sei still, sei still!, kreischt Amalia. Deine Gedanken machen mich ganz krank.

Sie umfasst meinen Kopf mit ihren Händen, die Daumen auf meinen Schläfen und die Handflächen auf meinen Ohren. Als ich ihr in die Augen blicke, entsteht ein Sog, wie bei Taregan, nur viel stärker und mächtiger. Ihre Macht schlägt mir gewalttätig entgegen, lähmt meinen Körper und dringt in meine Gedanken ein. Ich schreie und kreische, weil ich gar nicht anders kann. Ihre Macht ist die schlimmste Folter auf Erden, die Schmerzen zerren meinen Kopf von innen auseinander, geben mir das Gefühl, dass er zu platzen droht. Mit schweren, spitzen Klauen wühlt sie durch meinen Geist, bringt meine Seele zum schreien. Alles in mir ist ein einziger Schmerz, eine einzige Qual, die zur ewigen Folter wird. Meine Schreie verwandeln sich in schmerzvolles Wimmern und dann wieder in Schreie. Man kann diese Schmerzen nicht beschreiben und ich habe das Gefühl, dass diese Folter eine halbe Ewigkeit dauert.

Als sie mich endlich loslässt ist mir schwindlig und schlecht. Ich schreie und wimmere immer noch, ich bin jedoch erleichtert, dass es endlich vorbei ist. Meine Sicht verschwimmt, das Bewusstsein droht mir aus den Fingern zu gleiten. Nein, ich will nicht schon wieder in Ohnmacht fallen, ich muss wach bleiben. Bleib wach, Mary, bleib wach!

„FASS SIE NICHT AN!!!“, donnert eine männliche Stimme durch die Halle. Sie dröhnt in meinem Kopf und lässt den Schmerz hinter meiner Stirn explodieren. Doch ich versuche trotz der Schmerzen, die Stimme jemandem zuzuordnen. Und diesen jemand kenne ich doch… Kay, das war Kays Stimme. Oh mein Gott, Kay ist hier!

„Du kommst zu spät“, sagt Amalia und sie lacht voller Bosheit. „Sie hat bereits ihren Verstand verloren.“ Sie fängt an zu kichern, als ob sie einen Lachkrampf bekommen hätte. Ich bin einfach nur verwirrt. Ich habe den Verstand nicht verloren, ich habe nur vergessen, wie sich eine Welt ohne Schmerzen anfühlt.

Jemand kniet sich neben mich und hebt meinen Kopf leicht an um mir in die Augen zu schauen. Tränen laufen noch immer meine Wangen hinab, ich kann ein blasses Gesicht erkenne, aber es keinem zuordnen. Bis auf Kay sehen fast alle Vampire blass aus.

„Mon dieu“, haucht er und ich spüre seinen kalten Atem auf meiner Haut. Oh, wie angenehm das ist…

Dann sind da große, warme Hände und ein Duft, der mich aufschluchzen lässt. Kay ist bei mir und er hält meinen Kopf an seinen Hals. Trink Mary, nimm dir soviel wie du brauchst. Oh Mary, es tut mir so leid…

Den Rest höre ich nicht, weil ich meine Zähne in seine weiche Haut schlage und sein köstliches Blut in meinen Mund läuft. Es fließt in jede Ader meines Körpers und ich spüre, wie die Wunden heilen, wie mein Geist und meine Seele erleichtert aufatmen und wieder zu Kräften kommen. Meine Kochen knirschen und knacken als sie sich wieder zusammenschieben und heilen und auch ist der Druck auf meiner Brust weg. Als ich meinen Retter loslasse, fühle ich mich wie neu geboren und kann meine Umgebung wieder erkennen.

Dort, wo zuvor Hakuron stand, ist nun Aniro, der sich auf ihn gesetzt hat und mit ihm ringt. Taregan und Amalia stehen sich in der Mitte der Halle einfach nur gegenüber und schauen sich an, doch die Luft zwischen ihnen flimmert. Er hat seine zitternden Hände erhoben und sie neigt die Finger ihm entgegen, geformt wie Krallen. Melyon und Kay sind bei mir und schauen mich erwartungsvoll an.

Als ich meinen Retter genauer ansehe, muss ich erschrocken einatmen. Seine Fänge sind ausgefahren, riesig und spitz, und seine Augen sind tiefschwarz. Er atmet schwer, als müsse er sich zurück halten und ich glaube ihn leise knurren zu hören. An seiner Hüfte hängt ein gewaltiges Schwert, welches im fahlen Licht geradezu silbern leuchtet.

Ist alles okay mit dir, Hübsche?, fragte er und ich nicke zögernd.

In dem Moment, als Taregan zu Boden geht, ist Kay bei der Königin und hat ihren Kopf im selben Griff, wie sie zuvor meinen hatte. Doch sie schubst ihn nur weg, als wäre er eine lästige Fliege und er fliegt durch die große Halle und gegen die Wand. Selbst aus meiner Entfernung höre ich seine Knochen brechen.

Ich will zu ihm laufen und ihm aufhelfen, der Schlampe, die erst mir und dann ihm etwas angetan hat, eigenhändig den Kopf abreißen. Doch Melyon hält mich fest und lässt mich auch nicht mehr los.

Mary bleib hier, du kannst nicht zu ihm, sagt er mit seinem starken französischen Akzent.

Wieso nicht?!, schreie ich ihn fast an und sehe zu, wie mein Retter sich aufrappelt und ein weiteres Mal auf die Königin zuläuft. Naja, eher sieht es so aus als würde er auf einmal bei ihr erscheinen, so schnell ist er.

Weil er wütend ist und glaube mir, du hast ihn noch nie erlebt wenn er richtig wütend ist. Er könnte dich töten, einfach nur weil du ihm im Weg stehst. Wenn wir wütend sind, erwacht das rasende Tier in uns.

Und besorgt und fasziniert schaue ich Kay zu, wie er Amalia das Genick bricht, ihr den rechten Arm auskugelt und versucht, sie zu beißen. Doch sie weicht geschickt aus und schreit nicht ein einziges Mal, als würde sie die Verletzungen gar nicht wahrnehmen. Sie bewegt sich so erfahren und sicher, als ob sie diesen Kampf schon im Kopf auswendig könnte, als ob sie genau wüsste, was Kay machen wird und wie sie darauf reagieren muss. Sie schleudert ihn ein weiteres Mal gegen die Wand und ihr Gelächter erfüllt den ganzen Raum.

„Du bist viel zu schwach um gegen mich etwas auszurichten!“, schreit sie ihn an und lacht ein weiteres Mal während er mit wildem Blick aufsteht und zu ihr springt. Das ganze Szenario wiederholt sich, doch als mein Retter das dritte Mal gegen die Wand prallt, fällt es ihm schon schwerer aufzustehen.

Das kann so nicht weitergehen, irgendwann hat sie ihn umgebracht.

Das kann so nicht weitergehen, sage ich zu Melyon, doch er reagiert nicht. Ich muss zu Amalia kommen, ich muss sie aufhalten oder sie ablenken, sodass Kay ihr den Kopf abschlagen kann.

Melyons Arm liegt um meiner Taille und als ich ihn zu fassen bekomme, beiße ich hinein. Er atmet erschrocken auf und stöhnt dann, versucht sich loszureißen und gleichzeitig, mir näher zu kommen. Ich schmecke sein warmes Blut und bin fast enttäuscht. Es schmeckt gut, aber es ist nicht so hinreißend wie Kays Blut. Doch das, was ich mir erhofft habe, tritt ein und Melyon lässt mich los. Ich beginne zu laufen und renne genau auf Amalia und Kay zu, die gerade dabei ist, ihm mit ihren Fingern in die Augen zu stechen, während er versucht ihren Kiefer auseinander zu reißen. Die blinde Wut treibt mich an, der Hass auf diese Frau, die Sorge um meinen Retter und die Angst, was sie der Welt antun könnte. Sie ist so beschäftigt mit ihm, dass sie nicht bemerkt wie ich auf einmal hinter ihr bin und meine langen Fänge in ihrer Halsschlagader vergrabe.
 

Eigentlich war das fast schon zu einfach, denke ich mir. Sie hat mich wirklich nicht bemerkt. Ich beginne kräftig zu saugen und muss gleich darauf wieder würgen. Was ich schlucke ist kein Blut, sondern Feuer, brennende Flammen, die meinen Hals hinab laufen und mich von innen verbrennen. Sie zerreißen mich und binden mich gleichzeitig an sie, sodass ich nicht loslassen kann. Ich will meine Zähne aus ihr ziehen, aber es geht nicht. Zusätzlich trinke ich ihre Macht. Es hört sich verrückt an, doch ich weiß nicht, wie ich das anders nennen soll. Ich spüre, wie ihre gewaltige Kraft in mich über geht, mich ausfüllt, mich umbringt. Oh mein Gott, ich bring mich hier selbst um, ich muss Amalia verdammt nochmal loslassen. Doch ich kann nicht. Ich kann diese heißen Flammen nicht schlucken, doch ich muss irgendetwas machen, um sie aufzuhalten. Ich bewege meinen Mund, schlage meine Fänge tiefer in sie hinein und sie schreit schmerzerfüllt auf. Statt ihr Blut zu trinken, beiße ich mich nun durch ihren Hals, ich trenne alles was mir zwischen die Zähne kommt: Fleisch, Muskeln, Sehnen.

Die Königin schreit nun nicht mehr, sie kreischt. So laut, dass ich glaube taub zu werden und nur noch ein Klingeln in meinen Ohren höre. Ich stoße auf etwas Hartes und ein Beben fährt durch ihren Körper. Eine warme Hand schubst mich nach hinten, sodass meine Fänge sich endlich von ihr lösen können und ich nach hinten zu Boden stürze. Doch noch immer strömt ihre Macht in mich, aber da ist kein Platz mehr, ich fühle mich, als wäre ich kurz vorm platzen.

Kay ist neben mir und ich sehe wie in Zeitlupe, wie er mit diesem riesigen, silbernen Schwert ausholt und laut brüllt. Wie ein wütender Löwe hört er sich an, als sich die Waffe in Amalias Richtung bewegt und durch ihren Körper fährt. Er durchtrennt den Knochen an ihrem Hals, die Wirbelsäule splittert und das letzte, was ich von der Königin höre, ist, wie sie erschrocken einatmet.

Blut spritzt in meine Richtung, verbrennt meine Haut und der Kopf der hübschen und grausamen Frau löst sich von ihrem Körper, fällt zu Boden und kullert vor meine Füße. Und noch immer fließt ihre Macht in mich, durchströmt jede Faser meines Körpers, raubt mir den Verstand. Es ist zu viel, viel zu viel, ich kann nicht die gesamte Fülle dieser Macht in mir aufnehmen. Ich will aufstehen und keuche, verliere mein Gleichgewicht und stürze wieder zu Boden, doch Kay fängt mich rechtzeitig auf. Ich liege in seinen Armen als ich zu ihm aufblicke und mir plötzlich einfällt, was ich machen muss. Als ob er wüsste, was ich vorhabe, beugt er sich nach vorne und ich beiße ihn ganz sanft in die Haut. Doch ich trinke nicht sein Blut, sondern ich lasse diese gewaltige Kraft, die in mir ist, in ihn fließen, fülle seinen Körper und seinen Geist mit dieser Macht. Er kann weitaus mehr davon in sich aufnehmen, doch nicht alles. Einen Teil muss ich in mir lassen, als er sich keuchend von mir löst und einige Schritte nach hinten taumelt. Ich kann mich nicht mehr halten und sinke auf die Knie. Als ich mich umsehe, liegt neben mir nicht mehr Amalia, sondern ein Skelett, in einem roten Kleid, welches beginnt, sich langsam in Staub aufzulösen. Zuerst die Füße, die Beine, dann die Hüfte und der Rest ihres Körpers. Als letztes der abgetrennte Kopf, der vor mir liegt und ein seltsam gurgelndes Geräusch von sich gibt.
 

Es liegt nun nur noch Staub vor mir. Mehr nicht. Keine Amalia mehr. Keine grausame Königin. Sie ist tot, endgültig tot. Und die Ritter der Königin sind nun frei.

Ich blicke auf und suche jeden einzelnen von ihnen. Melyon sitzt in der Ecke und sieht mich erschrocken und fasziniert zu gleich an, die Wunde an seinem Arm hat sich bereits wieder geschlossen. Als ich ihn ansehe, steht er langsam auf und neigt leicht seinen Kopf in meine Richtung, er verbeugt sich vor mir. Verblüfft schaue ich ihn an, überrascht über seine Reaktion und vor allem geschockt darüber, was ich soeben getan habe. Ich habe mich durch Amalias Haut gefressen wie ein Tier. Ich bin bis zu ihrem Knochen durchgedrungen und es hat mich kein bisschen angeekelt. Auch jetzt empfinde ich keinen Widerwillen gegen das, was ich getan habe und auch keine Schuld.

Diese Frau lebte entschieden zu lang.

Ich blicke mich weiter um und entdecke Taregan und Aniro. Ersterer liegt bewusstlos am Boden, während der andere sich gerade in sein Handgelenk beißt und die blutende Wunde über Taregans geöffneten Mund hält. Das schwarze Haar liegt abgeschnitten auf dem Boden.

Warum Aniro noch lebt, obwohl er eigentlich sein Leben geben wollte, weiß ich nicht.
 

Ich höre Kay schmerzerfüllt schreien und drehe mich erschrocken in seine Richtung. Als ich ihn sehe, sitzt ein tiefer Schrecken in meinen Knochen und ich will nicht wahr haben, was dort passiert ist.

Mein Retter kniet auf dem Boden und schreit und weint, er weint so bitterlich, wie ich es nie für möglich gehalten habe. In seinen Armen hält er seinen Bruder, das Gesicht an seine Schulter gedrückt. Hakurons Augen sehen mich direkt an, doch sie sind nicht mehr rot sondern blau, so leuchtend blau wie Kays. Und sie sind leer und leblos.

Ich spüre Kays Trauer und Schmerz über mich fluten, wie eine riesige Welle und sie treibt mir ebenfalls die Tränen in die Augen. Mein Retter schreit immer wieder dieselben Worte, dass es ihm leid tut, dass Hakuron wieder zu ihm kommen soll. Doch der tote Körper in seinen Armen bewegt sich nicht.

Nein, wieso ist das passiert? Hat Aniro ihn etwa umgebracht? Oder hatte es vielleicht einfach nicht geklappt, dass er die Blutsverbindung zu Amalia trennen konnte? Wieso ist er nun… tot?

Er hat Amalia geliebt, sagt Aniro, der plötzlich neben mir steht und mir aufhilft. Er hat sie vergöttert, so wie Kay dich liebt und vergöttert. Es war sein freier Wille und Wunsch ihr in den Tod zu folgen. Er hat es mir gesagt, als du und Kay mit der Königin beschäftigt wart. Ich habe ihn ziehen lassen, weil man einen männlichen Vampir nicht von seiner Gefährtin trennen kann.

Ich verstehe nicht genau, was er mit dem letzten Satz meint. Aber es ist mir egal, denn ich spüre Kays Leiden so deutlich wie mein Eigenes und ich will ihn trösten, will ihm diesen Schmerz nehmen. Als ich bei ihm bin, knie ich mich neben ihn und umarme ihn, halte ihn. Tröste ihn. Liebe ihn.
 

- - - (~*~)- - -
 

Es hat einen Monat gedauert, bis Kay wieder lächelte. Er war bis jetzt der einzige Mann, den ich weinen gesehen habe. Doch es lässt ihn nicht schwächer erscheinen, sondern stärker. Denn es zeigt, dass er nicht so ein gefühlloser Holzklotz ist, wie mein Vater einer war, und dass, obwohl die beiden sich nur gestritten haben, er seinen Bruder geliebt hat.

In diesem Monat gab es viele Tage wo wir einfach nur im Bett lagen, er mit seinem Kopf auf meiner Brust und ich ihm all meine Liebe geschenkt habe.

In dieser Zeit habe ich oft über das Geschehene nachgedacht. In gerade mal einer Woche, war dies alles passiert. Seit einer Woche erst bin ich ein Vampir. In einer Woche hat sich mein Leben völlig auf den Kopf gestellt. In einer Woche habe ich den Mann meines Lebens kennen gelernt und das sichere Gefühl gehabt, dass wir zueinander gehören. Und dieses Gefühl habe ich immer noch und es lässt mich nicht los.
 

Hakurons Leiche haben wir noch am selben Abend verbrannt, weit entfernt von Paris auf einem kleinen Hügel. Als der blonde Vampir dort so auf dem Gras lag, zwischen all den im Mondlicht leuchtenden Blumen, sah er das erste Mal glücklich aus. Seine Augen waren geschlossen, seine Gesichtszüge entspannt, ein kleines Lächeln auf den Lippen. Ich habe mir versprochen ihn so in Erinnerung zu behalten. Nicht als Amalias Diener, als denjenigen, der mich entführt hatte und mich von Kay fern halten wollte. Sondern als den Bruder meines Retters, als Mensch, der einmal geliebt hat und glücklich war.
 

.........
 


 

Also, wie bereits gesagt, ist dies hier eigentlich das „Ende“, aber es folgt noch der Epilog (und ein Bonuskapitel), weshalb ich hier noch nicht den berühmten letzten Satz hinschreiben möchte^^
 

In dem Epilog werden einige ungeklärte Fragen noch geklärt (z.B. warum Aniro noch lebt usw.) und es wird noch erzählt, was denn nun aus Mary und Kay geworden ist. Nun, lasst euch überraschen xD



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück