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Wieder zurück

Leute, tut mir Leid, wenn dieses Kapitel so spät kommt! Die Schule treibt mich in den Wahnsinn und ich muss diesmal auch sagen, dass sich meine geliebte Beta-Leserin ein wenig Zeit mit dem korrigieren gelassen hat *auf Helen zeig*

Naja jedenfalls ist dies das vorletzte Kapitel, aber keine Angst, ich arbeite zurzeit an einer neuen Geschichte, wieder etwas mit Vampiren^^ Ach ja und ein Kapitel aus Kays Sicht gibt es ganz zum Schluss.
 

Kapitel 13 – Wieder zurück
 

Es ist zwei Uhr morgens am Freitag als ich zusammen mit Kay, Hakuron und Aniro an einem großen Esstisch sitze. Er ist aus dunklem Mahagoniholz mit unzähligen Verzierungen an den Kanten und an ihm würden mindestens zwölf Leute Platz finden.

Nachdem Aniro von Kay getrunken hat und Dana ihm ein paar Blutkonserven gebracht hat, sieht er viel besser aus. Diese Konserven sollen wirklich widerlich schmecken und auch nur für Notfälle gedacht sein; ich möchte sie auf keinen Fall probieren.

Aniros Augenringe sind verschwunden, sein Gesicht wirkt voller und gesünder, die hellen Augen sind nun ein schönes Gemisch aus Grau und Blau. Wir haben ihm eine Dusche und frische Kleidung angeboten, doch er will uns zuerst berichten, was er gesehen und gehört hat.

Amalias Schoßtierchen haben mich in London erwischt, wo ich mit Edward geredet habe, erzählt er. Sie hielt mich zwei Monate in ihrem Verlies gefangen und gab mir jeden Tag altes Rattenblut.

Von Kay erfahre ich, dass wir Vampire frisches Blut brauchen um zu Kräften zu kommen. Altes Blut hält uns nur so gerade am Leben. Und er erzählt mir, dass dieser Edward ein sehr alter Vampir ist, ein sogenannter Meister, so wie Amalia eine Meisterin ist. Man muss aber nicht zwingend alt sein, um ein Meister zu sein, man braucht bloß die Macht dazu.

Edward soll ein Mittel gefunden haben, um Blutsverbindungen zu trennen, deswegen war Aniro bei ihm. Als er fortfährt, trieft seine Stimme nur so von Hass und Verachtung. Seine Zügen sind hart und seine Hände klammern sich krampfhaft an der Tischplatte fest.

Einer der Wächter war irgendwann dumm genug in meine Zelle zu kommen. Ich habe diesen Bastard komplett leer getrunken und seinen Kollegen auch. Bei meiner Flucht bin ich auf Amalia getroffen, die gerade dabei war von einem dieser Zwillinge gefickt zu werden. Sie war zu beschäftigt um mich zu bemerken während sie ihm erzählte was für einen tollen Plan sie hätte.

Den Plan, Kay zu vernichten. Krieg gegen ihn zu führen. Wieder an die Oberfläche zu gelangen und der ganzen Welt mitzuteilen, dass es Vampire gibt. Dass sie, Amalia, das mächtigste Wesen von allen ist. Dieser Krieg könnte der dritte Weltkrieg werden. Bei diesem Gedanken wir mir ganz schlecht.

Sie redete auch von dir, Mary, fährt Aniro fort und sieht mich an. Dass du ihr ein Dorn im Auge bist. Weil du eine Blutsverbindung mit Kay hast und sie nicht. Ihr Krieg gegen dich, Kay, ist wie ein Rachefeldzug, weil du sie nicht akzeptiert hast, aber eine andere Frau.

Also bin ich eigentlich schuld daran, dass mein Retter in der Scheiße sitzt. Toll gemacht, Mary! Ich schaue unsicher zu Kay, der mir gegenüber sitzt, und schlucke hart. Er hat die Arme auf den Ellbogen gestützt, die Finger aneinander gelegt, zu einem Dach geformt. Den Kopf hat er gesenkt, sein Blick ist auf die dunkle Tischplatte gerichtet. Sein Geist ist eine einzige große Mauer, die alle aus seinem Kopf fern hält und die mir ein wenig Angst einjagt. Im Gegensatz zu ihm, ist meine Gedankenmauer ein kleiner kaputter Gartenzaun. Als er zu mir hinüber sieht sind seine Augen tiefschwarz, sein Mund geöffnet um seinen langen, weißen Fängen Platz zu machen und ein starker Geruch nach verbranntem Fleisch füllt die Luft. Er sieht mich nicht wirklich an, eher durch mich hindurch, als ob das Böse direkt hinter mir steht. Aber sein Blick trifft mich dennoch und ein eisiger Schauer läuft meinen Rücken hinunter.

Er sieht furchteinflößend aus.

Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt. Ich begreife, dass es sehr unklug wäre, Kay als Feind zu haben. Sehr gefährlich, nach seinem Blick zu urteilen sogar tödlich. Hakuron seufzt und murmelt etwas auf Italienisch woraufhin Kay ihn wild anknurrt. Es ist ein Zufall, dass genau in diesem Moment Dana hereinkommt und meinen Arm nimmt.

„Komm, meine Liebe, komm mit mir“, sagt sie. „Ich habe etwas für dich.“

Wie ein kleines Kind, das zu viel gehört hat, führt sie mich aus dem Raum. Ich komme mir dämlich vor und bin wütend. Ich drehe mich zu den Männern um und mache gerade den Mund auf, um ihnen ordentlich die Meinung zu sagen. Doch da ist die Tür auch schon ins Schloss gefallen und die mollige Frau zieht mich durch den anliegenden Raum zur Küche.

„Es tut mir Leid, süße Mary, aber wenn Kay mich ruft, muss ich laufen“, meint sie.

„Wie ruft er dich denn?“, frage ich erstaunt. Ihre Aussage bringt mich völlig aus dem Konzept und meine Wut ist wie verflogen. Ich habe ihn nicht rufen hören und selbst wenn sie in der Nähe wäre, könnte er sie nicht über die Gedankensprache erreichen, weil sie ein Mensch ist.

„Ich bin seine menschliche Dienerin“, sagt sie locker, während sie mich weiterzieht.

„Seine was?“

„Er kann mir Nachrichten über Gedanken schicken, aber ich nicht ihm“, erklärt sie. „Die Distanz spielt dabei keine Rolle. Und er kann mich finden, egal wo ich bin. Er hat mir vor 190 Jahren das Leben gerettet und mich dann gefragt, ob ich als seine Haushälterin arbeiten möchte. Nach einer Weile wurde ich dann zu seiner menschlichen Dienerin. Und solange ich das bin, bin ich an das Leben von Kay gebunden. Wenn er stirbt, sterbe ich auch. Mein Tod bedeutet jedoch nicht seinen Tod.

Ich bin freiwillig seine Dienerin geworden, er hat mich noch nie zu etwas gezwungen und meine Loyalität zu ihm steht an oberster Stelle.“

Sie sieht mich mit einem Blick an, der sagt, dass nichts auf der Welt sie dazu bringen könnte, Kay zu verraten. Ich sehe sie nur verblüfft an und weiß nicht, was ich sagen soll.

„Das heißt also, dass er dir Befehle erteilen kann und dich zu Handlungen zwingen könnte?“, frage ich, da ich mir nicht sicher bin, ob ich alles verstanden habe.

„Ja“, antwortet sie. „Aber er hat mich noch nie zu etwas gezwungen. Ich vertraue ihm, genauso wie er mir vertraut, auch wenn er meine Seele besitzt.“

Ihre Seele? Das hört sich an wie ein Pakt mit dem Teufel. Obwohl ich mir Kay in der Rolle des Teufels gut vorstellen könnte.

„Sei ihm deswegen nicht böse, Mary“, sagt Dana. „Es war meine Entscheidung und ich bereue sie nicht.“

Ich beschließe nichts mehr zu dem Thema zu sagen und als Dana meinen Arm loslässt stehen wir in der Küche. Und, oh Wunder, auf der Theke befindet sich eine Schüssel mit flüssiger Schokolade. Der Duft treibt mich zu dieser Köstlichkeit, ohne das ich es will, und meine Hand bewegt sich wie von selbst zum Löffel und in diesen warmen, süßen Traum.
 

Als ich das letzte bisschen Schokolade aus der Schüssel löffle, kommt Kay in die Küche. Sein Gesicht wirkt müde und seine kurzen, schwarzen Haare stehen in alle Richtungen ab, als hätte er sie sich gerauft. Ich sitze auf einem Hocker an der Theke und beobachte ihn, wie er mich ansieht und den Mund öffnet, doch nichts sagt. Im gleichen Moment verlässt Dana die Küche und schließt die Tür hinter sich.

Während Kay immer noch nach Worten sucht, fährt er sich mit der Hand durch das dunkle Haar und das weiße T-Shirt spannt sich über seinem Oberarm. Ich merke gar nicht, wie ich auf seine Muskeln starre und mir der Löffel aus der Hand fällt. Mit einem klirrenden Geräusch trifft er auf den Boden und mein Retter sieht mich verwundert an.

Peinlich!

Mary, ich glaube, dass wird nichts mehr mit dem Rundgang durch Rom, sagt er und sieht mich mit einem entschuldigenden Blick an. Ich muss unwillkürlich lächeln, weil ich es süß finde, dass es ihm so schwer fiel mir das zu sagen.

Kay, das macht nix. Er lächelt erleichtert und küsst mich zuerst auf die Stirn, dann auf die Nase und schließlich auf den Mund. Er legt einen Arm um mich, hebt mich auf den Boden, presst mich an seinen warmen Körper und küsst mich ein weiteres Mal, diesmal inniger und tiefer. Seine Lippen sind so unglaublich weich und ich kann seine Liebe zu mir riechen. Der Duft dringt auch aus meinen Poren und umhüllt uns wie ein schwerer Mantel, benebelt meine Sinne.

Seine Hand fährt durch mein Haar, gräbt sich darin fest und zieht meinen Kopf leicht zur Seite, sodass mein Hals frei liegt. Seine Mund löst sich von meinem und ich sehe aus den Augenwinkeln, wie er die Lippen zurück zieht und die volle Länge seiner Reißzähne entblößt. Ein erschrockener Laut dringt aus meiner Kehle, ehe er mich beißt und seine Fänge, wie ein Messer in warme Butter, in mich gleiten. Ganz sanft und ohne Schmerz.

Es tut mir Leid, aber ich kann nicht anders, sagt er und beginnt zu schlucken. Es sind nicht der Hunger oder die Lust, die ihn treiben, es ist etwas anderes, welches ich nicht benennen kann. Doch ich habe keine Zeit zum Nachdenken, als heiße Wellen meinen Körper umspülen und mich zu ertränken drohen. Das ist leider der Nachteil (oder der Vorteil?) wenn man von einem Vampir gebissen wird: es bringt einen immer zum höchsten Gipfel der Lust.

Meine Beine beginnen zu zittern, ich kralle mich an seinen breiten Schultern fest um mich besser halten zu können. Er hat einen Arm um meine Teile gelegt, seine Hand streichelt meine Seite, mit der anderen hält er meinen Kopf zur Seite. Eigentlich will ich das jetzt nicht, mein Kopf sagt Nein, doch mein Körper schreit Ja. Ich sollte nicht so empfindlich auf den Biss reagieren (da ich ja auch ein Vampir bin), aber es ist für mich das Erotischste und das Erregendste, was ich je empfunden habe und ich glaube nicht, dass ich mit meiner Meinung da alleine bin.

Ich beginne zu keuchen, mein Herz rast und ich spüre meinen Höhepunkt nahen. Ich will nicht kommen, nicht hier in dieser Küche, wenn ich weiß, dass jeden Moment jemand herein kommen könnte; nicht hier in dieser Küche, wenn die Luft von dem Geruch meiner Lust geschwängert ist.

Doch meinem Körper scheint das ziemlich egal zu sein, denn der Orgasmus explodiert in mir und ich beiße Kay leicht in die Schulter um nicht laut aufzuschreien. Als ich aufblicke, habe ich zwei kleine Punkte auf seiner weichen Haut hinterlassen, aus denen ein schwaches Rinnsal Blut fließt. Ich lecke es genüsslich ab, ehe die Wunde verschlossen ist. Mein Retter seufzt leise und ich höre wie er tief einatmet. Er lässt von mir ab und küsst mich auf die Lippen. Ich schmecke mein eigenes Blut und der Hunger in mir erwacht, doch ich dränge ihn energisch zurück. Es ist schon beinahe pervers, dass mir mein eigenes Blut gefällt.

Mir fällt auf, dass Kay die Wunde nicht geschlossen hat und ich schaue ihn verdutzt an.

Die anderen sollen sehen, dass du mir gehörst, antwortet er auf meine stumme Frage. Sie werden mich an dir riechen und der Biss symbolisiert, dass du mein bist.

Sein Gesichtsausdruck ist hart und ich kann die Eifersucht an ihm riechen. Ich kann kaum fassen, was er da eben gesagt hat. Er hat mich also nur gebissen und mich zu „markieren“?!

Wir fliegen heute Abend wieder nach Paris und treffen uns alle dort in Melyons Haus, fährt er fort. Ich weiß, wie er dich damals angeschaut hat und ich weiß, wie Taregan dich anschauen wird. Auch spüre ich, dass Hakuron etwas vorhat mit dir, ich weiß nur nicht was, aber ich werde es herausfinden. Der Bissabdruck an deinem Hals wird diejenigen, die die Warnung kennen, abschrecken und ihnen sagen, dass du bereits einen Mann hast.

So wie er redet, habe ich das Gefühl, als wäre ich sein Eigentum, ein Gegenstand, den man entweder hat oder nicht. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er so besitzergreifend ist. Genügt es ihm nicht, dass er weiß, dass ich ihn liebe und keinen anderen will?

Sein Blick sagt mir, dass ich gar nicht versuchen soll mit ihm über dieses Thema zu diskutieren. Er sieht sexy, verführerisch und arrogant aus und er weiß, dass mir das gefällt. Ich würde ihn am liebsten ins Gesicht schlagen und ihn anschreien, dass ich schließlich auch Gefühle hab, dass ich nicht einfach markiert werden darf, aber ich kann nicht.

Meine Gefühlslage ist nicht einfach zu erklären: Ich liebe Kay sehr, ich möchte keinen anderen Mann haben und ich will am liebsten der ganzen Welt sagen, dass wir zusammen sind, dass ich nur ihm gehöre. Aber ich fühle mich nicht respektiert. Wie ein Baum, der von einem Hund angepisst wurde, um sein Revier zu markieren.

Kay spürt, dass mir sein Handeln nicht gefallen hat, aber alles was er tut, ist meine Hand zu nehmen und die Fingerknöchel zu küssen, während er mich weiterhin ansieht.

Ich liebe dich, sagt er mit samtweicher Stimme und geht.

Ich stehe in der Küche und schaue ihm hinterher, bin glücklich und wütend zugleich. Diese „Markierung“, ist das eine typisch vampirische Sache? Oder ist das bei allen Männern so? Ist der Ehering nicht auch so etwas wie eine Markierung? Ja, aber eine mit dem Einverständnis von beiden Seiten. Ich wurde nicht gefragt, ob ich will, dass alle sehen, dass ein Vampir mich gebissen hat.

Ich beschließe Liz anzurufen, da sie schließlich schon fünf Jahre mit einem Vampir zusammen ist und weil ich lange nicht mehr mit ihr gesprochen habe. Ist es wirklich schon Freitag? Morgen wäre der Markt in der Pariser Unterwelt, wohin sie mich mitnehmen wollte. Und auch hatten wir vorgehabt shoppen zu gehen, aber ich war ja leider in der Nacht davor entführt worden.
 

In dem Gästezimmer finde ich in meiner Tasche mein Handy und das Ladegerät dazu. Als ich es einschalte, sehe ich sechs verpasste Anrufe (fünf von Liz, einer von meiner Mutter) und zusätzlich zwei SMS (eine wütend, die andere besorgt) von meiner besten Freundin.

Ich wähle ihre Nummer und nach dem dritten Klingeln hebt sie ab.

„Hi Süße, hier ist Mary.“

„Mary? Oh Gott sei Dank, ist das schön deine Stimme zu hören. Du kannst dir nicht vorstellen, was für Sorgen ich mir gemacht hab. Ich hab bei dir zu Hause angerufen, bei Kay zu Hause, auf deinem Handy, auf Kays Handy, ich stand vor deiner Haustür und musste feststellen, dass die Hintertür in der Küche aufgebrochen war. Ich habe jemanden geholt, der das repariert, aber ich habe die Polizei nicht angerufen, aus Angst sie könnten rausfinden, was du bist und wer dich entführt hat, weil ich mir schon denken konnte, dass Amalia ihre langen Finger nach dir ausgestreckt hat, David sagte mir so etwas, weil er und Kay ja sehr gut befreundet sind und er weiß, dass Amalia ihn will…“

„Muss praktisch sein, beim Reden keine Luft mehr zu holen oder?“, unterbreche ich sie und muss lachen. Es tut so verdammt gut ihre Stimme zu hören, zu hören wie sie mich von oben bis unten vollquatscht. Ihre Vermutungen liegen richtig, doch das wundert mich nicht, denn Liz war schon immer ein kluger Kopf gewesen. Das war auch einer der Gründe, warum ich sie so gerne hatte, denn von ihr brauchte man nie dumme Fragen, die einem auf die Nerven gehen, zu erwarten.

„Oh Mary, ich hatte nur solche Angst dir wäre etwas passiert, obwohl ich wusste, dass Kay auf dich aufpasst und sein Leben für dich geben würde. Aber du bist meine beste Freundin, meine bessere Hälfte und ich wäre fast gestorben vor Angst. Naja, eigentlich bin ich schon tot, aber du weißt was ich meine. Wo bist du denn gerade?“

„Ich bin in Rom, in Kays und Hakurons Haus.“

„Wie zur Hölle bist du denn da hingekommen?“

Ich erzähle ihr alles von dem Moment an, wo wir uns nach dem Treffen verabschieden haben bis jetzt, wobei ich die Stelle auslasse, wo Amalia das Tier in mir geweckt hat und Kay es zurückhalten musste. „Oh Mann, du sitzt aber auch immer in der Scheiße“, sagt Liz und ich höre sie mitfühlend seufzen. „Und heute Abend geht’s wieder ab nach Paris?“

„Ja“, antworte ich und bin gar nicht glücklich darüber.

„Und was wollt ihr da machen?“

„Ich habe keine Ahnung.“ Ich habe ein Gefühl, dass es etwas mit der Königin zu tun hat, aber ich will diese Frau beim besten Willen nie wieder sehen. Wenn ich an sie denke, und was sie mit meinem Verstand angestellt hat, wie schwach ich gegenüber ihrem Willen war, dann wird mir schlecht und kalte Schauer wandern meinen Rücken hinunter.

„Hör zu Süße, ich muss jetzt los, David und ich wollten noch was wegen seiner Firma klären. Glaube er hat einen dicken Fisch an Land gezogen.“

Ich kann förmlich hören wie sie grinst und ich muss lachen. Dieser dicke Fisch wäre dann nur ein weiterer von den vielen, vielen anderen dicken Fischen.

„Halt den Kopf hoch und bleib weiterhin meine Optimistin“, sagt sie und ich lächle.

„Ja, das mache ich“, entgegne ich ihr und wir verabschieden uns.

Ich sitze noch eine Weile auf dem Bett und betrachte mein Handy. Es tat gut mit Liz zu reden, sie muntert mich immer auf und bringt mich zum Lachen. Ich merke erst jetzt, dass ich sie sehr vermisse.
 

Da wir erst abends wegfliegen, beschließe ich eine Weile zu schlafen, weil ich das doch lange nicht mehr gemacht habe. Ich ziehe mich bis auf die Unterwäsche aus, schließe die Tür ab und kuschle mich unter die weiche, warme Bettdecke. Ich hab fast vergessen, wie schön es ist in einem Bett zu liegen und sich einfach nur zu entspannen. Es dauert nicht lange bis ich eingeschlafen bin.

Ich träume von Amalia und ihren zwölf Männern, wie sie dort auf ihrem Diwan liegt und von ihnen befriedigt wird. Sie ist nackt und ihr Anblick fesselt mich gegen meinen Willen. Ihr Körper ist überirdisch schön und es tut fast schon weh ihn zu betrachten. So makellos und strahlend hell ihre Haut ist, hat man das Gefühl zu erblinden. Ich sehe die beiden Zwillinge, die die große offenstehende Tür bewachen und mich ansehen wie Tiere ihre Beute. Sie kommen langsam auf mich zu mit Fängen, die ihnen bis auf die Brust reichen und knurren laut. Ich merke, wie sich etwas um meinen Hals legt und zudrückt. Ich schnappe keuchend nach Luft und muss erschrocken feststellen, dass ich wieder ein Mensch bin. Ich brauche Luft zum atmen und ich werde ersticken. Der unsichtbare Strang wird enger und schon bald tanzen bunte Punkte vor meinen Augen.

Neben mir steht Kay und schaut mich aus toten Augen an. Er ist wie aus Stein und als ich versuche die Hand nach ihm auszustrecken wird die Distanz zwischen uns immer größer. Panik umspült mich, verschlimmert die Schmerzen an meinem Hals.

Ich werde sterben und mein Retter steht neben mir und kann sich nicht bewegen. Amalias Lachen erfüllt den Raum und erzeugt eine Gänsehaut auf meinen Armen. Ich spüre sie plötzlich hinter mir, wie sie sich langsam auf mich zubewegt, doch ich traue mich nicht, mich zu ihr umzudrehen.

Ich werde dich töten und mir das zurück holen, was mir gehört, sagt sie und zwingt meinen Blick auf den versteinerten Kay. Ich will schreien, will ihr ins Gesicht schleudern, dass er nicht ihr gehört, doch ich bekomme keinen Ton heraus. Nein, schreit es in mir doch sie lacht nur. Es ist, als ob man mit einem spitzen Fingernagel über eine Schultafel fahren würde.

Alles in mir rennt, ist bereit zur Flucht, doch ich kann mich nicht bewegen und meine heillose Panik droht mich in den Wahnsinn zu treiben. Amalia steht nun vor mir und ich muss ihren Körper von nahem betrachten. Er leuchtet aus einem inneren Licht heraus und ich spüre wie blutige Tränen aus meinen Augen laufen.

Es ist nur ein Traum, es ist nur ein Traum, versuche ich mir zu sagen, doch es klappt nicht. Die Panik wird größer, ich müsste schon längst an dem Strang erstickt sein. Die Arme der Königin bewegen sich und sie packt mich an den Oberarmen, reißt ihren Mund weit auf, lässt ihre Fänge unendlich lang werden. Ein höllisches Fauchen dringt aus ihrer Kehle und ich schreie ohne einen Ton, schreie mit stummem, offenem Mund.

Doch bevor sie mich beißen kann, wache ich auf und vor mir ist nicht Amalia, sondern Kay. Er hat, wie sie, die Hände an meinen Oberarmen und ich hab das Gefühl, dass er mich gerade wach geschüttelt hat.

Mary? So, wie er meinen Namen sagt, klingt es, als wäre er sich nicht sicher, ob ich bei Bewusstsein bin. Mein Herz klopft hart und schmerzhaft gegen meine Brust, mein Puls rast und ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen. Mein Körper fühlt sich taub an und es dauert einige Momente, bis ich wieder ein Gefühl in den einzelnen Körperteilen habe.

Alles okay? , fragt Kay und mustert mein Gesicht. Ich nicke und streiche mir das zerzauste Haar aus dem Gesicht. Die Empfindungen, die der Alptraum hervorgerufen hat, liegen immer noch dicht unter der Oberfläche. Ich spüre noch immer die kalten Schauer über meinen Rücken laufen.

Kay sieht mich noch einmal skeptisch an, dann lässt er mich los, steigt vom Bett und gibt mir meine Kleidung.

Beeil dich bitte ein bisschen, in einer Stunde geht unser Flieger, sagt er, während ich gerade eine helle Jeans anziehe. Dazu eine weiße, enganliegende Bluse und passende Sandaletten, die einen leichten Absatz haben. Mein Haar binde ich zu einem seitlichen Zopf zurück um die glühend rote Bisswunde zu verdecken. Als ich sie im Spiegel betrachte, überlege ich die Wunde mit meinem eigenen Speichel zu heilen, doch Kays drohender Blick im Hintergrund hält mich davon ab. Als ich mich fertig angezogen habe, gibt er mir meinen Personalausweis, Reisepass und ein Portemonnaie mit ca. 200€, welches nur für Notfälle gedacht sein soll.

An seinem Gesicht kann ich ablesen, dass es ihm nicht gefällt, wieder zurück nach Paris zu fliegen. Er runzelt die Stirn und sieht in meine Richtung, doch er schaut durch mich hindurch, als müsse er scharf nachdenken.

Es tut mir Leid, dass du in diese ganze Sache hineingezogen wurdest, sagt er leise und seufzt. Er lächelt mich schief an und hält mir seine Hand entgegen. Komm, meine Hübsche.

Als ich sie nehme, scheint er irgendwie erleichtert zu sein.

Solang du bei mir bist, bin ich glücklich, flüstert er und ich stimme ihm strahlend zu. Solange er bei mir ist, bin ich glücklich.
 

Fortsetzung folgt…
 

Würde mich wie immer sehr über Reviews freuen. Kritik ist ebenso erwünscht wie Lob!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Etain-
2008-12-15T07:33:52+00:00 15.12.2008 08:33
DU WEIßT GAR NICHT wie glücklich ich bin, dass das nächste Kapitel da ist!^^ Man, ich finde es wieder toll. Vorallem wie du die Beziehungen zwischen den Charakteren klärst... mit Mary und Kay, das ist sou~ süß!x3
Und es ist das vorletzte Kapitel... T,T?

naja, hetz dich nicht^^
*knuddel*


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