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Verlangen

von

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Geständnisse

So, hier kommt das letzte Kapitel vor meinem Urlaub, denn ab Samstag den 19.07 bin ich für zwei Wochen in Italien.

Für diejenigen, die das fünfte Kapitel nicht hier lesen konnten, weil es als Adult makiert ist, könnt ihr es hier nachlesen http://fanfiktion.de/s/486525b500000fa90c901388/5

Bin nämlich selbst noch nicht 18 und warum sollte ich es lesen dürfen und ihr nicht ;)
 


 

Kapitel 6 - Geständnisse
 

Als ich aufwache, friere ich. Die Decke liegt zwar sorgfältig über mir ausgebreitet, doch ich liege allein im Bett und eine Gänsehaut zieht sich über meine Arme und Beine. Denn als ich eingeschlafen bin, lag ich in Kays Armen, sein nackter verschwitzter Körper an meinen gepresst und ich vermisse seine Wärme. Die Vorhänge sind zugezogen, doch ich kann unter ihnen das Licht der Sonne erahnen. Der Raum wurde noch nicht gelüftet, ich kann in der Luft immer noch seinen exotischen Duft riechen und den Geruch von leidenschaftlichem Sex.

Ich fühle mich wie neu geboren. Auch wenn ich es nicht einsehen mag, aber das Bluttrinken beginnt mir langsam zu gefallen. Die Tür zum Flur ist nur angelehnt und ich blicke erschrocken in ihre Richtung, als ich Glas splittern höre. Jemand brüllt und dann zerbricht wieder etwas. Neugierig wie ich bin, schlinge ich mir die Decke um meinen nackten Körper und husche zur Tür, hinaus in den Flur.
 

„Du hast was ?“, höre ich Hakuron rufen und ich luge vorsichtig über das Geländer der Treppe, gerade so weit, dass man mich nicht zu schnell entdecken könnte. Die beiden Brüder stehen in der Eingangshalle und haben sich bedrohlich vor einander aufgebaut, während der kleine, dicke Butler nahe der Eingangstür schnell die Scherben von Irgendetwas auffegt. Kay ist ein bisschen größer als sein Bruder und sieht auch wütender aus. Er trägt eine dunkle Trainingshose und ein schwarzes T-Shirt, während Hakuron wieder mal einer dieser schicken Anzüge, die ihm wirklich gut stehen, an hat. Und wie immer eine schwarze Sonnenbrille. Aus meiner Entfernung kann ich nur erahnen, wie die Muskeln in dem Gesicht meines Retters zucken, wie er versucht sich zu beherrschen während sein Gegenüber nur leise knurrt.

„Hör auf dich über Gedanken mit mir zu unterhalten“, sagt Hakuron leise, doch ich kann ihn so gut verstehen, als würde er neben mir stehen. „Du weißt das ich alles, was mich an meine widerliche Art erinnert, verabscheue.“

„Aber du bist nun mal ein Vampir, genau wie ich und daran kann man nichts ändern.“

„Das heißt noch lange nicht, dass ich es akzeptieren muss.“

Es überrascht mich zu hören, dass Hakuron das Dasein eines Vampirs nicht mag, das er sich nicht damit abgefunden hat. Gerade er, der so ruhig und immer gefasst aussieht, gerade von ihm hatte ich erwartet, dass er sich mit allem abfinden könnte. Und es überrascht mich zu hören, dass meine Gedanken den seinen so ähnlich waren… zumindest am Anfang. Denn das war mein erster Entschluss gewesen, als ich von meinem neuen Schicksal erfahren hatte: Das ich es auf keinen Fall akzeptieren werde. Nach gestern Nacht sah das jedoch etwas anders aus.

„Hast du es ihr schon gesagt ?“, fragt der Blonde nun seinen Bruder.

„Nein und ich habe es auch nicht vor“, antwortet Kay und sein Gegenüber lacht.

„Das wird Amalia nicht gefallen.“

Eifersucht durchsticht mein Herz wie eine Nadel. Verdammt, ist sie vielleicht doch seine Gefährtin ? Und mir was erzählen ? Das er mich nur benutzt und mit mir spielt ? Aber ich bin selbst Schuld. Ich hätte mich nicht auf die himmlische Nacht zu Zweit einlassen müssen. Ich hätte ihm widerstehen können… oder ?

„Mir ist egal was sie denkt. Ich habe mein eigenes Leben…“

„Und du hast einen Schwur abgelegt“, unterbricht Hakuron ihn. „Du hast es Amalia und dem Vampirvolk geschworen.“ Ich verrenke meinen Körper ein wenig um Kay genauer ins Gesicht schauen zu können. Doch in seiner steinernen Maske zeichnet sich kein Gefühl ab. Langsam wird die Sache ziemlich spannend.

„Einen Schwur, der mich zu einem ihrer willenlosen Diener gemacht hat, genau wie dich, Aniro, Melyon und Taregan“, sagt er und seine Stimme ist eiskalt. „Ich habe diesen Schwur mit Absicht gebrochen und bin deshalb hier nach Amerika geflüchtet.“

Wer sind denn jetzt Aniro und Melyon ? Und warum haben sie alle so komische Namen ? Keinen dieser Namen habe ich jemals zuvor gehört. Bei Kay und Hakuron dachte ich immer es handle sich um Namen aus einer anderen Kultur. Sind Aniro, Melyon und Taregan auch ihre Brüder ? Oder sind das sogar Frauennamen ? Himmel, bitte lass es nicht noch mehr Frauen geben, auf die ich eifersüchtig sein muss!

Ich höre Kay genervt seufzen, ehe er sich eine Hand über die Augen legt.

„Dana, würdet Ihr Mary bitte aus ihrem Versteck holen und für sie sorgen“, sagt er und ich bin so erschrocken, dass ich mit dem Kopf gegen das Geländer knalle. Scheiße, diese verdammte Gedankenmauer! Ich habe sie schon wieder vergessen, wie so oft. Urplötzlich steht eine kleine, dicke Frau vor mir und hilft mir auf. Sie ist ein Mensch und doch ist sie flink und kräftig. Sie hat die grauen Haare zu einem Knoten hochgesteckt und trägt einen weißen Kittel über einem blauen Kleid. Sie wirkt ein bisschen wie die gute Fee aus Cinderella, nur viel kräftiger und mit einem vorwurfsvollem Blick auf dem runden Gesicht.

„Meine Liebe, Sie können doch nicht einfach halbnackt auf dem Flur stehen, Sie holen sich noch den Tod“, sagt sie laut und ich werde rot im Gesicht. Sie hat einen festen Griff, als sie mich an zwei Türen vorbeizieht und schließlich mit mir in einem Zimmer verschwindet. Ein letztes Mal blicke ich zu den zwei Männern, ehe die Tür ins Schloss fällt. Kay hat immer noch seine genervte Haltung während Hakuron mir hinterher sieht, mit einem amüsiertem Grinsen auf dem hübschen Gesicht.
 

Es ist ein Gästezimmer, wie ich schnell bemerke, denn hier stehen nur ein Schreibtisch mit einem Stuhl davor, ein großer Wandschrank und ein Bett. Die angrenzende Tür führt in ein kleines Badezimmer. Ehe ich mich dagegen wehren kann, hat Dana mir die Decke vom Leib gerissen und ich stehe nackt vor ihr.

„Liebchen, Sie sehen schon viel besser aus als gestern“, sagt sie und mustert meinen entblößten Körper von oben bis unten. „Kay hat mich schon ganz verrückt gemacht, so besorgt war er um Sie.“

Kay war besorgt ? Meinetwegen ? Und er hat seine Haushälterin deswegen verrückt gemacht ? Ich kann kaum glauben, was sie mir da erzählt, doch sie lässt mir kaum Zeit zum Staunen, denn sie schubst mich schon ins Badezimmer wo eine helle Jeans und ein weißes T-Shirt auf einem kleinen Hocker liegen.

„Nun duschen Sie sich in Ruhe und ziehen sich danach an. Die Sachen befinden sich aus Ihrer Wohnung. Kay hat, als Sie geschlafen haben, schnell etwas geholt, da Ihre Kleidung ja leider zerrissen ist. Lassen Sie sich ruhig Zeit, ich mache Ihnen in der Zeit ein leckeres Frühstück.“ Und schon knallt sie die Badezimmertür zu und ich muss schmunzeln. Irgendetwas an ihr erinnert mich an meine Großmutter, die ich so sehr geliebt habe, und zu der ich immer flüchten konnte, wenn meine Eltern mich in den Wahnsinn trieben. Und ich bin gerührt, dass mein Retter extra etwas für mich etwas zum Anziehen geholt hat.

Als ich unter der heißen Dusche stehe und das Wasser über meinen Körper läuft, muss ich an ihn denken. Wie wir uns stundenlang geliebt haben, wie sanft und intensiv seine Berührungen waren. Noch nie hat ein Mann mich auf so einer Art und Weise berührt, das meine Seele zittert und vor Verlangen schreit.

Ob ich will oder nicht, aber ich habe mich Hals über Kopf in ihn verliebt. Und das seit dem Tag, wo er vor dem Krankenhaus auf mich gewartet hat. Ich lasse den Kopf gegen das kalte Marmor sinken, während ich das Wasser abstelle. Wenn ich daran denke, wie viele Frauen er wohl schon in seinem Bett hatte und von wie vielen er bereits getrunken hat, werde ich rasend vor Eifersucht; besonders bei dem zweiten Teil.

Mary, es ist nur Blut, versuche ich mich selbst zu beruhigen. Doch es ist Kays herrlicher und unglaublich erotischer Mund und nur ich will das Privileg haben, dieses Paradies zu genießen.

Nachdem ich mich angezogen und mein Haar geföhnt habe, will ich gerade aus dem Zimmer gehen, als ich eine kleine Notiz auf dem Schreibtisch finde. Es ist eine säuberlich geschriebene Beschreibung wie man die Küche findet. Dana ist wirklich genial!
 

Mit dem Wegweiser in der Hand finde ich mein Ziel schnell und die Haushälterin drückt mir direkt eine heiße Tasse Kaffee in die Hand.

„Zu schade das Sie keine feste Nahrung zu sich nehmen können“, sagt sie und sieht mich mitleidig an. Ihre Augen haben die Farbe von einem hellen Sommergrün und Sommersprossen zieren ihre feine Nase. Sie ist ziemlich klein, gerade mal 1,55 Meter groß und doch sieht sie aus, als könne sie es mit jedem aufnehmen.

„Ich habe mir etwas für Sie einfallen lassen.“ Sie wackelt zur Mikrowelle und zieht eine große, weiße Schüssel heraus. Ein herrlicher Duft breitet sich in der Küche aus und ich kann kaum glauben, was ich da rieche, bis ich es mir unter die Nase hält. Ich muss fast weinen, so glücklich macht mich dieser Anblick.

„Flüssige Schokolade“, präsentiert Dana stolz ihr Wunderwerk und drückt mir einen Löffel in die Hand. „Ich hoffe es schmeckt Ihnen.“

Mir läuft die Spucke im Mund zusammen, als ich mich an den Küchentisch setze und in die große Schüssel starre. Es dauert gerade mal einen Herzschlag, da habe ich schon zwei Schlücke probiert und ich seufze genießerisch auf. Nur Kays Blut schmeckt besser als dieses Stückchen Himmel, das Dana mir geschenkt hat.

„Oh Dana, Sie sind ein Engel“, rufe ich auf, nachdem ich jeden noch so kleinen Tropfen aufgenommen habe und ich renne zu ihr hinüber um sie in eine herzliche Umarmung zu nehmen. Diese Frau ist meine Rettung!! Sie lacht ein helles und schönes Lachen ehe sie rot wird und mir über die Wange streichelt.

„Kay hat wirklich…“, doch sie verstummt mitten im Satz als Besagter zur Tür hereinkommt und gar nicht glücklich aussieht. Mit einem einzigen vernichtenden Blick sieht er mich an und ich habe das Gefühl unter dem Glühen seiner blauen Augen zu schrumpfen. Die kleine Frau scheint die Bedrohung, die von ihm ausgeht, zu spüren, und huscht schnell in den Nebenraum, um mich mit ihm allein zu lassen.
 

Warum hast du uns belauscht ?, fragt er und seine Stimme ist genauso eisig, wie bei dem Gespräch mit seinem Bruder. Ein beißender Geruch umgibt ihn, als ob er sich verbrannt hätte: Wut.

Ich war neugierig, sage ich ehrlich und spiele nervös mit den Spitzen einer langen blonden Strähne. Das tue ich immer, wenn ich mich unwohl fühle. In der Nacht als wir zusammen waren, war er so sanft, so liebevoll. Und jetzt starrt er mich an, als hätte ich seine Mutter umgebracht. Dieser Mann bringt mich vollkommen durcheinander.

Was hast du alles gehört ?, will er wissen und es klingt eher wie ein Befehl als eine Frage.

Nicht viel, kommt meine Antwort und als ich nicht weiterrede schnaubt er wütend.

Ich will ganz genau wissen, was du gehört hast, Mary.

Warum ist das so wichtig ? Ich habe nicht einmal verstanden worum es ging. Nur das du mir was verschweigst. Das du ein Versprechen gegeben hast, welches du nicht halten konntest, was heißen kann, dass du nicht zuverlässig bist. Noch dazu bist du vor etwas geflohen… entweder warst du da sehr klug oder ein Feigling. Und ständig ist von irgendeiner Amalia die Rede, wer zur Hölle ist diese Frau ?, sprudelt es aus mir heraus und mit jedem Wort werde ich wütender. Was glaubt dieser Kerl eigentlich wer er ist und wie er mit mir redet ?

Amalia geht dich nichts an und auch nicht, was zwischen mir und Hakuron ist, sagt er und seine harten Gesichtszüge werden weicher, doch die eisige Kälte in seinen Augen bleibt. Und ob mich diese Frau was angeht. Denn wenn sich herausstellt, das er zu ihr gehört, dann… ja, was dann ?
 

Das gestern Abend hätte nicht passieren dürfen. Die Ernährung durch Blut war wichtig, für uns beide, aber der Sex nicht, höre ich ihn sagen und ich bin sprachlos. Ich hätte schwören können, das gestern etwas zwischen uns war, eine Art Band, und den leidenschaftlichen Augenblick zu etwas besonderem machte. Und er hatte mich nach den vielen Stunden in seine großen Arme gezogen und mein Gesicht geküsst, es mit seinen Lippen liebkost, bis ich zwischen all den sanften und zarten Berührungen eingeschlafen bin. Und jetzt bereut er es. Das macht alles keinen Sinn. Oder will er, dass ich so sehr leide ? Dass ich immer mehr das Gefühl bekomme nur ein Zeitvertreib gewesen zu sein, obwohl er so liebevoll zu mir gewesen ist ?

Du verstehst das nicht, sagt er leicht genervt als er meine Gedanken auffängt und setzt sich auf einen der Küchenstühle, legt seinen Kopf in die Hände. Man sollte niemals aus der Person trinken, mit der man gleichzeitig Sex hat. Es sei denn, man möchte sich binden.

Eine heiße Welle trifft mich, wenn ich daran denke, wie es war Kays Lust und Blut in mir strömen zu spüren, wie heftig und intensiv mein eigener Höhepunkt danach gewesen war.

Verdammt, Mary, wir haben uns einander gebunden, eine Blutsverbindung, fährt er fort und sieht mich mit einer Mischung aus Wut, Verzweiflung und Bedauern an. Das bedeutet, dass wir unsere Qualen, unseren Hunger, miteinander teilen. Wann immer du Schmerzen empfindest, oder den Hunger nach Blut verspürst, werde auch ich diese Empfindungen fühlen und andersrum. Ebenso kann ich dich orten, egal wo du bist. Denn mein Blut in deinen Adern wird mich immer zu dir führen, genauso wie es dich zu mir führen wird.
 

Ich stehe vor ihm und weiß gar nicht was ich sagen soll, angesichts der Tatsache, das ich nun ein Stück von mir selbst mit ihm teile und er ein Stück von sich. Ehrlich gesagt finde ich diese Fähigkeit wunderschön und romantisch. Jemandem, den man liebt, dadurch noch näher zu kommen, muss ein atemberaubendes Gefühl sein. Doch wenn ich Kays Reaktion sehe, wenn ich sehe wie wütend er über darüber ist, das wir aneinander gebunden sind, habe ich das Gefühl von Innen zerquetscht zu werden.

Mein Retter seufzt laut und sieht mich dann an. Sein Blick ist nun warm und vertraut und erzeugt in mir eine innere Ruhe.

Ich will dir das ersparen, Mary, sagt er und seine Stimme hat wieder diesen sanften, verführerischen Ton angenommen, den ich so liebe. Ich will nicht, dass du meinen Schmerz, meinen Hunger spürst, dass du dasselbe durchmachst wie ich. Du hast etwas besseres verdient.

Und dann lässt der Druck um mein Herz und meine Seele mit einem Mal nach, verschwindet so plötzlich, wie er gekommen ist. Er ist nur wütend, weil er mich nicht verletzten will. Er bereut es nur, dass wir uns gebunden haben, weil ich dann seine Qualen spüren kann. Er will nur, dass es mir gut geht. Erst jetzt verstehe ich, warum er so schlecht gelaunt war, und das ich mal wieder alles falsch verstanden habe. Mein Herz klopft, ich spüre ein heftiges Flattern in meinem Bauch und ich weiß, das ich meine Gefühle für Kay zumindest mir selbst gegenüber nicht mehr leugnen kann. Doch bei der Sache mit der Blutsbindung gibt es einige Knackpunkte, die ich nicht verstehe.

Aber ich dachte man kann nur aus jemandem Blut trinken, wenn man mit ihm Sex hat, sage ich und verlagere mein Gewicht von einem Bein aufs andere. Weil beide Male, einmal als du mich gebissen und als dieser Jugendliche mich gebissen hat, da… Ich kann nicht weiterreden, denn wenn ich nur an dieses Gefühl denke, wird mir ganz heiß und ein unbeschreibliches Verlangen durchfährt meinen Körper.

Dieses Gefühl, welches beim Biss entsteht, ermöglicht es uns, von Menschen zu trinken ohne das sie es merken, sagt Kay und steht auf, geht langsam auf mich zu. Je näher er mir kommt, desto nervöser werde ich und desto schneller schlägt mein Herz.

Mit Menschen können wir schlafen und aus ihnen trinken, ohne das wir uns binden, fährt er fort, nur noch einen Meter von mir entfernt.

Ja, aber werden die Menschen, die wir beißen, nicht zu Vampiren ?, frage ich und kann nur schwer das leichte Zittern in meiner Stimme unterdrücken.

Wir besitzen ein Gift in den Zähnen, Mary, womit wir unsere Blutwirten verwandeln können. Wir können es jedoch, nachdem wir getrunken haben, wieder aus der Blutbahn des Menschen saugen. Das Problem ist nur, das wir nur unser eigenes Gift entfernen können. Als ich diese Jugendlichen von dir weggezogen habe, konnte ich nichts mehr für dich tun.

Und warum hast du dann nicht gewartet, bis er fertig war, damit er mir dann das Gift wieder aussagen kann ?

Mein Retter steht nun genau vor mir und sieht auf mich herab.

Weil er ein Messer in der Hand hatte, erwidert er und sieht mich eindringlich an. Er hat es sogar an deinen Oberschenkeln entlang gezogen und wäre bestimmt noch weiter hochgegangen, hätte ich es ihm nicht aus der Hand geschlagen.

Ich will ihm das alles nicht glauben, denn ich habe kein Messer auf meinem Oberschenkel gespürt, keine Schmerzen. Doch dann fühle ich, wie sich Kays Geist öffnet. Wie er mir Zugang zu seiner Erinnerung gewährt und mir zeigt, was an jenem Abend passiert ist.

Ich sehe mich durch seine Augen. Ich stehe an die Wand gepresst, den Kopf zur Seite geworfen, damit mein Angreifer besser aus meinem Hals trinken kann, und ich stöhne und keuche laut vor Erregung. Doch es ist nicht Jakes Hand, die meinen Busen umfasst, wie ich zuerst gedacht habe, sondern die Hand seines Freundes. Dieser hat seine Zähne in die Innenseite meines Oberschenkels geschlagen und trinkt gierig daraus während Jakes Hand ein Messer umklammert hält. Er lässt die scharfe Klinge über mein Bein, meinen Bauch, meine Brüste und Arme wandern, fügt mir somit überall Schnittwunden zu, aus denen rotes Blut hervorquillt. Verdammt, das habe ich alles nicht bemerkt! Und ich habe auch nicht bemerkt, wie das Messer zwischen meine Beine gewandert ist, bereit in mich zu dringen und mich zu vergewaltigen. Das Bild verschwindet und erst jetzt spüre ich das Entsetzen und die Angst, die mich umgeben.
 

Ich konnte nicht einfach so zusehen, ich musste einschreiten, Mary, sagt seine sanfte Stimme in meinem Kopf. Ich habe all deine Wunden geschlossen, doch das Gift in deinem Körper konnte ich nicht mehr aussaugen. Der Schlag auf deinen Kopf, diente nur dazu, einen Grund zu haben, dich ins Krankenhaus zu bringen.

Ich blicke zu ihm auf und sehe in seine Augen, in dieses wunderschöne Blau, welches ich so anziehend finde. Er hat mich gerettet vor diesen Jugendlichen. Er hat mir geholfen, mich in der Welt der Vampire zurecht zu finden. Er hat mir durch meine Verwandlung geholfen. Er hat mich von ihm trinken lassen, als ich kurz vorm Verhungern war.

Er hat mich bis jetzt aus jeder schlimmen Situation gerettet und wenn ich ihn ansehe, weiß ich, dass er es immer wieder tun wird. Besonders jetzt, wo wir verbunden sind, und er mich durch sein Blut in meinen Adern immer finden wird. Und obwohl es ihm nicht gefällt, bin ich glücklich etwas mit ihm zu teilen, etwas Besonderes.

Ich höre ihn tief ein und ausatmen und er schmunzelt.

Mary, du vergisst wirklich immer deine Mauer aufzubauen, sagt er und ich werde rot. Scheiße. Er hat mal wieder alles mitbekommen.

Ich bekomme immer alles mit, kommt direkt die Antwort und er weicht lachend aus, als ich ihn frustriert schubsen will. Doch als er mich ansieht, ist er wieder ernst und er muss zweimal schlucken, ehe er wieder mit mir spricht.

Du brauchst nicht eifersüchtig auf Amalia zu sein, beginnt er und fährt sich mit der Hand durch das weiche Haar. Wie gern würde ich es jetzt wieder anfassen. Wir sind nicht zusammen und waren es auch niemals. Sie ist… unsere Königin. Und ich verabscheue sie.

Als diese Worte endlich aus ihm rauskommen ist er erleichtert und ich geschockt. Unsere Königin ? Vampire haben immer noch eine Monarchie ? Zuerst war ich beruhigt, dass sie doch nicht meine Konkurrentin ist, doch wenn sie die Herrscherin ist, heißt das, dass ich ihr untergeordnet bin. Und das gefällt mir überhaupt nicht. Ganz und gar nicht!

Lass mich raten, dann bist du bestimmt ihr Ritter oder Krieger oder so was in der Art, sage ich scherzend doch er nickt zögernd. Der nächste Schock. Es fehlt nur noch das weiße Ross und er passt zu meinem Retterbild.

Sie hat zu allen ihren Kriegern eine Blutsverbindung, so wie wir eine haben, Mary, höre ich seine Stimme in meinem Kopf vorsichtig sagen. Und noch ein Schock. Okay, ich setze mich jetzt besser hin.
 

Zu mir hat sie keine Verbindung, kommt die Entwarnung und ich atme erleichtert auf. Ich war gerade tatsächlich ernsthaft eifersüchtig. Erstens, dass die beiden Sex hatten und auseinander getrunken haben und zweitens, weil die beiden dann dieses besondere und einzigartige Band miteinander teilen würden. Aber ich will die Einzige sein, die Einzige für ihn.

Ich habe mich geweigert eine Verbindung einzugehen und bin deshalb hierher geflohen, erzählt er und setzt sich mir gegenüber. Seit dem hat sie Hakuron losgeschickt um mich umzustimmen und mich zurück zu holen. Denn wir haben durch unsere Eltern dasselbe Blut und sind dadurch miteinander verbunden. Aniro, Melyon und Taregan sind ebenfalls Krieger und sie sind, wie Hakuron, die Blutsverbindung mit Amalia eingegangen. Doch Aniro bereut es inzwischen. Er stürzt sich in jeden erdenklichen Kampf und hofft darauf zu sterben um die Königin mit in den Tod zu reißen.

Moment mal, stoppe ich ihn und alles dreht sich in meinem Kopf. Heißt das, wenn einer von uns beiden sterben würde, stirbt der andere dann auch ?

Ja, sagt er nach langem Zögern. Zwar erst einen Tag später, aber der andere würde dann auch sterben.

Auweia, da habe ich mir ja was eingebrockt. Und toll, dass ich diese Info erst jetzt erfahre! Aber es ist schließlich nicht meine Schuld, dass es so gekommen ist, denn ich wusste nicht was alles passieren kann, wenn man trinkt und Sex gleichzeitig hat. Das einzige, was ich in dem Moment wusste, war dass es das Paradies auf Erden ist.

Warum bringt Aniro sich selbst nicht um ?, frage ich, weil es doch viel schneller gehen würde, als sich in jeden Kampf zu stürzen.

Weil das nicht der Ehre eines Kriegers entspricht, sagt er und sieht mich mit einem Blick an, als wäre das selbstverständlich. Männer und ihr Stolz! Jedes Mal das gleiche, ob Mensch oder Vampir.
 

Ist das der Grund warum ihr euch vorhin gestritten habt, du und Hakuron ?, frage ich vorsichtig und er nickt langsam.

Er versteht es nicht, dass ich es zugelassen habe, eine Blutsverbindung mit dir einzugehen, aber nicht mit Amalia, sagt er, doch ich spüre, dass da noch etwas ist, etwas, dass er mir verheimlicht. Trotzdem bin ich ihm dankbar, dass er mir so viel erzählt und mir vertraut. Naja, wir sind schließlich nun auch verbunden. Er steht auf und geht zu mir hinüber, zieht mich hoch und in eine enge Umarmung. Er presst meinen Körper an seinen, lässt mich jeden einzelnen Muskel und noch viel mehr spüren. Seine großen Arme halten mich so fest umklammert, dass ich mich kaum bewegen kann.

Du musst mir etwas versprechen, haucht seine sinnliche Stimme und ich bekomme weiche Knie. Diese unnatürliche Hitze wandert wieder durch meinem Körper, bereit meinen Verstand auszuschalten. Ich spüre seine weichen Lippen auf meinem Hals, meinem Kinn. Wie eine leichte Brise liebkosen sie meine Haut ohne mich jemals wirklich zu küssen.

Versprichst du mir etwas, Mary ?, fragt er und als ich mit einem Ja antworte, klingt es schon fast wie ein Stöhnen. Es ist wirklich unglaublich, wie sehr mich dieser Mann aus der Fassung bringt, wie schnell er meinen Widerstand zerstört.

Halte dich von meinem Bruder fern, egal wie sehr du ihn vielleicht magst. Aber er ist eine ernste Gefahr für dich, sagt er und ich bin mir nicht sicher, ob ich da nicht eine leichte Spur von Eifersucht in seiner Stimme höre.

Hast du Schokolade gegessen ?, fragt er auf einmal und mich irritiert der plötzliche Themenwechsel ein bisschen.

Getrunken, verbessere ich ihn, nachdem ich mich wieder gefasst habe und er lacht leise.

Ich liebe Schokolade, haucht er und küsst mich dann. Sein Mund ist warm und feucht und erzeugt sofort eine gewaltige Hitze in meinem Körper. Seine Zunge leckt fordernd über meine, erkunden jeden Zentimeter. Ich spüre seine Fänge, wie sie vor Verlangen größer werden und mich sanft in die Unterlippe beißen. Ich will ihn viel zu sehr, weswegen mein Körper mir nicht gehorcht, als ich ihm befiele ihn wegzuschubsen. Ich stöhne leise auf und dann ist er plötzlich weg.
 

Schon wieder lässt er mich einfach allein und es macht mich wütend. Ich will ihn suchen und ihm meine Meinung sagen, ihm erklären wie sehr ich dieses plötzliche Verschwinden hasse. Kaum das ich die Küche verlassen und die Empfangshalle gefunden habe, geht auch schon die große Eingangstür auf und mir bleibt der Mund offen stehen, als ich eine Person erkenne, die ich liebe wie meine Schwester und die ich schon mein halbes Leben lang kenne. Liz und ich haben uns kennen gelernt als wir 17 waren und ich heulend in einem Café saß, wo sie arbeitete. Sie hatte mich getröstet, da ich gerade von einem Jungen abserviert worden war und seit dem Tag an waren wir unzertrennlich gewesen. Beide haben wir eine Schwäche für Schuhe und Mode. Doch während ich manchmal nicht weiß, was ich mit mir anfangen soll, hat Liz ständig Ideen für sich, andere und die Welt. Sie sieht die Dinge direkt wie sie sind, wenn ich manchmal nur den Schein wahrnehme.

„Wenn ich Mary sehen will, dann wird mich nichts daran aufhalten“, faucht sie gerade Joe an, der sie wütend mustert. Als sie sich umdreht und mich sieht, stürzt sie sich schreiend auf mich.

„Süße, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht“, sagt sie und nimmt mich in eine herzliche Umarmung. Sie ist genau so groß wie ich mit wunderschönen langen schwarzen Locken, die wild über ihren Rücken fallen. Sie ist eine exotische Schönheit, mit dunklen mandelförmigen Augen und einem vollen roten Mund. Ein Männertraum auf zwei tollen langen Beinen. Und fünf Jahre glücklich zusammen mit einem umwerfenden Mann namens David. Wenn ich die Beiden zusammen sehe, muss ich immer an ein Paar aus einem Unterwäschekatalog denken.

„David, das Genie, hat raus gefunden wo du dich aufhältst und hier bin ich um dir mal ordentlich eine zu klatschen“, fängt sie an. „Da wirst du von drei Jugendlichen angegriffen und landest im Krankenhaus und ich weiß von nichts! Und zur Arbeit kommst du auch nicht. Und ich erfahr noch nicht einmal von dir das du einen Freund hast!“

„Einen Freund ?“, frage ich fassungslos. Mit wem bin ich denn zusammen ?

„Er hat doch bei deiner Arbeit angerufen.“

„Kay hat sich als mein Freund ausgegeben ?!“, schreie ich schon fast, so geschockt bin ich. Was fällt diesem Kerl eigentlich ein!

„Ach Mary, sei nicht so hart mit ihm, schließlich hat er dich vor den drei Vampiren gerettet, hab ich gehört“, sagt sie ganz locker.

„Du weißt, dass es Vampire gibt ?“ Meine Stimme überschlägt sich schon fast und ist einige Oktaven höher.

„Natürlich, ich bin selbst einer. David hat mich vor fünf Jahren zu einem gemacht, als ich ihn darum gebeten habe.“

Und dann wird alles um mich herum schwarz und ich spüre nur, wie ich nach hinten falle.
 

Fortsetzung folgt...
 

Würde mich sehr über eure Meinung freuen. Kritik ist ebenso erwünscht wie Lob.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Etain-
2008-07-23T10:04:19+00:00 23.07.2008 12:04
Wow o.o wie viel dazu kommt!
Aber ich finds wieder toll geschrieben!! Es macht Spaß und es ist lustig es sich durchzulesen. Vorallem das Ende haut einen um!xD
Mach weiter so und viel Spaß im Urlaub!)
Von:  Armida
2008-07-22T21:17:49+00:00 22.07.2008 23:17
Abend,
hab endlich daran gedacht dir ein Kommi zu hinterlassen.
Nun Marys Probleme möchte ich wirklich nicht haben da verfolgt ein Problem das nächste, wacht als Vampir im Krankenhaus auf, hat einen (gut Aussehenden)Typen im Kopf rumschwirren, bekommt ne Höllenschmerzen gratis zu der Verwandlung noch dazu, ist durch Unwissenheit jetzt verheiratet und ihre beste Freundin ist ein Vampir.
Herzlichen Glückwunsch sie haben im Evolutions Lotto gewonnen.
Ich fands richtig amüsant und finde Mary hat sich eine kleine ruhe Pause verdient.
Du aber nicht musst nämlich schnell das nächste Kapitel abliefern, will dringen wissen wie es weiter geht.

LG Armida
Von: abgemeldet
2008-07-20T13:50:46+00:00 20.07.2008 15:50
Heey!!

das war ein super kapitel =)
mary ist schon witzig wenn sie nicht ihre mauer nicht aufbaut :D
aufs nächste kapitel bin ich super gespannt ,denn das letzte hat ja echt spannend aufgehört .....interessiert mich voll wie es weiter gehen wird :-)
schreib felißig weiter
Liebe Grüße
Von: abgemeldet
2008-07-18T10:27:37+00:00 18.07.2008 12:27
aw... tolles Kapitel...!!
Oh man.. da hat Mary wohl erst mal ganz schön was zu verdauen... ich finds immer voll süß, wenn sie vergisst ihre Mauer aufzubauen ;)

Jaja.. und jetzt ist ihre beste Freundin auch noch ein Vampir.. das waren wohl zu viel Infos auf einmal^^

Schönen Urlaub und mach danach rasch weiter <3




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