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Verlangen

von

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Verwandlung

Kapitel 4 - Verwandlung
 

Es ist ein Uhr morgens als Joe mich zu Hause absetzt und mir eine gute Nacht wünscht. Und ich fühle mich… seltsam. Langsam glaube ich sogar das Kay Gift auf seinen Lippen gehabt haben muss, aber das ist natürlich Blödsinn. Denn ich fühle mich seit dem Kuss anders. Es ist nicht unangenehm, eher durchströmt es meinen Körper wie eine warme Sommerbrise und entspannt meine Glieder, zwingt meinen Geist zur Ruhe zu kommen. Es dauert nicht lange bis ich nur mit meinem Tange bekleidet im Bett liege und versuche zu schlafen. Bei der Hitze zu dieser Jahreszeit wäre alles andere zu warm. Ich schließe die Augen eine Weile um sie dann wieder genervt zu öffnen. Verdammt, wer ruft denn um diese Zeit an ?!

„Hallo ?“, fauche ich in den Hörer und bekomme keine Antwort. Alles was ich höre ist ein merkwürdiges Rauschen und seltsame Geräusche. Schmatzt da etwa einer ?

„Hallo ?!“, sage ich noch einmal, diesmal wütender. „Wenn Sie nix besseres zu tun haben, als Leute mitten in der Nacht zu nerven, dann suchen Sie sich verdammt noch mal eine andere Person aus.“ Und mit dem Satz lege ich auf und schlurfe zurück unter die Bettdecke. Und erst dann bemerke ich, dass ich alles sehen kann. Ich meine wirklich alles! Wenn ich noch vor zwei Tagen nachts wie ein Blinder durch mein Haus gestolpert bin, so sehe ich jetzt jedes noch so kleine Detail, als wäre es helllichter Tag; wenn nicht sogar noch besser. Es erschreckt mich ein wenig und doch fasziniert es mich. Voller Staunen füge ich diese Eigenschaft zu meiner gedanklichen Liste hinzu und lege mich schlafen. Ich bin gespannt was noch alles auf mich zukommt.
 

Als um sieben Uhr morgens mein Wecker klingelt, erinnere ich mich daran, dass das Wochenende vorbei ist und ein grauenvoller Montag angebrochen ist. Scheiße, ich muss ja noch arbeiten. Meine Mutter hat sich nie mit dem Gedanken angefreundet, dass ich Visagistin bin. Sie wollte immer, dass ich Arztgehilfin werde, so wie alle weiblichen Mitglieder aus meiner Familie. Aber ich hatte damals mit 16 beschlossen ihr einen gehörigen Strich durch die Rechnung zu machen. Müde und verschlafen dusche ich mich, ziehe mich an und trinke zwei Tassen Kaffee. Es ist kurz vor acht, als ich aus dem Haus gehe und Kay aus seinem Mercedes steigt und mir fröhlich entgegen lächelt. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Heute trägt er eine dunkle Jeans und ein grau/weißes Hemd von Hugo Boss. Er trägt es offen und hat darunter ein weißes T-Shirt. Und er sieht, wie immer, zum anbeißen aus.

Guten Morgen, Hübsche, begrüßt er mich und hält mir die Beifahrertür auf.

Kay, ob du es glaubst oder nicht, aber es gibt noch Mens… Personen, die jeden Tag arbeiten müssen, um ihr Geld zu verdienen, sage ich nur und bleibe vor ihm stehen.

Ich habe bei deiner Arbeit angerufen und ihnen gesagt, dass du einen Unfall hattest und dich noch erholen müsstest, entgegnet er locker während ich ihn nur anstarre.

Aber mir geht’s gut und ich will…

Du kannst nicht arbeiten gehen, nicht in deinem Zustand, unterbricht er mich. Deine Verwandlung ist erst in drei Stunden vollendet und dann wirst du mich brauchen.

Und wieso werde ich dich brauchen ?, frage ich nur und mir wird ziemlich mulmig bei dem Gedanken, was alles mit mir passieren könnte.

Vertrau mir einfach. Und jetzt steig bitte ein.

Widerwillig gleite ich auf den Sitz und schnalle mich diesmal selbst an, bevor mein Begleiter das wieder erledigt. Eigentlich will ich gar nicht neben ihm sitzen, nicht nachdem was gestern zwischen uns passiert ist. Und ich weiß immer noch nicht, wer diese Amalia ist. Ich sollte ihn fragen, aber ich kann nicht.

Wie wär‘s, wenn wir uns irgendwo schön in die Sonne setzen und du stellst mir alle deine Fragen, die du hast, schlägt er vor und sieht mich erwartungsvoll an.

Ja, das ist eine gute Idee, antworte ich und er lächelt. Himmel, er sieht so gut aus, wenn er lächelt. Er reißt das Lenkrad herum und rast wieder über die Straßen, während ich mich so wie letztes Mal in meinem Sitz fest kralle. Entspann dich, höre ich seine Stimme. Wenn du in meiner Nähe bist, wird dir nichts passieren. Doch ich bin mir da nicht so sicher, so schnell wie die Palmen, Menschen, Autos und was man sonst noch sehen kann an uns vorbei fliegen. Miami hat mir schon immer gut gefallen und ich habe mir auch immer gern die Landschaft angeschaut, aber bei dieser Geschwindigkeit bekommt man leider so gut wie gar nichts davon mit.
 

Fünf Minuten später sitzen wir bei Luigis Café, er mit einem Latte Macchiato vor sich, ich mit einem Cappuccino. Er hat das neue Buch von Dan Brown in der Hand während ich durch die aktuelle Ausgabe der Vogue blättere. Er meint, es würde weniger Aufsehen erregen, wenn wir beide eine Beschäftigung haben, als uns anzustarren und keine für Menschen hörbare Worte zu sagen.

Ich habe eine gedankliche Liste mit all meinen neuen Eigenschaften gemacht, teile ich ihm mit und er schmunzelt.

Eine Liste ? Dann fang mal an.

Also, ich hab verlängerte Eckzähne, einen entsetzlichen Durst, kein Spiegelbild, ich kann keine feste Nahrung zu mir nehmen,…

Das sind keine Eigenschaften. Er sieht mich mit einem Blick an, der gut zu einem Klugscheißer passen würde und ich seufze genervt auf.

…, eine unglaublich neue Kraft, bin unglaublich schnell, kann im Dunkeln fast noch besser sehen als im Hellen und ich kann Gedanken anderer Vampire lesen.

Du wirst noch zwei weitere Fähigkeiten bekommen.

Und welche ?

Du wirst Gefühle riechen können und dein Gehör wird feiner.

Ich sehe ihn erstaunt an. Gefühle riechen ? Wow, das würde ein völliger neuer Einschlag für meine empfindliche Nase werden.

Trauer, zum Beispiel, riecht wie Rosen. Und wenn jemand wütend ist, riecht es leicht verbrannt, erzählt er mir und ich werde wirklich neugierig, wie die anderen Gefühle wohl riechen könnten. Und mein Gehör wird feiner ? Und tatsächlich, als ich mich anstrenge, kann ich durch den Lärm des Verkehrs hören, was ein Pärchen zwei Tische weiter flüstert.

„Guck dir mal die Beiden an“, sagt gerade die Frau. „Die sitzen im Café um sich zu ignorieren.“

Kay unterdrückt ein Lachen, als auch er hört, was die Fremde sagt und ich blättere betont laut in meiner Zeitschrift. Die dumme Nuss ist doch bloß eifersüchtig, weil sie nicht so einen hinreißenden Mann vor sich sitzen hat. Als mein Gegenüber meine Gedanken auffängt, lacht er laut auf und tut so, als würde er sein Buch überaus lustig finden. Ich vergesse immer wieder meine Mauer im Geist aufzubauen.

Was wird passieren, wenn meine Verwandlung abgeschlossen ist ?, frage ich ihn vorsichtig. Ich meine, warum werde ich dich dann brauchen ? Ich spüre wie Kay sich vor mir verschließt und wie seine Gesichtszüge sich anspannen. Er wartet lange bis er schließlich antwortet: Du wirst Schmerzen haben. Du wirst zur Selbstverletzung neigen und dein Durst wird entsetzlich sein. Wenn du keine Hilfe bekommst, würde das Tier in dir die Kontrolle übernehmen und wer weiß, was dann alles passieren würde in deiner blinden Gier. Er sagt das so kalt, als wäre mein innerer Teufel schon zum Vorschein gekommen. Ich kann doch nix dafür, dass ich jetzt das bin, was ich nun mal bin. Ich habe mir so ein Leben nicht ausgesucht.

„Hier steckt ihr zwei also“, höre ich eine sanfte Stimme sagen und Hakuron kommt uns in einem weißen Gucci Anzug entgegen. Wow, er sieht umwerfend aus! Das lange Haar hat er zurück gekämmt und er trägt eine schwarze Sonnenbrille. Seine vollen Lippen sind zu einem Lächeln verzogen als er sich neben mich setzt und mich mit einem Handkuss begrüßt; seinem Bruder wirft er nur einen Blick zu, ehe er sich wieder mir zuwendet.

„Ich habe euch beide gesucht. Joe wollte mir einfach nicht verraten, wo ihr seit“, sagt er mit einem sarkastischen Unterton und Kays Augen blitzen gefährlich auf.

„Aber nun, da ich Euch gefunden habe, Mary, dachte ich mir, das wir vielleicht einen kleinen Spaziergang am Strand machen könnten und anschließend lade ich Sie zu einem leckeren Mittagessen ein. Ich kenne da ein sehr hübsches Restaurant, welches wir…“

„Das geht nicht“, unterbricht Kay seinen Bruder und blickt ihm finster entgegen.

„Wieso geht das nicht ?“, frage ich entrüstet und bin wütend, dass mein Retter meint, einfach so über mich bestimmen zu können.

Verdammt Mary, denk an die Vollendung deiner Verwandlung, höre ich ihn sagen und Hakuron schaut mich interessiert an.

„Aha, so ist das also“, flüstert er und sieht mich besorgt an. „Bitte glauben Sie mir, ich kann Ihnen genauso gut helfen, wie mein Bruder. Vielleicht sogar noch besser.“ Noch besser ? Na, dass hört sich doch mal verlockend an. Ich will ihm gerade zustimmen, als mir Kays Worte von gestern Nacht wieder einfallen. Dass Hakuron eine Gefahr für mich ist. Aber was soll an so einem tollen Mann gefährlich sein ? Wahrscheinlich ist er nur eifersüchtig und versucht mich… Moment mal! Kay kann gar nicht eifersüchtig sein, weil das würde bedeuten, dass er mehr als Sex von mir will und das geht nicht. Er sieht nicht so aus, als wäre er der Typ für eine ernsthafte Beziehung. Hakuron dagegen schon. Obwohl ich seine Augen nicht sehen kann, hat er immer einen sanften Ausdruck im Gesicht und behandelt mich mit Respekt. Ich sollte ihm vertrauen. Ich sollte…

„Hakuron, du kannst dich nicht in jede von meinen Angelegenheiten mischen“, sagt Kay betont ruhig, während seine Hände das Buch krampfhaft festhalten.

„Aber ich muss doch auf meinen kleinen Bruder aufpassen“, entgegnet er und schmunzelt. Kleiner Bruder ? Ich dachte immer Kay wäre der Ältere gewesen, da er so viel mehr… ja, was eigentlich ? Er strahlt etwas aus, dass mich fasziniert und mich glauben lässt, er hätte mehr Ahnung von der Welt.
 

Die zwei Männer beginnen nun zu streiten und ich will gerade dazwischen gehen, als mich ein Schlag trifft. Und dann noch einer. Und noch einer. Mein Magen dreht sich um und verkrampft sich, ich glaube mich jeden Moment übergeben zu müssen, als mich ein weiterer Schlag trifft und mein Augen brennen. Die Schläge scheinen aus meinem Inneren zu kommen und jedes Mal treffen sie meinen Kopf, zwingen ihn dazu zu platzen.

„Scheiße, es fängt an!“, höre ich Kays Stimme rufen und dann heben mich seine großen Arme hoch, tragen mich davon, legen mich auf etwas weiches. Ich höre das Geräusch von einem startenden Motor und von quietschenden Reifen, Hakurons Stimme, wie sie etwas unverständliches ruft, dann ist es wieder ruhig. Ich kann nichts sehen, denn das Feuer in meinen Augen nimmt mir die Sicht, verbrennt meine Haut. Ganz ruhig, Mary, da ist kein Feuer in deinen Augen, höre ich die Stimme meines Retters und es bringt mich zum Schreien. Seine Stimme in meinem Kopf ist wie ein weiterer Schlag, der mich zur Bewusstlosigkeit zwingt. Heiße Tränen laufen meine Wangen hinunter, verschlimmern die Schmerzen in meinen Augen und meine Fänge verlängern sich. Während mein Gesicht brennt, habe ich das Gefühl zu verdursten, meine Kehle ist trocken und schmerzt, als ob Dornen meinen Hals von innen quälen würden. Mein Körper bäumt sich unter diesen unmenschlichen Schmerzen auf, ein heiserer Schrei dringt aus meinem Mund und sanfte Hände drücken mich zurück auf meine weiche Unterlage.

„Wir sind gleich da“, sagt eine Stimme, doch ich kann sie niemandem zuordnen. Ein weiterer Schlag kommt und dann verschwinden alle Eindrücke. Eine tiefe Schwärze umgibt mich, trägt mich wie auf einer Wolke. Die Schmerzen sind weg und eine himmlische Ruhe umgibt mich.

Endlich…

Doch dann kommt alles mit grausamer Heftigkeit zurück. Mein Kopf platzt, meine Augen verbrennen und meine Kehle wird von den Dornen zerstochen. Ich schreie aus Leibeskräften, schreie den Schmerz heraus, der meinen Körper so quält. Ich spüre einen weiteren stechenden Schmerz in meinem Mund, bis ich bemerke, dass ich mich mit meinen langen Fängen selbst ins Zahnfleisch gebissen habe. Jemand hält meinen Mund auf, Blut läuft mir über die Lippen. Ehe ich begreife, dass es mein Blut ist, habe ich den Geschmack schon auf meiner Zunge gespürt und dann erwacht es, das Tier in mir. Oh süßes Blut, es schmeckt wie das aufregende Leben, es weckt alle meine Sinne und lässt mich dahin schmelzen. Es lässt mich alles andere vergessen und macht mich zu einer Gefangene meiner Sucht.

Jemand hebt mich hoch, um mich kurz danach wieder auf etwas weiches zu legen.

„Mary, beiß endlich rein und trink“, befiehlt mir eine Stimme und dann spüre ich die weiche, warme Haut an meinen Lippen. Ich kann das rhythmische Schlagen des Pulses hören und das Rauschen des Blutes. Meine Fänge schreien nach Erlösung, mein Körper sehnt sich nach der Befreiung dieser unnatürlichen Schmerzen. Und dann gleiten meine Zähne durch die Haut und warmes Blut fließt in meinen Mund. Jemand stöhnt lustvoll auf, drückt meinen Kopf fester auf die Wunde, doch es ist mir egal. Alles was ich wahrnehme ist das herrlich rote Blut, welches ich trinke und sich in mir ergießt. Ich vergrabe meine Fänge tiefer, will mehr von dieser Droge haben, denn ich bin so süchtig nach ihr, dass man es als nichts anderes als eine Droge bezeichnen kann. Die Schmerzen lassen nach, das Feuer und die Dornen verschwinden, meine Glieder entspannen sich. In meinem Kopf herrscht nun nur das unbändige Verlangen nach Blut und ich kralle mich an meiner Beute fest, höre wie Stoff reißt und wie jemand erschrocken aufkeucht. Ich bin schon längst satt und doch kann ich nicht genug bekommen, will jeden Tropfen auskosten. Ich spüre warme, große Hände auf meinen Schultern, jemand zieht mich von dem exotisch duftenden Blut weg und ein tiefes Knurren dringt aus meiner Kehle.

„Mary, du musst schlafen“, sagt eine Stimme nah an meinem Ohr und etwas legt sich über mein Bewusstsein, benebelt meine Sinne. Die Stimme wiederholt den Satz mehrere Male, bis ich ihn nicht mehr hören kann und in einen tiefen, Traumlosen Schlaf gleite.
 

Fortsetzung folgt...
 

Ich würde mich sehr über eure Meinung freuen =) Kritik ist ebenso erwünscht wie Lob!



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-07-17T12:38:20+00:00 17.07.2008 14:38
hey.. hast ne neue leserin ^^

deine story ist echt gut!

schnell weiter ;)

LG,
Sarah
Von:  Etain-
2008-07-12T07:00:25+00:00 12.07.2008 09:00
da mach ich mir auch sorgen!o___o war es kay?
Von:  Armida
2008-07-08T20:43:28+00:00 08.07.2008 22:43
Hey,
bevor ich es wieder vergesse ein kommi zu hinterlassen, mach ich mich jetzt ans Werk, auch wenn mein Gehirn gerade nicht mehr zu höchst Leistungen auflegt.
Fand das Kapi echt Hammer, wie sie sich an Kay festkrallt um ans blut zukommen *denke doch das es Kay war?*. Bin gespannt wie es weiter geht.

Armida


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