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Verlorene Jahre

Von dem, was Deathwing widerfuhr
von

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Prolog

Kein Ausweg, kein Entrinnen.

Zum wiederholten Male verfluchte der alte Schwarzdrachen die anderen Aspekte und den Menschen, bevor er in die Sturmwolken abtauchte.

Keuchend drehte er den Kopf und suchte den Nachthimmel nach seinen Verfolgern ab.

Nichts.

Hatten sie die Jagd doch abgebrochen?

Deathwings Blick glitt über die dunklen Wolkenmassen.

Nein, bestimmt nicht.

Seit Grim Batol hatten sie ihn gejagt, ihm nicht die kleinste Pause gegönnt. Warum sollten sie also plötzlich nachlassen?

Erneut keuchte der Drache auf und versuchte seine Gedanken zu ordnen.

Er sehnte sich nach Rast und nach einer Mahlzeit, auch wenn sie nur für einen Menschen gereicht hätte.

Der Schwarze zitterte. Lange konnte er nicht mehr flüchten. Aber aufgeben würde er nicht. Er war bereits in dieser kurzen Zeit abgemagert und seine Magie musste er soweit nachlassen, dass nun wieder schwarzes Drachenblut aus seinen Wunden quoll und nicht mehr Lava oder Säure, wie einer seiner Zauber es über tausende von Jahren bewirkt hatte.

Noch einmal blickte Deathwing sich um.

Um ihn herum zuckten Blitze und verfehlten ihn trotz der Metallplatten immer wieder knapp.

Unter ihm toste die See und Regen peitschte gegen seinen geschundenen Körper.

Er schüttelte den Kopf um nicht mitten in der Luft einzuschlafen. Einen Sturz in das aufgewühlte Meer hätte er in seinem Zustand nicht überstanden.

Er schlug mit den Flügeln als im Licht des nächsten Blitzes ein sandfarbener Schatten vor ihm auftauchte.

Deathwing fauchte dem Herrn der Zeit entgegen, bevor auch die anderen Aspekte um ihn herum auftauchten.

"Es ist genug der Flucht, Dunkler.", zischte Alexstrasza dem Schwarzen zu.

Es war erstaunlich zu sehen, um wie viel besser sie jetzt schon aussah. Deathwing fluchte leise und versuchte alle Kraft zusammenzunehmen, die ihm noch geblieben war.

"Da hat sich doch ein Blatt gewendet.", feixte Malygos zur Rechten des früheren Erdenwächters und Deathwing wusste worauf der Zauberer anspielte.

"Glaubt...ihr wirklich...ich...würde aufgeben? Einfach so?!" Die Flügelschläge des dunklen Aspekts wurden angestrengter.

"Gib auf. Dir ist nicht einmal mehr die Kraft geblieben, dich in der Luft zu halten."

Mit inzwischen trüben Augen blickte Deathwing zu der Roten hinüber, um zu sehen, wie sie Malygos zunickte, bevor beide näher kamen.

"Was habt ihr vor?!", brüllte der Schwarze als er plötzlich spürte, wie ihn ein Zauber traf.

Und dann merkte er, was der Plan war.

Sein Körper wurde kleiner und filigraner und noch bevor er dem blauen Drachen einen hasserfüllten Blick zuwerfen konnte hatte Alexstrasza ihre Klaue schon behutsam um die immer noch in der Verwandlung steckende, menschliche Gestalt geschlossen.

"So sollst du bleiben, bis wir über dein Schicksal befunden haben."

Die Drachenkönigin wollte gerade abdrehen, als sie plötzlich aufkeuchte.

Ein Blitz hatte sie unvermittelt im Rücken getroffen und obwohl dies für Drachen nicht so gefährlich ist wie für die sterblichen Rassen war der plötzliche Schreck genug, um eine unglückliche Reihe von Ereignissen loszubrechen.

Denn noch bevor einer der anderen Aspekte, selbst Nozdormu, reagieren konnte hatte die Rote ihre Klaue geöffnet und die schlanke Gestalt von Deathwings menschlicher Form war in den tosenden Wellen verschwunden.

"Lebt ... noch? ...Wunder...Sturm"

Deathwing nahm nur Wortfetzen wahr, aber gerade die Worte, welche er hörte, verwirrten ihn mehr als ihm lieb sein mochte.

Unter sich spürte er harten Stein und leichter Regen fiel.

Seine Lippen schmeckten salzig und Haare klebten ihm im Gesicht.

Er war noch am Leben, trotz des Sturzes.

Er war noch in menschlicher Gestalt.

Das war doch unmöglich. Selbst jetzt schmerzten ihm die Glieder noch von dem Aufprall. Einem Aufprall, den er selbst in seiner drachischen Gestalt nicht überlebt hätte.

Der Drache stöhnte kurz auf und wollte die Augen öffnen, doch dazu fehlte ihm die Kraft.

Und im Moment wollt er nur eines: Schlafen.

...
 

Wie seltsam Bandagen sich doch anfühlten.

Deathwing wusste nicht wie lange er geschlafen hatte, noch wo er jetzt war oder wie er hierher gekommen war.

Behutsam bewegte er sich in eine halbsitzende Position im Bett und sah sich in dem Zimmer um.

Regen prasselte hinter den dunklen Vorhängen gegen das Fenster und das einzige, matte Licht kam von einer kleinen Lampe auf dem Kamin, in dem aber immer noch die Glut eines Feuers zu sehen war, das den Raum bis vor einiger Zeit gewärmt haben musste. Der Holzboden war glatt und einige weich wirkende Felle dienten als Teppiche. Auf dem Nachttisch zur Linken des Drachen stand eine leere Suppentasse neben einigen Bandagenrollen, einem Thermometer und einer abgebrannten Kerze.

Deathwing hob langsam die Hand.

Ihm tat immer noch jede Faser dieses Körpers weh und durch die Verbände konnte er erahnen, wie geschunden seine menschliche Gestalt ausgesehen haben musste.

Erneut ließ er den Blick durch den Raum schweifen und kam zu der Erkenntnis, dass das Zimmer nach menschlichen Maßstäben sehr gemütlich war.

Aber etwas störte den Drachen weiterhin über alle Maßen.

Er zog die Decke zurück und blickte auf das Konstrukt aus Drähten, Röhrchen, Bandagen und Holzstücken hinunter, welches um sein Bein gelegt wurde.

Gebrochen..., ging es Deathwing durch den Kopf, bevor er sich sachte vorbeugte und beide Hände auf das Gebilde legte.

Er mochte vielleicht nicht wissen, warum er noch in menschlicher Form steckte und er mochte auch vergessen haben, was nach dem Sturz passiert war; aber wie man Brüche heilt wusste der alte Schwarze noch immer. Die Formel war schnell gemurmelt und relativ behände schwang Deathwing sich aus dem Bett um sich im Zimmer umzusehen.

Und nun, als Erstes bemerkte er, dass er den Heilzauber wohl doch vergessen hatte.

Ein kurzer Schmerzensschrei und der Drache ließ sich zurück aufs Bett fallen.

"Ihr könnt mit gebrochenem Bein doch nicht aufstehen.", erklang Augenblicke später eine weibliche Stimme.

Deathwing blickte zu der nun offenen Zimmertür und auf die dort stehende Frau.

Mütterchen war vielleicht die beste Bezeichnung für sie. Die Alte blickte tadelnd zu dem Drachen, welcher sich langsam wieder in eine liegende Position begab.

"Oder habt Ihr noch nie gesehen, wie Ärzte solche Brüche wie euer Bein behandeln, Junge?!"

Der alte Schwarzdrachen schwieg einige Momente: "Nein..."

"Dann seid Ihr bisher glücklich davongekommen, Junge."

Deathwing knurrte kurz und beobachtete wie die Frau sich in der Tür drehte und wieder aus seinem Blickfeld verschwand.

Warum hatte der Zauber nicht gewirkt?

Der Drachen schaute eine Weile zur Decke, bevor er seine Hand hob und versuchte sich teilweise zu verwandeln.

Er grinste als zunächst einige kleine Schuppen erschienen, zog die Hand dann aber schlagartig zu sich und presste sie mit schmerzverzerrtem Gesicht an seine Brust.

Warum tat das auf einmal so verflucht weh? Deathwing atmete schwer, die Zähne immer noch zusammengebissen. Das konnte doch eigentlich nicht sein. Erst der Heilzauber, dann die Verwandlung...

Ein Zischeln.

Innerlich verfluchte der Schwarze Malygos.

Es konnte nur seine Schuld sein.

Einige Moment vergingen, bevor Deathwing das Thermometer vom Tisch nahm, schnupperte und die Lippen um das Glas schloss.

Neununddreißigkommasieben...Nach menschlichen Maßstäben Fieber.

Eine derartige Verwandlung konnte nur vom Blauen stammen. Missmutig legte Deathwing das Thermometer zur Seite und zupfte den Verband zurecht, bevor er wenige Momente später Schritte vor der Tür hörte.

Wieder stand die Alte im Zimmer, diesmal ein Tablett tragend.

"Ihr solltet nach der Woche auch wieder etwas Festes essen, Junge."

Die Frau stellte das Tablett ab und Deathwing beäugte was sich darauf befand.

Etwas Braten, einige Stücke Brot und Suppe. Nicht gerade viel aber...

"Moment...eine Woche was?"

"Vor einer Woche hat man Euch hierher gebracht, Junge. In Stormwind hättet Ihr euch unmöglich erholen können. Bei den ganzen Arbeiten dort."

"Was?" Jetzt blinzelte der Drachen.

"Die Stadt wird fleißig wieder aufgebaut. Habt Ihr noch nichts davon gehört?"

"Ich..." Deathwing schüttelte den Kopf um seine Gedanken zu ordnen.

Ein Seufzer entfuhr ihm, was ihm die besorgten Blicke der Frau einbrachte.

Was sollte er nur tun? Seine Kräfte konnte er kaum einsetzen und sein Körper schmerzte immer noch bis in die letzte Faser. Aus den Augenwinkeln beobachtete er die Alte und entschied sich endlich für einen Plan, der vielleicht sogar funktionieren könnte:

"Ich...weiß es nicht..."

"Wie könnt Ihr davon noch nichts gehört haben, Junge?", die Frau stockte und musterte den jungen Mann vor sich eingehend. Schließlich beugte sie sich vor:

"Ihr seid alt genug um von den Kriegen wissen zu müssen."

"Kriegen?... Ja...Ja...Ich glaube...davon weiß ich. Es...", der Schwarze machte ein möglichst verwirrtes Gesicht, "Ist nur alles so verschwommen..."

Die Alte pausierte und beobachtete ihn dabei, wie er ein stück Brot zwischen den Fingern knetete.

"Wisst Ihr eigentlich, was euch passiert ist?"

Wieder machte Deathwing ein Gesicht als würde er nachdenken, schüttelte aber nach einem Moment nur den Kopf. "Mein Kopf tut so weh..."

"...Nun, nachdem was euch passiert ist, wundert es mich nicht, wenn Ihr euch eine Weile mit Gedächtnislücken herumplagen müsst."

"Bitte?"

"Man hat Euch vor der Küste im Wasser treibend gefunden. Erst dachten die Fischer Ihr wärt tot."

"Oh...", der Drachen bemühte sich, betroffen auszusehen.

"Nun, bei dem Sturm die Nacht zuvor..."

"Sturm?"

"Zerbrecht euch nicht den Kopf darüber, Junge.", die Alte lächelte, "Esst. Wenn Ihr wieder bei Kräften seid, werde ich gerne erzählen, was ich weiß."

"...Danke..."

Kaum war die Alte wieder aus dem Zimmer, begann der Drache zu grinsen und sich innerlich selbst zu loben. Wie naiv die Sterblichen doch waren.

Sicher, ihm fehlte die Erinnerung an die vergangene Woche, aber nach dem Sturz war das wirklich kein Wunder. Aber, wie gesagt, allein, dass er überlebt hatte, war Wunder genug.

Was den alten Drachen jetzt viel mehr sorgte, war die Aufgabe die ihm bevorstand:

Auszuarbeiten, was er angeblich vergessen hatte und sich dann daran zu erinnern, woran er sich angeblich nicht erinnern konnte.

Es war einfach nicht fair.

Wieder und wieder hatte Deathwing versucht sein Bein zu heilen, wieder und wieder ohne Erfolg. Ihm blieb nicht mehr übrig als den Blick zwischen Fenster und Kamin schweifen und sich bedienen zu lassen.

Sicher... Es war ja nicht so, dass der alte Drachen sich nicht gerne den Hintern nachtragen ließ, aber...

"Hört auf...Hört auf! Hört auf!"

Zum ersten Mal seit langer Zeit verfärbten sich die Wangen des Erdwächters vor Scham und er versuchte die Beine zu verschränken.

"Ich kann Euch doch nicht dreckig im Bett liegen lassen."

Deathwing jaulte kurz auf als die Alte erneut Seife auf dem Schwamm verteilte.

Es war ein Bild des Jammers:

Der Drache lag in seiner menschlichen Gestalt; in welcher er, wenn man so will, gefangen war; in einer Sitzwanne, das gebrochene Bein auf etwas, das man getrost als Podest bezeichnen konnte, aufgebahrt und mit einem Tuch abgedeckt, während die alte Frau ihn mit Schwamm und Bürste abschrubbte.

"Aber da kann ich mich wirklich selbst waschen...", jammerte der 'Leidende', aber die Frau schenkte dem kaum Beachtung.

"Bitte, ich kann das wirklich alleine sauber kriegen..."

"Hört mal, Junge. Ihr habt immer noch beide Hände verletzt. Ich kann und will nicht riskieren, dass sie euch später schmerzen, weil Ihr Schwamm und Bürste umklammert gehalten habt."

Deathwing blinzelte die Alte ungläubig an, bevor er erst mit den Augen rollte, diese dann zukniff und die Frau machen ließ.

Inzwischen war wieder etwa eine Woche vergangen...und eigentlich konnte der alte Drachen schon wieder fest genug greifen, um einen Schwamm zu halten und sich damit zu waschen.

Das Ganze hier wäre eigentlich nicht nötig.

Es erschien Deathwing eine endlos lange Zeit bis die Prozedur vorüber war und die Alte ihm zurück ins Bett half.

Und wieder folgte eine lange Zeit des An-die-Decke-starrens und wieder ließ der Dunkle sich die Ereignisse der vergangenen Tage durch den Kopf gehen.

Die Alte hatte sich ihm als Eleonora Batterbay vorgestellt und ihm den Namen Henry Veermaster verpasst.

'Man könne ihn ja nicht ohne Namen lassen' hatte sie noch gemeint.

Henry...Was war Henry denn für ein Name?

Deathwing murmelte wieder vor sich hin und dachte weiter nach. Es waren die gleichen Fragen die ihn quälten. Wie hatte er den Sturz überlebt und warum steckte er ohne seine Kräfte in diesem Körper fest? Diesem verdammten Menschenkörper, der noch nicht einmal den Rauch des Kaminfeuers vertragen konnte.

Was sonst eine Wohltat für den Drachen war schmerzte jetzt in seinen Lungen.

Deathwing drehte den Kopf zur Seite und beobachtete, wie die Sonne hinter dem Horizont versank. In einigen Minuten würde Frau Batterbay wieder ins Zimmer kommen, die Vorhänge schließen und die Kerze anzünden.

Es war trotz allem ein ruhiges Leben.

Und es überraschte den Schwarzen, dass tief in ihm drin ein Teil war, dem dieses Leben zusagte. Die Ruhe...Der Frieden...Die Geborgenheit.

Geborgenheit...

Ein Seufzer entfuhr dem Drachen. Dieses Wort allein war wie ein Stich in die Brust. So viele Erinnerungen. Viel zu viele schmerzhafte Erinnerungen.

Der alte Schwarze zog die Decke etwas höher und kuschelte sich ein. Er ahnte, dass diese Nacht ihm nichts Gutes bringen würde.

Wie die Nächte zuvor.

Mit den Träumen kam das erneute Durchleben der Ereignisse, die ihn hierher brachten.

Von Grim Batol bis in den Sturm vor Stormwind. Die Erschöpfung, die Schmerzen und immer wachte der Drachen schweißgebadet auf.

Manchmal, wenn er noch vor Sonnenaufgang aufrecht im Bett saß und mit dem Atem rang, fragte er sich, ob er nicht doch tot und einfach nur in der Hölle war.

Aber...würden in der Hölle die Betten so weich und das Essen für das Essen Sterblicher so gut sein?

Es waren keine Festmähler, aber es machte satt.

Ein Gedanke schwirrte Deathwing durch den Kopf als er einschlummerte:

Vielleicht war es hier doch nicht so schlecht.
 

"Es wäre wirklich nur ein Blick, gute Frau. Mehr braucht es gar nicht."

Deathwing schreckte aus dem Schlaf hoch und blickte sich mit müden Augen um. Irgendwer war mitten in der Nacht, ging man von der Dunkelheit aus, hierher gekommen, stand jetzt unten und machte Lärm.

Der alte Drache drehte den Kopf und versuchte wieder einzuschlafen, lauschte allerdings, wenn auch unabsichtlich.

Ein Knurren drang aus seiner Kehle als er die Stimme erkannte. Der Mensch.

Deathwing hatte die vergangene Woche schon oft erlebt, dass einige Leute an der Tür standen und sich nach ihm erkundigten.

Viele waren aus der Stadt und den Dörfern und alte Bekannte von Frau Batterbay. Die, die sonst kamen, sind eigentlich immer gegangen, nachdem die Alte ihnen gesagt hatte, 'Henry' würde schlafen oder ihnen etwas vorrechnete.

Auf Umwegen hatte er auch den Grund erfahren. Nun, davor hatte er ihn schon erraten, aber die Bestätigung tat ihm gut.

In Lordaeron und Dalaran suchte man immer noch nach Lord Prestor.

Sah man von dem Menschen, seiner Truppe und den anderen Drachen ab wusste bis dato niemand im Norden wer sich hinter dem Namen verbarg. Für die Sterblichen muss es so etwas wie ein Hoffnungsschimmer in der Sache gewesen sein, als Geschichten über einen jungen Mann aufkamen, der mit dem Schiff in einen Sturm gekommen sein musste.

Der Rest der Geschichte entwickelte sich in die Fantasie der Sterblichen recht schnell.

Deathwing spürte wie ein unangenehmes Gefühl sich in seiner Brust ausbreitete.

Der Mensch war hartnäckig genug bis ins Zimmer zu kommen und er kannte das menschliche Gesicht des Drachen. Unbewusst fuhr der alte Schwarze sich mit der Hand über das inzwischen bärtige Kinn.

Noch ein Umstand, den er sich nicht erklären konnte: Warum wuchs ihm ein Bart? Er war kein echter Mensch und nicht einmal Malygos sollte einen Zauber kennen, der so etwas auslöst. Einfach weil es keinen Zauber gab, der eine Verwandlung derart vollständig machte.

Selbst Khadgar war nur optisch gealtert, als ihn der Zauber traf. Wie also sollte Malygos es schaffen, dass Deathwing nicht nur Fehlschläge bei sämtlichen Zaubern, inklusive der Rückverwandlung in seine eigentliche Form, erfuhr, sondern der menschliche Körper sich auf einmal so verhielt, als wäre der Schwarze in ihm geboren wurden.

Deathwing wollte den Gedanken weiter verfolgen, als er Schritte auf der Treppe hörte. Schnell schloss er die Augen und tat als ob er tief und fest schlafen würde.

Er hoffte, wenn der Mensch jetzt ins Zimmer kam, würde dieser das rasende Herz des Drachen nicht hören.

Just in diesem Moment knarrte die Tür.

"Seht ihr, er schläft.", Frau Batterbay schien ein wenig genervt von der Hartnäckigkeit des Menschen.

"Es ist nur ein Blick auf sein Gesicht."

"Ihr seid um ein wesentliches zäher als die, die vor Euch hier waren, Junge."

"Und aus diesem Grund sind wir hier."

Wir?!, Deathwing drehte sich der Magen. Der Rote war doch nicht etwa auch hier?

"Ihr und euer Meister solltet ihn trotzdem schlafen lassen."

"Wir wollen nicht länger eine Last sein, als es nötig ist."

Korialstrasz, der Schwarze biss in die Ecke des Kissen und unterdrückte ein Knurren.

"Dann solltet ihr euch eine Herberge suchen und bei Tage wiederkommen." Frau Batterbay war sauer.

"Das hatten wir eigentlich vor, gute Frau."

Du lügst doch, Roter...

"...Aber die Herbergen sind belegt. Hättet Ihr vielleicht ein Zimmer für uns übrig?"

"Ihr seid beide sehr stur, Zauberer."

Nur einen Moment später wurde die Tür wieder geschlossen und die Schritte gingen den Gang entlang.

Deathwing wusste die beiden würden die Nacht nur wenige Zimmer von ihm verbringen und diese Gewissheit ließ den Kloß in seinem Hals nur größer werden.

Frau Batterbay hatte einfach ein zu gutes Herz. Hätte sie die beiden nicht einfach rauswerfen können? Der Dunkle wälzte sich in den Kissen und versuchte wieder einzuschlafen. Das würde nicht gut enden. Nicht, wenn nicht noch ein Wunder geschah. Und Deathwing glaubte nicht an Wunder.
 

Er wollte das Zimmer eigentlich nicht verlassen.

Er hatte auch keine besondere Lust sich mit dem Mensch und Korial an einen Tisch zu setzen um zu frühstücken.

Trotzdem saß er jetzt hier und stocherte in seinem Frühstück herum und beobachtete wie die beiden Besucher unablässig miteinander tuschelten.

"Ihr solltet Henry vielleicht endlich sagen, weshalb ihr hier seid."

Innerlich war Deathwing dankbar, dass seine Wirtin das Wort ergriffen hatte.

"Wir sind hier" begann Korialstrasz "da uns zu Ohren gekommen ist, dass in der Sache Prestor bisher keine klaren Ergebnisse erzielt werden konnten."

"Ich weiß, dass ihr diesen Mann in Henry vermutet." Frau Batterbay schüttelte den Kopf und stellte eine Schüssel ab, "Sein plötzliches Auftauchen scheint schon euren Vorgängern Beweis genug gewesen zu sein...Allerdings..."

"Unsere Auftraggeber hatten eine andere Meinung.", beantwortete der Rote die kommende Frage.

"So etwas dachte ich mir. Nun, ihr seid die ersten, die Henry sehen. Meint ihr, er ist der Mann den ihr sucht."

"Ja." Rhonin schien sehr überzeugt von seiner Antwort.

Deathwing wollte etwas erwidern als wieder die Alte das Wort ergriff:

"Dann sage ich euch, was ich auch den anderen sagte: Henry kam zu einer Zeit hierher, in der jemand, der von Lordaeron aus den Seeweg hierher nimmt, unmöglich jene Strecke zurückgelegt haben kann. Wenn Henry also wirklich dieser Lord Prestor ist, wie soll er es so schnell an die hiesigen Küsten geschafft haben?"

Der Mensch und Korialstrasz starrten die Frau an und tauschten dann Blicke aus.

Der alte Schwarze musste sich ein Grinsen verkneifen. Sicher, er war nicht mit dem Schiff gekommen, aber das konnten die beiden Besucher schlecht sagen, egal, wie sicher sie sich über seine Identität waren.

Die nächste Zeit herrschte Ruhe und schließlich lag Deathwing wieder auf seinem Zimmer.

Etwas in ihm wartete darauf, dass die beiden zu irgendetwas Hinterhältigem greifen würden, um ihn doch noch zu enttarnen.

Er hörte wie die beiden im anderen Zimmer redeten und konnte nicht widerstehen, das Ohr an die Wand zu drücken.

"...Es tut mir Leid das zu sagen, aber ich habe das Gefühl der Mann ist wirklich unschuldig, Meister Krasus...Ihr habt doch selbst gesagt, dass..."

"Ich weiß, was ich gesagt habe. Aber selbst das mit den Augen und der Aura kann ein Trick sein. Sogar das mit seinem Aussehen und der Größe..."

"Dann müsste er über die nötige Kraft verfügen, sich täglich zu verwandeln, eben. Und ihr sagtet doch selbst, dass er das unmöglich haben kann, wenn er in die ganze Zeit in menschlicher Form festgesteckt hat."

Der Rote schwieg für einen Moment und Deathwing grinste.

"Es wäre leichter, wenn Malygos mit mir reden würde. Er schweigt sich über den Zauber aus. Aber du hast Recht. Dass der Blaue einen Zauber gewirkt hat, der Deathwing, ausgerechnet Deathwing eine derartige Tarnung und damit einen Vorteil gibt ist ausgeschlossen."

"Und was machen wir jetzt?"

"Kehren wir nach Dalaran zurück, das wird das Beste sein..."

Den Rest hörte Deathwing nicht mehr, weil er sich leise glucksend von der Wand abgewandt hatte.

So viel Glück konnte man doch nicht haben. Der Dunkle seufzte zufrieden und wollte sich gerade zu einem Nickerchen umdrehen, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schoss:

Wenn Malygos nicht daran schuld war, dass er sich nicht richtig verwandeln konnte...wer oder was dann?

Das Frühstück hatte er schon verpasst.

Seit Sonnenaufgang saß Deathwing vor dem Spiegel in seinem Zimmer und betrachtete sein Spiegelbild. Zu behaupten, der Mann, der ihm da entgegenblickte sähe aus wie er Lord Prestor hatte aussehen lassen war eine Farce.

Zum ersten Mal, seit er hier aufgewacht war, benutzte Deathwing den Spiegel, der in einer Ecke des Zimmers stand.

So sah er erst jetzt, wo die Unterschiede -die zahlreichen Unterschiede- lagen:

Die Augen waren braun und nicht mehr schwarz, das Gesicht hatte die harten, falkenhaften Züge für weichere verloren - Frau Batterbay meinte, Henry hätte etwas von einer zahmen Hausratte - die ganze Erscheinung wirkte geschundener und vom Leben gezeichnet. Und - und das störte den Schwarzen doch sehr - er war geschrumpft. Nicht viel, aber statt über zwei Meter maß Henry im Vergleich zu Lord Prestor nur knapp 1,90. Das war immer noch groß, aber der Verlust dieser Handvoll Zentimeter wurmte Deathwing doch sehr. Hätte er nicht bemerkt, dass er die verlorene Länge zumindest teilweise an anderer Stelle zurückbekommen hat, sein Ego wäre vollends am Boden gewesen.

So saß er nun da und philosophierte über sich selbst und darüber, wer ihm das angetan haben könnte. Inzwischen war er zu dem Schluss gekommen, dass es doch Malygos und zusätzlich noch Nozdormu gewesen sein müssen. Das war alles andere als fair.

Irgendwo in seinem Kopf meldete sich zum ersten Mal seit tausenden von Jahren ein leises Stimmchen und ermahnte ihn, dass gerade er sich über Unfairness beklagen muss. Der Dunkle seufzte auf. Warum meldete sich jetzt zusätzlich auch noch sein Gewissen? Sicher, die Stimmen der alten Götter waren schon seit Ewigkeiten aus seinem Kopf verschwunden und das Stimmchen hatte so wieder eine Chance gehört zu werden; aber warum gerade jetzt?

Im Moment nahm der Dunkle sich einfach das Recht heraus, genervt zu sein.

Das hielt allerdings nur solange, bis der Hunger sich in den Vordergrund drängte. Deathwing war ein wenig froh inzwischen zumindest mit einer Krücke 'gehen' zu können, das Problem war nur die Treppe, die es allein zu bewältigen galt. Seine Wirtin stand im Moment wahrscheinlich in der Küche und musste ein Auge auf die Töpfe haben, wodurch der Drache sich einem, im Verhältnis zu seinen anderen Sorgen geringem, Problem gegenüber sah.

Doch im gleichen Moment wie er nach der Krücke griff klopfte jemand an seine Tür.

„Ja?“

„Kann ich mit Euch reden?“

Deathwing rollte mit den Augen. Was wollte der Mensch denn ausgerechnet jetzt? Warum war er überhaupt noch hier?!

„Ja, meinetwegen.“

„Störe ich?“

„Ja.“

„Ihr seid zumindest unfreundlich genug um der zu sein, den wir suchen.“

Der Drache zog die Braue hoch, während Rhonin die Nase rümpfte:

„Ich dachte, dieser Prestor sei ein feiner Kerl gewesen.“

„Äußerlich.“

„Wenn ihr so davon überzeugt seid, dass ich es bin, dann solltet ihr freier sprechen.“

Diesmal hob der Mensch die Braue.

„Ich will offen mit Euch sein: Nur eure Stimme ist die gleiche. Und dass könnte leider ein Zufall sein.“

„Und dennoch“, der Dunkle erhob sich und schleppte sich zurück zum Bett, „Seid Ihr und der Elf so darauf erpicht, in mir diesen Lord Prestor zu finden? Eine seltsame Politik habt ihr im Norden.“

Rhonin räusperte sich. Deathwing wusste, der Mensch wartete darauf, dass er einen Fehler machen würde; das er versuchen würde, dem Magier erneut seine Willen aufzwingen oder ähnliches.

„Ihr solltet ehrlich mit mir sein.“

„Das kann ich nicht im vollen Maße. Nicht solange ich nicht weiß, woran ich bin.“

„Dann will ich zuerst ehrlich sein.“

Für einen Moment sah der Dunkle etwas wie heimtückische Freude gemischt mit Unglaube im Gesicht des Rotschopfes.

„Ihr seht einen Mann vor Euch, der weder weiß, wer er ist, noch woher er kommt. Meine älteste Erinnerung ist die daran, wie ich im Hafen von Stormwind aufwache, umringt von der Menge... Naja, eigentlich ist meine älteste Erinnerung eine Menge Wasser, die über mir zusammenschlägt und mich nach unten drückt. Der Rest... alles, was die Welt um mich herum betrifft, ist allgemeines Wissen ohne einen persönlichen Zusammenhang. Alles, was ich über mich selbst weiß ist, dass mein Name in Wahrheit nicht Henry Veermaster ist.“

Rhonin blickte den Drachen lange schweigend an und Deathwing seinerseits begann sich langsam unwohl zu fühlen. Nicht wegen des Menschen, sondern wegen der Worte, die seine Lippen verließen. Von dem, was er eben gesagt hatte, wirkte alles, als ob ein Anderer gesprochen hätte. Ein Schauer lief ihm über den Rücken.

„Was ist mit Euch?“

„Nichts...“ der Schwarze schüttelte leicht den Kopf, „Das Bein schmerzt nur etwas.“

„Nun, sei's wie's sei. Ich bin eigentlich hier, um...“

„Ihr werdet noch etwas vor Ort bleiben und abwarten, was mit mir geschieht, nicht wahr?“

Ein Nicken: „Aber woher wisst Ihr das?“

„Geraten. Ich hatte schon gestern das Gefühl, dass man euch Beide nicht so schnell los wird. Euer Meister scheint ein besonderes Interesse daran zu haben, in mir diesen Prestor zu finden.“

„Das... wirkt nur so.“

Deathwing beobachtete mit etwas Genugtuung, wie sein Gegenüber immer unsicherer wurde, während seine eigene Zuversicht zurückkehrte.

Sobald der Mensch und Korial den Hof verlassen würden, würde man in Dalaran und Lordaeron wohl endlich aufhören, Leute hierher zu schicken. Dann konnte der schwarze Drache sich endlich wieder auf seine Genesung konzentrieren und sobald seine Kräfte dann zurück wären, könnte er beginnen Rache zu üben.

Inzwischen hatte er eine Erklärung für seinen Zustand gefunden, die ihn zufrieden stellte. Das einzige Problem waren wirklich nur noch die beiden Störenfriede.

Aber auf eines vertraute Deathwing: Wenn er lange genug den Dummen spielen würde, würden die beiden endlich abziehen und er hätte damit nicht nur Ruhe vor Lord Prestors Verfolgern, sondern wahrscheinlich auch vor den anderen Aspekten.

„Ich möchte aber noch hinzufügen...“ unterbrach der menschliche Magier den Gedankengang des Dunklen, „...nur ich werde hier bleiben. Meister Krasus hat wichtige Aufgaben im Norden...“

„Nachwuchs zeugen, wie ich ihn kennen.“, ging es Deathwing dabei durch den Kopf.

„...die er nicht warten lassen kann.“

„Ich verstehe. Gewährt mir allerdings noch eine Frage, Magier: Ihr schient sehr überzeugt davon, dass ich dieser Adlige sei. Trotz all der Dinge, die dagegensprechen. Warum?“

„Nun...“

„Soweit ich es bei den anderen verstanden habe, war dieser Kerl sichtbar größer als ich und attraktiver, wenn man der einen Frau Glauben schenken darf.“

„Das Aussehen sagt leider nichts aus“, langsam schien auch Rhonin genervt von diesem Hin und Her. Deathwing merkte, dass der Mensch sich nicht sicher war, wen er vor sich hatte, daher musste er so mit 'Henry' reden, als wäre dieser das, was er vorgab. „Lord Prestor wird wegen Hochverrats und der Anwendung der dunklen Künste angeklagt. Ich sollte Euch das eigentlich nicht erzählen, aber ich fürchte, ich kann nur so Eure Frage beantworten.“

„Dann erzählt ihr mir nichts Neues. Das kenne ich bereits aus den Gerüchten.“

„Gerüchte sind keine Fakten. Jedenfalls sollte es Lord Prestor leicht fallen, sein Aussehen nach belieben zu ändern und anderen seinen Willen aufzuzwingen.“

„Womit Ihr bewiesen hättet, dass ich nicht der bin, den ihr sucht. Was Magie angeht bin ich ein unbeschriebenes Blatt.“

Deathwing schaffte es damit sogar Rhonin einen Moment zum Überlegen zu bringen.

Leider nur einen Moment.

„Das kann auch mit der Amnesie zusammenhängen. Und sollte diese eine Lüge sein, ist alles andere schlichtweg auch eine.“

„Jetzt hört mir mal zu...“ der Drache beugte sich zu dem Menschen und knurrte böse, „...Ich sagte Euch schon mehrfach, ich weiß nicht, wer ich bin. Findet Ihr es richtig, dann auch noch so darüber zu reden? Ich bin ein Mensch wie Ihr, mehr weiß ich nicht.“

Rhonin trat einen Schritt zurück, bevor er wortlos das Zimmer verließ.

Innerlich verfluchte Deathwing sich selbst.

Hätte er dem Menschen doch nur nie eine seiner Schuppen gegeben.

Dann wäre er jetzt nicht hier. Vor allem nicht in diesem Zustand.

10000 Jahre hatte die Dämonenseele ihm seine Vorherrschaft gesichert, den anderen Schwärmen gezeigt, wer der Beste ist und dass sie es nie hätten wagen sollen...

Deathwings Gedanken stoppten abrupt und sein Gesicht wurde nachdenklicher.

Oft hatte er daran gedacht, warum er dieses Ding erschaffen hatte und bisher schien alles seine Ordnung zu haben. Doch jetzt meldete sich plötzlich diese leise Stimme in seinem Inneren und erinnerte ihn an das, was vor der Dämonenseele war. An den Grund, warum der Schwarze sich eigentlich von den anderen Aspekten abwandte.

Und Deathwing wurde kalt.
 

Dass 'Henry' plötzlich um ein vielfaches schweigsamer geworden war blieb nicht unbemerkt.

Irgendwann begann sogar Rhonin sich Sorgen zu machen. Was erst in Frau Batterbay vor sich ging konnte man dann nur erahnen.

Deathwing selbst verstand allerdings nicht so ganz, was mit ihm los war. Er hätte jemanden zum Reden gebraucht, nur...

...da draussen gab es keine Seele, die ihm zugehört hätte. Jedenfalls nicht ohne nur Hohn und Spott für ihn übrig zu haben, sobald er geendet hätte.

Drei Tage waren vergangen, seit ihn die Erinnerung eingeholt und überrumpelt hatte.

Drei Tage, in denen es dem Drachen schlechter ging als zuvor. Und die andauernde Anwesenheit des Magiers half ihm nicht wirklich. Die meiste Zeit verbrachte Deathwing damit, in die Decke eingekuschelt im Bett zu liegen und entweder die Kerze auf dem Nachttisch oder die Welt außerhalb des Fensters anzustarren ohne wirklich etwas zu sehen.

Es war plötzlich alles so kompliziert. Und immer noch keine Antwort auf die Fragen, die er davor hatte.

Ein tiefer Stoßseufzer und der Dunkle zog sich in eine sitzende Position, als er Schritte auf der Treppe hörte.

„Ich will Euch nicht stören...“, der Mensch klopfte inzwischen brav woher an. Dafür, dass er mehrfach ins Zimmer geplatzt war hatte er sich schon Ärger mit 'Henrys' Wirtin eingehandelt. Deathwing war klar, dass der Magier hoffte, ihn bei irgendetwas zu erwischen.

„...aber ich sollte mich verabschieden.“

„Oh, Ihr reist ab? Habt ihr endlich akzeptiert, dass Ihr euer Ziel nicht erreichen werdet, solange es mir nicht so geht wie jetzt?“

Rhonin räusperte sich: „Nicht ganz. Wir werden Euch noch einige Besuche abstatten, allerdings ist ein Anderer eingetroffen, der eine Weile mit Euch verbringen wird.“

„Seid Ihr froh nach Hause zu können.“

Ein leises Knurren folgte als Antwort.

„Der Mann wird Euch alles weitere erklären.“

Kaum hatte der Mensch sich abgewandt rollte Deathwing genervt mit den Augen.

Die Menschen von Lordaeron waren wirklich hartnäckig.

Nun gut, immerhin war noch kein Monat seit dem Verschwinden von Daval Prestor vergangen, aber trotzdem. Hatte man am Hof und in Dalaran nichts besseres zu tun?

Der Drache lehnte sich zurück und wartete darauf, dass seine neue 'Wache' sich vorstellen würde.

Und wartete...

Dafür, dass der Kerl laut Rhonins Aussage bereits eingetroffen war, brauchte er erstaunlich lange um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.

Deathwing gähnte herzhaft und schüttelte den Kopf, bevor er zur Tür humpelte:

„Frau Batterbay?“

„Ja?“, kam die Antwort von unten und der Drache war ein wenig erleichtert, dass nichts seltsames mit den Wesen um ihn herum geschehen war.

„Da soll ein neuer Aufpasser für mich eingetroffen sein.“

„Oh, der sieht sich gerade im Garten um.“

„...Danke“ Deathwing wusste nicht so recht, was er davon halten sollte.

Langsam und mit Bedacht bewegte der Dunkle sich zum Fenster um einen Blick auf den Neuankömmling zu werfen.

Kein Wunder, dass es so lange dauerte. Wer auch immer der Kerl war, er schien immer noch geschäftig Informationen mit Rhonin auszutauschen.

Eines aber war offensichtlich: Der Mann war kein Magier. Auf Deathwing wirkte er eher wie ein Kartograph oder ähnliches. Jedenfalls niemand, der sein Wissen durch das wälzen von Büchern erlangt.

Was hatte man ihm da nur geschickt?

Der Mann wirkte nicht unsympathisch: Die braunen, immer grauer werdenden, Haare waren zurückgekämmt, der Bart gut gepflegt. Die Kleidung ließ auf einen gewissen Wohlstand schließen und doch... irgendwie sah alles an dem Kerl aus, als ob er schon viel erlebt und gesehen und sein Leben lang eine große Last auf den Schultern getragen hätte.

Deathwing schreckte zurück als der Mann sich plötzlich zu ihm umdrehte und ihn direkt anblickte.

Der Dunkle schüttelte den Kopf und setze sich zurück aufs Bett.

Der neue Besucher machte einem Teil von ihm Angst. Und was ihn mehr beunruhigte...Er wusste nicht warum.

Hätte ihn dem Moment nicht sein Bein wieder angefangen zu schmerzen, Deathwing hätte sich noch weiter das Hirn darüber zermartert. Seit Tagen fragte er sich, welche Auswirkungen das Ganze eigentlich auf seine Wahre Gestalt haben würde.

Er war jetzt über 60000 Jahre alt, aber so ein Fall war ihm noch nie untergekommen.

Wieder lief ein Schauer über seinen Rücken.

Die letzten Stunden hatte er oft an die ferne Vergangenheit gedacht, aber ein Ergebnis hatte er bisher noch nicht. Alles schien ihm wie Fetzen, wie Dinge, die man nur aus dem Augenwinkel heraus sieht.

Im Versuch, alles zu vergessen, rollte der Dunkle sich auf die Seite.

Es war nicht seine Schuld.

Wieder und wieder versuchte er sich selbst davon zu überzeugen.

Und wieder und wieder endete es in furchtbaren Kopfschmerzen.

„Ihr seht nicht gut aus.“

Deathwing hob den Kopf und schaute den 'älteren' Mann an:

„Ach, sagt bloß.“

„Es ist mir bekannt, dass Ihr nicht gerade die Freundlichkeit in Person seid.“

Der Schwarze knurrte und legte sich wieder hin.

„Warum schicken der Hof und Dalaran eigentlich noch Leute? Ich bin einen knappen Monat hier und inzwischen waren schon....ach ich weiß nicht wie viele verschiedene Truppen hier. In einem Monat heilt sich eine Amnesie nicht von selbst.“

Der andere Mann schloss die Tür und setzte sich mit aufs Bett.

„Ja, das ist hart. Stört es Dich, wenn ich rauche?“

„Nein...aber diese Vertrautheit stört mich.“

Der Andere kramte eine Pfeife aus der Tasche und begann seelenruhig sie zu stopfen.

„Horace Allenby.“

„Das ist schön für Euch. Trotzdem werdet Ihr mich nicht duzen. - Himmel noch eins! Das Zeug stinkt ja widerlich.“

Deathwing fuchtelte sich in dem hilflosen Versuch den Geruch der Tabakmischung aus seiner Reichweite zu verbannen mit den Händen vor seinem Gesicht, bis er plötzlich abrupt stoppte.

Er kannte nur ein Wesen, das so eine fürchterliche Mischung rauchen würde.

Als dann noch ein anderer Teil in seinem Kopf den richtigen Weg fand konnte er es sich nicht verkneifen dem Besucher das Kissen gegen den Kopf zu pfeffern.

„Du rauchst das Zeug immer noch?!“

Der Andere hob die Braue und verzog die Lippen zu einem Grinsen.

„Ich dachte schon, du merkst es nie.“

„Lass mich in Frieden, Nozdormu. Ihr habt mir schon das Leben zur Hölle gemacht.“

Deathwing wusste, dass Lügen gegenüber dem Zeitlosen nutzlos war.

„Mit gutem Grund und Recht möchte ich meinen.“ Der bronzene Drachen blies Rauchringe in die Luft.

„Guter Grund...pah!“ ein erneutes Husten, „Was zum Geier verbrennst du da eigentlich?!“

„Das geht dich doch nichts an.“

„Richtig. Mich soll das nicht interessieren und dich sollte nicht interessieren, wie es um mich steht. Warum bist du eigentlich hier?! Du weißt doch so oder so was Sache ist.“

Nozdormu kaute eine Weile schweigend auf dem Mundstück der Pfeife herum:

„Tue ich das?“

„Mach dich nicht lustig. Wer außer Korialstrasz hätte im Norden herumerzählen können, wo ich, beziehungsweise Lord Prestor, bin. Niemand. Und von wem außer dir kann er diesen Tipp bekommen ha...Mhrpf...“

Der Zeitlose knurrte verstimmt und hielt seinem Gegenüber den Mund zu.

„Du redest zu viel. Wenn es dich interessiert...Weder Rhonin noch Korial wissen, dass ich hier bin. Zurück nach Dalaran habe ich sie rufen lassen, aber ansonsten wissen sie gar nichts. Und der Hinweis kam von den Sterblichen.“

„Und warum erzählst du mir das?“

Wieder schwieg Nozdormu auf die Frage.

Deathwings Geduld war nie sehr groß bemessen und langsam ging sie ihm aus. Was hätte er nicht gemacht, wenn er seine Kräfte gehabt hätte.

Gut, dann wäre er jetzt sicherlich nicht hier und müsste auch nicht miterleben wie der Herr der Zeit sich über ihn lustig machte.

Auf der anderen Hand...Etwas in dem Dunklen sagte ihm, dass Nozdormu nicht der Typ ist, der so etwas tun würde. Er trickst zwar ganz gerne und man muss genau auf das achten, was er sagt (eine sehr verstörende Eigenschaft, die er mit Malygos gemein hatte), aber im Normalfall ist er der Letzte, der jemanden nur aufsuchen würde, um ihn auf den Arm zu nehmen.

„Wenn die beiden nicht von dir wissen, wo ich bin und auch nicht wissen, dass du sie hier weggelockt hast...was ist dann los?“

Nozdormu drehte den Kopf zur Seite.

Deathwing kannte diesen Blick. In gut 50000 Jahren hatte er ihn erst ein Mal gesehen.

„Das letzter Mal, als du so geguckt hast,...“

„... war als der weiße Schwarm verschwunden ist und ich ihn in den Zeitlinien nicht mehr finden konnte...Ja...Ich fürchte, ich muss ehrlich mit dir sein: Dieses mal bist du es, der aus der Zeitlinie verschwunden ist...“

„Was?!“, Deathwing musste schlucken. „Du nimmst mich doch auf den Arm.“

Man verschwindet nicht einfach so aus der Zeitlinie. Das war ein unumstößlicher Fakt.

Normalerweise.

Der Dunkle spürte förmlich, wie ihm die Farbe für einen Moment aus dem Gesicht wich und er Nozdormu mit weiten Augen anstarrte.

„Wäre ich hier, wenn alles nur ein dummer Scherz wäre?“

„Nein...Aber“, langsam kam die Farbe zurück, „das will nichts heißen. Was weiß ich, was ihr euch da ausgedacht habt um mich zu quälen. Und deinem Wort ist eh nicht zu trauen.“

„Ich bin nicht du.“

„Eben. Bei mir weiß man, dass ich lüge. Bei dir kriegt man Kopfschmerzen.“

„Ach?“

„Nimm allein deinen Beitrag zur Dämonenseele...“

„Ich habe ihn geleistet wie alle, die dir Glauben geschenkt haben.“

„Nein. Du hast ihn nicht geleistet. Du von Gleich hast ihn geleistet... Gut, meinen Respekt dafür hast du... das war auch im Grunde sehr genial.“

Worauf Deathwing anspielte war ein kleines Schlupfloch im Gesetz des Multiversums, durch welches der Herr der Zeit es geschafft hatte still und heimlich seine komplette Kraft zu behalten, als es um die Schaffung der Dämonenseele ging:

Der Dunkle hatte erst vor einigen Jahren herausgefunden, was passiert war:

Während alle Drachen einen großen Teil ihrer Macht in das Artefakt gaben, gab Nozdormu, als das einzige Wesen, dass neben Deathwing selbst wusste, was vor sich ging, einen ganz speziellen Beitrag. Als ein Individuum, dass gleichzeitig in allen Zeiten und Realitäten - zumindest denen, in welchen er, beziehungsweise seine Gegenstücke dieser Wirklichkeiten, die Macht über die Zeit erhalten haben - existiert war ihm klar, was der schwarze Drachen plante und so gab Nozdormu nicht die Kraft seinen Ichs der Gegenwart in das Artefakt, sondern die seinen Ichs der nahen Zukunft, des Gleich. So hatte er seine volle Kraft eben noch, jetzt noch, aber eben beständig gleich nicht mehr.

Deathwing hatte dem Zeitlosen still applaudiert als er zu diesem Schluss gekommen war.

„Aber jetzt liegt der Fall anders“, der Dunkle fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Wenn ihr mich hilflos sehen wolltet; Bitte, das habt ihr geschafft. Du kannst den Anderer sagen...“

„Außer Ysera weiß niemand, dass ich hier bin. Du verstehst es immer noch nicht, oder? Seit Alexstrasza von diesem Blitz getroffen wurde bist du aus der Zeitlinie dieser Realität verschwunden. Du bist einfach nicht mehr da. Und doch sitzt du vor mir.“

„Allerdings.“ Noch nie zuvor hatte Deathwing den Bronzenen so zerwühlt und ratlos gesehen. Nozdormu war kein guter Schauspieler, normalerweise nutze er nur die Tatsache, dass er wusste, wie seine Gegenüber auf etwas reagieren würden, um sie in die Irre zu führen. Das es also doch sehr ernst war, schien immer sicherer zu werden.

„Dann erklär mir aber eines, Nozzle: Wenn dir keiner gesagt hat, dass ich hier bin, woher wusste du es dann? Ich kenne dich dann doch gut genug um zu wissen, dass du nicht persönlich kommst, wenn du dir nicht 100% sicher bist, wen du vorfindest.“

„Mir hat niemand gesagt, dass Deathwing der Zerstörer hier ist.“

Der Schwarze blinzelte: „Was soll das wieder heißen?!“

„Du, als Deathwing, bist seltsamerweise aus dem Fluss der Zeit verschwunden. Was allerdings Daval Prestor angeht... Ysera hat unter seinem Namen die letzte Zeit Träume verzeichnet...“

„Langsam...was?“

„Die Träumerin sagte mir, dass Lord Prestor noch immer träumt.“

„Das hab ich verstanden...Von den Worten her, nicht vom Sinn... Aber...Ysi führt Buch über die ganzen Träume?!“

„Jeder braucht ein Hobby.“

Mit diesen Worten klopfte Nozdormu seine Pfeife aus und setzte sich bequemer hin.

Deathwing hingegen schaute ihn immer noch voller Unglaube an.

Langsam arbeite sich die Information darüber, wie der Zeitlose ihn gefunden hatte durch sein Gehirn.

Warum Lord Prestor?

Diese Gestalt war nichts weiter als ein Alias, eine Maske.

Sie sollte nicht an Deathwings Stelle träumen, während der Drache selbst scheinbar seine Existenz verloren hatte.

Jetzt kriegte der Dunkle richtige Kopfschmerzen.

„Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll, aber sieh her.“

Mit bereits zusammengebissenen Zähnen streckte Deathwing den Arm aus und begann langsam sich zu verwandeln, bis die Schmerzen zu groß wurden.

Als das Stechen nachließ grinste er den Zeitlosen an:

„Du siehst, ich bin immer noch ein Drache. Auch wenn mein Blut im Moment rot ist...du siehst, ich habe immer noch Schuppen.“

Irgendwie schien diese Tatsache keine der beiden Aspekte so richtig zu überzeugen.

Warum nur und vor allem wie hatte die Figur von Daval Prestor Deathwings Platz in den Ebenen der Realität eingenommen?

Mit Nozdormu kam auch der Herbst.

Und Deathwing hatte das Gefühl, der Herr der Zeit hätte zusätzlich auch gleich den gesamten Regen der letzten 10.000 Jahre als Zugabe mitgebracht.

Der Schwarze war froh nicht nach draussen zu können.

Er hasste Regen.

Regen war kalt und nass. Zwei Eigenschaften, die der Dunkle gar nicht mochte.

Das Dilemma war nur: Draussen der Regen und hier drinnen der Zeitlose und die Nachricht, die dieser mit sich gebracht hatte.

Beides war deprimierend.

Es gab keine sinnige Erklärung, warum die Figur des Daval Prestor Deathwings Platz eingenommen hatte.

Trotzdem schien genau das passiert zu sein.

Der Schwarze selbst saß im Moment wieder in seinem Zimmer und beobachtete, wie die Regentropfen am Fenster abperlten.

„Ein furchtbares Wetter, nicht war?“

Deathwing drehte den Kopf und schaute zum Herren der Zeit, der vollkommen durchnässt in der Tür stand.

„Nicht furchtbar genug um dich vom rausgehen abzuhalten.“

„Es gab Dinge, die überprüft werden mussten. Abgesehen davon, will ich meine Zeit hier nicht untätig vergeuden.“

„Warum nicht? Gerade du hast genug davon.“

Nozdormu räusperte sich und zog ein Paket unter dem Mantel hervor.

„Was ist das?“

„Ein Buch.“

„Oh, wie aufmerksam“ Deathwing konnte sich die Grimasse nicht verkneifen. „Was soll ich denn deiner Meinung nach davon halten, dass du mir ein Buch schenkst?“

„Gar nichts. Du sollst es nur lesen und beherzigen.“

Langsam drehte der schwarze Drache den Band in den Händen.

Kein Titel, keine Verzierungen, nur einfaches, braunes Leder.

Und viele, viele Seiten.

„Warum soll ich das alles lesen, Nozzle?

Der Zeitlose knurrte.

Er hasste diesen Namen.

„Weil du wahrscheinlich noch sehr lange in dieser Form stecken wirst.“

„Sagtest du nicht, du hast keinen Schimmer, was mit mir geschehen wird?“

„Eben drum.“

Deathwing rollte wieder mit den Augen und schlug das Buch auf.

Seine Probleme wurden wirklich nicht weniger. Die Verwandlung, dann die ganzen Besuche und jetzt noch...

„...Benimmregeln?! Willst du mich verarschen?!“

Jetzt war Deathwing sauer.

Seite für Seite listete das Buch in schönster Handschrift und einem drachisch, das man mit Welpen sprechen würde, die schwer von Begriff sind, Verhaltensregeln auf, die beschrieben, wie man sich unter Sterblichen richtig verhält, wenn man seine Magie nicht nutzen kann oder will.

„Du kannst das Buch sehr gut gebrauchen“, Nozdormu rümpfte die Nase. „Du bist nicht wirklich ein Musterbeispiel für Unauffälligkeit unter Sterblichen.“

„Du hast den Schinken geschrieben, oder?“ Der Dunkle musste sich wirklich zurückhalten um seinem Gegenüber nicht an die Kehle zu gehen.

„Ja...und nein.“

„Oh Bitte... Nicht schon wieder so eine alternativer Zeitflussnummer. Es ist mir egal, ob du das Ding für mich geschrieben hast, oder weil du in einer anderen Realität Ysera flachlegen wolltest. Ich mach's kurz: Ich brauch den Schmöker nicht. Es ist mir auch vollkommen egal, ob du es gut meinst. So was ist ein metaphorischer Tritt unter die Gürtellinie.“

Deathwing merkte schnell, dass er den Zeitlosen wenigstens damit getroffen hatte.

Er holte Luft um fortzufahren, als der Hüter der Zeit sich mit einem leisen Knurren erhob.

„Du weißt auch, dass ich so gut wie nie meine direkte Hilfe anbiete. Wenn du sie nicht willst, werde ich gerne gehen und dich wieder allein lassen. Aber glaub mir, dann bist du wirklich auf dich gestellt.“

„Hau schon ab!... Mich allein lassen kannst du doch gut.“

Der Dunkle schluckte.

Den letzten Satz wollte er doch gar nicht sagen. Vor allem nicht in einem derart hilflosen Ton.

Von sich selbst überrumpelt starrte er, wie Nozdormu, zu seiner Hand, die den Herren der Zeit wie von selbst am Mantel gegriffen hatte und ihn so vom Gehen abhielt.

„Du weißt, wie man andere davon überzeugt, dass es dir nicht gut geht...“ Der Zeitlose schüttelte den Kopf und kniete sich vor den anderen Drachen.

Deathwing zuckte zurück als Nozdormu plötzlich sein Kinn ergriff und ihn begutachtete.

„Ich verrate dir wohl nichts Neues, wenn ich sage, du wirkst sehr krank.“

„Nein, tust du nicht wirklich“, ein Brummen und der Schwarze schob die Hand zur Seite. „Wie würde es dir in meiner Situation gehen?“

„Ähnlich, aber sicher nicht so schlimm, wie es um dich zu stehen scheint.“

„Wie Bitte?!“

„Das eben war nicht in deinem Sinne, das war augenscheinlich. Ich beginne gerade mir Sorgen zu machen, dass etwas Furchtbares passiert ist.“

„Furchtbar im Sinne von -Hey, die Idioten von Elfen haben der Brennenden Legion den Weg geebnet- oder furchtbar im Sinne von -Die alten Götter sind aus ihrem Kerker raus-?“

„Furchtbar im Sinne von -Du könntest einen Riss im Raum-Zeitkontinuum verursacht haben.“

„...Inwiefern...?“

„Insofern, dass die Realität, in welcher Lord Prestor eine echte Person ist sich für eine Weile mit unserer Realität vermischt hat.“

„Das ist das Albernste, das ich je aus deinem Mund gehört habe.“ Deathwing lehnte sich zurück und begann zu lamentieren. „Erstens ist Daval Prestor ein Alias, keine fiktive Figur. Du hast es selbst mal erklärt, dass Gestalten aus Geschichten eine eigene Wirklichkeit haben. Erfundene Namen für die eigene Person jedoch nicht. Zweitens würde das nicht erklären, warum ich mich seit jener Nacht immer wieder so seltsam verhalte. Glaubst du wirklich, Lord Prestor, sofern er real wäre, würde dich bitte zu bleiben? Mit solchen Worten? Und drittens: Wie soll das passiert sein? Ich weiß nicht, wer von Euch alles einen Zauber auf mich gewirkt hat, als Alex vom Blitz getroffen wurde, aber selbst wenn der Blitz den oder die Zauber verstärkt hat und sie so außer Kontrolle geraten sind gibt es keine Erklärung, wie eure Sprüche ein Loch zwischen die Welten gerissen haben soll.“

Nozdormu musste dem Dunklen wohl oder über zustimmen. Insgeheim hatte er gehofft, Deathwing würde sich mit der Erklärung zufrieden geben. Der Zeitlose hatte sich immer wieder den Kopf darüber zerbrochen, was genau geschehen sein mag, doch er war trotz aller Kräfte keinen Schritt weiter als der selbsternannte Lord des Chaos.

„Kennst du die Regel der einfachsten Lösung?“

Der Bronzene blickte auf.

„Was?“

„Die Härte eines Problems steht umgekehrt proportional zu der Komplexität seiner Lösung. Den Spruch hab ich von Malygos. Kurz gesagt: Je schwerer die Aufgabe, desto simpler die Antwort. Ich glaube, mein Problem ist einfach, dass ihr zu inkompetent seid, einen Zauber so zu wirken, dass man nicht drin feststeckt, wenn etwas unvorhergesehenes wie ein Beinbruch hinzukommt. Ich wette mit dir: Sobald mein Bein wieder geheilt ist, krieg ich auch meine Kräfte zurück.“, der Schwarze grinste „Und dann solltet ihr euch hüten.“

Mit einem Aufstöhnen griff Nozdormu den anderen Drachen am Ohr.

„AU!“

„Glaubst du nicht, diese Idee ist mir auch schon gekommen?“ es war erschreckend, wie ruhig der bronzefarbene Herr der Zeit blieb. „Glaubst du ich wäre hier, wenn du demnächst wieder in der Zeitlinie auftauchen würdest? Warum mache ich mir überhaupt Sorgen um dich?!“

Deathwing öffnete den Mund.

Woher soll ich das wissen? Vielleicht willst du dir nur ein wenig Gnade sichern, bevor ich wieder genesen bin

Das wollte er zumindest sagen. Erst als er Nozdormus Gesichtsausdruck bemerkte wurde ihm klar, dass irgendetwas anderes über seine Lippen gekommen sein musste.

Der Bronzene ließ das Ohr los, erhob sich langsam und machte sichtlich verwirrt und besorgt einen Schritt rückwärts.

„Du...solltest das Buch wirklich lesen...Wir...sehen uns nachher beim Essen.“

Kopfschüttelnd schob der Zeithüter sich aus dem Zimmer, womit Deathwing ratlos allein zurückblieb und seine Frage ungehört verhallte:

„Was...was hab ich gesagt?...Was hab ich gesagt?!“
 

„Es ist schön zu sehen, dass endlich einer gekommen ist, der Henry nicht am Galgen baumeln sehen will.“

Seit er mehr oder minder aus dem Zimmer geflüchtet war hatte Nozdormu Frau Batterbay dabei geholfen, die Wäsche im Haus neu aufzuhängen, um so auf andere Gedanken zu kommen. Ihre Aussage überraschte ihn schon ein wenig, da das, was Deathwing gerade gesagt hatte immer noch in seinen Ohren hallte.

„Wie meinen?“

„Henry. Ihr seid der Erste, der nicht davon überzeugt scheint, dass er dieser Lord ist und eigentlich am Galgen hängen sollte.“

„Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Meine Vorgänger habe bestimmt schon erwähnt, dass Lord Prestor ein gewiefter Magier war und ihm somit weder eine Veränderung des Aussehens noch eine schnelle Reise hierher hättee schwer fallen sollen. Oder zumindest die schnelle Reise auf ein Schiff das Richtung Stormwind segelte.“

„Glaubt Ihr, dass er es ist?“

„Glaubt Ihr es?“

Die Alte zog einen Kissenbezug zurecht und dachte nach:

„Ich will ehrlich mit Euch sein, Horace. Ja. Ja, ich glaube mein Henry könnte dieser Lord Prestor sein. Aber ich glaube auch, dass er nicht wirklich etwas Böses im Sinn hatte.“

„Oh?“, das überraschte den Bronzenen jetzt wirklich. Deathwing konnte seine Kräfte nicht nutzen, also musste er, wenn diese Frau ihn für unschuldig, oder besser im Recht, befand, ein sehr guter Schauspieler sein. Oder mit der Hausherrin stimmte etwas nicht.

„Was bringt Euch zu dieser Aussage? Wenn Ihr glaubt, dass Henry Lord Prestor ist, sollten Euch auch die Vorwürfe gegen ihn bekannt sein.“

„Nichts geschieht ohne Grund. Und etwas in Henrys Blick sagt mir, dass er niemand ist, der etwas aus purer Bosheit oder Habgier tut. Und deswegen mag ich Euch, Junge. Ihr scheint mir der Erste von der ganzen Bande, der eben nach diesem Grund sucht, statt Henry ohne nachzudenken verurteilen.“

Etwas in der Art und Weise der Frau sorgte dafür, dass Nozdormu sich geschmeichelt fühlte, obwohl er selbst dieser unschuldigen Sterblichen gerade ins Gesicht log. Aber etwas machte ihm auch große Sorgen. Etwas, von dem er nicht genau sagen konnte, was es war.

Und das machte es eigentlich nur schlimmer.
 

Irgendwann hing das letzte Wäschestück an der Leine die sich kreuz und quer durch das Erdgeschoß zog und Nozdormu und die Alte hatten Zeit, ihre Gespräche bei einer guten Tasse Tee zu vertiefen.

Deathwing hätte jetzt am Liebsten auch etwas warmes gehabt.

Das Buch des Zeitlosen hatte vielleicht Sinn und Nützlichkeit, aber es war furchtbar langweilig geschrieben. Mehr als einmal wäre der Schwarze fast eingeschlummert.

Ein Part des Buches machte ihm besonderes Kopfzerbrechen. Der Part, in welchem es darum ging, wie man sich verhalten sollte, nachdem man eine Krankheit oder ähnliches auskuriert hat und gerne noch eine Weile bei denen Leben möchte, die einem geholfen haben.

Deathwing war klar, dass das in seinem Fall hieß, dass er auf dem Hof helfen müsste, sollte er seine Kräfte wirklich nicht zurückbekommen, sobald sein Bein vollständig verheilt wäre.

Was in wenigen Wochen der Fall sein sollte.

Der Schwarze hasste körperliche Arbeit und konnte sich beim besten Willen nicht mit der Sense auf dem Feld sehen. Sofern der Hof denn ein Feld hatte, das abgeerntet werden müsste.

Erst jetzt fiel früheren Erdwächter auf, dass er gar nicht wusste, wo er sich eigentlich befand.

Er wusste weder, wie groß der Hof war noch wo dieser lag. Wie weit war es bis zur nächsten Siedlung? Wie weit bis Stormwind?

Deathwing klappte das Buch zu und lehnte sich zurück.

Langsam wurde ihm alles zu viel. Mit einem tiefen Stoßseufzer schloss er die Augen und begann sich alles noch einmal Detail für Detail ins Gedächtnis zu rufen, nur um zu dem Schluss zu gelangen, dass er wohl oder übel würde fragen müssen um Antworten zu bekommen. Zumindest was den Hof betraf.

Schon etwas geübter humpelte er aus dem Zimmer und beugte sich über das Treppengeländer.

„Frau Batterbay? Ich würde Euch gerne etwas Fragen.“

„Frag ruhig, Junge.“

„Wie groß ist der Hof eigentlich?“

Die Alte schob ihre Brille zurecht und schaute zu Deathwing hoch.

„Die Felder mitgezählt...“

„Danke...das reicht schon als Antwort.“

Dem Dunklen fiel ein Stein vom Herzen. Wenn seine Wirtin schon so fragte musste der Hof wohl eher klein sein. Was für ihn hieß, dass er es doch relativ leicht haben würde.

„Du kannst dir ja selbst ein Bild machen, sobald das Wetter besser ist.“

„Ich weiß nicht, ob das mit meinem Bein eine so gute Idee ist.“

Ein kurzes Nicken der Alten, bevor Nozdormu sich einmischte:

„Ihr seid bis zur Treppe gekommen.“

Deathwing rollte mit den Augen. „Bis zur Treppe ist der Weg nicht so weit und ich kann mich abstützen...Die Treppe runter...“

„Ja, ich weiß.“ Nozdormu lachte kurz und erhob sich, „Wenn ich Euch helfe, wollt Ihr dann erst einmal eine Tasse Tee mit uns trinken?“

Ein Blinzeln und bevor der Dunkle sich seiner Situation bewusst wurde hielt er schon eine Tasse in der Hand.

Etwas warmes tat ihm wirklich gut...Jedenfalls bis zu dem Moment als sich ein unangenehmes Gefühl in seiner Brust ausbreitete.

Das gleiche Gefühl, das er hatte als damals die Wellen über ihm zusammenschlugen.

Mit einem Scheppern ging die Tasse zu Boden und der Dunkle sackte zitternd in sich zusammen.

Seine Hand verkrallte sich im Hemd und er nahm die Umgebung um sich kaum noch wahr.

Dass aber sowohl seine Wirtin als auch Nozdormu sehr besorgt und fast panisch auf dieses Ereignis reagierten, bekam er klar mit, allein schon, da er plötzlich in den Armen des Zeitlosen lag und zurück ins Bett getragen wurde.
 

„Das war zu viel für seinen Kreislauf. Kalte Tücher, schnell.“, Nozdormu hatte selten solche Sorge und Panik gespürt. Kaum war Frau Batterbay auf dem Weg zurück in die Küche nahm der Bronzene Deathwings Hand.

„Das war mehr als nur der Kreislauf. Was ist nur mit dir los?“

Der Dunkle drehte den Kopf.

Schweiß floss über seine Stirn und der Atem ging unregelmäßig. Etwas in seinen Augen stellte sich genau dieselbe Frage.

Seine Lider wurden immer schwerer und langsam aber sicher keimte in ihm die Idee, dass das alles mehr als nur ein schief gegangener Zauber war.
 

„Ich habe genau zwei Fragen.“ Deathwing war nicht in der besten Laune als er wieder aufwachte. „Erstens: Warum bin ich nackt? Und zweitens: Warum liegst du neben mir?!“

Der Schwarze wickelte sich halb beschämt halb entrüstet die Decke um den Körper und versuchte den verschlafenen Nozdormu aus dem Bett zu treten.

„Ein Fieber hat dich derart zum Schwitzen gebracht, dass deine Kleidung durchweichte. Eine Weile nachdem ich dich aus den durchnässten Sachen hatte, hast du aber trotz des Kaminfeuers angefangen zu frieren. Irgendwie musste ich dich warmhalten. Zeig wenigstens etwas Dankbarkeit.“

„Ich bin dir dankbar, dass du deine Hose noch anhast...“

Nozdormu murrte und setzte sich mit einem Gähnen auf.

„Bevor du weiterfragst: Du hast fast vier Tage geschlafen. Deine Wirtin ist mit einem jungen Mann namens Maurice nach Stormwind gefahren. Sie sollte in zwei Tagen wieder hier sein.“

„Vier Tage?“

Deathwing wich schon wieder alle Farbe aus dem Gesicht und er rieb sich die Schläfen.

„Was ist nur mit mir los?“

„Wenn das nur so leicht zu beantworten wäre. Ich habe mit Ysera gesprochen. Sie beginnt auch sich Sorgen zu machen.“

„Tut sie das?“

„Du, beziehungsweise Lord Prestor, träumst seit Wochen nur noch von jener Nacht. Du bewegst dich wirklich außerhalb der Zeit.“ Nozdormu schüttelte den Kopf und wollte fortfahren als der schwarze Drache ihm den Finger auf die Lippen legte.

„Bevor du weiterredest. Sag mir, was habe ich vor vier Tagen gesagt?“

Der Herr der Zeit sah den hilflosen Blick und die Ratlosigkeit, drehte aber nur den Kopf weg.

„Ich...weiß es nicht mehr.“

„Du vergisst nie.“

„Es herrschte sehr viel Aufregung in den letzten Tagen. Da kann selbst mir etwas entfallen.“

„NOZDORMU!“, Deathwing standen dieses Mal wirklich Tränen in den Augen. „Hör auf. Was auch immer euer Plan war, ihr habt gewonnen. Ich geb auf! Ich kann nicht mehr. Wenn ihr mich zur Verzweiflung bringen wolltet, das habt ihr geschafft.“

„DAS WAR NICHT DER PLAN, verdammt!“

Deathwing rückte ein Stück weg.

„Du solltest einfach nur solange in einer humanoiden Gestalt stecken, bis wir dich an einem sicheren Ort gehabt hätten. Der Zauber von Malygos war auf zwei Tage ausgelegt. Nicht länger. Und in der Zeitlinie sah es auch erst danach aus, dass alles so verläuft wie wir es geplant hatten.“

„Sag das nochmal.“

„Etwas stimmt hier ganz und gar nicht. Und genau deshalb mache ich mir Sorgen.“ Nozdormu zog den Dunklen wieder näher zu sich und legte eine Hand auf dessen Kopf. „Hör mir jetzt zu. Und hör mir gut zu. Die Fakten liegen auf dem Tisch: Du bist aus dem Strom der Zeit verschwunden. Allerdings ist nach deinem Zusammenbruch der letzte Monat wieder aufgetaucht. Ich kann mir nicht erklären warum und daher werde ich wohl noch länger hier verbleiben, als ich es eigentlich geplant hatte.“

Deathwing schaute kurz auf.

„Und wenn du wirklich wissen willst, was du gesagt hast...“

Ein kurzes Nicken.

„Du sagtest, du würdest nicht wissen, warum ich mir Sorgen um dich machen würden, aber das du große Angst hättest.“

„Ich?“

„Ja, du. Außerdem...hast du den weißen Schwarm erwähnt.“

Der Schwarze seufzte und lehnte den Kopf an Nozdormus Brust: „Hab ich das?“

„Ja, aber nur nebenbei.“ Der Herr der Zeit merkte nicht ganz, wie er die Arme um den schwarzen Aspekt schloss und diesen an sich drückte.

Deathwing begann zu zittern.

„Noz?“

„Ja.“

„Ich...hab wirklich Angst.“

Und dieses Mal wollte Deathwing diese Worte auch sagen.

Innerhalb des vergangenen Monats hatte Deathwing einige böse Überraschungen erlebt.

Doch das schlug dem Fass wirklich den Boden aus.

Mit einem Blick irgendwo zwischen Unglauben und Verzweiflung stand er in der Tür zum Hof und betrachtete die Umgebung.

Wie konnte ihm so ein harscher Denkfehler unterlaufen?

Seine Wirtin hatte nicht gefragt, ob sie die Felder mitzählen soll, um den Hof größer wirken zu lassen.

Nein, sie hatte danach gefragt, um den Hof nicht zu groß wirken zu lassen.

Die Freude darüber, dass er wieder laufen konnte war dem Dunklen schnell vergangen als er die Ausmaße seines Aufenthaltsortes sah.

Das Gut lag versteckt in einem Tal in den Bergen zwischen dem Wald von Elwynn, dem Redridge-Gebirge und der Gegend rund um den Blackrock. Trotzdem wirkte das gesamte Tal, als ob es nicht hierher gehören würde.

Unweit des Hofes lag ein Feld für Getreide und Deathwing war etwas verwundert darüber, dass diverse Sorten zusammen auf den Äckern wuchsen. Hinter dem Haupthaus gab es einen kleinen Garten mit einigen Obstbäumen und mehreren Gemüsebeeten. Dazu kamen noch Gänse, Hühner, ein paar Rindviecher und drei Pferde.

„Das meiste ist für den Eigenbedarf“, wie aus dem Nichts stand Nozdormu neben dem verzweifelnden Schwarzen und zündete sich eine frische Pfeife an. „Die Felder sind nicht so groß wie sie auf den ersten Blick aussehen.“

„Es ist trotzdem...groß...“

„Du wirst einiges zu tun haben.“

„Du genießt das richtig mich leiden zu sehen, oder?“

„Nein. Ich finde du hast dir so eine Lektion verdient.“

„Hör mal, ich hab noch nie...“

„...in deinem Leben körperlich gearbeitet, ich weiß. Ich sag ja, es wird dir gut tun.“

„Gut tun, pah...“ Deathwing machte auf dem Hacken kehrt und stapfte zurück in die Küche.
 

„Du scheinst nicht in der besten Laune zu sein, Henry.“ Frau Batterbay hockte gerade über diversen Papieren als der Dunkle sich zu ihr setzte.

„Der Hof ist so...groß...“ Es mangelte dem alten Drachen heute wirklich an Worten.

„Du hast Sorgen, dass ich dich rauswerfe, wenn du nicht ordentlich mit anpackst, oder?“

„...Ja...“ Deathwing kratzte sich verlegen im Nacken und rollte einen Stift hin und her.

„Und du hast noch nie in deinem Leben hart gearbeitet.“

Ein Murren: „Wer sagt das?“

Der Dunkle wusste, Nozdormu konnte nichts erzählt haben. Allein schon, weil dieser ja so tun musste, als würde er 'Henry' nicht kennen.

„Dein Körper. Du hast nicht das Aussehen für jemanden, der schon einmal in der Sommersonne auf dem Feld gestanden ist um den Sommerweizen zu ernten. Es ist mir eigentlich egal, ob du dieser Adlige aus dem Norden bist oder nicht, aber ich muss dir sagen, solange du hier bist solltest du nicht glauben du könntest weiterhin leben als hättest du eine Dienerschaft zu Verfügung.“

Deathwing hatte seine Wirtin noch nie in solch einem Tonfall gehört. Und vor allem wusste er nicht, wie er das Gesagte einordnen sollte. Frau Batterbay schien sich gleichzeitig Sorgen um seine Zukunft zu machen und doch sagte sie ganz klar, dass sie ihn wohl vor die Tür setzten würde, würde er sich einen schönen Lenz machen.

Der Dunkle schluckte und nickte langsam.

„Ich...verstehe.“

„Noch hast du eine Schonfrist“, endlich lächelte die Alte wieder. „Bis zum Frühling hilfst du mir im Haus, danach sehen wir, für welche Aufgaben du geeignet bist. Vorausgesetzt, du willst überhaupt länger hier bleiben.“

„Eigentlich schon. Es ist schön hier und...“

„...hier findet man ihn am schnellsten, sollten im Norden irgendwelche Beweise gefunden werden.“

Nozdormu hatte seine Pfeife aufgeraucht und lehnte nun im Türrahmen. „Es wäre eine Schande, wenn wir herausfinden, dass er doch Lord Prestor ist und niemand ihn wiederfinden kann. Gleiches gilt natürlich, wenn wir Handfestes finden sollten, dass für das genaue Gegenteil spricht. Es wäre doch ein Jammer, wenn man den Verdacht gegen Euch fallen lässt und ihr wisst nichts davon. Nicht wahr, Henry?“

Der Schwarzdrachen grummelte vor sich hin.

Es war keine schöne Situation in der er da steckte.

Wenn er hier blieb wussten zumindest Ysera und Nozdormu wo er war. Außerdem würde er ohne seine Kräfte wohl oder übel arbeiten müssen. Etwas, dass ihm so gar nicht zusagte.

Andererseits war er hier sicher, solange er keine Macht hatte und sich nicht verwandeln konnte. Er hatte ein Dach über dem Kopf, bekam gut zu essen und hatte ein bequemes Bett.

Er hoffte nur, dass der Preis dafür -hauptsächlich das Arbeiten- nicht doch zu hoch sein würde.
 

Gänse konnten so grausam sein.

Erst seit drei Tagen war es Deathwings Aufgabe das Federvieh des Hofes mit Futter zu versorgen und schon jetzt waren seine Beine grün und blau von den Schnabelattacken der Hofgänse.

Der Dunkle wusste, dass selbst der sonst so stoische Nozdormu das Ganze mit diebischer Schadenfreude beobachtete. Dafür hatte der Zeitlose am heutigen Morgen auch erst einmal den Futterkorb an den Kopf geschmissen bekommen.

Das wiederum war etwas, das Deathwing genoss. Dinge tun oder zu lassen, ohne das der bronzene Zeithüter es schon vorher wusste.

Aber dennoch... Es fehlte ganz einfach etwas.

Was das war, war dem schwarzen Drachen mehr als bewusst: Seine Macht.

Er hatte alle Hoffnung darauf gesetzt, dass er seine Kräfte wiederkriegen würde, sobald sein Bein verheilt ist. Aber nichts.

Die Angst, dass er für immer so bleiben würde, bis er starb wurde immer größer.

Dieser Körper alterte mit der Geschwindigkeit eines Menschen, das hieß für den schwarzen Aspekt, dass ihm maximal siebzig Jahre blieben. Dann wäre Henry oder Lord Prestor oder wie auch immer man ihn nennen wollte über neunzig. Und dann? Was dann?

Deathwing war wirklich nicht wohl bei diesem Gedanken.

Er lag seit es Dunkel geworden war wieder in seinem Zimmer und starrte die Lichtspiele an, die die Monde in den Raum malten.

Er wollte eigentlich ausschlafen, aber die schmerzenden blauen Flecken am Bein hielten ihn wach. Ganz zu schweigen von den philosophischen Fragen, die durch seinen Kopf schwirrten.

Was würde geschehen, wenn ein Aspekt stirbt?

Was geschieht dann auf Azeroth?

Und gehen seine vollen Kräfte an seinen Erben über oder gab es eine Wiedergeburt?

Wenn Letzteres der Fall sein sollte, wer würde das Ei legen? Seine Tochter Onyxia? Seine kleine Nyxi?

Der Dunkle konnte sich nicht mit dem Gedanken, der Sohn seiner Tochter zu sein, anfreunden.

Und wenn der erste Fall zutreffen sollte, wer wäre dann sein Erbe? Nefarian war selbst in den Augen seines Vater mehr oder minder ungeeignet, aber Onyxia steht zu sehr im Schatten ihres älteren Bruders. Und abgesehen davon...

Deathwing rollte sich auf die Seite und hätte sich nur zu gerne selbst geohrfeigt. Selbst wenn Onyxia rechtmäßig nach ihm kommen würde, sie könnte nicht.

Seit sie und Nefarian vor Jahrtausenden aus dem Ei gekrochen sind schleppte der schwarze Aspekt ein Geheimnis mit sich herum.

Es gab da etwas bei der Geburt der Zwillinge, dass Onyxia auf ewig anlasten würde.

Sie und Nefarian waren die ersten Welpen, die Deathwing mit seinem Hauptweibchen gezeugt hatte, nachdem er, oder besser Neltharion, die Führung des schwarzen Schwarmes übernommen hatte.

Der erste Nachwuchs, der Erbe des Schwarms, zeichnet sich dadurch aus, dass das Weibchen nur ein Ei legt. So war es auch bei den Zwillingen. Das Problem war nur, normalerweise wächst nur jeweils ein Welpe in einem Drachenei. Und nachdem sich im Beisein der anderen Aspekte zunächst Nefarian durch die Schale gepickt hatte, schien für die Anwesenden alles gut verlaufen zu sein.

Bis man merkte, dass die vermeintlich leere Schale sich immer noch bewegt. Zusammengerollt und winzig klein war neben dem gesunden Männchen ein Weibchen herangewachsen. Etwas, dass unter Drachen mehr als nur eine Seltenheit ist. Das kleine Ding machte beim besten Willen nicht den Eindruck, als ob sie die nächsten Minuten überleben würde. Vorsichtig hatte Neltharion seine Tochter aus der Schale gepult und versucht irgendwie zu helfen. Die Hilfe kam dann allerdings von Alexstrasza. Dank eines Segens würde das kleine Ding wachsen und gedeihen, auch wenn sie immer ungewöhnlich klein und verhältnismäßig schwach bleiben würde.

...Und sie würde für immer gebrandmarkt sein durch den Segen der Roten...

Deathwing rollte sich auf die andere Seite und ließ die gesamte Szene noch einmal vor seinem inneren Auge ablaufen. Er liebte seine Tochter, nur aus heutiger Sicht war sie fast schon ein Bastard.

Aus heutiger Sicht...Die Anschauungen seines Schwarms wirkten plötzlich so absurd auf den alten Schwarzdrachen...

Er dachte an die Vergangenheit und wog einen Gedanken gegen den anderen ab. Nein. Seine kleine Nyxi war kein Bastard. Sie war das, was allein die Zwillingsgeburt war:

Ein kleines Wunder.

Es war schwer nach solchen Erinnerungen nicht daran zu denken, wie es Onyxia und Nefarian jetzt gehen mochte.

Deathwing hatte die beiden allein zurückgelassen. Er war ja sicher, dass sein Plan aufgehen würde und es dann etwas zu feiern gäbe.

Hoffentlich hatten die beiden keine Überraschung vorbereitet... Der Dunkle versuchte mit solchen Überlegungen den Gedanken zu verdrängen, dass seine beiden ältesten Kinder vielleicht gar nicht mehr lebten. Die anderen Aspekte würden sicher keine Gnade zeigen, das schien dem Schwarzen sicher.

Obwohl...Deathwing begann schon wieder der Kopf zu schwirren. Warum nur? Warum prasselten all diese Fragen ausgerechnet auf ihn ein? Der einzige Vorteil an der ganzen Sache war, dass das Durchgehen aller Probleme den Drachen endlich müde machte. Mit dem Gedanken an seine Figur des Lord Prestor glitt er in einen tiefen Schlaf.
 

„Guten Morgen, du Schlafmütze.“

Deathwing stieß einen kleinen Schrei aus, als das erste was er sah, als er die Augen öffnete, Nozdormu war, der über ihn gebeugt dastand.

„Es ist fast zwölf Uhr und ich habe zwei Fragen an dich: Was hast du genommen, dass du derart tief und fest schläfst? Und: Wie kommt es, dass du Ysera vergangene Nacht aus deinen Träumen aussperren konntest?“

„Was?“ Der Dunkle kratzte sich erstmal genüsslich, blickte den Herrn der Zeit aber ratlos an.

Träume...Ja, Deathwing hatte geträumt, aber es war ein sehr seltsamer Traum. Und Ysera hatte nichts davon mitbekommen?

Eine gewisse Sorge mischte sich zu dem verwirrten und verschlafenen Gesichtsausdruck, doch der schwarze Drache zuckte nur mit den Schultern. Auch wenn er es gewollt hätte, hätte er Nozdormu nicht erklären können, was los war.

Der Bronzene schüttelte nur den Kopf.

„Nun, ich hoffe, dass es sich mit der Zeit aufklären wird.“

Deathwing genoss es immer noch, den älteren Drachen derart ratlos zu sehen. Aber etwas an dem Satz ließ ihn deutlicher hinhören:

„Warte, heißt das, du gehst?“

„Ich kann hier nichts ausrichten, aber ich weiß, dass du auch nichts tun kannst. Ich werde zum Sommerfest im nächsten Jahr zurückkehren.“

„Und wenn ich dann nicht mehr hier bin?“

Das Grinsen verging dem Dunklen recht schnell als sein Gegenüber antwortete:

„Du wirst hier sein. Das weiß ich auch, ohne dass ich es in der Zeit sehe.“
 

Nozdormu beobachtete noch über die Schulter wie Deathwing sich daranmachte seinen Aufgaben nachzukommen, bevor er den den Weg vom Hof weg antrat.

Er hatte versucht es zu verbergen so gut es ging, aber ihm war die ganze Zeit über anzusehen gewesen, dass er schon bei seiner Ankunft verblüfft über die ganze Situation war.

Er wäre gerne länger geblieben, aber das, was da letzte Nacht geschehen war verlangte nach handfesten Taten.

Kaum stand der Zeitlose am Fuße des Weges, die Hügel und Berge im Rücken, verschwamm seine Gestalt, bis da, wo der Mann gestanden hatte ein riesiger Schatten auf den Boden geworfen wurde.

Nozdormu bewegte sich wieder zwischen der Zeit und aus den Augenwinkeln sah er sich sowohl zum Hof gehen, von dort kommen und in der Ferne an seinem nächsten Ziel ankommen.

Einige kräftige Flügelschläge später zog der Zeitlose seine Bahnen über einem Gebiet, welches man Zwielichtshain nannte. Er musste einfach direkt mit Ysera reden und diese Art zu ihr zu kommen war die sicherste von allen.

Auch wenn er wohl als Mensch gehen musste, da er mit seiner Größe nicht durch das Portal am großen Baum passte und er sich in der Welt der Träumerin nicht verwandeln konnte. Nicht verwandeln durfte.

Der smaragdgrüne Traum war eine andere Existenzebene, und jede Ebene folgt eigenen Gesetzten.

Der Zeitlose selbst, beziehungsweise ein weiteres seiner Ichs hatte vor Jahrtausenden eben jenen Fehler gemacht. Seither...gab es dieses Ich nicht mehr...

Die grüne Träumerin zu finden könnte schier unmöglich sein, oder das Leichteste der Welt, aber Nozdormu nahm dieses Risiko gerne in Kauf.

Denn Deathwing war nicht der Einzige, dem die aktuelle Situation Angst machte.
 

„Ysera? Ysera, zeig dich. Ich muss mit dir reden.“

Nozdormu mochte die Welt der Träumerin nicht wirklich. Der smaragdgrüne Traum stand, was die Unberechenbarkeit anging direkt hinter dem wirbelnden Nether. Für den Geschmack des Zeitlosen eindeutig zu chaotisch.

Nicht, das die Zeit nicht ebenso chaotisch wäre, aber wenn es darum ging, wusste Nozdormu wenigstens woran er war.

Meistens...

„Ich fragte mich schon, ob du direkt kommen würdest...“

Der Bronzene schnappt nach Luft und blickte hinter sich.

Dort, auf einer großen Eiche -von der Nozdormu sicher war, dass sie nicht dort gestanden hatte, als er angekommen war- saß die Träumerin in humanoider Gestalt auf einem Ast und ließ die Füße baumeln.

„Ist das so erstaunlich, nachdem was passiert ist?“

„Nein.“

Mit einem Satz stand Ysera neben dem bronzenen Aspekt und klopfte sich den Staub von der Kleidung.

„Schon wieder eine neue Gestalt?“

Nozdormu schüttelte den Kopf und musterte die Träumerin.

Sie liebte es ihre humanoide Form zu wechseln wie andere die Kleidung. Dieses Mal wandelte sie als junge Menschenfrau mit tannennadelfarbenen Korkenzieherlocken und einer luftigen, apfelgrünen Tunika durch ihr Reich.

„Lass mich diesen Pfad zur Selbstfindung gehen...Komm. Ich will dir etwas zeigen.“

Der Bronzene schwieg und beobachtete absonderliche Veränderungen rund um sich her während er der Herrin der Träume folgte.

Yseras Welt war weit mehr, als ein bloßes Abbild der Welt, wie sie ohne den Eingriff der Sterblichen ausgesehen hätte. Hier wurden Träume mehr oder minder real, was zu den seltsamsten Begegnungen führen konnte. Nozdormu selbst hatte sich einmal auf eine längere Diskussion mit einem blau-getupften Känguru eingelassen. Und er wusste bis heute nicht, was zum Henker eigentlich ein Känguru ist.

Malygos hatte dazu einmal gemeint, der smaragdgrüne Traum würde nicht nur die Träume von Azeroth und den angebundenen Welten aufnehmen, sondern auch die anderer Welten, zu welchen man nie Zugang haben würde. Aber Malygos hatte im gleichen Atemzug auch gemeint, ganz Azeroth wäre nur erfunden und nichts real. Gleich darauf ist er nach vorne übergekippt und hat begonnen seinen Rausch auszuschlafen.

Drachen vertragen eben keinen Alkohol. Und Drachen wie Malygos erst recht nicht.

Mit diesen und ähnlichen Gedanken folgte Nozdormu der Träumerin bis zu einer kleinen Senke inmitten der weiten Grasebene. Im Zentrum drehte sich, frei in der Luft, ein nachtschwarzes Ei.

„Da wäre wir.“

„Dachte ich mir. Sind das seine Träume?“

Ein Nicken: „Ich habe sie vor Jahrtausenden versiegelt, damit ich sie nie wieder sehen müsste und damit er nicht in mein Reich eindringen kann. Bis du meintest, er wäre aus der Zeit verschwunden. Und seitdem macht mir das was ich sehe mehr Angst und Sorgen, als das, was ich nicht sehen wollte.“

Nozdormu wusste, was gemeint war. Wie er die Zeit katalogisierte, sammelte Ysera Träume. Auch wenn sie es nur aus reiner Freude an der Sache tat, in Fällen wie diesem war es sehr hilfreich.

Hätte sie ihm nicht gesagt, dass Lord Prestor träumt...

„Bis zur vergangenen Nacht hat er immer wieder von dem Sturm geträumt, und von den ersten Tagen auf dem Hof. Nur... gestern träumte er und ich konnte nicht sehen was. Ab und an einen matten Lichtschein, das war aber auch alles.“

„Das kann nichts Gutes heißen.“

„Deswegen gab ich dir Bescheid. Sollten wir die Anderen einweihen?“

„Nein, dazu ist es noch zu früh...“ Nozdormu rieb sich das Kinn, „Malygos ist noch zu aufgewühlt und Alexstrasza braucht ebenfalls ihre Ruhe. Außerdem...da ist noch etwas, das mir größere Sorgen macht.“

„Das wäre?“

„Such doch bitte nach den Träumen seiner Wirtin. Einer gewissen Batterbay.“

„Das kann ich dir gleich sagen. Ich kam bereits auf die gleiche Idee. Und es ist seltsam...“

Nozdormu horchte auf.

„Diese Frau...sperrt mich ebenfalls aus ihren Träumen aus...“
 

Der Zeitlose verstand die Welt nicht mehr. Selbst jetzt, als er nach Tagen zur Landung vor dem Eingang seines Horts ansetzte, hallten Yseras Worte noch in seinem Kopf.

Den Drachen, die ihn begrüßten, als er schnellen Schrittes die Gänge durchschritt, schenkte er kaum Beachtung, was nicht nur seinen Schwarm, sondern auch eines seiner Ichs einer anderen Zeit dazu brachte ihm besorgt nachzusehen.

„Ich will nicht gestört werden!“

Eigentlich war diese Aufforderung unnötig, denn alle Drachen des bronzenen Schwarms wussten, dass man den Aspekt der Zeit nicht mit Unwichtigkeiten belästigen sollte, sobald er eine bestimmte Pforte tief im Innersten der Höhle öffnete.

Und als Unwichtigkeiten zählte alles Andere wenn das geschah.

Jenseits des Durchganges führte eine lange Rampe hinab in den Bauch der Welt. Hier lagerte die vergangene Zeit.

Tafeln reihten sich an Schriftrollen, Bücher, Papierfetzen und sonst alles, auf dem man Schreiben konnte.

Und so absurd es klingen mochte, dieses Durcheinander war das Archiv der Zeit.

Hier fand sich die Geschichte Azeroths, wie sie sich in diesem Zeitstrom zugetragen hatte, wieder.

Akribisch war das Leben jedes Wesens, jeder Werdegang eines Steines der irgendwann einmal in einer Mauer verbaut wurde und auch alles andere, was geschehen war, hier festgehalten.

Es gab in der langen Geschichte nur drei Ausnahmen:

Das Verschwinden des weißen Schwarmes, der genaue Weg, der Neltharion zum Verrat führte und eben die Ereignisse, in welche dieser jetzt verwickelt war.

Nozdormu wusste selbst nicht ganz, wonach er suchte. Hier unten versagten seine Kräfte und das aus gutem Grund.

Die Nähe zu ihnen.

Kaum ein anderer Ort lag dem Gefängnis der alten Götter so nah wie das Archiv. Die Magie, die die Weltgeschichte katalogisierte interessiert die Drei nicht, aber es wäre fatal gewesen, hätten sie hier einen bronzenen Drachen gespürt. Nozdormu wollte sich nicht ausmalen, was passieren würde, würden sie einen Bronzedrachen auf ihre Seite ziehen können.

Der Zeitlose schüttelte den Kopf und vertrieb die dunkeln Gedanken. Er war trotz aller Risiken und aller Sorge, die ein Besuch im Archiv beim Rest des Schwarms auslöste hierher gekommen, um Antworten zu suchen.

Und...Antworten fand er, doch half ihm das nicht so, wie er erhofft hatte.

Nozdormu lag vor einem riesigen Almanach und blätterte einige Seiten immer wieder mit Klaue und Schwanz hin und zurück.

Er hatte nach Deathwings Wirtin gesucht und war davon überzeugt gewesen, dass mit ihr etwas nicht stimmen kann. Wenn sie Ysera aussperren konnte, musste sie eine große Magierin oder vielleicht sogar ein Dämon sein. Doch nichts.

Die Texte, die Aegwynn, Medivh oder Sargeras betrafen, schwammen stets vor den Augen des Lesenden, als ob -oder vielleicht weil- die betroffenen Wesen nicht wollten, dass man zu viel über sie weiß.

Aber die Einträge, die von Eleonora Batterbay handelten waren in bester Ordnung.

Sie war erst Anfang fünfzig, hatte eine Tochter und zwei Söhne und war verwitwet.

Nichts, was irgendwie magisch oder seltsam wäre, auch wenn die Frau wesentlich älter aussah als im Text angegeben.

Auch am Hof war nichts Besonderes. Er war seit Generationen im Besitz der Familie des verstorbenen Herrn Batterbay und hatte wegen seiner doch etwas abstrusen Lage die Invasion der Orcs überstanden, ohne bemerkt zu werden.

Das war aber auch der einzige Punkt, der etwas seltsam erschien. Doch Nozdormu hatte das Gut ja selbst gesehen und wusste daher, wie schwer es zu finden war, geschweige denn, wie mühsam der Weg dorthin war.

Regelmäßig, so sagte das Buch, nahmen einige junge Leute den Weg dorthin auf sich, um bei Aussaat und Ernte zu helfen oder um Frau Batterbay Waren vorbeizubringen, wenn sie selbst nicht weg konnte.

Als er mit dem Lesen begonnen hatte, hatte der Zeitlose sich gefragt, warum 'Henry' der einzige Anwesende neben der Alten war. Die Schriften gaben erst nach einigem Suchen die Antwort preis und wieder erschien alles logisch.

Der Grund war einfach der, dass das, was auf dem Hof wächst nicht genug für mehr als drei Leute ist. Kein Wunder also, dass die beiden Söhne ihr Heim recht schnell verlassen hatten, um sich selbst etwas aufzubauen.

Das war vielleicht nicht die beste Antwort auf Nozdormus Frage, aber sie schien dennoch verständlich.

Ein wenig verärgert, aber dennoch beruhigt, schlug der bronzene Aspekt das Buch zu und begab sich aus dem Archiv.

Die Fragen, die nicht zu seiner Zufriedenheit beantwortet worden waren, würde er im kommenden Sommer direkt stellen können.

„Woher das Veilchen?“

Die letzten Monate waren für Deathwing furchtbar gewesen. Erst ein erbärmlich kalter Winter, den er fast ausschließlich unter der Bettdecke verbrachte, da er keine Zauber oder ähnliches mehr hatte, um sich warm zu halten und dann ein verregneter Frühling, welchen er ebenfalls größtenteils im Bett verbracht hatte, nachdem er aus Wut darüber, dass er ihn nicht einfach wegschmelzen konnte gegen einen der Steine, die vom Feld geräumt werden sollten, getreten hatte und es so geschafft hatte, sich drei Zehen zu verstauchen.

Dass Nozdormu ihn, jetzt, wo er auf dem Sommerfest saß und die warmen Sonnenstrahlen genoss, ausgerechnet so begrüßte machte das Ganze nicht besser.

„Ysera...“

„Wie meinen?“

„Ich hab vor dem Einschlafen an sie und Alexstrasza gedacht, daraufhin hat sie mir eine gelangt, sobald ich eingeschlafen war.“

Deathwing nippte missmutig an seinem Trinkkrug und ließ den Blick über die Menge wandern.

„Ich denke, du träumst die meiste Zeit weiterhin von jener Nacht und inzwischen von den Dingen, die dir seitdem widerfahren sind. Warum sollte sie sich da einmischen, nur weil du an sie und Alexstrasza denkst?“

„Weil ich halt ein Kerl bin. Aber erklär ihr mal, dass manche Dinge halt geschehen...“

„Ich kann nicht ganz folgen. Was hat das denn mit....Ohhh...“

Nozdormu räusperte sich verlegen.

„Wie zum Geier wusste sie das eigentlich?! Und könnten wir bitte das Thema wechseln? Das blaue Auge ist beschämend genug. Weißt du eigentlich, was ich mir einfallen lassen musste, um Tante Elly das zu erklären?“

„Tante Elly?“

„Frau Batterbay.“

Deathwing nutzte die folgende Stille, um frische Getränke zu holen.

„Du scheinst dich gut eingelebt zu haben.“

„Ach, hab ich das?“, der Dunkle murrte ob dieser zweiten Begrüßung als er zurückkam und reichte dem bronzenen Zeithüter einen Becher. „Das Leben mag ganz nett sein, aber es ist nicht meines. Habt ihr endlich rausgefunden was mit mir los ist? Ich stecke jetzt fast ein Jahr in diesem Körper fest!“

Es war das Glück der beiden Drachen, dass sie relativ weit weg von den anderen Gästen saßen und das Zetern des Schwarzen so nicht von den Ohren der Sterblichen gehört werden konnte.

„Willst du das ich Malygos frage?“

Wieder ein Knurren: „Nimm mich nicht auf den Arm, Nozdormu.“

„Weißt du einen besseren Weg?“

„Ja, durchforste die...“

„Wenn du jetzt sagst Zeitlinien, reise ich zurück und verhindere deine Geburt...Was meinst du denn, was ich beinahe Nacht für Nacht getan habe? So eine Geschichte ist mir noch nie untergekommen. Egal von welchem Ich die Rede sein mag.“

Deathwing schnaufte. Er wusste, der Zeitlose war im Recht und die Situation festgefahren, aber in einem Jahr hätte man doch einen kleinen Fortschritt erwarten dürfen.

So saßen die beiden dann da und beobachteten das Treiben auf dem Festplatz, bis Deathwing die erneute Stille mit einer Frage beendete, die Nozdormu endgültig am Verstand des anderen Drachen zweifeln ließ:

„Kannst du kochen?“

Der Zeitlose blinzelte:

„Was soll bitte so eine Frage?“

„Ich wurde vor die Wahl gestellt: Entweder, ich helfe auf den Feldern, oder ich bereite das Essen für die zu, die sich darum kümmern.“

„Und da du das Erste nicht willst und das Zweite nicht kannst fragst du ausgerechnet mich?“

„Du weißt vorher schon, wenn das was du kochen willst am Ende ungenießbar sein wird. Das entspricht meiner Definition von -Essen machen können-.“

Nozdormu rollte mit den Augen. Aber immerhin war Deathwings Aussage ein willkommener Einstieg für etwas, dass den Bronzenen viel mehr interessierte.

„Deine Wirtin nimmt dich hart ran?“

„Ich hasse das. Ich...“, der Schwarze begann wild mit den Händen zu fuchteln, „...hab mein ganzes Leben noch nicht so gearbeitet. Weißt du eigentlich wie das ist? Von wegen, der Hof ist nicht so groß. Steh du mal jeden Tag bei Sonnenaufgang auf und hör erst zur Mittagszeit auf zu arbeiten, nur um danach wieder anzufangen bis die Sonne untergeht.“

„Du bist noch bei ihr, du scheinst kochen lernen zu wollen und du bist hier auf dem Fest und nicht am Arbeiten. Deine Aussage über die ach-so-schrecklichen Zustände hinkt, mein Guter.“

Jetzt war es an Deathwing mit den Augen zu rollen. Mit einem kehligen Murren ließ er sich zurück ins Gras fallen.

„Du sollst mir meine Beschwerden lassen.“

„Du beschwerst dich ja nur.“

„Tu ich das?“

„Seit jeher: Sei es über dein Bein, das Wetter, die anderen Schwärme, das man das tut, worum du einen gebeten hast...“

Mit einem Mal saß der schwarze Aspekt wieder aufrecht da.

„Wie Bitte?“

Nozdormu war so ins Lamentieren vertieft, dass er den seltsamen Gesichtsausdruck nicht bemerkte.

„Kurz nachdem wir von den Titanen unsere Aufgaben erhalten hatten, hattest du mich gebeten, dir zu sagen, wann eine Änderung in der Landschaft, ein Vulkan, eine Bergkette oder ein Tal negativen Einfluss auf die sterblichen Völker haben würde. Ich habe es dir gesagt und du hast mich angebrüllt, dass ich doch keine Ahnung hätte, was gut...“

Der Zeitlose konnte den Satz nicht einmal beenden, als Deathwing ihm eine Ohrfeige verpasste und sich mit bebenden Lippen erhob. Mehr als sich verwirrt die Wange halten und dem Dunklen nachschauen konnte Nozdormu für einige Zeit nicht.

Er war einige irrationale Reaktionen von Deathwing gewöhnt, aber je länger er beobachtete, wie der schwarze Drache sich, immer noch zitternd, weit entfernt von Allem hinsetze, desto weniger schien diese Ohrfeige irrational. Nozdormu verstand nur nicht, warum. Noch nicht.
 

Deathwing saß währenddessen mit angezogenen Beine da, den Kopf auf die Knie gelegt.

Er hasste diese spezielle Erinnerung. Das letzte Mal, dass er an jene Ereignisse gedacht hatte, war weniger lange her, als er es gewollt hätte. Es war passiert, kurz nachdem er auf den Hof gebracht worden war. Und seitdem hatte er alles, was er wusste oder glaubte zu wissen gegen das abgewogen, was an seinem Herzen nagte. Was der Zeitlose gerade gesagt hatte,bestätigte allerdings nur seine Annahme, das die anderen Aspekte wirklich keine Ahnung hatten.

Es war einfach nicht gerecht.

Der Dunkle rieb sich mit dem Ärmel über die Augen, als ein Schatten ihm die Sonne versperrte.

„Willst du darüber reden?“

„Nein.“ Deathwing blickte verletzt und zornig zu dem Zeitlosen hoch.

„Irgendwie glaube ich dir das nicht.“

„Na und? Selbst wenn ich es erzählen würde, es würde nichts ändern und verstehen würdest du es so oder so nicht!“

„Versuch es.“

„Nein, warum? Es wären nur Dinge, die ich euch schon vor 50.000 Jahren erzählen wollte, doch keiner von euch wollte sie hören. Jetzt ist es zu spät!“

Wieder blinzelte Nozdormu:

„Ich habe das seltsame Gefühl, dass das, was dir auf der Seele brennt, von großer Bedeutung ist...“

Deathwing sah den Zeitlosen mit einem Blick an, der das Blut erstarren ließ:

„Dein Gefühl täuscht nicht...“

Nozdormu hob die Braue. Immerhin gab es nur wenige Dinge, von denen er nichts wusste, obwohl sie von Gewicht waren.

„Du hast die Sache mit der Dämonenseele doch kommen sehen, oder?“

„Ja. Willst du mir jetzt Vorwürfe machen, dass ich es nicht verhindert habe? Du weißt ich...“

„Ja, ja, das mein ich auch gar nicht“, Deathwing starrte in die Ferne. „Du wusstest aber nicht, warum ich das gemacht habe.“

„Das weiß leider niemand...außer Dir natürlich...“

„Es war eure Schuld.“

Der Zeithüter knurrte und erhob sich, um wieder zu gehen. Soviel Zeit wie mit dem Dunklen hatte er noch nie verschwendet.

„Du brauchst gar nicht mit den Augen rollen, Nozzle. Es ist eure Schuld. Ihr habt mich allein gelassen.“

„...Was?“

„Ihr habt mich allein gelassen. Ihr habt nur bestätigt, dass ich nicht dazugehöre.“

Mit einer gewissen Verwirrung starrte Nozdormu zu dem anderen Drachen hinunter und setzte sich wieder.

„Ich weiß, das sie dir irgendwelche Flöhe ins Ohr gesetzt haben. Hätten wir etwa alle auf diese Bastarde hören sollen?“

„Ihr hättet mir helfen sollen, bevor ich begann ihre Stimmen zu hören“, die Ruhe wich mit jedem Satz von Deathwing. „Doch stattdessen habt ihr mich wie einen Idioten behandelt!“

„Du hast von uns alle Hilfe bekommen, die du wolltest. Wenn du alles, was wir getan haben so siehst, dann war dir so oder so nicht zu helfen.“

Der Dunkle schüttelte den Kopf als Nozdormu geendet hatte:

„Ich wusste, es würde nichts bringen. Du hast damals keine Ahnung gehabt, warum sollte es jetzt anders sein.“

„Vielleicht solltest du es einfach sagen.“

„Warum? Was du gerade gesagt hast, bestätigt doch nur was ich denke. All die Jahrtausende haben nichts, aber auch rein gar nichts geändert und du würdest es immer noch nicht verstehen, egal ob ich dir mein Herz ausschütte oder nicht. Würden wir jetzt in die gleiche Situation wie damals kommen, es würde wieder mit einem identischen Ergebnis enden. Du hast Recht, Nozzle, wir verschwenden hier unser beider Zeit.“

Eine ganze Weile saßen die beiden Drachen nebeneinander. Schließlich, als die Sonne langsam begann am Horizont zu versinken, wagte Nozdormu es endlich einen Gedanken in Worte zu fassen:

„Es hat etwas mit Elatynne und ihrem Schwarm zu tun, oder?“

Ein Seufzen.

„Nicht direkt. Das, was passierte, nachdem der weiße Schwarm verschwunden war, war aber eine der ersten Kleinigkeiten, die dann zu etwas Großen zusammenkamen.“

„Ich muss zugeben, im Nachhinein kann ich nachvollziehen, wie sehr dich das damals getroffen hat. Ich meine, Tynne war verschwunden und keiner von uns konnte sich überhaupt an den weißen Schwarm erinnern. Wie du dich gefühlt haben musst kann keiner sagen.“

Wieder seufzte der Herr des Chaos und streckte die Beine.

„Es war...irreal...ich hab mich furchtbar gefühlt...Aber...wie gesagt...es war im Vergleich zu den Dingen, die danach kamen nur eine Kleinigkeit.“

„Willst du nicht doch sehen, ob ich es vielleicht verstehe?“

Deathwing schüttelte den Kopf und strich sich die Haare aus dem Gesicht.

„Es würde einfach nichts bringen. Du würdest es ja nicht ändern, obwohl du es könntest.“

„Ich könnte, aber ich darf nicht...“

„Es gab eine Zeit, in der es dich nicht gestört hat, diese Verbote zu ignorieren.“

Der Zeitlose stemmte die entrüstet die Arme in die Hüften.

„Das ist Unsinn und das weißt du.“

„Ist es das?“, mit einer erstaunlich langsamen Bewegung richtete der Dunkle sich auf und machte sich auf den Weg zum Festplatz. Nozdormu, der nicht nachvollziehen konnte, worauf der andere Drachen anspielte, erhob sich ebenfalls und ging Deathwing nach. Nicht um ihn weiter auszufragen. Der Bronzene wusste, dass das jetzt nichts mehr bringen würde.

Deathwing war aufgestanden, da in kürze zum Tanz aufgespielt werden würde.

Und Nozdormu war gefolgt, da er wenig Vertrauen in die tänzerischen Fähigkeiten des Schwarzen setzte.

Ein gewisses Maß an Schadenfreude hat jedes Wesen.
 

Wenigstens hat er Spaß, ohne dass jemand zu Schaden kommt...

Nozdormu kam nicht umher diesen Gedanken zu fassen, während er Deathwing so tanzen sah.

-Branle de chevaux-

Irgendetwas hatte dem Zeitlosen schon ahnen lassen, dass einer der wenigen Tänze, die der Dunkle beherrschte, etwas mit dem Paarungsverhalten zu tun haben würde...

Und er stellte sich wirklich nicht ungeschickt an.

Nozdormu verstand die Neigung der Sterblichen beinahe jede Begebenheit in einem Lied oder Tanz wiederzugeben nur in ihren Grundzügen. Was ihn an dieser Art der Erzählung störte war der Umstand, dass die Schreiber, in seinen Augen, viel zu oft auf die Fakten pfiffen. Geschichte muss so erzählt werden, wie sie stattfand.

Mit eben jenem Gedanken im Kopf ließ der Zeitlose den Blick weg von den Tanzenden und über die Menge streifen.

Alle Anwesenden schienen großen Gefallen an den Festlichkeiten zu finden, alle bis auf einen jungen Burschen in einer etwas zu großen, tiefblauen Robe ganz am Rand der Besuchermenge.

„Findest du solche Feiern sind der rechte Ort um sich anzusehen, wie die Sterblichen sich in 10.000 Jahren verändert haben?“

Nozdormu wusste genau, zu wem er hinübergegangen war, um diese Frage zu stellen.

Der junge Mann neben ihm blinzelte und brauchte einen Moment, um eine Antwort zu geben: „Du hier? Nein...eh...ja...ich...Irgendwo muss man ja anfangen“, der Bursche rückte die Robe zurecht und senkte den Blick. „Es ist...seltsam...“

„Inwiefern?“

„Naja...ich...wenn ich sehe, wie viele Sterbliche es verstehen mit Magie umzugehen.“

„Beunruhigt dich das?“

„Ich weiß nicht. Ein derart kurzer Blick reicht nicht, um sich ein Urteil bilden zu können. Aber sie lernen...und wenn sie Mist bauen, mach ich schnipp und sie können sich an keinen Zauber mehr erinnern.“

Der Junge grinste breit und freundlich und rang damit sogar dem Zeitlosen ein kleines Lächeln ab.

„Es tut gut dich auf dem Weg der Besserung zu sehen, Malygos.“

„Es tut gut, dich normal reden zu hören“, der blaue Drachen nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug. „Diese ganze Metaphern für Zeit wirken mehr als...diffus...“

Nozdormu grummelte ein wenig.

„Du solltest nicht wieder so viel davon trinken, du weißt, wie es beim letzten Mal endete.“

„Bist du hergekommen, um auf mich aufzupassen?“

„Nein, nein. Ich wollte mir das hier nur ansehen. Es hat schon seinen Reiz...“

„Es hat sich so vieles verändert. Ausgenommen, die Arroganz.“

„Leider. Du wirkst aber über etwas anderes besorgt.“

„Das bin ich auch. Deathwing ist immer noch verschwunden...Sag doch bitte, wo er ist.“

„Du willst Rache nehmen, ich weiß. Aber ich kann dir nur sagen, dass ich es dir nicht sagen kann.“

Nozdormu verschränkte die Arme. Ein klares Zeichen für den Zauberer hier nicht weiter nachzufragen. Dafür hatte der Zeitlose aber noch eine Frage.

„Malygos, du weißt, auch wenn ich die Antwort kenne, muss ich fragen, damit du in der Zukunft überhaupt antwortest. Was ist die andere Sache, die dich bedrückt? Das Problem, das sogar noch stärker an dir nagt?“

Der blaue Aspekt seufzte tief und schaute in sein Getränk, als ob dort eine Lösung zu finden wäre.

„Es...geht um Korialstrasz...und meinen Schwarm...“

Einen Moment hielt der Aspekt der Magie inne um sich zu sammeln. Er konnte noch nicht einmal den Finger auf das legen, was genau ihm solche Sorgen und Angst machte.

„Ich bin mehr als dankbar für das, was ihr mit den Eiern gemacht habt...aber...Korial benimmt sich gegenüber manchen der Welpen so seltsam. Das gleiche Spiel herrscht mit einigen derer, die Alexstrasza wiederbelebt hat...Warum...warum macht er sowas?“

Malygos sprach ungemein schnell und Nozdormu war froh, schon vorher zu wissen, was der Blaue sagen würde. Aber selbst dieses Wissen half ihm nicht dabei dem anderen Drachen eine Antwort geben zu können. Besonders, da er ihm nur schlecht sagen konnte, dass das Verhalten des Roten ihm ähnliche Magenschmerzen brachte.

Dabei war, zeitlich gesehen noch nicht einmal das geschehen, was diese Ereignisse auslösen würde. Ausgelöst hatte.

Nahm man es genau wusste Nozdormu nicht einmal selbst, ob das gleiche Chaos nicht wieder so stattfinden würde, wie es geschehen war. Er hasste es, wenn Ereignisse sich jenseits der Zeitlinie abspielten.

Der Bronzene seufzte ebenfalls, bevor Malygos fortfuhr:

„Und das ist ja noch nicht einmal das Seltsamste. Du hast ja gesehen, wie er Zeter und Mordio geschrien hat, als Alex dafür sorgte, dass mein Schwarm... Ich meine, wir sind selbst jetzt nicht einmal 100, da ist sowas doch sinnvoll, auch wenn Korial meint, es wäre gegen die Natur...Ich habe fast das Gefühl er will über meinen Schwarm bestimmen...Nozzle, er macht mir Angst.“

Behutsam legte der Bronzene dem Aspekt der Magie den Arm um die Schulter.

Auch wenn der blaue Drachen schon nach diesem einem Jahr viel klarer im Kopf war, sein Geist war immer noch viel zu aufgewühlt um alles, was um ihn herum geschah zu verstehen und in den richtigen Zusammenhang zu bringen.

Aber was die Sache mit Korialstrasz anging, so hatte der Zeithüter selbst seine Bedenken.

Er kannte die Motive des Roten nicht, aber Nozdormu musste eingestehen, dass Korialstrasz sich manchmal wirklich so verhielt, als hätte er allein das Recht zu bestimmen, welche Blauen lebten und welche nicht, was sie taten und wie sie sich mit wem fortpflanzten.

Ein Blick in den Fluss der Zeit brachte bis dato keine Erklärung für dieses Verhalten, aber ein flaues Gefühl im Magen hatte den Bronzenen veranlasst -oder besser: würde ihn veranlassen- ebenfalls Vorkehrungen für das Überleben einiger blauer Drachen zu treffen.

Nozdormu hielt seinen Freund noch eine ganze Weile im Arm, die Augen aber immer auf die Menge gerichtet.

Es war nicht auszumalen, was passieren würde, würde Deathwing gerade jetzt auftauchen und von Malygos erkannt werden.

Und das Schicksal schien es mit Freuden auszunutzen, dass der Herr der Zeit nicht vorhersagen konnte, wie der Schwarze sich verhalten würde.

„Hübsches Ding, dass du dir da angelacht hast.“

Der Bronzene murrte und schaute zu Deathwing hoch:

„Das ist ein Junge.“

„Und?“

„Du bist albern...Henry.“

„Henry...“, Deathwing blinzelte überrascht und schaute zu dem jungen Mann neben Nozdormu.

Ein heimtückisches Grinsen huschte über die Lippen des Schwarze und der Zeitlose konnte nicht mehr tun, als ihm einen drohenden Blick zuwerfen.

„Ich glaube, wir kennen uns noch nicht, Junge...“

Malygos schaute auf und blinzelte.

Was dann geschah ließ Deathwing den Rest der Feier an seinem Verstand zweifeln.

Er wusste, er hatte Malygos etwas über seine Identität gesagt, aber statt mit Panik oder Wut zu reagieren schüttelte der Blaue ihm nur vorsichtig, aber lächelnd, die Hand.

„Phi...Phineas Mallory...Sehr...sehr angenehm.“

Deatwhing blinzelte Nozdormu mit großen Augen an und der Bronzene grinste, erhob sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr.

„Du siehst aus, als hättest du nicht mitbekommen, dass du dich gerade mit Henry Veermaster vorgestellt hast.“

Eines wusste Deathwing: Dass Malygos ihn genauso im Auge behielt, wie er ihn.

Nun ja, fast.

Malygos beobachtete Henry aus reiner Neugier. Und es war mehr als wahrscheinlich, dass der Aspekt der Magie sich bei ihm abschauen wollte, wie Menschen sich untereinander verhielten.

Im Moment allerdings war der Zauberer hummerrot im Gesicht, nachdem Nozdormu ihm hatte erklären müssen, dass Männer anderen Männern nicht die Hand zum Handkuss hinhalten.

„Ihr müsst lange über euren Büchern gebrütet haben, wenn ihr die einfachsten Verhaltensweisen vergessen habt.“

Malygos hatte daraufhin schüchtern genickt, bevor der Alkohol seinen Tribut forderte.

Jetzt lag der Blaue auf der Ladefläche eines Karren, den Deathwing geradewegs zurück zum Hof steuerte.

„Ihr habt nicht nur die Verhaltensweisen vergessen, sondern auch die Wirkung von Alkohol, Junge.“

Der Schwarze schwankte zwischen dem Wunsch Malygos entweder zu quälen oder ihn zur Rede zu stellen, was das für ein verdammter Zauber sei, der bewirkt, dass immer wieder Worte aus seinem Mund kamen, die er gar nicht sagen will. Davon, dass der Dunkle seine Kräfte immer noch nicht nutzen konnte ganz zu schweigen.

„Ist es noch weit?“

Deathwing stoppte und drehte sich zu Malygos um.

Der Blaue gab im Moment wirklich kein schönes Bild ab:

Weiterhin mit der Übelkeit kämpfend lag er in Nozdormus Schoß und versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen.

„Nein. Aber es wird noch sehr holprig.“

Malygos stöhnte auf und Nozdormu warf dem Dunklen eine Blick zu, der Bände sprach.

Mit dem Wagen dauerte es gute vier Stunden bis man vom Festplatz zurück auf dem Gehöft war, wenn man langsam fuhr.

Aber Deathwing hatte ein Tempo vorgelegt welches dafür sorgte, dass Nozdormu Mitleid sowohl mit Malygos als auch mit den beiden Tieren vor dem Karren bekam.

Der Dunkle hingegen amüsierte sich köstlich. Er wusste genau, der Zeithüter konnte nichts tun, was ihren blauen Freund beunruhigen würde.

Wenn er schon seine Kräfte nicht nutzen konnte, so konnte er sich doch ein wenig Genugtuung verschaffen. Und Malygos' unregelmäßiges Aufquieken und Jammern war Musik in seinen Ohren. Zumindest hätte es das sein sollen.

„Da vorne geht es zum Hof.“

Wieder kam nur ein Wimmern als Antwort und Deathwing schüttelte den Kopf. Eigentlich hätte es ihn erfreuen sollen, den blauen Drachen so leiden zu sehen, aber aus irgendeinem Grund war das nicht so.

Mitleid? Vielleicht, vielleicht nicht. Jedenfalls verstand Deathwing wieder einmal nicht, was mit ihm los war.

Er hatte Tempo gemacht, aber etwas hielt ihn davon ab, über jeden Stock und Stein und durch jedes Loch zu fahren.

Wie konnte das nur sein?
 

„Er schläft jetzt.“

Eigentlich hätte sich Nozdormu diese Aussage sparen können, als er später zu Deathwing in die Küche kam.

„Warum trinkt er eigentlich immer so viel? Man sieht doch, wo es endet.“

Du bist lieber mal ganz still! Diesen Zustand hat er dir zu verdanken.“

„Was kann ich dafür, wenn er nichts verträgt. Und das bisschen Gewackel...Abgesehen davon, sei Du auch mal ruhig, Du weckst noch ihn UND meine Wirtin auf“, Deathwing lehnte sich im Stuhl zurück und knackte mit den Knöcheln. „Und ihr solltet mir beide dankbar sein. Ich hätte Mal schon längst zur Rede stellen können. Und wir wissen beide, was passiert wäre wenn er rausgekriegt hätte, wer ich bin.“

Nozdormu knurrte und Deathwing legte die Füße auf den Tisch. Am Liebsten wäre der Zeitlose dem anderen Drachen an die Kehle gegangen, so sehr zehrte die Situation an seinen Nerven.

„Wenn du dich nicht langsam zusammenreißt...“

„Was dann, Nozzle, was dann? Töten könnt ihr mich nicht. Und selbst die Dinge die ihr anderen Aspekte tun könntet stehen außer Frage“, Deathwing grinste den Bronzenen an und erhob sich wieder. „Und wenn du mich nun entschuldigst, ich gehe dann auch zu Bett.“

Der Schwarze verbeugte sich spöttisch doch das Grinsen verging ihm als sein Blick auf den Durchgang zum Flur fiel.

„Du....elender....“, mit bebenden Lippen und einem Ausdruck purer Wut stand Malygos da, die Zähne gefletscht und langsam bildete sich eine Kugel reiner Energie in seiner Hand.
 

Selbst Nozdormu wich ein Stück zurück.

„Warum hast du nichts gesagt?!“, Malygos war offensichtlich auch auf den Zeitlosen wütend. „Auf wessen Seite stehst du eigentlich, dass du ihn versteckst?!“

„Du kennst die Regeln, denen ich folge. Und glaubst du wirklich ich hätte so eine Reaktion gewollt?“

„Halt den Mund! Deine Geheimniskrämerei macht es doch nur schlimmer!“

Deathwing machte einen Schritt in die andere Richtung.

So wütend hatte er Malygos das letzte Mal vor etwa einem Jahr gesehen. Der Unterschied zu damals bestand nur leider darin, dass der Blaue jetzt seine volle Macht zur Verfügung hatte, während Deathwing selbst...

Noch bevor der Dunkle den Gedanken ansatzweise denken konnte gab es ein dumpfes Geräusch und Malygos ging zu Boden.

„Immer diese Jungmagier und der Alkohol!“ Frau Batterbay drehte die Pfanne in der Hand und begutachtete den Schaden. „Greift er immer Leute an, wenn er sich betrinkt? Ihr solltet ihn jedenfalls wieder ins Bett bringen und ihn seinen Rausch ausschlafen lassen. Und ihr solltet dann auch langsam ans Schlafen denken, besonders du Henry. Collin braucht morgen deine Hilfe.“

Nozdormu und Deathwing standen mit offenen Münder da und nickten nur langsam als die Alte die Pfanne zur Seite legte und sich wieder in ihr Zimmer begab.

„Hast du sie kommen sehn?“, brachte der Dunkle schließlich heraus, doch Nozdormu schien diese Frage gar nicht zu hören.

Deathwing seufzte, schüttelte den Kopf um seine Gedanken zu ordnen und hob schließlich Malygos hoch, um ihn zurück ins Bett zu bringen.

Langsam wurden ihm die Dinge um ihn herum unheimlich.
 

Der Hölle der Sterblichen musste das sehr nah kommen.

Zumindest fühlte Malygos sich mit dieser Überlegung richtig, als er am nächsten Morgen aufwachte.

Sein Kopf dröhnte, der Geschmack auf seiner Zunge war undefinierbar widerlich und an die vergangene Nacht erinnerte er sich nur schemenhaft.

Hatte er im Rausch wirklich so etwas Bizarres geträumt?

Mit einem Stöhnen setze er sich im Bett auf und rieb sich die Schläfen.

Er wusste nicht, wie er zurück ins Zimmer gekommen war, nachdem er Nozdormu und Deathwing gestellt hatte. Die Logik gebot ihm daher, dass er das Ganze nur zusammengeträumt hatte. Warum nur musste er immer wieder dem Reiz des Alkohols erliegen?

Erneut stöhnte er auf, als jemand leise an der Tür klopfte.

„Ja?“

Langsam wurde die Tür aufgeschoben und Malygos spürte wie sich beim Klang des Quietschens der Angeln seine Organe zusammenzogen.

„Guten Morgen.“, der Zauberer blinzelte zu der schwarzhaarigen Gestalt hinauf und wusste nicht wirklich, was er davon halten sollte. Vor ihm stand der Mann, den er für Deathwing gehalten hatte. Aber der Mann flüsterte. Deathwing hätte noch nicht einmal Rücksicht auf den Zustand des Blauen genommen, wenn sein Leben davon abgehangen hätte.

„Tut mir Leid mit der Tür. Ihr müsst Euch furchtbar fühlen. Horace meinte, es würde ihn nicht wundern und dass Ihr nicht sonderlich trinkfest seid.“

Der Aspekt der Magie murmelte irgendetwas zusammen und verkroch sich unter der Decke, während Henry ein Tablett mit Essen auf den Nachttisch stellte.

„Das Frühstück wird Euch gut tun.“

Ein leises 'Danke' kam als Antwort und Malygos spähte vorsichtig unter der Decke hervor.

„Kann ich Euch eine Frage stellen, Henry?“

„Fragt ruhig. Aber ich glaube, ich weiß schon, was Ihr wissen wollt. Ihr habt die ganze Nacht durchgeschlafen. Ihr habt immer wieder gestöhnt und gewimmert und damit den Rest des Hauses wach gehalten.“

„Oh...“, der Blaue nahm sich etwas Brot und kaute langsam darauf herum. „Das tut mir Leid. Aber das wollte ich gar nicht fragen.“

„Was dann?“

„Ich...Wo sind eigentlich meine Sachen?“



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

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Von: abgemeldet
2008-12-07T20:42:13+00:00 07.12.2008 21:42
Hm ... Also, der Prolog war schon mal zu kurz ... Auch wenn ich noch nicht WoW so viel gezockt habe .. Aber so kenn ich das Spiel und die Geschichte.
Also, um ehrlich zu sein, ist mir aufgefallen dass du bei fast jedem was zu meckern hast, ob es FFs, FAs oder Doujis mit Thema "World of Warcraft" sind und das ist wirklich mies.
Denn deine Entwürfe sind doch auch nicht besser als die von den Anderen. Ich weiß das du nur kritisierst aber das sollte auch nicht angreifend oder verletzlich sein für diese Leute. Tut mir leid wenn du es nicht so angreifend meinst, aber für manche Leute und in meinen Augen hört es sich einfach angreifend an. So als würdest du der größte sein wollen und so. Wenn es also nicht stimmt dann entschuldige ich mich. Ich glaub du weist auch das nicht alle sofort richtig toll schreiben. Übung macht den Meister wie man immer sagt. Deshalb sollte man auch den Leuten das so machen lassen wie sie es wollen. Sie werden irgendwann dann schon ihre Fehler sehen. Aber das braucht dich ja eigentlich nicht zu kümmern so lang man weiß was gemeint ist passt es. Also wie gesagt sollte ich falsch liegen tut es mir leid.

mfg Thayna
Von:  NuriNija
2008-10-05T18:14:26+00:00 05.10.2008 20:14
Hi
Die Idee von dir mit dem Alkohol, das Drachen auch nicht sehr viel vertragen sehr witzig.
Deathwings werdegang vom Schwarzem Drachen zu jetzt ist gut von dir beschrieben worden.
Ich freue mich schon auf mehr.

NuriNija
Von: abgemeldet
2008-08-12T23:23:54+00:00 13.08.2008 01:23
Ich schließe mich Nurashins Meinung an, es macht wirklich Spaß zu lesen, wie es deiner Meinung nach mit Deathwing weitergeht.

Eines stört mich dann aber doch: Warum lässt die Wirtin ihn kostenlos übernachten und essen?

Ich hoffe die folgenden Kapitel werden genauso, und es geht eventuell so weiter, dass er nicht bis ans Ende der Story mit gebrochenem Bein herumläuft^^
Von:  Ignis_Fatuus
2008-07-19T02:33:24+00:00 19.07.2008 04:33
Wie immer gefällt es mir sehr gut, warte jetzt darauf, wie es weitergeht und was mit Deathwing geschehen ist.
Von:  Ignis_Fatuus
2008-07-19T00:54:27+00:00 19.07.2008 02:54
Dieses Kapitel gefällt mir noch besser als das vorhergehende. Der einstieg gefällt mir wirklich gut, er ist schön lebendig und du hältst es auch bis zum Ende durch, dass die ganze Szenerie belebt wirkt, ich kann mich fast in die Szene hineinversetzen.
Weiter so.
Von:  Ignis_Fatuus
2008-07-18T02:38:08+00:00 18.07.2008 04:38
Auch hier wieder, ganz gut geschrieben, auch wenn ich mir mehr Informationen gewünscht hätte, was das Aussehen des alten Mütterchens angeht zum Beispiel. Du bist jedoch schon auf dem richtigen Weg, versuchst die Dialoge mit kleineren Handlungen zu spicken, lässt die Protagonisten handeln, während sie sprechen, so das alles lebendiger wirkt.
Ansonsten bin ihc gespannt, wie es weitergeht, aber das werde ich erst morgen erfahren, ich muss nun langsam wirklich zu Bett, sonst bin ich morgen ein Zombie.
Von:  Ignis_Fatuus
2008-07-18T02:30:29+00:00 18.07.2008 04:30
Mh, ein interessanter Prolog, der einen mit der Frage stehen lässt, was nun eigentlich mit Deathwing geschehen ist. Dein Stil ist einfach und angenehm zu lesen und (ich weiß, dass du das nicht hören wolltest), du setzt ungerne Kommata, was jedoch dein größtes Problem, was Grammatik angeht, zu sein scheint.
Es wäre gut, wenn du einen Beta-Reader für die Story hättest, wenn du jedoch niemanden bis jetzt hast, würde ich mich anbieten.


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