Penalty of Life von abgemeldet (wenn die Strafe zum Verlangen wird) ================================================================================ Kapitel 43: Freund? ------------------- Mittlerweile hatte ich es zurück zu unseren Sachen geschafft. Ich saß auf dem Boden und umklammerte sie. Was sollte ich denn jetzt tun? Es würde bestimmt nicht mehr lange dauern bis der Fahrkartenkontrolleur kam. Dann würde ich den Zug verlassen müssen. Doch das war mein kleinstes Problem. Wo sollte ich dann hin? Auch das war nicht von Bedeutung. Was war mit Liam? Das war das einzige was ich wissen wollte. Mehr interessierte mich nicht. Wenn ich nur wüsste das es ihm gut ging. Doch woher sollte ich das wissen? Wie lange ich schon in diesem Zug saß wusste ich auch nicht. Die Blicke der Leute die durch dieses Abteil gingen waren mir total egal. In jeder anderen Situation würde ich etwas dazu sagen, doch jetzt war es mir egal. Sollten sie doch denken was sie wollten. Was kümmerte es mich? Und dann war es so weit. Der Fahrkartenkontrolleur war da. Ich hatte ihn nicht bemerkt als er in das Abteil kam, ich hatte nicht bemerkt wie er die anderen nach ihren Fahrkarten fragte und ich hatte nicht bemerkt wie er mich ansprach. Er hatte es wohl schon mehrfach versucht als ich auf sah. Er sah nicht freundlich aus. Und auch sein Ton war es nicht. Er fragte mich lediglich nach meiner Fahrkarte. „Ich habe keine.“ Ich sah ihn dabei nicht an und ich sprach auch nicht sehr laut. Ich schaffte es nicht. Dann sagte er in einem selbstgefälligen Ton: Wir erreichen gleich den nächsten Bahnhof. Ich muss sie bitten dort auszusteigen. Ich nickte nur und umgriff die Riemen der Rucksäcke noch fester. Er schien mir nicht wirklich zu trauen, denn er blieb in dem Abteil stehen. Als der Zug dann langsamer wurde und schließlich quietschend zum stehen kam stand ich auf und ging zur Tür. Warum ging dieses dumme Ding denn jetzt auf? Warum funktionierte es nur vorhin nicht? Vorhin, wo ich es gebraucht hatte. Ich stieg auf den Bahnsteig und sah mich um. Alles war fremd. Ich wusste nicht wohin ich sollte, wo ich war, oder was ich jetzt tun sollte. Ich achtete nicht wohin ich lief. Ich ging einfach den Bahnsteig entlang. Als er endete führte eine kleine Gasse auf eine große Straße. Ich bog gerade ein als ich meinen Namen hörte. Ganz leise und kaum zu verstehen. Doch es war mein Name. Hatte mich jemand gerufen? Nur wer sollte das gewesen sein? Hier kannte mich doch gar keiner. Ich blieb nicht stehen, sondern ging einfach weiter. Und wieder hörte ich es. Das bilde ich mir doch nur ein. Da ruft mich gar keiner. Das ist eine Einbildung. Was sonst? Liam war nicht hier, wer sonst sollte mich rufen? Natürlich lag die Antwort auf der Hand. Der andere Vampir. Er hatte Liam ... Nein. Das hatte er nicht. Daran durfte ich gar nicht denken. Ich blieb stehen und drehte mich um. Da war niemand. Doch nur eine Einbildung. Also drehte ich mich wieder zu der Straße und lief weiter. Doch ich kam nicht weit. Ich lief geradewegs in die Arme von irgendwem. Erschrocken machte ich einen Schritt zurück und stieß einen Schrei aus als ich diese Zähne sah. Ein Vampir. Doch im nächsten Moment packte er mich an den Armen und sagte mir ich solle mich beruhigen. Ich wollte mich losreißen und wegrennen doch dann erkannte ich ihn. Es war Liams Freund. Gott sei dank. Jemand den ich kannte. Er wird mir helfen. Sicher. Bestimmt. Hoffentlich. ... Doch woher wusste er das ich hier war? Er sagte mir noch mal das ich mich beruhigen sollte und fragte dann wo Liam war. Ich brachte nicht viel heraus. Ich konnte ihm nur sagen das der andere Vampir aufgetaucht war. Dann sagte er das er mich zu sich bringen würde, dort würde ich ihm dann alles in Ruhe erzählen können. Er sagte nur noch das ich meine Sachen gut festhalten sollte, da hatte er mich auch schon hochgehoben und war losgerannt. Der Wind peitschte mir wieder ins Gesicht und ich spürte wie er immer wieder hoch und runter sprang. Wohin er wollte wusste ich nicht. Ich wusste ja nicht wo er wohnte. Mir war es eigentlich auch egal. Mir war alles egal. Es dauerte sehr lange. Das es ihn nicht ermüdet hatte wunderte mich. Obwohl, ich wusste ja gar nicht wie lange ein Vampir rennen konnte. Das einzige was ich mitbekam war das es schon dunkel wurde. Er hielt mich die ganze Zeit fest in seinen Armen und schützte mich. Dann irgendwann blieb er stehen und setzte mich ab. Er sagte ich solle ihm folgen und führte mich in ein großes Haus. Dort führte er mich eine Treppe hinauf und in ein riesiges Zimmer. Doch ich war zu erschöpft um mich umsehen zu können. Die Sachen hatte er mir schon abgenommen und stellte sie auf einen Tisch. Dann sagte er ich solle erst mal schlafen und verließ das Zimmer. Schlafen? Ach ja. Da stand ja ein Bett. Ein Bett? Im Haus eines Vampirs? Lustig. Ich schleppte mich hinüber zu dem Bett und ließ mich hinein fallen. Es dauerte auch gar nicht lange da hatte die Erschöpfung gesiegt und ich schlief ein. Das erste was ich bemerkte als ich wach wurde war das die Sonne schien. Das Zimmer in dem ich lag wurde komplett von der Sonne erhellt. Ich war schon sehr lange nicht mehr in einem hellen Zimmer erwacht, das einem Vampir gehörte. Wo mir auch schon einfiel wo ich war und warum ich hier war. Ich sah mich gar nicht länger um sondern sprang aus dem Bett, durchquerte das Zimmer, riss die Tür auf und stürzte auf den Flur. Ich fand mich auf einem großen Korridor wieder, der von Kerzen erhellt wurde. Etwas langsamer jetzt lief ich den Korridor entlang und gelangte zu der Treppe die ich am Abend zuvor hinauf gegangen war. Grade aus ging der Korridor weiter und führte zu weiteren Zimmern. Die Treppe führte hinunter zu einer riesigen Eingangshalle. Rund um diese Halle waren Türen und einmal rechts und einmal links auch ein Gang. Wo war ich hier nur? Wenn ich doch nur wüsste in welchem der Zimmer ich Liams Freund finden würde. Ich konnte ja schlecht alle durchsuchen. Und wie als hätte er meine Gedanken gehört tauchte er hinter mir auf. Erschrocken drehte ich mich um und sah ihn an. Er lächelte leicht und fragte wie es mir ginge. „Besser... etwas.“ Er streckte leicht seine Hand nach mir aus und sagte ich solle mitkommen. Er wolle mit mir reden. Genau das wollte ich ja auch. Mit ihm reden. Ich folgte ihm den Korridor in die andere Richtung entlang und dort in eines der Zimmer. Es war genau so groß wie das in dem ich geschlafen hatte, vielleicht sogar noch größer. An den Wänden standen mehrere Bücherregale und grade aus, der Tür gegenüber, waren große Fenster. Zwischen ihnen stand ein Kamin, allerdings ohne Feuer und davor ein Sofa und mehrere Sessel. Er bot mir etwas zu trinken an und sagte dann ich solle mich setzten. Während er mir also etwas zu trinken holte setzte ich mich auf das Sofa und sah mich um. Es dauerte gar nicht lange da kam er auch schon wieder. Nachdem er mir ein Glas mit Saft gereicht hatte setzte er sich zu mir und sah mich an. Natürlich wollte er sofort wissen was passiert war, also erzählte ich ihm alles. Die ganze Zeit hörte er mir zu und dachte nach. „Hast du was von Liam gehört?“ Ich hoffte das er ja sagen würde. Das er etwas wusste. Das er mir sagen konnte das Liam nichts passiert war. Doch er schüttelte nur den Kopf. „Kannst du nicht... kannst du ihn nicht suchen?“ Wieder schüttelte er den Kopf. „Warum nicht?“ Er sagte weil es zu gefährlich wäre. „Wieso gefährlich? Dir würde man doch nichts tun.“ Dann begann er wieder damit das er ja auch Verpflichtungen hatte und man ihn nicht mit uns sehen durfte. Das es schon gefährlich genug war mich zu sich zu holen. Das er schon viel für uns riskierte. Doch was nützte das alles wenn Liam nicht mehr da war? Warum konnte er als sein Freund nicht einfach drauf scheißen was andere sagten und ihm helfen? Warum ging das denn nicht? Er sagte er konnte nicht mehr für uns tun. Das war alles was er tun konnte und es war schon viel. Danke. Damit hatte er uns wirklich geholfen. Wer weiß wo Liam grade war, was er machte, wie es ihm ging. Ich hatte einfach nur angst ihn zu verlieren, oder das ihm etwas zustieß wegen mir. Ich war doch die die sie haben wollten. Nicht er. Er hatte damit doch gar nichts zu tun. Er wollte mich einfach nur beschützen. Ich verstand es einfach nicht. Er war doch sein Freund, das hatte er mir selbst gesagt. Erst jetzt bemerkte ich wie er mich ansah und das er mit mir redete. Ich sollte mich nicht aufregen. Ich? Ich regte mich doch gar nicht auf. „Du bist doch derjenige der nichts tut. Du sitzt einfach nur da und siehst zu wie dein bester Freund... du könntest ihm helfen.“ Ich schrie es schon fast. Doch ich konnte einfach nicht anders. Wütend stand ich auf und rannte aus dem Zimmer. Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht das ich ein Glas in der Hand hielt. Es viel auf den Boden und zerbrach. Hinter mir knallte ich die Tür zu und lief über den Flur in das Zimmer in dem ich geschlafen hatte. Er war doch sein Freund. Das hatte er mir selbst gesagt. Er hatte gesagt er würde nicht zulassen das man Liam umbrachte. Warum tat er nur jetzt nichts? Ich verstand es einfach nicht. Mir gegenüber war noch eine Tür. Als ich sie öffnete sah ich ein riesiges Bad. Ja, ich glaube eine Dusche wäre angebracht. Also nahm ich meinen Rucksack und ging ins Bad. Ich hatte nicht große Lust also dauerte es ziemlich lange. Als ich wieder in dem Zimmer war setzte ich mich auf das Bett. Ich wusste einfach nicht was ich tun sollte. Ich konnte nichts tun. Den ganzen Tag lag ich auf dem Bett und dachte nach. Dachte daran was passiert wäre wenn ich nicht in den Zug gestoßen worden wäre. Was passiert wäre wenn dieser Vampir gar nicht aufgetaucht wäre, oder was passiert wäre wenn ich nie von all dem hier erfahren hätte. Und irgendwann schlief ich wieder ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)