Wolfsherzen von Satnel ================================================================================ Kapitel 153: Nachtgeflüster 15 ------------------------------ Titel: Wolfsherzen Spezial/ Nachtgeflüster Teil: 15 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. Sunil war gelinde ausgedrückt geschockt. Er konnte sich nicht vorstellen so aufzuwachsen. Das war doch keine Familie, noch dazu wo für ihn Familie alles war was er hatte. Doch es irritierte ihn auch wie gleichgültig Jamie das alles erzählte, so als würde ihn das alles nichts angehen. Nur manchmal konnte man eine Gefühlsregung wie ein Lächeln sehen. Nur wirkte es etwas deplaziert. Allerdings konnte Sunil nicht abstreiten das es ihn, obwohl es schrecklich war, auch faszinierte. Immerhin war es Jamies Vergangenheit und von dieser wollte er etwas erfahren. Jamie fuhr, von ihm unbeeindruckt, fort. „Ich war zwischen dreißig und vierzig als es passierte. In unserer Nachbarschaft gab es ein junges adeliges Mädchen. Sie kam mich oft besuchen und wir unterhielten uns, ritten aus und machten lange Spaziergänge miteinander. Ihr Name war Sarah und nach und nach verliebte ich mich in sie. Ehrlich gesagt hatte ich nicht viel Auswahl was meine erste Liebe anging. Sie war immerhin das einzige Mädchen das ich kannte und die vom Stand her zu mir passte. Denn auch wenn ich der ungewollte Sohn war, mein Vater hätte nie zugelassen das ich etwas machte das die Familie beschämt hätte. Schließlich war er immer noch ein Großfürst. Mein Bruder war damals leider im Ausland zu Studienzwecken, vielleicht hätte ich mir dann einiges ersparen können.“ Der Wolf seufzte leise. Da war sicher etwas vorgefallen, doch so wie Sunil das einschätzte würde er das sowieso erfahren. Bis jetzt erzählte Jamie ja auch nur von sich selbst. Fragen konnte er auch noch später stellen. „Ich war jung, dumm und verliebt. Eine tödliche Mischung für jeden Mann und auch mir hat es zwar nicht das Genick, doch das Herz gebrochen. Eines Tages fragte ich Sarah ob sie meine Frau werden wollte. Es hätte mich nicht verwundern sollen, das sie sofort zusagte. Doch mein Verstand war da schon lange nicht mehr klar, Liebe kann einem wirklich die Sinne vernebeln. Auf ihre Bitte hin, hielten wir die Verlobung geheim und erzählten nur unseren Familien etwas davon. Schließlich mussten unsere Väter es ja absegnen. Da meinem Vater sowieso jede meiner Taten egal war, gab es da keine Schwierigkeiten. Bis mein Bruder wiederkam. Ehrlich gesagt habe ich meinen Bruder immer gemocht. Er hatte einen guten Kern und versuchte immer die Taten meines Vater zu erklären, so das es nicht mehr so schlimm wirkte. Einfach ausgedrückt, er hat sich um mich gekümmert, obwohl er es nicht musste.“ Das war doch etwas Gutes. Immerhin hatte er einen Bruder gehabt, dem er nicht egal gewesen war. Wieso hatte er dann auch mit ihm gebrochen? Doch Sunil ahnte, das da noch etwas kam und seine Worte ließen auf nichts positives schließen. „Es hätte mich verwundern sollen, dass Sarah so von meinem Bruder begeistert war, doch wie gesagt ich war total verblendet. Selbst als sie mehr Zeit mit ihm als mit mir verbrachte wurde ich nicht misstrauisch. Drei oder vier Monate lang hat es mich nicht gestört.“ Jamie legte eine Hand gegen die Stirn. „Nun, ich habe für meine Blindheit gezahlt. Mein Vater richtete eine Geburtstagsparty für meinen Bruder aus, wie fast jedes Jahr, zu der alle eingeladen waren. An diesem Abend wollte ich sogar meine Verlobung mit Sarah bekannt geben. Natürlich wusste sie nichts davon, wie auch wenn ich sie kaum noch sah. Ich war ein Idiot. Zum Glück hielt mich mein Bruder von dieser Torheit ab, auf die schlimmste Art die es gab. Kurz vor dem Fest kam er zu mir, um mit mir zu sprechen. Zu Anfang entschuldigte er sich überschwänglich und viel zu oft, um mich ahnen zu lassen das es um keine Kleinigkeit ging. Als er dann endlich zum Punkt kam merkte ich zum ersten Mal was Verrat war. Sarah und er hatten sich verliebt und wollten heute ihre Verlobung bekannt geben. Er wusste das sie mit mir verlobt war, doch laut ihrer Aussage liebte sie nun ihn und nicht mehr mich. Natürlich, wer konnte es ihr verdenken, immerhin war mein Bruder der Erbe und nicht ich. Diese Nachricht traf mich wie ein Schlag, aber wenigstens konnte ich wieder klar denken. Das war das letzte Mal das ich meinen Bruder sah. Ich ging nicht zu diesem Fest, sondern nutzte die Nacht um mir meinen Schmerz und Wut von der Seele zu laufen. Als ich am Morgen zurückkam, war schon alles vorbereitet. Meine Koffer waren gepackt und eine Kutsche stand bereit. Mein Vater fing mich schon an der Tür ab und erklärte das ich für längere Zeit auf Reisen gehen würde. An den Vampirhof zwecks diplomatischer Verhandlungen.“ Sunil konnte nicht verstehen weshalb so eine Bitterkeit bei diesen Worten mitschwang. So etwas war doch eine wichtige Aufgabe, das vertraute man nicht jedem an. Das war auch der Grund warum er ihn zum ersten Mal unterbrach. „Aber das ist doch nichts Schlechtes oder?“ Der Weißblonde schüttelte den Kopf. „Nein, das ist es nicht. Für mich war es die beste Schule die ich bekommen konnte. Aber ich glaube zuerst sollte ich dir etwas erklären. Vor einigen Jahrhunderten schlossen die Vampire und Werwölfe einen Pakt. Es war ein Friedensabkommen und ein Teil davon war, das die Wölfe als Pfand für den Frieden einige ihrer Adelssöhne als Geiseln zu den Vampiren schicken sollten. Heute ist das schon lange vergessen und trotzdem schicken Adelsfamilien einige ihrer Söhne an den Vampirhof. Es sind immer diplomatische Zwecke, die genannt werden, doch es ist nichts besseres als eine Erziehungsanstalt. Wenn eine Familie ein schwarzes Schaf hat, dann schickt es dieses an den Vampirhof. Einfach um es loszuwerden. Dann, nach einigen Jahren holen sie es wieder heim, wenn sie der Meinung sind es hat seine Lektion gemerkt. Die Drohung einen an den Vampirhof zu schicken, ist eine gute Möglichkeit um Kleinkinder einzuschüchtern.“ „Oh.“ Das hatte Sunil nicht gewusst. Doch seine Eltern hatten ihm nie etwas davon erzählt, warum auch? Eine solche Drohung hätte bei ihm nicht gewirkt, da er keine Vampire kannte. Diese verirrten sich wohl auch noch seltener hierher als Wertiere. „Aber dann bist du doch nach einigen Jahren wieder heimgekommen oder?“ Jamie sah ihn verblüfft an und lachte dann. Auch wenn es amüsiert klang, schwang etwas Wehmut darin mit. „Nein, ich habe meine Heimat nie wieder gesehen. Besser gesagt ich will sie auch nie wieder sehen. Meine Familie hat mich sicher auch schon vergessen. Am Anfang schrieb mir mein Bruder noch, doch ich habe seine Briefe nie beantwortet, ich habe sie nicht einmal geöffnet. Ich habe mir am Vampirhof ein neues Leben aufgebaut und von ihnen gelernt. Glaub mir, Vampire können dir eine Menge beibringen, wenn es um Intrigen und Manipulation geht. Und ich habe zwischen ihnen Jahrelang gelebt. Nicht gewollt, aber geduldet, da ich erfolgreich Handel mit ihnen trieb. Ich hatte dort ein gutes Leben, bis ich alles aufgab. Doch das ist eine Geschichte, die mit deiner Familie zu tun hat.“ Sunil wusste, das die Geschichte nun zu Ende war. Mehr würde er ihm jetzt nicht verraten, das spürte er einfach. Wie gesagt das Meiste das Jamie ihm erzählt hatte verstand er nicht, da er eine sehr intakte Familie gehabt hatte. Für ihn war es undenkbar das sich Eltern so verhalten konnten. Selbst sein Vater hatte sich um ihn gekümmert, als seine Mutter starb. Doch scheinbar waren adelige Männer so schwach. Sein Vater hatte ihm oft erzählt, das er es nicht mehr aushielt, das sein Vater nach dem Tod seiner Mutter so verfiel. Einer der Gründe warum er sein Elternhaus verlassen hatte. Wobei es schien auch ein Hobby von adeligen Kindern zu sein, wegzulaufen. Soweit er wusste, hatten das seine Cousinen auch gemacht. Was war nur los mit diesen Leuten? Sunil runzelte nachdenklich die Stirn. „Das war wohl zuviel, aber wie immer wolltest du es wissen. Doch es ist Vergangenheit, wie gesagt ich will es nur vergessen.“ Jamie lächelte nun wieder ehrlich und es wirkte sogar irgendwie erleichtert. „Willst du mir zeigen, wie du es machst? Ich bin kein Profi, doch ein wenig verstehe ich von dieser Kunst.“ Mit dem Kopf wies er auf die Edelsteine, die noch unbehandelt auf dem Tisch lagen. Also Themenwechsel und das auch noch so geschickt. Doch es stimmte, da gab es ja noch etwas. Sunil verzog kurz das Gesicht. „Wenn du glaubst du kannst mir noch etwas beibringen? Versuch dein Glück.“ Warum auch nicht? Er war für jede Hilfe dankbar. Mit einem Hauch von Abscheu beobachteten braune Augen, die Regentropfen, die unaufhörlich auf den Boden fielen. Wie er diese Zeit hasste. Wie bei allen anderen Leoparden machte sie ihn träge und das konnte er nicht brauchen. Ein warmer Körper drängte sich an ihn und sorgte dafür das er rasch aufstand. Überrascht öffnete das Leopardenweibchen die Augen. ‚Was ist?’ ‚Wir sind fertig. Geh jetzt.’ Ja, er hatte seine Pflicht erfüllt ob es etwas gebracht hatte, würde sie in den nächsten Wochen schon noch merken. Doch wenn er Glück hatte, gab es keine Möglichkeit mehr zu ihm zu gelangen. Sie war ihm sowieso nur gefolgt, weil sie seine Gene für ihren Nachwuchs wollte. Sie stand auf und streckte sich genüsslich. ‚Du bist grausam. Doch das sind wir ja schon von dir gewohnt. Ein paar Gefühle würden dir ganz gut tun Kyrin.’ Dieser zog es vor nicht darauf zu antworten. Einen Moment betrachtete er noch den Regen. ‚Verschwinde.’ ‚Was macht eigentlich deine selbsternannte Aufgabe? Du weißt das wir ihn nicht wollen.’ ‚Ich weiß, doch ihr werdet ihn dulden müssen. Da er nun einmal existiert.’ Da ihr Geheimnis in Gefahr war, würden sie ihn dulden müssen. Das Vermächtnis seiner Schwester. Wohlweislich verschwieg ihr Kyrin, das seine Mitbewohner schon wussten was er war. Was für ein bedauerliches Missgeschick, aber nichts das man nicht mehr richten konnte. Ein leises Knurren war von ihr zu hören. ‚Ich soll dir etwas ausrichten. Von deinem Vater. Verschwende nicht soviel Zeit mit diesem Mischling. Regele diese Sache innerhalb der Regenzeit, egal wie. Wir brauchen dich.’ Sie wollte näher kommen und ihren Kopf an seinem reiben. Doch er wich ihr nur aus. ‚Hau ab. Geh, wir sind fertig miteinander. Meinem Vater kannst du ausrichten ich habe die Botschaft verstanden.’ Oh ja, das hatte er. Sogar viel zu gut. Entweder regelte er das schnell und effizient oder er brauchte sich lange Zeit nicht mehr bei ihm blicken lassen. Genug Kinder um sein Fehlen auszugleichen hatte er ja. Sie fauchte ihn gereizt an. ‚Mistkerl.’ Mit diesem Wort verließ sie den Unterstand und verschwand im Regen. Kyrin drehte sich einmal im Kreis und legte sich wieder auf den Boden. Er würde diese Sache regeln, aber mit seinen Mitteln. Selbst die Fehler seines Neffen würde er wieder ausbügeln und ihn heimbringen. Dessen war er sich sicher. So ein letzter Name.^^ Kyrin - Dunkelhaarig Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)