Wolfsherzen von Satnel ================================================================================ Kapitel 60: Vollmondschmerz 32 ------------------------------ Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz Teil: 32 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. „Kasinda wird dich begleiten. Die Reise wird lange dauern und es ist bald Vollmond. Sie wird schon mit deiner zweiten Form fertig. Eigentlich wollte ich dir ja Talim oder Nika mitgeben, doch Talim ist schwanger und Nika… Nun der Junge ist gerade in einer enormen Trotzphase.“ Aleka schüttelte seufzend den Kopf. Kobe lächelte. „Nein, Kasinda ist schon okay.“ Sie war ihm von all seinen Halbgeschwistern sowieso die Liebste. Talim mochte ihn nicht und Nika hasste ihn, da war Kasinda bei weitem die beste Wahl. Als Ältere der Zwillinge begegnete sie ihm nur mit Gleichgültigkeit, manchmal auch Freundlichkeit. So konnte es eine angenehme Reise werden. Es klopfte und Aleka lächelte. „Das wird sie sein.“ Er ging zur Tür und öffnete sie. Lächelnd begrüßte er die junge Frau und gab ihr einen Kuss auf beide Wangen. „Danke das du meiner Bitte nachkommst Kasinda.“ Die Frau erwiderte sein Lächeln. „Für dich tu ich doch alles Vater.“ Autsch. Da war sie wieder, die Mauer die zwischen ihnen und ihm gezogen wurde. Für dich Vater. Diese Worte waren vielleicht leicht dahingesagt, doch ihm machten sie wieder deutlich, das er nicht zu dieser Familie gehörte. Kobe sah aus dem Fenster. Doch dagegen konnte er nichts machen. Es war ein Kampf, den er schon vor Jahren verloren hatte. „Kobe?“ Bei ihrer fragenden Stimme wand er ihr wieder den Kopf zu. Er zwang sich sogar zu einem leichten Lächeln. Ihr Anblick jagte ihm immer ein wenig Angst ein. Ständig perfekt gekleidet, mit langen, schwarzen Haaren, die ihr in Wellen bis zu den Hüften reichten und aufmerksamen eisblauen Augen, war sie wie ein Abbild seiner Stiefmutter. In dieser Familie kamen die Frauen eindeutig nach ihrer Mutter und die Söhne nach ihrem Vater. Nika war auch ein perfektes Abbild von Aleka. Vornehm knickste sie vor ihm. „Es freut mich deine Reisebegleiterin für die nächsten Wochen zu sein.“ Kobe neigte höflich den Kopf. „Es tut mir leid, dir solche Umstände zu machen.“ Kasinda schüttelte ihren Kopf. „Das sind keine Umstände. Meine Tochter bekommt ihr erstes Kind. Als Großmuter ist es meine Pflicht dabei zu sein.“ Ach ja. Talim und Kasinda waren ja beide schon Mütter. Doch er hatte nicht gedacht, das sie nun schon Enkelkinder bekamen. War schon soviel Zeit vergangen? „Brechen wir auf?“ Aleka sah die Zwei fragend an. „Von meiner Seite spricht nichts dagegen. Ich werde nachsehen, ob der Kutscher schon alle Vorbereitungen getroffen hat.“ Damit wand sie sich wieder um und verließ die Kabine. Kobe nahm seine Tasche. Es war nicht viel was Ratan und Ercole von seinen Sachen mitgenommen hatten. Doch Ratan hatte ihm versichert, das er ihm seine restlichen Kleidungsstücke und Utensilien bald nachbrachte. Es konnte sich ja nur um Monate handeln. Es klopfte abermals. Hatte Kasinda etwas vergessen? „Ja?“ Die Tür öffnete sich ein weiteres Mal und Ercole trat ein. „Kann ich kurz mit dir reden Kobe? Allein?“ Eigentlich sollte er ihn ja wegschicken, er war noch immer wütend auf ihn. Vor allem da er seinem Vater die Geschichte erzählt hatte und die Erinnerungen nun wieder lebendig waren. Trotzdem nickte er leicht. Warum nicht? Immerhin trennten sich ihre Wege in wenigen Minuten, da konnte er ihm ruhig noch zuhören. „Na gut.“ Aleka nahm ihm seine Tasche ab und ging Richtung Tür. Kurz vor Ercole blieb er noch einmal stehen. Total unvermittelt verpasste er dem Tiger einen Kinnhaken. Ercole, dem keine Zeit blieb diesen abzufangen, rieb sich getroffen sein Kinn. Wütend sah er Aleka an. „Was soll das?“ Aleka hob mahnend seinen Zeigefinger. „Eigentlich verdienst du wesentlich mehr Prügel für dein Verhalten, doch ich halte mich zurück, da mein Sohn dich scheinbar sehr mag.“ Überrascht sah Kobe seinen Vater an. Wann bitte hatte er so etwas angedeutet? Scheinbar hatte sein Vater da etwas zuviel zwischen den Zeilen gelesen. „Vater?“ Der Angesprochene hob nur die Hand. „Das war alles was ich zu sagen hatte. Nur noch eines.“ Unsanft packte er Ercole am Kragen seines Hemdes und zog ihn zu sich. „Wenn du ihm weh tust, jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt, kommst du nicht so billig davon. Ich liebe ihn, er ist mein Sohn und ich werde nicht zulassen, das ihn irgendjemand verletzt. Sei es nun Wolf, Katze oder Mensch.“ Damit ließ er ihn wieder los und verließ den Raum. Kobe seufzte nur und schüttelte den Kopf. Wieso musste er nur immer so übertreiben? Zum Glück war diese Charaktereigenschaft nicht erblich. „Also, was wolltest du von mir?“ Ercole sah Aleka nach, dabei noch immer sein Kinn reibend. Nun dann waren die Fronten ja geklärt, auch wenn er nicht vorhatte Kobe zu verletzen. Bei Kobes Frage wand er seine Aufmerksamkeit wieder diesem zu. Wie schwer ihm seine nächsten Worte fielen, selbst wenn er wusste das es sein musste und es nur richtig war. Doch er war einfach nicht die Art Mensch, die sich entschuldigte. Schon alleine weil es ihm schwer fiel. Doch wie gesagt, es musste sein. Er atmete noch einmal tief durch, bevor er Kobe in die Augen sah. Diesmal meinte er es ernst und das sollte der Andere auch merken. „Es tut mir leid. Ich entschuldige mich für alles was ich dir angetan habe.“ Ercole hob die Hand bevor der Wolf etwas erwidern konnte. „Ich weiß, das es da viel gibt. Die Schläge am Anfang, die Geiselhaft und auch das ich deine Hilflosigkeit ausgenutzt habe. Wahrscheinlich habe ich die Hälfte vergessen, doch im Moment fällt es mir nicht ein. Du sollst nur wissen, das ich mich bei dir entschuldigen will.“ Wenn man einmal zu reden angefangen hatte, ging es eigentlich ganz leicht. Doch nun brauchte er eine Reaktion von Kobe. Dieser war sichtlich überrascht von Ercoles Worten. Unsicher sah er ihn an, bevor er seinen Blick auf den Boden richtete. „Ja, also… danke. Ich nehme deine Entschuldigung an.“ Erleichtert atmete der Braunhaarige aus. Es war nicht so, das er von ihm die Absolution wollte, nur er sollte nicht mehr auf ihn sauer sein. Vielleicht würde er nun auch nicht mehr gehen, wo nichts mehr zwischen ihnen stand, doch das war wohl nur Wunschdenken. Und doch, er wollte ihn nicht gehen lassen, jetzt wo eine Trennung kurz bevorstand, befiel ihn regelrechte Panik. „Also dann. Ich muss los.“ Noch immer sichtlich verwirrt, deutete Kobe mit einem Finger zur Tür, bevor er sich darauf zu bewegte. Ercole nickte. Er hatte es ja gewusst und doch… Einen Moment nachdem Kobe an ihm vorbeigegangen war, drehte er sich um und packte ihn am Arm. Mit einer raschen Bewegung zog er ihn zu sich und umarmte ihn. Er spürte wie der Ältere sich versteifte, doch etwas anderes war auch nicht zu erwarten gewesen. „Bitte nicht.“ Er barg sein Gesicht an Kobes Schulter, so sollte ihn niemand sehen. Dieses Verhalten war völlig untypisch für ihn. Doch alleine die Vorstellung das Kobe ihn jetzt verließ, schmerzte ihn. Es war kein Schmerz, der auf eine Stelle begrenzt war oder von einer Wunde ausging, es war dieses Gefühl, das ihm zu schaffen machte. Er spürte einfach das es weh tat. „Ich will nicht das du gehst. Vielleicht ist es aus Gewohnheit, ich weiß es nicht. Aber ich mag dich. Alleine der Gedanke, das du gehst, schmerzt mich. Möglicherweise ist es auch purer Egoismus, doch bitte geh nicht.“ Erstaunt sah Kobe auf den Tiger, der ihn in seinen Armen hielt. Solche Worte hätten wohl jeden erstaunt, wenn sie von Ercole kamen. Das war ja fast wie ein Liebesgeständnis. Dieses fast nahm er aber auch nur in seine Gedanken auf, weil es eben von Ercole kam. Ihn und das Wort Liebe in Zusammenhang zu bringen war absurd. Doch was wollte er nun von ihm? Ja, er mochte ihn auch und eine Trennung von ihm fiel ihm selbst nicht leicht. Nur hier war nicht sein Platz und Ercole konnte nicht von Ratans Seite weichen, dafür war es noch zu früh. „Es geht nicht.“ Es war erstaunlich wie schwer ihm diese drei Wörter fielen. Dabei war es die Wahrheit, so weh sie auch tat. „Du musst bei Ratan bleiben und mein Platz ist bei meiner Familie.“ Genau, das musste er sich vor Augen halten. Er musste zu seiner Familie zurück, wo er hingehörte. Sie brauchten ihn zwar nicht unbedingt als Arzt, doch er wollte zu ihnen zurück. Nur warum motivierte ihn dieser Gedanke nicht mehr so sehr wie noch vor wenigen Minuten? „Ich weiß. Mir ist bewusst, das du eine Familie hast, die auf dich wartet und auch das ich dich mit meiner Bitte in eine Zwickmühle bringe. Ebenso weiß ich, das die Antwort nur nein lauten kann. Du hast Leute die auf dich warten und die du liebst, das ist mir klar. Trotzdem bitte ich dich bei mir zu bleiben, auch wenn es egoistisch ist. Aber ich würde mich nicht so benehmen, wenn ich es nicht ernst meinen würde.“ Egoistisch war es in der Tat. Doch gerade das er alles nun so frei heraussagte, machte dem Wolf klar, wie ernst es ihm damit war. Vielleicht… Nein, Kobe verbot sich diesen Gedanken. Es ging einfach nicht. Sanft befreite er sich aus Ercoles Umarmung. Dabei vermied er es aber ihm ins Gesicht zu sehen. „Ich finde es schmeichelhaft das du mich magst. Ebenso wie ich dich mag. Doch es geht nicht. Nicht wegen meiner Familie, aber es geht einfach nicht.“ „Aber warum nicht? Wenn du mich auch magst und deine Familie keine Rolle spielt, was steht dann noch zwischen uns?“ Plötzlich hatte Ercoles Stimme wieder seine gewohnte Stärke zurück gewonnen. Kobe konnte seinen Blick regelrecht auf sich spüren. Es gab so viele Gründe, doch gerade in diesem Moment fiel ihm keiner ein, Keiner der dem Tiger genügen würde. „Wir kommen aus verschiedenen Welten. Außerdem haben wir unterschiedliche Rassen, die noch dazu im Krieg miteinander liegen. Wie soll so etwas lange gut gehen?“ „Bis jetzt spielte das doch auch keine Rolle? Also warum jetzt?“ Es gab eine kurze Pause. „Vor was hast du Angst Kobe?“ Angst? Wieso sollte er Angst haben? Doch wenn es nicht Angst war, wie sollte er dieses Gefühl in seinen Inneren dann nennen? Kobe schloss die Augen und dachte nach. Ja, es war wirklich Angst die er spürte. Angst, das alles aufzugeben was ihm Sicherheit versprach. Seine Familie, seine Arbeit. Was wenn er irgendwann einmal genug von Ercole haben würde oder dieser von ihm? Wo sollte er dann hin? Bis dahin hatte man doch sicher Ersatz für ihn gefunden. Es kostete zwar Überwindung doch genau diese Gedanken teilte er auch dem Piraten mit. „Glaubst du das wirklich? Ich kenne dich erst seit wenigen Wochen und doch bist du für mich unersetzlich geworden. Wie kann dann deine Familie jemals Ersatz für dich finden? Deswegen finde ich meine Bitte ja so egoistisch, da ich weiß was für einen Mann ich ihnen mit meinen Wunsch wegnehme. Wie also kann ich mit diesem Wissen, je genug von dir haben?“ Das war bei weitem das kitschigste Liebesgeständnis das Kobe jemals gehört hatte. Aber es tat so gut es zu hören und zu wissen, das es für ihn war. Jedes Wort war so gemeint, das waren keine hohlen Phrasen, das war Ercoles wirkliche Meinung. Und gerade das war wie Balsam auf seiner Seele. Schwach nickte er und hob den Blick. „Gut, ich bleibe bei dir.“ Ercole lachte glücklich und zog ihn abermals in eine Umarmung. „Danke, du wirst es nicht bereuen, das verspreche ich dir.“ Auch Kobe lächelte fröhlich. Nun hatte er endlich einen Ort an den er wollte und an dem er wirklich gebraucht wurde. Hier an der Seite Ercoles. Allerdings gab es da noch eine Sache die geklärt werden musste. „Übrigens den Grund warum ich nicht Nachhause fahre, wirst du meinem Vater erklären.“ Damit wäre nun auch Kobe glücklich. Doch was passiert eigentlich so am Familiensitz weiter? Nun im nächsten Kapitel Wolfsherzen/Blutsbande, lernt man ein bisher unbekanntes Familienmitglied kennen. Michelle taucht auf und mit ihr zwei Gäste, von denen einer Carons geordnetes Leben ganz schön durcheinander bringt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)