Wolfsherzen von Satnel ================================================================================ Kapitel 56: Vollmondschmerz 28 ------------------------------ Titel: Wolfsherzen/ Vollmondschmerz Teil: 28 Autor: Satnel Genre: original, shonen ai, lemon, fantasy „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen geben, so ist das reiner Zufall. „Wie geht es ihm?“ Ratan kam durch die Tür in die Kabine. „Es hat sich nichts verändert.“ Ercole sah zu dem Bett in dem Kobe lag und schüttelte den Kopf. „Wie weit sind wir?“ „Wir sind bald da. Derzeit halten wir direkten Kurs nach Athen, obwohl ich noch immer nicht von der Idee begeistert bin.“ Ratan setzte sich an die Bettkante und krempelte den Ärmel an seinem rechten Arm hoch. Wer war schon von der Idee begeistert in das Lager seiner Feinde einzudringen? Doch sie mussten es machen, Kobe zuliebe. „Werden sie Kobe helfen?“ Nach dem was Ratan und zuvor Kobe ihm erzählt hatten, waren Mischlinge nicht sehr hoch angesehen. Sogar noch weniger als er und seinesgleichen. Dabei waren das doch ihre Kinder. Wie konnte man sie nur so gering schätzen? „Tja das bleibt die Frage, das hängt ganz von ihnen ab. Und vom Stand seines Vaters, wer immer das auch sein mag.“ Ratan sah nachdenklich auf Kobe. „Egal wir werden sie schon dazu bringen ihm zu helfen und wenn nicht, dann hole ich uns einen Schamanen unseres Volkes.“ Mit diesen Worten ließ er seine Krallen erscheinen und ritzte damit die Haut seines rechten Unterarmes etwas auf. Das austretende Blut ließ er in Kobes Mund tropfen, denn er nun mit der freien Hand offen hielt. Ercole sah dem schweigend zu. Es war zwar befremdend, doch es half. Egal wie Kobe Ratans Blut aufnahm, es hielt ihn am Leben und das war das wichtigste. Was ihn allerdings etwas wurmte, war die Tatsache, das nur Ratans Blut ihm half. Das eines Reinen war um einiges stärker, als das eines Gebissenen. „Ich habe beschlossen, das wir am besten erst bei Nacht die Stadt betreten. Wenn wir Glück haben, legen wir erst am Abend an. So haben sie weniger Zeit, um von unserer Anwesenheit zu erfahren.“ „Wie willst du an einen Schamanen kommen?“ Sie würden sich wohl kaum zu einem solchen durchfragen können. Das war ja auch keine alltägliche Frage. Hey kennst du einen Schamanen, er müsste aber ein Werwolf sein. Nein, das ging wohl kaum. „Wir werden einfach jemanden fragen. Am Besten den Rat zu dem man uns sicher bringen wird.“ Ratan zog seinen Arm zurück und drückte seine Hand auf die Wunde. „Ach ja?“ Ercole sah ihn zweifelnd an. Also da war er sich nicht so sicher. Immerhin würden sie nicht gerade auf Freunde stoßen. „Ja, Gefangene bringt man immer zum Rat, noch dazu sind wir Werwesen so wie sie, wir kommen sicher zum Rat, wenn nicht sogar zu den Ältesten.“ Ratan wirkte ziemlich zuversichtlich. „Gefangene?“ Also das war ein Teil an dem Plan, der ihm ganz und gar nicht gefiel. Er war niemals ein Gefangener und schon gar nicht würde er sich bewusst und freiwillig in eine solche Position begeben. Der Blondhaarige sah ihn nur spöttisch an. „Ja, Gefangene. Was glaubst du, was uns erwartet? Ein Empfang mit Pomp und Prunk? Unsere Rasse liegt mit ihnen schon seit Jahren im Streit, wenn man es nicht sogar schon Krieg nennen kann. Wir werden sicher nicht wie Freunde behandelt. Im besten Fall wird man uns Kobes Zustand sogar anlasten.“ Ratan sah auf Kobe. „Aber keine Angst, ich habe nicht vor mich von ihnen einsperren zu lassen.“ „Das will ich hoffen, denn ich werde das ganz sicher nicht.“ „Das hab ich auch nicht erwartet.“ Mit einem Ruck erhob sich der Tiger. „Was machen deine Studien?“ Mit einer Kopfbewegung deutete er auf das Buch das vor Ercole lag. „Es geht. Manche Buchstaben machen mir noch immer Probleme, doch es funktioniert.“ Da sie auf dieser Reise eine Menge Zeit gehabt hatten, hatte Ratan sie genützt um ihm Lesen und Schreiben beizubringen. Beim rechnen kannte er sich aus, doch die beiden anderen Dinge hatten ihm Schwierigkeiten bereitet. Außer seinem Namen hatte er nichts gekonnt. Warum auch? Als Pirat musste man das nicht können. Die Koordinaten ihrer Ziele musste er wissen und das reichte schon. Doch als Wertiger kam man so nicht weit, laut Ratans Ausführungen und er hatte ja Zeit. „Na ja es wird besser werden, glaub mir. Als Kind ist das noch viel schwerer.“ Ratan lächelte und kam zu ihm. „Ich weiß. Du hast mir immerhin meinen Namen beigebracht.“ Ercole schüttelte leicht den Kopf. Der Tiger klopfte ihm leicht auf die Schulter. „Ruh dich aus. Morgen werden wir in Athen ankommen. Du wirst deine Kraft brauchen.“ Das wusste Ercole selbst. Es ging immerhin um etwas wichtiges, da musste er bei vollen Kräften sein. Ratan stand an der Reling und sah auf den Hafen. Es stank überall nach ihnen. Egal aus welcher Richtung, von überallher trug der Wind ihren Geruch zu ihm. Angewidert rümpfte er die Nase. Er hatte nichts gegen diese Rasse, doch so viele auf einmal ertrug er einfach nicht. So wie es her roch, musste jeder Einwohner dieser Stadt ein Mitglied dieser Rasse sein. Doch Ratan wusste, das es zum Glück nicht so war. Was er hier roch war das Ergebnis etlicher Generationen von Werwölfen an einem Ort. „Es stinkt.“ Ercole trat neben ihn. „Ich weiß. Halte dich dicht bei mir. Und um Gottes Willen halt den Mund wenn wir auf Wölfe treffen.“ Bei diesen Worten sah er Ercole eindringlich an. Dieser wirkte beleidigt. „Keine Sorge ich werde nichts machen, das Kobe in irgendeiner Weise gefährdet.“ Ratan atmete noch einmal tief ein, was bei dieser Luft allerdings keine gute Idee war. „Dann gehen wir.“ Damit schritt er über den Steg hinunter auf festen Boden. Er beschloss die Richtung einzuschlagen, in der der Geruch am stärksten war. Ercole hielt sich neben ihm. Nicht so dicht das es auffällig wäre, doch auch nicht so weit entfernt, das er ihn nicht mit einem schnellen Schritt erreichen konnte. Schon nach wenigen Minuten spürte er die ersten der Werwölfe. „Sie sind schnell.“ Ercole nickte bei den leise gemurmelten Worten des Tigers. Doch es dauerte noch einige Zeit, bis sich die Ersten von ihnen blicken ließen. Gerade als sie von einer Straße in die nächste einbiegen wollten, verstellten ihnen zwei Wölfe den Weg. Ratan musterte sie überheblich. Das waren Gebissene was für eine Beleidigung für ihn. Immerhin war er ein Reiner, da konnte man ihm ruhig etwas besseres schicken. „Halt. Was wollt ihr hier?“ „Wir?“ Der Blondhaarige sah zuerst sie fragend an und dann Ercole. „Wir sind nur unschuldige Touristen, die sich Athen bei Nacht ansehen wollen.“ „Ihr seid Wertiger.“ Der eine Gebissene sah sie erbost an. „Ach wirklich? Wer hätte das gedacht? Wir sind Wertiger, hast du etwas davon gewusst Ercole?“ Gespielt erstaunt sah er seinen Schüler an. Dieser schüttelte nur den Kopf. „Nein, das war mir völlig unbekannt, aber wenn sie es sagen…“ Es war bestimmt nicht am Geschicktesten die Beiden vor sich zu reizen, doch sie wollten auch Ärger. Immerhin mussten sie ganz nach oben. Einer der Zwei knurrten auch schon, doch der Zweite legte ihm beruhigend eine Hand an die Schulter und schüttelte den Kopf. „Wir werden euch zum Rat bringen, der wird entscheiden was mit euch geschieht.“ „Wenn es sein muss.“ Es war ja nicht so als ob sie eine Wahl hätten bei der Übermacht, die im Dunkeln um sie lauerte. Obwohl ihm statt dem Rat die Ältesten ja lieber gewesen wären. Es würde sich auch gehören. Schließlich waren sie Wertiger, die Bedrohung ihrer Spezies, die Teufel, die sie bekämpfen mussten. Oder so ähnlich. Aber dann gab er sich eben mit dem Rat zufrieden. Man durfte eben nicht wählerisch sein. Die zwei Gebissenen führten Ercole und ihn durch einige Straßen, bis ersichtlich wurde, das sie sich den etwas reicheren Gegenden näherten. Vor einem der Häuser blieben sie stehen und klopften an. Das war intelligent. In dieser Gegend würde nie jemand adlige Werwölfe vermuten. So sollte es seine Rasse auch machen, aber sie zogen ja protzige Villen vor. Selbst als Treffpunkt mit dem Rat. An der Tür wurde ein Guckloch geöffnet und gleich darauf folgte die Tür. Einer der Wölfe deutete ihnen hineinzugehen und Ercole und er folgten dieser Aufforderung. „Ist der Rat anwesend?“ Einer ihrer Wächter sah den Türwächter fragend an. Dieser schüttelte den Kopf. „Es ist keine Sitzung des Rates anberaumt. Doch die Ältesten haben heute eines ihrer monatlichen Treffen.“ „Ausgezeichnet, wir haben hier zwei Wertiger für sie.“ Damit gab der Wolf Ercole einen leichten Stoß, der darauf wütend knurrte. Der Wächter musterte sie kritisch und nickte dann. „Führt sie zu ihnen.“ Damit wurden sie durchgelassen und durch einige Gänge geführt. Das Gebäude wirkte wesentlich größer, als es von außen den Anschein hatte. Vor einer wuchtigen Eichentür blieben sie stehen. Einer ihrer Wärter knurrte einem der Wächter neben der Tür etwas zu. Dieser nickte und öffnete einen Flügel der Tür um in den Raum zu schlüpfen. Wenige Minuten später kam er wieder heraus. „Wir werden sie hineinbringen. Ihr werdet für eure Mühen entlohnt werden.“ Für diese Feigheit gab es auch noch eine Belohnung? Die Zwei hatten sich das doch nur getraut, weil sie eine ganze Übermacht in ihrem Rücken gehabt hatten. In dieser Hinsicht waren die Wölfe eindeutig zu freizügig. Doch Ratan hatte eine wichtigere Aufgabe als sich darüber den Kopf zu zerrechen. Nun konnte er doch vor den Ältesten vorsprechen. In dem Raum saßen an einem breiten Tisch vierzehn Werwölfe. Männchen ebenso wie Weibchen, wenn diese auch deutlich in der Unterzahl waren. Interessierte, ebenso wie hasserfüllte Blicke trafen sie. Einer der männlichen Wölfe richtete zuerst das Wort an sie. „Mein Name ist Jalyn. Wer seid ihr und was macht führt euch nach Athen?“ Das war dann wohl der Sprecher. Ratan verneigte sich leicht. „Ich grüße euch. Mein Name ist Ratan, wobei mein Nachname nichts zur Sache tut, da ich mich von meiner Familie losgesagt habe. Das ist mein Schüler Ercole.“ Das war gut und sogar teilweise richtig. Er hatte sich von seiner Familie ja auch losgesagt, wobei diese noch nichts davon wusste. Doch da er es so hielt als wüssten sie es, war es wohl richtig so. „Das Anliegen das uns zu euch führt ist leider von ernster Angelegenheit. In unserer Begleitung ist ein Angehöriger eurer Rasse, der unbedingt einen Schamanen benötigt.“ Ein leises Raunen wurde laut und einige der Wölfe steckten die Köpfe zusammen, um miteinander zu reden. Jalyn sah sie hingegen weiter an. „Erklärt.“ „Wir hatten einen kleinen Zusammenstoß und er ist weggelaufen. Bei der überstürzten und unnötigen Flucht gab es einen Unfall und seitdem wacht er nicht mehr auf.“ Ratan war sich nicht so sicher ob er das nun richtig formuliert hatte. Das klang ja wirklich so als wären sie daran Schuld. „Wer ist der von dem ihr sprecht?“ Dem Werwolf sah man keinerlei Gefühlsregung an, so das man nicht merkte was er dachte. „Sein Name ist Kobe…“ Ratan stockte, da ihm auffiel das er Kobes Nachnamen gar nicht kannte. Das könnte Probleme geben. Wie sollte man ihn da zuordnen? „Kobe? Das ist keiner von uns, er ist nur ein Mischling.“ Ein anderer Werwolf mit braunen Haaren hatte nun das Wort ergriffen. „Schweig Hector. Das tut nichts zur Sache er gehört trotzdem zu uns.“ Eine Frau mit blonden Haaren sah den Sprecher wütend an. „Er ist nur ein Mischling tiefer als jeder Gebissene.“ Die Frau knurrte daraufhin nur gefährlich. „Nicht ein Wort mehr, ich warne dich.“ „Ruhe ihr Zwei.“ Jalyn sah die beiden streng an. Dann wand er sich an einen der Wächter. „Holt seinen Vater. Das geht in erster Linie ihn an.“ Dieser nickte und verschwand aus dem Raum. Ratan verstand die plötzliche Aufregung nicht. Wer war Kobe, das ihn jeder kannte? Was hatte ihm der Mischling nur verschwiegen? Gut sie hatten nicht über seine Familie geredet zumindest nicht direkt, doch das war doch etwas viel Aufhebens wegen eines Wolfes. Wer also war bei seiner Familie? „Warum rufst du ihn? Er ist Mitglied im Rat und nicht in unserem Kreis.“ Hector sah Jalyn wütend an. Dieser schüttelte nur den Kopf. „Es ist sein Sohn was in dieser Sache zu geschehen hat, liegt nicht bei uns.“ Rat? Also das erklärte in Ratans Augen einiges. Wenn sein Vater Ratsmitglied war, dann war es nur verständlich weshalb ihn jeder kannte. Das Lösegeld für ihn wäre sicher sehr hoch ausgefallen, doch das verschwieg er Ercole lieber und die Handelsvereinbarungen für ihn wären eine sichere Sache gewesen. Es dauerte einige Zeit in der die Streitereien weitergingen, bevor sich die Tür wieder öffnete. Ratan wand den Kopf um und war ehrlich erstaunt. Dort in der Tür stand ein Mann, der Kobe wirklich sehr ähnlich sah. Das Einzige das nicht passte, waren die Augen, die hellblau und nicht grün waren. Doch sonst sah er aus wie eine ältere Ausgabe von Kobe. Er trat vor die Gruppe der Werwölfe und verbeugte sich leicht. „Ich grüße euch Älteste. Schwiegervater.“ Er wand sich leicht zu Hector. Danach verbeugte er sich vor der Frau, die zuvor mit Hector gestritten hatte. „Mutter.“ Bei Jalyn lächelte er, bevor er sich abermals verbeugte. „Und auch dich grüße ich Vater.“ Also wenn das keine Überraschung war. Nicht nur das Kobes Vater im Rat war. Nein, seine Großeltern waren sogar Älteste. Wie konnte ein Mann mit dieser Familie nur eine so niedrige Einschätzung von sich selbst haben, wie Kobe sie hatte? Für Ratan war das unbegreiflich. „Aleka, ich habe dich rufen lassen, weil wir Gäste haben. Diese zwei Wertiger sagen das Kobe in ihrer Begleitung ist.“ Aleka wand sich lächelnd zu ihnen um. „Kobe ist hier? In Athen, das ist ja eine Überraschung.“ „Ja, das ist er. Leider geht es ihm nicht so gut. Er braucht einen Schamanen.“ Ratan senkte den Kopf leicht. Das war ja ein Sonnenschein, das merkte er schon an diesen wenigen Worten. Noch weniger begriff er wie Kobe bei einem solchen Vater so werden konnte, wie er war? „Wirklich? Nun dann sollten wir gehen.“ Aleka machte ein wedelnde Handbewegung, die ihnen deutete zur Tür zu gehen. „Es ist wirklich dringend, das wir einen Schamanen mitnehmen.“ Ratan sah nun wieder Aleka an. Verstand er nicht, das sein Sohn wirklich auf die Hilfe einen Schamanen angewiesen war? „Wo ist das Problem. Oh.“ Der Rotblonde nickte verstehend. „Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Aleka, Vater von Kobe. Ratsmitglied und Schamane. Das ist alles was ihr wissen müsst und nun bringt mich zu meinem Sohn.“ Hier folgte eine Überraschung auf die nächste, doch was machte das schon? Immerhin vereinfachte es alles um einiges. Ratan beschloss es ab nun einfach hinzunehmen. Das waren Wölfe, da lief einiges anders. Kurz bevor sie durch die Tür gingen, erhob noch einmal Hector das Wort. „Aleka das billige ich nicht und Katrein sicher auch nicht!“ Aleka wand sich um und sah Hector gelassen an. „Ich respektiere dich Schwiegervater. Als Ältesten ebenso wie als Vater meiner Frau. Doch Kobe ist mein Sohn und deine Tochter hat das akzeptiert und kann damit leben. Du solltest ihrem Beispiel folgen, denn ich werde mich nie und für niemanden auf dieser Welt von ihm lossagen.“ Damit schloss er die Tür hinter sich und lächelte den beiden Tigern wieder zu. „Gut, dann sollten wir gehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)